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Re: Welche DVD gab's zuletzt (im Player)?

Verfasst: Fr 14. Okt 2011, 22:21
von Blap
bersi hat geschrieben:...und hat das Blap jetzt die Kontrolle über den Dorfpöbel wieder errungen ??
Ich bin der Dorfpöbel. :mrgreen:

Re: Welche DVD gab's zuletzt (im Player)?

Verfasst: Fr 14. Okt 2011, 23:32
von Nubox481fan
Rango (BD)

Animationstechnisches Feuerwerk.

Einigermaßen amüsant mit zwischenzeitlichen Längen.

Rangiert bei mir knapp hinter Wall-E obwohl animationstechnisch noch raffinierter. Allerdings ist Wall-E noch knuffiger.

8.7 genretechnische Punkte

Re: Welche DVD gab's zuletzt (im Player)?

Verfasst: Sa 15. Okt 2011, 00:24
von Blap
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Kleine Hartbox von Eyecatcher, Cover A


Blutiger Schweiss (Italien 1976, Originaltitel: Poliziotti violenti)

Der unbeugsame Eckschädel

Major Altieri (Henry Silva) stellt gern unbequeme Fragen, will illegale Machenschaften innerhalb des Militärapparates aufdecken und anprangern. Seinen Vorgesetzten passt diese Gangart nicht in den Kram, daher wird der lästige Offizier von Rom in Richtung Mailand abgeschoben. Immerhin lernt er während einer Zugfahrt die attraktive Anna (Silvia Dionisio) kennen, auf dem beruflichen Abstellgleis möchte er dennoch nicht versauern. Als Schurken vor seinen Augen einen kleinen Jungen entführen wollen, greift Altieri beherzt ein, rettet das Kind aus den Fängen der brutalen Verbrecher. Freilich lässt sich die lokale Unterwelt eine solche Frechheit nicht bieten. Altieri kassiert wenig später eine heftige Abreibung, die ihm eine lädierte Visage samt Krankenhausaufenthalt einbringt. Während man ihm die Kauleiste mit Anlauf verschönerte, bemerkte der geschundene Major eine beunruhigende Ungeuerheuerlichkeit. Die Gangster waren mit neuen Automatikwaffen ausgestattet, auf die bisher offiziell lediglich die Armee zu Testzwecken Zugriff hatte. Kommissar Tosi (Antonio Sabato) zeigt sich als zuständiger Ermittler zunächst wenig erfreut über Major Altieris Eifer, doch nach und nach lernen sich die Streiter für Recht und Ordnung schätzen, ziehen tatkräftig an einem Strang...

Denkt der Fan an die kernigen italienischen Polizeifilme der siebziger Jahre, kommen ihm vermutlich sofort klangvolle Namen wie Umberto Lenzi und Fernando Di Leo in den Sinn, denn diese Regisseure fügten dem Genre einige seiner grössten Klassiker hinzu. Michele Massimo Tarantini mag nicht zur ersten Garde der Poliziesco-Macher zählen, ein Streifen wie "Blutiger Schweiss" -der früher auch unter den besser gewählten Titel "Die Ratten von Milano" bekannt war- ist für jeden Freund dieser Filmgattung gleichwohl unverzichtbar.

Neue Aspekte kann der Flick nicht unters Volk bringen. Egal ob Drebuch, Inszenierung oder Darsteller, Tarantini und seine Mannschaft bedienen sich bekannter und bewährter Zutaten. Oft mutet "Blutiger Schweiss" wie "Lenzi-light" an, ohne dabei die Qualität des Meisters zu erreichen. Es wird geballert und geprügelt, geraubt und geschändet, selbstredend wird nicht auf geschrottete Autos und rasende Motorräder verzichtet. Hin und wieder geht es blutig zur Sache, der gewaltsame Tod unbeteiligter und harmloser Passanten untermauert die klare Ansage: In der Stadt ist das Pack unterwegs, brave Bürger müssen ständig und überall um ihr kleines Leben fürchten! Angenehmerweise tritt die Sause nicht ständig mit voller Wucht auf die Tube, immer wieder nimmt sich Tarantini Zeit für ruhige Einstellungen, stellt die (durchaus vorhandene) Schönheit der Stadt kurzzeitig in den Vordergrund. So lässt er seinen Helden Major Altieri durch ein stimmungsvoll beleuchtes Altstadtambiente schreiten, bricht den kleinen Anflug von Großstadtromantik aber sofort auf, kehrt ihn in die räudig-überzeichnete Polizieso-Realität um. Ihr ahnt es bereits, plötzlich taucht eine Horde fieser Fratzen auf, vermöbelt den unerwünschten Störenfried nach allen Regeln der Kunst. Klar, von solchen Bestrafungsaktionen lässt sich ein Recke wie Major Altieri nicht unterkriegen, mit zunehmendem Gegenwind schwillt der Kamm des Militärschädels heftiger und heftiger an.

Damit sind wir bereits beim üblichen Blick auf die Riege der Schauspieler angekommen. Henry Silva gehört ohne Zweifel zu den ganz grossen Namen des Genres. Sein markantes Gesicht prägt sich sofort nachhaltig ein, sein minimalistisches und effektives Spiel hat verständlicherweise noch immer viele Freunde, auch ich bin ein bekennender Verehrer des ruppigen Eckschädels. Egal ob sich Silva als Bulle um einen durchgeknallten Schwerverbrecher kümmern muss (Der Berserker, 1974), oder ob er selbst als Drecksack auf den Putz (und die bemitleidenswerte Frau Bouchet) haut (Die Rache des Paten, 1974), Henry Silva bleibt immer in Erinnerung, kann den Filmen seinen Stempel aufdrücken, zumindest eine eindeutige Duftmarke hinterlassen. Später setzte er ultraharten Superduperkampfbartklopskloppern wie Chuck Norris (Cusack - Der Schweigsame, 1985) und Steven Seagal (Nico, 1988) zu, fegte zuvor mit dem stählernen Besen durch die zerstörte Bronx (The Riffs II - Flucht aus der Bronx, 1983). Vor lauter Begeisterung möchte ich weitere Glanztaten des Herrn Silva aufzählen, doch das würde den Sinn dieses Beitrages sprengen (Lieber Chuck, lieber Steven. Nehmt mir die freundliche Umschreibung nicht übel, ich liebe euch, das wisst ihr doch!). Silva agiert in "Blutiger Schweiss" üblich, selten huscht fast ein kleines Lächeln über sein Gesicht, zeigt sich ein Anflug von Milde. Antonio Sabato hat als Co-Held keinen leichten Stand gegen die Präsenz Silvas, macht seinen Job dennoch gut, bleibt gleichzeitig aber weit von der Explosivität eines Maurizio Merli entfernt (was sich nicht als schädlich erweist, ich möchte lediglich keine "falsche" Erwartungshaltung erzeugen). Silvia Dionisio durchlebte "Horror-Sex im Nachtexpress" (1979), erlebte "Eiskalte Typen auf heißen Öfen" (1975). Als Freundin des Helden lebt sie nicht nur in ständiger Sorge um ihren Liebsten, sie wird mit in den Strudel der Gewalt gesogen, wird so zur Antriebsfeder der finalen Eskalation aus Zorn und Gewalt. Dionisio zeigt sich hier als eher biedere und unauffällige Durchschnittsfrau, kann ihre grosse Attraktivität aber erfreulicherweise nie verstecken. Schon ein Blick in ihre Augen beschleunigt meinen Puls, daran ändert die brav-dezente Anlage ihrer Rolle nichts (Lustgreise aller Länder, hechelt mit mir!).

Die übrigen Gestalten suhlen sich vornehmlich im Sumpf des Verbrechens, kleine und mittelgrosse Schweinebacken treiben den Zornespegel der Helden ausdauernd in die Höhe. Überall regiert die Verdorbenheit, korruptes Pack in den Büros, brutaler Pöbel auf der Strasse. Wie bringt es einer der Schweinepriester sinngemäß auf den Punkt: "Alle sind koruppt, nur der Preis ist unterschiedlich". Vielleicht hätte ein echter Antagonist dem Film zusätzliche Reize verliehen, allerdings erfüllt die konturarm wabernde Verbrecherflut ihren Zweck, unterstreicht die geringen Erfolgsaussichten der Aufrechten. Da passt dann auch das Finale pefekt ins Bild, über dessen Verlauf ich mich allerdings nicht auslassen werde.

Michele Massimo Tarantini hat dem Genre mit "Poliziotti violenti" keinen Höhepunkt zugefügt. Solides Handwerk und schmackhafte Ingredienzien vereinen sich zu einem unterhaltsamen Beitrag für Liebhaber, Neulinge werden nicht abgeschreckt, finden aber bei Lenzi und/oder Di Leo geeignetere Einstiegsdrogen. Den Score steuerten übrigens die De Angelis Brüder bei, daher wird auch in dieser Disziplin guter Stoff aufgeboten. Dank der DVD aus dem Hause Eyecatcher liegt der Film in ansprechender Verfassung vor, neben der deutschen Synchronisation befinden sich auch der italienische Originalton und die englische Variante an Bord. Im Bonusbereich gibt es Trailer zu weiteren Titeln des Labels zu bestaunen. Ursprünglich wurde die Scheibe in Hartboxen ausgeliefert, inzwischen dient ein herkömmliches Amaray-Case als Verpackung. Über die Seriösität der Label Eyecatcher, NEW (usw.) wurde bereits häufig diskutiert, ich will mich an dieser Stelle nicht dazu äussern.

Zieht man die Spitze des Genres zum Vergleich heran, müsste sich dieser Streifen mit einer Bewertung im Bereich 6-6,5/10 begnügen. Durch meine stets freundlich eingefärbte Fanbrille erblicke ich jedoch eine kleine 7/10 (gut).

Lieblingszitat:

"In dieser verdammten Stadt scheint es nur Gewalt zu geben."

Re: Welche DVD gab's zuletzt (im Player)?

Verfasst: Sa 15. Okt 2011, 07:43
von pleio
Blap hat geschrieben:Es war ein paar Tage auf Reisen... ;)

Hier geht es selbstverständlich bald weiter!
"gefällt mir" :D

Re: Welche DVD gab's zuletzt (im Player)?

Verfasst: Sa 15. Okt 2011, 09:03
von Kaddel64
pleio hat geschrieben:
Blap hat geschrieben:Es war ein paar Tage auf Reisen... ;)
Hier geht es selbstverständlich bald weiter!
"gefällt mir" :D
:text-+1:

Re: Welche DVD gab's zuletzt (im Player)?

Verfasst: So 16. Okt 2011, 13:09
von Blap
Die Fortsetzung der "Mega-Derrick-Sause"

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Derrick Collectors Box 6 (Folge 76-90)


Folge 81 - Kein Garten Eden (Deutschland 1981)

Ingo Rolfs (Markus Boysen) taucht im Büro von Derrick, Klein und deren Sklaven auf. Der junge Mann berichtet von schriftlichen Morddrohungen gegen seinen Stiefvater Rudolf Voss (Thomas Holtzmann). Ingo will nichts mit diesen Briefen nichts zu haben, allerdings nehme der Gatte seiner Mutter die Drohungen nicht ernst. Weil sein Verhältnis zu Rudolf Voss sehr angespannt ist, will der Stiefsohn bereits im Vorfeld einer eventuellen Straftat jede Schuld von sich weisen. Als Harry die Wohnung von Voss betritt, findet er dort dessen Leiche vor. Sofort fällt der Verdacht auf Ingo Rolfs, seine Mutter Nadine (Ellen Schwiers) hält ihren Sohn jedoch für unschuldig, zu einer derartigen Tat unfähig. Ulrich Reber (Michael Degen) und seine hübsche Gattin Ute (Rita Russek) wohnen über Voss, im Gemäuer knisterte es gewaltig. Die Kriminalbeamten tauchen in ein verzwicktes Beziehungskonstrukt ein, in das offenbar alle Bewohner des Hauses verstrickt sind...

Markus Boysen spielt den eifersüchtigen, milchbärtigen Sohnemann sehr gut, pendelt gekonnt zwischen Nervosität, Unsicherheit und Wut umher. Ellen Schwiers bleibt zurückhaltend, hat ihre stärksten Szenen während der Rückblenden, in denen sie mit Thomas Holtzmann agiert. Holtzmann zeigt uns ein tragisches Opfer, getrieben von der Sehnsucht nach Liebe und Zärtlichkeit, dabei zunächst durchaus um ein gutes Verhältnis zu seinem Stiefsohn bemüht. Rita Russek werden viele Zuschauer aus der ZDF-Reihe "Wilsberg" kennen, die 1952 geborere Schauspielerin ist noch immer eine attraktive Frau. In den frühen achtziger Jahren war dies nicht anders, doch mir gefällt nicht nur die anziehende Optik der Russek, auch ihre Darbietung der "kokett-naiv-verdorbenen" Ute Reber ist großartig. Derricks Dauersklave Berger (Willy Schäfer) ist wieder für ein paar kleine Schmunzler gut. Er wird von seinem Chef "Tippse" genannt, verhält sich erstaunlich unterwürfig und grenzdebil.

"Kein Garten Eden" präsentiert uns eine Gruppe Menschlein, die allesamt auf der Suche nach Nähe, Zuneigung und Anerkennung sind. Letztlich kommt keiner zum Zuge, bleiben allen Charakteren bestenfalls kurze Momente des Glücks. Derrick veranlasst diese Tatsache zu philosophischen Ausführungen, die er uns in den letzten Sekunden der Folge in die Ohren massiert. Besonders wird dieser Beitrag zur Reihe durch den teils grotesk anmutenden Umgang der zentralen Charakte miteinander, einer seltsamen Mischung aus Gedankenlosigkeiten und Begierden, der stetigen Überbewertung der eigenen Bedürfnisse, bei gleichzeitiger (bewusster und/oder unbewusster) Herabwürdigung der anderen Beteiligten. Diverse Schludrigkeiten (Schatten des Mikrofons, kleine Anschlussfehler) muten ebenfalls ungewöhnlich an, da die Reihe ansonsten durch solides Handwerk geprägt wird. Zur musikalischen Untermalung dient Trompetenterror, nebenbei kommen Pink Floyd mit Auszügen aus ihrem grandiosen Album "Wish You Were Here" zum Zuge. Günter Gräwert inszenierte einen kantigen und erfrischenden Beitrag. Kein Höhepunkt, dennoch sehr sehenswert.

7/10 (gut)

Re: Welche DVD gab's zuletzt (im Player)?

Verfasst: So 16. Okt 2011, 18:04
von hank_chinaski
Unknown Identity
Solide aufgebauter Thriller mit guter Action und - natürlich für Berliner schön zu sehen - rasante Jagten/Szenen durch und in Berlin.

Bunraku
Matial Arts in Sparta/Sin City-Manier mit solider Besetzung.
Bildästetik: Top
Musik/Klang/Ton: Top
Story: banal
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Re: Welche DVD gab's zuletzt (im Player)?

Verfasst: So 16. Okt 2011, 22:26
von Blap
Die Fortsetzung der "Mega-Derrick-Sause"

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Derrick Collectors Box 6 (Folge 76-90)


Folge 82 - Eine ganz alte Geschichte (Deutschland 1981)

Arne Reuter (Mathieu Carrière) berichtet Derrick und Klein von einem Mord. Bei dem Opfer soll es sich um Reuters Onkel handeln, den vermeintlichen Täter kann der junge Mann ebenfalls nennen. Allerdings fand die Tat bereits 1946 statt, als die damalige Zonengrenze häufig illegal überschritten wurde. Laut Arne Reuter hat ein gewisser Alfred Answald (Herbert Fleischmann) den Mord verübt, um auf diese Weise in den Besitz wertvoller Edelsteine zu gelangen, die das Opfer über die Grenze schmuggeln wollte. Answald lebt mit seiner Frau Andrea (Elisabeth Wiedemann) und den beiden gemeinsamen Kindern Almuth (Verena Peter) und Erwin (Sascha Hehn) in München, die Familie führt ein glückliches Dasein und ist offenbar wohlhabend. Reuter hat ein altes Vernehmungsprotokoll an sich gebracht, tatsächlich wurde Alfred Answald damals zu dem besagten Mordfall vernommen. Jedoch wird Answald durch dieses Protokoll nicht belastet, zunächst ergeben sich keine ernsthaften Verdachtsmomente. Da Arne Reuter sehr fanatisch und gleichzeitig mit kalter Berechnung vorgeht, weist Derrick den selbsternannten Ermittler mehrfach in die Schranken. Nach und nach rückt Reuter mit weiteren Informationen raus, während der bedrängte Answald zunehmend in Panik gerät...

Mathieu Carrière ist wie geschaffen für die Rolle des "gnadenlosen Rächers", der ohne Rücksicht auf Verluste seiner Version von Gerechtigkeit zum Sieg verhelfen will. Der völlige Verzicht auf übliche Gewaltandrohungen lässt den Charakter Arne Reuter keinesfalls schwächer wirken, sein scharfer (aber auch blindwütiger) Verstand erweist sich als weitaus gefährlichere Waffe. Sein Gegenspieler wird von Herbert Fleischmann nicht minder grandios gespielt, der Verfall des erfolgreichen Geschäftsmannes und glücklichen Familenvaters gelingt Fleischmann absolut fantastisch. Elisabeth Wiedemann darf erneut unterstreichen, dass sie mehr kann als "Else Tetzlaff" (obwohl ich sie in Folge 58 (Tandem) sogar noch beeindruckender fand). Ihrem Gatten den Vornamen Alfred zu verpassen, werte ich als gelungenes Witzchen des Autors. Verena Peter und Sascha Hehn runden das sterbende Familienidyll ab, bleiben aber stets in der zweiten Reihe, sie präsentieren sich als solide Nebendarsteller. Berger ist diesmal sogar zu eigenen Gedankengängen fähig, erweist sich als brauchbarer Handlager seiner Meister Derrick und Klein.

"Eine ganz alte Geschichte" punktet massiv durch das sehr starke Ensemble, ich verneige mich vor Mathieu Carrière und Herbert Fleischmann. Eine glückliche Familie wird innnerhalb weniger Tage zerstört, niemand kann Arne Reuter stoppen. Ab einem bestimmten Zeitpunkt kann Derrick die Täterschaft des beschuldigten Answald nicht ausschliessen, muss aus unterschiedlichen Gründen am Ball bleiben. Tappert darf Carrière mehrfach harsche Ansagen machen, das Finale hält dem Zuschauer einen "riesigen Mahnzeigefinger" vor die Nase, stürzt aber dennoch (und erstaunlicherweise) nicht in moralinsaure Gefilde ab. Zbynek Brynych legt eine starke Folge vor, lässt den gepeinigten Herbert Fleischmann nahezu jede mögliche Stimmung durchleben, durchleiden. Ein Fall für die vorderen Ränge des "Derrick-Universums", zunächst belasse ich es bei dicken

7,5/10 (gut bis sehr gut)

Re: Welche DVD gab's zuletzt (im Player)?

Verfasst: Mo 17. Okt 2011, 22:54
von Blap
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Werwolf - Der Kuss der Bestie (USA 1990, Originaltitel: Meridian)

Full Moon im Schongang

Gina (Charlie Spradling) arbeitet in Italien, momentan restauriert die junge Künstlerin alte Gemälde. Catherine (Sherilyn Fenn) ist die Erbin eines mittelalterlichen Schlosses, gelegen in einer malerischen Ecke des Stiefellandes. Nach längerer Zeit sehen sich die Freundinnen endlich wieder, Gina folgt Catherines Einladung auf deren Anwesen. Als ein kleiner Wanderzirkus ganz in der Nähe eine Vorstellung gibt, überredet Gina die skeptische Catherine zum Besuch der Show. Da Gina von den Zirkusleuten begeistert ist, lässt sich die noch immer skeptische Catherine auf Drängen ihrer Freundin darauf ein, alle Mitglieder des Ensembles zu einem üppigen Mahl auf das Schloss zu bitten. Besonders der rätselhafte und charismatische Lawrence (Malcolm Jamieson) regt die Phantasie der Damen an, unbemerkt mischt man Catherine und Gina ein berauschendes Mittel in den Wein. Die Schlossherrin erlebt eine unfassbare Nacht, im Rauschzustand glaubt sie von einer haarigen Bestie geliebt zu werden. Am nächsten Morgen sind beide Frauen zerknirscht, der Zirkus scheint weitergezogen zu sein, Gina verlässt das Schloss und stürzt sich in ihre Arbeit. Catherine wird von erschreckenden Trugbildern gepeinigt, die vergangene Nacht wird nicht ihre letzte Begegnung mit Lawrence und dessen Begleitern gewesen sein. Welch fürchterliches Geheimnis umgibt den Magier und seine Truppe, welches Schicksal lauert auf Catherine...???

(Nicht nur) unter dem Full Moon Banner hat Charles Band zahlreiche Filme produziert und teilweise inszeniert, Band war bereits zuvor ein sehr umtriebiger Filmemacher. Full Moon bereicherte die bunte Welt der B-Movies um schöne Beiträge, als Beispiele möchte ich die Reihen "Puppet Master" und "Subspecies" anführen. "Der Kuss der Bestie" (der Zusatz "Werwolf" taucht erst seit der Veröffentlichung der DVD im Titel auf) zählt zu den ruhigeren Werken der Filmschmiede, präsentiert sich erstaunlich zahm, "überwiegend seriös" und krawallarm.

Band drehte in Italien, nutzt geschickt die reichlich vorhandene Ausstrahlung der alten Gemäuer, in denen sich der grösste Teil der Handlung abspielt. Die malerische Umgebung wird weniger konsequent eingebaut, in dieser Hinsicht wäre eine Prise mehr Fingerspitzengefühl angenehm. Trotzdem gelingt der Aufbau einer stimmigen Atmosphäre, die hauptsächlich durch die dunkle Romantik der tragischen Liebesgeschichte abgerundet wird, ein angehmer Schuss Erotik thront als schmackhaftes Sahnehäubchen auf dem Geschehen. Der Name Charles Band steht häufig für groben Unfug, Trash und diverse Kaputtheiten. Dieser Beiträg schwimmt ein wenig gegen den Strom, lediglich die nicht wirklich gelungene Aufmachung des Werwolfs sorgt für unfreiwillige(?) Grinser. Zugegeben, die Story ist reichlich abgenudelt, wurde schon unzählige Male ausgeschlachtet, einen Preis für Kreativität verdient das Drehbuch sicher nicht. Dennoch sind manche Klischees und Dauerwürste immer wieder für einen netten Filmabend gut, daher schaue ich gern über den Mangel an Innovation hinweg.

Sherilyn Fenn wurde durch den grossen Erfolg der TV-Serie "Twin Peaks" in den frühen neunziger Jahren zum Star, der Hype um das attraktive Nachwuchstalent löste sich jedoch schnell in Wohlgefallen auf. Seither taucht die hübsche Sherilyn immer wieder in Fernsehproduktionen auf. Aus der ganz grossen Karriere wurde nichts, doch immerhin versank Frau Fenn nicht im Meer der bedeutungslosen Eintagsfliegen. Die Rolle der Catherine passt wunderbar zu ihr, denn sie baut hauptsächlich auf ausdrucksstarke Augen und einen schönen Körper. In diesen Disziplinen zählt Sherilyn Fenn ganz eindeutig zur Oberklasse, nebenbei umgibt sie stets der reizvolle Hauch einer verführerischen Mixtur aus Naivität und Verdorbenheit. Charlie Spradling kann zwar nicht mit der Ausstrahlung Fenns mithalten, passt aber optisch noch besser in mein Beuteschema. Reduziere ich mich auf einen triebgesteuerten Lustgreis (wie bitte, mehr ist da sowieso nicht?), hängt mir die Zunge bei Frau Spradling noch ein Stück weiter aus dem geifernden Schlund. Beide Damen haben in den erotischen Szenen die Gelegenheit ihre Reize ansprechend zu präsentieren (leider nicht mit-/auf-/unter-/ineinander). Nur kurzzeitig gleiten die Erotikszenen in Klamauk ab, warum hat man den haarigen Unhold nicht stilsicherer ausgeführt? Malcolm Jamieson füllt seine Doppelrolle ohne Fehl und Tadel aus, Phil Fondacaro peitscht als zorniger Zwerg durch die Kulissen, der vielbeschäftigte Vernon Dobtcheff wird jedem Filmfreund bekannt sein, er ist als Kirchenmann zu sehen. Hilary Mason soll nicht unerwähnt bleiben, sie wirkt als gute Seele des Schlosses mit, dient Sherilyn Fenn/Catherine als zuverlässiger Rettungsanker.

Statt durchgeknalltem Trash gibt es wohlgeformte Rundungen auf die Augen, gerne hätte Band seine anziehenden Damen häufiger ausziehen dürfen! Die Momente der Nacktheit muten nie allzu offensiv an, der Streifen setzt ganz eindeutig auf Erotik, nicht auf Sex. Die Altersfreigabe (FSK 18) verwundert, denn Möpse sind vermutlich auch ab 16 unbedenklich, Gewalt und Mettgut finden nahezu nicht statt. Die DVD aus dem Hause Voulez Vous geht in Ordnung, Pixelzähler und Technokraten sollten allerdings die Finger von dieser Veröffentlichung lassen. Im Bonusbereich findet der Fan ein paar Trailer und andere Kleinigkeiten, das Wendecover zeigt auf der Rückseite das schönere Cover des alten Tapes, kommt ohne den dicken "FSK-Flatschen" aus (oben ist das neue Cover abgebildet). Wer von Charles Band und Full Moon nicht genug bekommen kann, darf sich diese Scheibe ohne Bedenken in die Sammlung stellen, der günstige Kaufpreis sollte die Entscheidung positiv beeinflussen.

Kein Knüller, aber schöne Frauen und knuffiger Grusel haben bei mir zu jeder Zeit Kredit!

6/10 (obere Mittelklasse)

Lieblingszitat:

"Ein perfekter Körper. Sanft und klassisch."
(Das kann ich bestätigen! Hechel, sabber, stöhn...)

Re: Welche DVD gab's zuletzt (im Player)?

Verfasst: Di 18. Okt 2011, 23:09
von Blap
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#9 der Koch Media Western Collection


Der letzte Zug nach Durango (Italien, Spanien 1967, Originaltitel: Un treno per Durango)

Herr Steingesicht macht Spass

Gringo (Anthony Steffen) und Lucas (Enrico Maria Salerno) schlagen sich mühevoll durchs Leben, gerade haben sie einen erfolglosen Trip auf der Suche nach Platin hinter sich. Nun soll die Reise per Zug nach Durango führen, für die Tickets gehen Gäule und Knarren drauf, denn die Taschen des Duos sind völlig leer. Im Zug trifft Gringo auf die äusserst anziehende Journalistin Elène (Dominique Broschero), in die er sich Hals über Kopf verliebt. Plötzlich knallt und scheppert es gewaltig, eine wilde Bande mexikanischer Schurken überfällt den Zug, Ziel ihrer Begierden ist ein Tresor voller Gold. Es kommt jedoch nicht dicker, Gringo wird von einem Banditen niedergeschossen, Elène fällt in die Hände der ruchlosen Verbrecher. Immerhin hat Gringo Glück im Unglück, die Kugel des Killers wurde durch ein zuvor gestohlenes Zigarrenetui gestoppt. Auch Lucas überlebt die Attacke der wüsten Horde, ferner finden die ungleichen Freunde die beiden zum Tresor gehörigen Schlüssel. Nun beginnt ein aufregendes Abenteuer für unsere Helden, die sich umgehend an die Fersen der Mexikaner heften, zumindest unternehmen sie den Versuch dazu. Selbstverständlich geraten Gringo und Lucas in jede Menge brenzlige Situationen, aus denen sie immer wieder ein rätselhafter Bursche (Mark Damon) rettet...

"Der letzte Zug nach Durango" nutzt die mexikanische Revolution als "Hintergrundszenario", beschäftigt sich aber nur am Rande mit Politik. In erster Linie ist der Streifen ein typischer Italowestern, der durch die Zugabe einer ordentlichen Portion Humor in Richtung Komödie tendiert. Im Vorfeld sorgte das Wort "Komödie" für Sorgenfalten auf meiner alten Stirn, denn mit den üblichen Klamaukreissern kann ich (oft) nicht allzu viel anfangen. Glücklicherweise war meine Sorge unbegründet, der Humor rasselt hier nicht mit dem Vorschlaghammer samt "Kalauer-Synchronisation" auf den Zuschauer hernieder. Nein, dieser Film kann tatsächlich mit wirklich lustigen Momenten aufwarten, besonders die herrlich selbstironische Darbietung von Anthony Steffen sorgt für jede Menge Schmunzler (der Vollständigkeit halber: Antonio Luis von Hoonholtz de Teffè. Oder in der Kurzform: Antonio De Teffè). Regisseur Mario Caiano wirkte bei der Entstehung der Story mit, auch Duccio Tessari war involviert, der Fan des italienischen Genrekinos nimmt es mit Wohlgefallen zur Kenntnis.

Anthony Steffen ist noch immer für viele Italowestern-Fans ein Reizthema, oft wirft man ihm seine eingeschränkte Mimik vor, stempelt ihn als hüftsteif und hölzern ab. Unbestritten ist jedoch, dass Steffen zur grossen Zeit des Genres einer der gefragtesten Akteure war, daran können selbst seine grössten Skeptiker nicht rütteln. Ich mag Herrn De Teffè, seine Gestalt und sein markantes Gesicht reichen mir aus, um ihn zum erweiterten Kreis meiner liebsten Westernhelden zu zählen. Vielleicht lassen sich diesmal sogar die Nörgler zu einem milden Urteil bewegen, denn Steffen nimmt sich so treffsicher und gelungen auf die Schippe, wie soll man ihn da noch verteufeln? Also ihr spitzfindigen Meckermäulchen, gebt euch einen Ruck, es lohnt sich! Klar, Steffen profitiert ungemein von der Zusammenarbeit mit Enrico Maria Salerno, der die ihm zugeworfenen Bälle mit lockerer Meisterschaft zurückspielt, die beiden "tragisch-komischen Möchtegern-Helden" ergänzen sich vortrefflich. Bereits die zahllosen knuffigen Augenblicke zwischen Steffen und Salerno verleihen der Sause jede Menge Liebenswürdigkeit, der sich sogar ein Mufflon wie ich nicht entziehen kann. Mark Damon taucht stets zur rechten Zeit auf, hilft den überforderten "Schmalspur-Giganten" aus der Patsche. Bei Bedarf tuckert er mit seinem zwölf Pferdestärken aufbietenden Automobil herbei, lässt den Colt sprechen, im Ernstfall auch das Maschinengewehr rattern. Als undurchsichtiger "James-Bond-Ersatz" macht er eine gute Figur, obschon die Helden nur ungern und unfreiwillig auf seine Unterstützung bauen. Dominique Boschero sorgt für die weiblichen Reize, versteht es aber ebenso sich als wehrhafte Kratzbürste zu behaupten. In den Nebenrollen tauchen bekannte Gesichter auf, die jedem Freund des Italokinos ans Herz gewachsen sind. Namen wie Aldo Sambrell, Roberto Camardiel und José Bódalo sollten in dieser Hinsicht für sich sprechen. Wem diese Namen kein Begriff sind, sollte nach Bildern suchen, dadurch dürften sich einige "Ahaaaa-Momente" einstellen.

Mario Caiano stand ein solides Ensemble zur Verfügung, aus dessen Kreis vor allem Anthony Steffen mit einer bemerkenswerten Vorstellung im Gedächtnis bleibt. Die Kamera wurde von Enzo Barboni bedient, der später diverse Spencer & Hill Schoten als Regisseur verantwortete. "Un treno per Durango" bietet dem Fan ein wohlschmeckendes Mahl an. Es wird fleissig geballert und gestorben, der Humor ist für einen Western erstaunlich geistreich, eine Prise Revolution und ein Hauch Erotik runden den positiven Gesamteindruck ab. Übrigens beissen etliche Gesellen in den Staub, bei genauer Betrachtung offenbaren sich ab und an zynische Zwischentöne. Dass der Flick letztlich gar nicht soooo furchtbar typisch daherkommt, ist vor allem ein Verdienst des gelungenen Humors. Auf den Punkt gebracht: Überwiegend typisch, jedoch keinesfalls abgenudelt, angenehm frisch, frech & fröhlich!

Die Western Collection aus dem Hause Koch Media -wegen der farbenfrohen Covergestaltung gern "Regenbogen-Collection" genannt- ist für jeden Italowestern-Freund eine Quelle der Lust. Neben Klassikern des Genres ("Der Gehetzte der Sierre Madre" (1966) und/oder "Töte Amigo" (1967)) bietet die Reihe vor allem kleinere Perlen an, die auf ansprechende Weise aus dem Strudel der Vergessenheit gerettet wurden. "Der letzte Zug nach Durango" präsentiert sich sehr gut aufbereitet, die Bildqualität lässt kaum noch Wünsche offen, viel mehr geht auf einer DVD nicht. Im Bonusbereich plaudern Regisseur Mario Caiano und Darsteller Mark Damon aus dem Nähkästchen, ferner gibt es einen Trailer und eine Bildergalerie zu sehen. Wie üblich befindet sich die DVD in einem aufklappbaren Digipak, welches im Inneren einen lesenswerten Textbeitrag und hübsche Bilder anbietet. Noch ist die Scheibe für rund 10€ zu bekommen, in Anbetracht des Gebotenen ein geradezu unverschämt günstiger Preis, also greift schnellstmöglich zu!

Fraglos bleibt "Der letzte Zug nach Durango" deutlich hinter meinen Lieblingen zurück, dennoch ist dieser Streifen eine Bereicherung für jede Sammlung, für Fans sowieso unverzichtbar. Eine "sachlich-nüchterne" Bewertung (haha, als ob ich dazu in der Lage wäre) würde ich im Bereich 6,5-7/10 ansiedeln. An dieser Stelle muss ich einmal mehr in die grosse Kiste mit den Wohlfühl- und Knuffigkeitspunkten greifen, die der geneigte mit dem Herzen schauende Filmfreund bitte hin­zu­ad­die­ren möge.

Lieblingszitat:

"Schmeiß ihn irgendwo hin. Wir suchen erstmal den Geldschrank."