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Verfasst: Mo 22. Mär 2010, 21:19
von Blap
Payback (USA 1999, Originaltitel: Payback)
Porter (Mel Gibson) ist sauer. Vor ein paar Monaten zog er mit seiner Gattin Lynn (Deborah Kara Unger) und dem Gauner Val Resnick (Gregg Henry) einen durchaus einträglichen Raubzug durch. Von seinem Anteil wollte sich Val in das mächtige Syndikat einkaufen, welches vor Ort die Fäden in der Hand hält. Da er dazu auch Porters Kohle benötigte, hetzte er vorher Lynn gegen ihren Mann auf, die ihn nach dem Coup niederschoss. Doch Porter überlebte den Mordversuch und kehrt nun voller Tatendrang zurück. Er will seinen Anteil in Höhe von 70.000$, egal welche Konsequenzen dies nach sich zieht. Während das Syndikat Val nahelegt seine Probleme selbst zu lösen, schreckt Porter nicht davor zurück, sogar den Bossen der Verbrecherorganisation ans Bein zu pinkeln. Die Stadt freut sich nicht über Porters Rückkehr, bald hat er zwei koruppte Bullen im Nacken, die ihm "seine" Kohle nach dem Abkassieren gern abnehmen wollen. Lediglich die Hure Rosie (Maria Bello) steht auf der Seite des einsamen Rächers, keine ungefährliche Angelegenheit, denn auch Rosie ist vom Syndikat abhängig, Widerling Resnick nimmt ihre Fährte auf...
"Payback" hat mir schon damals im Kino recht gut gefallen, doch irgendwie beschlich mich immer das Gefühl, der Film wäre ein wenig zu glatt geraten. Tatsächlich konnte Brian Helgeland seine Version des Stoffs damals nicht durchsetzen. Glücklicherweise bekam er vor ein paar Jahren die Möglichkeit doch noch einen Director's Cut anzufertigen, was dem Film sehr gut zu Gesicht steht. Tatsächlich sind hier nicht einfach ein paar Szenen zugefügt oder entfernt worden, sondern der Film kommt in der überarbeiteten Version extrem deutlich verändert rüber. Zunächst spielen die Farben eine grosse Rolle. Bei der Kinofassung wurde Wert auf einen kühlen Blauton gelegt, der DC kommt in erdigen, kräftigen Farben daher. Dadurch wirken die z.B. Gesichter der Akteure weitaus eindringlicher, mehr Falten und Furchen sorgen für mehr Charakter. Das Bild erscheint nun oft in deutlich körnigerer Form, was ebenfalls sehr gut zur Ausstrahlung von "Payback" passt. Das Blau der Kinovariante verlieh dem Film eine kühle Stimmung, eine IMHO eher unpassende kühle Stimmung, was mir erst nach Sichtung des DC wirklich bewusst geworden ist. Die Musik wurde ebenfalls überarbeitet, der übliche "Hollywood-Streicher-Schmonz" musste angenehmerweise weichen, wurde durch dezente und trotzdem intensivere Klänge ersetzt. Die Änderungen im Ablauf haben mir sehr gefallen, denn der Film lässt dem Zuschauer nun mehr Freiraum, er wird nicht von einer Stimme aus dem Off gegängelt. Die Figur Porter wirkt kantiger und härter, das Ende -die gesamte Schlusssequenz- kommt völlig verändert daher. So ist z.B. der von Kris Kristofferson gespielte Bursche überhaupt nicht mehr vorhanden, nun ist "Bronson" eine weibliche Stimme aus dem Telefon, mehr nicht. Die Unterschiede beider Fassungen sind wirklich überraschend gross, die Überarbeitung durch Brian Helgeland ein echter Glücksfall! Der Director's Cut ist einige Minuten kürzer, diese Straffung macht durchaus Sinn. Nichts von Relevanz fehlt, sinnvolle "Neuheiten" wurden perfekt in eingefügt.
Noch ein paar Worte zu den Schauspielern. Mel Gibson macht seinen Job gut. Natürlich ist er längst nicht so kantig wie Lee Marvin in der Vorlage "Point Blank", doch welcher der heutigen Darsteller könnte Lee Marvin ersetzen? Gregg Henry präsentiert sich als ekelhafter Gauner mit ausgeprägt sadistischen Neigungen, ein prächtiger Auftritt. Deborah Unger und Maria Bello unterstützen das Treiben ansprechend, sind aber eher nettes Beiwerk, daher austauschbar. Klasse gespielt ist der schleimige Stegman, grosses Lob für David Paymer. Lucy Liu stöckelt, peitscht und prügelt als coole Domina umher, herrlich! Die "unseriösen" Gesetzeshüter bekommen durch Bill Duke und Jack Conley passende Gesichter, die besonders in ihrer letzten Szene unfassbar blöd aus der Wäsche schauen dürfen.
Mir liegt "Payback" auf Blu-ray vor, der Film ist in beiden Fassungen enthalten, die ich an zwei Abenden geschaut habe. Der zeitnahe Vergleich lohnt sich sehr, so treten die ohnehin schon deutlichen Unterschiede noch ausgeprägter hervor. Auf DVD ist der Vergleich auch möglich, das Set trägt dann den Titel "Premium Edition" (die ältere DVD Ausgabe enthält lediglich die Kinofassung). Der Director's Cut kommt -wie bereits erwähnt- in angenehmen Farbtönen daher, das körnigere Bild steht dem Werk ganz vortrefflich. Glücklicherweise hat man auf "kaputtfiltern" verzichtet, was macher Zeitgenosse als "fehlendes HD-Feeling" anprangern mag. Mich beschleicht bei der Wortschöpfung "HD-Feeling" mehr und mehr das Gefühl, man meint damit sterile Hochglanzprodukte ohne Charakter und Seele. Naja, wenn manche Websites Filmkorn schon als Makel bezeichnen, dann wundert mich fast gar nichts mehr. Aber das ist ein anders Thema.
Für die Kinoversion ziehe ich nach wie vor 7/10 (gut), während ich den DC mit knappen 8/10 (sehr gut) bewerten möchte. "Objektiv" verdient der DC sicher zwei Punkte mehr als die Kinovariante, doch abwerten möchte ich die altbekannte Fassung trotzdem nicht. Andererseits kann sich auch der DC nicht ganz mit dem sehr guten "Point Blank" messen, den ich ebenfalls mit 8/10 bewertet habe. Ein weiterer Beleg dafür, wie unwürdig die Bewertung per Punktesystem ist. Ähhm... ...ja... Das Fazit: Der Director's Cut wertet einen guten Film deutlich auf! Aus einem eher gewöhnlichen Hollywood Streifen, wurde letztlich doch noch ein liebenswertes, entschlacktes Stück Filmkunst! Die Blu-ray bekommt eine klare Kaufempfehlung meinerseits!
Lieblingszitat:
"...und du blute mir nicht das Sofa voll!"
Verfasst: Di 23. Mär 2010, 21:58
von Blap
All the Colors of the Dark (Italien 1972, Originaltitel: Tutti i colori del buio)
Es existiert bereits ein sehr kurzer Kommentar meinerseits zu diesem Film, den ich Anfang 2008 verzapft habe. Damals kam die deutsche DVD von Marketing Film zur Sichtung, die den Titel "Die Farben der Nacht trägt". Da meine DVD gegen Ende des Films Schwierigkeiten macht, die Scheibe zu allem Überfluss auch noch OOP ist und überteuert gehandelt wird, habe ich mir vor ein paar Wochen die US-Scheibe von Shriek Show als Ergänzung gekauft. Hier zunächst der alte Kommentar, den ich weiter unten um ein paar Zeilen ergänzen möchte:
Die Farben der Nacht
Jane (Edwige Fenech) leidet unter schlimmen Albträumen. Ihr Lebensgefährte Richard (George Hilton) ist ratlos. Janes Schwester Barbara (Nieves Navarro) schleppt sie zu einem Psychologen. Zunächst schöpft Jane dadurch ein wenig Hoffnung, doch dann lernt sie die neue Nachbarin Mary kennen. Die beiden jungen Damen freunden sich recht zügig an. Mary berichtet von ähnlichen Problemen, doch sie habe diese mit Hilfe von Freunden hinter sich gelassen. So gerät Jane in die Fänge einer okkulten Sekte, der Wahnsinn gewinnt mehr und mehr Kontrolle über ihr Leben...
Kurze Zeit nach seinem meisterlichen Giallo "Der Killer von Wien", drehte Sergio Martino diesen reizvollen Mystery Streifen. Dabei konnte er erneut auf Schauspieler wie Edwige Fenech, George Hilton und Ivan Rassimov zurückgreifen. Besonders Edwige Fenech muss man für ihre Leistung grösstes Lob aussprechen. Wie diese unglaublich schöne Frau den Film mit ihrer Schauspielkunst trägt ist aller Ehren wert!
Mir gefallen zwar Martinos Werke wie z.B. "Der Killer von Wien" oder "Der Schwanz des Skorpions" noch besser, aber auch dieser -deutlich anders gelagerte- Film findet meine Zustimmung, was allerdings hauptsächlich an der grandiosen Frau Fenech liegt.
7/10
***
Zunächst fällt mir auf, dass ich den Film mit "7/10" eindeutig unterbewertet habe. Zwar steht er für mich weiter ein wenig im Schatten der anderen Gialli von Sergio Martino, doch ohne Zweifel "Tutti i colori del buio" ist ein sehr guter Film! Edwige Fenech ist überwältigend, ich möchte am liebsten ständig die Pausetaste des Players drücken und mich an ihrem Anblick erfreuen! Man sollte Frau Fenech aber nicht auf ihre Schönheit reduzieren! Ihre Dastellung einer verängstigten jungen Frau ist großartig, packend und beeindruckend. Selbstverständlich agieren auch George Hilton, Ivan Rassimov -wieder mit herrlich bösem Blick- und Nieves Navarro souverän, nicht zu vergesssen Marina Malfatti, doch der Film ist ganz klar auf Edwige zugeschnitten, ergo werden alle anderen Beteiligten von ihr überstrahlt. Martino reichert seinen Giallo mit einer gehörigen Portion Mystery an, die Szenen in den Gewöben der satanistischen Sekte gefallen mir sehr. So soll dann auch Julián Ugarte nicht unerwähnt bleiben, dessen kantiges Gesicht ihn fast wie den Leibhaftigen wirken lässt. Ich wartete mehrfach darauf, dass dem Burschen gleich doch noch Hörner aus der Stirn wachsen. Die Hauptfigur Jane verliert sich mehr und mehr im Strudel des Schreckens, der nackten brutalen Angst, der vortreffliche Score von Bruno Nicolai unterstreicht den Trip, lässt das Gesamtbild noch intensiver auf den Zuschauer einwirken. Schon die albtraumhafte Anfangssequenz stimmt den Zuschauer auf die kommenden Ereignisse ein, der Film hat mich von der ersten Sekunde an gefesselt, bis zur letzten Sekunde nicht aus seinem Bann entlassen. Nach dem Genuss sass ich noch eine ganze Weile still auf dem Sofa, die Welt um mich herum war weit, weit weg. Es ist schön, dass es solche wundervolle Filmschätzchen gibt, danke dafür!
Wer auf die deutsche Synchroniastion -die sowieso nicht besonders gelungen ist- verzichten kann, macht mit der Shriek Show DVD einen guten Fang. Neben der englischen Tonspur liegt der Film auch auf italienisch vor, englische Untertitel sind vorhanden. Das Bild geht in Ordnung, im Bonusmaterial findet man z.B. recht interessante Interviews mit Sergio Martino und George Hilton. Ein hervorragend besetzter Giallo mit Mystery-Schlagseite, stimmungsvoll von Sergio Martino in Szene gesetzt. Sehr guter Stoff!
8/10
Lieblingszitat:
"Please don't follow me!"
Verfasst: Mi 24. Mär 2010, 23:20
von Blap
Der Hexer (Deutschland 1964, Originaltitel: Der Hexer)
Maurice Messer (Jochen Brockmann) tarnt seine schmierigen Geschäfte durch eine Anwaltskanzlei. Als seine Sekretärin zu neugierig wird, beseitigt man die junge Dame kurzerhand. Bald fährt den Schurken der Schrecken in die stinkenden Socken, die Ermordete ist die Schwester des Hexers! Der Hexer, dieser Name lässt die Unterwelt Englands erzittern und gibt der Polizei Rätsel auf. Der Hexer bestrafte die Halbwelt vor einigen Jahren mit seinen ganz eigenen Methoden, setzte sich dann aber nach Australien ab. Nun rechnet man aller Orten mit der Rückkehr des geheimnisvollen Rächers, Inspector Higgins (Joachim Fuchsberger) soll der Sache auf den Grund gehen. Dazu stellt ihm sein Vorgesetzter Sir John (Siegfried Schürenberg) den altgedienten Inspector Warren (Siegfried Lowitz) zur Seite, der dem Hexer damals so nahe kam wie kein anderer Ermittler zuvor. Als die Frau des Gesuchten in London eintrifft, heftet sich das Gesetz umgehend an die Fersen von Cora Ann Milton (Margot Trooger), vielleicht erhält man durch sie Zugriff auf den Hexer. Bei seinen Nachforschungen läuft sich Higgins immer wieder Beulen, mehrfach trifft er auf den rätselhaften Mr. Wesby (Heinz Drache), der sich als Kriminalschriftsteller aus Australien vorstellt. Während die Polizei dem Hexer hinterherhechelt, beginnt dieser damit die Mörder seiner Schwester zu bestrafen. Messer und seine Komplizen werden von Panik erfasst, wer wird am Ende die Oberhand behalten...???
Der Edgar Wallace Roman "Der Hexer" wurde mehrfach verfilmt, der Rialto Film von 1964 ist sicher die bekannteste Umsetzung des Stoffs. Regie führte -wie so oft- Alfred Vohrer. Mit Joachim Fuchsberger und Heinz Drache treten in "Der Hexer" die beiden wichtigsten Zugpferde der Reihe auf. Fuchsberger gibt hier noch ausgeprägter den Macho als üblich, und wird von der süssen Sophie Hardy umgarnt, die in der Rolle seiner Freundin zu sehen ist. Doch selbstverständlich macht auch die Sekretärin bei Scotland Yard unserem Blacky schöne Augen. Heinz Drache kommt ein wenig rätselhaft daher, seine wahre Identität wird im Finale bekannt. Siegfried Lowitz macht mit seiner herrlich trockenen Art Freude, Siegfried Schürenberg nimmt sich selbst gewaltig auf die Schippe. Eddi Arent hält sich angenehmerweise ein wenig zurück, was seinen Auftritt deutlich aufwertet. Fettsack Jochen Brockmann ist die Schurkenrolle wie auf den massigen Leib geschneidert, Carl Lange überzeugte bereits 1959 in "Der Frosch mit der Maske". Wenn Vohrer inszeniert, dann erwartet den Zuschauer auch immer mehr oder weniger viel Popanz und Irrsinn (was ich ausdrücklich schätze!). Dunkle Gemäuer, enge Gänge und Kanäle, Verfolgung eines Verdächtigen über Dächer, ein wenig Geballer und Gewummer, sogar ein kleines U-Boot kommt zum Einsatz. Nicht zu vergessen Vohrers Händchen für Atmosphäre, diesen Trumpf spielt er auch hier wieder gekonnt aus.
Nun mag "Der Hexer" nicht unbedingt das pfiffigste Drehbuch aller Zeiten haben, doch dank der tollen Besetzung und Alfred Vohrers frech-flotter Inszenierung, stimmt der Spassfaktor während der gesamten Laufzeit. Die knapp 82 Minuten vergehen wie im Fluge, die Auflösung zaubert mir ein zufriedenes Lächeln auf die entstellte Fratze. Was will man mehr? Wie gehabt ist der Film einzeln erhältlich, alternativ als Bestandteil der "Edgar Wallace Edtion 4". Dort sind ferner folgende Filme enthalten:
- Der schwarze Abt
- Das indische Tuch
- Zimmer 13
Alle vier Filme machen Freude, wobei der gute Auftaktstreifen "Der schwarze Abt" von allen folgenden Streifen getoppt wird! "Der Hexer" ist lockere Krimiunterhaltung der besten Sorte, ich kann mir den Film immer wieder anschauen. Vielleicht nicht der cleverste Wallace, doch mit Sicherheit einer der unterhaltsamsten! Sehr gut = 8/10
Lieblingszitat:
"Jeder Verdacht gegen ihn, wäre so gut wie ein Verdacht gegen mich selber!"
Verfasst: Do 25. Mär 2010, 13:33
von Blap
Jurassic Park (USA 1993, Originaltitel: Jurassic Park)
John Hammond (Richard Attenborough) errichtet auf einer abgelegenen Insel einen gigantischen Vergnügungspark. Dieser soll eine atemberaubende Sensation bieten, man hat es mit Hilfe moderner Technik geschafft Dinosaurier zu klonen. Als ein Arbeiter durch den Angriff eines Dinos zu Tode kommt, werden Geldgeber und Versicherer ein wenig unruhig. Hammond soll Gutachten beibringen, die die Unbedenklichkeit der Einrichtung bestätigen. Die Forscher Dr. Grant (Sam Neill) und seine Partnerin Dr. Sattler (Laura Dern) werden eingeflogen, zusätzlich der exzentrische Dr. Malcolm (Jeff Goldblum). Während Malcolm sich von Anfang skeptisch zeigt, sind die beiden Dinoforscher zunächst recht beeindruckt. Doch auch sie sollen bald von der Unkontrollierbarkeit der Anlage überzeugt werden! Nicht nur ein Sturm wird für Unruhe sorgen, auch der von Geldsorgen geplagte Programmier Nedry (Wayne Knight) wird massive Schwierigkeiten verursachen. Er bekommt eine Menge Zaster, wenn er Saurierembryonen aus den Laboren des Parks stiehlt. Um dies zu bewerstelligen manipuliert er das computergesteuerte System, womit er nach und nach ein Desaster auslöst. Für die eingeflogenen Gutachter und die Enkel des Parkbetreibers beginnt ein Kampf ums nackte Überleben, denn sie sind im Park unterwegs als die Sicherheitssysteme ausfallen...
"Jurassic Park" stellt wohl so etwas wie den Gipfel der "Dinowelle" der frühen neunziger Jahre dar. Die Saurier Special Effects mag man heute noch detailreicher hinbekommen, sie wissen aber noch immer zu gefallen, obwohl teils aus dem Computer gepurzelt. Da ich Monsterfilme liebe, konnte ich mich auch diesem Film nicht ewig verweigern, zumal das DVD-Set mit der Trilogie schon länger im Regal steht. Bei der Besetzung hat Steven Spielberg -überwiegend- ein gutes Händchen bewiesen. Sam Neill als leicht knarziger Wissenschaftler, Jeff Goldblum als moderner Skeptiker, der immer einen lockeren -mehr oder weniger tiefsinnigen- Spruch auf den Lippen hat. Richard Attenborough nimmt man den begeisterten älteren Herrn zu jeder Zeit ab, sein "Zerfall" ist überzeugend gespielt. Herrlich eklig -wie immer- kommt Wayne Knight daher, der als korrupter Fettsack vor fast nichts zurückschreckt. Samuel L. Jackson ist in einer Nebenrolle zu sehen, die in der zweiten Hälfte des Films ein wenig mehr Gewicht erhält. Drei "Nervfaktoren" sollen aber nicht unerwähnt bleiben. Da wäre zunächst Laura Dern, deren Fratzen ich in "Wild at Heart" ja noch ganz witzig fand, die hier allerdings zur echten Geduldsprobe mutiert. Frau Derns beständig entgleisende Gesichtszüge, wirken mindestens so spermizid wie zehn beschichtete und übereinandergezogene Kondome. Brrrrrr....!!! Dann wären da noch die beiden E(n)kelkinder des Parkbetreibers. Der kleine Junge ist schon unangenehm, doch die Göre sprengt jegliche Skala. "Wann wird das Teil endlich gefressen...?!", so ging es mir während der gesamten Spieldauer durch den Kopf. Nun mag man die Kinder bewusst nervig dargestellt haben, weil die von Sam Neill gespielte Figur als Kinderhasser präsentiert wird, was zu einigen "witzigen" Situationen führt. Naja, ich hätte lieber auf die Blagen verzichtet. Ein grober Nachteil "familienfreundlicher" Unterhaltung.
Sieht man von den diversen Nervensägen ab, bietet Spielbergs Dino-Spektakel einen durchaus ansprechenden Unterhaltungswert. Leider fehlt es dem Streifen an Härte und die falschen Figuren überleben, doch dies war bei einem "familienfreundlichen" Film wohl nicht anders zu erwarten. Mangel an Mut mag man den Machern da kaum vorwerfen, schliesslich zielt der Film ganz klar auf die breite Masse ab, was leider etliche Kompromisse nach sich zieht. Trotz einiger Schwachpunkte hat mir "Jurassic Park" recht gut gefallen, ich bin auf die beiden Fortsetzungen gespannt. An der Qualität der DVD gibt es nichts zu meckern, das Set mit allen drei Teilen bekommt man für kleines Geld.
Obere Mittelklasse = 6/10
Lieblingszitat:
"Ich hasse Computer!"
"Das beruht auf Gegenseitigkeit."
Verfasst: Do 25. Mär 2010, 20:38
von imacer
Seinfeld - Staffel 3
Für mich nach wie vor einer der besten Sitcoms mit genialen Charakteren.

Verfasst: Fr 26. Mär 2010, 23:21
von Blap
Morte sospetta di una minorenne (Italien 1975, Originaltitel: Morte sospetta di una minorenne)
Eine junge Dame wird von einem fiesen Sonnenbrillentäger brutal abgeschlachtet. Kurz vorher tanzte sie eine Runde mit dem leicht verschrobenen Paolo Germi (Claudio Cassinelli), der sich auf die Fährte des Killers begibt. Bei seinen Nachforschungen trifft Germi auf den kleinen Nachwuchslangfinger Giannino (Adolfo Caruso), den er kurzerhand als Helferlein verpflichtet. Der Jüngling wundert sich bald über seinen neuen Bekannten, denn plötzlich geht es nicht mehr nur darum den Nutten im Park die Handtaschen zu klauen. Nein, plötzlich gibt es Tote, wüste Verfolgungsjagden und Säcke voller Geld. Die wahre Identität von Germi ist nicht schwer zu erraten, doch für den schlichten Giannino trotzdem eine Überraschung. Der Mord an der Hobbynutte ist jedoch nur ein kleines Puzzleteil in einem erschreckenden Gesamtbild, in dem der reiche Bösewicht Gaudenzio Pesce (Massimo Girotti) eine gewichtige Rolle spielt. Die recht "speziellen" Methoden des engagierten Germi, treiben seinem Vorgesetzten (Mel Ferrer) die Schweißperlen auf die faltige Stirn. Pesce ist ein einflussreiches Mitglied der obersten Gesellschaftssicht, was einerseits Germis Chef noch mehr Qualen bereitet, den Ermittler aber andererseits zur Höchstleistung auflaufen lässt...
Diesen wundervollen Film inszenierte Sergio Martino 1975. Mit prächtigen Gialli wie "Lo strano vizio della Signora Wardh" (Der Killer von Wien, 1971), "La coda dello scorpione" (Der Schwanz des Skorpions, 1971) und "Tutti i colori del buio" (Die Farben der Nacht, 1972), sowie Beiträgen zum Polizeifilm wie z.B. "Milano trema: la polizia vuole giustizia" (1973), erschuf Martino strahlende Highlights des italienischen Genrekinos. Es wäre müßig und zu ausufernd hier nun alle entsprechenden Titel aufzulisten, Informationsquellen bietet das Internet im Überfluss. Dabei sollte nicht vergessen werden, dass Sergio Martino auch nach seinen Beiträgen zu diesen Genres, etliche Filmperlen zu anderen Spielarten des Italokinos beitrug. "Morte sospetta..." kann man zwar problemlos dem Polizeifilm zuordnen, doch das Werk sprengt den üblichen Rahmen des Genres. Da wären zunächst die deutlichen Giallo-Elemente zu nennen. Die Optik und Vorgehensweise des Mörders, die Inszenierung seiner Taten, würden auch jedem Giallo perfekt zu Gesicht stehen, der Score erinnert ebenso immer wieder an dieses Genre. Ferner ist die zugefügte Prise Humor weder zu übersehen, noch zu überhören, glücklicherweise driftet der Streifen aber nicht in dümmlichen Klamauk ab. Wie ein roter Faden zieht sich das "Brillenproblem" der Hauptfigur durch den Film, jeder Optiker hätte sicher seine Freude an einem solch ergiebigen Kunden. Dann wäre da noch der fahrende Untersatz des Helden. Eine Ente, die sich nach und nach in ihre Bestandteile auflöst. Da darf Helferlein Giannino auch kurzerhand die Türen abreissen und den Verfolgern entgegenschleudern. Doch nicht nur die Zutaten aus anderen Genres machen "Morte sospetta..." zu einem ganz besonderen Erlebnis. Claudio Cassinelli spielt hier ganz gross auf. Wie seine ultraharten Kollegen aus anderen Filmen, kann sein Paolo Germi zwar auch verdammt ungemütlich werden, doch seine Darstellung geht weit über den Horizont -des genretypischen- einsilbigen Haudrauf-Bullen hinaus. Immer wenn ich Claudio Cassinelli sehe, erfreue ich mich an seinen exquisiten schauspielerischen Qualitäten. Doch genauso beschleicht mich regelmäßig eine gewisse Schwermütigkeit, denn Cassinelli verstarb bereits 1987 bei einem tragischen Unfall. Leider wurde dieser äussert talentierte Darsteller nur 47 jung, möge er in Frieden ruhen. Die übrigen Mitwirkenden liefern durch die Bank gute Leistungen ab, doch der Film ist ganz klar auf Platzhirsch Cassinelli zugeschnitten. Mel Ferrer taucht ab und an als gestresster Chef auf und ringt um Fassung, Adolfo Caruso kommt als sympathischer Dummbatz daher, Massimo Girotti gibt den Widerling mit Stil. Die Kamera fängt das Geschehen vorzüglich ein, der teils an Goblin erinnernde Score verdient ein dickes Lob.
"Morte sospetta..." bedient die Vorgaben des Polizeifilmgenres, fügt aber -auf sehr gelungene Art und Weise- Ingredienzien anderer Richtungen hinzu. Nicht zuletzt spielt der Film immer wieder mit den Klischees, damit natürlich auch mit der Erwartungshaltung des Zuschauers. Ich bin sehr, sehr angetan von diesem wundervollen Film! Die DVD aus der "Italian Genre Cinema Collection" von Sazuma ist ein echter Volltreffer (Glücklicherweise wird diese Reihe von dem kleinen Label Camera Obscura fortgeführt)! Die gebotene Bildqualität ist erstklassig, da nie eine deutsche Synchronisation existierte, hat man den italienischen Originalton durch deutsche, englische und niederländische Untertitel ergänzt (Was mir deutlich lieber ist als eine neu angefertigte Synchro, die in den meisten Fällen überhaupt nicht zum Film passt). Im Bonusmaterial findet man ein knapp halbstündiges Interview mit Regisseur Sergio Martino, sowie ein paar nette Kleinigkeiten. Die DVD kommt in einem dicken Digipak samt Schuber daher, das Cover wurde sehr ansprechend gestaltet. Ein kleines Booklet mit Anmerkungen des altgedienten Christian Keßler rundet das phantastische Gesamtbild stimmig ab.
Ein grandioser Film, präsentiert in perfekter Aufmachung! Noch sind Restbestände erhältlich, ich rate zum sofortigen Kauf! Dieser Schatz ist unbezahlbar, glücklicherweise momentan (noch) für kleines Geld erhältlich. Also: KAUFEN! (Sonst wird nachher wieder geheult, weil die Scheibe nur noch zu Bordellpreisen erhältlich ist... ...und die Blagen keine Weihnachtsgeschenke bekommen, weil Papi die gesamte Kohle für eine DVD rausgehauen hat!)
Sehr gut bis überragend = 8,5/10
Lieblingszitat:
"Dann bleibt Italien die Wiege des Rechts! ...und das Recht scheißt sie voll!"
Verfasst: So 28. Mär 2010, 00:29
von Blap
Der Rächer (Deutschland 1960, Originaltitel: Der Rächer)
Der sogenannte Kopfjäger treibt sein Unwesen. Dieser üble Mensch enthauptet seine Opfer, packt die abgetrennten Köpfe in eine Schachtel und entsorgt sie irgendwo in der Landschaft. Den Behörden qualmen mehr und mehr die Socken, ergo setzt der Geheimdienstler Major Staines (Siegfried Schürenberg) den pfiffigen Ermittler Michael Brixan (Heinz Drache) auf den Fall an. Im Zuge seiner Nachforschungen stösst Brixan auf eine Filmcrew, man inszeniert gerade unter der Leitung des Regisseurs Jackson (Friedrich Schönfelder) einen romatischen Film, der vor einer ländlich-herrschaftlichen Kulisse spielt. Die verdächtige Seite eines Manuskripts erregt das Interesse Brixans, doch auch die liebliche Schauspielerin Ruth Sanders (Ina Duscha) bringt den Detektiv in Wallung. Extrem verdächtig macht Sir Gregory (Benno Sterzenbach), der wenig sympathische Besitzer eines Anwesens, der zu allem Überfluss auch noch Ruth nachstellt. Welche Rolle spielt der verschrobene Lorenz Voss (Klaus Kinksi), der Jackson zuarbeitet und gern zu tief in die Flasche schaut? Kann Brixan die zahlreichen Knoten lösen, den Täter letzlich stellen und dingfest machen? Es gilt einige Intrigen zu durchschauen und sich fiese Schergen vom Leib zu halten...
"Der Rächer" kam 1960 in die Kinos, wurde aber nicht -wie der überwiegende Teil der Edgar Wallace Verfilmungen- von Rialto Film produziert. Dieser Streifen geht auf die Kappe von Kurt Ulrich-Film, Regie führte Karl Anton. Noch bevor Heinz Drache und Siegfried Schürenberg in zahlreichen Rialto Produktionen zu sehen waren, gaben sie in "Der Rächer" gewissermaßen ihren Wallace Einstand. Drache spielt seinen üblichen Stiefel herunter, kommt mir hier aber noch ein wenig hüftsteifer als sonst vor. Siegfried Schürenberg gibt in diesem Film nicht den liebenswerten Kasper, seine Rolle ist weitaus ernsthafter angelegt. Überhaupt verzichtet man hier weitgehend auf Humor, dafür tritt aber immer wieder ein -Achtung: Neudeutsch- Trashfaktor in Erscheinung, was dann durchaus für einige Schenkelklopfer sorgt. Ein Diener namens Bhag (Al Hoosmann) poltert ab und an durch die Kulissen, der Bursche sieht aus wie ein Werwolf auf Fleischentzug, eigentlich kaum zu beschreiben, muss man gesehen haben! Kinski gibt sich gewohnt glibbrig, bleibt für seine Verhältnisse aber nahezu solide. Die übrige Besetzung fällt nicht weiter auf. Sicher, Ingrid van Bergen darf sich als Diva präsentieren, Ina Duscha ist hübsch anzusehen. Gut, Benno Sterzenbach und Ludwig Linkmann sollen nicht unerwähnt bleiben, denn sie spielen in der Tat überdurchschnittlich auf. Der Film beginnt sehr atmosphärisch, das Finale wird zwar ein wenig verschleppt, weiss aber ebenso zu gefallen. Doch der Mittelteil neigt einfach zu häufig zum Geplätscher, hier hätte man die Handlung straffen sollen, was dem Gesamteindruck vermutlich sehr gut getan hätte. Einige Teile der Handlung führen zu keinem sinnvollen Ergebnis, von daher würden zehn Minuten weniger eindeutig mehr sein. Die Auflösung ist gut gelungen, da gibt es nichts zu meckern. Die Filmmusik hat mir nicht besonders gut gefallen, immerhin aber nicht genervt. Im Vergleich zu den Rialto Filmen, fallen die bei dieser Produktion teils altbackenen, steifen Dialoge auf. Es fehlt einfach an Pepp. Immerhin sorgte die Stumpfheit macher Zeilen, dann doch wieder für ein leichtes, freudiges Zucken meiner Mundwinkel.
Auf mich wirkt der Film ein wenig unausgegoren. Manches passt nicht wirklich zusammen. Starke Momente sind vorhanden, doch etlicher Leerlauf sorgt für nachlassendes Interesse. Trotz der Schwächen passiert immer noch gerade zur rechten Zeit irgendein Unfug. Sei es das Erscheinen des grotesken Dieners, oder der plötzlich auftauchende Asiate, der genauso flott wieder in der Dunkeheit verschwindet. "Der Rächer" wurde von Kinowelt auf DVD ausgewertet. Man hat sich eindeutig weniger Mühe gegeben, als Universum es bei den Rialto DVDs getan hat. Ein Debakel ist die DVD aber keineswegs, man kann mit der Scheibe recht gut leben. Empfehlen möchte ich den Film nur Sammlern, die jeden "Nachkriegs-Wallace" im Regal haben müssen. Für mich ist diese Scheibe also eine Pflichtübung. Es fällt mir ein wenig schwer den Film anhand des Zahlenrasters zu bewerten. Die schwächsten Rialto Filme ("Die seltsame Gräfin", "Der Zinker") habe ich mit 6/10 bedacht, ich sehe "Der Rächer" knapp unterhalb dieser Werke. Wenn die Konkurrenz nicht so stark wäre, könnte ich mich zu 6/10 hinreissen lassen, doch mehr als 5/10 sind in diesem Fall leider nicht drin. Der Fairness halber sei erwähnt, dass ich den Streifen keinesfalls schwach finde, doch die "Anderen" liegen mir einfach mehr am Herzen!
Lieblingszitat:
"Sie sind wohl von der Filmselbstkontrolle..."
Verfasst: Mo 29. Mär 2010, 16:07
von Blap
Your Vice is a locked Room and only I have the Key (Italien 1972, Originaltitel: Il tuo vizio è una stanza chiusa e solo io ne ho la chiave)
Der Schriftsteller Oliviero (Luigi Pistilli) wird seit Jahren von einer Schreibblockade gepeinigt. Seine Ehe mit Irina (Anita Strindberg) ist längst gescheitert, der Frust des Gatten entlädt sich in Erniedrigungen und Gewaltausbrüchen. Als eine junge Dame brutal ermordet wird, führt die Spur zu Oliviero, doch erstaunlicherweise verschafft ihm Irina ein (falsches) Alibi. Es kommt jedoch noch dicker, denn wenig später wird das schwarze Dienstmädchen im Haus des Ehepaares abgemurkst. Um Probleme mit den Gesetzeshütern zu vermeiden, lässt man die Leiche im Keller des grosszügigen Anwesens verschwinden. Als Olivieros Nichte Floriana (Edwige Fenech) ihren Besuch ankündigt, ist der liebe Onkel zunächst wenig erfreut, denn er hat seine Nichte als kleine und nervige Göre in Erninnerung. Umso grösser ist die Überraschung, als Floriana dann in voller Pracht auftaucht. Aus dem Pipimädchen ist eine junge und selbstbewusste Schönheit geworden, deren Reize umgehend die Säfte des abgewrackten Schriftstellers in Wallung bringen. Floriana freundet sich mit einem örtlichen Mopedfahrer an, zieht aber auch Irina in ihren Bann. Wer treibt hier welches Spiel, wer ist für die Morde verantwortlich...???
Ein weiterer Giallo von Sergio Martino. Aber was für ein Kaliber! "Your Vice..." bietet dem Zuschauer ein mehr und mehr eskalierendes Beziehungsdrama, wunderschön vor einer herrschaftlich-ländlichen Kulisse gefilmt. So zeigen sich nicht nur die Akteure in absoluter Hochform -dazu später mehr- sondern auch das Haus -in dem ein grosser Teil der Handlung spielt- und sein direktes Umfeld verwöhnen das Auge des Zuschauers. Die Kulisse bietet zum einem die wohlige Wärme des Landlebens, verwandelt sich aber immer wieder in ein schaurig schönes Gemäuer, welches durchaus für prickelnde Gothic-Gruselschauer sorgt. Die Story ist gut durchdacht, die Auflösung überzeugt auf ganzer Linie, die Anleihen bei Poe wurden gut umgesetzt. Die beständig auftauchende schwarze Katze passt perfekt in das Gesamtkonstrukt, denn auch sie verbindet das Schöne mit dem Unheimlichen. Nicht zu vergessen, dass diese Katze den Fortgang und Ausgang des Geschehens entscheidend mitprägt, ohne dabei den schalen Geschmack der Unglaubwürdigkeit zu hinterlassen. Wie passend, dass man das wunderschöne Tier mit dem Namen "Satan" bedacht hat (Keine Angst, der Leibhaftigte fährt nicht aus dem kleinen Vierbeiner). Die für einen Giallo typischen Morde gibt es hier auch zu sehen, allerdings spielen diese eher eine Nebenrolle. Folgerichtig hat Martino die Taten weniger ausufernd inszeniert, was dem Werk meiner Meinung nach gut zu Gesichte steht. Geschickt werden Fährten und Finten ausgelegt. Zwar ahnt man beim Auftauchen der Polizei gegen Ende des Films die Auflösung, doch selbt im Rahmen dieser vermeintlichen Klarheit, packt uns Martino gnadenlos im Genick. Ich habe mit Frau Strindberg um die Wette gezittert, war ebenfalls dem Wahn näher als der Realität, herrlichst!
Nun zu den Darstellern, die man gar nicht genug loben kann! Lugi Pistilli gehörte zu den besten Vertretern seiner Zunft, war meist in Nebenrollen zu sehen. Hier beeindruckt er mit seiner intensiven Darstellung des gebrochenen Schriftstellers, dessen Aggressionen sich gegen seine Gattin richten, schliesslich gar lebensbedrohlich (welches Leben betroffen ist, verrate ich an dieser Stelle nicht). Wenn zu Beginn des Films eine Gruppe Hippies bei den Eheleuten feist Party feiert, und Oliviero bei dieser Gelegenheit seine Frau auf das Übelste drangsaliert, wird dem Zuschauer sofort klar, dass er es mit einem abstossenden Charakter zu tun bekommt. Doch Pistillis Rolle ist nicht auf ein stumpfsinniges Ekel reduziert, er zeigt sich vom eigenen Versagen gepeinigt, wird von aufblühender Leidenschaft für eine andere Frau getrieben, gar belebt, verfängt sich jedoch immer wieder in sich selbst...Spoilergefahr... Edwige Fenech kommt hier mit einer etwas eigentümlichen Frisur daher, die aber letztlich sehr gut zu ihrer Rolle passt. Die junge Frau, vordergründig zuckersüss, bis die Maske fällt, und einen deutlichen Kontrast zu ihren Rollen in Werken wie "Der Killer von Wien" oder "Die Farben der Nacht" aufzeigt. Obwohl ich ein grosser Fenech Verehrer bin, gebührt das grösste Lob jedoch Anita Strindberg! Frau Strindberg liefert die wohl beste Leistung ihrer Karriere ab, ich bin sehr beeindruckt! Zu viel möchte ich auch hier nicht verraten, ich kann nur immer wieder betonen, dass man sich diesen herrlichen Film anschauen muss! Wenn gleich zwei Schönheiten zur Verfügung stehen, bleiben erotische Szenen selbstverständlich nicht aus, es geht hier schliesslich um einen Giallo! Martino verzichtet darauf seine Darsteller mit Dreck zu bewerfen, die erotischen Momente sind sehr stilvoll inszeniert, besonders die Szenen in denen sich Strindberg und Fenech nahekommen. Ivan Rassivmov kommt diesmal leider nur recht kurz zum Zuge, wird dafür aber sehr effektiv eingesetzt.
Nun habe ich endlich alle Gialli von Sergio Martino gesehen. "Die Farben der Nacht", "Der Schwanz des Skorpions" oder "Torso", jeder dieser Filme hat mich begeistert. "Farben" mit seiner Mystery-Schlagseite, "Skorpion" als solider Krimireisser, "Torso" die Vorlage für später als "Slasher" bezeichnete Filme. Über all diesen Schönheiten thront Martinos Meisterwerk "Der Killer von Wien"! "Vice" wackelt allerdings gehörig am komfortablen Sitz des Genrehäuptlings. Vielleicht ist "Vice" in Bezug auf Ästhetik und kunstvolles Handwerk sogar der bessere Film, doch dazu kann ich in meiner momentanen verwirrten Begeisterung noch nicht sinnvoll Stellung beziehen. Mir gefällt dieser wunderschöne Film mehr als sehr gut, ein Platz auf meinem Altar ist gewiss!
Die DVD Auswertung von NoShame ist sehr lobenswert. Die US-Scheibe präsentiert den Film in sehr schöner Qualität, im Bonusmaterial befindet sich eine sehenswerte Featurette, in der Martino, Fenech und Drehbuchautor Gastaldi zum Zuge kommen. Leider ist die DVD seit einiger Zeit OOP, die Preise fallen daher gesalzen aus. Hoffentlich wird noch ein Schwung nachgelegt! Andererseits ist diese Perle sowieso unbezahlbar, also lasst eure Kreditkarten glühen!
Wundervoll, prachtvoll, herrlich, grandios! Überragend = 9/10
Lieblingszitat:
"...maybe this throat will be my very first one..."
Verfasst: Mi 31. Mär 2010, 00:42
von Blap
Haunted Hill (USA 1999, Originaltitel: House on Haunted Hill)
Der reiche Vergnügungspark-Guru Stephen H. Price (Geoffrey Rush) ist für derbe Scherze bekannt. Seine Ehe mit Evelyn (Famke Janssen) ist längst nur noch ein alltägliches Gequäle, ergo will er der Dame den bevorstehenden Geburtstag ein wenig versalzen. Evelyn beabsichtigt in einem grossen Anwesen mit gruseliger Vorgeschichte zu feiern. Einst war dort ein Irrenhaus ansässig, in dem ein abartiger Arzt bizarre Experimente an seinen Patienten durchführte. Eines Tages wütete ein Brand durch die Gemäuer, setzte dem grausigen Treiben ein knuspriges Ende. Stephen ändert eigenmächtig die von seiner Gattin erstellte Gästeliste, er freut sich bereits diebisch auf das verzerrte Gesicht des Geburtstagkindes. Es kommt jedoch anders als erdacht, denn am betreffenden Abend taucht eine kleine Gruppe Gäste auf, die weder von Stephen noch von Evelyn eingeladen wurden. Stephen lobt die Summe in Höhe von einer Million Dollar pro Nase aus, wer die Nacht überlebt, kann bei Sonnenaufgang feist Kasse machen. Während man noch über die absurde Situation diskutiert, stellt das Haus eigenmächtig die Weichen, alle Ausgänge werden blitzartig verriegelt, ein Entkommen ist nicht möglich. Eine Nacht voller Terror und Angst nimmt ihren Lauf. Wem kann man trauen? Wer will wen um die Ecke bringen? Führt das Haus tatsächlich ein Eigenleben??? Die ersten Todesfälle lassen nicht lange auf sich warten...
Filme über Spukhäuser gibt es etliche, da bleiben Remakes alter Perlchen nicht aus. 1959 brachte William Castle das knuffige Original "House on Haunted Hill" (Das Haus auf dem Geisterhügel) an den Start. Immerhin vergingen vierzig Jahre, bis William Malone die Neuauflage inszenierte. Die Vorlage von 1959 ist ein kleines und liebenswertes Filmchen, getragen durch den genialen Vincent Price. Das Remake transportiert die Handlung in die heutige Zeit, folglich gibt es mehr Blut, mehr Effekte, mehr Krawall. Handwerklich kommt die Sause durchaus solide daher, der Härtegrad erfreut, wirklich ausufernd wird es aber zu keiner Zeit. Dies ist nicht nötig, wenn man den Zuschauer durch die Atmosphäre, die Qualität der Story und der Darsteller bei der Stange halten kann. Nun, was das Ambiente und die Atmosphäre angeht, hat man dem Haus und seinem schier gigantischen Keller einen recht gelungenen Anstrich verpasst. Das Drehbuch gibt sich ebenfalls keine allzu grossen Blößen, die Wendungen möchte ich als gelungen bezeichnen. Die Laufzeit von knapp 89 Minuten ist "Haunted Hill" auf den Leib geschneidert, es gibt weder nennenswerte Längen, noch wird es unangenehm hektisch. Das "Problem" des Streifens sind die IMHO sehr austauschbaren weiblichen Mitwirkenden. Sicher, so kann man den eigentlichen "Star" -das Haus- stärker in den Mittelpunkt stellen, doch muss man es gleich so übertreiben? Famke Janssen, Ali Larter und Bridgette Wilson sollen sehr unterschiedliche Charktere darstellen, gleichen aber fast wie ein Ei dem anderen. Da hätte man Frau Janssen gleich die jeweils passende Perücke auf den Schädel kleben können, unfassbar. Diese "Gleichschaltung" wirkt auf mich sehr befremdlich, vielleicht bin ich durch die talentierten Schönheiten aus meinen geliebten Eurocult-Filmen einfach zu verwöhnt. Geoffrey Rush darf sich Price mit Nachnamen nennen, eine Verneigung vor dem Großmeisters des Grauens. Herr Rush kommt dann sogar optisch als "Schmalspur-Vincent-Price" daher. Angeblich ein "Zufall", schon klar...
Zu sehr möchte ich nicht auf den Schauspielern rumhacken. Wirklich schlecht spielt keiner, immerhin ist sogar Jeffrey "Re-Animator" Combs in einer Nebenrolle zu sehen. Überhaupt wirft der Film mit diversen Anspielungen um sich. Obwohl ich ein Horror-Süchtling bin -und "Haunted Hill" kein Murks ist- lässt mich der Film seltsam kalt, fast unberührt. Wer die Nacht überlebt war mir recht schnell ziemlich gleichgültig. Es mag sich wie "Früher-war-alles-besser-Genörgel" anhören, doch "Haunted Hill" ist für meinen Geschmack ein Beispiel für emotionsloses Mainstreamkino, wie es seit den neunziger Jahren mehr und mehr um sich greift. Selbstverständlich ist dies mein reine persönliche und völlig subjektive Sicht der Dinge. Glücklicherweise trifft mein Eindruck von "Haunted Hill" längst nicht auf alle Produktionen neueren Datums zu. Zumindest ist das Werk kein völlig steriles Teil, wie z.B. der sehr öde Mumpf namens "13 Geister". Trotzdem lieber das 1959er Original von "Haunted Hill" geniessen, alternativ den wundervolllen Schocker "The Haunting" (Bis das Blut gefriert, 1963).
Die DVD zeigt den Film in ordentlicher Qualität, einige Boni -teils interessant- sind mit an Bord. Die Bewertung fällt mir nicht leicht. Eine Gurke ist der Film auf keinen Fall, letztlich wurde ich brauchbar unterhalten, trotz der -leider- emotionalen Distanz zum Geschehen. Gute Mittelklasse = Knappe 6/10
Lieblingszitat:
"Das sind nicht meine Gäste. Das ist deine perverse Party. Viel Spass!"
Verfasst: Do 1. Apr 2010, 21:23
von Blap
Die Gruft mit dem Rätselschloß (Deutschland 1964, Originaltitel: Die Gruft mit dem Rätselschloß)
Kathleen Kent (Judith Dornys) reist mit ihrem Rechtsbeistand Westlake (Eddi Arent) aus Australien an. Der alte, wohlhabende Mr. Real (Rudolf Forster) wird von seinem schlechten Gewissen geplagt. Vor einigen Jahren hat er Kathleens Vater um dessen gesamtes Geld gebracht, nun will er die junge Frau zumindest finanziell entschädigen. In einer nicht zu knackenden Tresor-Gruft lagert ein beträchtliches Vermögen, welches Real nun in Kathleens Hände legen möchte. Alte Weggefährten sind davon nicht begeistert, denn sie wollen den Kuchen lieber unter sich aufteilen. So landen die junge Frau und ihr Begleiter bald in den Fängen dubioser Gestalten, sie werden in einem Haus gegen ihren Willen festgehalten. Jimmy Flynn (Harald Leipnitz) erweist sich als Retter aus der mißlichen Lage, doch welche Interessen verfolgt Flynn tatsächlich? Selbst für Real wird die Luft dünner, einen Anschlag auf sein Leben übersteht er nur knapp. Sein Mitarbeiter Spedding (Werner Peters) scheint nicht verlässlich zu sein, doch den Aasgeier erwartet eine böse Überraschung. Der für Scotland Yard ermittelnde Inspector Angel (Harry Meyen) hat eine harte Nuss zu knacken...
Der 16. Rialto Wallace wurde von Franz Josef Gottlieb inszeniert, der bereits 1963 bei "Der schwarze Abt" auf dem Regiestuhl saß. CCC-Film produzierte 1963 "Der Fluch der gelben Schlange", diese Wallace Verfilmung geht ebenfalls auf sein Konto. "Die Gruft mit dem Rätselschloß" verzichtet in den Hauptrollen auf die bewährten Gesichter von Joachim Fuchsberger und Heinz Drache. Für die weibliche Hauptrolle wurde Judith Dornys verpflichtet, es sollte allerdings ihr einziger Auftritt in einer Edgar Wallace Verfilmung bleiben. Ein grosser Verlust ist dies kaum, denn Frau Dornys spielt zwar einigermaßen solide, zählt aber eher zu den weniger prägnanten Darstellerinnen. Die Rollen der Ermittler im Dienste der Gerechtigkeit bleiben diesmal recht klein. Harry Meyen gibt einen sympathischen Ermittler ab, leider gewährt man ihm aber nur sehr wenig Spielzeit. Selbstverständlich fehlt Siegfried Schürenberg nicht, der als liebenswerter Tölpel Sir John ab und an durch die Kulissen poltert. Sein "Vorgänger" Ernst Fritz Fürbringer, der in älteren Wallace Beiträgen als Sir Archibald zu sehen ist, ist nun in der Rolle eines fiesen und skrupellosen Verbrechers zu sehen. Die männliche Hauptrolle wurde mit Harald Leipnitz besetzt. Die Figur Jimmy Flynn ist durchaus interessant angelegt, leider wird sie aber nicht konsequent genug genutzt. Ferner fehlt es Leipnitz an schauspielerischer Klasse, um diesen Charakter wirklich überzeugend zum Leben zu erwecken. Werner Peters hingegen spielt gewohnt souverän den schleimigen, intriganten Fiesling. Klaus Kinski tritt als hintergründig grinsende Randerscheinung viel zu selten auf, während Eddi Arent leider zu viele -und vor allem sehr an den Nerven zehrende- Auftritte hat. Erwähneswert ist vielleicht noch die kleine Rolle von Vera Tschechowa, deren optische Reize aber so gut wie gar nicht zur Geltung kommen. Zwischenfazit: Teils zu blasse Darsteller, zu wenig Kinski, zu viel Arent.
"Die Gruft mit dem Rätselschloß" bietet bewährte Darsteller auf, was sich allerdings auf die Nebenrollen beschränkt. Die grösseren Rollen sind ein wenig unbefriedigend und glücklos besetzt. Das wäre zu verschmerzen, wenn Story und Atmosphäre im grünen Bereich wären. Besonders die Atmosphäre hat schon so manchem Wallace über diverse Schwächen hinweggeholfen. In diesem Fall gelingt das kaschieren der Mängel aber zu oft nicht, nur ab und an flackern die gewohnten Qualitäten auf. Nun muss es nicht immer Alfred Vohrer sein, der ordentliche Ergebnisse aus eher durchschnittlichen Drehbüchern zaubert, doch hier hätte er vermutlich bessere Arbeit abgeliefert als sein Kollege Gottlieb. An der DVD Auswertung von Universum gibt es nichts zu meckern, wie gewohnt liegt der Film in sehr schöner Qualität vor. Zur Wahl steht wie gehabt die Einzel-DVD oder ein schmuckes Boxset. Die "Edgar Wallace Edition 5" enthält neben "Die Gruft mit dem Rätselschloß" folgende Filme:
- Das Verrätertor
- Wartezimmer zum Jenseits
- Neues vom Hexer
Bei dieser Box ist eine Besonderheit zu vermelden. Der Streifen "Wartezimmer zum Jenseits" ist zwar eine Rialto Produktion, und wurde sogar von Alfred Vohrer inszeniert, doch es handelt sich nicht um eine Wallace Verfilmung. Was solls, ich kann mit dieser kleinen Schummelei gut leben, denn den Film hätte ich mir sowieso angeschafft.
Sämtliche Vorgänger von "Die Gruft mit dem Rätselschloß" gefallen mir besser! Sicher, auch "Die Gruft..." hat Qualitäten, nur sind diese weniger stark ausgeprägt als es bei der Verwandtschaft der Fall ist. Ohne die starke Konkurrenz aus eigenem Hause, würde ich für diesen Film eine Bewertung von 6/10 ziehen. Da allerdings selbst Filme wie "Der grüne Bogenschütze" oder "Der schwarze Abt" ein wenig ansprechender als "Die Gruft..." geraten sind, reicht es leider nur zu wohlwollenden 5,5/10. Es sei aber ausdrücklich darauf hingewiesen, dass mir der Film trotz seiner Schwächen sympathisch ist.
Lieblingszitat:
"Der schläft ja sogar bei einem Krimi ein. Naja, ist ja auch kein Edgar Wallace."