ulle hat geschrieben:Nun ist mir nicht klar ob Du meine schwammig Formulierung des technischen Sachverhalt meinst, oder die prinzipielle Aussage!
Die prinzipielle Aussage!
In dem von dir verlinkten Wikipedia-Artikel ist es im Grunde erschöpfend erklärt, wenn dir das schon nicht weiter geholfen hat, dann wird es schwierig, denn ich bin mir nicht sicher, ob ich noch einfachere Worte dazu finde (ist nicht böse gemeint).
Zu den Grundlagen: Der Dämpfungsfaktor ist nichts als das Verhältnis des Lastwiderstand zum Innenwiderstands eines Verstärkers. Die Angabe ist im Grunde lächerlich, denn der Innenwiderstand des Verstärkers ist die eigentlich interessante Größe und der Lastwiderstand hängt von der Impedanz der Box ab. Um die Lächerlichkeit auf die Spitze zu treiben geben die meisten Hersteller den Dämpfungsfaktor für 8 Ohm an... da kommt dann das Doppelte raus, als man es wirklich bei den meisten Boxen hat... denn die meisten Boxen haben 4 Ohm (auch wenn 6 oder 8 drauf steht).
Zur Bedeutung: Aus dem Innenwiderstand des Verstärkers und der Last (also der Box) ergibt sich ein Spannungsteiler. Das hat zur Folge, dass am Ausgang des Verstärkers nicht das volle Signal anliegt, sondern nur "ein Teil" davon. Bei einem Dämpfungsfaktor von 10 fehlt (ca.) ein Zehntel, bei einem Dämpfungsfaktor von 100 fehlt 1/100, bei einem Dämpfungsfaktor 1000 fehlt 1/1000.
Klingt bei oberflächlicher Betrachtung immer noch wie ein großer Unterschied, es sei denn, man denkt darüber nach, welcher Anteil am Ausgang anliegt:
Bei Dämpfungsfaktor 10 liegen noch 90% an, bei 100 dann 99%, bei 1000 99,9%.
Diese Abweichung ist völlig unabhängig vom Pegel und hat auch nichts mit Lastfestigkeit zu tun (die Last ist schließlich die Impedanz der Box und die ist auch unabhängig vom Pegel), sondern liegt einfach daran, dass es technisch nicht trivial (und auch nicht sinnvoll) ist, einen Verstärker mit einem Innenwiderstand von 0 (Dämpfungsfaktor unendlich) zu bauen.
Nun könnte nur noch der Einwand kommen, dass ein "niedriger" Dämpfungsfaktor (wie z.B. die von dir genannte 60) bei einer Box mit komplexem Impedanzverlauf (also unterschiedliche Last bei verschiedenen Frequenzen) zu einer Verschiebung des Klangs führen könnte.
Der Einwand lässt sich leicht nachrechnen:
Dämpfungsfaktor 60 heißt, 1/60 geht im Verstärker flöten, d.h. 1 - 1/60 kommt hinten raus, das sind 98,333% ... macht einen Verlust von ca. 0,15 dB (20 * LOG(1 - 1/60))
Gehen wir davon aus, dass die Impedanz der Box im Frequenzband stark schwankt, niedrigster Wert ist etwa die Hälfte der Impedenz, für die der Dämpungsfaktor angegeben wurde, dann haben wir eine maximale Abweichung des Frequenzgangs um ca. 0,3 dB ... was immer noch deutlich unterhalb der Wahrnehmungsschwelle von ca. 0,5 dB liegt.
Eine Ursache für "klingt deutlich kraftvoller" kann das schlecht sein.
Und bei höheren Dämpfungsfaktoren wird die Rechnung noch deutlich knapper!
Mein Yamaha ist mit 140 angegeben, da kommen wir dann auf ca. 0,12 dB Abweichung des Frequenzgangs.