Verfasst: Mo 21. Jul 2008, 17:47
Verdammt zu leben - Verdammt zu sterben
Stubby Preston (Fabio Testi) ist ein Glücksspieler der gern mit gezinkten Karten spielt. Er kommt in einer Stadt an, in welcher er dem Sheriff bereits bestens bekannt ist. Der Gesetzeshüter locht Stubby umgehend ein. Zunächst sehr zum Ärger des Spielers, doch letztlich soll ihm diese Aktion -vorläufig- das Leben retten. In der Stadt räumen die "braven Bürger" mit allen Gestalten auf, die ihrer Meinung nach schädlich für das Stadtbild sind. In der Nacht des Gemetzels sitzt unser Held mit der Hure Bunny, dem Säufer Clem und dem Irren Bud in einer Zelle. Der Sheriff weiss darüber Bescheid, dass Stubby meist einen Haufen Geld mit sich führt. Er entledigt den Spieler seiner Dollars, dafür lässt er Stubby und seine drei Zellengenossen mit einem Pferdewagen entkommen.
Das ungleiche Quartett will sich bis zur nächsten nennenswerten Stadt durchschlagen, doch diese liegt gut 200 Meilen entfernt. Auf der langen Reise entstehen langsam zarte Symphatien innerhalb der Gruppe, grössere Konflikte bleiben überraschenderweise aus. Irgendwann schliesst sich der merkwürdige Chaco (Tomas Milian) den Reisenden an. Da er offensichtlich ein erstklassiger Schütze ist, schiesst er etliche Tiere, für frisches Fleisch ist also zunächst gesorgt. Ein Gruppe von drei vermeintlichen Angreifern streckt Chaco ebenfalls ohne Probleme nieder. Einen verletzten Überlebenden foltert der neue Mitreisende grausam, langsam beschleicht Stubby und den Rest der Gruppe ein verdammt ungutes Gefühl.
In der Nacht füttert Chaco seine Schützlinge mit berauschenden Beeren, kaum sind sie von Sinnen erniedrigt und fesselt er die Gruppe. Stubby ahnte bereits schlimmeres, doch obwohl der die Beeren heimlich ausspuckt, kann er Chaco nicht überwältigen. Um dem ganzen noch die Krone aufzusetzen vergewaltigt der Sadist Bunny. Selbst die Tatsache, dass Bunny hochschwanger ist, kann den Perversling nicht von seinem Treiben abhalten. Schwer ramponiert überlässt Chaco die gequälten Vier ihrem Schicksal. Doch er hat deren Lebenswillen und besonders Stubby unterschätzt...
Hui... ...ein sehr ungewöhnlicher Italo-Western. 1975 hatte das Genre seinen kommerziellen Zenit bereits deutlich überschritten. Doch auch in dieser Phase entstanden noch erstklassige Werke. Man denke nur an Castellaris "Keoma" von 1976 oder Martinos "Mannaja" aus 1977. Lucio Fulci widmete sich 1975 erneut dem Genre, dem er bereits 1966 mit "Django - Sein Gesangbuch war der Colt" einen erstklassigen Beitrag geschenkt hatte. "I Quattro dell'apocalisse" ist ein ambitioniertes, aber auch oft unentschlossenes Stück Film geworden. Zunächst jedoch ein Blick auf die Besetzung. Fabio Testi sehe ich durchaus gern, allerdings halte ich ihn nicht für die ideale Besetzung in einem Western. 1980 arbeitete Testi erneut mit Fulci zusammen. Testi spielte die Hauptrolle in "Syndikat des Grauens", einem brutalen und extrem unterhaltsamen Mafia-Gemetzel. In "Verdammt zu leben - Verdammt zu sterben" macht Testi sicher keinen schlechten Job, doch -ich wiederhole mich- meine erste Wahl wäre er für diese Rolle nicht gewesen. Alle Beteiligten leifern solide Leistungen ab, es überrascht allerdings nicht, dass Tomas Milian sie alle an die Wand spielt. Obwohl er nur in einer Nebenrolle zu sehen ist, dominiert er das Geschehen weitgehend, verbreitet Angst, blankes Entsetzen.
Warum funktioniert der Film teilweise nicht zufriedenstellend, obwohl sich die Beteiligten offensichtlich grosse Mühe gegeben haben? Fulci verfolgt zu viele Ansätze. Das Drehbuch mag für ein simples Rachedrama gedacht sein, letztlich läuft die Handlung auch tatsächlich darauf hinaus, doch der Regisseur will deutlich mehr aus der Story pressen. Da haben wir teils brutale Szenen, die natürlich meine primitiven Instinkte ansprechen, aber im Grunde völlig unnötig sind. Milian strahlt allein durch seine Präsenz genügend Schrecken aus, da muss er nicht an einem Opfer rumschnippeln. Schreie aus der Dunkelheit hätten hier mindestens die gleiche Wirkung erzielt, die dämonsiche Herrschaft Milians vermutlich sogar besser unterstrichen. Doch Fulci wählt hier den einfachen Weg, stellt sich selbst ein Bein. Dann gibt es Momente die vor Kitsch nur so triefen, aber ich will nicht zu viel verraten, seht euch den Film lieber selbst an...
Fazit: Man sollte sich diesen Film auf jeden Fall anschauen, denn er ist auf seine ganz eigenwillige Art durchaus als einzigartig zu bezeichnen. Für Fulcianer ist er sowieso Pflichtprogramm, Fans des Italo-Western sollten ebenfalls einen Versuch wagen, steckt der Film die Grenzen des Genres doch teilweise neu ab. Doch auch wer bisher wenig mit dem Genre anfangen konnte, sollte sich von "Verdammt zu leben - Verdammt zu sterben" überraschen lassen.
Zu einer Bewertung in Zahlen sehe ich mich nicht im Stande. Damit würde man dem Werk nicht gerecht werden! Kunst darf eben auch unentschlossen und unfertig sein, wenn der dahinter stehende Gedanke zumindest im Ansatz erkennbar bleibt.
Stubby Preston (Fabio Testi) ist ein Glücksspieler der gern mit gezinkten Karten spielt. Er kommt in einer Stadt an, in welcher er dem Sheriff bereits bestens bekannt ist. Der Gesetzeshüter locht Stubby umgehend ein. Zunächst sehr zum Ärger des Spielers, doch letztlich soll ihm diese Aktion -vorläufig- das Leben retten. In der Stadt räumen die "braven Bürger" mit allen Gestalten auf, die ihrer Meinung nach schädlich für das Stadtbild sind. In der Nacht des Gemetzels sitzt unser Held mit der Hure Bunny, dem Säufer Clem und dem Irren Bud in einer Zelle. Der Sheriff weiss darüber Bescheid, dass Stubby meist einen Haufen Geld mit sich führt. Er entledigt den Spieler seiner Dollars, dafür lässt er Stubby und seine drei Zellengenossen mit einem Pferdewagen entkommen.
Das ungleiche Quartett will sich bis zur nächsten nennenswerten Stadt durchschlagen, doch diese liegt gut 200 Meilen entfernt. Auf der langen Reise entstehen langsam zarte Symphatien innerhalb der Gruppe, grössere Konflikte bleiben überraschenderweise aus. Irgendwann schliesst sich der merkwürdige Chaco (Tomas Milian) den Reisenden an. Da er offensichtlich ein erstklassiger Schütze ist, schiesst er etliche Tiere, für frisches Fleisch ist also zunächst gesorgt. Ein Gruppe von drei vermeintlichen Angreifern streckt Chaco ebenfalls ohne Probleme nieder. Einen verletzten Überlebenden foltert der neue Mitreisende grausam, langsam beschleicht Stubby und den Rest der Gruppe ein verdammt ungutes Gefühl.
In der Nacht füttert Chaco seine Schützlinge mit berauschenden Beeren, kaum sind sie von Sinnen erniedrigt und fesselt er die Gruppe. Stubby ahnte bereits schlimmeres, doch obwohl der die Beeren heimlich ausspuckt, kann er Chaco nicht überwältigen. Um dem ganzen noch die Krone aufzusetzen vergewaltigt der Sadist Bunny. Selbst die Tatsache, dass Bunny hochschwanger ist, kann den Perversling nicht von seinem Treiben abhalten. Schwer ramponiert überlässt Chaco die gequälten Vier ihrem Schicksal. Doch er hat deren Lebenswillen und besonders Stubby unterschätzt...
Hui... ...ein sehr ungewöhnlicher Italo-Western. 1975 hatte das Genre seinen kommerziellen Zenit bereits deutlich überschritten. Doch auch in dieser Phase entstanden noch erstklassige Werke. Man denke nur an Castellaris "Keoma" von 1976 oder Martinos "Mannaja" aus 1977. Lucio Fulci widmete sich 1975 erneut dem Genre, dem er bereits 1966 mit "Django - Sein Gesangbuch war der Colt" einen erstklassigen Beitrag geschenkt hatte. "I Quattro dell'apocalisse" ist ein ambitioniertes, aber auch oft unentschlossenes Stück Film geworden. Zunächst jedoch ein Blick auf die Besetzung. Fabio Testi sehe ich durchaus gern, allerdings halte ich ihn nicht für die ideale Besetzung in einem Western. 1980 arbeitete Testi erneut mit Fulci zusammen. Testi spielte die Hauptrolle in "Syndikat des Grauens", einem brutalen und extrem unterhaltsamen Mafia-Gemetzel. In "Verdammt zu leben - Verdammt zu sterben" macht Testi sicher keinen schlechten Job, doch -ich wiederhole mich- meine erste Wahl wäre er für diese Rolle nicht gewesen. Alle Beteiligten leifern solide Leistungen ab, es überrascht allerdings nicht, dass Tomas Milian sie alle an die Wand spielt. Obwohl er nur in einer Nebenrolle zu sehen ist, dominiert er das Geschehen weitgehend, verbreitet Angst, blankes Entsetzen.
Warum funktioniert der Film teilweise nicht zufriedenstellend, obwohl sich die Beteiligten offensichtlich grosse Mühe gegeben haben? Fulci verfolgt zu viele Ansätze. Das Drehbuch mag für ein simples Rachedrama gedacht sein, letztlich läuft die Handlung auch tatsächlich darauf hinaus, doch der Regisseur will deutlich mehr aus der Story pressen. Da haben wir teils brutale Szenen, die natürlich meine primitiven Instinkte ansprechen, aber im Grunde völlig unnötig sind. Milian strahlt allein durch seine Präsenz genügend Schrecken aus, da muss er nicht an einem Opfer rumschnippeln. Schreie aus der Dunkelheit hätten hier mindestens die gleiche Wirkung erzielt, die dämonsiche Herrschaft Milians vermutlich sogar besser unterstrichen. Doch Fulci wählt hier den einfachen Weg, stellt sich selbst ein Bein. Dann gibt es Momente die vor Kitsch nur so triefen, aber ich will nicht zu viel verraten, seht euch den Film lieber selbst an...
Fazit: Man sollte sich diesen Film auf jeden Fall anschauen, denn er ist auf seine ganz eigenwillige Art durchaus als einzigartig zu bezeichnen. Für Fulcianer ist er sowieso Pflichtprogramm, Fans des Italo-Western sollten ebenfalls einen Versuch wagen, steckt der Film die Grenzen des Genres doch teilweise neu ab. Doch auch wer bisher wenig mit dem Genre anfangen konnte, sollte sich von "Verdammt zu leben - Verdammt zu sterben" überraschen lassen.
Zu einer Bewertung in Zahlen sehe ich mich nicht im Stande. Damit würde man dem Werk nicht gerecht werden! Kunst darf eben auch unentschlossen und unfertig sein, wenn der dahinter stehende Gedanke zumindest im Ansatz erkennbar bleibt.