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Welche DVD gab's zuletzt (im Player)?

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Blap
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Re: Welche DVD gab's zuletzt (im Player)?

Beitrag von Blap »

Bruce Lee im Ultrakurzformat
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Bruce Lee Kollektion von Universum Film


In den letzten Tagen war die Sichtung der Box aus dem Hause Universum fällig. Meine letzte Begegnung mit den Filmen lag viele Jahre zurück, dementsprechend gross war die Vorfreude. Da der Inhalt sowieso bekannt sein dürfte, fasse ich mich diesmal besonders kurz.


Die Todesfaust des Cheng Li (Hongkong 1971)

Cheng ist ein gutmütiger, aber auch recht naiver junger Mann. Sein neuer Arbeitgeber ist ein fieser Drogenboss, als mehr und mehr lästige Mitwisser beseitigt werden, muss Cheng seine Kampfkünste auspacken...

Nach "Enter the Dragon" mein Liebling mit Bruce Lee. Freilich sind die tollen Kämpfe die Zierde des Films, doch auch abseits fliegender Fäuste und brechender Knochen ist das Teil sehr unterhaltsam. Lee lässt sich fast von den Bösewichtern einwickeln, findet aber schnell auf den richtigen Pfad zurück.

Macht immer wieder Freude! 7,5/10 (gut bis sehr gut)


Todesgrüsse aus Shanghai (Hongkong 1972)

Hier müssen die Japaner als Bösewichte herhalten, in Filmen aus Hongkong wahrlich keine Seltenheit. Als sein Meister unerwartet verstirbt, erhält unser Held nach und nach erschreckende Einblicke, ergo müssen die bööösen Japse zur Rechenschaft gezogen werden. Deren Obermotz hat einen feisten Russen zu Gast, doch Bruce Lee ist nicht zu stoppen...

Das Drehbuch mutet reichlich einfallslos an, wandelt auf breit ausgetretenen Pfaden. Spass macht der Flick selbstverständlich trotzdem (oder gerade deswegen), das hier vorherrschende beschränkte Weltbild sorgt immer wieder für Schmunzler, die guten Chinesen, die abgrundtief verdorbenen Japaner.

Guter Stoff = 7/10


Die Todeskralle schlägt wieder zu (Hongkong 1972)

Bruce Lee muss sich in Rom mit schleimigen Gaunern rumschlagen. Die hübsche Nora Miao führt in der Hauptstadt des Stiefellandes ein Restaurant, unerwünschte Drecksäcke setzen der jungen Frau mit Nachdruck zu. Bruce Lee hört diesmal auf den Namen Tang Lung, nachdem er Horden von Verbrechern verkloppt hat, hetzt ihm der hinterlistige Gangsterboss Chuck Norris auf den Leib. An dieser Stelle wird es albern, schliesslich wissen es alle Männlein und Weiblein, Chuck Norris ist unbesiegbar, grins...

Bruce Lee übernahm die Regie, der Film schielt deutlich auf den westlichen Markt, nicht nur die gewählte Location Rom spricht Bände. Neben den Kämpfen wird der Streifen von jeder Menge Humor durchzogen, der den Helden noch sympathischer und knuffiger erscheinen lässt. Chuck Norris erfreut das Auge mit wuchernder Körperbehaarung (würg), damals war ein Mann noch Mann, musste ein Mann tun, was ein Mann tun muss.

Guter Stoff, mit leichten handwerklichen Abstrichen bei der Regie = 7/10


Bruce Lee - Mein letzter Kampf (Hongkong, USA 1978)

Lee gibt den erfolgreichen Schauspieler Billy Lo, der sich gegen die Machenschaften eines mächtigen Verbrechersyndikats wehrt...

Für diesen Film fügte man bereits gedrehte Fragmente mit Teilen aus Bruce Lees früheren Filmen und neu produzierten Szenen zusammen. Überraschend ist diese "Leichenfledderei" nicht, immerhin prügelten sich etliche Bruce Lee-Clone durch jede Menge billig produzierte Eastern, ein eigenes Genre namens "Bruceploitation" entstand nach dem Tod des Stars. Warum also nicht auch das Original weiter ausschlachten...

Manches ist gelungen, teils wird der Flickenteppich überdeutlich sichtbar. Insgesamt unterhaltsam, auf die übliche Zahlenwertung verzichte ich aus Respekt vor den anderen Lee-Sausen.

---

Vielleicht noch ein paar Worte zur Qualität der BD-Auswertungen. "Todesfaust", "Todesgrüsse" und "Mein letzter Kampf" gehen IMHO als solide durch, bei "Todesgrüsse" sollte man ein Auge zudrücken. Boni sind sehr dünn gesät, der faire Preis entschädigt jedoch für die schmale Ausstattung. Fazit: Kein perfektes und luxuriös ausgestattetes Set, insgesamt jedoch ansprechend und klare Pflicht für alle Bruce-Sympathisanten!
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Die Fortsetzung der "Mega-Derrick-Sause"

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Derrick Collectors Box 7 (Folge 91-105)


Folge 97 - Der Mann aus Kiel (Deutschland 1982)

Dora Korin (Heidelinde Weis) erhält einen beunruhigen Anruf. Karl Waginger (Edwin Marian) meldet sich bei der attraktiven Frau, die mit dem wohlhabenden Geschäftsmann Georg Korin (Peter Pasetti) verheiratet ist. Der aus Kiel angereiste Waginger verbüßte zuvor eine mehrjährige Haftstrafe wegen Diebstahls, seine Ehe mit Dora wurde nie geschieden, die holde Gattin machte sich nach Karls Haftantritt aus dem Staub. Längst hat Dora mit ihrem alten Leben abgeschlossen, will den für sie unverzichtbaren Luxus nicht gefährden. Sie verschleiert vor Georg die Tatsachen, Korin ahnt nichts von der Vergangenheit seiner Frau, Karl Waginger wird als neuer Gärtner und Chauffeur eingestellt. Wenig später wird die Mordkommission zum Anwesen der Familie Korin gerufen, der Hausherr Georg Korin wurde in seinem Garten erstochen. Dessen noch im Haus lebende Kinder Maria (Kristina Nel) und Ulrich (Hans-Jürgen Schatz) sind geschockt, doch auch sie ahnen noch nichts von der Vorgesichte ihrer Stiefmutter oder der Herkunft Karl Wagingers. Derrick und Klein stossen bei ihren Ermittlungen auf die Akte Wagingers, aber ist ein Dieb zu einem kaltblütigen Mord fähig...???

"Der Mann aus Kiel" bietet vor allem eine Bühne für die bezaubernde Heidelinde Weis, in deren Augen man(n) lustvoll versinken möchte. Der schöne Schein soll sich als sehr trügerisch entpuppen, hinter der anziehenden Fassade wütet die Verdorbenheit. Ich verrate an dieser Stelle sicher nicht zu viel, denn der Kriminalfall ist fraglos recht leicht durchschaubar. Weitaus interessanter ist das Beziehungsgeflecht der Charaktere, in dem bald die wahre Spinne im Netz erkennbar wird. Vielleicht wird der Zaunpfahl ein wenig zu heftig geschwungen, wenn man nebenher die von Weis gespielte Dora Korin als Schauspielerin bei einer Theaterprobe beobachten darf. Edwin Marian agiert als aufdringlicher Ex-Häftling weniger grobschlächtig als z. B. Peter Kuiper in "Der Untermieter" (Folge 87). Die zunächst unterschwellig bedrohliche Ausstrahlung weicht zunehmend, übrig bleibt ein tragischer und armseliger Wicht, eine starke Vorstellung (letztlich ergibt sich daher durchaus eine Parallele zu Kuipers Part in Folge 87). Peter Pasetti gibt zu Beginn den leicht unterkühlten und sachlichen Herrn des Hauses, als Opfer wird er früh aus dem Spiel genommen. Hans-Jürgen Schatz erliegt den Reizen von Heidelinde Weis, Kristina Nel bleibt unscheinbar, Ingeborg Lapsien sehen wir als freundliche Haushälterin. In einer kleinen Nebenrolle ist Helen Vita als unfreundliche Pensionswirtin am Start, Alf Marholm unterstützt die Ermittler mit telefonischen Auskünften.

Alfred Vohrer inzenierte bodenständig, hin und wieder blitzt feiner Humor auf, die Beziehung zwischen Heidelinde Weis und Hans-Jürgen Schatz sorgt für einen zarten Hauch Sleaze. Auf den ersten Blick mag Schatz zu sehr ein biederes Bürschlein sein, doch eben diese Eigenschaft lässt ihm zum idealen Spielball werden. "Der Mann aus Kiel" brodelt von Beginn an, dank des starken Ensembles fesselt die Folge den Zuschauer bis zur letzten Sekunde, obschon sich das bittere Finale schon lange zuvor abzeichnet. Frank Duval untermalte das Geschehen mit angemessenen Tönen. Ein unterhaltsamer Beitrag zur Reihe der auf starke Darsteller baut, während für Freunde des Rätselratens weniger Substanz geboten wird. Habe ich etwas vergessen? Klar, für Berger bleiben erneut nur Handlangerarbeiten übrig, manchmal frage ich mich, ob Willy Schäfer als Sklave in der Abstellkammer gehalten wurde.

7/10 (gut)
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The Dead (Großbritannien 2010, Originaltitel: The Dead)

Zombies in Afrika! ...nur in Afrika?

US-Lieutenant Brian Murphy (Rob Freeman) ist in Afrika stationiert, zu den Aufgaben des Ingenieurs zählt die Instandsetzung technischer Gerätschaften. Momentan sitzt er gemeinman mit vielen anderen Menschlein in einem von ihm notdürftig zusammengeflickten Flugzeug, nahe der westafrikanischen Küste stürzt die Maschine in die Fluten, der Lieutenant überlebt den Absturz und wird an Land gespült. Die panische Flucht war nicht grundlos, der Landstrich wurde von Zombies überschwemmt, die Lage entpuppt sich auch am Ort des Absturzes als völlig unübersichtlich, chaotisch. Ruhe wird Murphy nicht gegönnt, an Land muss er sich sofort gegen nahende Untote zur Wehr setzen. Halbwegs brauchbar bewaffnet gibt er Fersengeld, wenig später findet er einen PKW, macht die alte Karre flott, schleicht mit seinem Gefährt durch die Landschaft. Als er sich im unwegsamen Gelände festfährt, gerät er abermals in eine lebensgefährliche Situation, glücklicherweise wird Murphy in letzter Sekunde vom einem afrikanischen Soldaten gerettet. Sergeant Daniel Dembele (Prince David Oseia) ist desertiert, nachdem er in seinem Heimatdorf die grausam verstümmelte Leiche seiner Frau vorfand, er will seinen verschwundenen Sohn um jeden Preis suchen und retten. Um in dieser unüberschaubaren Hölle zu überleben, müssen die Männer ihr gegenseitiges Mißtrauen überwinden...

Längst wurde der Markt regelrecht mit Zombiefilmen geflutet, was meiner Vorliebe für diese Gangart freilich sehr zuträglich ist. Zugegeben, längst nicht jeder Beitrag erreicht zumindest ein unterhaltsames "Mittelklasse-Niveau", jedoch ragen immer wieder besonders gut gelungene Beiträge aus der Untotensuppe mit Fleischeinlage hervor. "The Dead" zählt zu den bemerkenswertesten Streifen der letzten Jahre, die Brüder Howard und Jonathan Ford haben tolle Arbeit geleistet. Die Zombies hat man ganz bewusst "klassisch" gehalten, hier sind keine Flitzer mit nahezu übermenschlichen Kräften am Start. Die Damen und Herren schlurfen mit trauriger Miene durch den Staub, ihr Erscheinungsbild entspricht den üblichen Gammelfratzen. So entsteht eine gewisse "Balance", denn gegen moderne "Superzombies" könnten sich die noch lebenden Akteure in diesem weitläufigen, offenen und nahezu gebäudefreien Areal nicht behaupten. Obwohl der Hauptcharakter ein talentierter Schrauber ist, soll sich das wiederbelebte Fahrzeug nicht als ultimativer Hoffungsträger erweisen, da es an halbwegs entspannt befahbaren Pisten mangelt, das "Helden-Duo" eiert im Schleichgang durch die Landschaft. Den Ford Brüdern gelingt es ganz vortrefflich, mit recht einfachen Mitteln eine stetige Bedrohung und Spannung köcheln zu lassen. Nirgendwo tut sich ein sicheres Schlupfloch auf, die finsteren Nächte legen sich wie ein verschlingender Albtraum über das Szenario. Sehr geschickt die Dosierung der Zombies, meist tauchen zwar nur wenige untote Lappen auf, die dann aber immer für Angst und Schrecken sorgen.

"The Dead" kommt mit einer kleinen Besetzung aus (bezogen auf die Überlebenden), die Hauptlast ruht auf den Schultern des talentierten Rob Freeman. Lieutenant Brian Murphy ist kein in strahlender Superheld, ebenso wenig ist er ein schmuddeliger Antiheld oder verkappter Bösewicht. Nein, der von Freeman zum Leben erweckte Murphy ist ein durchschnittlicher Typ mit Stärken und Schwächen, gewissermaßen ein "echter" Charakter, dessen Kampf ums nackte Überleben den Zuschauer berührt. "Normalos" haben ab und an damit zu ringen, dass sie als langweilig und flach empfunden werden. Davon ist Lieutenant Murphy angenehmerweise nie betroffen, Rob Freeman bringt seine Figur überzeugend und sympathisch rüber. Übrigens erinnert mich Freeman deutlich an Peter Kremer, der vielen TV-Krimifans als ZDF-Ermittler "Siska" ein Begriff ist. Ein gewissser Prince David Oseia füllt die zweite Hauptrolle aus, er begleitet Rob Freeman über einen längeren Zeitraum. Oseia mag nicht die Präsenz seines Mitstreiters besitzen, macht seinen Job aber insgesamt sehr ordentlich. Auf die übrigen Darsteller gehe ich nicht ein, dazu sind ihre Rollen schlicht zu klein, lediglich David Dontoh taucht kurzzeitig als nennenswerte Ergänzung auf. Rob Freeman war bisher überwiegend in TV-Produktionen zu sehen, den Werdegang des Schauspielers sollte man im Auge behalten, vielen Dank für diese starke Darbietung!

Bewährte Zutaten erfreuen das Herz des Zombiefanatikers. Langsam und trotzdem tödlich taumeln die Untoten durchs Bild, den Zuschauer wirft das Drehbuch ohne vorheriges Geplänkel mitten ins Geschehen, auf irgendwelche Erklärungsversuche wird verzichtet, das Finale passt wie der berühmte Arsch auf den Eimer. Was macht "The Dead" dann zu einem ganz besonderen Beitrag zum Zombietum, welches von mir seit Jahrzehnten verehrt und geliebt wird? Die sehr gut ausgeprägte Fähigkeit der Herren Ford, mit einfachen Mitteln einen sehr ansprechenden Streifen auf die Beine zu stellen? Die herrlich "altmodischen" Untoten? Der bestechend stark aufspielende Rob Freeman? Vielleicht auch die treffsicher und stilsicher eingestreute Portion Mettgut? Die mehr und mehr um sich greifende Hoffnungslosigkeit? Ja, diese Elemente leisten allesamt ihren Beitrag, die ganz grosse Zierde und Stärke des Films ist jedoch die (für eine Zombiesause) ungewöhnliche Kulisse! Die Dreharbeiten fanden grösstenteils in Burkina Faso und Ghana statt, die weite und anmutige Landschaft erweist sich als echter Glücksgriff, malerische An- und Ausblicke, die einen Konstrast zum Horror bieten. Flucht scheint in alle Richtungen möglich, aber wohin rennen ohne Schutz und Verpflegung, wenn hinter jedem Busch ein Untoter auf dich wartet? Ausgerechnet die Gluthitze Westafrikas verpasst dem Genre eine erstaunliche Frischzellenkur! Dem Film sehr zuträglich: im Busch gibt es kein Internet, keine Mobiltelefone, vielleicht darf zaghaft darauf gehofft werden, irgendwo ein intaktes Funkgerät vorzufinden. "The Dead" fühlt ebenso bewährt (Story) wie erfrischend (Umgebung) an, ein großartiger Film!

Savoy/Intergroove hat hat "The Dead" als DVD und BD veröffentlicht, im Handel findet der geneigte Interessent Ausgaben mit und ohne Bonus-Disc. Mir liegt die "2 Disc Edition" vor, die den Film auf BD anbietet, Zusatzmaterial wurde auf eine DVD gepackt, das BD-Case steckt in einem Schuber. Der Film liegt ungekürzt und in ansprechender Qualität vor, die deutsche Synchronisation geht in Ordnung, der englische Originalton gefällt mir vom Zungenschlag her etwas besser.

7,5/10 (gut bis sehr gut / in Gedanken addiere ich einen weiteren Punkt für die grandiosen Locations, obendrauf einen Bonuspunkt für "100%-Wohlfühlsuhlenatmosphäre")!

Lieblingszitat:

"Ich möchte doch nur überleben."
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Grosse Hartbox (#117) von X-Rated


Fascination - Das Blutschloss der Frauen (Frankreich 1979, Originaltitel: Fascination)

Biggi und die Sense

Der kleine Gauner Marc (Jean-Marie Lemaire) ist auf der Flucht vor seinen Komplizen. Das Schlitzohr beabsichtigte die ehemaligen Mitstreiter zu übertölpeln, nun rennt er um sein Leben. In einem alten Schloss findet Marc ein geeignetes Versteck, seltsamerweise trifft er dort nur auf die beiden Schönheiten Elisabeth (Franca Mai) und Eva (Brigitte Lahaie). Die jungen Damen wecken die Neugier des Eindringlings, beantworten Fragen nur ausweichend, immer wieder ist von einer Zusammenkunft um Mitternacht die Rede. Mehr und mehr stürzt Marc in einen Taumel aus Verlangen und Lust, überspielt die eigene Unsicherheit mit einer aufgesetzten Mixtur aus Arroganz und Kühlheit. Als seine Verfolger plötzlich auftauchen, lernen die Schurken Eva auf eine besonders eindringliche und endgültige Art kennen. Marc wähnt sich derweil noch immer in einem harmlosen Spielchen überdrehter Weibsbilder. Er glaubt die Lage unter Kontrolle zu haben, daran ändert auch das Auftauchen der gestrengen Hélène (Fanny Magier) und weiterer Damen nichts...

Es war wieder an der Zeit sich einem von Jean Rollin inszenierten Filmerlebnis hinzugeben. Wer mehr über das Schaffen des leider 2010 verstorbenen Franzosen erfahren möchte, soll sich bitte im Netz nach entsprechenden Beiträgen umschauen. Ich verzichte an dieser Stelle auf das verdiente Loblied, da ich ansonsten vor lauter Begeisterung völlig die Contenance verlieren würde. "Fascination" lässt die Geschlechter aufeinanderprallen, das vermeintlich starke Geschlecht unterliegt dem ach so schwachen Geschlecht in jeder Hinsicht. Das Werk ist eine Liebeserklärung an die Frau, gleichzeitig verstrickt in ein Geflecht aus Begierden, Lust und Angst.

Zunächst zeichnet Rollin den männlichen Protagonisten als cleveren und abgebrühten Typ, der seine Komplizen weder achtet noch ernst nimmt. Überlegen im Wortschatz, besser gekleidet, hat Marc nur Gelächter für die groben Bauerntölpel übrig. Im Schloss angekommen weicht die Belustigung, den ihm gegenüberstehenden Schönheiten fühlt er sich dennoch überlegen. Mit Jean-Marie Lemaire hat Rollin diesen Part treffsicher besetzt, der Bursche verfügt über eine leicht schmierige und überhebliche Ausstrahlung, hat etwas "schäbig-schönes" an sich. Franca Mai und Brigitte Lahaie begegenen ihrem neuen "Gast" mit unverschämter Koketterie, deren Tragweite der Ankömmling nicht zu fassen imstande ist. Während sich Marc lustvoll zwischen Evas Schenkeln aufreibt, hat er sich bereits in einem gnadenlosen Netz verfangen, seine einbildete Dominanz verschleiert den Blick auf die kommenden Ereignisse. Längst hat der aufmerksame Zuschauer erkannt, wer in diesem Spiel die Geschicke lenkt, Marc bleibt diese Erkenntniss verwehrt, er verwehrt sie sich selbst. Später betritt Hélène die Bühne, an diesem Punkt glaubt der Herr der Schöpfung noch immer fest im Sattel zu sitzen. Mit der sich ankündigenden Mitternacht bricht schliesslich seine Unsicherheit hervor, die aufkeimende Angst lugt unübersehbar unter der harschen Tarnkappe hervor.

Kurz möchte ich auf die Qualitäten der Damen eingehen, zumindest die drei zentralen Charaktere Elisabeth, Eva und Hélène würdigen. Franca Mai ist in der Rolle der Elisabeth die menschlichste, schwächste (tatsächlich?) im Bunde, eine hübsche Frau die mit ihren Gefühlen zu kämpfen hat (Spiel? Maskerade?). Brigitte Lahaie habe ich früher gern kritisiert, ihr Körper faszinierte mich schon immer, ihr Gesicht weniger. Spätestens seit der Sichtung des grandiosen "La nuit des traquées" (1980), verliere ich kein schlechtes Wort mehr über die Lahaie, dazu nötigte mir ihre Darbietung viel zu viel Respekt ab. "Fascination" drückt den Stachel weiter in mein altes Herz, zu bezaubernd wirkt Brigitte Lahaie, ich kann und will mich ihren Reizen nicht mehr entziehen (wer hat jemals behauptet, die Frau habe kein hübsches Gesicht? Unfassbar!). Rollin weiss um die optischen Qualitäten seiner Königin der Erotik, er entlockt ihr aber weitaus mehr als den sowieso omipräsenten Sexappeal. Als Eva pendelt Brigitte gekonnt zwischen aufgesetzter Naivität, wilder Lust und zieht als (h)eisskalte Erntemaschine alle Register. Der Zaunpfahl des Herrn Rollin ist eine Sense, hier erscheint euch nicht der alte Gevatter Tod, der klapprige Sensenmann, hier tilgt euch pure Schönheit mit todsicherer Präzision aus dem irdischen Dasein! Fanny Magier rundet die weibliche Dominanz ab, verleiht dem Triumph des starken Geschlechts den letzten Schliff. Damit genug zu den Mitwirkenden vor der Kamera, entdeckt diesen Film auf eigene Faust, das ist viel aufschlussreicher als mein verzweifelt um die passenden Worte kämpfendes Gesülze.

Wie man es von Rollin kennt und erwartet, verwöhnt uns selbstverständlich auch "Fascination" mit herrlichen Bildern und Farben, durch die die schaurige Schönheit der Damen und die herrliche Gruselgeschichte (?) in einen geschmackvollen Rahmen gebettet werden. Die Frau, Krönung der Evolution, überschäumender Fleischeslustpalast, Rausch der Sinne und Emotionen, rote Liebe, rote Verführung, rot rinnt das Leben aus dem Leib der Opfer und/oder Erlösten (?) (Übrigens sollte der Zuschauer jegliche Erwartungen in Richtung Mettgut vergessen, Rollin baut auf eine dem Theater ähnliche Darstellung/Ausführung entsprechender Szenen. Übliches Gepansche wäre IMHO sowieso unangemessen, störend. Siehe die Beschädigungen, die dem ansonsten durchaus reizvollen "Les raisins de la mort" (1977) dadurch zugefügt wurden). Rollin stellt viele Fragen, die Beantwortung bleibt dem Zuschauer überlassen, den zahllosen Hinweisen (?) kann jeder Betrachter in der eigenen Phantasie nachhängen. Die Frau als Essenz des Lebens, zerbrechlich und zugleich hart und kalt wie eine stählerne Klinge, verführerisch und sündig, klug, naiv, dem Spieltrieb folgend... Was bleibt da noch für uns Männer? Der ausgepresste Mann, ein trauriges Extrat ohne Nährwert? Immer wieder schreibe ich, dass man sich auf manche Filme mit Haut und Haaren einlassen muss, für Werke von Jean Rollin gilt dies in ganz besonderem Maße! Wer auf übliche Spannungsbögen, Abläufe und Logik konditioniert ist, sich nicht von diesen Hemmschuhen befreien kann/mag, der wird vermutlich wenig mit den Schöpfungen dieses grossen Filmachers anfangen können. Genug des Geschwafels, schaut euch den Film an!

Mir liegt "Fascination" auf einer DVD aus dem Hause X-Rated vor. Die gebotene Qualität geht in Ordnung, die angefertigte Synchronisation ist überraschend gut gelungen, leistet sich nur kleine und verzeihbare Schnitzer. Angenehmerweise bietet die Scheibe auch den französischen Originalton an, der sich auf Wunsch durch deutsche Untertitel ergänzen lässt. Zugegeben, im O-Ton wirkt die Lahaie noch verführerischer. Vorsicht: Die "Kaufhausversion" von VZM ist stark gekürzt, Finger weg! Mit der X-Rated DVD kann ich gut leben, der angekündigten US-BD sehe ich trotzdem erwartungsvoll entgegen, die wundervollen Bilder verdienen die bestmögliche Aufbereitung (hoffentlich bauen die Herrschaften keinen Mist).

Wenn ich "nur" extrem dicke 8/10 (sehr gut) ziehe, liegt es lediglich daran, dass andere Filme des Meisters die höheren Werte bereits für sich beansprucht haben. Die Punkteskala verkommt zur armseligen Krücke, dieses Schätzchen entzieht sich jedem Zahlenraster!

Lieblingszitat:

"Jetzt bist du in der Welt von Elisabeth und Eva. In der Welt von Wahnsinn und Mord."
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Derrick Collectors Box 7 (Folge 91-105)


Folge 98 - Ein unheimliches Erlebnis (Deutschland 1982)

Anita Schneider (Louise Martini) ist sauer, ihr Gatte schenkt ihr auf einer Betriebsfeier zu wenig Aufmerksamkeit. Charmeur Answald Hohner (Claus Biederstaedt) nutzt die Gelegenheit, bietet der attraktiven Frau seine Dienste als Fahrer an. Freilich möchte Hohner sich eindringlicher mit der von ihm begehrten Dame befassen, ergo sucht man in einem Hinterhof ein unbeobachtetes Eckchen. Doch bevor die Körpersäfte fliessen können, fährt den Lüstlingen mit Nachdruck der Schrecken ins Gebein. Drei finstere Gestalten zwingen Hohner mit Waffengewalt dazu, eine offensichtlich verletzte vierte Person umgehend ins Krankenhaus zu transportieren. Als Anita und Answald einen etwas genaueren Blick auf den Fahrgast werfen, können sie nur noch den Tod des Mannes feststellen. Um nicht in Schwierigkeiten zu geraten, platziert man die Leiche dekorativ auf einer Parkbank und sucht das Weite. Derrick und Klein übernehmen die Ermittlungen, denn der Banksitzer weist eine Schusswunde auf. Für Derrick ist der Tote kein Unbekannter, er hatte vor seiner Zeit bei der Mordkommission mehrfach mit dem Berufseinbrecher zu tun. Frau Engler (Agnes Fink), die Witwe des Getöteten, legt keinen Wert auf die Zusammenarbeit mit der Polizei. Lieber ruft sie ihren ältesten Sohn Udo (Michael Wittenborn) herbei, der junge Mann studiert seit einiger Zeit in Heidelberg. Mutter Engler will Rache, drängt Udo zu Nachforschungen auf eigene Faust. Steuert die Familie auf eine weitere Katastrophe zu...???

Zunächst stehen Louise Martini und Claus Biederstaedt im Mittelpunkt, die im Verlauf der Folge noch mehrfach zu sehen sind. Während die von Martini dargestellte Anita Schneider in erster Linie um ihren Ruf besorgt ist, wird Biederstaedt in der Rolle des Answald Hohner nicht müde, die Frau seiner lüsternen Wünsche weiter zu umgarnen. Biederstaedt umgibt stets dieser Hauch eines durchschnittlichen Spiessbürgers, oft unangenehm schleimig, hinter dessen Fassade "unanständiges" Verlangen wütet. Angenehmerweise wurde Answald Hohner nicht so flach und einseitig angelegt, wie es der Zuschauer auf den ersten (und zweiten) Blick vermutet, Claus Biederstaedt meistert diese Aufgabe souverän. Interessante und erschreckende Einblicke in die Familie des Opfers dominieren nach der Frühphase, vor allem Agnes Fink spielt als "Albtraum-Mutter" großartig auf, fies, verbittert und fehlgeleitet. Ohne Skrupel drängt sie ihren ältesten Sohn zur Selbstjustiz, bemängelt mit Ausdauer dessen Wunsch nach einem Leben abseits krimineller Umtriebe. Michael Wittenborn hat es nicht leicht gegen die nahezu dämonische Präsenz seiner Filmmutter anzukommen, zieht sich aber durchaus achtbar aus der Affäre. Pascal Breuer und Viola Seth sehen wir als jüngere Geschwister Wittenborns, während Breuer starke Momente für sich beanspruchen kann, bleibt Seht unscheinbar und austauschbar, ihre Rolle gibt nicht viel her. Dirk Dautzenberg und Dieter Eppler wirken als Gauner und Komplizen des Erschossenen mit, Dautzenberg spielt erwartungsgemäß sehr launig auf, Eppler gibt kaum weniger überzeugend den kernigen Bösewicht.

Wie weit geht Familie? Wie ausgeprägt kann der Wunsch nach Rache sein? Würde eine Mutter die Zukunft ihres Kindes opfern, es als Werkzeug für die eigenen Vergeltungswünsche mißbrauchen? "Ein unheimliches Erlebnis" gibt klare und unmißverständliche Antworten auf diese Fragen. Sicher, die Phantasie des Betrachters wird in diesem Fall nicht gefordert, ihre Wirkung verfehlt die Folge dennoch nicht. Sehr positiv fällt auf, dass der erhobene Zeigefinger diesmal in der Tasche bleibt, eine Gängelung des Zuschauers findet nicht statt. Sogar dem windig-schleimigen Burschen dem Claus Biederstaedt Leben einhaucht, gesteht das gut gelungene Drehbuch eine gewisse Ambivalenz zu. Schön anzusehen das stimmungsvoll eingefangene Hinterhof-Milieu, in dessen Herz sich weite Teile des Daseins der Famlie Engler abspielen. Frank Duval legte seine Musik elektronisch geprägt an, mit gefällt der Soundtrack zu dieser Folge sehr, sehr gut, für meinen Geschmack hätte die Musik häufiger zum Zuge kommen dürfen. Regisseur Theodor Grädler liefert solide Arbeit ab, vielleicht hätte hier und da ein wenig mehr Schmutz und Popanz für zusätzliche Freude gesorgt, nötig hat "Ein unheimliches Erlebnis" dies jedoch nicht. Stark!

7,5/10 (gut bis sehr gut)

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Die letzten Abende in Stichworten:

• Nightmare on Elm Street 5 - Das Trauma - Es geht weiter abwärts mit Freddy Krueger, immerhin ist die (damals) süsse Lisa Wilcox erneut am Start. Mehr als 5,5/10 sind nicht drin.

• Nightmare on Elm Street 6 - Freddys Finale - Bemüht sich um frischen Wind, leider machen die schlappen Hauptcharaktere einiges kaputt. Erneut reicht es für 5,5/10.

• Species - Viele Bekannte Gesichter plagen sich mit einem besonders cleveren und gefährlichen Alien. Sehr doof und ziemlich unterhaltsam! 6,5/10
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DVD von Columbia Pictures (USA)



The Creeping Flesh (Großbritannien 1972, Titel für den deutschen Markt: Die Auferstehnung des Grauens / Nachts wenn das das Skelett erwacht)

Böses Blut

Eine ausgedehnte Forschungsreise führte den Wissenschaftler Emmanuel Hildern (Peter Cushing) in den fernen Osten. Nun ist er mit einem bizarren Fund aus Neuguinea zurückgekehrt, einem erstaunlich grossen und gut erhaltenen Skelett, welches aller Wahrscheinlichkeit nach von einem menschenähnlichen Urzeitwesen stammt. Umgehend beschäfigt sich Emmanuel mit dem mysteriösen Objekt, sein treuer Assistent Waterlow (George Benson) unterstützt ihn dabei. Derweil hat Penelope (Lorna Heilbron), die liebreizende Tochter des Forschers, ganz andere Sorgen, denn die Arbeit ihres Vaters bringt kein Geld ein, verschlingt aber jede Menge Zaster. Bei Durchsicht der angefallenen Post entdeckt Emmanuel einen äusserst unangenehmen und traurigen Brief. Besagtes Schreiben kündet vom Tod der Ehefrau des Forschungsreisenden, die seit vielen Jahren unter der Obhut seines Bruders James (Christopher Lee) in einer Klinik für Geisteskranke unter Verschluss gehalten wurde. Emmanuel sucht seinen wohlhabenden Verwandten auf, der ihm bei dieser Gelegenheit barsch weitere Zuwendungen verweigert, nebenbei von eigenen Forschungen berichtet, mit denen er sich um die selbe Auszeichnung wie Emmanuel bewerben will. Das obskure Skelett sorgt bei seinem Finder für eine unfassbare Überraschung, als ein Finger mit Wasser in Berühung kommt, bildet sich umgehend lebendes Gewebe um den alten Knochen. Unter dem Mikroskop macht Emmanuel die nächste sensationelle Entdeckung, das Blut des rätselhaften Gewebes offenbart unglaubliche Eigenschaften...

Britischer Horror aus den siebziger Jahren, Peter Cushing und Christopher Lee (einmal mehr) gemeinsam vor der Kamera, inszeniert vom bewährten Freddie Francis, dem wir herrliche Werke wie z. B. die Amicus-Streifen "The Deadly Bees" (1967) und "Tales from the Crypt" (1972) verdanken. Auch für Hammer war Francis tätig, unter seiner Anleitung entstand u. a. Christopher Lees dritter Dracula-Streifen "Dracula has Risen from the Grave" (1968). Ergo muss "The Creeping Flesh" gewissermaßen Pflichtprogramm für jeden Fan gepflegter Gruselunterhaltung darstellen, oder!? Für mich kann ich diese Ansage/Frage mit einem klaren und dicken JA beantworten, dennoch wird der Film eventuell nicht alle der Zielgruppe zugehörigen Filmfreunde erfreuen.

In rund 92 Minuten Spieldauer wurde jede Menge Stoff gepackt, allerdings muss weitgehend auf die "Tätigkeit" des Ungetüms verzichtet werden, erst zum Finale erhebt sich das Klappergestell aus seiner Starre. Dies dürfte manchen Zuschauer irritieren, denn erste Ansätze in diese Richtung werden recht früh präsentiert, jedoch von anderen Ereignissen in den Hintergrund gedrängt. So tischt uns der Flick einen Wissenschaftler auf, der für seine Visionen alles aufs Spiel setzt, oft die Grenze zum Fanatismus überschreitet. Im Gegensatz zum eiskalten Baron Frankenstein (den Peter Cushing bekanntlich mehrfach für Hammer gab), ist Emmanuel Hildern vor allem am Wohl der Menschheit gelegen, der eigene Ruhm nachrangig. Zu diesen "sanften" Mad Scientist-Anflügen, gesellen sich ein uralter Mythos vom Kampf des Guten gegen das absolut Böse, eine tragische Familiengeschichte, kriminelle Umtriebe des Bruders der Hauptfigur, ein entflohener Wahnsinniger sorgt für Krawall, hier wird ein pralles Füllhorn über den Zuschauer ausgeschüttet. Vielleicht mag die Verknüpfung der unterschiedlichen Elemente/Einflüsse/Vorlagen auf den ersten Blick ein wenig unrund erscheinen, doch bei der Zweitsichtung stellte sich bei mir das ersehnte Wohlgefühl ein, welches beim ersten Anlauf noch hin und wieder ins Taumeln geriet. Durch den Verzicht auf einen gradlinigen Ablauf macht sich der Streifen seine Mission nicht leicht, doch der geduldige und aufgeschlossene Betrachter wird letztlich reich belohnt. Vergleiche hinken immer -mehr oder weniger stark- trotzdem möchte ich "The Creeping Flesh" mit einem grossen und auf den ersten Blick nicht vollständig erfassbaren Gemälde vergleichen. Ich mag die Verteilung der Boshaftigkeit auf mehrere Ebenen, die gekonnt ineinadergreifen.

Werfen wir einen kurzen Blick auf die wichtigsten Mitwirkenden vor der Kamera. Peter Cushing ist großartig! Klar, das ist keine Neuigkeit, aber in diesem Fall verdient seine erstklassige Leistung eine ganz besondere Würdigung! Cushing durchlebt in der Rolle des Emmanuel Hildern eine breite Palette von Gefühlen, pendelt zwischen Hoffnung, Angst, Trauer und purer Verzweiflung (schaut euch bitte die Szene an, in der er im Zimmer seiner verstorbenen Frau vor Gram und Leid vergeht, göttlich!). Für Christopher Lee bleibt der Part des fiesen und hinterlistigen Bruders, der ein Irrenhaus mit kalter und harter Hand lenkt. Die Boshaftigkeit ergiesst sich in Form von Arroganz und Zynismus in die Handlung, die brutale und zielstrebige Unterbindung des Fluchtversuches eines Anstaltsinsassen rüttelt auch den trantütigsten Zuschauer wach. Freilich hat Cushing die ergiebigere Rolle erwischt, was aber nichts an der souveränen Arbeit des ebenfalls sehr geschätzten Herrn Lee ändert. Der wahre Co-Star neben Peter Cushing ist eine junge Dame namens Lorna Heilbron, die uns zunächst auf eine falsche Fährte lockt. Penelope kommt als braves und naives Töchterlein daher, durchlebt dann aber eine Wandlung der harschen Sorte, Lorna Heilbron dreht mächtig auf, gleitet auf dem Weg in den Wahn gleichwohl nie in unfreiwillig alberne Bereiche ab. Ich möchte nicht zu viel verraten, Spoiler sind bekanntlich eine unverzeihbare Sünde! George Benson passt prima in den Kittel des treuen Helferleins, eher unscheinbar, dabei allerdings sehr sympathisch. Kenneth J. Warren sehen wir als Irren auf der Flucht, auf die übrigen Darsteller gehe ich an dieser Stelle nicht ein, dies gibt der Rahmen eines Kurzkommentares nicht her. Fazit: Peter Cushing in Bestform, Christopher Lee auf normaler Betriebstemperatur, Lorna Heilbron als positive, eindrucksvolle Überraschung. Ganz ohne kleine Schweinerei kann ich nicht, in einer miesen Spelunke gibt es Ausblicke auf die köstlich drallen Früchte eines Freudenmädchens, sehr angenehm.

"The Creeping Flesh" bietet keine "echte" Innovation, sondern bedient sich fröhlich bei diversen Perlen und Schätzchen aus den Jahren zuvor. Heraus kam ein manchmal etwas eigenwilliger und sperriger Film, der nach kleinen Anlaufschwierigkeiten den Weg in mein Herz gefunden hat, schöne Kulissen und heimelige Atmosphäre inklusive. Es gibt viele Streifen mit den Herren Cushing und Lee die "The Creeping Flesh" deutlich deckeln, auch Freddie Francis hat stärkere Werke inszeniert. An meiner Zuneigung ändern diese Tatsachen nichts, ein schöner und sehenswerter Beitrag aus der zweiten Reihe, danke dafür.

Leider existiert bis zum heutigen Tage keine DVD-Auswertung für den deutschen Markt, die mir vorliegende US-Scheibe erfreut mit schöner Qualität und ist zum fairen Preis erhältlich. Es wäre sehr begrüßenswert, wenn sich ein einheimisches Label um diesen Film bemühen würde, denn die deutsche Synchronisation ist recht ordentlich.

Guter Stoff, der sich runde und solide 7/10 verdient!

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"I am a scientist, not a madman!"
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Re: Welche DVD gab's zuletzt (im Player)?

Beitrag von Blap »

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Dr. Mabuse Box von Universum Film


Im Stahlnetz des Dr. Mabuse (Deutschland, Italien, Frankreich 1961, Originaltitel: Im Stahlnetz des Dr. Mabuse)

Gert, Lex, die bezaubernde Frau Lavi und jede Menge Wohlfühlatmosphäre

In einem Zug wird ein Interpol-Mitarbeiter kaltblütig ermordet. Für Kommissar Lohmann (Gert Fröbe) zu einem äusserst ärgerlichen Zeitpunkt, denn der Kriminalbeamte war gerade dabei sich auf eine Urlaubsreise zu begeben. Der Mord scheint nur ein kleines Puzzleteil in einem äusserst brisanten Fall zu sein, offenbar ist ein mächtiges Verbrechersyndikat aus den USA in die Sache verwickelt, dem Opfer wurde wichtiges Aktenmaterial entwendet. Bald sind weitere Todesfälle zu beklagen, eine Spur führt Lohmann in das städtische Gefängnis, angeblich wurde der dort einsitzende Schwerverbrecher Alberto Sandro (Ady Berber) bei Untaten ausserhalb der Anstalt beobachtet. Tatsächlich ist Sandro verschwunden, in seiner Zelle findet man die Leiche eines anderen Burschen. Gefängnisdirektor Wolf (Fausto Tozzi) und sein Mitarbeiter Böhmler (Werner Peters) hinterlassen zwar nicht den seriösten Eindruck, bieten aber keine Ansatzpunkte für handfeste Verdachtsmomente. Derweil beschäfigt sich auch die attraktive Reporterin Maria Sabrehm (Daliah Lavi) mit den Vorfällen, die junge Frau trifft auf den rätselhaften Joe Como (Lex Barker), dessen wahre Identität zunächst unklar bleibt. Mehr und mehr beschleicht Kommissar Lohmann eine fürchterliche Ahnung, sollte Dr. Mabuse doch noch unter den Lebenden weilen? Falls ja, was führt der Superverbrecher im Schilde? Lohmann und Como müssen an einem Strang ziehen, Joe Como geht ein hohes Risiko ein, er lässt sich in das zwielichtige Zuchthaus einschleusen...

Dr. Mabuse geht in die zweite Runde, auf dem Regiestuhl nahm der bewährte Harald Reinl Platz, der Filmfreuden durch zahlreiche Beiträge zum Edgar-Wallace-Kosmos und diverse Karl-May-Streifen bekannt ist. Die Kamera wurde von Karl Löb bedient, der häufig mit Reinl zusammenarbeitete. Vor der Kamera tummelt sich eine nicht minder illustre Truppe, angeführt vom kantigen Gert Fröbe, der sich in diesem Film (fast) zurückhaltend, zeitweise regelrecht zahm präsentiert (zumindest für seine Verhältnisse). War bereits der von Fritz lang inszenierte Vorgänger "Die 1000 Augen des Dr. Mabuse" (1960) ein starker Beitrag zum "Krimi-Universum" der sechziger Jahre, toppt die zweite Mabuse-Sause aus dieser Zeit den Erstling, treibt das Wohlgefühl des Zuschauers in noch höhere Bereiche der "Wonneskala" (was auch immer das sein mag). Erneut verzichtet man weitgehend auf flache Kalauer, humorlos ist das Wirken von Gert Fröbe dennoch nicht, das Gesamtbild wurde mit einer höheren Dosis üblicher Schauwerte garniert. Vielleicht mag Langs Ansatz tiefsinniger und "künstlerischer" anmuten, Reinl unterhält auf eine mehr massentaugliche Art. Keine Bange, Harald Reinl verliert sich nie in Peinlichkeiten oder gar handwerklichem Unvermögen, Popanz wie man ihn z. B. von (dem von mir sehr geschätzten) Alfred Vohrer kennt, muss der "konservative" Liebhaber nicht befürchten.

Überlässt man einem Vulkan wie Gert Fröbe die Bühne, haben seine Kollegen es nicht leicht sich zu behaupten. Fröbes Präsenz füllt nicht nur die Leinwand aus, sie rollt mit voller Wucht durch die Räumlichkeiten des Zuschauers, packt und reisst mit (auch in stilleren Momenten). Wie bereits weiter oben erwähnt, nimmt sich Fröbe diesmal ein wenig zurück (nur auf "Gepolter" bezogen, nicht qualitativ), was allerdings nicht bedeutet, er würde nicht trotzdem unter Dampf stehen. Zu Beginn zeigt man uns den Privatmann Lohmann, der fröhlich und herzlich mit seiner Familie scherzt, sich auf ein paar Tage Ruhe und Erholung abseits vom Sumpf des Verbrechens freut. Mit Leichtigkeit erobert der Held die Herzen seines Publikums, von der ersten Sekunde an hat er alle Sympathien auf seiner Seite. Ohne Ausbrüche geht es nicht, hin und wieder platzt Lohmann der Kragen, ist er voll und ganz der harte und kernige Ermittler. Besonders interessant sind die feinen Zwischentöne, die den Charakter der Hauptfigur noch menschlicher erscheinen lassen. Bei allem Durchsetzungsvermögen, sind auch einem erfahrenen Kriminalisten wie Kommissar Lohmann Grenzen gesetzt, während der finalen Konfrontation mit dem "Oberschurken" wird dies sehr eindrucksvoll deutlich. Bevor ich mich nun endlos über die Qualitäten des Gert Fröbe auslasse -die sowieso allen halbwegs an Filmen interessierten Menschen längst bekannt sein dürften- nun ein paar Worte zu den anderen Akteuren. Lex Barker fungiert gewissermaßen als Co-Held, die angeblich unklare, fragwürdige Herkunft seiner Figur ist leicht durchschaubar. Im Notfall greift Joe Como beherzt ein, selbstverständlich hat er ein Auge auf die fesche Journalistin Maria Sabrehm geworfen, die seine Annährungsversuche lediglich halbherzig zurückweist. Daliah Lavi bricht nicht aus dem damaligen Frauenbild aus, doch allein ihr Anblick versöhnt mit der ein wenig faden und substanzarmen Rolle, was für eine Frau (die übrigens in "Der Dämon und die Jungfrau" (1963) von Mario Bava noch weitaus heisser anzuschauen ist)! Die Riege der Nebendarsteller muss sich keinesfalls verstecken, Reinl stand ein sehr starkes Ensemble zur Verfügung! Werner Peters ist aus dem deutschen Kriminalfilm der sechziger Jahre nicht wegzudenken, meist spielte der unscheinbare, untersetzte Schauspieler widerliche Charaktere, was ihm ohne Ausnahme bestens gelang. Als Erfüllungsgehilfe schlägt er sich erwartungsgemäß gut, die Ekelhaftigkeit dringt ihm aus jeder Pore. Peters schafft es immer wieder, seine Figuren widerwärig-schleimig darzustellen, man möchte ihm mit Anlauf in den Hintern treten, herrlich! Rudolf Fernau spielt einen undurchsichtigen Geistlichen, Rudolf Forster einen Forscher unter Druck, Fausto Tozzi umgibt eine leicht diabolische Ausstrahlung. Ady Berber sieht wie immer erschreckend aus, er rumpelt wie ein alter Panzer durch das Szenario. Joachim Mock bleibt unscheinbar, er muss einige Rügen seines Chefs Lohmann einstecken. Gestandene Schauspieler wie Albert Bessler und Wolfgang Preiss sind in kleinen Rollen zu sehen, was will man mehr?

"Im Stahlnetz des Dr. Mabuse" leistet sich keine Hänger, bereits der Auftakt im Zug sorgt für Begeisterung. Die Ermittlungen sind spannend, ab und zu wird eine Dosis Krawall eingestreut, die Endphase bietet gar einen heftigen Schusswechsel mit automatischen Waffen an. Richtig stark auch die Auflösung, vor allem die vorherige Auseinandersetzung zwischen Lohmann und ... (verrate ich nicht). Insgesamt sicher eine Spur "gewöhnlicher" als der Vorgänger, für meinen primitiv-vulgären Geschmack daher noch gelungener. Gern zitiere ich aus meinem Kurzkommentar zu "Die 1000 Augen des Dr. Mabuse": Wer die Wallace-Filme mag, der sollte sich auf jeden Fall auch mit den Dr. Mabuse-Sausen beschäftigen, wem die Wallace-Filme eine Spur zu humorig erscheinen, der sollte es ebenfalls mit Dr. Mabuse probieren. Mir liegt das "Dr. Mabuses Meisterwerk" getaufte Box-Set von Universum vor, welches alle sechs Mabuse-Streifen aus den sechziger Jahren enthält:

• Die 1000 Augen des Dr. Mabuse (1960)
• Im Stahlnetz des Dr. Mabuse (1961)
• Die unsichtbaren Krallen des Dr. Mabuse (1962)
• Das Testament des Dr. Mabuse (1962)
• Scotland Yard jagt Dr. Mabuse (1963)
• Die Todesstrahlen des Dr. Mabuse (1964)


Die DVDs kommen in einem schicken Digipak ins Haus, das von einem nicht minder hübschen Schuber umhüllt wird. Ferner liegt ein Booklet bei, in dem Auszüge aus einem Buch des leider kürzlich verstorbenen Wallace-Experten #1 Joachim Kramp zu lesen sind. Der von Kriminalfilmfreunden (und nicht nur denen) sehr geschätzte Joachim Kramp, hinterlässt eine nicht zu schliessende Lücke im "Wissensgebiet Wallace und Co.". An der Qualität der DVD gibt es nichts zu meckern, Universum präsentiert auch den zweiten Beitrag zur Mabuse-Reihe in schöner Verfassung. Für Fans (und solche die es werden wollen) stellt diese Box einen unverzichtbaren Pflichtkauf dar!

Fazit: Reinl legt noch ein Schippchen drauf, übertrifft knapp den guten -von Fritz Lang inszenierten- Vorgänger!

7,5/10 = Gut bis sehr gut

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Re: Welche DVD gab's zuletzt (im Player)?

Beitrag von WAM »

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Re: Welche DVD gab's zuletzt (im Player)?

Beitrag von Blap »

Die letzten Abende in Stichworten:


• Die Liebesschule der Josefine Mutzenbacher - In Wien wird fleissig gepudert, Josefine zeigt wie es funktioniert. Die DVD von NEW enthält lediglich die SC-Fassung, da sich die Attraktivität der Damen sowieso in Grenzen hält, kann ich mit diesem Makel ganz gut leben. Mehr lustig als sexy, fraglos sehr sympathisch = 7/10 (gut)

• RED - Älter. Härter. Besser. - Actionkomödie mit feister Starbesetzung. Viele Köche können den Brei verderben, hier geht die Rezeptur jedoch gut auf. Bruce Willis gewohnt cool, Malkovich herrlich neurotisch, Morgan Freeman und Brian Cox knuffig. Die wahren Sieger sind jedoch die Damen, Mary-Louise Parker ist sehr süss und Helen Mirren schlicht großartig! Macht Spass, die BD ist ordentlich, klare Empfehlung = 7/10 (gut)

• Die Todeskralle des Roten Phoenix - Netter Eastern von der Stange, David Chiang bleibt erstaunlich blass und austauschbar. Für Fans eine runde Angelegenheit, Einsteiger und Gelegenheitsglotzer sollten sich mit anderen Werken befassen. Die DVD von Hanse Sound bietet den Film in schöner Qualität an, die magere Ausstattung ist dem sehr fairen Preis geschuldet. Erneut: Fans greifen zu! 6/10 (obere Mittelklasse)
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Re: Welche DVD gab's zuletzt (im Player)?

Beitrag von musky2304 »

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Ich habe jetzt zwei Tage hinter einander Sopranos die erste Staffel geschaut.
Die Serie ist einfach Kult. Ich hoffe das die restlichen 5 Staffeln auch bald auf Bluray erscheinen.
Gruß Kai
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