Kaum ist man hier mal einen halben Tag nicht da, schon ist der Thread um eine oder zwei Seiten gewachsen...
Heute war ich in Freiburg, leider war meine Zeit etwas begrenzt von daher konnte ich tatsächlich nur 2 Lautsprecher anhören, die Canton Reference 5K (die mit den Keramikmembranen) und die Dynaudio Contour 30 (die 20 stand auch daneben, leider fehlte mir die Zeit, dieser auch noch Hörminuten zu gönnen).
Mit der Canton 5K fingen wir (meine sehr musikenthusiastische Schwester und deren HiFi-afiner Mann assistierten mir, beide ebenfalls Liebhaber klassischer Musik) an. Zuspieler waren übrigens ein Universalspieler von Marantz plus der Vollverstärker aus der gleichnamigen Serien. Der Strom wurde offenbar mit aufwändigen Mitteln "gereinigt", wenn ich den Schrieb neben dem Kästchen im Versorgungszweig mit 4-stelligem Preislabel richtig interpretiert habe...konnt also nichts mehr schief gehen.
Ich hatte wieder meiner Standard-Musikauswahl dabei, begonne habe ich dieses Mal wieder mit den Schubertliedern. Die Canton stellte die Sopranistin prominent heraus, das Klavier ist auf der Aufnahme etwas im Hintergrund, aber durch die extrem klare Wiedergabe der weiblichen Singstimme wurde dieser Effekt noch verstärkt. Ähnlich wie bei den Deltas, die ich ja schon mal gehört habe, ebenfalls mit Keramikmembranen, war jede Mundbewegung, jedes "k" und "t" überdeutlich hörbar. Die Stimme selbst war klar und deutlich, fast schon ein wenig zu prominent, dies ist aber eine rein subjektive Entscheidung, ob es denn gefällt oder nicht.
Auch weitere Aufnahmen mit Gesangsstimmen zeigten ein ähnliches Verhalten. Klaviermusik klang sehr klar auf diesen Lautsprechern, gerade die Diskanttöne, die ich bei den Deltas so sehr vermisst habe, wurden hier fast "unbarmherzig" herausgeworfen. Der Bass war sehr massiv, gehörmäßig leicht überhöht, ist aber definitiv geschmacksache.
Eine Orgelaufnahme klang sehr durchsichtig und prägnant, manchmal überdeutlich, ohne allerdings durch zu hohe Schärfe zu nerven. Die Lokalisierung der Musiker war bei allen Aufnahmen sehr gut und präzise, vor allem in der Horizontalen. Die Sinfonie Nr. 9 von Dvorak in der Aufnahme mit den Chicagoern und Solti kann auf manchen Lautsprechern nerven, hier tat sie es nicht. Allerdings klang die Wiedergabe fast ein wenig "angeberisch", sehr prägnant, dynamisch und fast schon überdeutlich.
Dies war auch unser Resümmee für diesen Lautsprecher: extrem dynamisch, im Hochton fast ein wenig überdeutlich, im tiefen Bass sehr voluminös und druckvoll. Alles eigentlich subjektiv positive Attribute, jedoch ist jemand, der einen ausgewogeneren und homogeneren Klang sucht, mit diesem Lautsprecher wohl falsch bedient.
Anschließend kam dann die Dynaudio Contour 30 dran, ein Standlautsprecher ungefähr gleicher Höhe und auch etwa in der gleichen Preiskategorie (die eigentlich über dem liegt, was ich mir als Maximum gesetzt habe). Die Dynaudio hatte von Anfang an einen anderen Charakter als die Cantons: sie ist deutlich weniger "knallig", mehr auf homogene und sicher auch klangschöne Wiedergabe ausgerichtet. Damit möchte ich nicht sagen, dass sie bewusst verfälscht, sie ist einfach weniger spritzig als die Canton. Im Frequenzverlauf konnte ich - ohne gemessen zu haben - keine deutliche Delle feststellen, der extreme Tiefgang schien mir bei den Cantons mehr vorhanden zu sein (wieder: keine Bewertung, einfach nur dargestellt, wie ich es wahrgenommen haben). Die Ortung hier war anders, aber ebenfalls sehr gut, die Raumtiefe, also die Dimension nach hinten, schien mir bei den Dynaudios besser abgebildet zu werden.
Die Dynaudios waren insgesamt homogener, klangschöner, gerade bei der Schubert-Gesangsaufnahme, sprach mich der Sopran viel mehr an und war zum Klavier in einer besseren Balance als bei den Cantons. Orchestral war die Dynaudio erheblich zahmer, zwar klangen die Instrumente definitiv wie man sie sich als Musiker vorstellt (ich selbst kenne mich bei Blasinstrumenten diesbezüglich sehr gut aus), aber definitiv weniger impulsiv und dynamisch als bei der Canton. Bei Klaviermusik klang das Instrument wie es sein sollte, manchmal dachte ich, dass ruhig ein wenig mehr Höhen dabei sein könnten, als ich dann aber später eine Orchesteraufnahme hörte, wurde klar, dass ein Mehr an Höhen evtl. zu viel sein könnte. Auffällig bei der Dynaudio war allerdings auch, dass diese scheinbar weniger pegelfest ist als die Canton. Ohne gemessen zu haben schienen mir die Verzerrungen bei sehr hohen Lautstärken (
) doch deutlich höher zu sein, die Box also früher "in die Knie" zu gehen als andere Lautsprecher, die ich kenne.
Da wie gesagt beide Lautsprecher eigentlich über meiner preislichen Zielmarke liegen, waren diese für mich nicht überzeugend genug, damit ich mir diese nach Hause zum Test holen würde. Die Dynaudios waren für meine Musik eigentlich der bessere Ansatz, hier hätte man sehr klangschön und in der Tonalität stimmig hören können, ohne jedoch die Impulsivität der Cantons zu haben, die manchmal etwas angeberisch und übertreibend auftrat.
Beim anschließenden Mittagessen mit meinen Begleitern keimte in mir der Wunsch, definitiv noch die großen nuVeros zu hören. In den nächsten Wochen ist also dann ein Trip nach Schwäbisch Gmünd angesagt. Auch die Dali Epicon 2 geht mir immer noch nicht aus dem Kopf. So genial war die Wiedergabe aller Musikrichtungen, lediglich die Basswiedergabe war aufgrund der Größe des Lautsprechers begrenzt, so dass Kontrabässe und Orgel außerhalb des darstellbaren Bereichs waren. Vielleicht sollte ich mir mal die Epicon 6 anhören, leider liegt dieser Lautsprecher fast beim Doppelten meines angesetzten Budgets...
Das sind die nächsten Kandidaten, die ich mir anhören möchte. Sorge macht mir nur ein wenig das Budget, welches ich offenbar Schritt für Schritt nach oben verschiebe. Allerdings sagt meine Erfahrung, dass dies nur einmal weh tut, wenn man aber billig kauft, dann tut es permanent weh...
Viele Grüße,
Markus.