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Weisser Rauch!

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Genussmensch
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Re: Weisser Rauch!

Beitrag von Genussmensch »

Da ich morgen früh aufstehen muss, hatte ich eigentlich nicht vor, heute noch einen Beitrag zu verfassen. Aber die erfreulich lebhafte und interessante Diskussion reizt mich doch zu einer Erwiderung, nicht zuletzt die engagierte und scharfe Kritik von horch! an meinem Beitrag.

Zunächst: Der Vorwurf, nicht vorurteilsfrei und sachlich mit einer Thematik umzugehen, ist immer schnell erhoben, zumal dann, wenn einem die vorgefundene (oder so wahrgenommene) Meinung nicht passt. Er wäre zudem überzeugender, wenn man selbst ein klein wenig mehr Zurückhaltung üben würde. Denn ansonsten könnte man bei einem Zitat wie diesem:
horch! hat geschrieben:Nenne mir eine Institution, die in ähnlich verbrecherischer Weise die Geschichte der Menschheit maßgeblich beherrscht hat.
seinerseits dazu verleitet sein, den anderen nicht mehr ernst zu nehmen. Wir sollten das nicht tun; es wäre schade um die wichtige Diskussion und wäre weder dem Thema noch den vielen substatiierten Beiträgen der Diskutanten angemessen.

Ganz grundsätzlich finde ich mich ein wenig überrascht in der Rolle desjenigen wieder - zumindest wenn ich horchs! fulminante Philippika lese -, der ohne wenn und aber starre Dogmen der katholischen Kirche verteidigt und jegliche Kritik an dieser Institution oder der von ihr propagierten Grundsätzen für schlechterdings unzulässig erklärt. Nichts sei mir ferner! Ich war bislang auch eigentlich nicht der Auffassung, dies so durch meinen Beitrag zum Ausdruck gebracht zu haben. Aber da mag ich natürlich irren.

Also: Kritik ist eine Grundlage unserer abendländischen Zivilisation. Sie muss immer und überall möglich und zulässig sein; ohne sie kann es keine offene Gesellschaft geben. Aber das, worum es mir in meinem Beitrag ging, erfüllt zumindest nicht meine Vorstellungen von Kritik. Kritik muss nicht immer sachlich sein; sie darf und muss manchmal polemisch, bissig und verletzend sein, wenn sie Gehör finden will. Und was hat nicht z.B. ein Voltaire für wunderbare, fulminante Polemik gegen Bigotterie und Heuchelei verfasst! Aber Kritik darf aus meiner Sicht eines nicht sein: substanzlose, nachgeplapperte Phrasen, die sich noch dazu ohne jegliches persönliche Risiko als schonungslos und mutig gerieren!

Nun zu einigen Punkten, die von horch! angesprochen wurden. Zwei Zitate erscheinen mir zentral:
horch! hat geschrieben:Prägend ja. Aber was heißt das? Es ist eine Prägung, die wir schnellstmöglich überwinden sollten, bevor wir mit unserer "Krone der Schöpfung"- und "Macht euch die Erde untertan"-Kultur unsere Lebensgrundlagen endgültig zerstört haben. Und die wirklichen Errungenschaften unserer Zeit: Demokratie, Menschenrechte, Wissenschaft - haben wir die dank dieser Institution oder trotz dieser Institution?
horch! hat geschrieben:Wie begründest du die Einschränkung auf "vergangene Zeiten"? Eines der großen noch andauernden Verbrechen der Kirche an der Menschlichkeit ist gerade dieses Menschenbild, das sie verbreitet und das du hier so selbstverständlich übernimmst. Der Mensch ist nichts, Sünde, Dreck, er muss blind glauben, dann wird er durch Gott gerechtfertigt. Dieses Menschenbild wirkt bis heute, auch bei Nicht-Gläubigen - und es wirkt verheerend!
Die "wirklichen Errungenschaften", die Du ansprichst, sind aus meiner Sicht zunächst in einem zentralen Punkt unvollständig: Es fehlt der Rechtsstaat, den ich deshalb für zentral halte, weil er den Einzelnen gegen die Willkür staatlicher Gewalt schützt. Dessen ungeachtet gehört allerdings schon ein gehöriges Maß an bewusstem Ausblenden der kulturellen und geschichtlichen Entwicklung der letzten Jahrhunderte dazu, den Einfluss der Kirche auf die von Dir angesprochenen Errungenschaften gänzlich zu negieren! Übrigens glaube ich, dass Du es Dir generell ein wenig einfach machst, wenn Du zwischen Kirche, Christentum und Papst trennst (wenn ich das denn so richtig herausgelesen haben sollte); das aber nur am Rande. Dass die Kirche hinsichtlich aller der von Dir angesprochenen Errungenschaften eine oft skeptische oder sogar offen feindselige Haltung eingenommen hat, ist wohl unbestritten. Gleichzeitig sollte es aber doch wohl ebenso unbestritten sein, dass die mittelalterliche, christliche Philosophie, ihrerseits mit Wurzeln bis in die Spätantike, eines der Fundamente des europäischen Denkens ist (neben der antiken Tradition und der Aufklärung), ohne die alles weitere nicht vorstellbar ist. Und das gilt doch gerade auch für die kritische Auseinandersetzung mit Positionen der Kirche! Erst die vielfältigen Konflikte beispielsweise zwischen Kaiser und Papst im Mittelalter haben doch zu jener so einzigartigen abendländischen Kultur geführt, die die unsere ist, mögen wir sie ablehnen oder nicht! Es ist schlechterdings nicht möglich, den christlichen oder kirchlichen Beitrag hierzu "abzulegen". Um in diesem Zusammenhang abschließend die rhetorische Frage aufzugreifen, ob wir die erwähnten Errungenschaft dank oder trotz der Kirche haben: Manchmal dank der Kirche, oft auch trotz ihr - aber ohne ihre Prägung, ohne ihre nicht wegzudenkende Rolle als Brücke zur Antike wären manche wenn nicht alle dieser Errungenschaften so nicht eingetreten! Oder ist es etwa ein Zufall, dass Rechtsstaat, Demokratie, Menschenrechte und Wissenschaft hier in Europa, in unserer abendländischen Kultur geschaffen wurden?

Noch kurz zu dem - angeblich verbrecherischen - Menschenbild, das mir in dem oben wiedergegebenen Zitat unterstellt wird: Ohne ein Experte in Fragen der christlichen oder gar speziell der katholischen Lehre zu sein, glaube ich kaum, dass es eine auch nur im Ansatz zutreffende Umschreibung wäre, dieses Menschenbild so wiederzugeben, wie es horch! getan hat. Mein Eindruck war eigentlich immer, dass das Christentum vom einzelnen Menschen ausging, von einem einzigartigen Individuum. Aber ganz unabhängig davon möchte ich doch sehr ernsthaft darum bitten, von solchen Unterstellungen Abstand zu nehmen, ich übernähme dieses oder jenes (Zerr-)Menschenbild.
horch! hat geschrieben:Von wegen "mitschwimmen" - klar wir könnten uns hier über den Dogmatismus irgendwelcher Ayatollas oder Muftis auslassen, da käme wenig Widerstand, da wären wir uns hier wunderbar einig. Aber wir müssen vor der eigenen Haustüre kehren! Das ist das Gegenteil von "mitschwimmen" - viele Menschen reagieren genau wie du, empört dass man es wagen kann diese "edle" Institution nicht ernstzunehmen; Gegenwind und Unverständnis sind vorprogrammiert. Hier bei uns muss man sich mit dem Dogmatismus anlegen, auch wenn man sich damit keine Freunde macht!
Ich sehe es eben nicht so! Mein Eindruck in den Einlassungen gegenüber Papst und katholischer Kirche ist seit längerem, dass an die Stelle substatiierter Kritik Häme und Spott auf allerbescheidenstem Niveau getreten sind. Und was mich wirklich wütend macht, ist wenn sich diese vermeintliche "Kritik" noch als mutige Auseinandersetzung mit einem mächtigen und bösen Feind geriert. Will jemand ernsthaft behaupten, unter dem heutigen Zeitgeist müsste irgendjemand in Deutschland oder in Europa auch nur den allerkleinsten Nachteil für sich befürchten, wenn er kübelweise Dreck über die katholische Kirche, den Papst oder auch das Christentum ausschüttet? Im Gegenteil, er wird eifrig Zustimmung ernten und sich eben genau in dem von mir beschriebenen Mainstream befinden. Und ja, ich wünschte mir, der hier beschworene Mut zur kritischen Auseinandersetzung wäre auch in der alltäglichen Auseinandersetzung mit real existierendem Fundamentalismus hier vor unserer Haustür anzutreffen. Nur - dort könnte es ja am Ende ungemütlich werden. Da reißt man doch lieber noch einmal eine deftige Zote über den Papst und bleibt auf der sicheren Seite! Aus meiner Sicht nichts als Mitläufertum und Heuchelei, allerdings im edlen Gewande der Kirchen- und/oder Religionskritik.

Und ja, ich glaube, in einer Zeit der allgemeinen Beliebigkeit können selbst Dogmen, die man persönlich aus tiefstem Herzen ablehnt, eine eminent wichtige gesellschaftliche Funktion haben, indem sie durch ihre Sperrigkeit zum Denken und zur Reflektion des eigenen Tuns zwingen. Für denkende Menschen - meine zumindest ich - ist oft die intellektuelle Position, die diskursiv ins Hintertreffen geraten ist, die als überholt, als vorgestrig gilt und weit abseits des Mainstreams liegt, von besonderem Reiz und von besonderer Wichtigkeit, da ansonsten Monotonie und Stillstand drohen.

Soweitfür heute, viele Grüße

Genussmensch
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joe.i.m
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Re: Weisser Rauch!

Beitrag von joe.i.m »

horch! hat geschrieben:...
Aber gerade weil ich weiß wie positiv und tolerant Glaube sein kann, gerade deshalb tue ich mir keinerlei Zwang an, wenn es darum geht, das negative Gesicht des Glaubens anzuprangern und zu kritisieren!
Das sei Dir auch zugestanden horch.
Zumindest Solange Du nicht kritisierst, um des reinen Kritisierens willen, oder weil es gerade in ist.
Mich wundert es ebend, wenn diese Kirche eben ohne solches bedenken und überlegen pauschal verurteilt wird.
Und ich persönlich bin der Meinung, wie ich vorhin schrieb man sollte zumindest zu einem Gewissen Teil auch den Gläubigen/Mitgliedern der Kirche überlassen. Jedenfalls solange es keine Strafbaren Handlungen sind.

Die moralische Frage mag manches mal sehr schnell gestellt werden, nur sollte man eins nicht vergessen, was der eine als moralisch verwerflich hält, ist für den anderen zwar hart an der Grenze, aber noch im Grünen Bereich. Die Moral als solches gibt es nicht. Selbst in einer Geselschaft/Land war es schon immer so, das es in einer Schicht andere moralische Vorstellungen gab, wie in einer anderen. Das ist nichts neues, nur sind heute andere Möglichkeiten der Erkennung des Handelns mehr gegeben und es ist nicht mehr so leicht unter den Teppich zu kehren. Und nicht zu vergessen, Moralvorstellungen ändern sich.
Der Mensch an sich ist ein Wesen mit Schwächen und Fehlern, warum sollte es in solchen vom Menschen geschaffenen Gebilden wie die Kirche anders sein? Mir fällt jedenfalls kein Grund ein, anzunehmen das es dort anders wäre.
Das verhalten der Kirche zu anderen Zeiten, zB. des Mittelalters mit den Vorstellungen der Heutigen Zeit zu beurteilen, halte ich zumindest aus meinem Verständnis heraus nicht unbedingt für hilfreich, solange das nicht im Kontext mit dem damaligen Weltlichem Leben und Macht in der damaligen Zeit geschieht

Unstrittig ist und bleibt, das die Kirche Baustellen hat, um die sie sich kümmern sollte. Dazu ist sie aber immer noch zu sehr der Tradition verhaftet und zu sehr auf den Erhaltet ihrer Althergebrachten Positionen ausgerichtet. Das zu kritisieren mag durchaus berechtigt sein. Ob man das aber als Außenstehender tun muß?

Gruß joe
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Re: Weisser Rauch!

Beitrag von horch! »

Genussmensch hat geschrieben:
Zunächst: Der Vorwurf, nicht vorurteilsfrei und sachlich mit einer Thematik umzugehen, ist immer schnell erhoben, zumal dann, wenn einem die vorgefundene (oder so wahrgenommene) Meinung nicht passt. Er wäre zudem überzeugender, wenn man selbst ein klein wenig mehr Zurückhaltung üben würde. Denn ansonsten könnte man bei einem Zitat wie diesem:
horch! hat geschrieben:Nenne mir eine Institution, die in ähnlich verbrecherischer Weise die Geschichte der Menschheit maßgeblich beherrscht hat.
seinerseits dazu verleitet sein, den anderen nicht mehr ernst zu nehmen. Wir sollten das nicht tun; es wäre schade um die wichtige Diskussion und wäre weder dem Thema noch den vielen substatiierten Beiträgen der Diskutanten angemessen.
Damit rückst du meine Aufforderung geschickt in den Bereich des Unsachlichen und umgehst eine ernsthafte Beschäftigung damit. Ich möchte aber die Frage ausdrücklich aufrecht erhalten! Gibt es in der Geschichte der Menschheit eine Institution, die über viele Jahrhunderte hinweg dermaßen verantwortlich oder zumindest beteiligt war an massivsten Verbrechen gegen die Menschlichkeit? Die von dir erwähnten Auseinandersetzungen zwischen den Päpsten und den Kaisern gehören dazu, Kriege im Namen der Kirche, im Namen Gottes; Kreuzzüge; Nahezu-Ausrottung ganzer Kontinente von der ursprünglichen Bevölkerung.

Damit will ich natürlich nicht sagen, Gewalt und Verbrechen gegen die Menschlichkeit gingen ausschließlich von der Kirche aus und ohne Kirche wäre alles Friede-Freude-Eierkuchen gewesen. Keineswegs, darum geht es mir nicht! Es geht mir um die seltsame Einseitigkeit und Geschichtsblindheit, wenn die Kirche in den Rang einer altehrwürdigen Institution versetzt wird. M.E. muss hier Klartext gesprochen werden: Diese Institution war immer schon an allen negativen Auswüchsen menschlichen Handelns maßgeblich beteiligt und sie ist es bis heute noch! Da immer wieder die massive Tendenz besteht, diese Tatsache auszublenden, bin ich nicht bereit über die positiven Aspekte und Beiträge zu reden, solange nicht auch die Schattenseiten klar beim Namen genannt werden können.
Genussmensch hat geschrieben:
Ganz grundsätzlich finde ich mich ein wenig überrascht in der Rolle desjenigen wieder - zumindest wenn ich horchs! fulminante Philippika lese -, der ohne wenn und aber starre Dogmen der katholischen Kirche verteidigt und jegliche Kritik an dieser Institution oder der von ihr propagierten Grundsätzen für schlechterdings unzulässig erklärt. Nichts sei mir ferner! Ich war bislang auch eigentlich nicht der Auffassung, dies so durch meinen Beitrag zum Ausdruck gebracht zu haben. Aber da mag ich natürlich irren.
Ich denke, ich kann dir sagen, woran das liegt. Dein Beitrag war ein Pauschalangriff auf alle, die das Papsttum aus guten Gründen kritisieren und nicht ernst nehmen. Du hast einfach alle(s) über einen Kamm geschert, von Spaßgesellschaft über Mitschwimmen im Mainstream bis Bildungsferne - das kommt bei Leuten, die durchaus wohlüberlegt ihre Schlüsse ziehen, nicht gut an.

Genussmensch hat geschrieben: Aber Kritik darf aus meiner Sicht eines nicht sein: substanzlose, nachgeplapperte Phrasen, die sich noch dazu ohne jegliches persönliche Risiko als schonungslos und mutig gerieren!
"substanzlose, nachgeplapperte Phrasen" - das ist eine Wertung von dir, letztlich ist es eine Unterstellung. Und eine noch schwerwiegendere Unterstellung ist, dass sich hier jemand als "schonungslos und mutig gerieren" will! Wer will das? Woraus schließt du das? Und: Ist der Wert oder die Zulässigkeit von Kritik an ein persönliches Risiko gebunden? Sorry, ich kann nicht nachvollziehen, was dich hier treibt - was für eine Mission du hier anscheinend zu erfüllen müssen meinst...
Genussmensch hat geschrieben:
Die "wirklichen Errungenschaften", die Du ansprichst, sind aus meiner Sicht zunächst in einem zentralen Punkt unvollständig: Es fehlt der Rechtsstaat, den ich deshalb für zentral halte, weil er den Einzelnen gegen die Willkür staatlicher Gewalt schützt. Dessen ungeachtet gehört allerdings schon ein gehöriges Maß an bewusstem Ausblenden der kulturellen und geschichtlichen Entwicklung der letzten Jahrhunderte dazu, den Einfluss der Kirche auf die von Dir angesprochenen Errungenschaften gänzlich zu negieren! Übrigens glaube ich, dass Du es Dir generell ein wenig einfach machst, wenn Du zwischen Kirche, Christentum und Papst trennst (wenn ich das denn so richtig herausgelesen haben sollte); das aber nur am Rande. Dass die Kirche hinsichtlich aller der von Dir angesprochenen Errungenschaften eine oft skeptische oder sogar offen feindselige Haltung eingenommen hat, ist wohl unbestritten. Gleichzeitig sollte es aber doch wohl ebenso unbestritten sein, dass die mittelalterliche, christliche Philosophie, ihrerseits mit Wurzeln bis in die Spätantike, eines der Fundamente des europäischen Denkens ist (neben der antiken Tradition und der Aufklärung), ohne die alles weitere nicht vorstellbar ist. Und das gilt doch gerade auch für die kritische Auseinandersetzung mit Positionen der Kirche! Erst die vielfältigen Konflikte beispielsweise zwischen Kaiser und Papst im Mittelalter haben doch zu jener so einzigartigen abendländischen Kultur geführt, die die unsere ist, mögen wir sie ablehnen oder nicht! Es ist schlechterdings nicht möglich, den christlichen oder kirchlichen Beitrag hierzu "abzulegen". Um in diesem Zusammenhang abschließend die rhetorische Frage aufzugreifen, ob wir die erwähnten Errungenschaft dank oder trotz der Kirche haben: Manchmal dank der Kirche, oft auch trotz ihr - aber ohne ihre Prägung, ohne ihre nicht wegzudenkende Rolle als Brücke zur Antike wären manche wenn nicht alle dieser Errungenschaften so nicht eingetreten! Oder ist es etwa ein Zufall, dass Rechtsstaat, Demokratie, Menschenrechte und Wissenschaft hier in Europa, in unserer abendländischen Kultur geschaffen wurden?
Oha! Da liegt aber m.E. ein ganz entschieden schiefes Geschichtsbild vor. Nein, die "Brücke zur Antike" war nicht die Kirche. Brücke zur Antike war der Islam! Mathematik, Medizin, Wissenschaft.... während Europa im "dunklen" Mittelalter versank, brachte der islamische Kulturkreis gelehrte wie Avicenna oder Averroës hervor und kümmerte sich um die Übersetzung und Überlieferung der antiken Schriften. Ohne die islamischen Bibliotheken sähe es mau aus mit unseren Kenntnissen über die alten Griechen...
Genussmensch hat geschrieben: Noch kurz zu dem - angeblich verbrecherischen - Menschenbild, das mir in dem oben wiedergegebenen Zitat unterstellt wird: Ohne ein Experte in Fragen der christlichen oder gar speziell der katholischen Lehre zu sein, glaube ich kaum, dass es eine auch nur im Ansatz zutreffende Umschreibung wäre, dieses Menschenbild so wiederzugeben, wie es horch! getan hat. Mein Eindruck war eigentlich immer, dass das Christentum vom einzelnen Menschen ausging, von einem einzigartigen Individuum.
Da könnte es sich lohnen, sich einmal mit der Thematik zu beschäftigen; Stichwort z.B. Rechtfertigungslehre.

Genussmensch hat geschrieben: Ich sehe es eben nicht so! Mein Eindruck in den Einlassungen gegenüber Papst und katholischer Kirche ist seit längerem, dass an die Stelle substatiierter Kritik Häme und Spott auf allerbescheidenstem Niveau getreten sind. Und was mich wirklich wütend macht, ist wenn sich diese vermeintliche "Kritik" noch als mutige Auseinandersetzung mit einem mächtigen und bösen Feind geriert. Will jemand ernsthaft behaupten, unter dem heutigen Zeitgeist müsste irgendjemand in Deutschland oder in Europa auch nur den allerkleinsten Nachteil für sich befürchten, wenn er kübelweise Dreck über die katholische Kirche, den Papst oder auch das Christentum ausschüttet?
Hier ist es wieder! Wer behauptet solche Dinge?? "Mutig"? "Mächtiger und böser Feind"? "Nachteil"? Was soll das alles? Ich verstehe es wirklich nicht!! Ich glaube, da überschätzt du die Bedeutung, die viele "Kritiker" der Sache zuweisen, gewaltig! Das Gegenteil ist wahrscheinlich oft der Fall: Der Papst wird nicht als "mächtiger Feind" wahrgenommen, sondern eher als eine Witzfigur, die nicht ernst genommen wird. Und wem es um eine ernsthaft Diskussion geht, der sollte sich m.E. nach den Gründen für diese Wahrnehmung fragen.
Genussmensch hat geschrieben: Im Gegenteil, er wird eifrig Zustimmung ernten und sich eben genau in dem von mir beschriebenen Mainstream befinden. Und ja, ich wünschte mir, der hier beschworene Mut zur kritischen Auseinandersetzung wäre auch in der alltäglichen Auseinandersetzung mit real existierendem Fundamentalismus hier vor unserer Haustür anzutreffen. Nur - dort könnte es ja am Ende ungemütlich werden. Da reißt man doch lieber noch einmal eine deftige Zote über den Papst und bleibt auf der sicheren Seite! Aus meiner Sicht nichts als Mitläufertum und Heuchelei, allerdings im edlen Gewande der Kirchen- und/oder Religionskritik.
Welcher "hier beschworene Mut"?

Die Auseinandersetzung mit christlichen Fundamentalisten kenne ich sehr wohl. An der Haustüre und sonstwo! Und die Diskussionen mit diesen extrem "fixierten" Menschen empfinde ich in der Tat als extrem ungemütlich. Bei einem mir bekannten wichtigem öffentlichen Arbeitgeber ist der Personalchef einer - ein nur halbwegs gläubiger Moslem wäre an dieser Stelle undenkbar. Der Mainstream sieht so aus: Jeder nicht-christliche Glaube wird extrem kritisch beäugt und sei er noch so "säkular"; aber christlicher Fundamentalismus wird akzeptiert, wird sogar nebulös zu den Grundlagen unserer Gesellschaft gerückt. Da besteht Handlungsbedarf: Glaube jedweder Richtung muss geachtet werden, Fundamentalismus jedweder Richtung geächtet!

Genussmensch hat geschrieben: Und ja, ich glaube, in einer Zeit der allgemeinen Beliebigkeit können selbst Dogmen, die man persönlich aus tiefstem Herzen ablehnt, eine eminent wichtige gesellschaftliche Funktion haben, indem sie durch ihre Sperrigkeit zum Denken und zur Reflektion des eigenen Tuns zwingen. Für denkende Menschen - meine zumindest ich - ist oft die intellektuelle Position, die diskursiv ins Hintertreffen geraten ist, die als überholt, als vorgestrig gilt und weit abseits des Mainstreams liegt, von besonderem Reiz und von besonderer Wichtigkeit, da ansonsten Monotonie und Stillstand drohen.
Du denkst also ernsthaft, dass diejenigen, die Dogmen ablehnen, intellektuell uns Hintertreffen geraten sind, von Monotonie und Stillstand bedroht sind - "bildungsfern" aus deinem vorigen Beitrag ist hier wohl noch zuzuordnen? Und Dogmen akzeptieren würde dann von intellektueller Aktivität zeugen? Eine sehr gewagte These, würde ich sagen.

Dem Prinzip "Dogmen gegen Stillstand" könnte man dann mit gleicher "Logik" ein anderes gegenüberstellen, z.B. "Provokation gegen Stillstand". Die Leute in ihrer dogmatischen Monotonie, in ihrem intellektuellen Stillstand aufrütteln indem man ganz klar zeigt, wie man es auch sehen kann: Die alten Männer in Rom kann man nicht ernst nehmen! Und damit sind wir wieder bei Äußerungen wie jenen, die die Diskussion hier angeheizt haben. Wenn man deiner Logik folgt, könnte man solche Äußerungen also nicht nur als berechtigte persönliche Meinungsäußerungen werten, sondern als wertvollen "Stachel im Fleisch" des die mittelalterlichen Dogmen immer noch nicht intellektuell reflektierenen "Wir sind Papst"-Mainstreams.
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Re: Weisser Rauch!

Beitrag von dimitri »

Da ist ja einiges passiert die letzten Stunden.
Zu den meisten Aussagen wurden ja schon die Argumente ausgetauscht. Ich möchte mich aber noch zu dem Vorwurf der oberflächlichen Papst- und Kirchenkritik äußern.
Ausschlaggebend war vermutlich aus Aussage bezüglich der bunten Gewänder, der Stimme etc.
Nur soviel: Sarkasmus hat nicht zwangsläufig mit Oberflächlichkeit und Mainstream zu tun. Es erfordert jedoch hin und wieder etwas Grundwissen der Lesenden um ihn zu erkennen. Auch meine Aussage "darauf ein Glas Limonade" bezog sich auf das Lieblingsgetränk Ratzingers, welches wiederum in einer der letzten Titanic Ausgaben eine wichtige Rolle spielte (neben einem Stück Schokoladenkuchen).
Die darauf folgenden sehr pathetischen Beiträge waren zwar mit viel Mühe geschrieben, aber komplett an meiner Kritik vorbei. Ich kritisiere das Selbstverständnis und die Scheinheiligkeit der katholischen Kirche, nicht einzelner Personen, sondern den Gesamtkonzern insb. die Holding im Vatikan und ihre Vorstände sowie die Schaar an willigen Helfershelfer, die sich Gott nach ihrem Ebenbild erschaffen haben.

Zur Aussage von joe "solange die nicht gegen das Gesetz verstoßen haben wir nicht das Recht darüber zu diskutieren" kann ich nur den Kopf schütteln. Mal davon abgesehen, dass ich als getaufter Christ dann doch wieder darüber reden dürfte.

Interessant (aber auch nicht unerwartet) ist auch, dass der Papst die letzten Monaten und Jahren für seine Aussagen zu Verhütung, Frauen, Islam, Pius Brüder etc. ständig kritisiert wurde. Kaum tritt er zurück lobt die ganze Welt sein Wirken. Seine letzten Auftritte vor der Kundschaft sind ja mittlerweile auch ausverkauft.

Last but not least hoffe ich, dass sich die laufende Diskussion hier nicht auch auf die guten Beziehungen der Teilnehmer außerhalb dieses Threads auswirkt.
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Re: Weisser Rauch!

Beitrag von Genussmensch »

Der letzte Absatz von dimitri ist doch eigentlich ein wunderbarer, versöhnlicher Schlusspunkt: Die Positionen sind ausgetauscht, und jetzt wäre es an der Zeit, sich endlich wieder einmal den wirklich wichtigen Dingen zuzuwenden, nämlich unserem gemeinsamen, wunderschönen Hobby! ;-) :-)

Viele Grüße

Genussmensch
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Re: Weisser Rauch!

Beitrag von mcBrandy »

Genau, weil mich interessiert der Papst soviel, als wenn in China ein Sack Reis umfällt. :mrgreen:

Laßt uns gemütlich Musik hören, da hat man mehr davon!
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Re: Weisser Rauch!

Beitrag von joe.i.m »

dimitri hat geschrieben:...
Last but not least hoffe ich, dass sich die laufende Diskussion hier nicht auch auf die guten Beziehungen der Teilnehmer außerhalb dieses Threads auswirkt.
Genussmensch hat geschrieben:Der letzte Absatz von dimitri ist doch eigentlich ein wunderbarer, versöhnlicher Schlusspunkt: Die Positionen sind ausgetauscht, und jetzt wäre es an der Zeit, sich endlich wieder einmal den wirklich wichtigen Dingen zuzuwenden, nämlich unserem gemeinsamen, wunderschönen Hobby! ;-) :-)

Viele Grüße

Genussmensch
Kein Thema, über etwas diskutieren und eventuell anderer Meinung zu sein, sollte nicht zwangsläufig zu ernsten persönlichen nicht mehr sich austauschen können zu tun haben.

Vieleicht noch abschließend ein kurzes Wort hierzu:
dimitri hat geschrieben:...
Zur Aussage von joe "solange die nicht gegen das Gesetz verstoßen haben wir nicht das Recht darüber zu diskutieren" kann ich nur den Kopf schütteln. Mal davon abgesehen, dass ich als getaufter Christ dann doch wieder darüber reden dürfte.
...
Dim, das ist vieleicht etwas unglücklich angekommen. Es ist nur meine persönliche Meinung und so auch nicht als Allgemeingültig zu betrachten. Ich erwarte also nicht das irgendjemand schweigt. Ich persönlich würde aber bei manch einem Satz als erstes mal so rangehen. Und es tut sich ja auch innerhalb der Kirche kritik auf, ist ja nun nicht so, das sich dort nichts tut und die Mitglieder nicht in der Lage dazu wären.
Das ist das, was ich als erstes Voraussetze und auch damit meine. Kritik von Außen mag aber auch in bestimmten Punkten ihre Berechtigung haben.
Das Eine Außzublenden weil die Gegenseite das Andere nicht tut, wie hier erwähnt wurde, halte ich aber für genauso wenig produktiv, zeigt es doch nur wie verhärtet die Fronten sind und welche Unbeweglichkeit von beiden Seiten besteht. Ob das dann hilfreich ist, wage ich nicht zu deuten.

Es darf aber aus meiner Sicht durchaus weiter diskutiert werden, als Abschluß muß man das jetzt nicht verstehen. Zumindest trotz der starken unterschiedlichkeit der Meinungen mal eine interessante Diskussion, welche trotzdem gut geführt und im Großen und Ganzen gesittet abläuft. Das war ind den Letzten Monaten ja nicht immer der Fall, wie weiter oben schon mal angedeutet wurde.

Gruß joe
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Re: Weisser Rauch!

Beitrag von g.vogt »

In Sachen "Reissack": Wenn es denn so einfach wäre.

Aber in einem Land, wo mancherorts jedes zweite Krankenhaus in katholischer Hand ist und ungewollt schwanger gewordenen oder sogar vergewaltigten Frauen die Hilfe versagt wird, nachdem verbohrte "christliche" Blockwarte ein Milieu der Angst erzeugt haben, in einem Land, wo man in manchen Berufen kaum noch Arbeit findet ohne christliche Zugehörigkeit zu heucheln (Pfleger/innen, Krankenschwestern, Ärzte/innen, Kindergärtner/innen, Erzieher/innen), weil sich der Staat aus der Verantwortung stiehlt und kirchlichen Arbeitgebern das Feld überlässt, die sich einen Dreck um unsere verfassungsrechtlichen Grundsätze scheren, da kann es einem eben nicht egal sein.

Nur ist nicht der Weg, auf Veränderung der Kirche zu hoffen oder zu drängen, sondern von staatlicher und bürgerschaftlicher Seite her ist darauf zu drängen, dass solche wichtigen Aufgaben unserer Gesellschaft nicht dogmatischen, zentralistischen Vereinigungen überlassen werden.
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Legomann II
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Re: Weisser Rauch!

Beitrag von Legomann II »

dimitri hat geschrieben:Es erfordert jedoch hin und wieder etwas Grundwissen der Lesenden um ihn zu erkennen.
Natürlich ist Sarkasmus als eine Kritikform erlaubt. Erstaunlicherweise jedoch nur von einer Seite. Zudem sollte Sarkasmus jedoch dann auch treffend - und dass auch im Sinne von zutreffend formuliert werden.

... und da Du gerade das Grundwissen anderer ansprichst: Du kritisierst also das Selbstverständnis des Papstes und der katholischen Kirche, hältst aber den Papst für den Stellvertreter Gottes auf Erden?

Und natürlich ist der Buddhismus eine Religion, die sich seit Gründung nicht verändert hat?

Es gab also schon immer einen Dalei Lama, der im Gegensatz zu den Päpsten - den alten Säcken - doch schon recht früh für sein Amt bestimmt wird und ebenfalls in seltsamen Gewändern herumirrt. Wie sieht es denn mit der Trennung von Kirche und Staat im Buddhismus aus? Ist diese Trennung nun eher in Deutschland gegeben, oder in Thailand? Ist denn das emanzipatorische Selbstbild des Menschen im Christentum nicht eher gegeben, als im Buddhismus, bei dem der Mensch dem Kreislauf der Wiedergeburten entfliehen will? Macht eine Religion per definitionem auch das "befolgen" von Kulten aus? Diese gab es also schon zur Gründung des Buddhismus?

Nun kenne ich den Buddhismus nicht wirklich. Hier kann Dueren vielleicht mehr dazu beitragen. Vielleicht beantwortet das ja auch Deine Frage, horch!, welches Bild ich dort hatte. Möglicherweise ein verzerrtes Bild, da mir das Grundwissen fehlt, um den gestochen scharfen Sarkasmus erkennen zu können.

Die wichtigen Grundpfeiler unserer (hiesigen) Gesellschaft hat der Genussmensch ja schon genannt; neben der Rechtstaatlichkeit ist für mich die Freiheit ein ganz wichtiger davon. Wobei ich jedoch nicht die Freiheit der Beliebigkeit meine, sondern (auch) die persönliche Freiheit sich zu binden - zum Beispiel an eine Religion. Warum dass, sofern ein Dritter nicht auch dazu gezwungen wird, dieser beizutreten, problematisch sein soll, erschliesst sich mir nicht.
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Re: Weisser Rauch!

Beitrag von horch! »

Ein Aspekt vielleicht noch kurz, der vielleicht (?) auch das Anliegen von Genussmensch ein wenig berührt: Wer Papst und/oder Kirche kritisiert oder verteidigt und sich an Diskussionen wie dieser hier beteiligt, dem kann man zumindest eines nicht vorwerfen: Desinteresse. Vielleicht ist das weitverbreitete Desinteresse das, was beiden Seiten gleichermaßen zu schaffen macht. Insofern finde ich jede Diskussion, wo auch immer und mit welchem Ergebnis auch immer, besser als keine Diskussion. Religion ist eine Tatsache und wird es bleiben, solange es Menschen gibt. Es gibt zu viele religiöse Wahrheiten, als dass sich jemand ernsthaft Hoffnung machen könnte, die absolute solche zu besitzen; so muss man sich mit relativen Wahrheiten abfinden - oder wie Niels Bohr sagte: "die sogenannten „tiefen Wahrheiten", sind dagegen Behauptungen, deren Gegenteil auch tiefe Wahrheit enthält."
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