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Re: Welche DVD gab's zuletzt (im Player)?

Verfasst: Mo 21. Nov 2011, 18:59
von hank_chinaski
Chihiros Reise Ins Zauberland
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Wunderbar, auch der 5.1 Sound überzeugt. Klare Empfehlung :!:
8/10

Re: Welche DVD gab's zuletzt (im Player)?

Verfasst: Mo 21. Nov 2011, 23:38
von Blap
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Einer gegen das Imperium (Italien, Türkei 1983, Originaltitel: Il mondo di Yor)

Tapferes Goldlöckchen trifft den wahnsinnigen Herrscher der rotierenden Blechschädel

Yor (Reb Brown) streift durch eine urzeitliche Welt voller Gefahren und Rätsel, kein Feind oder Untier kann den blonden Hünen stoppen. Glück für Ka-Laa (Corinne Clery) und Pag (Luciano Pigozzi), deren Leben durch das beherzte Eingreifen Yors gerettet wird, ein gefräßiger Dinosaurier wollte die junge Schönheit und ihren väterlichen Begleiter verspeisen. Freilich verguckt sich Ka-Laa sofort in ihren Retter, der gestählte Leib des Helden bringt die Säfte der Dame in Wallung. Friedlich und freundlich begrüssen die Stammesgenossen der Geretten den furchtlosen Jäger, doch das nächste Unheil lässt nicht lange auf sich warten. Blutrünstige Höhlenmenschen fallen über den unvorbereiteten Stamm her, richten ein fürchterliches Blutbad an, Yor, Ka-Laa und Pag können dem Unheil knapp entkommen. Weiterer Ärger mit den Höhlenbewohnern steht bevor, allerdings sind diese Ereignisse nur Vorboten des Schreckens, auf unseren strahlenden Helden wartet eine weitaus dramatischere Begegnung. Schon immer trägt Yor ein goldenes Amulett, er kennt weder dessen Bedeutung, noch weiss er etwas über seine Eltern oder Herkunft. Bevor der Haudegen auf seinen wahren und gefährlichsten Gegner trifft, kreuzen weitere Freunde und Feinde seinen Weg, für Ka-Laa wird es mehrfach Anlass zur Eifersucht geben, Pag erweist sich als zuverlässiges Helferlein und sicherer Bogenschütze...

Antonio Margheriti zählt zu den wichtigsten und verehrungswürdigsten Regisseuren des italienischen Genrekinos. Meist unter dem Pseudonym Anthony M. Dawson unterwegs, verdanken wir dem eifrigen Filmemacher zahlreiche wundervolle Werke. Um den Rahmen dieses Beitrages nicht zu sprengen, will ich mich auf ein paar besonders liebenswerte Filme beschränken. 1968 kam der schöne Giallo "Sieben Jungfrauen für den Teufel" (Nude... si muore) in die Kinos, 1970 der starke und angenehm unheimliche Western "Satan der Rache" (E Dio disse a Caino), in dem Klaus Kinski großartig aufspielte. Sehr am Herzen liegen mir auch der "Grusel-Giallo" mit dem klangvollen Titel "7 Tote in den Augen der Katze" (La morte negli occhi del gatto, 1973), sowie der Söldner-Reisser "Kommando Leopard" (1985), mit dem damals massiv gehypten Lewis Collins in der Hauptrolle. Antonio Margheriti war in unterschiedlichen Genres aktiv, eines haben jedoch alle Filme (in deren Genuss ich bisher kam) gemeinsam, der Spassfaktor ist sehr hoch, auch wüster Unfug kommt nie ohne handwerkliches Geschick daher. So hat "Einer gegen das Imperium" beste Voraussetzungen mein Herz im Sturm zu erobern, was dem Flick dann auch ohne Mühe gelingt, sogar ein altes Mufflon ist noch immer zu tosenden Lachanfällen und ehrlicher Liebe fähig.

Zunächst mutet der Streifen wie eine knuffige Fantasy-/Barbaren-Sause an. Bereits der erste auftauchende Dino kündet unmißverständlich von einem gesteigerten Pegel des Irrsinns, Conan würde beim Anblick des geifernden Ungeheuers panisch auf dem Fellstiefel kehrtmachen. Später gibt sich weiteres Viehzeug die Ehre, mir hat es besonders der "Tödliche Nachtvogel" angetan, für den die Begegnung mit Yor zu einer schmerzhaften und endgültigen Erfahrung werden soll. Für Brüller sorgen die Antagonisten der ersten Filmhälfte, mit blauem Schlonz eingeschmiert und in einer Höhle hausend, glotzen sie wie eine Kreuzung aus Urmensch und Werwolf aus der Wäsche, gewissermaßen wie Waldemar Daninsky auf Crack. Diese Stinker -vorrangig deren Rudelführer- erweisen sich als anhänglicher und zunehmend lästiger Pöbel, Yor holt sich nicht nur Hautauschlag und Brechreiz, ihm saust auch eine Keule auf die harte Rübe. Alles sehr schön und herzallerliebst, genug für einen Eintrag im Register der unverzichtbaren Barbaren-Perlen. Damit gibt sich Margheriti aber nicht zufrieden, nach einer lustigen Seefahrt landen Yor und seine Begleiter im Zentrum des Grauens, sie treffen auf einen Schmalspur-Imperator, welcher von seinen Vasallen ehrfurchtsvoll "Der Höchste" genannt wird. Ja, dieser "Höchste" erinnert stark den den Imperator aus dem Sternenkrieg des Herrn Lucas. Nur hat sich der finstere Impi des guten George möglicherweise nicht zwei Tonnen Koks durch den Riechkolben gezogen, was der "Höchste" aber ganz offensichtlich mit Hingabe und Ausdauer getan hat, denn anders ist sein wirrer Geisteszustand kaum erklärbar. Mehr Wahnwitz passt nicht in die Tüte? Von wegen, ihr solltet euch die Androiden anschauen, die dem "Höchsten" als persönliche Mädchen für alles zur Seite stehen. Lustige Blechmützen zieren die laufenden Mülltonnen, Lord Vader dreht sich vor Zorn im Grabe um. Ferner gibt es noch die "normalen" Bewohner unter der Knute des Höchstenpopöchsten, die schon lange keinen Bock mehr auf den Größenwahn ihres Obermotzes haben. Es brodelt gewaltig unter der Oberfläche, den Blechköppen wird es an den Lack gehen...

Reb Brown ist wie geschaffen für die Hauptrolle, sein überwiegend debiler Gesichtsausdruck steigert den Unterhaltungswert enorm. Wo Arnold nur Muckis am Start hat, da wirft Reb zusätzlich eine gehörige Portion Schwachsinn in die Waagschale, Yor regiert Conan in den Staub. Bekanntlich machen die putzigen Helferlein und bösartigen Schweinebacken oft einiges mehr her, als so mancher aalglatter und langweiliger Held, erfreulicherweise lassen sich die Nebenfiguren auch in diesem Streifen nicht lumpen (der Fairness halber sei erwähnt, dass Reb Brown keinesfalls langweilig erscheint). Mein Oberknuffel ist eindeutig Luciano Pigozzi, den ich ausdauernd knuddeln möchte. Man kennt den Herrn mit dem Froschgesicht aus zahlreichen Italoknüllern, er wurde gern als Bösewicht besetzt, diesmal fungiert er als Sympathieträger erster Güte. Pigozzi ist ein toller Schauspieler, sein Talent kommt ihm im Rahmen dieses groben Unfugs zugute, er hatte sichtlich Spass an seiner Arbeit. Im lustigen Felldress ist der Mann mit Pfeil und Bogen immer zu Stelle, folgt seinem Freund bis in die hintersten Winkel der Welt. John Steiner taucht zwar erst spät auf, hinterlässt als völlig durchgeknallter "Höchster" aber bleibenden Eindruck. Er röchelt wie Vader, kleidet sich wie der Imperator, hängt faschistoidem Rassenwahn nach, hält sich für den Herrscher der Welt. Steiner hat mir schon so manchen Filmabend versüßt, für diesen Auftritt verdient er einen der oberen Plätze auf meinem Altar der Paranoia und Neurosen. Die Damen werden von Corinne Clery angeführt, die ich vor allem für ihre Darbietung in "Wenn Du krepierst - lebe ich" (Autostop rosso sangue, 1977) verehre, in dem sie sich mit Franco Nero und David Hess plagen musste (hervorragender Film, bitte anschauen!). Clery wacht mit Eifersucht über Yor, weibliche Konkurrenz treibt ihr im Eiltempo die Zornesröte ins Gesicht. Lustige Gestalten füllen das Ensemble ansprechend auf, auf jeden Mitwirkenden einzugehen erscheint mir unnötig, schaut euch gefälligst den Film an, ihr werdet euren persönlichen Liebling sicher finden!

Mit dem tollkühnen Sprung vom "Fantasy-Barbaren-Spielplatz" in Richtung Science-Fiction, vollführt "Einer gegen das Imperium" auch einen konsequenten Wechsel der Kulissen, der böse, böose, böööse Höchste macht keine halben Sachen, der Todesstern ist ein Spielzeug im Vergleich zu seiner Schaltzentrale der Macht! Die De Angelis Brüder haben einen flotten Titelsong beigesteuert, passt. Was "eigentlich" als vierteilige TV-Serie gedacht war, findet heute auf Spielfilmlänge gestutzt den Weg in unsere Player. Egal wie dieses Treiben ursprünglich angedacht war, die mir vorliegende Fassung funktioniert erstklassig, knapp 84 Minuten ohne eine Sekunde Leerlauf oder gar Langeweile (trotzdem würde ich zusätzlich gern die "vollständige" Version sehen). VZM hat diese Perle italienischer Filmkunst vor ein paar Jahren auf den Markt geworfen, die DVD kann der geneigte Süchtling für wenige Taler erstehen, entsprechende Angebote sind im Netz mühelos zu finden. Sicher, die Scheibe ist weit davon entfernt perfekt zu sein. Aber der geringe Preis für den Silberling -und vor allem die Unverzichtbarkeit des Streifens!!!- lassen die technischen Schwächen der DVD zur Nebensache werden. Immerhin hat dieser Titel ein Wendecover im Gepäck, mit dem sich der allseits beliebte FSK-Flatschen tarnen lässt.

Gern würde ich weiter von diesem Film schwärmen, doch ich habe gleich eine dringende Verarbredung mit einem anderen Knuffel. Also genug der Sülze, beschafft euch die DVD!

8/10 (sehr gut + Knuffigkeit kennt keine Grenzen)

Lieblingszitat:

"Du verdammter Affenschädel!"

Re: Welche DVD gab's zuletzt (im Player)?

Verfasst: Di 22. Nov 2011, 22:20
von Blap
Im Ultrakurzformat:


Gone in 60 Seconds - Die Blechpiraten (USA 1974)

Eine Bande von Autodieben nimmt einen riskanten "Großauftrag" an. Einer ihrer Denker und Lenker gerät ins Visier der Polizei, eine wilde Verfolgungsjagd mit unzähligen Blechschäden nimmt ihren Lauf...

Bevor die rund vierzig Minuten (!) dauernde Hatz losbricht, hat "Die Blechpiraten" leider nicht viel (eher gar nichts) zu bieten. Überwiegend talentfreie Laiendarsteller langweilen mit belanglosem Geschwätz, ferner mangelt es an Gespür für Bildkomposition, Schnitt und grauenvolle Musik quält die Ohren. Das wüste Gerase und Geschepper entschädigt für den vorherigen Gähnanfall. Mit einfachen Mitteln hat Regisseur, Autor, Produzent und Hauptdarsteller H.B. Halicki erstaunliches vollbracht, abseits der grossen Studios seine Vision eines "Autofilms" mit jeder Menge Herzblut umgesetzt. Für diesen Einsatz verdient Halicki Respekt, auch wenn viele Unzulänglichkeiten in diesem Fall tatsächlich öde anstatt knuffig anmuten. Es gibt etliche besser gelungene Genrebeiträge, der Vollständigkeit halber sollte man "Gone in 60 Seconds" durchaus gesehen haben, sympathischer als das seelenlose Remake ist der Flick auf jeden Fall.

Die DVD von Mr. Banker wurde noch vor kurzer Zeit für wenige Taler verschleudert, sie bietet zwei unterschiedliche Schnittfassungen und ein paar Boni an, insgesamt eine brauchbare Scheibe.

5/10 (mittelprächtig, inkl. Sympathiebonus)


---


GSI - Spezialeinheit Göteborg: Im Fadenkreuz (Schweden 2009)

Johan Falk (Jakob Eklund) und seine Kollegen müssen sich diesmal mit Drogenhändlern aus Osteuropa beschäftigen. Johans Zuträger Frank Wagner (Joel Kinnaman) erweist sich erneut als sehr hilfreich, doch des Helferleins Freundin gerät "versehentlich" in Mühle der Zielpersonen. Nun hat Frank eine persönliche Rechnung zu begleichen, doch die zu befürchtende Eskalation könnte die Ermittlungen gefährden...

"Im Fadenkreuz" knüpft an das solide Niveau von "Waffenbrüder" an, schaltet aber im Bereich "Action" noch einen weiteren Gang herunter. Die dritte Folge der sechsteiligen Reihe bemüht sich redlich darum, den zentralen Charakteren zusätzliche Tiefe und Glaubwürdigkeit zu verliehen. Einblicke in Johan Falks Privatleben entlarven den Ermittler als kleine Schweinebacke, Frank Wagner und seine Lebensgefährtin werden mehr und mehr zu tragischen Figuren. Falk ist mir inzwischen fast ein wenig zu konturlos angelegt, darüber täuscht auch sein eingestreutes Fremdgepoppe nicht hinweg, ich hoffe auf eine Aufwertung der Hauptfigur. Joel Kinnaman ist längst in seine Rolle hineingewachsen, sein Schicksal liefert die "Herzschlagmomente".

Der grosse Wurf gelingt noch immer nicht. Weiterhin wird angenehme Unterhaltung geboten, ich hoffe jedoch auf eine deutliche Steigerung.

6,5/10 (oberste Mittelklasse)

Re: Welche DVD gab's zuletzt (im Player)?

Verfasst: Mi 23. Nov 2011, 22:29
von Blap
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Jess Franco Gold Collection aus dem Hause Galileo Medien AG, Frontansicht des Schubers


Jack the Ripper (Deutschland, Schweiz 1976, Originaltitel: Jack the Ripper)

Klaus schlitzt Lina auf (ich prangere das an)

Dr. Dennis Orloff (Klaus Kinski) geht am Tage einer ehrenwerten Tätigkeit nach. Der Arzt behandelt in seiner Praxis die armen Leute Londons, seine Patienten sind ihm dankbar und ergeben. In den finsteren Nächten fällt die Maske des Wohltäters, er fällt Prostituierte an und ermordet die Frauen auf bestialische Weise, von der Presse bekam er den Namen Jack the Ripper verpasst. Inspektor Selby (Andreas Mannkopff) kommt mit seinen Ermittlungen nicht voran, ausgerechnet ein blinder alter Mann (Hans Gaugler) ist momentan der zuverlässigste Zeuge. Tatsächlich kann der Blinde erstaunlich gute Angaben bezüglich des Täters machen, im Gegensatz zu den ansonsten meist widersprüchlichen Aussagen anderer Beobachter. Eines Tages fischt der Tagedieb Charlie (Herbert Fux) fischt eine abgetrennte Hand aus dem Wasser, kommt dadurch dem Ripper auf die Spur. Auch die Inspektor Selby nahestehende Cynthia (Josephine Chaplin) mischt sich in den Fall ein, sie verkleidet sich als Freudenmädchen um den Schlächter anzulocken. Mit ihrer waghalsigen Aktion will sie dem Kriminalisten unter die Arme greifen, ein fataler Fehler...???

Filme zum Thema "Jack the Ripper" gibt es alle Jahre wieder, auch der von mir sehr geschätzte Spanier Jess Franco nahm sich des Stoffes an. Der Film entstand im Rahmen der sehr fruchtbaren Zusammenarbeit mit dem Schweizer Produzenten Erwin C. Dietrich, für dessen Unternehmen Franco in der Zeit von 1975 bis 1977 tätig war. Für die Titelrolle konnte man Klaus Kinski gewinnen, der seinen Part mühelos aus dem Ärmel schüttelt, herrlich. Obwohl aus Kostengründen in der Schweiz gedreht wurde, kommt die "neblige Londonatmosphäre" sehr schön rüber, bleiche Schwaden ziehen wie seidige Leichentücher durch die engen Gassen (oh weh, die Medikation des Verfassers muss erneut angepasst werden). Das Drehbuch baut nicht auf eine spannende Enttarnung des Killers, die Maske fällt bereits in der Anfangsphase des Streifens. Problematisch ist diese Ausrichtungs keinesfalls, denn im Mittelpunkt steht die kernige Leistung Kinskis, sowie die nicht minder überzeugende Truppe der Nebendarsteller, die teils knuffig-groteske Auswüchse vom Stapel lassen.

Klaus Kinski bleibt unvergessen, sicher für manche Menschen noch immer ein Reizthema, ohne Zweifel ein kantiges und kauziges Denkmal der Filmgeschichte. Egal ob seine oft skurrilen Auftritte nur der Imagepflege dienten oder echt waren, langweilig war Klaus Kinski nie. Als Ripper glotzt er mit beängstigend stechenden Blicken auf seine Opfer herab, verliert abseits seiner Untaten (zunächst) nur erstaunlich selten die Contenance. Eine meiner liebsten Szenen ist die Zurechtweisung der aufdringlichen Vermieterin, die den Arzt offensichtlich enger an sich binden möchte, ihm nicht nur die Tür ihres Hauses zu öffnen gedenkt. Keine Chance, Doc O. pöbelt sie im Schnellverfahren nieder, armes MILF-Tantchen. Die Seelenqualen des Rippers werden thematisiert, die Erklärungsansätze bieten jedoch keine Überraschungen. Andreas Mannkopff bleibt als Inspektor Selby recht blass, nicht nur Kinski lässt ihn in den Hintergrund rücken. Passt schon, denn das übrige Ensemble sorgt für etliche Glanzpunkte, darunter auch des Chefermittlers Helferlein Sergeant Ruppert (Peter Nüsch). Josephine Chaplin hat weitaus mehr Feuer unterm Hinters als ihr dröger Bullenfreund Selby, Ursula von Wiese nagt als bes­ser­wis­se­rische Alte an den Nerven der Beamten, sie mahnt Moral und Züchtigkeit an, ihr Gezeter zauberte mir mehrfach ein feistes Grinsen aufs Gesicht. Hans Gaugler spielt den klugen, feinfühligen Blinden großartig, nebenbei sehr sympathisch und warmherzig. Gesichtsruine Herbert Fux sehen wir passenderweise als verschlagenen Erpresser und Taugenichts, seine abstossende Fratze muss man einfach lieben. Für die nötige Erotik sorgt Francos Gattin Lina Romay, die als Bartänzerin einen unfassbar scharfen Auftritt hinlegt. Wie so oft hing mir bei ihrem Anblick die Zunge vor Gier aus dem Hals, bei Lina kommt sogar ein scheintoter Knacker auf Touren. Leider fällt Lina dem böööösen Herrn Kinski zum Opfer, Franco nutzt diese Tat zum einzigen wirklich ruppigen Gewaltausbruch dieses Films. Vor dem Mord jagt der Ripper sein Opfer durchs Gebüsch, nimmt sie dann aufgeschlitzt ran, versucht sich wenig später als Metzger. "Irgendwie" passt diese plötzliche Exzessflut nicht zum Rest, allerdings wird sie nur sehr empfindlichen Zuschauern an die Nieren gehen (uuaaahhh...). War Jess sauer auf seine Lina, man(n) zerhackt diesen feuchten Traum doch nicht einfach so (grins)?

"Jack the Ripper" punktet mit seiner bemerkenswerten Mannschaft vor der Kamera, bietet eine überwiegend sehr schöne und gruselige Atmosphäre, hat Humor und eine Prise Erotik im Gepäck. Auch "Franco-Skeptiker" dürfen einen Blick riskieren, der Film gehört zu den bodenständigeren Werken des Regisseurs. IMHO bietet sich ein unterhaltsames Double Feature mit "Im Schatten des Mörders an" (La noche de los asesinos), ebenso ein für "normale" Menschen zugänglicheres Kind des Spaniers. Für mich zählt "Jack the Ripper" nicht zu den Höhepunkten Francos, gute und kurzweilige Unterhaltung werden aber zu jeder Sekunde geboten (daran ändert auch Linas unangemessenes Ende nichts). Der Flick liegt mir als Beitrag zur "Jess Franco Gold Collection" vor, das Set enthält weiterhin die folgenden Sausen:

• Greta - Haus ohne Männer
• Blue Rita
• Love Letters of a portugese Nun
• Women in Cellblock 9
• Voodoo Passion
• Barbed Wire Dolls
• Wicked Women


Die DVD bietet den Film ungekürzt und in solider Qualität an. Das Set kommt als schickes Digi mit Schuber, für Franco-Fans (eventuell auch für mutige Neulinge) ein klarer Pflichtkauf! Alternativ kann man den Film auch einzeln erwerben, ergo sind Ausreden ungültig!

7/10 (gut + diverse Wohlfühlpunkte)

Lieblingszitate:

"Zum Teufel! Sie verdammte Kröte!"

&

"Sie hatte ihre letzte Periode zu Methusalems Zeiten."

Re: Welche DVD gab's zuletzt (im Player)?

Verfasst: Sa 26. Nov 2011, 13:15
von Blap
Im Ultrakurzformat:


Nightmare on Elm Street 3 - Freddy Krueger lebt (USA 1987)

Nancy Thompson (Heather Langenkamp) ist inzwischen als Psychoklempnerin am Start, in einer Anstalt für auffällige Jugendliche treffen sie und ihre Schützlinge erneut auf Freddy Krueger. Patricia Arquette ist in einer der Hauptrollen zu sehen, Laurence Fishburne gibt den freundlichen Pfleger, Kultschädel John Saxon und Robert "Freddy" Englund runden das durchaus bemerkenswerte Ensemble ab.

Nightmare on Elm Street 2 - Die Rache (1985) ist IMHO zwar besser als sein Ruf, doch erst mit dem dritten Teil verpasste man dem legendären Erstling (Nightmare on Elm Street - Mörderische Träume 1984) einen wirklich stimmigen Nachfolger, Teil 2 bleibt ein (angenehmer) Sonderling im Rahmen der Reihe. Der dritte Aufguß bietet eine ausgewogene Mischung aus Horror, Härte und Humor, blödsinniger Klamauk gewinnt nie die Überhand. Die deutsche Synchronisation sorgt mit ihrer teilweise politischen Inkorrektheit für diverse Schmunzler (Neger & Bimbo wurden ausgerechent Herrn Fishburne in den Mund gelegt), Freddy selbst macht im Originalton allerdings deutlich mehr Freude, daran ändert auch die beste Synchro nichts. Einige FX sind großartig, den "Freddy-Wurm" und den "Fernseher-Freddy" liebe ich besonders, "Skelett-Freddy" ist knuffig, die "Ader-Marionette" bereitet mir auch nach fast 25 Jahren noch immer Schmerzen (wuuarrgh).

Fast so gut wie der Auftakt. Teil 3 haut lauter und heftiger auf die Pauke, Teil 1 behauptet sich mit seiner auf den Punkt eingefangenen Atmosphäre.

7,5/10 (gut bis sehr gut)


---


Bordello of Blood (USA 1996)

Abgewrackter Privatschnüffler (Dennis Miller) gerät in einen brisanten Fall, er sucht den verschollenen Bruder (Corey Feldman) einer attraktiven Blondine (Erika Eleniak). Vampirin Lilith (Angie Everhart) hat andere Vorstellungen von einem gelungen Abend...

Die TV-Serie "Tales from the Crypt" schwappte Mitte der neunziger Jahre bis in die Kinos. 1995 gab es den gelungenen "Ritter der Dämonen" auf die Augen, ein Jahr danach folgte "Bordello of Blood". Mehr als "nette Horrorunterhaltung" vermag der zweite Streifen nicht zu bieten, der Humor wirkt auf mich oft zu krampfig, die Darsteller bleiben blass (besonders der öde Dennis Miller), das reizvolle Bordell-Szenario wird nicht angemessen sexy genutzt. Der "Dauer-Halbstarke" Corey Feldman geht mir langsam aber sicher auf die Nerven.

Lieber erneut "Ritter der Dämonen" schauen. Noch besser: Gleich zum Amicus-Klassiker "Tales from the Crypt" (1972) greifen, der den gesamten Stoff aus den neunziger Jahren locker in den Sack steckt! Die DVD aus dem Hause CMV ist ordentlich, war man von der alten Universal-Scheibe nicht behaupten konnte. Im Bonusbereich findet der Fan zwei sehenswerte Episoden aus dem "Tales from the Crypt" Kosmos, leider trifft man dort erneut auf Corey Feldman.

6/10 (obere Mittelklasse)

Re: Welche DVD gab's zuletzt (im Player)?

Verfasst: Sa 26. Nov 2011, 13:29
von Nubox481fan
Der Plan (BD)

Hat mir richtig gut gefallen. Innovative Story. NIe langweilig.

8.0

Re: Welche DVD gab's zuletzt (im Player)?

Verfasst: Sa 26. Nov 2011, 15:20
von hank_chinaski
Ohne Limit (OT: Limitless)
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sehr amüsant, kein MUSS, aber ein sicherlich unterhaltsames KANN

6,5/10

Re: Welche DVD gab's zuletzt (im Player)?

Verfasst: Sa 26. Nov 2011, 23:12
von Blap
Die Fortsetzung der "Mega-Derrick-Sause"

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Derrick Collectors Box 7 (Folge 91-105)


Folge 93 - Die Fahrt nach Lindau (Deutschland 1982)

Martin Gericke (Klaus-Jürgen Wussow) wird seit einiger Zeit immer wieder durch Drohanrufe belästigt, ein unbekannter Mann kündigt den baldigen Tod des erfolgreichen Geldjongleurs an. Als Gericke eines Abends mit seinem PKW von München nach Lindau aufbrechen will, erreichen die beunruhigen Anrufe eine neue und erschreckende Qualität. Offenbar ist der rätselhafte Telefondrangsalierer bestens über die Reisepläne seines Opfers unterrichtet, er hat Kenntnis von der geplanten Fahrt, sagt Gerickes Tod für die kommenden Stunden voraus. Gericke lässt sich auch durch die Warnungen seines Mitarbeiters Wörner (Klaus Herm) nicht von seinem Vorhaben abhalten, er nimmt die fernmündlichen Drohungen nicht ernst. Sogar seine Gattin Wilma (Lotte Ledl) kann ihn nicht umstimmen, unter den Augen Wörners braust der Finanzexperte in seinem schicken Daimler davon. Wenig später erhält Wilma Gericke eine niederschmetternde Nachricht, ihr Gatte ist mit dem Auto verunglückt, verbrannte in seinem Wagen. Die Polizei findet Hinweise auf eine Straftat, der Mercedes weist mehrere Einschusslöcher auf, Derrick und Klein nehmen die Ermittlungen auf. Wilma Gericke erleidet einen Zusammenbruch, ihre Kinder Malte (Ekkehardt Belle) und Mona (Anne Bennent) leiden ebenfalls sehr unter dem Verlust des geliebten Vaters. Jedoch wartet eine unfassbare Überraschung auf die Familie, die besonders den aufgeweckten und sensiblen Malte zu unangenehmen Gedankengängen veranlasst...

Klaus-Jürgen Wussow spielt seine Rolle routiniert, seine Filmfamilie übertrumpft ihn aber locker (was in erster Linie der Anlage der Rollen geschuldet ist). Ekkehardt Belle scheint wie geschaffen für den Part den "aufgewühlten jungen Mannes", den er z. B. in "Ein tödlicher Preis" (70) mit Bravour meistert. Ich bin nicht unbedingt ein grosser Fan Belles, doch auch diesmal gibt es nichts an seiner Darbietung zu bemängeln. Vielleicht mutet er schon fast ein wenig zu alt an, um den "noch im Elternhaus lebenden Sohn" zu verkörpern, aber dies kann man ihm freilich nicht anlasten. Anne Bennent nimmt man die Tochter schon eher ab, die schauspielerischen Glanzpunkte muss sie jedoch Ekkehardt Belle überlassen. Lotte Ledl gibt die erschütterte Dame, ein interessanter Kontrast zu ihrem Auftritt als "Hure mit Herz" (Folge 80 - Am Abgrund). Blieb Sissy Höfferer in "Das sechste Streichholz" (85) recht unscheinbar, überzeugt sie nun als verschlagen wirkende Sekretärin des Opfers. Man macht sich weniger Gedanken darüber ob sie an den Vorfällen beteiligt war, sondern stellt sich eher die Frage nach ihrem Gewicht innerhalb des Netzes. Auch Klaus Herm tauchte bereits mehrfach in der Reihe auf, sein unscheinbares Äußeres passt perfekt zum Klischees des biederen Buchhalters, des unterwürfigen Zuarbeiters. Heinz Ehrenfreund spielt einen windigen Burschen, dem Derrick mit Nachdruck auf den fauligen Zahn fühlt. Das Ensemble agiert auf gewohnt gutem Niveau, Ekkehardt Belle rückt zunehmend in den Mittelpunkt.

Die "Verschwörung" ist zwar schnell erkennbar, aber ihre Details treten erst Schritt für Schritt aus der Dunkelheit hervor, die Kälte der Ausführung verpasst dem Betrachter ein ungutes Gefühl in der Magengegend. Erwartungsgemäß verabreicht Derrick seinem "Hauptschuldigen" zum Ende eine philosophische Ohrfeige, saust die Moralkeule mit Wucht auf den Bösewicht hernieder (der erhobene Zeigefinger vor des Publikums Nase ist nicht zu übersehen/überhören, dank der maßvollen Dosierung gleichwohl unproblematisch). Für meinen Geschmack hätte das Drehbuch den Fokus noch stärker auf die Familie Gericke legen dürfen, die knappe Spieldauer einer TV-Episode hätte dann vermutlich zu wenig Raum für die übrigen Figuren gelassen. Wäre das Leben ein Wunschkonzert -oder ich der Autor dieser Folge- hätte das Geschehen eine deutlich fiesere Wendung genommen, aber den Spruch bezüglich Leben & Wunschkonzert kennen wir ja (leider?) allesamt. Alfred Vohrer belässt es bei einer sachlichen und handwerklich ansprechenden Inszenierung, ich vermisse die alte Wüstheit des von mir sehr geschätzten Regisseurs. Frank Duval hat seine Musik teils eine Spur kantiger als üblich gestaltet, was ausdrücklich und vorbehaltlos meine Zustimmung findet. Insgesamt ein unterhaltsamer Beitrag zum "Derrick-Universum", dem etwas mehr Kernigkeit und Bitterkeit gut zu Gesicht gestanden hätten.

6,5/10 (oberste Mittelklasse)

Re: Welche DVD gab's zuletzt (im Player)?

Verfasst: So 27. Nov 2011, 12:09
von Nubox481fan
Faster (BD)

Der Titel suggeriert Action und Hochspannung. Action ist kaum vorhanden und Spannung fehlt total.

Schwach.

4.0

Re: Welche DVD gab's zuletzt (im Player)?

Verfasst: Mo 28. Nov 2011, 22:46
von Blap
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DVD von Shriek Show (USA)


Die Screaming Marianne (Großbritannien 1971, deutscher Titel: Schrei nach Leben)

Verwandte sind eine ererbte Krankheit. Mit den übrigen Leuten infiziert man sich per Zufall. (© by Prof. Dr. med. Gerhard Uhlenbruck, verbogen durch Das Blap™)

Marianne (Susan George) ist auf der Flucht vor zwielichtigen Typen, gehetzt springt dem Engländer Sebastian (Christopher Sandford) fast vors Auto. Schnell kommt man sich näher, zwei Wochen später will Sebastian seine Eroberung mit einer spontanen Hochzeit überraschen. Obschon sich ihre Begeisterung in Grenzen hält, lässt sich die junge Frau vor den Standesbeamten zerren, Sebastians guter Freund Eli (Barry Evans) hält als Trauzeuge her. Durch einen grotesken Bearbeitungsfehler der ausstellenden Behörde, weist der Trauschein Eli überraschenderweise als Mariannes Ehegatten aus. Sebastian ist mächtig sauer, Marianne geht sein Verhalten dermaßen auf die Nerven, dass sie ihrem "Fast-Ehemann" ohne Vorwarnung den Laufpass gibt. Eli ist ihr sowieso weitaus sympathischer, erfreut nimmt der "irrtümliche Ehemann" seine Angetraute bei sich auf. Nach und nach erfährt Eli mehr über die Marianne, die offenbar von ihrem Vater (Leo Genn) gesucht wird, denn bald wird sie Zugriff auf brisante Dokumente und jede Menge Geld haben. Derweil nutzt der eifersüchtige Sebastian seine Kenntnisse für ungute Zwecke, will sich für die erlittene Schmach an dem Liebespaar rächen...

Pete Walker erfreute mich bereits mit mehreren guten Horrorstreifen, besonders der herrliche Flick "The Flesh & Blood Show" (1972) hat es mir angetan. Das bekannteste Werk des Regisseurs und Produzenten ist vermutlich "Frightmare" (1974), ein kleiner und sehenswerter Genreklassiker. "Die Screaming Marianne" ist nicht im Horrorsektor unterwegs, hier bekommen wir es mit einem Thriller zu tun. Was auf den ersten Blick ruhig und durchschaubar anmutet, entpuppt sich bei genauer Betrachtung als stetig brodelnder Dampfkessel, gewährt Blicke die Abgründe der menschlichen Existenz. Walker tritt die rührige "Love & Peace Atmosphäre" der späten sechziger Jahre mit Anlauf in den Hintern, die Siebziger regieren, die Schweinepriester suhlen sich mit Wonne und Ausdauer im Sumpf aus Gier, Neid und Hass. Als stimmungsvolle Schauplätze dienen London und Portugal, im Häusermeer der Großstadt lauert das Verderben, im sonnigen Süden bricht das Übel aus allen Poren hervor, zieht die Protagonisten in einen finsteren Abgrund. Nach und nach offenbaren sich dem Zuschauer Details über Marianne und ihre liebe Verwandtschaft, geschickt dreht das Drehbuch mit Bedacht an der Spannungsschraube. Für Hektiker ist "Die Screaming Marianne" keine geeignete Anlaufstelle, dieser Film verlangt mit Nachdruck nach einem aufgeschlossenen Publikum, nach Filmfreunden die sich mit Herz und Bauch auf das Werk einlassen können/wollen. Wüste Schauwerte werden kaum geboten, die Bälle bleiben im Körbchen, die Säfte jeglicher Art kochen im Leib der Charaktere vor sich hin. Trotzdem (oder gerade deswegen) ist der Film verdammt packend, verdammt sexy und verdammt faszinierend.

Susan George wird mancher Filmfreund aus "Straw Dogs" (1971) kennen, sie spielte in diesem grandiosen Thrillerdrama von Sam Peckinpah an der Seite von Dustin Hoffman. Die Rolle der Marianne meistert Susan George äussert überzeugend. Die Hauptfigur wird zum Spielball ihres Umfelds, Susan jongliert als Marianne mit Trotz, Trauer, Hoffnung, aufkeimender Liebe und vielen weiteren Gefühlen, bleibt stets glaubwürdig und berüht den Zuschauer nachhaltig. Aber nicht nur Frau George darf ihr Talent unter Beweis stellen, die Riege der Fieslinge liefert ebenso vorzügliche Darbietungen ab, die teils an Ekelhaftigkeit kaum zu übertreffen sind. Christopher Sandford darf zunächst der lockere und freundliche Retter in der Not sein, doch hinter der glatten Fassade lauert ein verdorbenes Bürschlein der üblen Sorte. Als Widerling aus der Amateurklasse sollte man seine Mitstreifer jedoch mit Bedacht wählen, gegen die unstillbare Perversion einer Judy Huxtable (spielt die Halbschwester Mariannes) kann der Hänfling nicht allzu viel ausrichten. Ich bin in der kurzen Inhaltsangabe ganz bewusst vage geblieben, daher fiel Judy Huxtable dort unter den Tisch (hoho). Lasst euch von ihrer gnadenlosen Verschlagenheit an die Wand nageln, zu genaue Vorkenntnisse wären nur hinderlich. Leo Genn agiert als Oberschurke unfassbar göttlich, hat vor allem gemeinsam mit Judy Huxtable beeindruckende Szenen. Wenn sich Vater und Tochter auf unangemessene Weise wie Raubtiere umschleichen, greift eine eiskalte eiserne Faust nach dem Nacken des Zuschauers. Kenneth Hendel soll nicht unerwähnt bleiben, er sorgt als Genns Bediensteter für zusätzliche Anspannung, scheint ständig drohend über Marianne und Eli zu schweben. Die übrigen Mitwirkenden bleiben auf kleinere Nebenrollen beschränkt, daher gehe ich nicht weiter auf diese Darsteller ein.

Ich betone es erneut und mit Ausdauer, man muss sich wirklich auf diesen Film einlassen können, dann wird man mit einem prächtigen Erlebnis belohnt. Pete Walker packt prickelnde Konstraste auf den Tisch, die ausklingene Hippiezeit geht in der moralischen Verdorbenheit übler Gesellen auf. Susan George tanzt während des stilvollen Vorspanns im Bikini, eine Augenweide, Portugal präsentiert sich malerisch, Leo Genn bewohnt ein herrlich gelegenes Anwesen, als pensionierter Richter hat man offensichtlich Geschmack. Was sich zu Beginn als knuffiges Liebesfilmchen tarnt, erweist sich als packender Kriminalfilm der besten Sorte! Mit unnachgiebiger Konsequenz zerhackt Pete Walker alle Beschaulichkeit, Gewinner sind in diesem Spiel nicht vorgesehen (oder lügt der Verfasser?). Klar, der "eigentliche" Thrillerstoff begnügt sich mit althergebrachten Motiven und Zusammenhängen, die Charaktere und ihre tollen Darsteller machen "Die Screaming Marianne" zu einem packenden Werk, heben den Film weit über den biederen Durchschnitt hinaus.

Die mir vorliegende DVD aus den USA geht als solide durch, eine deutsche Auswertung ist bisher leider nicht erfolgt (eine VHS-Cassette war erhältlich). Es wäre sehr begrüßenswert, wenn sich ein deutsches Label um den Film bemühen würde!

7,5/10 (Gut bis sehr gut + zahlreiche Herzpunkte)

Lieblingszitat:

"Did you fornicate with Marianne?"