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Welche DVD gab's zuletzt (im Player)?
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Re: Welche DVD gab's zuletzt (im Player)?

Kleine Hartbox von X-Cess
Die Bestie aus dem Weltraum (Italien 1980, Originaltitel: La bestia nello spazio)
Im Birkenhain kopulieren Pferdelein
Captain Larry Madison (Vassili Karis) wird auf eine Mission von höchster Wichtigkeit geschickt. In den Eingeweiden des weit entfernten Planeten Lorigon, wird ein grösseres Vorkommen des begehrten Metalles Autalium vermutet, ein unschätzbar wertvoller und wichtiger Stoff. Mit einer kleinen Crew macht sich Madison auf den Weg, an Bord befindet sich auch die attraktive Offizierin Sondra Richardson (Sirpa Lane). Pikant, denn kurz zuvor verbrachte man eine eindringliche Nacht miteinander, doch die Protagonisten sollen bald ganz andere Sorgen haben. Kurz vor Lorigon kommt es zu einem dramatischen Zwischenfall, der durchtriebene Händler Juan Cardoso (Venantino Venantini) will sich die Beute unter den Nagel reissen, verpasst dem Schiff Madisons eine feiste Breitseite. Knapp entgehen die Damen und Herren vom Militär einer Katastrophe, landen wenig später tatsächlich auf dem angepeilten Planeten. Lorigon kommt Lieutenant Richardson bekannt vor, schon vor der gefährlichen Reise wurde sie von bizarren Albträumen geplagt, in denen sie sich vermutlich auf Lorigon befand. Plötzlich wird die Mannschaft von einem rätselhaften Ungetüm attackiert, kann sich dem Zugriff der erschreckenden Gestalt jedoch entziehen. Captain Madison und ein Teil der Besatzung begeben sich auf die Suche nach dem Autalium, sie geraten in einen grotesken Strudel aus Wahn und Lust, treffen auf einen alten Bekannten und sonstige Gesichtsruinen...
Regisseur Alfonso Brescia inszenierte in den sechziger Jahren ein paar Sandalenfilmchen, gefolgt von diversen Italowestern, die bekanntlich ab Mitte der Sechziger die Helden in Sandalen verdrängten. Ab 1977 sorgte Brescia für einige Science-Fiction-Trasher, nachdem er sich zuvor/währenddessen mit dem Polizei-/Gangsterfilm beschäftigte. Der Begriff "Trash" wird seit einigen Jahren überstrapaziert, doch auf "Die Bestie aus dem Weltraum" trifft dieses Wörtchen zweifellos zu, hier hagelt grober Unfug ohne Pause oder Gnade auf den Zuschauer hernieder. Kulissen der billigsten Sorte, herrliche knuffig-bescheidene Raumschiffe, "typische" SF-Schaupläze wie ein völlig harmlos anmutender Birkenwald. Achja, die Raumschiffmodelle sind bereits keine Meisterleistungen, aber die "Innenausstattung" der Gefährte spottet jeder Beschreibung, unglaublich. Freilich darf es bei all diesem Stumpfsinn nicht an bekloppten Uniformen fehlen, die mich spontan an "Bavas Planet der Vampire auf Crack" erinnern. Die "Handlung" wird immer wieder durch unerotisches Gerödel gestreckt, bei dem sich die Herrschaften wahlweise im Wald oder zwischen bunten Kissen besteigen. Die vorliegende DVD bietet zwei unterschiedliche Fassungen an, auf die ich gegen Ende des Kurzkommentares eingehen werde.
Für die Rolle des Helden wählte man Vassili Karis, der in mehr als vierzig Filmen aus der zweiten und dritten Liga mitwirkte. Karis mutet "irgendwie" wie einer dieser unsympathischen Banker oder Versicherungsfritzen an, die ihren Opfern mit fragwürdigen Verträgen das letzte Geld aus der Tasche zu ziehen gedenken, aber wozu braucht eine Granate wie "La bestia nello spazio" einen Superman(n)? Meist glotzt Herr Karis debil aus den Glupschern, unter Druck offenbart er dennoch echte Führungsqualitäten, die Damen liegen ihm sowieso zu Füßen. Venantino Venantini dürfte fast jedem Freund gepflegter Eurokultunterhaltung schon häufiger begegnet sein, als schlitzohriger Händler sorgt er für manchen Schmunzler. Neben Vassili Karis und Venantino Venantini, ist Claudio Undari die bemerkenswerteste Erscheinung in den Reihen der Herrenriege, er gibt den geheimnisvollen Onaf, einen Bewohner des Planeten Lorigon. Zwar taucht Undari erst recht spät auf, hinterlässt aber besonders bei der weiblichen Hauptdarstellerin einen tiefschürfenden Eindruck. Wenn Onaf die untere Hälfte seines traumhaften und wohlgeformten Körpers schlagartig enthüllt, werden neue Standards in den Disziplinen brechreizanregende Behaarung und bedrohliche Hammergröße gesetzt. Es ist unbeschreiblich, ich bin vor Lachen fast vom Sofa gefallen! Sirpa Lane ist eindeutig das Schmuckstück unter den Damen, die aus Finnland stammende Blondine zeigt ihren schmackhaften Körper vor, begibt sich mit Vassili Karis in den Nahkampf, entdeckt unter der Anleitung von Claudio Undari neue Gebiete auf dem Feld der Höhlenforschung. Damit sind die relevanten Akteure genannt, die übrigen Herren bleiben austauschbar, die ergänzenden Damen sind nett anzuschauen, gewähren selbstverständlich mehrfach freien Blick auf ihre fruchtig-frischen Auslagen.
Mit ein paar Zeilen lässt sich "Die Bestie aus dem Weltraum" nicht angemessen beschreiben oder würdigen. Nahezu jede Einstellung ist purer Unsinn, Schund und entbehrt Sinn und Verstand. Unglaubliche Dinge spielen sich vor den Augen des Betrachters ab. Dümmliche Raumfahrer taumeln durch einen Wald, fühlen sich plötzlich ganz seltsam, unvorbereitet erblicken sie Pferde beim Akt, werden bei dieser Aussicht selbst spitz... Wenig später landen sie in Onafs Anwesen, wo fleissig gebechert und natürlich nach allen Regeln der Kunst gepimpert wird. Achso, erwähnte ich bereits, dass der superdupermächtige Megarobotercomputer Zokor über den Planeten Lorigon herrscht, der mit blecherner Hand und eiserner Härte gegen alle Störenfriede vorgeht? Nein? Macht nichts, denn allerspätestens beim Anblick der Leibgarde Roboimperators erleidet ihr eine Zwerchfellruptur! Übrigens ist der besagte Roborocker völlig durchgeknallt, laut Onav sind bei Zokor vor ewiger Zeit diverse Transistoren verglüht, nun haben wir den Salat.
Alfonso Brescia (unter dem Tarnnamen Al Bradley am Start) hat einen Klassiker für die Ewigkeit vom Stapel gelassen (muhahaharrr)! Vermutlich werden mindestens 98% der Menschheit dem Druck dieser Granate nicht gewachsen sein, spätestens nach fünf Minuten vor Wut die DVD aus dem Fenster werfen. Wer jedoch nicht vor "echtem" Schund zurückschreckt, sich mit einer extrem beknackten Synchro anfreunden kann (die deutsche Fassung macht richtig Freude!), dazu noch ein Herz für "unerotische Erotikszenen" hat... Der sitzt entweder längst in der Klapse und wurde dauerhaft sediert, oder gehört zu einer asozialen Randgruppe verwirrter Filmfanatiker, die vor kaum einer Entgleisung wahnsinniger Murksbrüder zurückschrecken. Bitte, wer sich irgendwie angesprochen fühlt, sagt die nächste Sitzung beim Psychoklempner ab, zieht euch lieber diesen Stoff ins Hirn (aber werft mir nachher nicht vor, dass ich euch nicht vor den Nebenwirkungen gewarnt hätte!). Weil es gerade so gut passt, möchte ich die versprochenen/angedrohten Worte zu den beiden Fassungen loswerden. "Standard" kommt ohne HC-Einschübe ins Haus, während die "XXX-Version" ein paar Momente dieser Gangart einstreut. Ein wenig Gesauge und Gerammel ohne Tarnkappe, doch insgesamt wirkt die Version ohne HC "runder". Allzu groß sind die Unterschiede sowieso nicht, die HC-Fassung punktet mit mehr Ausblicken auf den Gnadenhammer Onafs, der mit seinem Gummiprengel eine widerspenstige Pforte durchschreiten möchte. Ergo erreicht die HC-Version letztlich den gleichen Unterhaltungwert.
Bevor ich es vergesse, möchte ich auf den sehr schönen Score von Pluto Kennedy (Marcello Giombini) hinweisen. Der Sound bewegt sich irgendwo zwischen "Siebziger-Jahre-SF-Mucke" und "C64-Geschwurbel", tatsächlich lieferte Giombini später Arbeiten für C64-Spiele ab, der legendäre Computer eroberte ab 1982 die Wohnzimmer in aller Welt (aber das ist ein anderes Thema. Hach, Nostalgie in Vollendung). Abschliessend ein Blick auf die DVD aus dem Hause X-Cess. Während in den USA (Severin) und Großbritannien (Shameless) bereits DVDs vorlagen, war eine Veröffentlichung für den deutschen Markt längst überfällig. Angenehmerweise packte X-Cess gleich beide Fassungen auf die Scheibe, die gebotene Qualität sollte die Zielgruppe zufriedenstellen, ein paar Boni runden den positiven Eindruck ab. Im Zuge des grassierenden "Hartboxenwahns", bietet das Label den Streifen mit drei unterschiedlichen Covern an, eine kleine und zwei große Hartboxen wurden auf den Markt geworfen, der Inhalt ist identisch.
Wie zum Henker soll ich "Die Bestie aus dem Weltraum" in Zahlen bewerten? Ein unmögliches Unterfangen! 9/10 Sympathiepunkte? 11/10 Trashpunkte? Reicht das als Hinweis, Warnung, Drohung, Bankrotterklärung? Liebhaber wissen sowieso Bescheid, Neugierige sind gewarnt, der Masse geht es am Popo vorbei.
Lieblingszitate:
"Bring mir eine Uranusmilch." & "Du standest bisher unter einer geistigen Einengung!"
Ich bin zwar ein Radikaler, aber mehr noch bin ich ein Lüstling! (Lady Snowblood 2: Love Song of Vengeance)
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Re: Welche DVD gab's zuletzt (im Player)?
127 Std.
Mal wieder Sport ist Mord oder lieber arm dran als Arm ab.
Trotz vermeindlich positiver Kommentare ordne ich den Film eindeutig hinter dem kürzlich gesichteten Sanctum ein. Geht ja um die gleiche Grundproplematik.
Fehlt eindeutig an Spannung...
6.5
Mal wieder Sport ist Mord oder lieber arm dran als Arm ab.
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Nubox481fan
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Re: Welche DVD gab's zuletzt (im Player)?

#10 der Koch Media Western Collection
Glut der Sonne (Italien, Spanien 1967, Originaltitel: Dove si spara di più)
Milchbubi muckt auf
Kalifornien ist groß. Doch nicht groß genug für die Familie Mounters und den Clan der Campos, die sich seit ewigen Zeiten gegenseitig abmurksen. Gerade hat es mal wieder einen Burschen aus den Reihen der Campos erwischt, doch statt der üblichen Rache verfolgt das Oberhaupt der Sippe (Rufino Inglés) einen hinterlistigen Plan. Er schlägt dem Chef der Mounters (Luis Induni) ein faires Duell zwischen den verfeindeten Familien vor, ausgetragen auf neutralem Boden, überwacht von einem unparteiischen Beobachter. Mounters willigt ein, gerät wenig später mit seinen Leuten in einen Hinterhalt, trotz deutlicher Verluste kommen die Mounters mit einem blauen Auge davon. Ärgerlicherweise haben die Campos den "Schiedsrichter" im Sack, gleiches gilt für den korrupten Sheriff (Piero Lulli). Unglücklicherweise fällt der junge Johnny Mounter (Peter Lee Lawrence) in Feindeshand, kann sich aber gemeinsam mit dem pfiffigen Gauner Lefty (Andrés Mejuto) aus dem Staub machen. Lefty bringt seinem Schützling den Umgang mit dem Colt bei, die Bardame Rosalind (Maria Cuadra) führt Johnny in tiefere Regionen ein, verliebt sich in das blonde Bürschlein. Doch seine wahre Liebe soll Johnny an anderer Stelle begegnen. Als er mit Lefty eine Kutsche überfällt, trifft er auf die bezaubernde Giulietta (Cristina Galbó), die dem jungen Mounters gehörig den Kopf verdreht. Zu blöd, denn Giulietta ist die Tochter des alten Campos, überdies hinter den Kulissen längt dem schmierigen Sheriff versprochen, den ein ganz besonderes Ereignis mit dem zukünftigen Campos-Obermotz Rodrigo (Peter Martell) verbindet. Keine guten Vorzeichen für die Liebe der jungen Generation, nicht nur die Familienfehde und der Sheriff stellen schier unüberwindbare Hindernisse dar, auch die eifersüchtige Rosalind ist verdammt sauer...
Gianni Puccini inszenierte nur einen Western, wird ansonsten eher dem "anspruchsvolleren" Kino zugerechnet. "Romeo und Julia" musste als Vorlage herhalten, das Drehbuch überzeugt mit einem interessanten Beziehungskonstrukt, weicht (teils) erfrischend vom üblichen Schema ab. Gute Voraussetzungen für einen ganz besonderen Italowestern, der mich letztlich aber nicht vollständig überzeugen kann. Die folgen Zeilen suchen nach einer Erklärung.
Zu Beginn drückt der Streifen mächtig auf die Atmosphärentube, tischt uns sofort das stilvoll eingefangene Ende eines Zöglings aus dem Lager der Campos auf. Blut, Schweiss und Hass. Eine wüste Ballerei lässt nicht lange auf sich warten, die Vorstellung der relevanten Figuren nimmt ein wenig mehr Raum ein, was in diesem Fall ausdrücklich zu begrüßen ist. Ich erlaube mir den Sprung zum Finale. Erneut wird regnet es aus allen Läufen Blei, die Reihen lichten sich rasant. Wirklich innovativ ist der Krawall nicht ausgeführt, der Fan sollte aber weitgehend zufriedengestellt werden. Einerseits werden (im wahrsten Sinne des Wortes) keine Gefangenen gemacht, andererseits fällt das Ende nicht für alle Beteiligten so konsequent aus, wie ich alter Miesepeter mir es gewünscht habe. Ein kleiner Höhepunkt ereilt uns dennoch, eine -in diesem Umfeld- sehr grotesk anmutende Gestalt taucht wie aus dem Nichts auf, mehr will ich wegen akuter Spoilergefahr nicht verraten. Nun haben wird also einen sehr starken Auftakt, obendrauf ein solides Finale mit verzeihbaren Schwächen. Doch was passiert in der übrigen Zeit? Tja, die wird leider, leider von zu viel Peter Lee Lawrence (bürgerlich Karl Otto Hirenbach, hier als Arthur Grant unterwegs) dominiert, dessen "schwachmatische Unpräsenz" mir den Genuss immer wieder verhagelt. Was macht der Typ falsch? Sicher ist er nicht unbedingt ein begnadeter Schauspieler, was ich ihm an dieser Stelle aber gar nicht ankreiden will. Fakt ist, ich mag den Schmalhans nicht, er nagt an meinen Nerven. Hinzu kommt noch die -für meinen Geschmack- unsympathische Anlage der Figur Johnny Mounters, ich mag solche "kleinen Früchtchen mit grossen Problemen" nicht ertragen. Wie bitte? Ausgerechnet ich begebe mich auf den ausgetretenen Pfad der engstirnigen Nörgelei, wo ich doch (fast) immer jeden Darsteller unbedingt mögen will!? Schon plagt mich mein schlechtes Gewissen, trotzdem kann ich meine Abneigung gegen diese Made nicht zügeln.
Noch immer steht die Frage im Raum, was macht der arme Karl Otto verkehrt??? Vermutlich fast nichts, ich bin inkompatibel, verzeiht mir. Eventuell hatte ich irgendwann Albträume, in denen mich ein Stoffel wie Karl Otto zum Sechs mit flachbrüstigen Thai-Frauen zwingen wollte, die Kassengestelle von Fielschwamm trugen und hysterisch keiften. Verdammt, ich habe keinen blassen Schimmer! Genug davon, werfen wir einen Blick auf die anderen Akteure vor der Kamera, den Damen gewähre ich den Vortritt. Cristina Galbó geniesst bei mir stets Kredit, immerhin wirkte sie in Lieblingen wie "Das Leichenhaus der lebenden Toten" (Non si deve profanare il sonno dei morti, 1974) & "Das Geheimnis der grünen Stecknadel" (Cosa avete fatto a Solange?, 1972) mit. In diesem Western ist sie noch mehr Mädchen als Frau, passt daher noch nicht in mein Beuteschema. Cristinachen ist putzig, süss, man muss sie einfach mögen, sie spielt die Rolle der Giulietta sehr liebenswert, bei Bedarf legt sie kratzbürtige Anfälle hin. Richtig gut hat mir María Cuadra gefallen, die mit ihrer Mixtur aus Erotik, Sehnsucht und Verschlagenheit den Puls beschleunigt. Ana María Noé sehen wir als Ehefrau des alten Mounters, der von Charakterkopf Luis Induni verkörpert wird, den man aus unzähligen Europroduktionen kennt. Andrés Mejuto hat keinen leichten Job, er hat viele gemeinsame Szenen mit dem doofen Karl Otto, die durch seinen kauzigen Knuffel Lefty in deutlich erträgliche Bahnen gelenkt werden. Die Stars sind für mich allerdings Piero Lulli und Peter Martell. Lulli dringt die Verdorbenheit aus jeder Pore, aus seinem Gesicht sprechen Arroganz und Niedertracht, eine grossartige Vorstellung! Peter Martell ergänzt den Auftritt von Piero Lulli, zeigt eindeutig sadistische Neigungen (Gefangenenfolter, die eigene Schwester brutal verprügeln). Lulli und Martell kommen dermaßen ekelhaft rüber, ich verspüre den Wunsch die eigenhändig über den Haufen zu scheissen (haha, der verunglückte Kalauer des Tages). Besser kann man "Westernfieslinge" kaum zum Leben erwecken, zu solchen Zwecken müsste schon ein Kinski aus der Kiste hüpfen. Bevor ich mich in weitere Peinlichkeiten und Entgleisungen verstricke, soll an dieser Stelle genug zu den Schauspielern gesagt sein.
"Glut der Sonne" ist ein interessanter Western, ein besonderer Western. Kein Meisterstück wie der im selben Jahr entstandene "Töte, Django" (Se sei vivo spara), aber ein aus der Masse "irgendwie" hervorstechender Beitrag. Auf den Habenseite stehen ein paar solide "Standardszenen" (was keinen Widerspruch zur "Besonderheit" des Films darstellt), wenige härtere Momente, ein kaputt-frecher Einfall, Paul Naschy in zwei kleinen Rollen (ich verzichte auf die üblichen Begeisterungsstürme zum Thema Naschy, sonst tippe ich noch nächste Woche an diesem Kurzkommentar herum). Weiterhin spielt die Besetzung (überwiegend) stark auf, sind die Spannungen innerhalb des Geflechts reizvoll, bieten Kamera, Schnitt und Musik ordentliche Qualität. Die deutsche Synchronisation leistet sich ein paar Flapsigkeiten, bietet aber ansonsten kaum Anlass zur Beschwerde. Für 7/10 sollte es reichen, doch Karl Otto grätscht mit solch nachhaltig schmerzhafter Gewalt dazwischen, ich muss einen vollen Punkt abziehen. Erneut: Es tut mir leid!
Koch Media hat mit der "Regenbogen-Reihe" vielen Fans des Eurowestern eine grosse Freude gemacht. Obschon ich mit "Glut der Sonne" nur zum Teil glücklich sein kann, verneige ich vor den Köchen, denen wir die Präsentation nahezu vergessener Schätzchen verdanken, auch wenn nicht alle Sausen mitten ins Zentrum der Lust treffen. Die DVDs dieser Reihe gehören in jede gepflegte Sammlung, sofern man ein Herz für Western aus Italien/Europa im geschundenen Leib trägt. "Glut der Sonne" liegt in sehr schöner Verfassung vor, eine Prise sehenswertes Bonusmaterial rundet den erstklassigen Eindruck ab, das Digipak ist sowieso (wie immer) toll gestaltet.
6/10 (...und wer mit Karl Otto keine Schwierigkeiten hat, der darf locker einen fetten Punkt addieren)
Lieblingszitat:
"Vor Ungeziefer schützt man sich, indem man es zerquetscht!"
Zuletzt geändert von Blap am Sa 5. Nov 2011, 12:35, insgesamt 1-mal geändert.
Ich bin zwar ein Radikaler, aber mehr noch bin ich ein Lüstling! (Lady Snowblood 2: Love Song of Vengeance)
Re: Welche DVD gab's zuletzt (im Player)?
Peter Maffay "tabaluga und die zeichen der zeit"
Mit freundlichen Grüßen an alle!
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Re: Welche DVD gab's zuletzt (im Player)?
Die Fortsetzung der "Mega-Derrick-Sause"

Derrick Collectors Box 6 (Folge 76-90)
Folge 88 - Tod im See (Deutschland 1981)
Rudolf Wiegand (Robert Atzorn) gerät auf dem Starnberger See in einen Sturm, sein Segelboot kentert, Wiegand kann in letzter Sekunde gerettet werden. Auf Nachfrage der Rettungskräfte gibt er an, dass auch seine Ehefrau Ursula (Maria Sebaldt) an Bord gewesen sei, die anschliessende Suche bleibt jedoch erfolglos. Herr Randolf (Heinz Moog), der Vater der Vermissten, ist sofort fest davon überzeugt, dass sein Schwiegersohn nicht die Wahrheit sagt, Ursula aller Wahrscheinlichkeit nach sogar ermordet hat. Der ältere Herr sucht Derrick und Klein auf, die zunächst keinerlei Hinweise auf eine Straftat erkennen können. Als die Kriminalbeamten sich schliesslich ein Bild von Rudolf Wiegand machen, keimen erste Verdachtsmomente gegen den leicht reizbaren Burschen auf. Die Ehe der Wiegands war offenbar schon seit einiger Zeit schwer zerrüttet, Rudolf Wiegand unterhielt schon vor dem Verschwinden seiner Gattin ein Verhältnis zu Anita Kampe (Christiane Krüger). Ferner findet sich kein Zeuge, der Ursula Wiegand am Tag des Sturms auf dem Boot gesehen hat. Für Derrick besteht inzwischen kein Zweifel mehr, Ursula Wiegand wurde von ihrem Ehemann ermordet. Aber wo sollen die Ermittler ansetzen, die Leiche der Frau ist nicht auffindbar, eindeutige Zeugenaussagen sind gleichfalls Mangelware...
Robert Atzorn spielt einen Charakter am Rande des Irrsinns. Auf den zunehmenden Ermittlungsdruck reagiert er mit Gereizheit, verliert mehr und mehr die Kontrolle über seine Gedanken und Handlungen, bringt letztlich seine "Verbündete" gegen sich auf. Eine starke Vorstellung, konsequent unsympathisch und glaubwürdig. Christiane Krüger mutet zunächst wie das "typische blonde Liebchen" an, bietet aber dennoch mehr als eine hübsche Fassade. Sie glänzt in sehr starken Szenen mit Horst Tappert, in der Autor Herbert Reinecker seinem Hang zu philosophisch angehauchten Dialogen nachgibt. Heinz Moog tobt in der Rolle des zornigen Schwiegervaters und (eher nebenher) trauernden Vaters durchs Bild. Holger Petzold untermauert in einer kleinen Nebenrolle, die Fragwürdigkeit des von Atzorn dargebotenen Verdächtigen. Für Willy Schäfer (Berger) fallen erneut lediglich ein paar Krümel ab, er darf am Ende der Folge den Schrott aus dem Büro seiner Herrschaften entfernen.
Obwohl "Tod im See" nur ein kleines Ensemble auffährt, mutet diese Folge zu keiner Zeit wie ein Kammerspiel an. Herbert Reinecker hat weitaus packendere Geschichten erdacht, hier läuft alles viel zu schematisch ab, mangelt es an Höhepunkten und Griffigkeit. Die ausgelutschte "Zermürbungstaktik" zeugt ebenso von der wenig kreativen Arbeit Reineckers. Da kann auch -der von mir sehr geschätzte- Alfred Vohrer nicht viel ausrichten, mehr als brave Kost wird nicht geboten. Dank der üblichen Klasse der Schauspieler, wird der Fan immerhin zufriedengestellt, nachhaltigen Eindruck hinterlässt Folge 88 leider nicht. Erstaunlich, wo manch andere Episode durch (pseudo)-philosophische Dialoge (fast) beschädigt wird, sind diese Momente die bescheidenen Glanzlichter von "Tod im See". Immerhin klingt der Score von Frank Duval diesmal kantiger, erinnert teilweise an die Folgen aus der ganz frühen Phase der Reihe (1974-75), an denen Duval noch nicht beteiligt war. Insgesamt eine Folge aus dem Unterhaus der Reihe, die spürbar hinter dem Durchschitt (der bei gefühlten 7/10 liegt) zurückbleibt.
6/10 (obere Mittelklasse)

Derrick Collectors Box 6 (Folge 76-90)
Folge 88 - Tod im See (Deutschland 1981)
Rudolf Wiegand (Robert Atzorn) gerät auf dem Starnberger See in einen Sturm, sein Segelboot kentert, Wiegand kann in letzter Sekunde gerettet werden. Auf Nachfrage der Rettungskräfte gibt er an, dass auch seine Ehefrau Ursula (Maria Sebaldt) an Bord gewesen sei, die anschliessende Suche bleibt jedoch erfolglos. Herr Randolf (Heinz Moog), der Vater der Vermissten, ist sofort fest davon überzeugt, dass sein Schwiegersohn nicht die Wahrheit sagt, Ursula aller Wahrscheinlichkeit nach sogar ermordet hat. Der ältere Herr sucht Derrick und Klein auf, die zunächst keinerlei Hinweise auf eine Straftat erkennen können. Als die Kriminalbeamten sich schliesslich ein Bild von Rudolf Wiegand machen, keimen erste Verdachtsmomente gegen den leicht reizbaren Burschen auf. Die Ehe der Wiegands war offenbar schon seit einiger Zeit schwer zerrüttet, Rudolf Wiegand unterhielt schon vor dem Verschwinden seiner Gattin ein Verhältnis zu Anita Kampe (Christiane Krüger). Ferner findet sich kein Zeuge, der Ursula Wiegand am Tag des Sturms auf dem Boot gesehen hat. Für Derrick besteht inzwischen kein Zweifel mehr, Ursula Wiegand wurde von ihrem Ehemann ermordet. Aber wo sollen die Ermittler ansetzen, die Leiche der Frau ist nicht auffindbar, eindeutige Zeugenaussagen sind gleichfalls Mangelware...
Robert Atzorn spielt einen Charakter am Rande des Irrsinns. Auf den zunehmenden Ermittlungsdruck reagiert er mit Gereizheit, verliert mehr und mehr die Kontrolle über seine Gedanken und Handlungen, bringt letztlich seine "Verbündete" gegen sich auf. Eine starke Vorstellung, konsequent unsympathisch und glaubwürdig. Christiane Krüger mutet zunächst wie das "typische blonde Liebchen" an, bietet aber dennoch mehr als eine hübsche Fassade. Sie glänzt in sehr starken Szenen mit Horst Tappert, in der Autor Herbert Reinecker seinem Hang zu philosophisch angehauchten Dialogen nachgibt. Heinz Moog tobt in der Rolle des zornigen Schwiegervaters und (eher nebenher) trauernden Vaters durchs Bild. Holger Petzold untermauert in einer kleinen Nebenrolle, die Fragwürdigkeit des von Atzorn dargebotenen Verdächtigen. Für Willy Schäfer (Berger) fallen erneut lediglich ein paar Krümel ab, er darf am Ende der Folge den Schrott aus dem Büro seiner Herrschaften entfernen.
Obwohl "Tod im See" nur ein kleines Ensemble auffährt, mutet diese Folge zu keiner Zeit wie ein Kammerspiel an. Herbert Reinecker hat weitaus packendere Geschichten erdacht, hier läuft alles viel zu schematisch ab, mangelt es an Höhepunkten und Griffigkeit. Die ausgelutschte "Zermürbungstaktik" zeugt ebenso von der wenig kreativen Arbeit Reineckers. Da kann auch -der von mir sehr geschätzte- Alfred Vohrer nicht viel ausrichten, mehr als brave Kost wird nicht geboten. Dank der üblichen Klasse der Schauspieler, wird der Fan immerhin zufriedengestellt, nachhaltigen Eindruck hinterlässt Folge 88 leider nicht. Erstaunlich, wo manch andere Episode durch (pseudo)-philosophische Dialoge (fast) beschädigt wird, sind diese Momente die bescheidenen Glanzlichter von "Tod im See". Immerhin klingt der Score von Frank Duval diesmal kantiger, erinnert teilweise an die Folgen aus der ganz frühen Phase der Reihe (1974-75), an denen Duval noch nicht beteiligt war. Insgesamt eine Folge aus dem Unterhaus der Reihe, die spürbar hinter dem Durchschitt (der bei gefühlten 7/10 liegt) zurückbleibt.
6/10 (obere Mittelklasse)
Ich bin zwar ein Radikaler, aber mehr noch bin ich ein Lüstling! (Lady Snowblood 2: Love Song of Vengeance)
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Re: Welche DVD gab's zuletzt (im Player)?
Mr. Nice (Howard Marks)

Ganz nett, kein Muss, aber auch keine vollkommene Zeitverschwendung. Kurzweilige Unterhaltung eben
5,5/10
Four Rooms

Das hysterische Rumgekreische vom Hoteljungen nervt. dafür glatte 2 Punkte Abzug; nicht alle 4 Geschichten sind super und Tarantino kann einfach nicht schauspielen - er nervt VOR der Kamera. Dafür gabs zwei Gags die mir ein gutes Lachen übers Gesicht steigen ließen.
Insgesamt sehenswerte 6,5/10

Ganz nett, kein Muss, aber auch keine vollkommene Zeitverschwendung. Kurzweilige Unterhaltung eben
5,5/10
Four Rooms

Das hysterische Rumgekreische vom Hoteljungen nervt. dafür glatte 2 Punkte Abzug; nicht alle 4 Geschichten sind super und Tarantino kann einfach nicht schauspielen - er nervt VOR der Kamera. Dafür gabs zwei Gags die mir ein gutes Lachen übers Gesicht steigen ließen.
Insgesamt sehenswerte 6,5/10
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Re: Welche DVD gab's zuletzt (im Player)?
Die Fortsetzung der "Mega-Derrick-Sause"

Derrick Collectors Box 6 (Folge 76-90)
Folge 89 - Die Stunde der Mörder (Deutschland 1981)
Herr Bonna (Rolf Becker) leitet ein Altersheim der gehobenen Güteklasse. Momentan muss er sich dem Urteil des Gerichts stellen, er soll drei Bewohner des Heims ermordet haben. Glück für Bonna, er wird aus Mangel an Beweisen freigesprochen. Herr Mahler (Horst Caninenberg) ist alles andere als zufrieden mit diesem Urteil, der rüstige Rentner sitzt während vieler Verhandlungen als Zuhörer im Gerichtssaal. Nach dem Freispruch übernimmt Bonna sofort wieder die Leitung des Seniorentempels, wird von den Bewohnern freundlich begrüßt und beglückwunscht. Mahler taucht auf, gibt vor sich für ein Zimmer in Bonnas Wohnheim zu interessieren, einige Stunden später liegt Bonna erschossen im Hausflur des Gebäudes. Frau Dederich (Luitgard Im), die wichtigste Mitarbeiterin des Getöteten, kann sich an keine besonderen Vorkommnisse erinnern, lediglich ein gewisser Herr Mahler ist ihr im Gedächtnis geblieben. Derrick fühlt Mahler auf den Zahn, der kann jedoch ein wasserdichtes Alibi vorweisen, er war zum Zeitpunkt der Tat mit seinem Enkelkind Inge (Irina Wanka) in der Oper. Eine weitere Person kommt zu Tode, ein ebenfalls aus Mangel an Beweisen freigesprochener Bursche, der vermutlich trotz seiner Schuld nicht verurteilt werden konnte. Auch das zweite Opfer hatte zuvor Kontakt zu Herrn Mahler, der jedoch erneut über ein bombensicheres Alibi verfügt. Derrick fällt zunehmend die regelrechte Besessenheit des älteren Herrn auf, die Ermittlungen werden in Richtung Mahler und Umfeld gelenkt...
Horst Caninenberg sehen wir als offensichtlich gut situierten Rentner, der sich in ein trügerisches Netz verstrickt hat, Selbstjustiz mit Gerechtigkeit verwechselt. Derrick hat dazu (wie könnte es anders sein) die passenden Worte parat, die er dem selbsternannten "Gesetzeshüter" eindringlich ins Gehör massiert. Caninenberg spielt seine Rolle mit "nüchterner Konsequenz", nur ansatzweise droht sein Herr Mahler die Contenance zu verlieren. Rolf Becker steht der glatte Fiesling gut zu Gesicht, seine Motive bleiben teils ungeklärt, was die Fragwürdigkeit seines gewaltsamen Ablebens unterstreicht. Irina Wanka gibt das wohlerzogene Enkelchen des Hauptverdächtigen Mahler, Beatrice Norden ihre Mutter. Wie auch Luitgard Im kann man den Damen ein gutes Zeugnis ausstellen, obwohl ihre Auftritte lediglich in die Kategorie "solides Schauspiel" fallen (viel mehr geben diese Rollen sowieso nicht her). Rudolf Fernaus Auftritt gerät einprägsamer, er scheint hinter die Fassade des ersten Opfer zu blicken. Eine Aufzählung der weiteren Nebendarsteller würden den Rahmen sprengen, Hans Caninenberg ist (neben Tappert) ganz klar der Dreh- und Angelpunkt dieser Folge. Fritz Wepper beeindruckt mit einem extrem "eigenwilligen" Sakko, welches mit seinem sehr "speziellen" Design die Augen des Zuschauers drangsaliert (Schmunzelgarantie inklusive!).
"Die Stunde der Mörder" ist sicher kein besonders raffiniert angelegtes Stück Krimiunterhaltung. Immerhin gewinnen die Ermittler Erkenntnisse, die den Fall auf eine grössere Tragweite anwachsen lassen, die zumindest über die frühen Gedankenspiele hinausreichen. In erster Linie ist "Die Stunde der Mörder" ein eindringliches Plädoyer gegen Selbstjustiz, ein klares Bekenntnis zu unserer bestehenden Rechtsordnung (Derrick obliegt die Aufgabe die -von mir unterstellten- Ansichten und Absichten des Autors dem Betrachter nahezubringen). Theodor Grädler inszenierte ohne Krawall und Effekthascherei, kein Hauch von Popanz lenkt von der "Message" ab. Frank Duvals Kompositionen neigen oft -spätestens zum Ausklang der Folge- zu angenehmer Melancholie und/oder kitschigem Geschleim, diesmal tönt es während des Abspanns überraschend kantig aus den Lautsprechern. Interessantes Detail am Rande: Das "Altersheim" dient heute als "Fürstenhof" in der ARD-Daily "Sturm der Liebe". Ich war mir zunächst nicht sicher, aber ein Blick auf die deutsche Derrick-Fanseite #1 bestätigte meine Vermutung. "Die Stunde der Mörder" bietet angenehme Derrick-Kost, knapp unterhalb des Durchschnitts. Nicht mehr, nicht weniger.
6,5/10 (oberste Mittelklasse)

Derrick Collectors Box 6 (Folge 76-90)
Folge 89 - Die Stunde der Mörder (Deutschland 1981)
Herr Bonna (Rolf Becker) leitet ein Altersheim der gehobenen Güteklasse. Momentan muss er sich dem Urteil des Gerichts stellen, er soll drei Bewohner des Heims ermordet haben. Glück für Bonna, er wird aus Mangel an Beweisen freigesprochen. Herr Mahler (Horst Caninenberg) ist alles andere als zufrieden mit diesem Urteil, der rüstige Rentner sitzt während vieler Verhandlungen als Zuhörer im Gerichtssaal. Nach dem Freispruch übernimmt Bonna sofort wieder die Leitung des Seniorentempels, wird von den Bewohnern freundlich begrüßt und beglückwunscht. Mahler taucht auf, gibt vor sich für ein Zimmer in Bonnas Wohnheim zu interessieren, einige Stunden später liegt Bonna erschossen im Hausflur des Gebäudes. Frau Dederich (Luitgard Im), die wichtigste Mitarbeiterin des Getöteten, kann sich an keine besonderen Vorkommnisse erinnern, lediglich ein gewisser Herr Mahler ist ihr im Gedächtnis geblieben. Derrick fühlt Mahler auf den Zahn, der kann jedoch ein wasserdichtes Alibi vorweisen, er war zum Zeitpunkt der Tat mit seinem Enkelkind Inge (Irina Wanka) in der Oper. Eine weitere Person kommt zu Tode, ein ebenfalls aus Mangel an Beweisen freigesprochener Bursche, der vermutlich trotz seiner Schuld nicht verurteilt werden konnte. Auch das zweite Opfer hatte zuvor Kontakt zu Herrn Mahler, der jedoch erneut über ein bombensicheres Alibi verfügt. Derrick fällt zunehmend die regelrechte Besessenheit des älteren Herrn auf, die Ermittlungen werden in Richtung Mahler und Umfeld gelenkt...
Horst Caninenberg sehen wir als offensichtlich gut situierten Rentner, der sich in ein trügerisches Netz verstrickt hat, Selbstjustiz mit Gerechtigkeit verwechselt. Derrick hat dazu (wie könnte es anders sein) die passenden Worte parat, die er dem selbsternannten "Gesetzeshüter" eindringlich ins Gehör massiert. Caninenberg spielt seine Rolle mit "nüchterner Konsequenz", nur ansatzweise droht sein Herr Mahler die Contenance zu verlieren. Rolf Becker steht der glatte Fiesling gut zu Gesicht, seine Motive bleiben teils ungeklärt, was die Fragwürdigkeit seines gewaltsamen Ablebens unterstreicht. Irina Wanka gibt das wohlerzogene Enkelchen des Hauptverdächtigen Mahler, Beatrice Norden ihre Mutter. Wie auch Luitgard Im kann man den Damen ein gutes Zeugnis ausstellen, obwohl ihre Auftritte lediglich in die Kategorie "solides Schauspiel" fallen (viel mehr geben diese Rollen sowieso nicht her). Rudolf Fernaus Auftritt gerät einprägsamer, er scheint hinter die Fassade des ersten Opfer zu blicken. Eine Aufzählung der weiteren Nebendarsteller würden den Rahmen sprengen, Hans Caninenberg ist (neben Tappert) ganz klar der Dreh- und Angelpunkt dieser Folge. Fritz Wepper beeindruckt mit einem extrem "eigenwilligen" Sakko, welches mit seinem sehr "speziellen" Design die Augen des Zuschauers drangsaliert (Schmunzelgarantie inklusive!).
"Die Stunde der Mörder" ist sicher kein besonders raffiniert angelegtes Stück Krimiunterhaltung. Immerhin gewinnen die Ermittler Erkenntnisse, die den Fall auf eine grössere Tragweite anwachsen lassen, die zumindest über die frühen Gedankenspiele hinausreichen. In erster Linie ist "Die Stunde der Mörder" ein eindringliches Plädoyer gegen Selbstjustiz, ein klares Bekenntnis zu unserer bestehenden Rechtsordnung (Derrick obliegt die Aufgabe die -von mir unterstellten- Ansichten und Absichten des Autors dem Betrachter nahezubringen). Theodor Grädler inszenierte ohne Krawall und Effekthascherei, kein Hauch von Popanz lenkt von der "Message" ab. Frank Duvals Kompositionen neigen oft -spätestens zum Ausklang der Folge- zu angenehmer Melancholie und/oder kitschigem Geschleim, diesmal tönt es während des Abspanns überraschend kantig aus den Lautsprechern. Interessantes Detail am Rande: Das "Altersheim" dient heute als "Fürstenhof" in der ARD-Daily "Sturm der Liebe". Ich war mir zunächst nicht sicher, aber ein Blick auf die deutsche Derrick-Fanseite #1 bestätigte meine Vermutung. "Die Stunde der Mörder" bietet angenehme Derrick-Kost, knapp unterhalb des Durchschnitts. Nicht mehr, nicht weniger.
6,5/10 (oberste Mittelklasse)
Ich bin zwar ein Radikaler, aber mehr noch bin ich ein Lüstling! (Lady Snowblood 2: Love Song of Vengeance)
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Re: Welche DVD gab's zuletzt (im Player)?

DVD aus Italien (Raro Video)
Murder Obsession (Italien, Frankreich 1981, Originaltitel: Follia omicida)
Anita, Laura & Silvia - Gipfeltreffen der Eurokult-Halbgöttinnen
Michael (Stefano Patrizi) verdient seine Brötchen als Filmschauspieler. Nach langer Zeit besucht er seine Mutter (Anita Strindberg), die ein großzügiges Anwesen auf dem Lande bewohnt, dort von ihrem Hausdiener Oliver (John Richardson) umsorgt wird. Michael verbindet ein merkwürdiges Verhältnis mit seiner Mutter, er stellt die mitgereiste Debora (Silvia Dionisio) als seine Mitarbeiterin vor, obwohl die junge Dame mit ihm Tisch und Bett teilt. Wenig später tauchen weitere Kollegen des Schauspielers auf, darunter eine attraktive Kollegin (Laura Gemser) und der Regisseur Hans (Henri Garcin). Niemand ahnt etwas von den schrecklichen Vorfällen, die sich vor vielen Jahren in Michael Kindheit zutrugen. Eine fürchterliche Bluttat prägt noch immer die Psyche des jungen Mannes, der im Knabenalter seinen eigenen Vater mit einem Messer erstach. Debora wird von Albträumen heimgesucht, erfährt von Michaels Mutter mehr über die finstere Vergangenheit ihres Lebensgefährten. Bizarre Morde brechen über die Besuchergruppe herein, die Grenze zwischen Fiktion und Realität beginnt zu verschwimmen. Wer steckt hinter den Gewaltexzessen? Wurde Michael von seinem Kindheitstrauma übermannt? Oder hat der geheimnisvolle, verschrobene Oliver seine Finger in diesem blutigen Spiel...???
Bereits 1946 inszenierte Riccardo Freda seinen ersten Spielfilm. Bis 1969 entstand der größte Teil seines Schaffens, seine Beiträge aus den siebziger Jahren haben sich trotzdem nachhaltiger in meinem Gedächtnis eingeprägt. 1969 fügte er dem "Edgar Wallace Universum" mit "Das Gesicht im Dunkeln" ein interessantes Werk zu, Klaus Kinski durfte dort seine Qualitäten als Hauptdarsteller beweisen, Wallace-Fans bewerten den Film sehr unterschiedlich (ich mag den Streifen, was sicher nicht überraschend anmutet). 1971 kam Freda mit dem unterhaltsamen Giallo "Die Bestie mit dem feurigen Atem" (L'iguana dalla lingua di fuoco) aus der Kiste, 1972 gab es den herrlichen Grusler "Tragic Ceremony" (Estratto dagli archivi segreti della polizia di una capitale europea) zu bestaunen. Dies soll als kurzer Blick auf Fredas Filmographie genügen, ich wende mich nun "Murder Obsession" zu.
Die letzte Regiearbeit Fredas kommt mit einer ordentlichen Dosis Gothic-Horror daher, wirft gialloeske Elemente in die Waagschalen des Blutes, kann mit einem sehr beachtenswerten, bemerkenswerten Ensemble auftrumpfen. Ich nutze gern Worte wie "Atmosphärenschmeichler" und "knuffig", auf diesen Film treffen sie in ganz besonderem Maße zu. Die Schauplätze machen keine Gefangenen, ein altes, großes und vor allem unheimliches Gemäuer, in dem ständig der Strom "ausfällt", Kerzen versuchen der Dunkelheit flackend Paroli zu bieten. Flucht ausgeschlossen, selbstverständlich wird das Anwesen von einem Wald umschlossen, der als Schauplatz für "feucht-glibbrige" und "nass-rote" Vorfälle herhält. Seinen sinnlichen Höhepunkt erlebt der Flick während einer grotesken Traumsequenz, in der Silvia Dionisio auf eine gigantische Gummispinne trifft, Fledermäuse an Fäden durch das gruftige Ambiente schwirren, Blut aus Totenschädeln quillt. Klar, da geht mir das Herz auf, da kennt die Knuffigkeit keine Grenzen! Freda geht sogar einen Schritt weiter, er gönnt dem freudig erregten Zuschauer ein paar Blicke auf Frau Dionisios wohlgeformte Möpse. Ich bin im Himmel, einen schöneren Albdruck kann es nicht geben! Manch übler Nörgelbruder wird sich über die eigenwillige Spinne beschweren, doch was kümmert es mich, ich liebe solchen Unfug. Überwiegend fühlt sich das liebenswerte Treiben angenehm altmodisch an, scheint eher aus den späten Sechzigern/frühen Siebzigern zu stammen. Zwei, drei wüste Metzeleien sind offenbar dem Zeitgeist der frühen achtziger Jahre geschuldet, doch ausgerechnet diese kleinen Einlagen sind handwerklich katastrophal ausgeführt. Gehen die "anderen gezeigten Seltsamkeiten" als bewusstseinserweiternd durch, klatscht uns das Mettgut als purer Obertrash frontal in die Fresse. Fürs Phrasenschwein: "Weniger ist manchmal mehr". Mir haben diese Aussetzer keinesfalls den Spass geraubt, sie nagen an der Atmosphäre, richten aber letztlich keinen nennenswerten Schaden an. Bei Freda gehen Meisterschaft und Versagen ab und an Hand in Hand, was seine Filme noch tiefer und inniger in meinem Herzen verankert.
Den Damen gewähre ich gern den Vortritt, auf geht es! Silvia Dionisio ist immer einen Blick wert, spätestens seit "Horror-Sex im Nachtexpress" (La ragazza del vagone letto, 1979) hat sie einem Platz auf meinem Altar sicher. Die Rolle der Debora ist ein harter Job, Silvia besteht die Prüfung mit ihrem natürlichen Sexappeal, dem ich mich zu keiner Sekunde entziehen kann (warum sollte ich auch?). Laura Gemser verkörperte in etlichen Sausen die legendäre "Black Emanuelle", wälzte sich in zahlreichen Erotikstreifen im heissen Sand und auf bebenden Matratzen. Ganz ohne Nummer kommt sie auch unter Freda (unter Freda, huhu) nicht aus, wandelt aber überwiegend auf züchtigen Pfaden. Laura in einer (fast) etwas anderen Rolle, sehr angenehm. Ich schrieb es bereits häufiger, mir ist Laura Gemser "zu wenig Frau", mir fehlen die entscheidenden Rundungen. Trotzdem sehe ich Laurachen immer wieder gern, sie ist mir sympathisch, ihre Filmographie trifft meinen Nerv. Noch bemerkenswerter ist das Wiedersehen mit der Schwedin Anita Strindberg, die in der ersten Hälfte der siebziger Jahre in erstklassigen Gialli mitwirkte, zu den weiblichen Stars des Genres zählte. Titel wie "Der Schwanz des Skorpions" (La coda dello scorpione, 1971) und "The Child - Die Stadt wird zum Alptraum" (Chi l'ha vista morire, 1972) sprechen für sich. Strindberg präsentiert sich deutlich gereift, ihre Darbietung geht weit über das nette Blondchen hinaus. Ihrem Filmsohn kommt sie unangemessen nahe, eine rätselhafte Aura umgibt die Hausherrin, was steckt hinter der edlen Fassade? Martine Brochard will ich nicht unterschlagen, sie geht im Vergleich zum "Mega-Trio" fast ein wenig unter, dient als positiv zu bewertende Ergänzung. Frauenpower der Oberklasse, kein leichtes Spiel für die Männlein. Stefano Patrizi spielt den grossen, verwirrten und unsicheren Jungen gelungen, sein eher unscheinbares Äußeres erweist sich dabei als hilfreich. Henri Garcin gibt den "Ergänzer" im Männerteam, John Richardson fällt die interessanteste Rolle zu. Sein Oliver ist ein seltsamer Kerl, der nicht nur den anwesenden Damen eine Gänsehaut verpasst. Zusammenfassend: Eine starke Truppe! Wo bekommt man schon Silvia Dionisio, Laura Gemser und Anita Strindberg in einem Film zu sehen?
"Murder Obsession" ist (mal wieder) einer dieser Filme... Eine dieser Super-Sausen, ein Streifen der mein Herz im Sturm erobert. Freda leistet sich hier und da ein paar Schnitzer, die Effektmenschen greifen teilweise tief ins Schüsselchen. Na und??? Warum sollte ich diesem Atmosphärenhammer-Knuffelchen in die Wade beißen, es gibt keinen verdammten Grund dafür! Groteskes Ungetüm, saftiges Obst, Abgründe des Grauens. Riccardo Freda setzt seiner letzten Regiearbeit mit einem tiefschwarzen Ende die Krone auf, danke dafür!
Mir liegt die italienische DVD von Raro vor, die mit ihrer reichlich mittelprächtigen Bildqualität der Atmosphäre des Streifens nicht gerecht wird. Mir ist diese Scheibe freilich lieber als keine Scheibe, eine verbesserte Auswertung wäre allerdings sehr zu begrüßen, verdient hat der Film es zweifellos. Immerhin liegt ein kleines Booklet bei, im Bonusbereich plauert FX-Bursche Sergio Stivaletti fleissig drauf los. Übrigens liegt der Ton in italienischer und englischer Sprache vor. Ein Vergleich lohnt, denn die musikalische Untermalung unterscheidet sich teils sehr deutlich! Tipp: Beschafft euch zusätzlich Fredas "Tragic Ceremony", geniesst während einer lauschigen Herbstnacht ein herrliches Double Feature!
7,5/10 (gut bis sehr gut)
Lieblingszitat:
"Your Mother is a Monster of evil" (Welch infame Unterstellung!)
Ich bin zwar ein Radikaler, aber mehr noch bin ich ein Lüstling! (Lady Snowblood 2: Love Song of Vengeance)