Hallo Sven,
350 bis höchstens 500 Euro halte ich für einen Preisrahmen für Gelegenheitsfahrer, die vielleicht mal am WE einen Tag lang 40km mit den Kindern ins Grüne fahren. Jedenfalls zu regulären Preisen, sonst müsste man sich eher an heruntergesetzten Auslaufmodellen orientieren. Regelmäßige Wochenendtouren mit jeweils 80 bis 100km sind hingegen schon eine sportliche Herausforderung und da sollte das Rad einfach passen, zudem zuverlässig und über Jahre seinen Dienst verrichten.
Wenn man weiß, dass eine halbwegs solide Federgabel alleine schon um die 200/250 Euro kostet, dann kannst du dir ausrechnen, wie lange die Federgabel eines (regulär) 500 Euro teuren Rades hält: eine Saison. Und sobald die Mechanik anfängt Spiel zu bekommen ist der Fahrspaß vorbei. Bei Rädern für (regulär) 350 Euro macht die Federgabel schon im Geschäft keine Freude, musst nur mal prüfen, wie die Gabel beim Bremsen kippelt, schon im Stand, gar nicht zu reden unter Belastung mit einem 1,90m-Kerl drauf, der dann bestimmt nicht nur 60kg wiegt.
Sofern es also keine gesundheitlichen Probleme gibt, die das Fernhalten leichter Erschütterungen von den Händen unabdingbar machen, würde ich zugunsten eines leichteren und stabileren Rades und damit eines sichereren und flotteren Fahrgefühls auf die Federgabel, die so ein Rad gut und gerne um 1,5kg schwerer machen kann, verzichten. Und du hast dann auch ein Teil weniger am Rad, das Pflege verlangt und/oder beizeiten kaputtgeht. Oder du solltest dein Budget deutlich anheben.
Scheibenbremsen haben Vorteile bei hoher Belastung (Downhill, Mittelgebirgstouren), und sie schonen die Felgen (keine Abnutzung der Felgenfläche). Bei sportlichen Touren im flachen Gelände tun es hingegen normale Felgenbremsen (ob nun V-Brakes oder hydraulische (Magura)). Billige Scheibenbremsen machen nur Ärger - eher oder später schleifen sie beim Fahren fröhlich vor sich hin. Diese Dinger sind gerade schwer in Mode, weil man dann die Felgen hübsch lackieren kann, aber zweckmäßig ist es in der angestrebten Preisklasse m.E. nicht.
26 Zoll halte ich für kein Problem, fahre ich selber gerne, aber du brauchst natürlich einen großen Rahmen, damit das Rad richtig passt - und das nicht nur bei der Sattelhöhe, sondern auch bei der Rahmenlänge. Und da muss ich vorigen Größenangaben auch leicht widersprechen: Ich bin 1,76cm groß und für mich sind 52cm Rahmenhöhe (tourenoptimiertes 26er) gerade richtig - du brauchst definitiv einen größeren Rahmen als ich, sonst sitzt du nachher wie ein Fragezeichen auf dem Hobel!
Was die 29er Räder angeht halte ich mich mit einem Urteil zurück, da der Trend an mir vorbeigegangen ist. Wüsste aber auch nicht, was beim 29er plötzlich besser sein sollte, nachdem jahrzehntelang die 28er nichts für Geländesportler waren.
Und in Sachen sortlicher Look: Ein nacktes Rad sieht natürlich zunächst eleganter aus, allerdings der Fahrer dann eher weniger, wenn er mal in den Regen kommt, wobei es ja bereits ausreicht, nach einer Husche auf einer regennassen oder gar schlammigen Strecke weiterfahren zu müssen... Und anschließend "darfst" du den Dreck, den das Vorderrad auf die Kette schmeißt, auch noch wegmachen.
Mit konkreten Modellempfehlungen halte ich mich mangels Marktübersicht und altersbedingt anderer Vorstellungen lieber zurück
Mit internetten Grüßen
Gerald Vogt