Genussmensch hat geschrieben:Und Deinen Eindruck, dass sich erstaunlicherweise immer nur die Unterschiedhörer für ihre angeblichen Einbildungen rechtfertigen müssen, kann ich ausdrücklich bestätigen.
Das hängt häufig damit zusammen, dass total abgefahrene Dinge behauptet werden, die im krassen Widerspruch zum etablierten Wissensstand stehen. Das, was man heute über Audio/Video Wiedergabe und Übertragung weiß, ist ja nicht über Nacht entstanden; viele Leute haben viele (teils seltsame und abgedrehte) Dinge ausprobiert und dokumentiert. Dabei ist ein gewisser Konsens darüber entstanden, was wichtig ist und was nicht, was funktioniert und was nicht. Wenn jetzt jemand daherkommt und etwas behauptet, was der Arbeit und Erfahrung all dieser Leute entgegensteht, dann ist es nur recht und billig, von ihm zu verlangen, seine Behauptungen zu untermauern. Und nicht andersherum!
Eigentlich könnte ich hier aufhören und feststellen, dass ein HDMI Kabel die Bildqualität nicht beeinflusst, solange die Verbindung stabil ist. Ich möchte aber versuchen, das etwas genauer auszuführen.
Durch die Digitalisierung reduzieren sich viele Probleme darauf, irgendwelche Bits über ein wie auch immer geartetes Übertragungsmedium zu schicken. Natürlich ist das analoge Signal, was die digitalen Daten repräsentiert, einer Verschlechterung bei der Übertragung unterworfen. Das Schöne ist, dass man -- solange das analoge Signal noch gut genug ist -- die ursprünglichen digitalen Daten vollständig reproduzieren kann. Wichtig: die Daten verändern sich dabei nicht.
Beispiel HDMI: um Bildeigenschaften wie Kontrast, Sättigung und Schärfe zu beeinflussen, bedarf es einer massiven und systematischen Veränderung der digitalen Daten. Kein Kabel dieser Welt kann diese Systematik dem übertragenen Signal aufprägen. Erschwerend kommt hinzu, dass die Daten verschlüsselt sind. Die Übertragungsparameter auf die ein Kabel Einfluss hat sind meilenweit entfernt von den Parametern, die man mit einem guten Bild verbindet.
Ein (im Sinne der HDMI Spezifikation) schlechtes Kabel bedämpft z.B. die hohen Frequenzen zu stark. Dadurch werden die Signalflanken verschliffen und eine Rekonstruktion der Daten ist nicht mehr möglich. Ein gutes Kabel bedämpft hohe Frequenzen weniger und erlaubt daher die vollständige Rekonstruktion. Mit höherem Aufwand (mehr Geld) lässt sich ein Kabel bauen, dass noch höhere Frequenzen zuverlässig überträgt, aber die übertragenen Daten bleiben gleich. Stichwort "effektiv" / "effizient".
Unter diesen Rahmenbedingungen ist eine Beeinflussung der Bildparameter, wie man sie mit einer Test-BluRay o.Ä. einstellt, durch unterschiedliche HDMI-Kabel ausgeschlossen. Alternative, viel plausiblere Erklärungsmodelle, warum im vorliegenden Fall dennoch Unterschiede wahrgenommen wurden, wurden bereits genannt.