Hallo Burki,
erst mal herzlichen Willkommen hier im Forum.
Ich habe Dich zwar schon längere Zeit hier wieder bemerkt, aber hiermit will ich Dich begrüßen.
Ich bin gerade beim Überlegen, ob ich Deinem und Al's Vorbild folgen sollte und den
Counter mal rücksetzen lassen sollte. So was ist doch irgendwie cool.
burki hat geschrieben:schoen, dass man hier wieder zu eine kreativen Diskussion kommen kann, wobei IMHO dieser thread eher Richtung /dev/null verschwinden sollte.
Nur ganz kurz: Klar, waere solch eine Modulalitaet fuer den Kunden ein feine Sache, doch sehe ich sie als recht realitaetsfern an, da fast alle Hersteller (ok, Rotel verschickt eeproms) dann auf ein Einschicken beharren werden und genau diese Logistik kostet richtig Geld.
Ein paar Punkte
* Ein SAT-Receiver von SDTV auf HDTV aufzurüsten
genau das ist ein Fall, der einen kompletten Umbau des Geraetes verlangt, d.h. es wuerde nur evtl. (falls noch ein HDMI und YUV-Ausgang hineinpassen) noch das Gehaeuse (auch FB reicht dann wohl nicht mehr) uebrigbleiben.
Du hast mich falsch verstanden. Ich akzeptiere problemlos, daß ein SDTV-Gerät nie auf
HDTV umgestellt werden kann. Ich akzeptiere problemlos, daß ein 2-Kanal-Gerät immer
ein 2-Kanal-Gerät bleiben wird. Ich akzeptiere problemlos, daß man ein Moped nie
zu einem Auto aufmotzen kann. ich akzeptiere problemlos, daß ich meine elektrische
Zahnbürste nie zu einem Rasenmäher aufrüsten kann.
Punkt 1:
Jedes Gerät hat eine geplante maximale Erweiterbarkeit.
Wenn ich für ein Erweitern mehr als 20% auswechseln muß, ist ein Neubau sinnvoller.
Gilt für solch modulare Systeme ähnlich wie für Software.
* Ein Stereo-Vorverstärker auf 8-Kanal aufzurüsten
genau das hat (bzw. macht es noch) TMA.
Meine Vorstufe kann ich aufruesten lassen bzgl. (in Klammern die Preise von Mai 2002 wobei dann noch eine "Aufruestpauschale" dazukommt):
- 5.1 --> 7.1 inkl. DD EX und TMS 7 --> 349 EUR
- DAB-Platine --> 1199 EUR
- TagTronic Sync. Link --> 499 EUR
- Action Switches --> 249 EUR
- AC3-RF --> 249 EUR
- andere FB --> 129 EUR
- DTS-ES 6.1 und DTS Neo:6 --> 169 EUR
- HDCD --> 69 EUR
- MPEG-2 --> 19 EUR
Ich habe nur die beiden letzten Softwarefreischaltungen, wobei MPEG-2 2004 schon >> 50 EUR kostete ...
Was hat Lautstärkeregler und Kopfhörerbuchse gekostet?
Punkt 2:
Jedes Gerät hat eine sinnvolle Grundausstattung.
Dinge, die mehr als 20% der Kunden benötigen, sind fest integriert (exakt: Dinge, die
als Modul das x-fache kosten und die von mindestens 100%/x der Kunden benutzt werden,
sind fester Bestandteil).
Auch bei einem PC sind alle wichtigen Komponenten on Board. Und das sind eher mehr als
weniger geworden (1984 war selbst der Floppy-Controller auf einer Steckkarte).
Wenn ich bei einem PC jede Komponente erst stecken müßte, würde auch dieser
500 EUR = 1000 DM teurer werden (Floppy, 2x PATA, 4x SATA, 2x RS-232, 1x IEEE-1284,
6x USB, 3x IEEE 1394, Sound, Game-Port, Midi, GB-Netzwerk, PS/2-Maus, ...).
Ich nehme dafür in Kauf, daß der Rechner 10 EUR teurer wird für Komponenten, die
ich nie benutze.
Das Konzept ging aber eben nicht auf (klar wirst Du sagen, dass bei grossen Herstellern das voellig anders ablaufen wuerde, doch schau Dir mal den Aufwand an, den Denon getrieben hat und warum hat wohl Yamaha auf upgrades auf dem europaeischen Markt verzichtet ?) und all die netten Ideen sind nun bei IAG in der Schublade (IAG hat wohl auch keine entsprechenden Produktionsstaetten) verschwunden.
Fuer die groesseren Aufruestungen (praktisch zur AV192-R) wurde dann noch ein neues Gehaeuse benoetigt, da fuer die notwendigen Anschluesse kein Platz mehr vorhanden war.
IMHO darf man hier tatsaechlich einmal den Autovergleich (gerade Daimler passt da doch gut) heranziehen, was Sonderausstattung so kostet ...
Sonderausstattungen dürfen nicht mehr als ganze Geräte der Konkurrenz kosten.
Wenn ich
- DAB-Platine --> 1199 EUR
lese, dann ist das wie
- integrierter und versenkbarer Kindersitz --> 26000 EUR
Du zahlst für ein durchaus sinnvolle Erweiterung deutlich mehr als andere für ein gutes
Mittelklasse-Produkt.
Hier muß man entweder eine treue Leidensgemeinschaft haben oder man bekommt ganz
schnell Stückzahlprobleme.
Unter Stückzahlproblemen verstehe ich, daß zu keinem Preis eine realisierbare Anzahl von
verkauften Einheiten existiert, die ein Umlegen der Entwicklungsaufwände erlaubt.
Solche Produkte können sich ohne Sponsoring nicht auf dem Markt halten.
Auf dem PC gezogen:
Nicht erweiterbarer Einplatinen-PC mit halbwegs sinnvoller Grundausstattung: 1100 EUR
Modularer Rechner mit exakt der Ausstattung der Einplatinen-Lösung: 14000 EUR
- Schnellere CPU: +2000 EUR
- 25% mehr RAM: +2000 EUR
- zweite Festplatte: +3500 EUR
Hier würde sich kaum jemand die modulare Lösung kaufen.
Die allermeisten Tag-User haben statt Aufruestung (man sitzt dann ja auch einige Wochen "auf dem Trockenen" und vorallem wird das Grundgeraet nicht neuer; die Garantie verlaengert sich nicht !) ihre "alte" Vorstufe verkauft und direkt das besser ausgestattete Modell genommen, was preislich fast keinen Unterschied (als Tag-Produkte noch nicht unter dem heutigen Preisverfall litten) zur Aufruestung machte, aber man hatte eben ein neues Geraet.
Aber ein Grund, warum ich die Tag gekauft habe: Ich konnte meine notwendige Ausstattung bestimmen, d.h. z.B. "nur" 6 Kanaele, keinen AC3-RF-Eingang ...
Punkt 3:
Das Erweitern muß durch den Kunden im Regelfall selbst erfolgen können.
Im Idealfall: 2 Schrauben lösen, Blende lösen, Steckkarte rein, Schrauben festziehen, Setuptaste beim nächsten Einschalten gedrückt halten.
Punkt 4:
Die Gewährleistungsfrist des Grundgerätes verändert sich dadurch nicht.
Für die Zusatzplatine gibt es die normale Gewährleistungsfrist.
Nach dem Kauf eines PCs hat sich bei meinen PCs kaum noch was geändert.
Zusätzliche Festplatte rein, vielleicht noch eine Netzwerkkarte, ein bißchen
RAM, nichts weltbewegendes.
sobald eine neue CPU ansteht (aus welchen Gruenden auch immer), heisst es heutzutage neues Motherboard, haeufig neuer RAM, evtl. (anderer Formfaktor) neues Gehaeuse + Netzteil ...
--> in den "guten" alten PC-Zeiten war das noch deutlichst einfacher, doch auch hier heute bietet sich haeufig statt Aufruesten ein Neukauf an.
Das war zu "guten" alten Zeiten genauso. Es gab Teile (vor allem im performance-kritischen
Bereich), die konnte man nicht bis kaum mitnehmen. Andere Teile waren über 10 Jahre nutzbar.
Auch einen XT konnte man NICHT auf einen AT umrüsten. Nur zur Erinnerung:
* Mainboard war zu wechseln
* CPU war zu wechseln (wenn nicht schon auf dem MB drauf
* RAM konnte man wegwerfen, weil meist zu langsam, außerdem wurden etliche RAM-Typen nicht mehr unterstützt.
* Die Tastatur von XT und AT hatten nicht nur unterschiedliches Layout, sondern auch andere Protokolle. Es gab zwar dann XT/AT-Tastaturen, die einen Umschalter auf der Rückseite hatten, aber das nützt auf Aufrüsten nichts, weil man eine XT-Tastatur hatte.
* Graka und Festplatten-Controller konnte man zwar übernehmen, aber diese waren dann etwa um den Faktor 3 langsamer als 16-bit-Controller.
* Den Monitor konnte man weiterbenutzen, wenn man den gleichen Graphikstandard weiterbenutzt. Es gab zwar ein paar Migrationspfade, aber wer die Schnauze von CGA voll hatte und lesbare Schriften haben wollte, mußte neu kaufen.
* weiterbenutzen konnte man:
** Floppy-Controller
** RS-232 und IEEE-1284
** Drucker
** Monitorkabel
Die Geschichten kann ich Dir weitererzählen für alle möglichen Konstellationen, zwischen
denen 3 Jahre liegen. Such Dir zwei Jahreszahlen aus und ich schreib' Dir eine nette
Geschichte hin. Ob das SCSI, ESDI, Fast-Decoding, PCI 2.x, AGP 4.x oder einfach zu lange
Karten sind, ob 8 K-Pages, nicht einstellbare Betriebspannungen oder zu hohe Ströme,
BAT oder ATX, Ram-Typen, da gibt es genug zu erzählen.
Die Module sollten nicht mehr als 100 € kosten.
genau da sehe ich das Problem.
Bedenke auch das der (laut Marketing) deutlichst bessere Nachfolger zumeist besser (nicht sinnvoller !) ausgestattet ist und zumeist fuer weniger Geld zu bekommen ist.
Das zählt bei Technikfreaks eher eine Rolle. Normalbürger gehen fast immer in die
Richtung "Ich will nicht umlernen, das Gerät, so wie es dasteht, funktioniert und ich
kann es bedienen".
Bei einem TV-Gerät für 1000...2000 € das gleiche. Fest eingebaut sind z.B.
2x SCART (1x RGB/YUV, 1x YC), Front-AV (Composite + YC), 2x HDMI.
Nachrüstbar sind max. 4 Module, die man auswählen kann:
* 2x SCART (1x RGB/YUV, 1x YC)
* 2x HDMI/1x DVI-D
* 1x SubD
* 2x YUV über Cinch
* Empfangsmodul analog T+C
* Empfangsmodul analog S
* Empfangsmodul DVB-T
* Empfangsmodul DVB-C
* Empfangsmodul DVB-S
* Empfangsmodul DVB-S2
hier hat sich aber doch einiges getan.
Schon frueher konnte man z.B. bei Loewe fuer teueres Geld nicht gerade wenige Schnittstellen/Module nachruesten.
Heute waere es bei LCDs/Plasmas noch deutlichst einfacher, vorallem wenn man eine externe "Medienbox" , wie es einige Hersteller ja machen, benutzt.
Die Medienbox macht es mechanisch einfacher. Ein normaler TV ist da ein unförmiges
Gebilde. Eine Medienbox könnte z.B. Einsteckkarten mit 2 HE im 19"-Format haben.
Wichtig für ein modulares System ist es, ob ein sinnvolles Bussystem ohne viel Mehraufwand
aufgebaut werden kann. Bei einem LCD/Plasma wäre das so was wie:
* +3,3 Volt/+12 Volt-Betriebsspannung
* digital kodierte Daten (M-JPEG/MPEG-2/MPEG-4), max. 100 Mbit/s
* analog kodierte Daten (PAL/NTSC/SECAM), max. 17,7 MSample/s, 9 bit
* analog unkodierte Daten (RGB, YUV), max. 77,5 MSample/s, 3x9 bit
* digital unkodierte Daten (DVI-D), max. 165 MSample/s, 3x8 bit
Der Zentralprozessor kann dann eine Quelle auswählen und führt alle für diese Quelle notwendigen Arbeiten aus:
M-JPEG/MPEG-2/MPEG-4:
* Dekodierung
* Skalierung auf die Panelauflösung
PAL/NTSC/SECAM
* Demodulation der Farbmodulation mit Kammfilterung
* De-Interlacing
RGB/YUV:
* Skalierung auf die Panelauflösung
DVI-D
* Skalierung auf die Panelauflösung
Was aufwendig ist, hängt mittlerweile mehr von den Stückzahlen als vom technischen
Aufwand ab. Kleine Käfer für 1 EUR konvertieren mal von AGP-8x auf PCI-Express x 16.
Gleiches gilt von P-ATA nach S-ATA oder von Cardbus auf S-ATA und so weiter.
Oder um es anders auszudrücken: In diesem Universum sind PCs von Anfang an modular
gewesen, damit war die große Masse modular und modular hieß große Stückzahlen
und große Stückzahlen heißt geringer Preis.
Bei A/V-Receivern war es genau umgedreht.
Und beide diese Zustände sind in sich sehr stabil.
Und die DRM-Problematik wird das eher noch verfestigen.
Und die Softwarelastigkeit arbeitet gegen kleine Firmen.