Amoklauf...

[Kikl]

Ich bin sehr von der Diskussion hier im Nu-Forum angetan, die sehr vernünftig und rational ist, ganz im Gegensatz zu einigen sensationsheischenden Presseorganen.

Mir gefällt an der öffentlichen Diskussion nicht, dass immer gefragt wird, ob die Eltern, das Umfeld oder die Gesellschaft diese Tat "verursacht" haben. Ich störe mich vor allem an dem Begriff "Ursache". Ich finde man sollte bei solchen Diskussionen streng zwischen "Ursache" und "Motiv" unterscheiden. Eine Ursache ist wie ein äußerer Zwang, ein Gesetz, welches eine gewisse Folge erzwingt. Ein Motiv ist ein subjektiver Beweggrund, aber das Motiv führt nicht zwangsläufig zur Tat. Wenn man sagt, die Eltern, die Schule oder sonstwer habe die Tat "verursacht", dann exkulpiert man den Täter. Der Täter ist dann plötzlich unschuldig und die ganze Schuld wird auf sein Umfeld geladen. Der konnte doch gar nichts für seinen Amoklauf (oder war es geplanter Mord?), die Gesellschaft war verantwortlich, die ihn dazu bestimmt hat. Das ärgert mich. Der Junge war alt genug, um zu erkennen, dass er ein Unrecht begeht. Deswegen trifft Ihn allein die moralische Verantwortung.

Natürlich würde ich gerne wissen, welche Motive er hatte. Motive! Wieso will er ein Blutbad in seiner ehemaligen Schule begehen? Hat er die Tat geplant und wie hat sich das entwickelt? Hätte man dem Jungen helfen können? War es ein Racheakt, an ihm begangenen Unrecht? Schließlich ist er auch ein Mensch. Aber, all diese Überlegungen dürfen nicht dazu führen, dass die moralische Verantwortung auf andere Menschen umverteilt werden. Jeder ist letzlich für das was er tut verantwortlich. Für die Tötung seiner Lehrer und ehemaliger Mitschüler, war allein der Junge verantwortlich.

Leider können wir diese ganzen Fragen nicht beantworten, weil er sich offenbar selbst getötet hat. Er hinterlässt aber eine Familie und Schule, die an diesen ganzen Fragen wegen subjektiver Schuldgefühle zerbrechen könnten, weil sie keine Antworten erhalten. Der Mörder behält das letzte Wort. Das ist fast das Schlimmste an der ganzen Geschichte.

Gruß

kikl

[Nubox481fan]

Der Täter ist dann plötzlich unschuldig und die ganze Schuld wird auf sein Umfeld geladen

Genau. Die Sache ist ja die wie soll das Umfeld davon was mitbekommen? Vielleicht nicht vergleichbar aber in den letzen 20 Jahren haben 3 Leute die ich mehr oder meist weniger gut kenne Selbstmord begangen. In allen Fällen hat der nächste Bekannten/Freundeskreis nix davon mitbekommen. Das waren ganz normale Menschen gut gelaunt etc. von denen man niemals davon ausgegangen wäre das so was passiert. Wenn nicht mal die nächstgelegenen Bezugspersonen davon Wind bekommen wie will die Gesellschaft ansich da was verändern?

Meines Erachtens nach ist das ganze Thema einfach Einzellfallabhängig und sehr Komplex. Psychische Labilität gepaart mit einer aneinandereiung ungünstiger Ereignisse - das kann man nicht einfach so auf die Gesellschaft an sich abwälzen. Das Problem ist halt ein schuldiger muß her und das ist wohl die Gesellschaft. Ist die Gesellschaft momentan wirklich so verkommen oder war es früher schlimmer? Kreuzzüge, Hexenverbrennungen, III Reich...die Liste ist beliebig erweiterbar. Ich jedenfalls sehe es nicht ein das alles BÖSE auf die moderne Gesellschaft geschoben wird. Ich bin aber auch nicht so daneben zu behaupten es gäbe kein Verbesserungspotenzial.

[Dueren]

Na zwischen Selbstmord und AMOKLAUF mit anschließendem Selbstmord besteht wohl ein großer Unterschied - oder?

[Nubox481fan]

Ja natürlich ist da ein gewaltiger Unterschied. Was letztendlendlich bleibt sind die Opfer und Familien der Opfer und die Vorwürfe die sich der engste Kreis macht. Hätte ich nur, was wäre wenn, hätte ich es verhindern können...Die Sache ist doch die--> man merkt einfach nicht das irgendjemand dabei ist Grenzen zu überschreiten...Ich behaupte einfach mal das einige was darum gegeben hätten das ganze frühzeitig zu Erkennen und dementsprechend zu handeln. Aber man merkt es halt nicht im Vorfeld - wie auch?

[StefanB]

Ich finde es völlig gleichgültig, welche Begrifflichkeit verwendet wird, ob Ursache oder Motiv :

Die breite gesellschaftliche Akzeptanz dieses seltsamen Automatismus ist erschreckend, wie, d.h. mit welcher Selbstverständlichkeit, die Auseinandersetzung zu einer Frage der intellektuellen Schiene gemacht wird, die jedoch, da sie absolut nichts bringt, nur vordergründige Erbesenzählerei ist. Wo plötzlich aus allen Löchern die Fachleute gekrochen kommen, mit ihren Patentrezepten, um dann, nach abebben der Emotionn, wieder zu verschwinden, bis zum nächsten mal. Das ist nur Bewältigung, mit einer Note von Verdrängung. Aber zielgerichtetes Schlüsse ziehen mit der Absicht von Veränderung ?

Allerdings : In solchen Fällen ist immer ein, angesichts der Tragik, extremer Spagat zwischen der Befriedigung der eigenen Sensationslüsternheit einerseits mit Ausbringung von gängigen Klischees und Vorurteilen und der notwendigen Ernsthaftigkeit andererseits zu bewältigen. Mancher schafft ihn, mancher nicht.

Es geht nicht darum, ob man so verwerflich ist und sich auf die Seite des Täters schlägt, indem man ihn als armen Jungen mit fatal schlecht kombinierten äußeren Einflüssen sieht, der nicht mehr anders konnte und zwangsläufig so handeln mußte.

Oder ob man ihn als prinzipiell Kriminellen aburteilt, der jederzeit, da grundsätzlich böse, auch mit ganz anderen Eltern, anderer Schule usw. gemordet hätte.

Es geht um das Erkennen : Denn "das", der Amoklauf, passiert ja ständig, nur jeweils woanders : Im Grunde ist es der immer gleiche Täter, nur jedesmal von neuem.

Die geradezu selbstverständliche Etablierung einer political correctness in allen Lebenszweigen zeigt sich immer mehr, das ist ja das fatale, 1984 ist nicht weit. Das Aufhalten an Begrifflichkeiten nur das Symptom der Ver-Weigerung einer echten und schonungslosen Auseinandersetzung, das Negieren einer Hintergrundbeleuchtung und der Forschung nach den Auslösern ohne Scheuklappen zeigt nur die Angst des Menschen vor sich selbst.

Stefan

[Homernoid]

Auf dem heimischen Computer des Mörders fanden die Fahnder auch etwa 200 Pornobilder, davon mehr als 120 sogenannte Bondage-Bilder, die nackte, gefesselte Frauen zeigen. Neben "Far Cry 2" hatte K. auch die Schießspiele "Counter Strike" und "Tactical Ops" installiert.

Quelle: Boulevardblatt SPON

Man beachte die Hervorhebung der Bilder.

[StefanB]

Soll das bedeuten, dass bei der zukünftigen Rasterfahndung anders gepolte durchfallen ?

Stefan

[Homernoid]

Das soll bedeuten, das "die Gesellschaft" nun ganz unten ist und das wir jetzt ALLES kontrollieren müssen.


Ich denke, das woll wohl hervorheben, dass der Kerl ganz besonders gefährlich war.
Da werden sich nun die S/M und Bondage Verehrer freuen und ich darf nimmer "Die Form" mir anhören und ansehen.

Ich habe mich auf Grund

http://www.dieform.net/visual/

früher schon zwangsweise mit Bondage beschäftigt.... nur stehe ich auf sowas nicht generell, aber als Kunstform okay.
Aber interessant, dass man sowas extra erwähnt.

[Argaween]

Juhu. Darf ich mich ja gleich (Wenn auch andersum) 2 mal angesprochen fühlen
Mir fällt dazu echt nur noch ein.

Hey. Hey. Harte Ansage aber (teilweise wahr)
http://www.youtube.com/watch?v=ZuRrJq62 ... re=related

[Gandalf]

Bin da vorhin auf einen interessanten Artikel gestoßen :

http://www.pcgameshardware.de/aid,67889 ... iele/News/

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