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Erlebnis der dritten Art - Kabelklang

Wenn's nicht so gut in die anderen Themenbereiche passt...
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Krypton
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Re: Erlebnis der dritten Art - Kabelklang

Beitrag von Krypton »

Dies bedeutet aber: Es gehen weniger Daten pro Zeit durch. Im Falle von WLAN verändert sich die Übertragungszeit für die Fotos. Falls die Rate aber für das Streaming nicht mehr ausreicht, bricht auch bei verringerter Qualität (Webradio z.B. mit fix 96kbit/s, oder 128kbit/s... wie auch immer) die Übertragung ab.

Falls beide Seiten - Sender und Empfänger - darauf reagieren können, ist Dein Szenario möglich:
1. indem der Empfänger mitteilt (Skype, oder Laptop an Webradiosender) "ich bekomm zu wenig Daten pro Zeit".
2. indem der Sender flexibel ist / sein kann: Er bietet den Audiostream in einer geringeren Datenbreite an.

Ob das automatisch geschieht, oder durch bewusste Wahl des Anwenders, ist egal (auf einigen Homepages z.B. kann man die Videos je nach Bandbreite in versch. Qualität anschauen). Das Resultat fällt so aus:

- Die Qualität ist kleiner, mit allen Konsequenzen (Details, Artefakte, Kompression - wie auch immer)
- Reicht die Datenrate auch für die kleine Qualität nicht mehr aus, geschieht der GLEICHE Ausfall, wie ich ihn geschildert habe: KNACK UND TSCHÜSS!

Farbige Bässe kommen nicht hinzu :)
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Krypton
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Re: Erlebnis der dritten Art - Kabelklang

Beitrag von Krypton »

Danke für die Rückmeldungen – es bedeutet Arbeit, sich durch meinen langen Beitrag zu wälzen, sowohl schreibend, als auch lesend...

Nun, der zweite Teil fehlt ja noch. Hier geht es um meine Kritik am von Edgar verlinkten Beitrag. Dort wird Jitter „bemüht“ im Zusammenhang mit einem D/A-Wandler, also ausdrücklich nicht auf dem Übertragungsweg zwischen Geräten (und Gerätesektionen). Diese Art von Störung kann (theoretisch) einen Einfluss auf die Audiowiedergabe haben. Es stellt sich die Fragen:
a) weshalb? Wie funktioniert das?
b) Wie hört sich das dann an? Hört man es überhaupt? Ab wann?

Der Autor des kritisierten Beitrags erklärt die Fragen unter a) teilweise richtig, bis auf die letzten Schritte. Getarnt/geschönt noch mit einem komplett unrealistischen Zahlenbeispiel kommt er dann zu einem falschen Schluss. Daraus sei dann b) selbstredend dahingehend beantwortet, als dass die klanglichen Auswirkungen „verschliffen und unsauber“ seinen. Ich halte das für Humbug. Im besten Falle hat er das irgendwo falsch abgeschrieben und nicht nachvollzogen. Im schlimmsten Falle ist es absichtlich gelogen.

Zunächst – für diejenigen, die sich nur für die Auswirkungen interessieren, hier ein paar Punkte zum Jitter bei der Wandlung:

- der Effekt kann potentiell den Klang verändern
- es ist kompliziert, festzulegen, wie man so was überhaupt misst und angeben soll. Es wurde aber getan
- Es gibt Versuche, wo Audiosignalen (Sinus-Tönen oder Musik) absichtlich ein Jitter-Signal beigemischt wird. Dieses verstärkt man so lange, bis es die Tester hören können
- Je nach Jitter-Signal (kann selber Rauschen, oder aber periodisch sein) hört man es „früher“ oder „später“, auf seine Stärke bezogen
- Die „Jitter-Mengen“, die man braucht, bis man das hört, liegen um Zehnerpotenzen über dem Jitter, was selbst in billigsten D/A-Wandlern vorkommt.

Nun konkret zum durchzukauenden Artikel. Es interessiert mich nicht, ob ein spezifischer D/A-Wandler überhaupt so arbeitet, der Apparat ist egal. Es geht mir um das Konzept: Die Argumentation ist falsch, und deshalb auch der Schluss. Nochmals als Vorwarnung: mit der Übertragung digitaler Daten (Kabeln) hat das kommende gar nichts zu tun.

Exkurs - unlogische Argumentation, wenn gewünschte Aussage eh bekannt: "Man hört Jitter, logisch"

Zuerst schildert der Schreiber „fortepianus“ die Arbeitsweise des Modell-DACs. Der Einfachheit halber können wir uns auch eine Version mit weniger Bits Wortlänge denken: 1 Bit Vorspann, 2 Bit Audio-Daten.

Damit kann ich ein Sägezahn-Signal ausgeben. Die Audiobits lauten 00, 01, 10, 11, 10, 01, 00. Dies erzeugt den Ausgabestrom der Stärke 0, 1, 2, 3, 2, 1, 0. Kommt dann der nächste Zacken, hat das Signal also eine Wellenlänge von „6“ (die letzte Null sei bereits der erste Schritt von der nächsten Zacke). Im DAC von fortepianus werden die ersten Datenbits eingelesen (00), dir Ausgangsschalter gesetzt, und der Strom 0 ausgegeben. Dann folgen die nächsten Audiobits: Schalter auf 01, schalten, ausgeben. Allein während einer Zacke des Signals erfolgen 6 Stromeinstellungen.

Nun beschreibt er „Jitter“ als Abweichung im Schalttakt. D.h. der nicht ideale DAC wechselt beispielsweise ganz geringfügig ZU FRÜH oder ZU SPÄT von „Ausgabestrom 1“ nach „Ausgabestrom 2“ im Anstieg des Signals (pro Mal nur EINES davon, also entweder zu früh, oder zu spät, nicht beides). Schon hier wird klar: Die Abweichung kann nicht in der Grössenordnung sein, wie die Dauer, während der eine Schalterstellung vorliegen soll. Schliesslich beherrscht es das Gerät ja auch, zwischen zwei Schalterstellungen exakt 1 Bit Vorspann und 2 Bit Audiodaten korrekt einzulesen, in „ein Schieberegister zu klopfen“. Ein Jitter in der gleichen Grössenordnung, wie die Schalter gesetzt werden sollen - oder gar noch grösser, wie von ihm geschildert - ist nicht vorhanden.

Die Voreinstellung für den Ausgabestrom ist also nun gesetzt. Dann "wartet die Voreinstellung" auf das Signal der Wordclock: „Jetzt die Schalter setzen.“ Dabei wird nicht das Einlesen ins Register falsch getaktet, oder abgelesen, bevor die Bits dort bereitgehalten sind, oder zu spät – nein: Ausdrücklich die Schalterstellung wird nicht exakt im Takt vorgenommen. Es wackelt „nur“ der Zeitpunkt der Anpassung des Ausgabestromes. Und zwar um weniger, als ein Sechstel der Wellenlänge.
Die Wellenlänge des Ausgabesignals bleibt weiterhin 6. Einziger Unterschied zum idealen Signal 0, 1, 2, 3, 2, 1, 0 ist, dass die erste 2 um winzige Bruchteile einer Taktrate zu früh beginnt.

Die Treppenstruktur wird zudem anschliessend mit einem Tiefpass entfernt, das Ausgangssignal also geglättet. Der erste Sägezahn meiner Welle mit Wellenlänge 6 hat nun also noch eine geringfügige, geglättete Ausbuchtung nach oben irgendwo zwischen 1 und 2. Vom "richtigen" Sägezahn unterscheidet ihn also wenig, insbesondere hat er die gleiche Amplitude (Maximalhöhe von 3) sowie die gleiche Wellenlänge (von 6).

Wie man so was hört? Wohl gar nicht. Auf gar keinen Fall aber ist es logisch, zu behaupten, was fortepianus behauptet:

Der Takt schwankt, und die Frequenz der Schwankung wird eins zu eins ins Ausgangssignal übernommen.

Die „2“ in meinem Beispiel kann so früh beginnen, wie sie mag, meinetwegen gar um einen ganzen Takt zu früh – dann lautet das Signal 0, 2, 2, 3, 2, 1, 0. Die Abweichung, der Jitter, wäre exakt 1 Takt (zu früh). Dieser Takt hat aber nichts mit der Frequenz/der Wellenlänge des Signals zu tun! Es wird kein Sägezahn der Wellenlänge 5 oder 7 erzeugt, und schon gar nicht „zusätzlich und gleichzeitig über und unterhalb der Nutzfrequenz“. Ein Signal der Wellenlänge 7 sähe so aus: 0, 1, 2, 3, 3, 2, 1, 0, 1, 2… und entsteht nicht durch Verwackeln der Schaltzeitpunkte.

Deshalb meine Kritik: Der ganze letzte Abschnitt ist kompletter Stuss. In dieser Härte!

Ende Exkurs
Edgar J. Goodspeed

Re: Erlebnis der dritten Art - Kabelklang

Beitrag von Edgar J. Goodspeed »

Danke für diese ausführlichen und sehr lesenwerten Beiträge :bow-yellow:
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Re: Erlebnis der dritten Art - Kabelklang

Beitrag von Squeeze »

Krypton, ganz herzlichen Dank für diese beiden ausgezeichneten Beiträge!

Squeeze
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Re: Erlebnis der dritten Art - Kabelklang

Beitrag von TasteOfMyCheese »

Wirklich hervorragende Arbeit Krypton!
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Re: Erlebnis der dritten Art - Kabelklang

Beitrag von winston »

Ja. Respekt!

Bernd
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Re: Erlebnis der dritten Art - Kabelklang

Beitrag von Krypton »

Besten Dank für die positiven Rückmeldungen. Gut, dass ich nicht umsonst schreibe. :oops:


Der Sicherheit und der Vollständigkeit halber möchte ich noch ergänzen:

Es geht mir nicht darum, 'was Jitter wirklich ist', bzw. 'wie genau das bei der Wandlung funktioniert', sondern um folgende Punkte:
- Es gibt in mancherorts. Übertragung, Wandlung, eigentlich überall, wo Zeitsignale eine Rolle spielen. Wenn die automatische Gehwegbeleuchtung morgens um halb fünf anspringen soll, aber manchmal 5s zu früh und manchmal 1min zu spät erhellt wird, so jittert die Beleuchtung...
- In der digitalen Datenübertragung für Audiozwecke (Kabel, oder ähnlich) ist er komplett belanglos
- In Wandlern gibt es einen theoretischen Einfluss (z.B. in einem CD-Player, Laufwerk->DA-Wandlung->analog out)
- dort ist er nachgewiesenermassen nicht zu hören. Dazu müsste er, selbst verglichen mit dem allerbilligsten Laufwerk, 1000fach stärker sein.

Was mich vor allem ärgert, und was ich zeigen wollte, ist das Vorgehen dieses "Autoren":
Zuerst wird (durchaus richtiges) technisches Wissen in eine Einleitung gepackt, allenfalls gut illustriert an einem Beispiel (hier: wie funktioniert die Datenwandlung in dem Modell-DAC). Dann wird ein wenig herumgerechnet und gefachsimpelt, ein paar komplizierte Begriffe eingestreut, bis der Leser entweder den Faden oder die Geduld (oder das Verständnis) verliert. Wichtig ist, dass die Einstellung bleibt: "Ja, der weiss, wovon er spricht, aber komm zum Punkt, ich schau unten in der Konklusion". Dort schreibt man dann kernig in ein, zwei fett gesetzten Sätzen die eigene Meinung ("Jitter ist hörbar, verschliffen tönt er.").
Die "Take-Home-Message" soll sein: Jitter ist schlecht. Er ist böse. Und man hört ihn selbstverständlich.

Je weniger der Leser wirklich über Jitter weiss (z.B., dass es zig Vorkommens-Möglichkeiten und Varianten gibt), desto besser.

Anhand dem (falsch berechneten) Beispiel in der Datenwandlung soll das Gefühl geschürt werden, die Abwehrhaltung gegen den Feind Jitter. Dass der beschriebene Effekt, insbesondere das Wandlungs-Beispiel bei Kabeln null Einfluss hat, ist irrelevant. Hauptsache der Leser weiss: "Jitter ist böse, und dieses Kabel macht weniger davon."

Die HiFi-Branche ist naturgemäss besonders anfällig dafür. Denn dass Leute beeinflussbar sind, ist bekannt und bewiesen, die Wahrnehmungspsychologie spielt hier voll mit, Autosuggestion, Erwartungshaltung, schlechtes akustisches Erinnerungsvermögen, insgesamt eher schlechte Hörleistung - all das lässt sich gnadenlos und brutal zum Verkauf ausnutzen. Es ist irrelevant, ob ein Kabel den Klang beeinflusst, oder ob ein CD-Player einen künstlich hundertfach ERHÖHTEN Jitter hat (hört man i.d.R. immernoch nicht). Hauptsache, der Testkunde latscht mit der Kiste nach Hause, schwelgt in den Schwurblungen des Händlers und probiert mit VORFREUDE aus. Weist man dann darauf hin, das kein Messmikrophon eine Veränderung zu vorher feststellt, ist man halt ein böser Messtechniker, der nicht mit Ohren hört, was doch zu hören ist.

Besonders verwerflich, diese Vorgehensweise. Der Kunde KANN gar nicht feststellen, dass er beschissen wird. Jawohl, beschissen. Anders kann man's nicht sagen. Oft werden hinkende Vergleiche mit anderen Hobbys gebracht, aber die sind in der Regel faul. Z.B. die Auto-Tuning-Szene (ich hab keine Ahnung von Tuning, mach' das nicht). Jeder dürfe doch eine vergoldete Ölwanne kaufen, wenn er das wolle. Das ist durchaus richtig, aber goldene Ölwannen werden verkauft mit dem Argument "sieht geil aus". Am eigenen Wagen stellt der Kunde fest: Tatsächlich, sieht geil aus, das Ding bleibt, oder eben: An meinem Wagen sieht man die Ölwanne ja gar nicht - zurück mit dem Teil.

In der Audiobrache werden sinngemäss goldene Ölwannen verhöckert mit dem Argument, das Auto liefe dann schneller. Jeder Moped-Tuner weiss, dass das nicht stimmt. Im Zweifelsfalle hilft ein Blick auf den Tacho. Im HiFi-Zimmer gibt's nur halt keinen (einfachen) Tacho...
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Re: Erlebnis der dritten Art - Kabelklang

Beitrag von winston »

Krypton, eigentlich müsste man Deine Beiträge zu diesem Thema dauerhaft oben anpinnen. In diesem Forum, vor allem aber in so manchem anderen ...
Auch wenn ich befürchte, dass sich nur wenige der selbsternannten Goldöhrchen von rationalen Darlegungen beeinflussen lassen, so habe ich doch Einiges (und nicht wenig) dazu gelernt.

Chapeau!
Bernd
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Re: Erlebnis der dritten Art - Kabelklang

Beitrag von mcBrandy »

Hi Krypton

Erstklassige Beiträge. So ist Elektronik auch für Laien verständlich! :handgestures-thumbup:

Mal ne Frage. Bist du evtl Lehrer?

Gruß
Christian
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Re: Erlebnis der dritten Art - Kabelklang

Beitrag von Krypton »

Nein, ich bin nicht Lehrer. Ich habe mit der Zusatzausbildung (zum Gymnasial-Lehrer) studienbegleitend begonnen, aber nach den ersten paar Probelektionen damit aufgehört - das ist nicht mein Feld. Ich seh' mich nicht vor einer Schulklasse stehen - bringe aber jeden Respekt auf für die Leute, die das täglich tun (müssen).

Jedoch wird mir immer wieder "vorgehalten", ich wäre wohl kein allzu schlechter Lehrer. Erklärungen liegen mir irgendwie. Vereinfachen, anschaulich machen... anscheinend ist mir das hier gelungen.
Ich hab mir auch lange Zeit gelassen mit den Posts - am besten, am liebsten hätte ich die Jitter-Sache mit einer Zeichnung erklärt. Leherhaft ;) - Skizzieren, und dazu erzählen. :D

Besten Dank für die Blumen.
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