BlueDanube hat geschrieben:schabbeskugel hat geschrieben:Welche Nachteile sind denn zu befürchten?
Eine höhere Gruppenlaufzeit im Grundtonbereich.
Dazu ein
Kommentar von Hrn.Nubert
Ich bezweifle diese Aussage.
Kommen wir erst mal zu den einfachen Teil.
Der Mißbrauch des oberen Chassis auch für sehr tiefe Frequenzen hat
einen ganz anderen Grund. Für eine verbesserte vertikale Bündlung und
einen geringeren Einfluß von Boden und Decke werden alle 3(!) Chassis
im Grundtonbereich betrieben. Das ergibt eine vertikal eingeschränke
Abstrahlung. Mit den beiden Subchassis ist das nicht zu erreichen, da diese
sich zu nah beeinander befinden. in dieser Beziehung wäre die 100 dann selbst
der 80 unterlegen.
Alternativen, die eine Entlastung des TMT zulassen, wären:
* Das obere Chassis zum 2. Subbaßchassis zu erklären, nur rutscht dann das
akustische Zentrum sehr tief nach unten.
* Das 2. Subbaßchassis auf die Oberseite rutschen zu lassen.
* Die Box 1,40 m hoch wachsen zu lassen, dann kann das obere Subchassis problemlos oberhalb der Mittelhochtoneinheit sein, ohne daß das akustische Zentrum zu tief rutscht.
* Eine kleine und kompakte Mittelhochtoneinheit zu benutzen, damit das 2. Subchassis trotz darüberliegender Mittelhochtoneinheit höher eingebaut werden kann.
Zum komplizierteren Teil:
Boxendesign ist immer ein Kompromiß. Selbst wenn Geld keine Rolle spielt, hat man
Probleme mit Platzbedarf, Masse, Grundverzögerungszeiten.
Bei einem passiven Design habe ich immer einen Kompromiß zwischen:
* Gruppenlaufzeiten
* Großsignalfestigkeit (Klirr, Intermodulation, Kompression, Lebensdauer)
* Abstrahlverhalten zu machen.
Ein guter Kompromiß fällt immer dadurch auf, daß alle drei Punkte hinreichend,
aber nicht übertrieben berücksichtigt werden.
Zur Gruppenlaufzeit:
3-Wege-System mit elektrischen Filtern 4. Ordnung zwischen Tiefton- und Mitteltonbereich (akustisch: 6. Ordnung):
2-Wege-System ohne Filterung zwischen Tief- und Mitteltonbereich:
Interessant ist der Bereich zwischen 150 Hz und 1 kHz (unterhlab von 150 Hz sieht
man die Unterschiede durch unterschiedliche Konzepte für die Tiefbaßabstrahlung).
In diesem Beispiel entsteht durch den elektrischen Filter 4. Ordnung ca. 0,6 ms
Gruppenlaufzeitverzögerung um die 400 Hz. Dieser Wert ist bei dieser Frequenz
nicht zu hören, dafür müßte der Wert zum einen höher (z.B. 1,5 ms) und/oder
schmalbandiger sein (Spitzen in der Gruppenlaufzeit sind eher zu erkennen als
flache stetige Verläufe).
Neben der Ordnung spielt auch der Verlauf der Filter (Bessel sind sehr gutmütig,
Tschebyschew bösartig) eine wesentlich Rolle. Ein Besselfilter 8. Ordnung hat eine
geringere Laufzeitverzerrung als ein Tschbyschew-Filter 2. Ordnung mit 2 dB Ripple.
Daher sehe ich keinerlei Probleme, den TMT der 100/105 von Tiefbaßattacken
zu verschonen. Die Verluste sind:
* deutlich unter der Hörbarkeit liegende Erhöhung der Gruppenlaufzeit im unteren Grundtonbereich
* geringe Veränderung des Abstrahlverhaltens im oberen Baß (im wesentlichen aber in Bereichen, in denen die Lautsprecherzeile ohnehin unwirksam wird.
* deutlich geringere Verzerrungen, vor allem Verringerung der Kompression und Intermodulation des Mitteltonbereichs durch Baß- und Subbaßanteile.