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Verfasst: Do 4. Jun 2009, 17:01
von Nolli
Philipp hat geschrieben:Top-Alben April 2009:


1. Candlemass - Death Magic Doom

Bis vor etwa einem Jahr haben sich meine Doom-Erfahrungen vor allem auf die Stoner- und Psychedelic-Ecke beschränkt. Durch die monatelange Überzeugungsarbeit von Nolli wurde ich dann doch irgendwie angefixt, mich auch mit den traditionelleren Spielarten auseinanderzusetzen. Ansonsten wäre ich wohl (unter anderem) nie auf dieses Album gestoßen. An dieser Stelle also ein kleines Dankeschön! ;)
Candlemass spielen einen Stil, der als Epic Doom bezeichnet wird, quasi eine Mischung aus schweren Black-Sabbath-Riffs und Power Metal. Langsame Riffs, die sich tonnenschwer aus den Boxen wälzen, wechseln sich mit heftig rockenden Uptempo-Passagen ab. Wuchtiges Drumming und NWoBHM-Gitarrensound bestimmen das Klangbild. Das eigentliche Highlight aber ist für mich der völlig geniale Gesang von Robert Lowe, der zur Musik passt wie die Faust aufs Auge und der Platte den entscheidenden Kick gibt. Hammer-Scheibe!
Kleine Anekdote: Das Album hätte eigentlich den Titel des zweiten Tracks - "Hammer of Doom" - tragen sollen, doch die Veranstalter eines kleinen (sehr genialen) Festivals in Würzburg entschieden sich kurz zuvor für den selben Namen. Also entschied man sich für "Death Magic Doom", wobei ich mir noch nicht sicher bin ob ich den Titel albern oder cool finde...
8/10

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Juhu ich bin wichtig :D ;)

Wenn du Lowe cool findest, solltest du natürlich auch Solitude Aeturnues antesten. Into the Depths of Sorrow oder Beyond the Crimson Horizon übertreffen dieses Album hier nochmal spielendst!

Der Titel ist doch nicht albern, ist doch auch ne schöne Bathory Referenz (von denen die Jungs schon immer viel hielten) die ein Album Blood Fire Death nannten..

Achja apropos Hammer of Doom.. Da hab ich zufällig grade sensationelle Neuigkeiten in den Metal Thread gepostet!

Verfasst: Do 4. Jun 2009, 17:29
von Philipp
Nolli hat geschrieben:Wenn du Lowe cool findest, solltest du natürlich auch Solitude Aeturnues antesten. Into the Depths of Sorrow oder Beyond the Crimson Horizon übertreffen dieses Album hier nochmal spielendst!
Mit welchem soll ich anfangen? Oder ist das wurscht?

Verfasst: Do 4. Jun 2009, 19:43
von Nolli
Hm schwierig, ich find sie beide super..

Das erste ist vielleicht etwas zugänglicher, das zweite ist wohl ne Spur progressiver aber das nimmt sich echt net viel. Ich würde nach den Rereleases von Metal Mind schauen und falls du eines deutlich günstiger bekommst als das andere dann nimmste das günstigere :D


Achja der Fairheit halber sollte ich auch Through The Darkest Hour erwähnen, das allgemein als das beste SA Album gilt. Ist aber überspitzt gesagt ein bisschen das für Sa, was das schwarze Album für Metallica war :D
Deutlich besser produziert, massentauglicher, "Hits" aber meiner Meinung nach einfach etwas weniger magisch als die Frühwerke.

Ich denke Dir ist klar was ich sagen will :)
Und auf jeden Fall sind das alles unsterbliche Meisterwerke!!

Verfasst: Do 4. Jun 2009, 21:27
von SJS.666
Selbst hat geschrieben:
Philipp hat geschrieben:5. Bat for Lashes - Two Suns

Hinter Bat for Lashes steckt die Songwritering Natasha Khan, die mit "Two Suns" gerade ihr zweites Album veröffentlicht hat.
Kennste das erste Album Fur And Gold? Mittlerweile würde ich sagen, dass Two Suns das Debut nicht ganz erreicht. Alles in allem sind aber beide Scheiben eine klare Empfehlung. Beide Alben übrigens in voller Länge auf LastFM --> http://www.lastfm.de/music/Bat+for+Lashes
Ich habe mittlerweile beide Alben zu Hause und muss ehrlich zugeben, dass es mir unmöglich ist, das eine oder andere Album als besser oder schlechter zu bezeichnen. Nach einmaligen Hören habe ich klar zum ersten Album tendiert, weil dieses irgendwie zugänglicher ist, nach mehreren Durchläufen des zweiten Albums entdecke ich aber von mal zu mal immer wieder etwas neues/faszinierendes...

Schließe mich dir aber im Resultat gerne an, beides absolute Kaufempfehlungen!!!
:wink:

Verfasst: Fr 12. Jun 2009, 11:23
von Philipp
Philipp hat geschrieben:4. Celeste - Misanthrope(s)

Das ist so ziemlich an meiner Schmerzgrenze. Brutaler geht wahrscheinlich kaum noch. Celeste suchen sich aus sämtlichen wirklich harten Genres - Black- und Death Metal, Sludge, Doom, Crustcore - die fiesesten Zutaten aus und basteln daraus ihre persönliche Version von Extrem-Metal. Soundtechnisch erinnert das ganze zeitweise an die härtesten Momente von Bands wie Neurosis oder "Aeolian" von The Ocean (nur viel böser, und das will echt was heißen).
An dieser undurchdringlichen Soundwand kann man sich die Zähne ausbeißen. Leider fehlt Celeste das letzte Quäntchen Gespür für Songstrukturen, Melodien und Harmonien, oder sie wollen einfach bewusst unzugänglich bleiben. Das spannungserzeugende Spiel mit Laut-Leise-Dynamik ist ebenfalls nicht ihr Ding. So ist "Misanthrope(s)" zwar soundtechnisch härter als fast alles, was ich jemals gehört habe - die packende, apokalyptische Atmosphäre eines Neurosis-Albums, die ja erst durch den Kontrast aus ruhigen Momenten und blinder Zerstörungswut entsteht, wird aber trotzdem nicht erreicht. Das heißt noch lange nicht, dass "Misanthrope(s)" ein schlechtes Album wäre, nur ist eben durchaus noch Steigerungspotential vorhanden...
7/10

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Nur fürs Protokoll:
Nachdem es zwei Monate Lieferschwierigkeiten mit dem Hersteller des Covers gab, ist diese Woche die CD endlich auch als "Hardware" erschienen. Bisher gab es nur den Download auf der Label-Homepage.
Schaut schick aus, schwarzer Druck auf dunkelschwarzem Papier, schön nihilistisch. ;)

Verfasst: Mo 22. Jun 2009, 09:15
von Philipp
Änderung im April: Nach dem unglaublich guten Konzert letzten Samstag und etlichen weiteren Runden im Player kriegt "Black Cascade" von Wolves in the Throne Room doch noch einen Punkt mehr und klettert damit auf der Rangliste einen Platz nach oben. Yeah!

Die Mai-Liste ist übrigens fertig, müssen nur noch ein paar Texte geschrieben werden...

Verfasst: Mo 29. Jun 2009, 18:57
von Philipp
Top-Alben Mai 2009:


1. Sunn O))) - Monoliths & Dimensions

Der Witz ist ja, dass "Monoliths & Dimensions" im Vergleich zum Vorgänger fast schon eingängig und leicht wirkt. Doch wer sich den fast unhörbaren Brocken "Black One" noch nie zu Gemüte geführt hat, wird die Verwendung solcher Adjektive wohl kaum nachvollziehen können. Sunn O))) sind natürlich immer noch eine der extremsten Bands der Erde. Auch das neue Album von Sunn O))) besteht im Prinzip aus kaum mehr als bis zur Unkenntlichkeit verlangsamten Riffs auf extrem heruntergestimmten Gitarren. Ein einziges ohrenbetäubendes Dröhnen. Aufs Schlagzeug wird konsequenterweise gleich komplett verzichtet. Was sich zunächst nicht sonderlich spannend anhört, wird so geschickt mit gelegentlich auftauchenden Chören, Blasinstrumenten, Geräuschfetzen, Samples und den ausdrucksvoll vorgetragenen Texten des ungarischen Black-Metal-Sängers Attila Csihar verwoben, dass aus dem donnernden Krach tatsächlich so etwas wie "Musik" entsteht. Natürlich hat man es nicht mit "Songs" im herkömmlichen Sinn zu tun, "Klangkollagen" ist eigentlich die treffendere Beschreibung. Die Wirkung entfaltet sich über die Atmosphäre, die in manchen Momenten erdrückend finster, manchmal erhaben und sakral wirkt. Das beeindruckenste Stück ist das abschließende "Alice", bei dem sich die dunkle Atmosphäre nach und nach im hellen Licht auflöst, begleitet von Frauenchor, Hörnern und Harfe. Hier wachsen Sunn O))) über sich hinaus und übertreten endgültig die Grenzen zur modernen E-Musik. Faszinierend, avantgardistisch und völlig einzigartig.
Trotzdem noch eine Warnung: Bei aller Großartigkeit ist "Monoliths & Dimensions" ein unglaublich schwieriges und anstrengendes Album, das bei mir vermutlich nur äußerst selten den Weg in den Player finden wird. Aber wer die Muße hat, eine Stunde lang seine volle Aufmerksamkeit in dieses Album zu investieren, wird mit einem der intensivsten und faszinierendsten Trips der letzten Jahre belohnt. Und noch ein Tipp: "Maximum Volume Yields Maximum Results!"
9/10

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2. Dredg - The Pariah, the Parrot, the Delusion

Auf "The Pariah, the Parrot, the Delusion" schaffen Dredg einen Spagat, den seit den Glanzzeiten von Spock's Beard keine (mir bekannte) Band so perfekt hingekriegt hat: Die Verschmelzung von Prog und Pop. Radiotaugliche Ohrwurm-Melodien treffen hier auf ausgefeiltes, komplexes Songwriting und interessante Ideen in Hülle und Fülle. Das Album ändert ständig sein Gesicht, kein Song hört im selben Stil auf, in dem er beginnt. Mal gibt es heavy Riffing auf die Ohren, mal dominieren Funkgrooves, mal sphärische Klangflächen und Streicher. Und trotzdem bleibt das Album immer nachvollziehbar: die Breaks sind dramaturgisch passend gesetzt, keine zu ausufernden Experimente stören den Fluß. Auch wer mit Progressive Rock absolut nichts am Hut hat, kann an diesem Album durchaus Gefallen finden.
Für Frickel-Fans und Komplexitätsfanatiker ist dieses Album nichts. Dafür sollte jeder Fan von guter Rockmusik, der sich für abwechslungsreiches Songwriting und ausgefeilte Arrangements begeistern kann, dem Album mal eine Runde gönnen. Denn trotz der oberflächlichen Eingängigkeit hat "The Pariah, the Parrot, the Delusion" viel zu bieten, geht deutlich tiefer als der erste Eindruck vermitteln könnte.
8/10

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3. Kongh - Shadows of the Shapeless

Kongh ist eine weitere der mittlerweile unzähligen Bands, die sich an der Verschmelzung von Doom Metal, Hardcore und Postrock versuchen - diesem Stil, der von Neurosis einst mehr oder weniger im Alleingang "erfunden" wurde und mittlerweile auch enorm erfolgreiche Bands wie Isis oder Cult of Luna hervorgebracht hat. Doch was haben Kongh, was die meisten anderen Plagiate nicht haben? Massivität! Durchschlagskraft! Wo sich andere Bands in künstlerisch ausgefeilten Arrangements und filigranen Details verlieren, rocken Kongh einfach alles platt, was sich ihnen in den Weg stellt. Was andere Bands an Atmosphäre voraus haben, machen Kongh durch unerbittlichen Groove und gnadenlose Wucht wieder wett. Ähnliches haben die genannten Isis oder Cult of Luna nur auf ihren ganz frühen Alben geschafft, heute ist man meilenweit von dieser Heavyness entfernt. Obendrein ist "Shadows of the Shapeless" mit einem herrlich rohen Sound ausgestattet, der zur Musik passt wie die Faust aufs Auge. Feingeister und Schönklang-Ästheten werden sich mit Grausen abwenden, doch wer sich hin und wieder mal von einem Album so richtig plattwalzen lassen will, der ist bei Kongh genau richtig.
8/10

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4. Green Day - 21st Century Breakdown

Green Day befanden sich in einer denkbar ungünstigen Situation. Mit "American Idiot" haben sie ein Comeback ohne gleichen hingelegt: auf einen Schlag spielt die Band jetzt in der ersten Liga internationaler Rockbands, hat den Anti-Bush-Protest bis in die Mainstream-Radiosender katapultiert und nebenbei eines der besten Pop-Punk-Alben seit Offsprings "Smash" aufgenommen. Die Erwartungshaltung war dementsprechend riesig, der Erfolgsdruck hoch. Green Day haben auf die vermutlich schlaueste und sinnvollste (nicht unbedingt mutigste) Weise reagiert, und im Endeffekt "American Idiot" einfach nochmal neu aufgenommen - nur noch ambitionierter, noch größer und noch ausgefeilter. In Hollywood hat sich dieses Vorgehen immerhin seit vielen Jahren bewährt. ;)
In insgesamt 18 (!) Songs wird vom rasanten Punk über Balladen bis hin zu Stadionhymnen alles geboten, was das Repertoire hergibt. Abwechslung wird groß geschrieben, die Kompositionen sind perfekt, und natürlich gibt es auch wieder ein inhaltliches Konzept. Soweit so gut. Doch leider fehlen auf "21st Century Breakdown" die genialen Hits, die dem Vorgängeralbum erst zu seinem Status verholfen haben. Man kann das Album zwar unmöglich schlecht bewerten, dafür haben Green Day einfach zu viel richtig gemacht - aber einen Ohrwurm wie "Boulevard of Broken Dreams" oder "Wake me up when September ends" sucht man leider vergeblich.
7/10

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5. Isis - Wavering Radiant

Isis sind mittlerweile eine ziemlich große Nummer, sowohl in Metal-Kreisen als auch bei Indie-Fans. Die einen schätzen die Dramatik der Stücke, die anderen die versponnenen Details und filigran ausgearbeiteten Arrangements. Doch irgendwie schleicht sich bei mir das Gefühl ein, seit "Panopticon" stagniert die Band auf (zugegebenermaßen) hohem Niveau. Auch wenn die Musik objektiv betrachtet eigentlich sämtliche Erwartungen erfüllt, wirkt sie auf mich seltsam zahnlos. Was Isis heutzutage fehlt, ist die ungestüme Wucht einer Band wie Kongh (s.o.), die Fähigkeit einfach mal richtig auf den Putz zu hauen. Es ist nicht der Härtegrad, eher die Attitüde. Alles wirkt zu sehr durchkomponiert und kontrolliert. Die Spannung solcher Musik entsteht ja erst durch den Kontrast zwischen laut und leise, zwischen sanften Passagen und hemmungslosem Ausrasten. Bleibt bei Letzterem immer die Handbremse ein Stückchen angezogen, bleibt die Dramatik leider irgendwo auf halbem Weg stecken. Trotzdem - selbst ein für Bandverhältnisse mittelmäßiges Isis-Album ist immer noch ein lohnenswerter Kauf!
(Anmerkung: ich kann mir gut vorstellen, dass die Songs live wesentlich mehr Dynamik und Dramatik entfalten!)
7/10

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Honorable Mentions:

The Horrors - Primary Colours 7/10 (Garage Rock / Psychedelic Rock)
DJ Hell - Teufelswerk 7/10 (Techno / Ambient)

Verfasst: Mo 29. Jun 2009, 21:10
von Nubox481fan
Ah bezüglich Greenday ne hervorragende Einschätzung. Ich bin auch immernoch ganz hin und hergerissen. Einerseits gefällts mir in Summe besser aber die richtigen Kracher fehlen wie gesagt. Momentan hab ich die CD im Auto, da ich auf Greenday besonders gerne Auto fahre. Hoffe ja noch auf eine göttliche Eingebung bzw. das sich noch das ein oder andere Lied zum Megaknaller entwickelt.

Verfasst: Mo 29. Jun 2009, 21:18
von Philipp
Schon möglich, dass sich das auch bei mir noch ergibt. Wäre nicht das erste Mal, dass ich ein Album nach einem halben Jahr deutlich anders bewerte als in den ersten Wochen...

Verfasst: Mo 29. Jun 2009, 21:48
von Selbst
Hi Philipp,

Platz eins bis drei sind schonmal vorgemerkt, wobei Sunn O))) schon eine gewisse Zeit in meinem Hinterstübchen ihr Unwesen treiben, ich mich allerdings bisher davor 'gedrückt' habe ... naja wie immer alles zu seiner Zeit. The Horrors muss ich mir natürlich auch geben, keine Ahnung warum ich die noch nicht kenne. 8O


Danke dir ...



Noch'n Tipp für Juni --> Girl In A Coma mit ihrem neuen Album Trio B.C.