Die Fortsetzung der
"Mega-Derrick-Sause"
Cover der Derrick Collectors Box 5, welche die Folgen 61-75 enthält
Folge 65 - Karo As (Deutschland 1979)
Jochen Karo (Günther Maria Halmer) ist durch seine Alkoholsucht schwer gezeichnet. Er lebt in einer heruntergekommenen Bruchbude, taumelt auf der Suche nach dem nächsten Suff durch die Stadt. Eines Tages greift ihm ein freundlicher Unbekannter (Klausjürgen Wussow) unter die Arme, zahlt in der Kneipe für ihn, bringt ihm Nachschub in die Wohnung. Doch Bernhard Demmler steht der Sinn keineswegs nach Nächstenliebe, er will den Trinker als Killer auf seine wohlhabende Gattin ansetzen. Karo wiegelt zunächst entschieden ab, schlägt sogar eine grössere Summe Geld aus. Schliesslich geht er dem eiskalten Demmler doch ins Netz, Karo schiesst aus dem Hinterhalt auf Agnes Demmler (Joana Maria Gorvin). Der Anschlag ist nicht von Erfolg gekrönt, Frau Demmler überlebt, erholt sich im Krankenhaus. Derweil nagt das Gewissen an Karo, der Agnes Demmler schliesslich "zufällig" im Krankenhaus besucht. Die gutherzige Dame ahnt nichts von den Hintergründen, sie kommt mit dem freundlichen jungen Mann ins Gespräch. Für den fiesen Gatten wird die Luft zunehmend dünner. Er will Karo wieder auf Kurs bringen, doch der lässt sich nicht mehr manipulieren, hat sogar dem Alkohol entsagt...
Erneut findet ein Mordanschlag statt, den das Opfer jedoch überlebt (Siehe Episode 64 - Ein Todesengel). Auch in dieser Folge steht der Kriminalfall im Hintergrund, Hauptattraktion sind die sehr gut gespielten Charaktere. Vor allem Günther Maria Halmer liefert eine brilliante Leistung ab. Seine Darstellung des ausgebrannten Trinkers ist großartig, realitätsnah und berührend. Sicher kommt die "Wandlung" recht plötzlich, dies ist der knappen Laufzeit geschuldet, mehr kann man kaum in eine Stunde packen. Wobei ich gar nicht von einer Wandlung des Jochen Karo sprechen mag, vielmehr bringen die Ereignisse den wahren Karo zum Vorschein, ziehen ihn aus dem Abwärtsstrudel der Sucht empor. Halmers Darbietung ist großartig, sie wird mir noch lange in Erinnerung bleiben. Klausjürgen Wussow gibt den abgründigen Bösewicht, der seinen Besitzstand mit allen Mitteln wahren will. Auch Wussow überzeugt, die Kälte des Bernhard Demmler greift regelrecht nach dem Zuschauer. Joana Maria Gorvin mag als Agnes Demmler manchen Betrachtern ein wenig zu "gutmenschlich" angelegt sein, doch ich habe ihr die liebenswerte Dame in den besten Jahren jederzeit abgenommen. Henry Gregor sehen wir als Bruder des Anschlagopfers, Katerina Jacob als Agnes Demmlers Tochter Luisa, die keine hohe Meinung bezüglich ihres Stiefvaters hat. Sepp Wäsche ist als resoluter Wirt am Start.
Extreme Charaktere treffen aufeinander. Der Verlierer, die Gute, der von Gier getriebene Fiesling. Schon wegen der tollen Schauspieler hätte man diese Folge in Spielfilmlänge produzieren dürfen, Halmer hätte dadurch noch mehr Raum zur Entfaltung bekommen. Derrick und Klein arbeiten zuverlässig wie ein Uhrwerk, sorgen hier und da für eine kleine Prise Wortwitz, der die Folge aber nie in Albernheiten abrutschen lässt. Der flotte Schnitt ist mir diesmal sehr positiv aufgefallen, an der Regie von Dietrich Haugk gibt es ebenfalls nichts zu bemängeln. Frank Duvals Elektronik wurde mit knackigen Drums aufpoliert, ich bin begeistert! Wer auf ein spannendes Kriminalrätsel hofft, wird mit "Karo As" wohl nicht das Gesuchte finden. Da die Reihe aber immer wieder die üblichen Pfade verlässt, sollte der Fan (vermutlich) gut mit dem Stoff klarkommen.
7,5/10 (gut bis sehr gut, inkl. "Halmer-Bonus")
In Ultrakurzform:
• The Big Red One (USA 1980) - Samuel Fullers WWII-Streifen setzt sich ein wenig zwischen die Stühle. Was sehr reizvoll sein kann, wirkt in diesem Fall ein wenig holprig. Allerdings wurde die auf DVD vorliegende Fassung erst nach Fullers Tod erstellt, sie soll jedoch nach Fullers finalem Drehbuch ausgeführt sein, die Szenen lagen etliche Jahre im Archiv. Da sich die Story an die Kriegserlebnisse des Regisseurs und Drehbuchautors anlehnt, wird das Wechselbad aus Ernsthaftigkeit, Klischees und Popanz verständlich. Man kann wohl nur mit solch grausigen Erlebnissen umgehen, wenn man das Erlebte hier und da ein wenig auflockert. Die Inszenierung schwankt zwischen stark und schludrig, manchmal schmerzt die arg vordergründige Symbolik fast (Wer den Film gesehen hat, wird sich an das schattenwerfende Kreuz auf dem Schlachtfeld erinnern). Lee Marvin übernahm die Hauptrolle, er gibt den üblichen Haudegen, dem immerhin ein Hauch von Tiefe verpasst wurde. Ich sehe Lee Marvin wirklich sehr gern, doch für den Part des Sergeant hätte man IMHO auf einen wandlungsfähigeren Schauspieler setzen sollen. Mark Hamill ist auch dabei, Siegfried Rauch gibt den fanatischen Nazi.
"The Big Red One" weicht teilweise vom üblichen "WWII-Abenteuer-Film" ab, kann sich aber nie wirklich für eine klare Ausrichtung entscheiden. Für mich war der Flick ein interessantes Seherlebnis, welches aber noch nicht vollständig bei mir angekommen ist. Vielleicht klappt es bei der nächsten Sichtung.
Zunächst setzt es solide 6/10
• Der phantastische Planet (Frankreich, Tschechoslowakei 1973) - In den späten siebziger Jahren sah ich diesen Animationsfilm im ZDF (Damals sagte man noch "Trickfilm"). Da ich schon als Kind ein bißchen seltsam war, konnte ich mit "Trickfilmen" nie viel anfangen, die obligatorischen Disney-Schinken waren mir bereits als Bengel ein Graus. Doch bei diesem Film war alles neu und aufregend, die völlig andere Gestaltung zog mich sofort in den Bann, die packende Handlung ebenfalls. Ganz kurz zum Inhalt: Auf einem fernen Planeten werden Menschen als Ungeziefer angesehen, die herrschende Rasse der Draag akzeptiert die "Menschentiere" im Höchstfall als Haustiere. Ein Draag-Mädchen namens Tiwa nimmt sich eines verwaisten Menschenkindes an, nennt den Findling Terr. Der kleine Terr eignet sich Wissen der Draags an, eines Tages flüchtet er aus seinem Dasein als Kinderspielzeug. Per Lerngerät der Draags verbreitet Terr deren Wissen unter seiner Rasse, die Menschen (auch Om genannt) nehmen ihre Zukunft in die Hand...
Immer wieder tauchen bizarre Lebensformen auf, durch die die spannende Handlung aufgelockert -aber nicht ausgebremst- wird. Überhaupt verbreitet der Film eine ganz eigentümliche Atmosphäre, die mich auch nach einigen Jahrzehnten noch immer sehr fasziniert. Lange Zeit war mir der Titel des Films entfallen, vor ein paar Jahren konnte ich das Rätsel endlich lösen, meine Freude war unbeschreiblich. Inzwischen liegt "Der phantastische Planet" seit einiger Zeit ganz offiziell auf DVD vor, vorgestern war erneut die Zeit für eine weitere Sichtung gekommen (In Großbritannien ist übrigens eine BD unter dem Titel "La Planete Sauvage" (aka Fantastic Planet) erschienen. Allerdings ohne die (sehr gute) deutsche Synchronisation).
Wer Lust auf ein "Trickfilmerlebnis" der ganz besonderen Art hat, der sollte diesem Film eine Chance geben! Ich liebe "Der phantastische Planet" noch immer sehr, alles andere als die Höchstnote wäre unangemessen!
10/10