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Was haltet Ihr von Ratinglisten in den Hifizeitschriften?

Hier dreht es sich um (fast) alles...
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g.vogt
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Beitrag von g.vogt »

Hallo Thilo,

dein Vorschlag zur objektiven Beurteilung von Lautsprecherboxen sieht auf den ersten Blick ganz logisch aus, und z.B. zur Beurteilung von Bildkompressionsverfahren macht man das so ähnlich. Aber diese Aufgabe ist vergleichsweise einfach: das TV-Bild ist schon ein vereinfachtes Abbild des Originals, zweidimensional mit einer festen Anzahl von Bildpunkten und Farb- /Helligkeitswerten.

Bei Musik sieht das etwas anders aus. Wie soll man die Schallquelle Lautsprecher - mal 20, mal 200cm hoch - immer gleich messen? Und mit was für einem Empfänger? Mit einem Mikrophon? Ist das nicht auch unzulänglich, nur ein schwaches Abbild des Ohres?
Und was nutzen einem Messungen im schalltoten Raum, sind doch die Wohnräume, in denen die Boxen nachher spielen sollen, (zum Glück) nicht schalltot.

Ich bin der Überzeugung, dass die Idealvorstellung "Live-Eindruck" weder mit Stereo- noch mit 5/6/7-Kanal-Anlagen zu realisieren ist. In einem Konzert, sagen wir mal Klassik mit großem Orchester und Chor, wirken hunderte einzelne Schallquellen gleichzeitig, aus unterschiedlichen Richtungen und Abständen. Diese Schallquellen mischen sich im Raum zu einem Gesamteindruck, werden reflektiert aus allen Richtungen des Raumes und an allen Gegenständen und Personen im Raum. Und dann kann man als Zuhörer auch noch den Kopf drehen, sich zurücklehnen oder nach vorne beugen, sich einem Solisten zu- oder von ihm abwenden, den Blick auf einen bestimmten Mitwirkenden richten und sich mit seinem Gehörsinn auf dessen Tun konzentrieren usw.

Dieses Live-Erlebnis lässt sich weder 1:1 konservieren geschweige denn in einem Wohnraum 1:1 wieder herstellen - die virtuelle Realität ist bei Musik ein frommer Wunsch.

Andererseits klopft das Herz eines verliebten Menschen schneller, auch wenn er sein Gegenüber nur durchs Telefon hört.

Mit einer Wohnzimmeranlage zum Musikhören kann man also nur ein schwaches Abbild des Originals erzeugen. Ein simpler Vergleich des Originals mit dem Abbild ist deshalb nicht möglich. Es geht vielmehr darum, zu beurteilen, ob das unzureichende Abbild des Originals gut oder weniger gut gefällt - und eben diese Beurteilung ist ausschließlich auf subjektivem Wege möglich. Man kann nur versuchen, diese subjektiven Beurteilungen durch statistische und organisatorische Tricks in einen Bezug zueinander zu setzen, also vergleichbar zu machen, denn man kann seinen Höreindruck nicht in absolute Zahlen gießen. Man kann sich zwei Boxen hinstellen und kann z.B. sagen, dass Box1 genauso gut/besser/erheblich besser ist als Box2 oder umgekehrt (mehr als drei Stufen halte ich bei subjektiven Beurteilungen für unsinnig). Diese Vergleiche müssen mit vielen Testpersonen durchgeführt werden, um einzelne Vorlieben zu relativieren.
Um nun eine immerwährende Ratingliste führen zu können, müsste man eigentlich immer wieder jede Box gegen jede andere Box gegenhören, um eine relative Einordnung aller Boxen der Liste zu gewährleisten. Das geht natürlich nicht. Also muss man die Vergleiche auf eine tatsächlich realisierbare Anzahl einschränken, und da fangen die Ungenauigkeiten an. Ein probates Mittel wäre, eine größere Anzahl von Boxen aus unterschiedlichen Einstufungen vorzuhalten und die Neuankömmlinge wieder relativ zu diesen zu beurteilen - und so ähnlich machen das einige Zeitschriften wohl auch. Aber dann geht Zeit ins Land, die Referenzen werden älter, die Entwicklung schreitet voran, die älteren Juroren, die am liebsten Bach und Keith Jarrett gehört haben, gehen in Rente, deren junge Kollegen gehen jedes Wochenende in die Diskothek und hören ganz andere Musik, die Zeitschrift expandiert und zieht in ein anderes Gebäude um...
Und dann ist es auch gar nicht so einfach, den Gesamteindruck einer Box relativ zu einer anderen zu beurteilen. So kommt man schnell auf die Idee, bestimmte Merkmale zu definieren und diese zu beurteilen. Aber wie gewichtet man die einzelnen Merkmale, um eine Gesamtnote zu erhalten? Jede Menge Faktoren, die aus der Ratingliste Makulatur machen könnten.

Einen ganz anderen Ansatz verfolgen Foren wie z.B. http://www.audioreview.com. Sabotage mal außen vor ist die Bepunktung, genügend Beiträge vorausgesetzt, gar keine schlechte Sache. Wenn man sich dann in einem gewissen Preisrahmen umsieht und feststellt, dass Box1 4,5 von 5 Punkten bekommt und Box2 nur 2 Punkte, dann kann man Box2 schon mal beiseite schieben, denn dann ist die Chance ziemlich groß, dass man (für diesen Preis) auch enttäuscht sein würde.

Das Fazit für mich: Ich kann die Tests nur als Orientierung ansehen. Das ist aber schon eine ganze Menge, weil ich mich sonst im unüberschaubaren Angebot gar nicht zurecht fände. Trotzdem laufe ich Gefahr, dass ich nun gerade die Box übersehe, die mir am besten gefallen hätte, aber so ist es eben. Schlimmstenfalls stelle ich eines Tages fest, dass ich was besseres für den Preis bekommen hätte. Dann muss ich entweder umsteigen oder entscheiden, dass ich mit der etwas weniger guten Box weiter leben kann.

Mit internetten Grüßen
Gerald Vogt
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PhyshBourne
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Beitrag von PhyshBourne »

Moin, moin !
g.vogt hat geschrieben:Bei Musik sieht das etwas anders aus. Wie soll man die Schallquelle Lautsprecher - mal 20, mal 200cm hoch - immer gleich messen? Und mit was für einem Empfänger? Mit einem Mikrophon? Ist das nicht auch unzulänglich, nur ein schwaches Abbild des Ohres?
Und was nutzen einem Messungen im schalltoten Raum, sind doch die Wohnräume, in denen die Boxen nachher spielen sollen, (zum Glück) nicht schalltot.

Ich bin der Überzeugung, dass die Idealvorstellung "Live-Eindruck" weder mit Stereo- noch mit 5/6/7-Kanal-Anlagen zu realisieren ist. In einem Konzert, sagen wir mal Klassik mit großem Orchester und Chor, wirken hunderte einzelne Schallquellen gleichzeitig, aus unterschiedlichen Richtungen und Abständen. Diese Schallquellen mischen sich im Raum zu einem Gesamteindruck, werden reflektiert aus allen Richtungen des Raumes und an allen Gegenständen und Personen im Raum. Und dann kann man als Zuhörer auch noch den Kopf drehen, sich zurücklehnen oder nach vorne beugen, sich einem Solisten zu- oder von ihm abwenden, den Blick auf einen bestimmten Mitwirkenden richten und sich mit seinem Gehörsinn auf dessen Tun konzentrieren usw.

Dieses Live-Erlebnis lässt sich weder 1:1 konservieren geschweige denn in einem Wohnraum 1:1 wieder herstellen - die virtuelle Realität ist bei Musik ein frommer Wunsch.
In diesem Zusammenhang erinnere ich mich an meine Jugendzeit, wo es die Kunstkopfstereophonie gab.
Hat mich schwer beeindruckt, damals.
Schade, daß Musik nicht mehr auf diese Weise aufgenommen wird - IMHO wäre damit auch die ganze Surroundgeschichte überholt.
g.vogt hat geschrieben:http://www.audioreview.com
Fand' ich richtig gut - hab' nur die nuBis dort vermißt :wink:

GrEetinX'n'BleZZinX

G. Warnecke
hans
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Beitrag von hans »

1) Eine anständige Netzleiste ist erforderlich, denn sonst kann man "im Bereich der Stromversorgung eine Menge an Klangqualität verlieren". Aber hier reichen 40 Euro (Music Line). Für mehr "Druck und Farbe" müssen es aber 200 Euro sein (Sun Audio)
Nicht vergessen darf man aber auch, dass minderwertiger Wandputz den Stromfluss zur Netzleiste merklich beeinträchtigen kann, was sich in einem kratzigem und farblosen Klang äußert.

Bei mit Glaswatte gedämmten Häusern empfiehlt sich unbedingt das Produkt "Glaswatte Audiophil Gold" für 500€/m³ um einer Klangbeeinträchtigung vorzubeugen. Frischer und erdwarmer Klang winken als Belohnung.

Der wichtigste, aber oft vernachlässigte Faktor, dürfte allerdings das Kraftwerk sein aus dem man seinen Strom bezieht. Insbesondere Strom aus kleineren Kraftwerken führt zu ganz erheblichen Klangverfälschungen. Ein Umzug in die Nähe eines großen Kraftwerks (z.B. Raum Berlin) bewirkt manchmal Wunder!
Zuletzt geändert von hans am So 12. Jan 2003, 00:23, insgesamt 1-mal geändert.
chipmunk
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Beitrag von chipmunk »

"Ingo Hansen: Ich habe den Stein der Weisen
Klangtuning mit einem Quarz der Molekulartechnik"


Erst habe ich geglaubt, dies sei Satire, als ich diesen Artikel unter der obigen Überschrift in der aktuellen Hifi-Test las (die waren sich nicht zu schade, diesem Quatsch 2 Seiten zu spendieren): Der Audio-Animator!
Zu sehen hier: http://www.artkustik.at/animator.html
Vertrieben wird das Gerät durch Phonosophie, ein Grund für mich, auch alle restlichen Produkte dieser Firma zu meiden. (Tut mir leid, aber wer glaubt, Kunden so einen Blödsinn andrehen zu können......)
Auf der Homepage des Herstellers fand ich dies, ich zitiere mal:

"Wir von artkustik sind stets bemüht die Wiedergabequalität von Audiokomponenten zu optimieren. Bei unseren laufenden Versuchen hat sich gezeigt, daß bei der Erzeugung und Bearbeitung von Werkstoffen mechanische Spannungen entstehen. Es findet eine Verformung der Molekular-Struktur statt. Das bedeutet, daß Werkstoffe wie sie in Audiogeräten Anwendung finden unter mechanischem "STRESS" stehen.

In Zusammenarbeit mit einem Physiker (Fachbereich Molekulartechnik) ist es uns gelungen, den Audio-Animator zu entwickeln.

Der Audio-Animator bewirkt durch die "Entstressung" von Materialien wie zum Beispiel Kunststoffe, Metalle, Holz, usw. eine bis heute unerreichte Lebendigkeit und Präzision der Musikwiedergabe.

Die Anwendung wird für alle Geräte wie Tonträger, CD, DVD,MD, LP, DAT-Kassetten, VIDEO-Kassetten, Tonbänder sowie Lautsprecher (Membranen und Gehäuse), Kabel, Verstärker, CD-Player und TV-Geräten empfohlen.

Anwendung: Sie nehmen den Audio-Animator in Ihre Hand und führen diesen in zügiger Bewegung und geringem Abstand ( 1 bis 2 cm ) über das zu behandelnde Objekt.

Bei konsequenter Anwendung erhalten Sie eine enorme Steigerung des Hörvergnügens, auf welche Sie in Zukunft gewiß nicht mehr verzichten möchten.

Der Klang wird wie folgt optimiert:

Der Baß ist nicht nur tief und sauber, er erhält auch die nötige Schnelligkeit, wie wir sie nur bei Live-Musik gewöhnt sind.

Die Abbildung im Mittel- und Hochtonbereich erhält eine bis dato nicht gehörte Klarheit und Substanz.

Der Audio-Animator entlockt jeder CD das Flair, welches uns bis jetzt leider verborgen blieb. (Beinahe Masterbandqualität).

Die Bildqualität bei DVD und Video zeigt sich durch sattere Farben - es erscheint fast der Eindruck eines 3D-Bildes.

Der Audio-Animator kann auch direkt am TV-Gerät verwendet werden. Dies ergibt auch eine Entstressung der Bildröhre und somit eine Bildverbesserung.

Wir haben hier nur einige Anwendungsmöglichkeiten beschrieben, Sie werden aber mit der Zeit womöglich noch andere Einsatzbereiche für den Audio-Animator entdecken.

Der Audio-Animator von artkustik ist eine der größten Innovationen auf dem Gebiet der Audio-Technik."


P.S.
(Mit den Unterstreichungen habe ich meine Lieblingsstellen gekennzeichnet.)

Meine Meinung:
Somit wird der redaktionelle Teil einer Publikation zu einem weiteren Grund, Ratinglisten in solchen Magazinen nicht mehr für voll zu nehmen.
Zwar enthält sich Hifi-Test immerhin einer abschließenden Beurteilung bezüglich der Wirksamkeit dieses Gerätes (und eine Doppelseite davor wurde ein Nubert Surroundset getestet), aber trotzdem war dies meine letzte Ausgabe dieser Zeitschrift.

Grüße
chipmunk
hans
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Beitrag von hans »

:lol: :lol:

in der c't wurde mal in einer april ausgabe vor 2 oder 3 jahren ein gerät getestet, das vermutlich nach einem ähnlichen phantasieprinzip funktioniert. es sah aus wie ein kleiner portabler cd-spieler. wenn man nun die cd einlegte und das gerät anschaltete wurde die cd auf wundersame behandelt (vermutlich gar nicht :D) und sollte danach besser klingen. selbstverständlich war eine wirkung weder hör- noch messbar.

das lustige daran war, dass die c't unmengen von leserbriefen bekam, die den test für den traditionellen aprilscherz hielten :)
toschi
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Beitrag von toschi »

Bei Musik sieht das etwas anders aus. Wie soll man die Schallquelle Lautsprecher - mal 20, mal 200cm hoch - immer gleich messen? Und mit was für einem Empfänger? Mit einem Mikrophon? Ist das nicht auch unzulänglich, nur ein schwaches Abbild des Ohres?
hi g.vogt,
warum nicht mit einem mikrophon? nur dann müsste das mikrophon top eigenschaften haben und dürfte so gut wie gar nicht verfälschen, sonst funktioniert Thilo's Theorie natürlich nicht.
Mit einer Wohnzimmeranlage zum Musikhören kann man also nur ein schwaches Abbild des Originals erzeugen. Ein simpler Vergleich des Originals mit dem Abbild ist deshalb nicht möglich.
aber hier wären wir doch bei der beurteilung der aufnahmen. wenn die aufnahme schon schlecht ist, kann sie ja mit einer sehr guten box auch nur schlecht klingen (wenn zum beispiel die höhen auf der cd zu laut sind). mit einer schlechten box mit nicht linearem frequenzgang könnte sich das genau wieder ausgleichen (höhen werden von der box eigentlich zu leise wiedergegeben).
in dem moment, wenn eine box genau das wiedergibt, was auf der cd gespeichert ist, ist die box doch eigentlich perfekt, oder?
Und was nutzen einem Messungen im schalltoten Raum, sind doch die Wohnräume, in denen die Boxen nachher spielen sollen, (zum Glück) nicht schalltot.
das selbe wie oben: wenn man boxen im wohnzimmer wandnah aufstellt und dann beispielsweise aufstellungsbedingt eine überhöhung von 5db bei 80hz hat, aber die box ein frequenzloch von 5db bei 80hz hat, ist das in eben diesem wohnzimmer perfekt. aber in 95% aller anderen wohnzimmer ist das ein nachteil, da die boxen anders aufgestellt sind.
also werden die boxen im schalltoten raum gemessen, weil man nur da sicher messen kann, ob die boxen wirklich die cd richtig wiedergeben.

gruß
toschi

ps: ich hoffe, ich habe jetzt nciht den letzten scheiß geschrieben ;) :roll:
Thilo Maurer
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Beitrag von Thilo Maurer »

@g.vogt

hm ja.
g.vogt hat geschrieben:Hallo Thilo,
Ich bin der Überzeugung, dass die Idealvorstellung "Live-Eindruck" weder mit Stereo- noch mit 5/6/7-Kanal-Anlagen zu realisieren ist. In einem Konzert, sagen wir mal Klassik mit großem Orchester und Chor, wirken hunderte einzelne Schallquellen gleichzeitig, aus unterschiedlichen Richtungen und Abständen. Diese Schallquellen mischen sich im Raum zu einem Gesamteindruck, werden reflektiert aus allen Richtungen des Raumes und an allen Gegenständen und Personen im Raum. Und dann kann man als Zuhörer auch noch den Kopf drehen, sich zurücklehnen oder nach vorne beugen, sich einem Solisten zu- oder von ihm abwenden, den Blick auf einen bestimmten Mitwirkenden richten und sich mit seinem Gehörsinn auf dessen Tun konzentrieren usw.

Dieses Live-Erlebnis lässt sich weder 1:1 konservieren geschweige denn in einem Wohnraum 1:1 wieder herstellen - die virtuelle Realität ist bei Musik ein frommer Wunsch.
- aber keine Utopie.


Du hast natürlich Recht. Ich bin auch deiner Meinung bzgl. der Idealvorstellung "Live-Eindruck" usw...

Wir reden aber aneinander Vorbei. Es geht mir lediglich um die Akkuratheit des Reproduzierten Materials. Das ein Lautsprecher es niemals schaffen wird die Athmosphäre eine LiveKonzerts zu reproduzieren, ist klar. Dafür sollte er eben das andere um so besser können.
g.vogt hat geschrieben: Mit einer Wohnzimmeranlage zum Musikhören kann man also nur ein schwaches Abbild des Originals erzeugen. Ein simpler Vergleich des Originals mit dem Abbild ist deshalb nicht möglich. Es geht vielmehr darum, zu beurteilen, ob das unzureichende Abbild des Originals gut oder weniger gut gefällt - und eben diese Beurteilung ist ausschließlich auf subjektivem Wege möglich.
Was ist überhaupt die Aufgabe eines Lautsprechers? Es ist (aus meiner Sicht), die Aufnahme, und nicht das "Orginal" zu reproduzieren. Das Original kann er unmöglich, der Speaker kennt ja das Original gar nicht. Es ist deshalb unmöglich, das Original mit dem Abbild zu vergleichen. Wohl aber wäre es möglich die Aufnahme mit dem Abbild zu vergleichen.
g.vogt hat geschrieben: dein Vorschlag zur objektiven Beurteilung von Lautsprecherboxen sieht auf den ersten Blick ganz logisch aus, und z.B. zur Beurteilung von Bildkompressionsverfahren macht man das so ähnlich. Aber diese Aufgabe ist vergleichsweise einfach: das TV-Bild ist schon ein vereinfachtes Abbild des Originals, zweidimensional mit einer festen Anzahl von Bildpunkten und Farb- /Helligkeitswerten.
Danke, zuviel der Ehre. Ich finde aber auch auf den zweiten Blick. Die CD-Aufnahme ist sogar noch einfacher, nämlich hat es vier Dimensionen weniger. TV hat (zeit,x,y,rot,grün,blau). Audio hat (zeit,amplitude). Dass du vom Original und nicht vom "vereinfachten Abbild des Originals" redest, ich mir jedoch klar.
g.vogt hat geschrieben: Wie soll man die Schallquelle Lautsprecher - mal 20, mal 200cm hoch - immer gleich messen? Und mit was für einem Empfänger? Mit einem Mikrophon? Ist das nicht auch unzulänglich, nur ein schwaches Abbild des Ohres?
Und was nutzen einem Messungen im schalltoten Raum, sind doch die Wohnräume, in denen die Boxen nachher spielen sollen, (zum Glück) nicht schalltot.
Ja, mit einem Mikro, würd ich mal sagen. Ich bin zwar nicht vom Fach, aber ich kann mir kaum vorstellen, dass es kein Mikro gibt, das nicht wenigstens so gut wie das meschliche Ohr ist. Schließlich wird ja Musik auch mit einem Mikro aufgenommen. Ein schwaches Abbild des Ohres - Korrekt, aber irrelevant. Messungen im schalltoten Raum - wieder, wir reden aneinander vorbei - geben Aufschluss über die Wiedergabequalität. Dass es im realen Wohnzimmer schlechter - und mit schlechter meine ich Abweichungen von der Aufnahme. Du wahrscheinlich meinst eher den Spaß an der Musik, so wie ich deinen Beitrag deute - klingt, lässt sich einfach nicht vermeiden.

Studioaufnahmen werden im Schalltoten Raum aufgenommen. Das, was du in deinem Wohnzimmer hörst, (wenn du den ideal reproduzierenden Lautsprecher hättest), ist also das, was du hören würdest, wenn der Performer tatsächlich in deinem Wohnzimmer stünde!!!! Und das ist ja gerade das Ziel. Wenn du den Speaker in die Ecke stellt, klingt es so, als säße der Sänger halt in der Ecke. Es ist also irgendwie (meines Erachtes) idiotisch, den Lautsprecher so auszusuchen, dass er zu deinem Raum passt! - Aber das ist Einstellungssache und gehört möglicherweise eher in ein Philosophie-Forum. Ich finde es ist wichtiger, dass es real ist, als dass es nur so tut, als sei es. Nun, ein philosophisches Thema.

Weitere Meinungen sind immer willkommen!
Zuletzt geändert von Thilo Maurer am So 12. Jan 2003, 02:05, insgesamt 1-mal geändert.
Thilo Maurer
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Beitrag von Thilo Maurer »

wie siehts aus, sind hier n paar messtechniker anwesend? wär doch mal interessant, genauer zu erfahren, warum es so schwierig ist, lautsprecher objektiv - also die Reproduktionskapazitäten - zu beurteilen.
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g.vogt
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Beitrag von g.vogt »

Hallo Thilo,

wir reden vielleicht wirklich ein wenig aneinander vorbei, und es ist ja auch ein komplexes Thema, das zu durchdringen ich nicht behaupte, ich versuche nur, mir eine Vorstellung davon zu machen.

Ich sehe die Fragestellung aber ein wenig anders. Natürlich kann man versuchen zu ermitteln, welcher Lautsprecher das Abbild (die CD-Aufnahme) am genauesten reproduziert. Aber der Lautsprecher ist nur Teil einer Kette, an deren Anfang das Original steht. Und das im Wohnzimmer ankommende Abbild, das sich vom Original - wie ich es zu beschreiben versucht hatte - erheblich unterscheidet, soll hörenswert sein. Deswegen denke ich, dass man die Qualität der Lautsprecher mit technischen Mitteln nur insoweit bewerten kann als die Modelle dafür taugen (Frequenzgang, Wasserfall, Phasenverlauf...). Am Ende bleibt aber die subjektive Beurteilung.

Klassik-Aufnahmen z.B. werden übrigens nicht ausschließlich im schalltoten Raum gemacht. Sie entstehen auch in Konzerthallen, Opern, Kirchen, bedämpften Studios. Aus persönlicher Erfahrung kann ich nicht sagen, ob Aufnahme-Studios wirklich schalltot sind. Anhörbare Aufnahmen wirken jedoch nicht schalltot - also entweder ist ein Raumanteil mit aufgenommen oder er wird technisch hinzugefügt (Stichwort Hall).

Mit internetten Grüßen
Gerald Vogt
Malte
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Beitrag von Malte »

Hallo,

zunächst zum Wunschbild "Live-Konzert im Wohnzimmer" - daran wird aktuell fieberhaft gearbeitet, in Fachpublikationen liest man wirklich überall was von Forschungsprojekten über Schallfeldsynthese. Möglich ist sowas schon, allerdings gehen die Experten z.Zt. davon aus, daß ca. 40-80 Lautsprecherkanäle in definierter Anordnung und eine raumakustisch auf höchstem Niveau angesiedelte Umgebung notwendig ist.

Mit Stereo gibt es kein "Live-Schallfeld", niemals. Auch mit 5.1 nicht, hier ist allenfalls auf einem einzigen Hörplatz ein relativ gut rundherum ortbares Schallfeld möglich, was im Sinne einer Plausibilitätsforderung für Musikaufnahmen schon recht ordentlich ist. Ich persönlich glaube, daß mit 5.1 ein guter Standard gefunden ist, und weitere Verbesserungen in Richtung Live-Schallfeld einen überproportionalen Materialeinsatz fordern würden (Dann brauchen wir mal locker 10...12 Kanäle und eine perfekte Aufstellung und Raumakustik).

Als Stereo-Hörer sollte man sich vom Wunsch verabschieden, in irgendeiner Form ein "Live-Schallfeld" anzustreben oder Stereoaufnahmen als Abbild eines Livekonzertes zu sehen. Akzeptiert doch bitte alle einmal, daß Stereoaufnahmen eine eigene akustische Kunstform sind, die speziell und nur für das Abhören mit Stereoanlagen gestaltet, d.h. abgemischt wurden. Insofern gibt es auch durchaus ein Ideal, ein Original, an dem sich Wiedergabeanlagen zu orientieren haben: Nämlich die Aufnahme selbst, sie ist das Original!

Wenn man diese Fakten konsequent zu Ende denkt, dann hat auch Stereowiedergabe nichts mehr mit "Geschmack" oder "Gefallen" zu tun, sondern ist objektiv richtig oder falsch! Eine richtige Wiedergabe setzt das Original "Aufnahme" verfälschungsfrei in Schall um, eine falsche Wiedergabeanlage verändert das Signal hörbar oder sogar störend hörbar.
Und was nutzen einem Messungen im schalltoten Raum, sind doch die Wohnräume, in denen die Boxen nachher spielen sollen, (zum Glück) nicht schalltot.
Ein häufiges wie falsches Argument. Nur eine Messung im schalltoten Raum erlaubt Rückschlüsse auf die Frage, wie sich die Box alleine ohne Raumeinfluß verhält - nur dadurch läßt sich eine Aussage treffen, wie sie sich im konkreten Raum verhält! Im übrigen ist die Wahrnehmung von Klangfarben, also des direkten Schalles, auch in Wohnräumen weitgehend identisch mit der Messung im RAR (ausnahme: Baßbereich), diese ist also sehr wohl aussagekräftig.
Studioaufnahmen werden im Schalltoten Raum aufgenommen. Das, was du in deinem Wohnzimmer hörst, (wenn du den ideal reproduzierenden Lautsprecher hättest), ist also das, was du hören würdest, wenn der Performer tatsächlich in deinem Wohnzimmer stünde!!!! Und das ist ja gerade das Ziel.
Das stimmt leider nicht. Viele Studioaufnahmen werden absichtlich in "lebendigen" Räumen gemacht und der Hall wird mit aufgezeichnet. Bei elektronisch gemischten Aufnahmen ist es hingegen üblicher, alle Instrumente "trocken", also ohne Hall, aufzuzeichnen und diesen künstlich hinzuzufügen. In beiden Fällen ist indirekter Schall auf der Aufnahme und diese hört sich NICHT so an, als würden die Musiker im Wohnzimmer spielen (Hallmuster des Hallgerätes bzw. Aufnahmeraumes ist hörbar, NICHT das des Wohnzimmers). Im übrigen funktioniert dieser WUnsch "Musiker im Wohnzimmer" noch nichtmal in der Theorie (Phantomschallquellen!).

zu Thilo:

Wer sagt, daß sich Lautsprecher nicht meßtechnisch und objektiv beurteilen lassen? Ich las neulich gerade eine Studie eines bekannten Akustikbüros, die zu dem Schluß kam, daß die 3 Standardmessungen Frequenzgang, Schallabstrahlung und nichtlineare Verzerrungen weitgehend für die qualitative Beurteilung eines Lautsprechers ausreichen.

Natürlich lassen sich Lautsprecher objektiv beurteilen - aber weder mit fragwürdige, angeblichen "Hörtests" bei Publikumszeitschriften (fragt sich, ob die überhaupt testen oder eher Klangbeschreibungen aus Werbeprospekten abschreiben), noch mit einfachen "Noten" oder "Klangpunkten", das ist völliger Blödsinn. Es müssen detaillierte, nachvollziehbare Messungen sein - ich nenne als "leuchtendes Beispiel" mal die ausführlichen Lautsprechertests der Fachpublikation Production Partner, so sollte ein Test sein!

Bemerkung zu Phish: Mittlerweile ist es möglich, durch DSPs Kunstkopfstereo künstlich zu erzeugen, man arbeitet da z.B. an Headtracking-Systemen, die das künstliche Schallfeld mit dem Kopf mitdrehen, wenn er sich bewegt...

Gruß,

M.
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