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Diskussionen zum Thema Filme
Nubox481fan
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Beitrag von Nubox481fan »

The book of Eli(BD)

nach einem Atomkrieg ist die Erde in Schutt und Asche gelegt. Ein skrupelloser Gangsterbos jagt einem Buch hinterher mit dem er glaubt die Schwachen gefügig machen zu können.....

Erinnert vom Szenario her stark an Mad Max.

Mich hat der Film jetzt nicht von den Socken gerissen, da ich die Story jetzt nicht so interessant und innovativ fand aber da ich auf derartiges Material stehe kann ich ein oder zwei Augen zudrücken.

7.2
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Blap
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Beitrag von Blap »

Das Gesicht im Dunkeln (Italien, Deutschland 1969, italienischer Originaltitel: A doppia faccia)

John Alexander (Klaus Kinski) ist mit der wohlhabenden Fabrikbesitzerin Helen (Margaret Lee) verheiratet. Obwohl John seine Gattin liebt, ist das Verhältnis zu ihr stark abgekühlt, mehr und mehr distanziert. Während ihr Gatte eine Liebschaft mit seiner Sekretärin unterhält, vergnügt sich Helen in einer lesbischen Beziehung, die sie mit der attraktiven Liz (Annabella Incontrera) auslebt. Als Helen die Villa der Eheleute verlässt, sie will für unbestimmte Zeit Abstand gewinnen, kommt sie bei einem schrecklichen Autounfall ums Leben. Da der Witwer mit der Situation überfordert ist, übernimmt Helens Stiefvater (Sydney Chaplin) zunächst die Firmenleitung. Nach seiner Rückkehr erfährt John, dass offensichtlich polizeiliche Ermittlungen angestellt wurden, die man aber inzwischen eingestellt hat. Hinter den trügerischen Kulissen, haben sich die Behörden selbstverständlich nicht auf die faule Haut gelegt. Denn als Erbe des erheblichen Vermögens der Verstorbenen, besteht ein gewisser Verdacht gegen den nun schwerreichen Hinterbliebenen. John trifft bei seiner Rückkehr in die Villa, eine junge Dame unter der Dusche an. Im Schlepptau von Christine (Christiane Krüger), findet sich John plötzlich im Hinterzimmer einer wüsten Party wieder, in dem man kleine, schäbige Erotikfilmchen vorführt. In einem dieser Machwerke, glaubt er seine angeblich verstorbene Frau zu erkennen, was ihn zu weiteren Nachforschugen antreibt. Ein nicht ungefährliches Unterfangen, wie John bald am eigenen Leibe zu spüren bekommt...

Nach "Der Mann mit dem Glasauge", der 28. von Rialto produzierten Edgar Wallace Verfilmung, ging der bewährte Regisseur Alfred Vohrer von Bord. Mit ihm verliessen viele langjährige Mitarbeiter die Produktion, die der Reihe seit Jahren ein eigenständiges Gesicht verliehen hatten. Für "Das Gesicht im Dunkeln" baute man auf die Zusammenarbeit mit italienischen Produzenten, wodurch sich der Film deutlich von den zuvor entstandenen Wallace Werken abhebt. Für die Regie zeichnet Riccardo Freda verantwortlich, der zwar nicht zu den bekanntesten Vertretern seiner Zunft zählt, aber jedem Fan des italienischen Genrekinos ein Begriff sein dürfte. Fredas Inszenierung unterscheidet sich auf den ersten Blick, deutlich von den nebelverhangenen Filmen der Schwarzweiss-Ära, hat aber mit dem irrwitzigen Popanz der späten Vohrer-Phase ebenso wenig gemein. Die Kamera schwelgt in wundervollen, stilvollen Kulissen, geradezu hippieske Momente, bilden einen unerwartet harschen Kontrast dazu, nackte Tatsachen werden hier erst gar nicht verschämt durch Albernheiten kaschiert. Doch auch "klassische Wallace Momente" werden geboten. Man beachte die Szenen, in denen der rastlose Kinski durch nächtliche Gassen schleicht, verfolgt von einer merkwürdigen Gestalt, unterlegt mit einer unheimlichen Geräuschkulisse. Einen Dämpfer erhält der Film durch den teils holprigen Schnitt. Die deutsche Version wurde um einige Minuten erleichtert, was dem Gesamtbild leider nicht unbedingt zuträglich ist. Mir liegt zusätzlich eine längere Fassung vor, die in der Tat besser funktioniert. Eine weitere Fussangel sind die "Unfallszenen", bei denen Modelle zum Einsatz kommen. Diese (sehr kurzen) Szenen, sind handwerklicher Murks ersten Grades. Nun liebe ich Modelle in Filmen bekanntlich sehr, die hier gezeigten Momente finde ich durchaus liebenswert, regelrecht knuffig (jaja, mein Lieblingswort), doch sie sind schlicht und ergreifend deplatziert. Es handelt sich nur um wenige Sekunden, auf die man damals besser verzichtet hätte. Dem Verständnis der Vorgänge wäre es nicht abträglich gewesen, denn dieses ergibt sich aus dem weiteren Verlauf. Für mich ist dieser knuffige (!) Mumpitz kein relevanter Kritikpunkt. Ich buche den offenkundig aufblitzenden Dilettantismus, unter der Rubrik "charmante Ausfälle" ab. Der unrunde Schnitt wiegt ohne Zweifel schwerer, beschädigt den Film nachhaltiger.

Klaus Kinski war zuvor stets in (mehr oder weniger) verschrobenen Nebenrollen zu sehen. Eine Ausnahme bildet der 1967 von Alfred Vohrer inszenierte Film "Die blaue Hand". Doch erst "Das Gesicht im Dunkeln", macht Kinski zum unbestrittenen Platzhirsch, der den Großteil des Werkes auf seinen Schultern trägt. Wie er dieses Werk dann trägt, ist in der Tat aller Ehren wert. Diesmal erwartet uns kein völlig irrer, grotesker Charakter, dem von einem ausufernd chargierenden Kinski Leben eingehämmert wird. Nein, wir bekommen einen verzweifelten, einsamen, trauernden und rastlosen Mann zu Gesicht. Klaus Kinski versteht es auf andere Weise, seiner Rolle Tiefe, echten Charakter zu verleihen. Er gibt sich gegenüber Dritten distanziert, wahlweise auch schroff und unnachgiebig. Doch wo er in seinen Nebenrollen zur Hysterie neigte, triumphiert nun eine heisskalte Präsenz, die mich nachhaltig beeindruckt hat. Es wundert daher kaum, dass sämtliche Nebendarsteller, letztlich lediglich wie Stichwortgeber und Füllmaterial anmuten. Doch dieses "Füllmaterial" hat Klasse, allein die Riege schöner Frauen sorgt für freudige Erregung. Zunächst begegnen wir der herrlich unterkühlt aufspielenden Margaret Lee, die später auch in "Das Schloss der blauen Vögel" (La bestia uccide a sangue freddo, 1971), zusammen mit Kinksi vor der Kamera stand. Die kaum minder anmutige Annabella Incontrera, ist als lesbische Nebenbuhlerin zu sehen. Die Dame kennt man aus diversen Gialli, die sich durchaus zum erweiterten Kreis der Genre-Prunkstücke zählen dürfen: "Das Geheimnis der blutigen Lilie" (Perché quelle strane gocce di sangue sul corpo di Jennifer?), sowie "Der schwarze Leib der Tarantel" (La tarantola dal ventre nero), seien als Beispiele angeführt. Barbara Nelli, in der Rolle der liebesbedürftigen Sekretärin, soll an dieser Stelle nicht unterschlagen werden. Ein Streitpunkt ist die Leistung von Christiane Krüger, an deren Darbietung sich die Gemüter spalten. Mir gefällt sie als leicht nuttiges Hippie-/Pippi-Mädchen, ihre laxe, teils rotzlöfflige Art, passt meiner Meinung nach unbedingt zur Rolle. Die Herren in den Nebenrollen, haben gegen einen fantastischen Kinski, ergänzt durch eine Handvoll schöner Frauen, wahrlich keinen leichten Stand. Sydney Chaplin kann als berechnender Stiefvater trotzdem Punkte sammeln. Als Ermittler bietet man uns Luciano Spadoni und Günther Stoll an, deren Rollen aber kaum Raum zur Entfaltung lassen. Besonders der sympathische Günther Stoll, kommt hier fast überhaupt nicht zum Zuge, bleibt beliebig austauschbar. Die unscheinbare Anlage der Ermittlerrollen ist nicht negativ zu bewerten, denn der Fokus liegt ganz klar auf dem Part von Klaus Kinski.

Betrachtet man das Drehbuch nur durch die "Kriminalfilmbrille", geht die Story als nicht sonderlich überraschend, vielleicht gar als recht vorhersehbar durch. Doch einen Film wie "Das Gesicht im Dunkeln", möchte ich auf keineswegs auf den Begriff "Krimi" reduzieren, damit würde man dem Werk nicht gerecht. Freda gewährt uns einen fiktiven(?) (aber ohne Frage intimen) Blick, hinter die Kulissen der sogennanten Oberschicht. Mitten im üppigen Luxus tobt der Verfall, wüten emotionale Kälte, enttäuschte Gefühle und verletzte Eitelkeiten. Helden gibt es nicht, selbst der sprichwörtliche Antiheld verharrt im Ansatz, wird in einem Inferno aus Verzweiflung, Begehren und Intrigen aufgerieben. Über das Spielfeld des Kriminalfilms hinaus, taucht der Zuschauer in die schöne Scheinwelt der späten sechziger Jahre ein. Taumelt mit der Hauptfigur durch pompöse Wohnräume, die längst ihrer Bedeutung als "Lebensräume" beraubt wurden, versinkt im Partyuntergrund drogengeschwängerter Halbwelten, ängstigt sich in nächtlichen Gassen, fragwürdigen Absteigen. Für die musikalische Untermalung sorgt der grandiose Score von Nora Orlandi, der zu den schönsten Beiträgen der gesamten Wallace Reihe zählt. An dieser Stelle wird es Zeit für den üblichen Hinweis, der wie immer den offiziellen DVD-Veröffentlichungen gilt, die in keiner gut sortieren Sammlung fehlen sollten. Es sei mir aber der Hinweis gestattet, dass man auf der deutschen DVD lediglich die gekürzte Fassung des Films vorfindet. Diese sollte man auch gesehen haben, sie ist schliesslich ein Stück einheimischer Kinogeschichte. Trotzdem rate ich ausdrücklich auch zur Beschaffung der längeren Variante, die in sich stimmiger und "runder" wirkt.

Die "Edgar Wallace Edition 8" enthält ferner folgende Titel:

- Der Mann mit dem Glasauge
- Die Tote aus der Themse
- Das Geheimnis der grünen Stecknadel
- Das Rätsel des silbernen Halbmonds

Die insgesamt fünf DVDs kommen im üblichen Schuber daher. Das ebenso übliche und informative Booklet, ist selbstverständlich auch in der achten Box vorhanden.

"Das Gesicht im Dunkeln" hat bis in die heutige Zeit keinen leichten Stand. Dem Film war an den Kinokassen kein Glück beschert, die Fangemeinde zeigt dem Streifen noch immer die kalte Schulter. Aber es finden sich mehr und mehr positive Stimmen, auch dieser weniger beachtete Film, hat längst seine Liebhaber und Fürsprecher gefunden. Als "klassischer" Wallace mag das Werk nicht funktionieren, doch auch als Giallo wird der Film nur am Rande wahrgenommen. Während die beiden letzten Beiträge zur Reihe (Das Geheimnis der grünen Stecknadel, Das Rätsel des silbernen Halbmonds), längst als Klassiker des Genres gelten, besonders "Stecknadel" lässt kaum einen Giallo-Verehrer kalt, behandelt man "Gesicht" noch immer weniger liebevoll. Es mag daran liegen, dass dem Film auch die "klassischen Giallo-Elemente" (zumindest vordergründig) abgehen. So hat Riccardo Freda einen Film gedreht, der sich zwischen alle Stühle zu setzen scheint, sich darüber hinaus (und das ist der entscheidende Punkt!) nur dem aufmerksamen Zuschauer öffnet. Lässt man sich jedoch auf "Das Gesicht im Dunkeln" ein, wird man mit einem intensiven Erlebnis belohnt.

Gern ziehe ich 7/10 (gut). Der Film hat mit starken Mitbewerbern zu kämpfen, die aber "eigentlich" gar keine Konkurrenten sind... ...oder doch...?

Lieblingszitat:

"Warum denn so eilig?"
Ich bin zwar ein Radikaler, aber mehr noch bin ich ein Lüstling! (Lady Snowblood 2: Love Song of Vengeance)
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floyd
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Beitrag von floyd »

Beim Bier ...

War ja lange nicht mehr im Forum, aber in Sachen
Film-Rezensionen, hat der werte Herr Blap doch sicherlich
schon den Gott-Status erreicht, oder ...
Nubox481fan
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Beitrag von Nubox481fan »

Oben (BD)

Mal wieder ein Pixar Animationsfilm. Eher nachdenklich und nicht ganz so lustig. Handwerklich in Ordnung erreicht aber auf meiner inoffiziellen Pixar Skala nur...

6.8
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Blap
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Beitrag von Blap »

Biker - The Hard Riders (USA 1970, Originaltitel: The Hard Ride)

Phil (Robert Fuller) kehrt aus dem Vietnamkrieg zurück. Sein Freund Lenny ist in grünen Hölle gefallen, es liegt nun an Phil, den letzten Willen seines Kameraden zu erfüllen. Ein Geistlicher, der gleichzeitig ein väterlicher Freund für Lenny war, überreicht Phil das Testament. Der Heimkehrer erhält eine Summe in Höhe von 5.000$, zusätzlich den geliebten Chopper des Verstorbenen, der den klangvollen Namen "Baby" trägt. Phil soll einen Typen names Big Red (Tony Russel) auftreiben, der mit seiner Biker-Truppe zu Lennys Beerdigung erscheinen soll. Ferner hat Lenny verfügt, dass besagter Big Red auch "Baby" übereignet bekommen soll, falls Phil keine Verwendung für das Moped hat. Als Phil sich auf die Suche nach Big Red macht, gerät er bald mit einer Bande von Bikern aneinander. Deren Obermotz Grady (William Bonner) hat ein Auge auf "Baby" geworfen, ist aber ein alter Intimfeind von Big Red. Nur knapp kann sich Phil aus einer brenzligen Situation retten, wobei ihm seine Erfahrungen aus Vietnam hilfreich sind. Lennys Ex-Freundin Sheryl (Sherry Bain), will Phil bei der Suche nach Big Red unterstützen. Auf dem Rücken des stählernen Pferdchens "Baby", rollt das ungleiche Paar los. Nach und nach kommt man sich näher, doch bis man Big Red tatsächlich gefunden hat, gilt es ein paar kleine Abenteuer zu überstehen...

"The Hard Ride" ist einer von zahlreichen Biker-Streifen, die seit den späten sechziger Jahren angesagt waren. Oft geht es recht wüst in diesen Filmchen zu, Gewalt, Sex und Drogen gehören gewissermaßen zum guten Ton. Regisseur Burt Topper präsentiert uns aber leider eine eher flügellahme Sause, die in sämtlichen Belangen viel zu brav ausfällt. Da die Besetzung ebenfalls recht unscheinbar anmutet, versinkt das Werk im Morast der minder interessanten Mittelklasse. Hauptdarsteller Robert Fuller ist kein Unbekannter, doch er wirkt in diesem Film reichlich blass, irgendwie nahezu deplaziert. Sherry Bain bietet in der weiblichen Rolle ein wenig mehr Ecken und Kanten an, kommt aber letztlich auch nicht über gepflegtes, oberes Mittelmaß hinaus. William Bonner, der auch in anderen Genrebeiträgen zu sehen war, als Beispiel sei Al Adamsons "Die Sadisten des Satans" (1969) angeführt, sorgt als Fiesling für Freude. Doch leider ist seine Rolle zu klein ausgefallen, um den Film wirklich nach vorn zu bringen. Ähnlich ist es um den Auftritt von Tony Russel bestellt. Die übrigen Mitwirkenden, fügen sich überweigend ähnlich unscheinbar in das Treiben ein. Ein Flop sind die gebotenen Leistungen zwar nicht, aber es mangelt schlicht und ergreifend an Wiedererkennungswert, Nachhaltigkeit und sonstigen Vorzügen.

Wo ich gerade von "sonstigen Vorzügen" schreibe, drängt sich der Brückenschlag zur Biederkeit des Films auf. Als Phil und Sheryl in einem kleinen Gewässer nach Erfrischung suchen, sich dabei erwartungsgemäß näher kommen, bleiben die besagten "Vorzüge" brav verpackt, eine unfassbare Frechheit! Diese lasche und ängstliche Gangart, zieht sich in verschiedensten Erscheinungsformen durch den gesamten Film. Bei Schlägereien wird es nie zu ruppig, Messer bleiben wirkungslos wie aufgeweichte Zahnstocher. Unfreiwillig komisch wird es spätestens während einer Keilerei zwischen Phil und Big Red, die man mit Kriegsgeräuschen unterlegt hat, mit denen man die Seelenqualen der Hauptfigur zu unterstreichen versucht. Obwohl die Idee an sich schon sehr flach anmutet, hätte man damit durchaus für Stimmung sorgen können. Die Umsetzung ist aber völlig Banane, geht mit Hochdruck in die Hose. Selbst das "eigentlich" gelungene Ende des Films, verwässert man durch peinliches Gesülze. An dieser Stelle wäre tatsächlich weniger mehr gewesen. Positiv zu vermerken sind die schönen Landschaftsaufnahmen, bei denen die Kamera ein gutes Gespür an Tag legt, der Prachtkulisse einen angemessenen Raum zum Atmen einräumt.

Die knapp 86 Minuten Spieldauer, vergehen erstaunlicherweise recht schnell. Zumindest kommt also keine Langweile auf, obwohl sich "The Hard Ride" nie aus dem Würgegriff der unpassenden Spiessigkeit befreien kann. Der Film ist im Rahmen der "Rocker & Biker Box Vol. 2" erschienen, die insgesamt vier Filme auf zwei DVDs enthält. "Von Rockern gehetzt" (The Mini-Skirt Mob, 1968) und "Biker kennen keine Gnade" (Born Losers, 1967), machen deutlich mehr Spass. Den vierten Film im Bunde: "Hells Angels - Die Engel des Todes" (Hells Angels Forever, 1983), habe ich bisher noch nicht geschaut. Da die Box zu moderaten Preisen erhältlich ist, kann ich sie wegen "Mini-Skirt" und "Born Losers" ohne Bedenken empfehlen. "The Hard Ride" möchte ich lieber als (zu) nette Zugabe betrachten. Mehr als wohlwollende 5/10 (Mittelklasse) sind leider nicht drin, so sehr ich Filme dieser Art auch schätze. Ein Rohrkrepierer ist das Teil sicher nicht, nur gibt es genügend Alternativen, die weitaus mehr Freude in die Hütte des Schreckens bringen.

Lieblingszitat:

"Du Arschloch interessierst mich überhaupt nicht. Ich will nur den Chopper."
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Blap
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Beitrag von Blap »

Der Horror-Alligator (USA 1980, Originaltitel: Alligator)

Die kleine Marisa bekommt einen winzigen Alligator geschenkt. Dem Herrn Papa mißfällt die Tierliebe seiner Tochter. Als er erneut "Alligatorkacke" hinter dem Wäschekorb vorfindet, reisst dem Familienoberhaupt endgültig der Geduldsfaden, ergo darf der kleine Geselle ein Bad in der Toilette nehmen. Doch das Tierchen fühlt sich in der Kanalisation recht wohl, im Laufe der Jahre wächst und gedeiht es. Es wächst und gedeiht allerdings übermäßig, mutiert zu einem gigantischen Monstrum, dessen Gier nach Fleisch bald zu einem echten Problem werden soll. Dieses (un)gesunde Wachstum, verdankt das Monster einem Arzneimittelhersteller, welcher die Überreste seiner fragwürdigen Tierversuche, höchst illegal und anprangerungswürdig in der Kanalisation entsorgt. Man findet erste Leichenteile vor, wenig später erwischt es einen schmierigen Tierhändler, der sich als Zulieferer und "Entsorger" betätigt, auch von ihm findet man nur noch erbärmliche Überreste vor. David Madison (Robert Forster) leitet die Ermittlungen, die ihn geradezu zwangsläufig in das unübersichtliche Abwassersystem unter der Stadt führen. Dort machen David und ein junger Kollege eine unglaubliche Entdeckung, der riesige Alligator entdeckt die beiden Revierbeschmutzer leider ebenso. Trotz hektischer Flucht, wird der junge Polizist von dem grausigen Ungeheuer verschleppt und verspeist. Wie kann man das Ungetüm zur Strecke bringen? Ein entsprechender Plan scheitert, die Lage eskaliert gar, denn nun treibt der Alligator sein Unwesen auch ausserhalb der Kanalisation. Der Bürgermeister übt Druck auf den Polizeichef aus, letztlich lässt man den leitenden Ermittler fallen. Doch der verbitterte David will nicht aufgeben, immerhin kann er auf die Unterstützung von Marisa zählen (Robin Riker), die inzwischen längst erwachsen ist, aber in erster Linie als ausgewiesene Expertin für Reptilien gilt...

Tierhorror ist gern in meinem Player zu Gast. Für einen kleinen und feinen Genre-Klassiker wie "Alligator", gilt dies selbstverständlich in ganz besonderem Maße. Regisseur Lewis Teague hat einige schöne B-Movies in seiner Filmographie vorzuweisen. Da wäre z.B. "Cujo" (1983) zu nennen, der gleichfalls als Perle des Genres durchgeht. Recht bekannt ist der Indiana Jones Verschnitt mit dem klangvollen Titel: "Auf der Jagd nach dem Juwel vom Nil" (The Jewel of the Nile, 1985). In dem keinesfalls die sehr aparte Jewel De’Nyle die Hauptrolle spielt, sondern ein Typ namens Michael Douglas (Sehr witzig, altes Ferkel...). Die Vorkommnisse um den tödlichen Alligator, kommen mit bekannten Gesichtern aus der zweiten Reihe daher, allen voran der allseits geschätzte und beliebte Robert Forster. Seine hier thematisierten "Haarprobleme" sind legendär, jüngere Zuschauer werden den guten Mann aus Tarantinos "Jackie Brown" kennen. Man muss den Typ einfach mögen, seine Darbietung des kantigen Bullen sorgt für Freude. Robin Biker kommt in der weiblichen Hauptrolle vielleicht ein wenig unscheinbar rüber, ist aber kaum weniger sympathisch, fügt sich sehr angenehm in das Geschehen ein. Namen wie Michael V. Gazzo, Dean Jagger und Jack Carter, mögen nicht jedem Zuschauer sofort ein Begriff sein, doch ihre Gesichter hat fast jeder schon mehrfach geniessen dürfen. Für mich ist das Mitwirken von Obereckschädel Henry Silva eine grosse Freude, der aus einigen Klassikern des italienischen Genrekinos nicht wegzudenken ist. In der Rolle des erfahrenen Großwildjägers, stellt er sich mit einer Mischung aus Arroganz und Charme dem Kampf mit der Bestie. Wer letztlich die Oberhand gewinnt, wird an dieser Stelle erwartungsgemäß nicht verraten. Die gesamte Besetzung versprüht jede Menge Herzlichkeit, selbst die Ekelpakete muss man irgendwie mögen.

Lewis Teague packt erprobte Zutaten in seinen Film. Lokalpolitiker stressen ihre Untergebenen und Mitarbeiter, kriechen dem reichen Industriellen aber bis zum Anschlag in den Allerwertesten. Wie nicht anders zu erwarten, handelt die Industrie völlig verantwortungslos und profitgierig. Mit der Rückendeckung korrupter Politiker, kann man nahezu ungestört den verwerflichen Umtrieben nachgehen. Die unterschwellige "Öko-Message" lag bereits damals voll im Trend. Es wundert den Filmfreund nicht im Ansatz, dass man dem Helden eine tragische Vorgeschichte angedichtet hat. Welcher Filmbulle kommt ohne einen solchen Background aus, hinter dem Rücken orakelnde Kollegen inklusive. Durch den gesamten Film zieht sich Humor, glücklicherweise aber nie zu albern und nie zu dominant. Obwohl für etliche Grinser gesorgt ist, bleibt die spannende Hatz auf das Monster stets im Fokus der Handlung. Die überaus gekonnte und kurzweilige Inszenierung von Teague, rundet den durchweg knuffigen Lichtspielhaus-Schmeichler ab, jeder Genrefan wird auf seine Kosten kommen. Ein paar Worte zum Alligator höchstselbst seien noch gestattet. Die Bestie ist sehr gut gelungen, wenn der Alligator auftaucht, stösst der Unterhaltungswert in Sphären höchster Glückseligkeit vor. Da wird fleissig gebissen und gefressen, empfindliche Gemüter dürfen trotzdem ein Auge riskieren, denn allzu brutal und blutig wird es nicht.

"Alligator" bietet sicher keine ausufernden Innovationen, doch der Film bringt geschickt die Reize und die Liebenswürdigkeit des Genres auf den Punkt. Die Rezeptur stimmt, der Koch verliert nie den Überblick, das Menü mundet vorzüglich. Auch interessierte Einsteiger können einen Blick riskieren, der Streifen eignet sich prima zum anfixen gefährdeter Personen. Die DVD-Auswertung von Laser Paradise ist recht gut gelungen. Das Bild liegt in 1,78:1 vor, die Angaben auf dem Cover sind schlicht falsch, also bitte nicht davon abschrecken lassen. Lediglich in sehr dunklen Szenen, neigt die Kompression zum Geschwächel, man kann aber mit diesem kleinen Manko gut leben. Der Bonusbereich besteht in der Hauptsache aus selbstlaufenden Texten, die uns über die wichtigsten Mitwirkenden des Films informieren. Die Scheibe verdient sich einen klaren Kauftipp, der Preis fällt momentan noch angenehm überschaubar aus.

Guter bis sehr guter Tierhorror, der sich zum erweiterten Kreis der Genre-Klassiker zählen darf. 7,5/10 (Tendenz zu 8/10).

Lieblingszitat:

"Sumpfgas! Setz deine Maske auf!"
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Beitrag von Blap »

Rockerschlacht in Northville (USA 1974, Originaltitel: Northville Cemetery Massacre)

Die "Spirits" sind eine Horde verwegen aussehender Biker. Man haut gern auf den Putz, knattert flott durch die Stadt und übers Land, doch im Grunde sind die Jungs für niemanden eine ernsthafte Bedrohung. Sie leben ihr Leben nach den eigenen Vorlieben, was den örtlichen Gesetzeshütern sauer aufstösst, ständig werden die Rocker mit Kontrollen und kurzen Aufenthalten im Knast drangsaliert. Chris (David Hyry) ist ein junger Bursche, der zum Freundeskreis der Truppe zählt. Als die Biker ausserhalb der Stadt eine "Hochzeit" feiern, taucht selbstverständlich wieder die Bullerei auf, die Motorradfahrer werden vertrieben. Chris bekommt davon nichts mit, denn er hat sich mit seiner Freundin Lynn (Jan Sisk), in eine in der Nähe stehende Scheune zurückgezogen. Leider taucht der fiese Cop Putnam (Craig Collicott) dort auf, er schlägt Chris bewusstlos und vergewaltigt Lynn. Nach der Notzucht bedroht er das Mädchen erneut, wenn sie ihn verratten würde, kämen sie und eventuelle Mitwisser zu Tode. Es kommt aber noch dicker, denn Putnam redet dem Vater seines Opfers ein, dass sie von den "Spirits" geschändet worden sei. Aber er könne dabei helfen, die Rocker ihrer gerechten Strafe zuzuführen, abseits der üblichen Dienstwege. Von Schmerz und Hass zerfressen, lässt sich der verzweifelte Vater auf den perversen Polizisten ein. Mit Hilfe weiterer Selbstjustizler, will man die "Spirits" allesamt über den Haufen ballern...

"Northville Cemetery Massacre" trug in Deutschland früher den Titel "Das Northville Massaker". Für die DVD-Auswertung nutzt man nun "Rockerschlacht in Northville" als Namen, der alte Titel war aber unbestritten zutreffender. Die Fronten sind von Beginn an klar. Die Biker sind zwar wüste Gesellen, doch eigentlich gutmütige Typen, die sich nicht in das Korsett des bürgerlichen Lebens zwängen wollen. In der Eröffnungsszene hat ein älteres Ehepaar eine Reifenpanne, Opi und Omi verschanzen sich panisch im Auto, als sie die Rocker anrollen sehen. Doch nach kurzem Tanz um den Seniorenschlitten, wechseln die langhaarigen Kettenschwinger den defekten Reifen, schauen sogar nach dem Ölstand des Fahrzeugs. Friedlich donnert man weiter, Opi und Omi sind glücklich. Die Polizei scheint nur aus reaktionären Irren zu bestehen, für die jeder Biker, Langhaarige und sonst irgendwie nicht in ihr Weltbild passende Mensch, ein bösartiges Subjekt ist, welches mit aller Härte bekämpft werden muss. Allen voran der Vergewaltiger und Mörder Putnam, der vor keiner Straftat zurückschreckt. Zwischen dem Block der "Guten" und der "Bösen", steht ein verzweifelter Vater, der sich recht schnell vom durchgedrehten Fanatiker Putnam, auf die Seite der verblendeten Killer ziehen lässt. Die Darsteller der "Spirits" sollen laut den zugänglichen Informationen echte Biker sein, was mir durchaus nachvollziehbar und glaubwürdig erscheint. Die Burschen kommen sehr authentisch rüber, auch ohne grosse Schauspielkunst, füllen sie ihre Rollen lebhaft und leidenschaftlich aus. Die gesamte Besetzung spielt ordentlich auf, wobei keiner der Mitwirkenden besonders deutlich aus der Masse ragt. Dazu besteht schliesslich keine Notwendigkeit, denn es geht hier nicht primär um Einzelschicksale, Gesellschaftskritik ist das zentrale Thema in Northville.

Die sehr prägnante Trennung zwischen "Gut" und "Böse", mutet womöglich ein wenig übertrieben an. Man geht hier aber konsequent den Weg über das Gesamtbild, nicht über die ausführliche Zeichnung einzelner Personen. Um den Zuschauer bei der Stange zu halten, setzt man während der Schiessereien auf viel Blut und den Einsatz der Zeitlupe. Seine Wirkung zieht der Film aber nicht aus diesen vordergründigen Schauwerten, die ohne Frage für rustikalen "Spass" sorgen. Intensiv, eindringlich packt der Streifen dadurch dazu, dass er den "Bösen" eiskalte Menschenverachtung in den Mund legt, und die betreffenden Figuren tatsächlich ebenso handeln lässt. Die Menschen man Rande der Gesellschaft werden als Vieh betrachtet, dementsprechend kann man sie auch wie Vieh abschlachten. Bemerkenswert ist, dass trotz der klaren Grenzen zwischen "Gut" und "Böse", das Treiben nicht penetrant nach erhobenem Zeigefinger anmutet. Ich führe dies darauf zurück, dass man den Unterhaltungswert nicht aus dem Auge verloren hat. So machen die blutigen Szenen und radikalen Dialoge tatsächlich Sinn, lassen das Werk nicht in moralinsaures Gehabe abdriften, verschaffen dem Film die nötige Balance zwischen Ernsthaftigkeit und Unterhaltungswert. Drehbuch und Regie beweisen nicht immer ein ausgeprägtes Gespür für Spannung und Tempo, die solide Kameraarbeit wetzt aber die eine oder andere Scharte aus.

Trotz diverser Unzulänglichkeiten, ist "Das Northville Massaker" ein gelungener und überaus sehenswerter Film. Die "Rocker & Biker Box Vol. 5" bietet den Streifen ungekürzt an. Besagtes Set enthält ausserdem "Big Foot und die Rockerbande" (Bigfoot, 1970), zu dem ich bei Gelegenheit ein paar Zeilen schreiben werden. Als Boni sind diverse Trailer zu artverwandten Filmen enthalten.

Der Traum von Freiheit und Unbeschwertheit, gnadenlos zermalmt zwischen Engstirnigkeit und Rachsucht. Guter Stoff = 7/10

Lieblingszitat:

"...aber wenn du lange Haare hast und keinen Scheitel auf der Birne, noch dazu einen heissen Ofen fährst, dann ist schon das Pinkeln strafbar..."
Ich bin zwar ein Radikaler, aber mehr noch bin ich ein Lüstling! (Lady Snowblood 2: Love Song of Vengeance)
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brummel
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Beitrag von brummel »

Gestern Nacht: Basic (2003) - hat mir neulich jemand dagelassen und ich hab bereits im Dunkeln nicht mehr weiter auf die Hülle geachtet. Plötzlich BÄMM! - John effing Travolta! Hab mich trotzdem durchgekämpft, aber mit dieser aufgepumpten Grinsefratze kann der Kerl einem echt jeden Film versauen. Die Story war auch recht mühsam, aber immerhin haben sie sich die Aliens und Atombomben verkniffen. Was war ich da wieder tapfer bis zum Schluss. :roll:
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Remo Williams: The Adventure Begins (USA 1985, Originaltitel: Remo Williams: The Adventure Begins)

Sam (Fred Ward) verrichtet seinen Dienst bei der New Yorker Polizei. Eines Nachts gerät er in eine heftige Auseinandersetzung mit mehreren Kriminellen, die er aber mit Erfolg beenden kann. Zumindest zunächst, doch kaum sitzt er angeschlagen in seinem Streifenwagen, wird dieser von einem anderen Fahrzeug im Hafenbecken versenkt. Irgendwann erwacht Sam in einem Krankenhaus, sein Gesicht wurde einer "Schönheitsoperation" unterzogen. Ein rätselhafter Bursche taucht auf, er teilt dem Polizisten mit, dass dessen alte Identität ausgelöscht sei, offiziell gilt er als tot und begraben. Mit dem neuen Namen Remo Williams ausgestattet, lernt der Zwangsrekrutierte bald seinen neuen Boss kennen. Smith (Wilford Brimley) teilt Remo mit, dass man direkt dem Präsidenten der Vereinigten Staaten unsterstellt sei. Die geheime Organisation besteht nur aus drei Personen, dem Chef namens Smith, dem erfahrenen MacCleary (J.A. Preston) und neuerdings Remo. Man stellt den Neuling unter die Obhut des Koreaners Chiun (Joel Grey), der Remo in Sinanju unterrichten soll, der ältesten und effektivsten Kampfsportart überhaupt. Für den Amerikaner beginnt eine harte Zeit voller Entbehrungen, doch er lernt schnell und man will ihn schnellstmöglich zum Einsatz bringen. Smith bereiten die Umtriebe des Industriellen Grove (Charles Cioffi) starke Kopfschmerzen. Besagter Grove kassiert jede Menge Zaster für die Entwicklung militärischer Gerätschaften, doch seine Produkte bleiben hinter den Erwartungen zurück. Grove hat überall Einfluss gewonnen und etliche geschmierte Offizielle an der Kette, nur Smith und seine Mitarbeiter können ihm das Leben erschweren. Major Fleming (Kate Mulgrew) ist eine sehr pflichtbewusste Offizierin, sie wittert den faulen Braten ebenfalls, doch ihr korrupter Vorgesetzter bremst sie immer wieder aus. Können Smith, MacCleary und Remo die Umtriebe des schwerkriminellen Grove stoppen, oder wird das Verbrechen letztlich die Oberhand behalten...???

"Remo" ist ursprünglich die Hauptfigur einer Romanserie namens "The Destroyer". Wie der Originaltitel des Films verrät, hätte daraus auch eine Filmreihe werden können/sollen. Leider blieben die Einspielergebnisse hinter den Erwartungen zurück, weitere Verfilmungen stehen nicht im direkten Zusammenhang mit dem Erstling von 1985. Guy Hamilton hat mit "Remo" einen seiner besten Filme inszeniert, und der Mann ist nun wahrlich kein unbeschriebenes Blatt. Er führte bei vier Bond Filmen Regie (Goldfinger sei als wichtigster Beitrag genannt), auch die gelungene Fortsetzung des Klassikers "Die Kanonen von Navarone" geht auf sein Konto (Der wilde Haufen von Navarone, 1978). In Deutschland unter "Remo - Unbewaffnet und gefährlich" veröffentlicht, bietet man dem Zuschauer knapp zwei Stunden sehr unterhaltsamer Action mit Humor an. Hamilton erzählt angenehm unhektisch, besonders die Ausbildung des Helden nimmt einen nicht unerheblichen Teil der Laufzeit ein. Für manche Zeitgenossen mag der Streifen zu wenig Action bieten, zu langsam inszeniert sein. Ich bin mit dem gebotenen Tempo sehr zufrieden, besonders weil die Ausbildung jede Menge Spass macht. Dafür sorgen die herrlichen Dialoge zwischen Fred Ward und Joel Grey, besonders Grey zieht als allwissender und unbezwingbarer Koreaner alle Register. Der Humor setzt nicht auf kreischenden Klamauk, sondern macht mit seiner feinen, bissigen Ironie wirklich Freude.

Fred Ward erweist sich als perfekter Sympathieträger. Schon in den wenigen Minuten zu Beginn des Films, als er noch als Cop im Einsatz ist, kann man ihn nur mögen, doch als Remo ist er noch knuffiger. Nach einer gewissen Eingewöhnungsphase will er Chiun beeindrucken, doch der Meister holt ihn immer wieder auf den Boden der Tatsachen zurück. So spornt man sich gegenseitig zu Höchstleistungen an, nach und nach entsteht echte Zuneigung, obwohl die beiden das gern abstreiten. Joel Grey kommt als kleines, vertrocknet aussehendes Männlein daher, doch hinter dem harmlosen Äusseren, verbirgt sich ein perfekter und waiser Sinanju Meister. Ständig prangert der Alte die Lebensgewohnheiten der Amerikaner an, bezeichnet die Koreaner als Krone der Schöpfung. Doch obwohl er den "American Way of Life" verabscheut, verfolgt er mit grosser Begeisterung eine US-Seifenopfer, die alltäglich über den Bildschirm flimmert. Man muss das Zusammenspiel von Ward und Grey einfach gesehen haben, wie sich die beiden Akteure immer wieder die Bälle zuspielen, ist schlicht und ergreifend mehr als liebenswert. Im Vergleich mit diesen beiden phantastisch aufgelegten Schauspielern, muss die übrige Besetzung einen Schritt zurücktreten, jedoch machen alle Beteiligten einen guten Job. Wilford Brimley und J.A. Preston überzeugen in den Rollen, die sie zu Remos neuen Gefährten machen. Charles Cioffi spielt den fiesen Bonzen mit kalter Präzision, erfüllt die üblichen Klischees, die man mit entsprechenden Charakteren verbindet. George Coe fehlt als General jeglicher Mut, er punktet als gekaufter Scherge des Bösewichts, als willenloser Gehilfe eines skrupellosen Menschen. Kate Mulgrew fühlt sich offensichtlich zu Remo hingezogen, eine weitere Entwicklung dieser eventuellen Beziehungskiste, wäre in einer Fortsetzung sicher zum Thema geworden. Patrick Kilpatrick sehen wir als Handlager Cioffis, ihm fühlt Remo nahezu wortwörtlich auf den Zahn.

"Remo" habe ich erstmals vor ewigen Zeiten gesehen, der Film muss noch recht neu gewesen sein, er hat die Jahre sehr gut überstanden. Natürlich kann er das Jahrzehnt seiner Herkunft nicht verleugnen, man lausche nur dem typischen Score, doch der Film versprüht jede Menge Charme, die eingebrachten Ingredienzien vermählen sich zu einem betörenden Gaumenschmaus. Perfekt ausgewählte Darsteller, gekommt inszenierte Action, schöne Kulissen, angenehmer Humor, wohl dosiertes Tempo. Die Figuren hätten mehr als genug Potential für einige Fortsetzungen gehabt, doch leider nahm das Publikum zu wenig Notiz von diesem prächtigen Film. Folglich kam Remo nicht über den Status "The Adventure begins" hinaus, doch dafür hat es dieser Auftakt wirklich in sich.

Die deutsche DVD-Auswertung ist vergriffen. Einen Verlust stellt diese Tatsache nicht dar, denn die DVD basiert auf der alten Schnittversion für den deutschen Markt, für die man den Film um mehr als vier Minuten gekürzt hat. Gerade bei Genrefilmen handelt es sich oft um Gewaltschnitte, doch bei "Remo" wurden "nur" einige Dialogszenen entfernt. Meiner Meinung nach sollte man auf jeden Fall zur ungekürzten Fassung greifen, die Kürzungen sind eine bodenlose Unverschämtheit. Die britische DVD gibt es zum kleinen Preis, sie bietet den Film ungekürzt an, das Bildformat ist korrekt. Wer auf die deutsche Synchronisation verzichten kann, macht mit der UK-Scheibe nichts falsch. Die Bonusabteilung glänzt durch Abwesenheit, doch die Bildqualität geht in Ordung. Wegen des moderaten Preises kann man die DVD durchaus empfehlen, der Film zählt sowieso eindeutig zum Pflichtprogramm!

Sehr gut = 8/10

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Beitrag von floyd »

Beim Bier ...

Mister Blab sollte mal was in Richtung FFF schreiben.

17 Filme vom FFF 2010 hab ich gesehen ... im Kino !
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