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Re: G. Nubert im Interview

Verfasst: Sa 1. Jun 2013, 17:28
von pølsevogn
Herrn horch! zum Dank für einen gelungenen Beitrag:
"Zu deiner Möglichleit 1: Da sehe ich als wichtigen Faktor die Funktionsweise der menschlichen Wahrnehmung und des Gehirns. Man nimmt einen Unterschied wahr und bewertet ihn subjektiv - später erinnert man sich an diesen Unterschied und ebenso an die Bewertung. Das Gehirn kennt aber keinen "Read Only"-Modus - d.h. jedes Mal, wenn diese Erinnerung abgerufen wird, wird sie auch verändert. Sie verfestigt sich, die Verknüpfungen werden verstärkt, evtl. auch die originale Wahrnehmung und die bewusste Bewertung stärker miteinander vermascht. Die leidenschaftliche Vertretung von Unterschieden ist von daher gut verständlich."
Bravo! Konzise und lichtvolle Erklärung so mancher Glaubenskriege hier und anderswo. Ich muss zugeben, dass ich vermutlich dem geschilderten Mechnaismus zuweilen auch schon zum Opfer gefallen bin.


Dicke Grüße von pv

Re: G. Nubert im Interview

Verfasst: So 2. Jun 2013, 09:20
von horch!
Danke für die positive Rückmeldung. Mich freut dabei gar nicht mal in erster Linie die inhaltliche Zustimmung sondern eher die implizite Zustimmung, dass es sich lohnen kann, den Blick auch mal über den Tellerrand der Audiotechnik und Raumakustik hinaus schweifen zu lassen. Die Faszination des (Musik-)Hörens lässt sich auf der rein technisch-physikalischen Ebene m.E. nicht vollständig erfassen und verstehen - schließlich stehen am Ende Wahrnehmungen und Empfindungen und nicht Messwerte. Der Weg eines Signals von der primären Quelle bis zum Ohreingang ist komplex und technisch sicherlich hochinteressant; man sollte aber m.E. nicht vergessen, dass es dann erst richtig los geht mit der komplexen Verarbeitung: erst im Zentralen Nervensystem des Hörers wird aus dem Schallereignis ein Hörereignis - und da gibt es immens viele Einflussfaktoren, die mit dem am Ohr anliegenden Schallsignal nichts zu tun haben. Ich denke, die Vielfalt und scheinbare Widersprüchlichkeit der hier im Forum beschriebenen Erlebnisse belegt dies. :)

Man kann es natürlich auch viel kürzer ausdrücken: (Musik-)Hören is subjektiv! :mrgreen:

Re: G. Nubert im Interview

Verfasst: So 2. Jun 2013, 15:11
von StefanB
Die auditive Wahrnehmung ist wahrlich höchst volatil.

Einbilden kann man sich demzufolge alles.

Auf diese seligmachende Insel zurückgezogen, lebt es sich vermutlich gemütlich.

Elektroakustik ist im Ergebnis aber nunmal keine Religion, sondern steht und fällt mit den realen Hard-Facts; hängt also nicht ab von einer sich pathologische manifestierenden Pippi-Langstrumpf-Attitüde einzelner zum Thema.

Stefan