Re: Welche DVD gab's zuletzt (im Player)?
Verfasst: Di 29. Nov 2011, 22:31
Eine Armee Gretchen (Schweiz 1973, Originaltitel: Eine Armee Gretchen)
Ausgebombte Hirne und nackte Ärsche
Frauen an die Front! Der Mediziner Dr. Felix Kuhn (Carl Möhner) stellt die Einberufung etlicher junger Damen zurück, zur Behlohnung landet er irgendwo an der Ostfront. Dank der freundlichen Mithilfe der Herren von der allseits beliebten Gestapo, dürfen auch seine Töchter Marga (Elisabeth Felchner) und Eva (Karin Heske) in den Krieg ziehen. Marga freundet sich mit der flotten Ulrike von Menzinger (Renate Kasché) an, die jedoch vor allem wilde Bettgeschichten mit strammen Herren im Sinn hat. Das Gras knistert, die Betten quietschen, mit jedem Stoß kommt auch die Front einen Schritt näher...
Fast möchte ich auf einen kurzen Inhaltseinblick verzichten, denn die schlappe Story lockt sowieso keinen Köter hinter dem Ofen hervor. Bei Filmen von Erwin C. Dietrich geht es in erster Linie um nackte Tatsachen, ergo lassen sich auch die Gretchen zumindest in dieser Disziplin nicht lumpen. Bei der Auswahl der Damen bewies Herr Dietrich nicht immer ein glückliches Händchen, doch meist entblätterten sich in seinen Machwerken immerhin ein, zwei, drei hübsche Weibchen. Achtung, diesmal sind erotische Fehlzünder(innen) am Start, die Fräulein von der Armee sind weder hübsch noch fotogen, dem Schundfaktor ist diese Schwäche freilich eher zuträglich, nackt sind die B-Klasse-Hühner sowieso in jeder (un)möglichen Lebenslage zu "bewundern". Wer nun auf Gewalt und Geballer statt Erotik hofft, wird sich bei der Sichtung dieser Sause vermutlich vor Wut die Haare raufen, denn auch in dieser Hinsicht haben die Gretchen (fast) nichts zu bieten.
Hm, keine erotischen Damen, kein Mett, sowieso keine fesselnde Handlung. Wer zum Geier sollte an diesem Schwachsinn Freude haben? Ihr ahnt es bereits, es gibt solche Personen, Namen werden nicht genannt. Die "Stärken" des Films sind unglaublich dämliche Dialoge, egal ob Männlein oder Weiblein, alle Beteiligten sondern nur debilen Mumpitz ab. Selbstverständlich werden beiläufig und völlig sinnfrei immer wieder die Namen diverser Naziobermotze eingestreut, hier ein kleiner Hitler, da ein gammliger Himmler, Pseudo-Provokation aus der untersten Schublade, ich habe mehrfach Tränen gelacht. Erwin wollte gegen Ende des Treibens auf die Kacke kloppen, streute daher ein paar zum Himmel schreiende Kampfszenen ein. Russische Panzer rollen auf deutsche MG-Nester zu, die stolzen Arier ballern mit MGs und Karabinern (!) auf die Panzer, die Russen verziehen sich in eine andere Richtung (Mitleid? Angst sich mit Doofheit zu infizieren?). Erstaunlich, erstaunlich, wieso haben wir den Krieg verloren, es muss wohl an der Taktik des dämlichen Österreichers gelegen haben. Das Ende versucht krampfhaft auf Tragik zu machen, ist aber grotesk und dümmlich angelegt, weitere Brüller sind garantiert (wenn man bis zu diesem Zeitpunkt durchgehalten hat). Mit einer Auflistung der Unzulänglichkeiten des Streifen könnte man Seiten füllen, aber wie bereits erwähnt macht dieses Versagen auf ganzer Linie den Reiz aus.
Egal welche Aspekte des Films man unter die Lupe nimmt, stets wird man auf totalen Blödsinn treffen. Vergleicht der geneigte Zuschauer "Eine Armee Gretchen" jedoch mit den überzogenen Entgleisungen der Nazisploitation-Werke aus Italien, die ab Mitte der siebziger Jahre als kleine Welle durch die Kinos schwappten, ist Herr Dietrichs Beitrag ein reichlich biederer, harmloser und schauwertarmer Schlappschwanz, der zarte Gemüter zwar nicht erfreuen wird, diese aber immerhin nicht in eine Lebenskrise stürzt. So hohl der "Inhalt" auch sein mag, Kamera, Schnitt und Beleuchtung liefern solides Handwerk ab, erreichen mühelos übliches "Dietrich-Niveau". Wer nach einer fiesen und geschmacklosen Sleaze-Suhle giert, sucht im DVD-Regal lieber nach den bizarren Perversionen aus dem Stiefelland. Den kleinen Hunger auf großen Schwachsinn können die willigen Gretchen stillen, noch immer legt sich ein feistes Grinsen über meine alte Ekelfratze. Bitte keine Aufregung wegen angeblicher Verharmlosung der Thematik, ich halte mich an folgendes Motto: Darf man sich über Nazis lustig machen? Nein, man muss!
Richtig gut ist übrigens die DVD geworden, die den Film ungekürzt und in schöner Qualität präsentiert. Im Bonusbereich findet der Filmfreund Trailer zu weiteren Perlen aus dem Dietrich-Kosmos, schön.
Die Zahlenwertung entfällt, ich kann keine Verantwortung für auftretende Nebenwirkungen übernehmen.
Lieblingszitat:
"Was ist denn hier los? Haben wir etwa den Krieg siegreich beendet?"
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Nightmare on Elm Street 4 (USA 1988)
Freddy Krueger wurde im dritten Teil ordentlich eingeschenkt, doch der Bursche schleicht sich zurück in die Köpfe und Träume seiner potentiellen Opfer...
Regisseur Renny Harlin hat ein paar starke Actionflicks inszeniert, "Stirb langsam 2" (1990) und "Cliffhanger" (1993) gehen auf sein Konto, ferner die herrliche Komödie "Ford Fairlane - Rock'n'Roll Detektiv" (1990). Der vierte Beitrag zur Reihe um den alten Schnitter Freddy ist im gediegenen Mittelfeld anzusiedeln, im Vergleich zum starken Vorgänger baut diese Fortsetzung deutlich ab. Alles wirkt überstürzt aus dem Ärmel geschüttelt, unterm Strich kommt nicht mehr als eine brauchbare "Mindestbefriedigung für Fans" dabei heraus. Hauptdarstellerin Lisa Wilcox sah damals recht hübsch aus, ansonsten bleibt (ausser Robert "Freddy" Englund) kein Darsteller in Erinnerung.
Als Horrorfanatiker komme ich selbstverständlich nicht an Freddy Krueger vorbei. Dieser Teil führt mir jedoch glasklar vor Augen, warum ich Jason Voorhees und Michael Myers schon immer weitaus inniger als Freddy Krueger liebte.
6/10 (obere Mittelklasse)