Stoßtrupp in die Wüste (Italien, Frankreich 1978, Originaltitel: Strategia per una missione di morte)
Stußtrupp in den Irrsinn
Harte Verhandlungen in Libyen. Die Wüstensöhne wollen einem Ölkonzern ungünstige Vertragsbedingungen aufzwingen, der Konzern lässt den Verhandlungsführer zur Strafe in die Luft sprengen. Damit nicht genug, die Herren beauftragen den knallharten Spezialisten Richard Benson (Richard Harrison), der mit einer kleinen Truppe eine Lagerstätte in Libyen zerstören soll. Wo kämen wir denn hin, wenn plötzlich die gierigen Kopftuchträger die Bedingungen diktieren dürften!? Für Benson und seine Mannschaft wird dieses Unternehmen alles andere als ein kleiner Spaziergang durch die Wüste, denn in Libyen ist man bereits vorgewarnt, rechnet mit der Ankunft des Sprengkommandos...
Luigi Batzella geniesst unter Fans des italienischen Genrekinos einen speziellen Ruf (ich empfehle die Sichtung seines Streifens "Nuda per Satana" (1974). "Stoßtrupp in die Wüste" zeigt den fiesen Arabern wo der Hammer hängt, witzigerweise agieren Mitglieder der westlichen westlichen Hemisphäre mit terroristischen Mitteln. Wer nun ein wüstes Feuerwerk aus Action und Spannung erwartet, der wird sich spätenstens nach fünfzehn Minuten mit Grausen abwenden.
Bereits die Sprengung des "Hotels" ist ein herrlicher Witz. Aus irgendeinem Archiv hervorgekramt, sehen wir den Einsturz eines völlig abgewrackten Gebäudes, in dem mit Sicherheit seit Jahren niemand mehr residierte. Nun kommt auch schon Richard Harrison ins Spiel, schliesslich ist er der richtige Mann für schwierige Fälle. Er trifft auf seine alte Bekannte Lorna (Florence Cayrol), mit der er zunächst einige Stößchen plaudert. Zusätzlich gibt es einen Rückblick nach Paris, wo sich Benson und Lorna einst kennenlernten. Irgendwann taucht auch der Rest der Truppe auf, inklusive Gesichtsruine Gordon Mitchell. Per Ruderboot (!) reist man illegal in Libyen ein, hofft dort den zuständigen Verbindungsmann zu finden (einen wirren Franzosen mit Zigarettenwerbung auf dem Käppi). So arbeiten Profis, eine durchdachte Organisation der Operation ist offensichtlich nicht ansatzweise nötig. Vielleicht wird der Handlung auch durch die deutsche Synchronisation jeglicher Sinn entzogen, Spass machen die debilen Dialoge ohne Zweifel. Stösst des Kommando auf Wüstenbewohner, ist Ärger angesagt, glücklicherweise sind die Kamelfritzen aber noch bekloppter als unsere Helden. Wird es ganz besonders brenzlig, packt Lorna ihre Möpse aus, da kann kein Fürst der Wüste widerstehen. Florence Cayrol ist (neben Mr. Cool Harrison) die Attraktion der Sause, die Dame macht sich ständig nackig, selbst in völlig unpassenden Situationen. Wie würdet ihr ein "Krisengebiet" auskundschaften? Klar, runter mit den Klamotten, nackt durch die Steinwüste rennen, Lorna hat es drauf. Erst durch Lorna bekommt der Begriff "Stoßtrupp" überhaupt einen tieferen Sinn. Während der Actionszenen tritt die Unfähigkeit der Verantwortlichen besonders anschaulich in den Vordergrund, man muss es selbst gesehen haben, traut euch ran! Die Krönung kommt in Form zahlreicher Anschlussfehler daher, wilde Wechsel zwischen Tag und Nacht gehören bei Batzella zum Standard.
Richard Harrison! Ein Mann wie ein Baum, der Held für alle Fälle, die B-Movie Ikone schlechthin! Harrison prügelt und ballert jeden Gegner weich, nagelt jeder Dame den Verstand aus dem Hirn (wie schade, dass er hier nur eine Anwärterin zur Verfügung hat). Gordon Mitchell bleibt eher unscheinbar, wirkt hüftsteif und gelangweilt. Diverse Knallschoten füllen das Ensemble auf, es wäre überflüssig alle Namen aufzulisten. Lediglich Florence Cayrol verdient besondere Erwähnung, obschon sich ihre Vorzüge sich nicht unbedingt durch schauspielerisches Talent manifestieren.
"Stoßtrupp in die Wüste" ist purer Murks. Wie steht es so schön auf dem Cover der DVD geschrieben:
Inferno eines gigantischen Unterganges. Ein Inferno des Schwachsinns erwartet den Zuschauer ohne Frage, jeglicher Anflug von Talent erlebt einen gigantischen Untergang. Selten war ein Cover ehrlicher, vielen Dank! Was soll dieser Blödsinn überhaupt? Benötigte Reemtsma ein Abschreibungsobjekt, oder warum taumelt der hirntote "Franzose" mit einem entsprechenden Käppi (später sogar mit Käppi und Jacke) durchs Bild? Was kümmert es mich? Ehrlich, wer kein Herz für groben Unfug hat, der sollte einen weiten, weiten Bogen um dieses Gewürge machen. Zwar bin ich sinnlosen und miesen Filmen zugeneigt, doch nicht jeder schlechte Flick kann mich unterhalten
(so weit ist es noch nicht gekommen, die Betonung liegt auf dem Wörtchen "noch"). Der umnachtete "Stoßtrupp" hat mein Herz im Sturm erobert. Schon während der Sichtung hatte ich jede Menge Spass, noch Stunden später überkamen mich Lachanfälle, die eine entspannte Nachtruhe verhinderten.
Die DVD des Ramschlabels Starmedia ist gar nicht so übel. Leider liegt das Bild nicht anamorph vor, doch selbst aufgezoomt ist es noch gut anschaubar. Bedenkt man den günstigen Preis -die Scheibe gibt es quasi "für lau"- kann man mit der DVD sehr gut leben. Die Zielgruppe wird sich sowieso kaum für die Bildqualität interessieren. Von den Glanztaten des italienischen Genrekinos ist "Stoßtrupp in die Wüste" unendlich weit entfernt. Mich konnte dieser Italo-Trasher überzeugen, ich bin regelrecht begeistert. Aus Rücksicht auf eure Nerven verzichtete ich auf die übliche Bewertung per Zahlenraster. Wer ohne diese Seuche keine Befriedigung erfährt, möge bitte auf die Schreibweise meines Lieblingswortes achten:
Knuuuuuuuuffig
Lieblingszitat:
"Hor mal zu du Arsch, ich war in der Legion Hilfsarzt!"