Frank Klemm hat geschrieben:US hat geschrieben:
Bzgl. der Signallaufzeiten sollte man berücksichtigen, daß nahe Begrenzungsflächen eigentlich miteinbezogen werden sollten, da weitgehend minimalphasiger Charakter vorliegen dürfte.
Daran hatte ich noch gar nicht gedacht. Was nützen minimalphasige Lautsprecher, wenn
durch den Raum seinerseits Gruppenlaufzeitfehler verursacht.
Hallo Frank,
Unzweifelhaft wird der Verlauf der Amplitude im Baß/Grundton durch Begrenzungsflächen in minimalphasiger Manier verbogen und damit auch der Phasengang. Es ist also eine Entzerrung im Raum notwendig.
ein weiterer Aspekt:
Die Linearphasigkeit gilt auch nur unter
einem Meßwinkel, sofern die Abstrahlung des Lautsprechers nicht interferenzfrei ausfällt. Im Übergang MT-HT, der praktisch kaum interferenzfrei zu realisieren ist, bleibt von der Linearphasigkeit in der Praxis nichts übrig.
Solch eine Entzerrung würde also, wenn überhaupt, nur im Baßbereich im Raum Sinn machen - aufgrund der Hörschwellen
und der eingeschränkten praktischen Realisierbarkeit im Hochton.
Wobei dann im Baßbereich sinnvoll auch nur die Laufzeitverzerrungen aufgefangen werden, die durch den unglücklichen Hochpaß 4. bis 8. Ordnung bei BR auftreten.
Wie die Laufzeit nun
genau aussieht, ist eigentlich nicht sonderlich relevant (Dies auch als Hinweise an Leisehörer).
Beispielsweise weist die verlinkte Nubert-Box bei Betrachtung im Freifeld tatsächlich ein realtiv günstiges Zeitverhalten auf. Die Box ist so abgestimmt, daß die Amplitude zunächst etwas ähnlich einer geschlossenen Box sanft abfällt und erst recht spät in das Hochpaßverhalten 4. Ordung übergeht. Der Hinweis von Hr. Nubert, der die Box als Zwischending CB/BR beschreibt, erscheint mir daher schon gerechtfertigt. Der Preis dafür ist Verlust an Wirkungsgrad.
Diverse Studiomonitore sind hingegen auf einen günstigen "Katalogfrequenzgang" ausgelegt mit eindeutig definierter Grenzfrequenz unterhalb derer die Amplitude mit 4. Ordnung abfällt. Das bringt eine tiefe f3 in verbindung mit hohen Pegeln, um den Preis eines schlechteren Impulsverhaltens.
In der Praxis wird die "Katalogeinstellung" aber nicht benötigt und die schaltbare Baffle-Step-Entzerrung gesetzt, womit das Zeitverhalten auch wieder der Nubert-Box angenähert wird.
Und der Frequenzgang sollte in der Praxis ohnehin unter Berücksichtigung der nahen Begrenzungsflächen des LS linearisiert werden. Die Nubert-Box ist mit geringer(!) Tendenz so ausgelegt, daß sie auch ohne schaltbares Entzerrwerk im Raum ein passables Verhalten von Amplitude und Phase hinlegt, während die Studiomonitore dazu entzerrt werden müssen (dies aber auch recht flexibel gestatten und somit für allerlei Hörsituationen geeignet sind).
Aus diesen Gründen ergibt sich für den Konsumenten aus der Kenntnis der Gruppenlaufzeit kein sittlicher Nährwert.
Wichtig ist die Amplitude im Raum - sonst nichts.
Eine Ausnahme besteht bei Anbindung von Subwoofern mit typisch tiefen Trennfrequenzen von rund 100Hz. Einzig hier lohnt sich aus meiner Sicht eine genauere Beschäftigung mit der Thematik, um die inneren Phasendrehungen der Filter zu kompensieren.
Für "komplette" Standlautsprecher der absoluten Top-Klasse, halte ich nach wie vor die linearphasige Entzerrung für entbehrlich und würde eher in Membranfläche im Baß investieren.
-Eine lineare und praktisch linearphasige Entzerrung im Raum gelänge ohne Probleme.
-Der Volumenbedarf ist nicht größer (eher kleiner), als bei vergleichbar halber Membranfläche in BR.
-Zusätzlich besteht das Potential Bündelung im Baßbereich zu erzielen, da zwei Baßtreiber mit Distanz angeordnet werden könnten.
-Zusätzlich ist der Maximalpegel oberhalb der 1,5fachen Tuningfrequenz einer vergleichbaren BR um 6dB höher.
Gruß, Uwe
PS:
Testbericht eines Modells von KS digital in der PP:
http://www.ksdigital.de/deutsch/index.html
Ab 300Hz aufwärts wird linearphasig entzerrt, Latenzzeit dadurch nur bei 6ms.