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Re: Welche DVD gab's zuletzt (im Player)?

Verfasst: Mi 27. Apr 2011, 10:58
von pleio
Wir sind die Nacht

Deutscher Vampirfilm über eine Gruppe weiblicher Vampire in Berlin.
Die Story ist nicht wirklich der Rede Wert da doch recht vorhersehbar.
Schauspielerisch kann man den Protagonisten nichts vorwerfen auch wenn
man schon das Gefühl bekommt sie einfach austauschen koennte.
Mann koennte sie also als solide bezeichnen :)
Was mir im Gedächtnis bleiben wird sind 2 Aspekte.

1) Warum sieht man in einem ab 16 Vampirfilm aus Deutschland keine Haut?
Hätte dem Film auf jedenfall gut getan.

2) Die Musik war ja gut gewählt aber DTS ist und bleibt eine Qual. Gespräche normal laut
Und dann setzt die Musik ein und alles wackelt...unverständlich und unnötig.

Wertung: 6/10

Re: Welche DVD gab's zuletzt (im Player)?

Verfasst: Do 28. Apr 2011, 15:00
von Blap
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Cover des Schubers der ungekürzten Fassung aus Österreich


The Mother of Tears (Italien 2007, Originaltitel: La terza madre)

Die verspätete Mutter

Bei Ausgrabungen findet man einen alten Sarg, an dem eine Truhe mit rätselhaftem Inhalt befestigt ist. Die ansehnliche Schatulle wird an ein Museum in Rom geschickt, der Wissenschaftler Michael Pierce (Adam James) soll den Fund untersuchen. Da Pierce momentan nicht im Hause weilt, öffnen Sarah Mandy (Asia Argento) und eine Kollegin den hölzernen Behälter. In der Kiste findet man so seltsame wie faszinierende Artefakte vor. Doch als Sarah flugs ein Buch als Übersetzunghilfe für alte Schriftzeichen aus der Bibliothek holt, wird sie bei ihrer Rückkehr Zeugin eines grauenvollen Szenarios. Ihre Kollegin wird von fürchterlichen Gestalten regelrecht zerfleischt, nur knapp kann sich Sarah dem schrecklichen Treiben per Flucht entziehen. Die Polizei schenkt den Ausführungen der jungen Frau keinen Glauben, zu befremdlich und phantastisch mutet ihre Aussage an. Bald wird Rom von einem Strudel aus Gewalt und Terror ergriffen, Mater Lacrimarum kehrt zurück! Wer kann die Mutter der Tränen aufhalten? Noch ahnt Sarah nichts davon, dass sie über magische Kräfte verfügt...

Lange, lange habe ich die Sichtung von "La terza madre" vor mir hergeschoben. Doch in der vergangenen Nacht konnte ich mein Verlangen nicht länger im Zaum halten, endlich wanderte die DVD in den Player. Die Mutter der Tränen tritt ein übergrosses, geradezu gigantisches Erbe an. Dario Argento startete seine legendäre "Mütter-Trilogie" bekanntlich bereits 1977 mit "Suspiria", 1980 folge der zweite Teil namens "Inferno". Beide Werke gelten längst als Klassiker des Horrorkinos, haben in all den Jahren nichts von ihrem Reiz, ihrer Wirkung eingebüßt. Kann sich der lang erwartete Abschluss der Trilogie mit seinen Vorgängern messen, zumindest halbwegs an diese Meisterwerke anknüpfen? Die Antwort ist so wenig überraschend wie gleichermaßen ernüchternd. Nein, an "Suspiria" und "Inferno" reicht "La terza madre" nicht heran, zu keiner Zeit, in keiner Disziplin!

Doch macht der Vergleich tatsächlich Sinn? Ist dieser Vergleich -nach all den Jahren, die zwischen den Filmen liegen- überhaupt angemessen, erlaubt und ansatzweise fair? Ja und nein! Wie meinen? Ja, denn immerhin soll dieser Film eine Trilogie vollenden. Nein, denn in den fast drei Jahrzehnten, die bekanntlich seit "Inferno" verstrichen sind, hat sich das "Filmemachen" sehr stark verändert. Von dem Rausch aus Farben und Klängen, der hypnotisch und eindringlich über den Zuschauers kam, sich in jeder Pore, jeder Zelle bemächtigte, bis in die hintersten Winkel des Bewusstseins kroch, ist in der "Tränen-Mama" nicht mehr viel übrig geblieben. Nein, ein weiterer Klassiker ist Dario Argento nicht gelungen. Ja, der Film macht trotzdem Freude, auch wenn er weitaus gewöhnlicher ausgeführt ist, nur noch selten das Genie des Meisters erkennbar wird.

Teils wurde die angeblich ausufernde Gewalt in "The Mother of Tears" angeprangert, mit der Argento vom Mangel an Substanz ablenken will. Aber seinen wir ehrlich, übertreibt Argento es tatsächlich, ertränkt er seinen Film in einem Regen aus Blut und Gedärm? Sicher nicht, obschon es die eine oder andere rustikale Szene zu sehen gibt. Argento begibt sich nicht auf das übliche "Folter-Slasher-Niveau", nutzt die Momente des Mettguts nicht als sinnfreien Selbstzweck, sondern versucht (IMHO überwiegend durchaus gelungen) damit die Atmosphäre zu verstärken. Dennoch muten die ruppigen Szenen nicht so stimmig an, wie man es aus anderen Filmen des Italieners kennt. So kommt z.B. "Suspiria" auch nicht ohne blutige, sadistische Momente aus, aber dort sind sie wie gemalt ausgeführt, kommen trotz ihrer offensiven Art schaurig-schön daher. Nicht die blutigen Szenen sind es, die "Mother of Tears" gewöhnlich erscheinen lassen. Es ist vielmehr die weitgehende Abwesenheit besonderer Momente, der Mangel an "Argento-Feeling". Wo sind die unfassbar genialen Kamerafahrten, wo ist das unglaubliche Gespür für Atmosphäre, Architektur, Farben und Formen? Es ist nicht verloren, doch blüht nur zaghaft im Hintergrund, blitzt immer nur kurzzeitig auf.

Wie ist es um die Damen und Herren vor der Kamera bestellt? Die Hauptrolle wird von Asia Argento gespielt, die Tochter des Regisseur arbeitete schon zuvor mit ihrem Vater zusammen. Asia spaltet oft die Gemüter, ich mag ihre direkte Art, ihre stets (mehr oder weniger stark ausgeprägte) nuttige Billigkeit, in der sich bei genauer Betrachtung eine erstaunliche Tiefe erkennen lässt. Die Darstellung der in einen Taumel des Grauens stürzenden Sarah gelingt Asia Argento gut, ich habe nichts an ihrer Darbietung zu bemängeln. Valeria Cavalli bringt die magisch begabte Sarah auf den richtigen Weg. Sie verleiht ihrer Rolle der Seherin Marta Colussi ein natürliche Wärme, gepaart mit der unaufdringlichen Attraktivität einer reifen Dame. Daria Nicolodi taucht als Geistererscheinung auf, spricht ihrer Tochter Mut zu. Eine sinn- und reizvolle Besetzung, da Dario Nicolodi bekanntlich auch im wahren Leben die Mutter von Asia Argento ist. Eine gewisse Moran Atias sehen wir als Mater Lacrimarum. Leider sind ihre schauspielerischen Qualitäten nicht der Rede wert, aber immerhin erfreut sie uns mit schmackhaften Einblicken (zu den Auftritten der "Tränen-Mutti" später noch ein paar Worte). Adam James gibt den zunehmend in Bedrängnis geratenden Wissenschaftler zufriedenstellend, kann aber keine Glanzpunkte setzen. Immerhin schlägt er sich besser als die sehr blassen Herren Cristian Solimeno und Robert Madison, die als Polizisten machtlos der unfassbaren Gefahr gegenüberstehen. Richtig gut ist der kurze Auftritt von Philippe Leroy, der als Alchimist einen sehr ambivalenten und reizvollen Part spielen darf. Udo Kier soll nicht unerwähnt bleiben, seine Szenen sorgen für Gekeife, Gegeifer und ein Blutbad. Insgesamt kann man dem Ensemble ein gutes Zeugnis ausstellen, auch wenn nicht alle Mitwirkenden rundum zu überzeugen vermögen.

An dieser Stelle muss ich erneut auf die optische und inszenatorische Qualität des Films eingehen. Zunächst war ich wenig angetan von den Szenen, in denen Mater Lacrimarum höchstselbst auftaucht. Besonders im Finale scheint Argento nicht mehr in der Spur zu sein. Aber ist dem tatsächlich so? Betrachte ich Mater Lacrimarums "finale Messe" mit Wohlwollen, fühle ich mich unweigerlich an ein Theaterstück erinnert, mutet die Inszenierung gar wie eine Verneigung vor dem Theater an. Einem Könner wie Dario Argento möchte ich daher unterstellen, dass er ganz bewusst diese Ausrichtung gewählt hat. Wirkliches Geschwächel stellt sich ein, wenn digitale Effekte in den Vordergrund treten. Von anderem Kaliber sind die Makeup-Arbeiten des bewährten Sergio Stivaletti. Argento hätte gut daran getan sich stärker auf "CGI-freie" FX zu konzentrieren, wäre besser mit Modellen, Masken und Prothesen gefahren (Immer wenn altbewährte Techniken zum Einsatz kommen, fügen sich die Effekte ansprechend in den Film ein). Die Musik steuerte Claudio Simonetti bei, der schon seit einer gefühlten Ewigkeit mit (und ohne) Goblin für Dario Argento tätig ist. Simonetti verlässt sich auf erprobte Zutaten, insgesamt tönt der Score aber zurückhaltender -und etwas beliebiger- als manch andere Arbeit des Musikers.

Was bleibt nach der ersten Sichtung von "La terza madre"? Ein Tal der Tränen? Eine überraschender Volltreffer? Nein, ein unterhaltsamer und angenehmer Horrorbeitrag, der zwar als Abschluss der Trilogie nur eingeschränkt funktioniert, aber weit von einem Desaster entfernt ist. Schon allein für sein Durchhaltevermögen verdient Dario Argento unseren Respekt!

Für den deutschen Markt wurde der Film leider gekürzt, Abhilfe schafft z.B. die Scheibe aus Österreich. Die Qualität der DVD geht in Ordnung, das Making of bietet zwar nur den üblichen Sülz, lohnt für den Argento-Fan aber trotzdem. Neben der Amaray-Version im Schuber, wurde die Disc auch in einer limitierten grossen Hartbox angeboten.

Uff, nun also die unselige Wertung per Zahlenraster. Werte ich den Film als eigenständiges Werk, ziehe ich gern solide 7/10 (gut). Es ist nur Nebelstocherei, doch hätte Dario Argento "La terza madre" bereits vor 25 Jahren realisiert, wäre der Regisseur vermutlich in der Lage gewesen, die Trilogie mit einem dritten Meisterwerk zu vervollständigen.

Lieblingszitat:

"Ich muss kämpfen, ich muss kämpfen!"
"Beruhigen Sie sich. Bitte! Nehmen Sie ihre Tropfen."


***

Ferner gab es noch:

Die Folterkammer des Hexenjägers (USA 1963) - Frei nach "Der Fall Charles Dexter Ward" von H. P. Lovecraft, wurde dieser Roger Corman Streifen als weitere Edgar Allan Poe Verfilmung vermarktet. Vincent Price ist einmal mehr brilliant, die märchenhafte Atmosphäre ein Traum! Die DVD von e-m-s ist ordentlich, jeder Gruselfan sollte zugreifen!

7,5/10 (gut bis sehr gut)

Re: Welche DVD gab's zuletzt (im Player)?

Verfasst: Sa 30. Apr 2011, 00:19
von Nubox481fan
Piranhas 2010 (BD)

Das Original hängt mir noch im Hinterkopf. Freilich hat das Original einen ganz anderen Charme - irgendwie runder.

Beim neuen ist mehr "Gemetzel", nackte Haut und leider sind mir die Fisch-CGI zu künstlich. Jeder Fischkenner lacht sich nen Ast über die Piranhahypothesen, die da aufgestellt werden. Aber gut der Film hat mich außerordentlich gut unterhalten und einige Szenen haben das Herz in der Brust auf- und abhüpfen lassen.

Ich würde daher nicht mal den Alten über den Neuen stellen - Geschmackssache.

7.8

Re: Welche DVD gab's zuletzt (im Player)?

Verfasst: So 1. Mai 2011, 12:25
von Blap
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Cover der Derrick Collectors Box 4, welche die Folgen 46-60 enthält


Folge 47 - Solo für Margarete (Deutschland 1978)

Finstere Gestalten laden neben einer Strasse die brisante Ladung ihres Fahrzeugs ab. Als sie sich mit ihrem PKW entfernen wollen, verlieren sie beim Anblick eines Polizeiwagens die Nerven. Trotz einer wüsten Verfolgungsjagd können die Verdächtigen entkommen. Wenig später scheint die Ursache für die Flucht geklärt zu sein, man findet am Ausgangspunkt der Hatz die Leiche einer jungen Frau. Zunächst ist die Identität der Toten nicht feststellbar, doch nach einem Zeitungsaufruf meldet sich eine ältere Dame. Margarete Wenk (Lisa Kreuzer) wohnte bei der Anruferin zur Miete. Als Derrick und Klein die Wohnung aufsuchen, müssen sie die alte Dame aus einer misslichen Lage befreien, sie wurde von maskierten Gaunern überfallen. Die Burschen durchwühlten Margaretes Zimmer, erneut entkommen die Täter unerkannt. Eine erste Spur führt die Ermittler in einen Club, in dem der Gitarrist Alexis (Horst Buchholz) mit seiner Band Abend für Abend vom Publikum gefeiert wird. Alexis gibt bei der Befragung an, dass ihm Margarete nicht bekannt sei. Als Ursula Wenk (Lisa Kreuzer) bei Derrick auftaucht ist die Überraschung gross, denn sie sieht ihrer Schwester äusserst ähnlich. Derrick erkennt sofort die unverhoffte Chance, er konfrontiert den schwer drogenabhängigen Alexis mit Ursula Wenk...

Nach den Folgen 41 (Tod eines Fans) und 45 (Klavierkonzert), steht erneut ein Musiker im Zentrum der Ermittlungen. Der Kriminalfall rückt in den Hintergrund, die Auflösung dürfte nahezu jeder Zuschauer erahnen. In erster Linie schildert "Solo für Margarete" das Drama um einem talentierten Musiker, der vom Heroin nahezu aufgefressen wird. Horst Buchholz gelingt eine überzeugende Vorstellung, obschon er nicht ganz die Qualität eines Tommi Piper erreicht, der in Folge 41 brilliant aufspielte. Lisa Kreuzer passt auf den ersten Blick nicht in die Rolle einer "Rockmusikerbraut", doch letztlich entpuppt sich ihre Besetzung als mutige Lösung abseits der gängigen Klischees. Jacques Breuer sehen wir als überforderten Bruder und Manager des Stars. Susanne Beck konnte in Folge 30 (Yellow He) einen bleibenden Eindruck hinterlassen, hier muss sie sich jedoch mit einer kleineren Nebenrolle begnügen. Diverse Fratzen runden das solide Ensemble ab, schauspielerisch gibt es kaum ernsthafte Kritikpunkte. Zwar gehe ich meist nicht auf die (immer gute) Leistung von Horst Tappert ein -weil es auf Dauer ermüdend wäre- doch an dieser Stelle ist es wieder an der Zeit für ein besonderes Lob. Wie Tappert souverän von "dezent schelmisch" zu "aufrichtig mitfühlend" oder "natürlich autoritär" umschaltet, das ist schon aller Ehren wert, großartig!

Wer auf ein schwer zu knackendes Kriminalrätsel hofft, der ist bei dieser Folge an der falschen Adresse. Mir gefällt der Drift in Richtung "Psychologisches Drama", auch die Entscheidung Lisa Kreuzer entgegen der Erwartungshaltung zu besetzten halte ich für clever. Wenig kreativ und reichlich abgeschmackt kommt jedoch der Blick auf die Rockmusiker daher, bei dem Autor Herbert Reinecker dann doch noch mit Anlauf in die Klischeefalle latscht. Der Soundtrack zu "Solo für Margarete" ist rockig und stimmungsvoll geraten, besser hätte man diese Aufgabe kaum lösen können, beide Daumen zeigen klar nach oben. Michael Braun macht seinen Job als Regisseur sehr ordentlich, die Schwachstellen im Drehbuch gehen nicht auf seine Kappe. Ich mag diese Folge, vermutlich wegen der tollen "Spät-Siebziger-Atmosphäre" & dem starken Score.

7/10 (gut). Mit ein wenig mehr Mut und Fingerspitzengefühl des Autors, hätte "Solo für Margarete" eine grandiose Spitzenfolge werden können!


Folge 48 - Lissas Vater (Deutschland 1978)

Elsa Hassler (Christine Wodetzky) wird immer wieder von ihrem geschiedenen Ehemann Ludwig Heimer (Heinz Bennent) belästigt, vom dem sie sich vor einigen Jahren wegen dessen Alkoholsucht trennte. Längst ist Elsa wieder verheiratet, auch ihre Tochter Lissa (Anne Bennent) hat den neuen Mann ihrer Mutter als Vater akzeptiert. Georg Hassler (Ulrich Haupt) ist ein wohlhabender Geschäftsmann, die Familie bewohnt ein dementsprechend großzügiges Anwesen. Eines Abends bittet Hassler seinen Mitarbeiter Schröder (Thomas Astan) zu sich nach Hause. Da Heimer erneut Drohungen ausgesprochen hat, will Hassler seine Frau und Lissa nicht alleine lassen, die anfallenden Arbeiten lassen sich mit Schröder auch in den eigenen vier Wänden erledigen. Als sich der Mitarbeiter auf den Heimweg macht fallen Schüsse, Schröder wird von drei Kugeln tödlich getroffen. Sofort fällt der Verdacht auf Ludwig Heimer, der offenbar in seinem Wahn den falschen Mann erschossen hat...

Erneut bekommen wir es mit einer Art Drama zu tun, welches den Kriminalfall ein wenig an den Rand drängt. In diesem Fall geht die Rechnug leider nicht auf, denn wenn schon der Täter ohne Schwierigkeiten für den Zuschauer erkennbar ist, sollte man zumindest wirklich interessante Charaktere am Start haben. Zwar sind die Leistungen der Schauspieler überwiegend solide, doch fehlt es an echter Tiefe und Wiedererkennungswert. Ullrich Haupt nimmt man den aalglatten Unsympathen ab, Christine Wodetzk finde ich eine Spur zu anstrengend. Heinz Bennent hat nicht die Chance seinen Part ansprechend auszugestalten, es reicht nur zum eher plump gezeichneten Hauptverdächtigen. Anne Bennent spielt ein extrem verstörtes Kind, was freilich zur Handlung passt, das Rätselraten aber sehr schnell aushebelt.

"Lissas Vater" zieht (zu) vorhersehbar seine Kreise. Da die die Folge aber auch nur eingeschränkt als fesselnde Charakterstudie funktioniert, haben wir es mit einem unterdurchschnittlichen Derrick Beitrag zu tun. Trotz einiger Kritikpunkte, gibt es genügend positive Eindrücke, die die Folge vor dem Sumpf der absoluten Mittelmäßigkeit bewahren. Sehr positiv ist mir diesmal die Musik von Frank Duval aufgefallen, die sich überwiegend abseits seiner üblichen Ergüsse bewegt. Alfred Vohrer inszenierte mit Routine, bringt trotz des schwachen Drehbuchs passable Unterhaltung auf den Bildschirm.

6/10 (obere Mittelklasse)


***

Das gab es noch:

Born to raise Hell (USA 2010) - Wieder ein netter B-Actioner mit Kampfklops Steven Seagal. Die Handlung bewegt sich in den üblichen Bahnen, der Plot wurde um amerikanische Drogenermittler in Osteuropa gestrickt. Hier ein wenig Geballer, dort ein paar aufs Maul, ab und an ein unglücklich gedoubelter Seagal (Was sich aber im Rahmen hält, in einigen anderen Streifen aus den letzten Jahren war Big Stevie weitaus fauler). Ich mag die in Osteuropa gedrehten B-Actionflicks sehr gern. Leider nutzt man den herben Charme Rumäniens kaum, in dieser Hinsicht hat manch anderer Genrebeitrag weitaus mehr zu bieten.

Richtig schlecht (wie erwartet) sind die Szenen in denen der Kampfklops sich mit seiner Lebensabschnittsgefährtin vergnügt. Zusätzlich hat man ihm auch noch die unattraktivste aller mitwirkenden Damen zur Seite gestellt, während in den Reihen der Bösewichte recht ansehnliche Fahrgestelle durchs Bild sausen. Kamera und Schnitt sind mir eine Spur zu hektisch, doch insgesamt wurde ich gut unterhalten. Für Fans eine überwiegend runde Sache, angenehme Genreunterhaltung für Freunde der knuffigen Prügel-Presswurst. Die Blu-ray aus dem Hause Splendid kommt in angemessener Qualität daher, in Bonusbereich findet man diverse Trailer, die Ausstattung ist folglich recht mager.

6,5/10 (oberste Mittelklasse)

Re: Welche DVD gab's zuletzt (im Player)?

Verfasst: Mo 2. Mai 2011, 11:28
von Blap
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Cover der Derrick Collectors Box 4, welche die Folgen 46-60 enthält


Folge 49 - Der Spitzel (Deutschland 1978)

Zivilfahnder Hossbach (Horst Sachtleben) beobachtet den einschlägig bekannten Einbrecher Georg Lukas (Götz George), der sich in den Augen des Beamten auffällig verhält. Hossbach ist sich absolut sicher, Lukas wird noch in dieser Nacht seinem illegalen Job nachgehen. Unbemerkt heftet sich der Ermittler an die Fersen des Gauners, die Verfolgung endet in der Nähe eines Ladenlokals. Tatsächlich sind drei vermummte Gestalten in das Gebäude eingedrungen, doch der Inhaber des Geschäftes hat bereits die Polizei alarmiert. Als die Täter überstürzt die Flucht ergreifen, wird Hossbach während eines Handgemenges erschossen. Das Einbruchsopfer Edmund Singer (Karl-Maria Schley) kann keine hilfreichen Angaben machen, auch die Aussage seiner Tochter Maria (Kornelia Boje) gibt nicht viel her. Der Fall scheint eine harte Nuss zu werden. Immerhin bekommt Derrick von einem Kollegen den Tipp, sich an den als Zuträger bekannten Henze (Klaus Behrendt) zu wenden. Zwar hält Derrick nicht viel von Spitzeln, doch momentan drängt sich keine andere Option auf...

Zbynek Brynych wurde mit der Inszenierung dieser Folge betraut. "Der Spitzel" bietet einen interessanten Kriminalfall, beleuchtet aber auch die Umtriebe des Kleinkriminellen Henze. Klaus Behrendt spielt als ängstlich-unterwürfiger Schleimbeutel sehr überzeugend, Götz George kommt als aalglatter Widerling ebenfalls erstklassig rüber. Stefan Behrens mutet im direkten Vergleich ein wenig unscheinbar an, seine Rolle gibt allerdings nicht viel her. Kornelia Boje liegt sich als widerborstige Tochter mit ihrem Vater in den Haaren, der von Karl-Maria Schley verkörpert wird. Ute Willing soll nicht unerwähnt bleiben, sie hat sehr starke Szenen mit Klaus Behrendt. In einer Nebenrolle sehen wir Ulli Kinalzik, der (wie so oft) einen äusserst unangenehmen Zeitgenossen darstellt.

Sicher drängt die recht ausführliche Zeichung der Figur Henze die Ermittlungen teils an den Rand, doch "Der Spitzel" verliert nie den kriminalistischen Teil der Handlung aus den
Augen. Henze will dem jungen Mädchen Inga (Ute Willing) eine Perspektive bieten, obwohl seine Möglichkeiten sehr bescheiden sind. Das aus schwierigen Familienverhältnissen stammende Kind, bringt den guten Kern des kleinen Ganoven zum Vorschein. Letztlich müssen sich alle Beteiligten der knallharten Realität stellen, das Ende hat dem zum Trotz ein wenig Hoffnung in der Hinterhand. Derricks beschliessende Worte passen perfekt zum Bild, welches der geneigte Zuschauer von ihm hat. Vielleicht hätte man die "finale Milde" einfach ersatzlos streichen sollen, aber da spricht wohl der alte Griesgram aus mir.

7/10 (gut)


Folge 50 - Die verlorenen Sekunden (Deutschland 1978)

Die Näherin Frau Leubel (Elfriede Kuzmany) wird von ihrer Chefin Cornelia Haupt (Maria Sebaldt) damit beauftragt, umgehend per Taxi ein maßgeschneidertes Kleid an eine gute Kundin namens Frau Kwien auszuliefern. Als Frau Leubel bei der Kundin klingelt, wird sie von einem unfreundlichen Mann barsch abgewiesen. Erneutes energisches Gehämmer gegen die verschlossene Tür, bringt die Frau unvermittelt in grösste Lebensgefahr, denn sie wird in die Wohnung gezogen und gewürgt. Frau Leubel überlebt ohne ernsthafte körperliche Schäden, steht aber nach dem schrecklichen Erlebnis unter Schock, kann den Täter nicht beschreiben. Damit nicht genug, denn in der Wohnung geschah tatsächlich ein Mord, Frau Kwien fiel dem Unbekannten zum Opfer. Handelt es sich um einen tragischen Raubüberfall auf die wohlhabende Dame? Oder hatte jemand Interesse daran Frau Kwien zu beseitigen? Vor kurzem wurde ihre Ehe mit Herrn Kwien (Hans Korte) geschieden, laut dessen Angaben verlief diese Trennung jedoch sachlich und friedlich...

Zu Beginn sorgte diese Folge für herzhaftes Gelächter meinerseits. Elfriede Kuzmany spielt ihre Figur schon vor dem Anschlag auf ihr Leben sehr überzogen, kam mir sofort extrem hektisch, ja regelrecht hysterisch vor. Wenn sie zunächst mit zickiger Stimme verkündet das Kleid wieder mitzunehmen, sich dann aber auf dem Absatz umdreht, um völlig durchgedreht gegen die Wohnungstür der Kundin zu hämmern... Da bleibt kein Auge trocken, ich konnte mich während der gesamten Folge nicht beruhigen. Freilich wurde die Rolle keinesfall lustig angelegt, nur hat diese Darbietung bei mir sämtliche Lachreflexe aktiviert (es tut mir fast ein bißchen leid). Muhahaha, bitte nicht schon wieder! Contenance! Louise Martini sehen wir als Liebchen des geschiedenen Herrn Kwien, der von Hans Korte sehr unsympathisch dargeboten wird, beide liefern eine gute Vorstellung ab. Herbert Herrmann ist als Luftikus unterwegs, Maria Sebaldt als emsige Chefin der amüsanten Frau Leubel. Erna Sellmer stellt die resolute Tante Frau Leubels dar, Uwe Dallmeier spielt den versoffenen Gatten der Näherin.

Zunächst scheint "Die verlorenen Sekunden" leicht durchschaubar. Die Auflösung ist zwar tatsächlich keine Sensation, vermag aber doch mit einer gelugenen Wendung zu überzeugen. Nebenher wird das wenig erbauliche Privatleben der wichtigsten Zeugin beleuchtet, die mit einem ständig betrunkenen Kerl verheiratet ist. Keine Ahnung wie Alfred Vohrer (immerhin mein Lieblingsregisseur der Reihe, den ich auch abseits von Derrick sehr schätze) die wahnsinnigen Szenen mit Elfriede Kuzmany erlebt hat, ich hätte bei den Dreharbeiten gern Mäuschen gespielt. Derrick unterhält mich immer wieder auf angenehme Art und Weise, ein massiver Lachanfall ist allerdings kein Standard. So wird aus dieser ansonsten fast ein wenig unscheinbaren Folge, letztlich doch ein ganz besonderer Ausritt in den (eigenen?) Wahnsinn.

6,5/10 (oberste Mittelklasse) + unzählige Lachflashpunkte!

Re: Welche DVD gab's zuletzt (im Player)?

Verfasst: Mo 2. Mai 2011, 23:10
von Blap
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Cover der US-DVD von Mondo Macabro


Girl Slaves of Morgana Le Fay (Frankreich 1971, Originaltitel: Morgane et ses nymphes)

Lust und Leid in der Traumwelt

Die Freundinnen Françoise (Mireille Saunin) und Anna (Michèle Perello), fahren mit dem Auto durch das französische Hinterland. Als sie den Gasthof in einer kleinen Ortschaft aufsuchen, rät ihnen der Wirt zur schnellstmöglichen Weiterreise. In der Tat sehen die übrigen Anwesenden nicht sonderlich freundlich aus, so entschliessen sich die jungen Damen zum Aufbruch. Inzwischen legt sich die Nacht wie ein dunkles Tuch über das Land, die Reise wird zur Irrfahrt, schliesslich ist der Tank leer. Kein Grund zur Panik, Françoise und Anna finden eine gemütliche Scheune, erleben dort eine romantische und anregende Nacht. Am nächsten Morgen ist Anna jedoch spurlos verschwunden. Françoise trifft auf einen Zwerg namens Gurth (Alfred Baillou), der ihr den Weg zu ihrer verschollenen Freundin weisen will. Zunächst durchquert das ungleiche Duo einen Wald, am Ufer eines Sees wartet ein kleines Boot auf die Suchende. Wie von Geisterhand gezogen gleitet das Boot über das Gewässer, bringt Françoise zu einem malerisch gelegenen Château. Dort trifft die erstaunte Studentin auf andere junge Schönheiten, die allesamt der ebenso so schönen wie rätselhaften Morgane (Dominique Delpierre) dienen, ihr offenbar jeden Wunsch von den Lippen ablesen. Selbst Gurth ist Morgane verfallen, verzehrt sich regelrecht nach seiner Herrin. Während es von Anna nach wie vor keine Spur gibt, gerät Françoise in einen unheimlichen und faszinierenden Strudel, die reale Welt verschwindet unter der Regentschaft der mächtigen Morgane...

Wer meinen kleinen Kommentare ab und an liest, wird sicher schon schmunzelnd (oder befremdet, vielleicht genervt) bemerkt haben, dass ich "irgendwie" (fast) alle Filme liebe. Doch hin und wieder werde ich von einem Film ganz besonders stark gepackt, versinke noch tiefer als üblich in meiner Liebe und Leidenschaft (Danke, das Schwein für pathetisches Geschwafel ist damit endgültig bis zum Anschlag gefüllt). "Morgane et ses nymphes" ist eines dieser Werke, zu denen ich meiner Begeisterung am liebsten mit überlangen Ausführungen freien Lauf lassen möchte. Am allerliebsten jedoch einfach in Fettschrift verkünden möchte: Mit Worten ist dieser Film nicht angemessen zu beschreiben! Gebt euch einfach dem Genuss hin! Ok, ich werde es mir nicht ganz so einfach machen, aber ich verspreche mich so kurz wie möglich zu fassen.

Bruno Gantillon lieferte mit diesem Streifen sein Spielfilmdebüt ab, seine erste abendfüllende Regiearbeit. Umso erstaunlicher mutet das Ergebnis an, denn Gantillon hatte bereits damals ein sicheres Gespür für wunderschöne Bilder, Kulissen und Atmosphäre. Leider wurde nichts aus der grossen Karriere als Regisseur von Kinofilmen. Nur noch wenige entsprechende Beiträge finden sich in Gantillons Filmographie, aber der Franzose konnte sich als gefragter Mann für Fernsehproduktionen behaupten. Bei einem nicht allzu bekannten Film wie "Morgane et ses nymphes", der von einem nicht allzu bekannten Regisseur inszeniert wurde, wird der interessierte Filmfreund nach Anhaltspunkten fragen. Geht es um die Genrezuordnung, werden vermutlich Worte wie "Horror" und "Erotik" fallen. Doch hier erwartet uns kein Gänsehaut-Grusel wie der von Hammer oder Amicus, auch kein exploitativ-knuffiger Flick aus der Ecke Paul Naschy. Vielleicht ein psychedlischer Ritt ala "Früh-Siebziger-Jess Franco"? Nicht wirklich, obschon wir der Sache damit einen kleinen Schritt näher kommen. Bereits bei der Sichtung geisterte mir immer wieder der wohlklingende Name Jean Rollin durch den Kopf. Ja, ich denke damit haben wir einen guten Bezugspunkt gefunden. Sicher erreicht Bruno Gantillon nicht die Tiefe Rollins, ferner mutet sein Film zahmer an, dabei aber nicht weniger verträumt, vor allem sehr anschmiegsam.

Bitte erwartet keine Orgie aus Blut, Gedärm und Sex. Erotik gibt es in üppiger Dosierung, diese Momente sind aber stets sehr anmutig gefilmt, wirken nie sleazig. Nein, ich möchte von einem Märchen für "(un)erwachsene Träumer & Spinner" sprechen. Lässt man es zu, dass Morgana Le Fay ihre Reize ausspielt, darf man sich auf eine wunderschöne Traumreise freuen. Eine warme Kuscheldecke in ich mich voller Wonne einrolle, die Welt um mich herum vergesse. Bruno Gantillon zeigt uns eine wunderschöne Seite Frankreichs, die herrliche Landschaft wurde sehr ansprechend einbezogen, das alte Gemäuer ebenso. Inmitten dieser Traumwelt platziert, verwöhnen etliche schöne Frauen die Augen des Zuschauers, zu den Darstellern folgen gleich ein paar Worte. Wer nach Spannung, Special Effects oder gar Logik sucht, der wird diese Elemente nicht im Ansatz vorfinden, denn in diesen Disziplinen ist das Werk nicht am Start. Wozu auch, wer braucht Spannung, Schnickschnack oder gar Logik, wenn er stattdessen einen hinreißenden Traum erleben darf?

Betrachten wir die Damen, die uns mit ihrer Anmut die Nacht versüßen. Mireille Saunin und Dominique Delpierre sind in den beiden zentralen Rollen zu sehen, beide Frauen erweisen sich als erstklassige Wahl. Die wirklich liebreizende Mireille Saunin spielt ihren Part mit verführerischer Unschuld und süsser Sünde, eilt später mit dem Mut der Verzweiflung durch das Szenario. Dominique Delpierre strahlt eine extem packende Mixtur aus Attraktivität, Arroganz und Autorität aus, eine regelrecht mystische Aura scheint diese Frau zu umgeben. Wenn sie ihren Dienerinnen ewiges Leben, ewige Jugend und unvergängliche Schönheit verspricht, nimmt man ihr jedes einzelne Wort ohne Widerspruch ab! Für Mireille Saunin aka Françoise mag dies nicht gelten, aber ich will nicht zu viel verraten. Michèle Perello war später auch in HC-Produktionen zu sehen, sie spielt als selbstbewusste Anna nur zu Beginn die erste Geige. Morgane umgibt sich mit vielen Schönheiten, doch drei Damen bilden gewissermaßen ihre Leibgarde. Besonders Régine Motte aka Yael hat es mir angetan, neben Mireille Saunin für mich die anziehendste Frau in diesem Reigen aus Schönheit und Anmut. Es wäre müßig nun alle Namen aufzulisten, nur auf die einzige relevante männliche Rolle will ich noch ganz kurz eingehen. Der kleinwüchsige Alfred Baillou liefert eine beeindruckende Leistung ab. Wenn er seine Herrin Morgane voller Verzweiflung anschmachtet, leidet der Zuschauer mit dem kleinen und verzweifelten Mann. Aber Gurth ist gleichzeitig auch launisch und knarzig, der unendlich währende Liebeskummer hat tiefe Spuren hinterlassen.

Bruno Gantillon schüttet ein pralles Füllhorn über den Zuschauer aus. Dank der sehr stilsicheren Kamera von Jean Monsigny verfehlen die Bilder nie ihre Wirkung, der schöne Soundtrack rundet den prachtvollen Eindruck vortrefflich ab. Wer die reale Welt (was auch immer das sein mag) nicht loslassen kann, nicht dazu bereit ist sich der märchenhaften Welt von Morgana Le Fay zu öffnen, wird zu diesem Film kaum einen Zugang finden. Wer aber beim Namen Jean Rollin an behagliche Filmerlebnisse denkt -aber keine Kopie erwartet- der darf sich auf eine ganz, ganz bezaubernde Traumreise freuen, wird sich vielleicht auf Anhieb in dieses Werk verlieben.

Verzeiht mir meine manchmal allzu rührseligen Anflüge, aber ich bin noch immer berauscht von diesem Film! Zwecks Erdung wende ich mich nüchternen Fakten zu. Die aus den USA stammende DVD von Mondo Macabro ist sehr zu empfehlen. Der Film liegt in schöner Qualität vor, lediglich in wenigen Momenten macht die Kompression auf sich aufmerksam. Die Scheibe ist codefree, das Bonusmaterial interessant, man findet dort z.B. einen Kurzfilm von Bruno Gantillon. Der Vollständigkeit halber sei noch darauf hingewiesen, dass der Flick ungekürzt und im korrekten Bildformat präsentiert wird. Der Ton liegt im französischen Original vor, englische Untertitel lassen sich zuschalten. Ein dickes Dankeschön an die Herrschaften von Mondo Macabro!

Soll ich diesem Knuffel nun abschliessend eine Bewertung in Zahlen auf den zarten Pelz brennen? Es schmerzt, ich wehre mich dagegen. Aber bitte, zunächst sollen es dicke 8,5/10 (sehr gut bis überragend) sein, mehr behalte ich mir für die nächsten Sichtungen vor.

Lieblingszitat:

Morgane: "Are you afraid?"
Françoise: "No, no. I follow logic."
Morgane: "That's the worst sickness. Here you can be cured of it."

Re: Welche DVD gab's zuletzt (im Player)?

Verfasst: Mi 4. Mai 2011, 21:49
von hank_chinaski
The Wackness (2008)

Ben Kingsley ist Psychiater der nicht alt werden will und dicke Drogen konsumiert... gibt seinem dealer gegen Naturalien Therapiesitungen
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Sehr lustig, sehr empfehlenswert

Fazit: empfehlenswerte 6/10

Re: Welche DVD gab's zuletzt (im Player)?

Verfasst: Do 5. Mai 2011, 20:17
von Blap
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Jack Brooks: Monster Slayer (Kanada 2007, Originaltitel: Jack Brooks: Monster Slayer)

Die Mutationen des Robert E.

Im Kindesalter wird Jack Brooks Zeuge eines schrecklichen Vorfalls. Seine Familie wird bei einem Campingausflug von einem blutrünstigen Monster angefallen und getötet, nur der kleine Jack entkommt dem unfassbaren Grauen. Einige Jahre sind seither vergangen, inzwischen verdient Jack (Trevor Matthews) seine Brötchen als Handwerker, nach der Arbeit besucht er eine Abendschule. Der Verlust seiner Familie hat tiefe Spuren hinterlassen. Jack kämpft immer wieder mit massiven Wutausbrüchen, die er dank einer Therapie aber einigermaßen unter Kontrolle hat. Als ihn der Dozent Professor Gordon Crowley (Robert Englund) um seine fachmännische Hilfe bittet, macht sich Jack auf den Weg zu dem freundlichen Kauz. Crowley bewohnt ein altes Anwesen, Probleme mit den Wasserleitungen machen dem Professor zu schaffen. Leider scheint die Reparatur aufwendinger als vermutet, Jack muss zunächst ein Ersatzteil bestellen. Noch ahnt niemand etwas von den bizarren Ereignissen, die bald über die Abendschulklasse hereinbrechen werden. Etwas hat von Professor Crowley Besitz ergriffen, etwas unvorstellbar Böses! Vielleicht hätte Jack die eindringlichen Warnungen des verschrobenen Verkäufers Howard (David Fox), nicht als haltlose Spinnerei eines alten Schwätzers abtun sollen...

Diese kleine Horrorkomödie aus Kanada macht wirklich Spass. Allerdings spreche ich gleich zu Beginn eine Warnung aus, denn Hektiker werden mit diesem Film nicht glücklich! Das Drehbuch nimmt sich Zeit, stellt den "Helden" recht ausführlich vor, auch sein nahes (sehr überschaubares) Umfeld bleibt nicht unbeachtet. Der Titel verspricht mit Blick auf zu erwartende "Action" vielleicht ein wenig zu viel, denn von seiner Bestimmung "Monster Slayer" ahnt Jack zunächst noch nichts. Insgesamt fühlt sich "Jack Brooks: Monster Slayer" wie der Auftakt zu einer Filmreihe an. Ich wäre über eine Fortsetzung sehr erfreut, denn Potential ist ohne Zweifel vorhanden.

Trevor Matthews gelingt es überraschend gut, die Figur Jack Brooks sympathisch darzustellen. Natürlich ist der Film auf eine Art und Weise angelegt, dass wir es hier nicht mit einer ernsthaften Charakterstudie zu tun bekommen. Doch Jack Brooks wirkt nicht wie ein belangloses Abziehbild, obwohl er auf den ersten Blick diverse Klischees bedient. Robert Englund darf zunächst als knuffig-schrulliger Professor für Schmunzler sorgen, später verändert er sich dramatisch, ich will wegen Spoilergefahr nicht ins Detail gehen. Rachel Skarsten sehen wird als Freundin der Hauptfigur, die stets nörgelt und zickt, was Jack weitgehend mit stoischer Gelassenheit über sich ergehen lässt. Ashley Bryant gibt ein kesses Blondchen, welches eindeutig am jungen Mr. Brooks interessiert ist, die übrigen Darsteller fallen weder besonders positiv noch negativ auf.

Neben Trevor Matthews und Robert Englund, stellen die Monster die Stars der Sause. Erfreulicherweise sind die Unholde nicht aus dem Computer gepurzelt, sondern stampfen und geifern in Monster Suits durch das Szenario. Alternativ mit gelungenen Masken & Makeup, das "Obermonster" ist ein ansprechend konstruiertes Gebilde. Die Creature-, Makeup- und Effektleute haben gute Arbeit geleistet, ich bin liebe "greifbare" Monster! Wenn es in dieser Hinsicht einen Kritikpunkt gibt, dann lediglich den, dass ich gern mehr von den Monstern gesehen hätte. Halt! Nun werde ich unfair, denn im Finale kommen die Ungeheuer durchaus zum Zuge, ihre Präsenz ist lediglich zuvor ein wenig dünn gesät. Aber ich schrieb es bereits, der Film wirkt ein wenig wie das Vorspiel für eine Serie. Wenn in der letzten halben Stunde das Tempo forciert wird, steigt damit auch der Gehalt an Blut, Geschleim und Gebrüll. Wüste Auswüchse sollte man trotzdem nicht erwarten. Schocken will der Flick sowieso nicht, als Funsplatter geht er auch nicht durch, dazu fehlt es einfach an hervorgeholtem Gekröse. Es muss ja nicht immer die volle Breitseite sein, der "Monster Slayer" steht schliesslich noch am Anfang seiner vielversprechenden Karriere.

Kommen wir zu den nüchternen Fakten. Der Streifen wurde in Deutschland auf DVD und Blu-ray veröffentlicht. Mir liegt in diesem Fall die DVD vor, die mit einer angemessenen Bildqualität und einigen Boni punktet. Manchen Sammlern bereiten die feisten "FSK-Flatschen" bekanntlich Albträume, ein Wendecover sorgt für einfache Abhilfe.

Klar, mit "Jack Brooks: Monster Slayer" ist den Machern kein zukünftiger Klassiker gelungen. Es reicht jedoch locker zur unterhaltsamen Monster-Sause, in deren Mittelpunkt ein "Nachwuchsheld" steht, den ich gern in weiteren Abenteuern im Kampf gegen fiese Ungetüme sehen würde.

Gut und knuffig = 7/10

Lieblingszitat:

Er hat deine Hand gegessen?


***

Ferner gab es:

Mal wieder Planet Terror (USA 2007), der mich bei jeder Sichtung mehr und mehr begeistert. Inzwischen bin ich bei der höchstmöglichen Bewertung angekommen, der Streifen bietet maximalen Spass. 10/10

Sin City (USA 2005) stellte mich bei der Erstsichtung zwar zufrieden, doch der erhoffte Überflieger war der Film für meinen Geschmack schon damals nicht. Beim zweiten Versuch stellte sich sogar eine gewisse Ernüchterung ein. Trotz der der verheissungsvollen Regisseure, der eindrucksvollen Besetzungsliste, sowie der konsequenten Ausführung, lässt mich dieses durchgestylte Werk weitgehend kalt. Für Fans der Comic-Vorlage vermutlich ein Traum. Für mich ein netter Streifen, aber ansonsten "irgendwie" wenig packender Film. Ich möchte den Film wirklich gern ins Herz schliessen, aber es will mir leider nicht gelingen. Mehr als 6/10 kann ich mir nicht aus den Rippen schneiden.

Re: Welche DVD gab's zuletzt (im Player)?

Verfasst: Sa 7. Mai 2011, 23:44
von Blap
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Cover der Derrick Collectors Box 4, welche die Folgen 46-60 enthält


Folge 51 - Ute und Manuela (Deutschland 1978)

Egon Sebald (Louis Potgieter) haut in der Discothek auf die Pauke. Nach dem ihm der DJ Bescheid gibt, dass bei seinem Auto noch das Licht brennen soll, eilt Sebald kurze Zeit später in die Tiefgarage. Umgehend ist der Bursche genervt, denn offensichtlich hat sich jemand einen Scherz erlaubt. Plötzlich wird er niedergeschossen, wenig später findet sein Freund Russa (Werner Asam) den Leichnam. Vor ein paar Stunden hatte Sebald seine Freundin Manuela (Monika Baumgartner) brutal zusammengeschlagen, die junge Frau hätte folglich gute Gründe für die Tat. Jedoch gibt die Sozialarbeiterin Ute (Cornelia Froboess) der verängstigten Manuela ein Alibi, nimmt die junge Frau ein paar Tage bei sich auf, da sie aus schwierigen Familienverhältnissen stammt. Derrick fühlt Ute auf den Zahn, doch diese lässt sich nicht von ihrer Aussage abbringen...

Cornelia Froboess dominiert diese Folge als mutige Sozialarbeiterin, sie zeigt eine grossartige Leistung. Ihr hübsches Gesicht verbirgt sie hinter der hässlichsten Brille aller Zeiten, vermutlich sollte eine sozial engagierte Frau nicht attraktiv wirken. Monika Baumgartner gelingt als misshandeltes Mädchen ebenfalls eine gute Vorstellung, Martin Semmelrogge gibt in einer Nebenrolle ihren Bruder. Gisela Uhlen sehen wir als Mutter der von Froboess dargestellten Figur, die mit der Berufswahl ihrer Tocher nicht besonders glücklich ist. Werner Asam ist als widerlicher Charakter unterwegs, auch sein Spiel ist ohne Fehl und Tadel. Thomas Braut brüllt sich als gewalttätiger Vater von Baumgartner und Semmelrogge durchs Szenario.

Diese von Helmuth Ashley inszenierte Folge bietet keinen besonders aufregenden Kriminall an, punktet stattdessen aber mit stark gespielten, kantigen und intensiven Charakteren. Der Blick in das Umfeld der jungen Tatverdächtigen ist ernüchternd bis erschreckend. Die konsequente Einsatzfreudigkeit der von Cornelia Froboess dargebotenen "guten & resoluten Seele", bleibt trotz der schon fast schrullig-fanatischen Zeichnung stets glaubwürdig. Dank des sehr stark agierenden Ensembles, ist "Ute und Manuela" eine gute und unterhaltsame Folge geworden.

7/10 (gut)


Folge 52 - Abitur (Deutschland 1978)

Der freundliche und hilfsbereite Assessor Werner Hofer (Peter Dirschauer), erteilt dem kurz vor dem Abitur stehenden Robert Becker (Michael Wittenborn) Nachhilfestunden. Robert soll Medizin studieren, denn sein Vater (Hans Quest), der als Landarzt tätig ist, will ihm die Praxis übergeben. Leider ist Rober kein besonders begabter Schüler, er droht am Numerus clausus zu scheitern. Hofer wird von Dr. Becker ins Gebet genommen, noch stärker legt sich jedoch seine Tochter Adelheid (Agnes Dünneisen) für ihren Bruder ins Zeug. Adelheid macht Hofer eindeutige Angebote, wenn er im Gegenzug Einfluss auf den Notendurchschnitt ihres Bruders nimmt. Empört und genervt lehnt Werner Hofer ab, in seiner Aufregung überfährt er einen jungen Mann. Der Blick zurück erweist sich nicht so schrecklich wie befürchtet, denn das Unfallopfer scheint sich bereits wieder aufzurappeln. Trotzdem flüchtet der überforderte Assessor in Panik. Als man den Überfahrenen kurze Zeit später tot auffindet, wittert die durchtriebene Adelheid ihre Chance. Bei der Leichenschau kann die Todesursache nicht eindeutig dem Unfall zugeordnet werden, eine untypische Verletzung weckt den Instinkt Derricks. Während Derrick und Klein die Ermittlungen aufnehmen, bahnt sich hinter den Kulissen eine Tragödie an...

Wie gehabt kann auch die Folge mit guten Darstellerleistungen glänzen. Dabei ist der "eigentliche" Fall eher nebensächlich, diesmal steht ein Drama um Erpressung und Verzweiflung im Zentrum der Ereignisse. Peter Dirschauer driftet mehr und mehr in Richtung Abgrund. Agnes Dünneisen spielt die verdorbene Göre mit eisiger Präzision, hinter der freundlichen Fassade wohnt die skupellose Boshaftigkeit ohne jegliches Unrechtsbewusstsein. Michael Wittenborn wird von den Ereignissen überrollt, ist den Anforderungen seines Umfelds nicht gewachsen. Hans Quest wirkt im Vergleich zu seiner weiblichen Brut nahezu harmlos, "betriebsblind" sollte eine zutreffende Umschreibung sein. Dietlinde Turban taucht gegen Ende der Folge auf, kann aber kaum mehr als Angst und ein paar Tränen zeigen.

Für Derrick und Klein beginnt diese Folge mit einem lustigen Kegelabend. Besonders für Harry und die anderen Kollegen ein fröhlicher Abend, denn ihr Derrick "darf" sich als "Kegelaufsteller" betätigen. Doch nach diesen kleinen Schmunzlern zu Beginn, entwickelt sich "Abitur" zu einer bitteren Pille, in deren Finale man völlig auf abschwächende Nettheiten verzichtet. Ich mag die fiese Konsequenz dieser Folge sehr, Frank Duval hat den Abspann mit melancholischen Klängen perfekt unterlegt. Sucht man nach einem Kritikpunkt, so könnte man eventuell bemängeln, dass der Zuschauer kaum eine Chance hat den Mordfall selbst aufzuklären. Ich habe dies nicht als Störfaktor empfunden, da das Drama um den Assessor und die Arzttocher den Reiz dieser Folge ausmacht.

7,5/10 (gut bis sehr gut)

Re: Welche DVD gab's zuletzt (im Player)?

Verfasst: So 8. Mai 2011, 22:55
von Blap
Die Fortsetzung der "Mega-Derrick-Sause"

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Cover der Derrick Collectors Box 4, welche die Folgen 46-60 enthält


Folge 53 - Der L-Faktor (Deutschland 1979)

Der angesehene Biochemiker Professor Waldhoff (Herbert Mensching), wird von seiner Mitarbeiterin Dr. Irmgard Minz (Katja Rupé) nach Hause begleitet. Waldhoff informierte seine Ehefrau Agnes (Gisela Peltzer) zuvor telefonisch darüber, dass er die Kollegin mitbringt. Im Anwesen der Waldhoffs wartet ein erschreckender Anblick auf den Professor und Dr. Minz, Agnes Waldhoff wurde Opfer eines Raubmordes. Für den Professor ist sofort klar, seine Frau kann nur von Michael Bruhn (Wolfgang Müller) getötet worden sein, er teilt Derrick diese Vermutung selbstverständlich mit. Agnes Waldhoff pflegte seit einigen Monaten eine freundschaftliche Beziehung zu Michael Bruhn, griff dem vorbestraften Mann ein wenig unter die Arme. Michael kann für die Tatzeit jedoch ein Alibi vorweisen, sein Bruder Heinz (Mathieu Carrière) bestätigt die Anwesenheit in der gemeinsamen Wohnung. Derrick und Klein betrachten die Aussagen der Brüder zwar mit grosser Skepsis, zweifeln jedoch trotzdem an Michaels Schuld...

Herbert Mensching überzeugt als kaltherziger Wissenschaftler, der die Bewunderung seiner Mitarbeiter ohne Skrupel für seine Zwecke mißbraucht. Katja Rupé wird in ihrer Rolle nicht sonderlich gefordert, erfreut aber mit ihrem hübschen Erscheinung. Gisela Peltzer gewährt das Drehbuch leider nicht genügend Freiraum, um der "eigentlich" interessanten Figur Agnes Waldhoff mehr Tiefe zu verleihen. Wolfgang Müller passt gut in die Rolle des simpel gestrickten Sündenbocks, Mathieu Carrière erweist ist hartnäckige und unbeugsame Stütze für seinen Bruder. Amadeus August stellt einen Mitarbeiter des Professors dar, der sich für die Kollegin Dr. Minz interessiert.

Diese von Helmuth Ashley inszenierte Folge, präsentiert uns ein nicht allzu interessantes Beziehungsdrama. Immerhin reitet man nicht auf dem Klischee der gelangweilten Hausfrau herum, die ein Abenteuer mit einem deutlich jüngeren Liebhaber sucht. In diversen Rückblicken erfährt der Zuschauer mehr über die Freundschaft zwischen dem Mordopfer und dem Verdächtigen, die nichts mit sexuellen Ausschweifungen zu tun hatte, sondern auf einer völlig anderen Basis erblühte. Erneut sind die schauspielerischen Leistungen einwandfrei, aber die Charaktere packen mich nicht, die Auflösung ist sowieso von Anfang an offensichtlich. Wenn der Kriminalfall schon in die zweite Reihe gedrängt wird, sollte man den Charakteren bitte mehr Tiefe verleihen, als es in diesem Fall passiert ist. Das gute Ensemble trägt sicher nicht die Verantwortung, für die lediglich gehobene Mitteklasse der Folge, die im "Derrick-Universum" zu den schwächeren Beiträgen zählt (Trotzdem passable Unterhaltung bietet).

6/10 (obere Mittelklasse, inkl. Fanbonus)


Folge 54 - Anschlag auf Bruno (Deutschland 1979)

Bruno Kerk (Dieter Schidor) ist geistig behindert, der junge Mann lebt bei seinen Eltern Oskar (Peter Ehrlich) und Martha (Doris Schade), sein Bruder Helmut (Volker Eckstein) wohnt ebenfalls noch in der elterlichen Wohnung. Bruno ist ein freundlicher und harmloser junger Mann, der seit seiner Kindheit in die Nachbarstochter Gerda (Michaela May) verliebt ist. Inzwischen fühlt sich Gerda jedoch zunehmend von Bruno bedrängt, in ihrem Leben ist kein Platz mehr für den ehemaligen Sandkastenfreund. Eines Abends folgt Helmut der jungen Frau, die mit ihrem Freund Ernst (Gunther Beth) eine Discothek besucht. Als Gerda sich kurz frischmachen will, bittet sie Helmut um ein Gespräch bezüglich Bruno, Ernst bekommt nichts davon mit. Helmut gesteht der überraschten Gerda sein Begehren, in seinem Auto will er über das Mädchen herfallen. Gerda gerät in Panik, Helmut tötet sie beim Versuch ihre Schreie und Gegenwehr zu unterbinden. Seinen Eltern gesteht Helmut unter Tränen die schreckliche Tat, Vater und Sohn brüten einen widerwärtigen Plan aus. Für alle Welt wird klar sein, dass Bruno die schreckliche Tat begangen hat, doch der ist aufgrund seiner Verfassung nicht schuldfähig...

Die Regie dieser Folge wurde Theodor Grädler übertragen. "Anschlag auf Bruno" mutet wie ein Brückenschlag zu den ganz frühen Folgen der Reihe an, denn der Zuschauer kennt den Täter von Anfang an. Hier ist ganz klar Dieter Schidor der Star, der den geistig eingeschränkten Bruno grossartig verkörpert. Seine Darbietung wirkt zu jeder Sekunde glaubwürdig, nie aufgesetzt, unangemessen oder gar peinlich. Volker Eckstein hat den undankbaren Part des unsympathischen Bruders erwischt, Peter Ehrlich gerät als Vater in eine unglaublich schwierige Lage. Doris Schade fungiert als Gewissen der Familie, gewissermaßen als moralische Instanz. Michaela May passt gut in die Rolle der unbeschwerten jungen Frau, die mit der Nähe eines alten Freundes nichts mehr anfangen kann/will. Herbert Strass sehen wir als Vater des Mordopfers, für dessen Geschmack der vermeintliche Täter viel zu sanft angepackt wird. Grosses Lob gebührt Horst Tappert, der auch ohne Worte viel von Derricks Gemütszustand sichtbar werden lässt.

Einmal mehr rückt der Kriminalfall in den Hintergrund, "Anschlag auf Bruno" tischt uns ein bitteres Familendrama auf. Freilich mangelt es bei dieser Konstellation an Überraschungsmomenten, doch dank der erstklassigen Leistung von Dieter Schidor bleibt diese Folge in Erinnerung. Immerhin, ganz ohne eine kleine Wendung geht der Fall nicht zu Ende, da nicht die Person für den Zusammenfall des Lügenkonstruktes sorgt, von der ich den entscheidenden Anstoss erwartete. Fast wäre mir die Erwähung von Heiner Lauterbach durch die Lappen gegangen, der in einer kleineren Nebenrolle zu sehen ist.

6,5/10 (oberste Mittelklasse) ...vielleicht noch ein halbes Bonuspünktchen wegen Dieter Schidor.