Nach zwei Jahren NV14 ist es Zeit, ein bisschen Bilanz zu ziehen.
Wer von den Forenteilnehmern mein Geschreibsel von Anfang an mitverfolgt hat, kann sich noch erinnern, dass das Debüt der 14er bei mir anfangs mit großen Schmerzen verbunden war (erlittener Bandscheibenvorfall beim Aufstellen und anfänglicher Hörentzug wegen OP und darauf folgender Reha). Der Lautsprecher kann auch nichts dafür, sondern mein damals untrainierter Rücken, deswegen lege ich jedem 14er-Neuling besonders die BDA ans Herz, die besonders auf die Aufstellung durch
zwei Personen hinweist. Wir waren auch zu zweit, vielleicht sollte man noch "kräftige" ergänzen.
Seither bekam der Lautsprecher (und meine Ohren) reichlich Zeit, meine bis dahin gewonnenen Hörerfahrungen reichlich umzukrempeln. Das erhoffte Aha-Erlebnis blieb aber zunächst aus, die Höhen waren spitz und die Bässe dünn, das Klangbild löste sich einfach nicht von den Boxen, das hatte ich vom Test in Aalen anders in Erinnerung. Die Bässe wurden auch durch die Schalterstellung "Voluminös" nicht kräftiger, senkte ich die Höhen auf "Sanft" ab, geriet das Klangbild zu matt. Dank des mitbestellten ATMs konnte ich diese beiden Mankos zumindest einigermaßen lösen, eine gewisse Unzufriedenheit blieb aber vorhanden. Besondere raumakustische Maßnahmen weist unser Wohnzimmer (4,40 m auf 11,50 m) übrigens nicht auf, die Holzständerwände sind mit Gipskarton beplankt (darum auch die Bassabsorption), Decke und Boden bestehen aus Massivholz, Vorhänge, Polster- und andere Möbel und dicke Teppiche schlucken Hall (siehe Galerie).
Als ich die NV14 bekam, dienten mir als Verstärker zwei von einem Freund aufgetrennte Onkyo A-9711. Warum zwei, werden jetzt sicher einige fragen. Nun, der erste gab nach 12 Jahren den Geist auf (Ausfall eines Kanals), ein zweites in der Bucht geschossenes Exemplar zeigte nach kurzer Zeit dasselbe Phänomen. Der befreundete Elektrotechnikingenieur beherzigte meinen Wunsch nach Auftrennbarkeit, ließ jedoch eine Reversibilität der Umbaumaßnahme bestehen. Allerdings bemerkte er, dass der Vorbesitzer wohl schon am Amp rumgebastelt haben musste, das Poti wies jedenfalls Schäden auf. Wegen der Notwendigkeit des ATM betrieb ich die Amps immer als Vor-End-Kombi, eine testweise daran gehängte PA-Endstufe wurde mit Rauschen und einem deftigen Hochtonabfall quittiert.
Der kleine Mann im Ohr gab keine Ruhe. Könnte nicht ein anderer Verstärker diese giftigen Höhen beseitigen? Dass diese raumakustisch bedingt waren, konnte ich einfach nicht glauben. Außerdem höre ich ja gerne Orgelmusik, und bei 15-Uhr Stellung des ATMs in Verbindung mit tiefsten Bässen ging dem Onkyo mit 140 W pro Kanal schon die Puste aus. Aber was nehmen? Die 14er schlugen schon ein großes Loch ins Konto, einen sündhaft teuren Verstärker konnte ich mir nicht leisten. Glücklicherweise entdeckte ich im Numarkt einen gebrauchten Korsun V8i, dessen Leistungsangaben mich schon schwer beeindruckten: Quasi Porsche-fahren zum Golfpreis. Schnell wurde ich auch mit dem Verkäufer handelseinig, der Rest war ein Fall für die Justiz (siehe "Numarkt-Verkäufer liefert nicht")
Ein bisschen Geld hatte ich noch, und so machten meine Frau und ich (mein Rücken war ja immer noch lädiert) eines Sonntags einen Ausflug nach Österreich, wo ich noch einen V8i entdeckt hatte. Nach einem leckeren Mittagessen und einer vielversprechenden Vorführung an den Monitor-Audio-Lautsprechern des Verkäufers fand der Korsun dann einen neuen Eigentümer in Niederbayern. Und jetzt ging im heimischen Wohnzimmer das erste Mal klanglich die Sonne auf: Kristallklare Höhen schmeichelten sich nun in meine Ohren, Becken flirrten und das Klangbild zog sich nun wunderbar in die Breite und auch einigermaßen in die Tiefe. So hörte ich bis 2012 Musik mit den Veros, eine Frequenzgangmessung bescheinigte meinem Setup bis auf den Bassbuckel und einem weiterhin recht saftlosen Kickbass eine gute Linearität. Da der Korsun laut eigener Messung einen linealglatten Frequenzgang aufweist, konnte nur die Kombination der beiden Onkyos diesen vorher erwähnten Höhenanstieg verursacht haben, hängte man versuchsweise nur einen an die Boxen, verflüchtigte sich dieser Effekt. Ein elektrisches Problem also, kein "Verstärkerklang".
Fasziniert war ich von der Einführung der DSP-Woofer. Ob solch einer meine "Bassprobleme" lösen könnte? Ich bereitete 2012 ja schon den zweiten privaten nuDay vor, und da ich meinen Gästen auch etwas bieten wollte, kam ich dank der Unterstützung durch Herrn Spiegler an ein Vorführexemplar des AW-1300. Nach anfänglichen Schwierigkeiten (siehe "AW-1300 an der nuVero 14", so ein DSP-Woofer braucht Zeit, Muße und vor allem Messequipment
) war ich vom Ergebnis schon fast erschlagen (im positiven Sinne). Bei entsprechend gut abgemischten CDs wuchs die Bühne nun noch einmal dermaßen in die Breite und vor allem in die Tiefe, dass ich seither manchmal dem Eindruck unterliege, ich hätte eine Surroundanlage im Wohnzimmer installiert, dabei höre ich nur über zwei plus einen Lautsprecher! Besorgt euch Tschaikovskys 1812-Ouvertüre in der Fassung von Erich Kunzel, und wenn an einer Stelle die Glocken nicht nur vor euch, sondern rund um euren Kopf schwirren, dann wisst ihr, wovon ich rede
Logisch, dass ich den AW-1300 nach dem nuDay erwarb, was jetzt aber nicht heißen soll, dass die nuVero nur mit dem AW-1300 entsprechend klingt.
Überhaupt ist die nuVero-Reihe (alle Modelle!) in Sachen Dynamik eine Klasse für sich: Bevor diese Lautsprecher anfangen zu klirren (habe ich noch nicht erlebt), haben meine Ohren längst aufgegeben. Egal, was man den Boxen vorsetzt, alle Impulse werden betont lässig und unangestrengt wiedergegeben. Hört euch Phil Collins' "In the Air Tonight" in der Fassung von 1981 an, mich hebt es am Schluss immer schier aus dem Sessel
Bei Orchesteraufnahmen bekommt man immer die Illusion eines sehr großen Aufnahmeraumes von den Veros serviert, Fehler auf einer Aufnahme entlarvt der Lautsprecher gnadenlos.
Ein ehemaliger Kollege, der letztens zu Besuch war und die Lautsprecher hörte, sprach von einem "Klangbild, in dem man herumwandern könne". Ein wunderbares Kompliment für diese Türme, wie ich finde. Ich jedenfalls kann vom Sound der Veros nicht genug bekommen, was man an der CD-Sammlung sieht, die sich seit dem Kauf enorm erweitert hat.
Und jetzt bitte keine Diskussionen über die verschiedenen Modelle (*gähn*). Alle klingen auf ihre Weise toll