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Welche DVD gab's zuletzt (im Player)?

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Blap
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Re: Welche DVD gab's zuletzt (im Player)?

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2-DVD-Set von Anolis/EuroVideo


Die schwarze Mamba (Großbritannien 1981, Originaltitel: Venom)

Klaus, Olli und die Schlange...

Der kleine Philip (Lance Holcomb) muss eine Weile ohne seine Eltern auskommen, Großvater Howard (Sterling Hayden) und Hausmädchen Louise (Susan George) sollen sich um den Jungen kümmern. Louise und der ebenfalls angestellte Chauffeur Dave (Oliver Reed) haben finstere Absichten, unter der Leitung des aus Deutschland stammenden Schwerverbrechers Jacmel (Klaus Kinski) soll Philip entführt werden, die Gauner wollen ein hohes Lösegeld aus den Eltern des Kindes pressen. Geschickt lockt Jacmel den leichtgläubigen Howard aus dem Haus, doch als Louise den Jungen an den Deutschen "übergeben" will, entzieht sich der Bengel zunächst dem Zugriff und flüchtet ins Haus. Philips Widerstand hat einen triftigen Grund, Opa hat ihm eine harmlose Schlange für seinen kleinen Kinderzimmer-Zoo geschenkt. Das Kind nahm seine neue Errungenschaft gerade beim Tierhändler in Empfang, jetzt will der Knabe sofort für eine angemessene Unterbringung des neuen Schützlings sorgen. Hektik kommt auf, der ins Haus zurückkehrende Großvater wundert sich über den Aufruhr, sieht sich mit übermächtigen Gegenspielern konfrontiert. Von Anfang an herrscht eine angespannte Stimmung zwischen dem beherrschten Jacmel und dem aufbrausenden Dave, der Chaffeur lässt sich ungern Befehle von seinem Komplizen erteilen. Als ein Polizist auf Geräusche aus dem Haus aufmerksam wird, verliert Dave die Beherrschung und erschiesst den Gesetzeshüter. Derweil wurde Louise von der vermeintlich ungefährlichen Schlange gebissen. Ihre angebliche Hysterie ist jedoch ein Kampf mit dem Tod, denn das Zoogeschäft hat dem Jungen irrtümlich eine falsche Kiste mitgegeben. Nun sorgt die entfohlene Giftschlange im Gebäude für Angst und Schrecken, während sich vor der Tür die Polizei Londons in Stelllung bringt. Wird der leitende Beamte William Bulloch (Nicol Williamson) die Situation ohne weiteres Blutvergießen auflösen können...???

Piers Haggard erfreute mich mit dem schönen Gruselfilm "In den Krallen des Hexenjägers" (Blood on Satan's Claw, 1971), mit dem hier kurz vorgestellten Thriller "Die schwarze Mamba" gelang dem Regisseur ein weiterer Volltreffer. Der deutsche Titel weckt vermutlich bei zahlreichen Zuschauern falsche Erwartungen, denn wir bekommen es in erster Linie mit einem kammerspielartig angelegten Geiseldrama zu tun, die giftige Schlange dient lediglich als zusätzlicher Dreh an der Spannungsschraube. Ergo entpuppt sich auch das obige Cover der mir vorliegenen DVD als lediglich ansatzweise zutreffend, immerhin baut der andere enthaltene Streifen "Mamba" massiv auf die Präsenz des kriechenden Killers.

Hingegen trifft der englische Orignalitel "Venom" den Nagel auf den Kopf. Er stellt freilich vordergründig ebenso den Bezug zur Schlange her, kann aber auch als Umschreibung für die giftige Atmosphäre dienen, denn innerhalb des Lagers der Bösewichtiger herrscht keinesfalls ein vertrauensvolles Miteinander. "Venom" kommt als "großes Kammerspiel" daher, setzt vor allem auf das Haus und dessen direktes Umfeld als Schausplatz. Die Polizei schirmt das Blickfeld mit rasch angebrachten "Vorhängen" ab, wodurch der Eindruck des Kammerspiels gelungen unterstrichen wird. Geschickt stützt sich das Drehbuch auf eine mehr und mehr bedrückende, bedrohliche Stimmung, baut auf die Spannungen zwischen den Charakteren, verbreitet in wohldosierter Menge zusätzlichen Terror durch die Anwesenheit der Schwarzen Mamba. Ein Blick auf die Liste der Schauspieler sorgt bereits vor dem Start für Freude, weckt eine hohe Erwartungshaltung, die der Film souverän und frei von Durchhängern erfüllt, daher wende ich mich im nächsten Absatz den Damen und Herren vor der Kamera zu.

Klaus Kinski spielt gekonnt gegen sein Image an. Er dreht nicht durch und/oder verliert die Kontrolle, nein, er gibt den kühlen, abgebrühten Denker und Lenker. Kalt, aber nicht unmenschlich, Jacmel behandelt die Geiseln fast freundlich, was man seinem von Oliver Reed dargestellten Helferlein nicht unbedingt nachsagen kann. Reed sorgt für den Choleriker im System, gerät immer wieder aus der Fassung, poltert als tickende Zeitbombe durch das Anwesen. Großartig die Auseinandersetzungen zwischen Kinski und Reed, wenn Klausi dem Olli eine Backpfeife verpasst, brodelt der Kessel unter Hochdruck. Bereits in der frühen Phase machen die Herren keinen Hehl aus ihrer auf Gegenseitigkeit beruhenden Abneigung, herrlich wie Kinski in den Wagen Reeds einsteigt, ihm durch die Art und Weise des Einsteigens gleich klar macht wer der Chef im Ring ist, Reed kontert mit Trotz und bösen Blicken. Für zusätzliche Rivalität sorgt Susan "Torso" George, die den Chauffeur mit ihrem Sexappeal einwickelt, tatsächlich aber das Liebchen des überlegenen Jacmel ist. Susan George scheidet zwar recht früh aus, liefiert aber dennoch einen der besten Auftritte ihrer Karriere ab, gekrönt durch einen grandios dargestellen Abgang. Sterling Hayden versucht seinen Enkel zu schützen, er spielt den gesundheitlich angeschlagenen Großvater ruhig, erdet das Treiben dadurch ein wenig. Lance Holcomb geht als erträgliches Kind durch, er beschädigt den Film zumindest nicht. Nicol Williamson gefällt mir in der Rolle des knarzigen Bullen sehr gut, Sarah Miles gerät später in das Mahlwerk der Ganoven, Michael Gough und Cornelia Sharpe sind in Nebenrollen zu sehen (Gough verstarb leider im März des vergangenen Jahres). Damit genug zu den relevanten Akteuren, das Ensemble ist sicher wegen Reed, Kinski und George sehr bemerkenswert, aber auch die übrigen Mitwirkenden geben keinen Anlass zur Kritik.

Hier und da streute Piers Haggard harsche Schockmomente ein, besonders gut gelungen ist der fiese "Gag" zum Ende der Sause, überzeugt euch bitte selbst! "Venom" ist ein packender Thriller mit leichter "Tierhorror-Schlagseite", die Mischung funktioniert erstklassig! Auch die Anolis-Scheibe hinterlässt einen positiven Eindruck, der Film liegt in schöner Qualität vor, eine Prise Bonusmaterial ist an Bord, das dem Set beiliegende Booklet befasst sich mit beiden enthaltenen Filmen. Âls Verpackung dient ein aufklappbares Digipak, geschützt durch einen Schuber. Anolis hat "Die Schwarze Mamba" inzwischen auch einzeln auf den Markt gebracht, diese Variante kommt in einer kleinen Hartbox ins Haus. Toller Film, gute DVD, ich bin begeistert!(Übrigens lohnt sich der enthaltene O-Ton, dort kommt Klaus Kinksi noch genialer rüber)!

8/10 (sehr gut)

Lieblingszitat:

"Du hast gedacht? Du kannst doch gar nicht denken, du Schwachkopf! Ich will nicht, dass du denkst!"

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Zwar ist der im Set enthaltene "Mamba" (Italien, 1988) aus meiner Sicht längst nicht so packend, ein paar kurze Zeilen verdient der Flick aber fraglos. Mario Orfini kommt mit einem extrem kleinen Ensemble aus, hauptsächlich ruht die Verantwortung auf den Schultern von Trudie Styler und Gregg Henry. Zur Story: Verlassener Kerl will sich an seiner Ex rächen, schmuggelt eine Schwarze Mamba in ihre Wohnung, sperrt Weib und Schlange (!) dort ein, kappt den Telefonanschluss. Genüsslich setzt sich der Bösewicht in sein Auto, bespitzelt dort mit (aus heutiger Sicht) herrlich steinzeitlicher Computertechnik sein perfides Vorhaben.

Gregg Henry passt selbstverständlich perfekt in die Rolle des Ekels, während Trudie Styler leider immer wieder zu einer gewissen Nervensägerei neigt. Um fair zu bleiben soll jedoch nicht unterschlagen werden, dass die Rolle Stylers ein entsprechendes Verhalten verlangt, der labile Gemütszustand der jungen Frau treffend eingefangen wurde. Immer wieder gleitet die Kamera aus Sicht der Schlange durch das Szenario, diese Aufnahmen sind besonders gut gelungen. "Mamba" ist durch und durch "Achtziger", was dem Film einen besonderen Hauch verleiht, Fans dieser Epoche werden frohlocken, Skeptiker wenden sich mit Grausen ab.

Unterhaltsam und kurzweilig, die DVD-Präsentation dürfte gern besser sein. Sehenswert = solide 6,5/10 (oberste Mittelklasse)

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Ferner gab es noch "Das Verhör" (Frankreich 1981), in dem sich Lino Ventura und Michel Serrault ein packendes Duell liefern, Romy Schneider taucht in der letzten halben Stunde als Sahnehäubchen auf. Ventura verhört den mutmaßlichen Kindermörder Serrault, die Herren sind "bestens übel aufgelegt", Guy Marchand gerät als Venturas Gehilfe aus der Fassung, grandios!

Es bedarf nicht vieler Worte, "Garde à vue" ist bitterböses Kino aus Frankreich, Stoff der besten Sorte! Die BD aus dem Hause Concorde zeigt das Werk in sehr ansprechender Verfassung, leider gibt es keine nennenswerten Boni, schade.

8/10 (sehr gut)
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Die Fortsetzung der "Mega-Derrick-Sause"

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Derrick Collectors Box 7 (Folge 91-105)


Folge 99 - Via Genua (Deutschland 1983)

Der wohlhabende Unternehmer Lammers (Michael Degen) ist zunehmend beunruhigt, seit einiger Zeit gehen ständig merkwürdige Anrufe bei ihm ein. Offenbar sorgt sich Lammers nicht ohne guten Grund, denn der Besuch in einem Hotel endet für ihn tödlich, seine Leiche wird in einem Wäschewagen aufgefunden, der Geschäftsmann wurde erstochen. Derrick und Klein nehmen die Ermittlungen auf, schnell stossen sie auf fragwürdige Vorfälle, die Firma des Opfers war vermutlich in Waffenschiebereien verwickelt, allerdings verlief vor wenigen Jahren ein entsprechendes Gerichtsverfahren im Sande. Welche Informationen hält Achim Huber (Wolf Roth) zurück, der als engster Mitarbeiter und Teilhaber an Lammers Betrieb, genaue Einblicke in die Geschäftspraktiken haben sollte? Doch nicht nur Huber gibt sich undurchsichtig, auch der Reiseschriftsteller Lusenke (Siegfried Rauch) erweist sich als wenig hilfreich, obschon er mit Lammers in dem besagten Hotel verabredet war. Derweil reist der Bruder des toten Firmenchefs an, Rudolf Lammers (Klaus Behrendt) und sein Sohn Hans (Eckhard Heise) wollen das eventuell zu erwartende Erbe antreten und sich um weitere Formalitäten kümmern. Tatsächlich kommt Rudolf in den Genuss der üppigen Hinterlassenschaft. Damit verbunden ist auch der Zugriff auf äusserst brisante Dokumente, die kein gutes Licht auf den Toten werfen, gleichzeitig für den zunehmend unter Druck geratenden Achim Huber lebenswichtig sind...

Erneut versammelte sich ein illustres Ensemble vor der Kamera, herausragend einmal mehr die Leistung von Klaus Behrendt. In der Folge "Am Abgrund" (80) war Behrendt als völlig fertiger Alkoholiker zu sehen, in "Der Spitzel" (49) gab er einen schleimigen Zuträger. Nun stellt er einen pflichtbewussten Grundschullehrer dar, hinter dessen gutbürgerlicher Fassade sich ein erschreckender Verfall von Anstand und Wertvorstellungen ausmachen lässt. Behrendt unterstreicht sein großartiges Können und seine Wandlungsfähigkeit. Der eher unscheinbare Eckhard Heise nimmt als Sohn des Erben die Position der "moralischen Notbremse" ein, mit seiner ruhigen und sachlichen Darstellung fungiert er auf den Punkt genau als Gegenpol zu seinem Filmvater. Wolf Roth versucht verzweifelt seinen Hintern zu retten, die bezaubernde Heide Keller ist bemüht ihn nach Kräften zu unterstützen, kommt aber kaum über den Status "hübsche Dekoration" hinaus. Siegfried Rauch gefällt mir diesmal nicht ganz so gut, sein Auftritt ist mir eine Spur zu gestelzt, bemüht und verquast. Sicher könnte man zu seinen Gunsten ins Feld führen, dass die Hintergrundgeschichte zu dieser Folge (sowie die ins Spiel gebrachten Lebenserfahrungen des Schriftstellers), eine entsprechende Anlage der Figur Lusenke nachvollziehbar und glaubwürdig machen, dennoch habe ich Rauch schon weitaus stärker erleben dürfen. Kurt Raab sorgt als Hausangestellter des Opfers für ein paar Schmunzler, bleibt undurchsichtig und herrlich verschroben, grandios! Diverse dunkelhäutige Damen und Herren bleiben leider auf kleine Nebenrollen beschränkt, werden lediglich als Aufhänger für die Story genutzt. Schade, aber die knapp einstündige Laufzeit gibt schlicht nicht mehr Raum her.

Damit sind wird beim "Problem" von "Via Genua" angekommen. Der Kriminalfall ist nicht schwer durchschaubar, schnell ahnt der Zuschauer, dass der Unternehmer seine Finger in schmutzigen Geschäften hatte. Nun unternimmt das Drehbuch den Versuch, möglichst viel Handlung und relevante Charaktere in das zeitlich knapp bemessene Korsett zu pressen. Im Ergebnis führt dieses Vorhaben zu einem oberflächlich abgehandelten Thema, dessen Ernsthaftigkeit und Tragweite eine intensivere Betrachtung verdient hätten. Gewissermaßen wird die Ausbeutung Afrikas angeprangert, gleichzeitig gewährt der Stoff den anwesenden Afrikanern (bzw. den entsprechenden Darstellern), lediglich eine schmale Nische, Derrick goes Afrikasploitation. Zusätzlich degradiert die grandiose Darbietung von Klaus Behrendt die kritischen Töne in den Staub, denn der brave Grundschullehrer wird zur tragenden Unperson, zum Hassobjekt der Folge. Jahrelang bestand kein Kontakt zum Bruder, nun wird das Erbe mit freudiger Erregung eingesackt, später gar mir überschäumender Gier verteidigt. Voller Entsetzen stellen sich die Nackenhaare des Betrachters auf, ein Moralkrüppel dieser Kategorie soll Kinder lehren? Immerhin bleibt die tröstende Vorstellung, dass der liebenswerte Herr seinen Dienst eventuell nicht mehr antritt, sofern die Bankkonten in der Schweiz nicht eingefroren werden. Doch bevor meine Phantasie ausser Kontrolle gerät, will ich diesen Kurzkommentar lieber sanft ausklingen lassen. Zu Beginn sorgte die gute Kameraarbeit für wohlige Momente, ich fühlte mich fast an einen Polizei-/Gangsterfilm aus Italien erinnert, später gesellen sich kleine Schlampereien hinzu (Schatten des Mirkofons). Musikalisch greift man das Thema Afrika auf, nicht packend, aber durchaus solide. Eine undankbare Aufgabe für Helmuth Ashley, der eine überladene (und gleichzeitig unterernährte) Geschichte in das übliche Format pressen musste. Fazit: Gute Ansätze, toller Klaus Behrendt, insgesamt schwer zu bewerten.

6,5/10 (oberste Mittelklasse)
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Die Fortsetzung der "Mega-Derrick-Sause"

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Derrick Collectors Box 7 (Folge 91-105)


Folge 100 - Die Tote in der Isar (Deutschland 1983)

Ingo Reitz (Sven-Eric Bechtolf) bändelt mit jungen Mädchen an, die er ohne Skrupel in die Fänge des Zuhälters Robert Kabeck (Horst Frank) treibt. Momentan tappt die lebensfrohe Schülerin Annemarie Rudolf (Ulli Maier) in die Falle, in ihrer naiven Verliebtheit glaubt sie, den "wehrlosen" Ingo vor dem knallharten Kabeck schützen zu müssen. Nachdem Kabeck Annemarie "testete", ist das Mädchen bereits am Boden zerstört, doch es soll sie noch weitaus härter treffen. Maria Dissmann (Christiane Krüger) klärt die die Schülerin über Ingo und Kabeck auf, sie fiel vor einiger Zeit selbst auf die bewährte Masche der Herren herein. Wenig später wird Maria in ihrer Wohnung erschossen, Derrick und Klein fällt das seltsame Verhalten ihres getrennt lebenden Ehegatten auf, ständig schleicht Arthur Dissmann (Horst Buchholz) im Umfeld des Tatortes herum. Aus der Isar wird eine weitere Leiche geborgen, Annemarie trieb tot in den Fluten. Zunächst ist kein Zusammenhang der beiden Todesfälle erkennbar. Jedoch können die Ermittler bald eine Spur in Richtung Ingo Reitz verfolgen, der im selben Hochhaus wie die ermordete Maria Dissmann lebt...

"Die Tote in der Isar" erweist sich als würdige "Jubiläumsfolge", nicht nur (aber auch) wegen des Mitwirkens von Horst Frank und Horst Buchholz. Doch lassen wir den Damen den Vortritt, welche diesmal als Opfer fieser Schweinereien herhalten müssen. Ulli Maier spielt die Rolle der verliebten Schülerin ohne Fehl und Tadel, allerdings mutet sie ein wenig beliebig an, was eventuell an ihren sehr stark aufspielenden Kollegen und Kolleginnen liegen mag, die Dank ihrer Erfahrung und Präsenz die Nachwuchskraft in den Schatten stellen. Christiane Krüger vermag sich durchaus zu behaupten, die Frau würde sogar als stumme Dekoration die Blicke auf sich ziehen. Krüger ist in meinen Augen nicht unbedingt die Schönste der Schönen, verfügt aber über ein starken Sexappeal und eine gewisse Verruchtheit, die ich weitaus anziehender finde als glatte (und IMHO langweilige) Schönheit. Sonja Sutter sehen wir als Mutter der verführten (vielmehr mißbrauchten) Schülerin, ein solider Auftritt. Horst Frank bewegt sich zwar lediglich im Rahmen des üblichen Klischeebösewichts, sticht damit aber bereits den Großteil seiner Konkurrenz locker aus. Frank spielt den eiskalten Kabeck mit nahezu unverschämter Lässigkeit, ich bin begeistert! Sven-Eric Bechtolf versucht sich als Nachwuchs des Teufels, statt mit kerniger Kälte zu dominieren, umgarnt Bechtolf seine Opfer durch aufgesetzte Hilflosigkeit, hinter der Maske lauert eine abstossende Fratze, die immer wieder hervorbricht. Horst Buchholz fällt einmal mehr ein neurotisch angelegter Part zu, den er erwartungsgemäß mit Bravour meistert. Seine fantastische Leistung in "Das Superding" (26) kann er nicht toppen, freilich war Folge 26 wie ein Maßanzug auf Buchholz zugeschnitten, ergo hinkt der Vergleich. Paul Dahlke gibt den Großvater der Schülerin, gekonnt zeichnet er einen Charakter zwischen Verzweiflung, Trauer und Rachegelüsten. Fritz Strassner soll nicht unterschlagen werden, als unscheinbarer Kellner arbeitet er den Fieslingen zu.

Ambivalenz wird den Übeltätern dieser Folge nicht zugestanden, weder Horst Frank noch Sven-Eric Bechtolf verleihen ihren Charakteren einen Hauch von Menschlichkeit. Bechtolf kommt als heimtückischer Verführer fast noch ekelerregender daher, seine Leistung fällt im Vergleich zu Frank nicht ab. Klar, die Trenung zwischen "Gut und Böse" mag zu eindeutig und überraschungsarm angelegt sein, spontan musste ich grinsend an den Filmtitel "Mädchen in den Krallen teuflischer Bestien" denken, der auch dieser Derrick-Episode gut zu Gesicht stehen würde. Ich möchte nicht an der klaren Marschrichtung rumnörgeln, denn "Die Tote in der Isar" zeigt auf überzeugende Art, dass man auch auf ausgetretenen Pfaden zu sehr unterhaltsamen und kurzweiligen Ergebnissen gelangen kann. Die knallharte Kaltherzigkeit der Täter wird mehrfach durch den Anblick des Hochhauses untermalt, in dem sich ein erheblicher Teil der Handlung zuträgt. Überhaupt fängt diese Folge die Kälte der frühen achtziger Jahre gekonnt ein, eine fürchterliche Zeit, die ich -bei gewollt negativer Betrachtung und übler Laune- mit nahezu paranoider Angst vor einem Atomkrieg und dem endgültigen Zerfall von Wertvorstellungen verbinde. Sieht man von der Vorschlaghammersymbolik in Form der trostlosen Hochhausfront ab, überlässt Regisseur Alfred Weidenmann seinen Schauspielern die Bühne, die das Ensemble gekonnt für sich zu nutzen versteht. Frank Duval liefert die für ihn üblichen Klänge ab, er war schon besser (aber auch schwächer). Klischeebombe im kalten Licht der Achtziger? Ja, aber eine der verdammt unterhaltsamen Sorte!

7,5/10 (gut bis sehr gut)

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100 Folgen Derrick! Noch liegen weitere 181 Auftritte von Tappert, Wepper und Co. vor mir, doch dieses Etappenziel möchte ich für eine kleine Liste nutzen, kurz auf die (aus meiner Sicht) besten Folgen hinweisen. Keine Angst, ich fasse mich kurz!


• Folge 001 - Waldweg (Dietrich Haugk) : Zum Auftakt "Backwood-Feeling in Bayern", Wolfgang Kieling dreht am Rad!
• Folge 005 - Tod am Bahngleis (Alfred Weidenmann) : Peter Kuiper geht als irrer Killer um. Sleaze in München, Mord im Schotterbett, höllisch gut!
• Folge 007 - Madeira (Theodor Grädler) : Curd Jürgens, des Teufels eiskalter Verführer.
• Folge 008 - Zeichen der Gewalt (Theodor Grädler) : Krawall im Derrick-Kosmos, Raimund Harmstorf haut auf den Putz!
• Folge 016 - Tod der Kolibris (Dietrich Haugk) : Flapsige Dialoge, polternder Score, Popanz! Vohrer? Nö, Haugk!
• Folge 018 - Angst (Theodor Grädler) : Heidelinde Weis. Ich bin verliebt!
• Folge 019 - Tote Vögel singen nicht (Alfred Vohrer) : Hier wird geballert, hier gibt es was auf die Fresse! Alfred rockt das Haus!
• Folge 026 - Das Superding (Wolfgang Becker) : Horst Buchholz! Horst Buchholz! Horst Buchholz!
• Folge 028 - Pecko (Zbynek Brynych) : Ein Ohrfeigengesicht hängt seinen Träumen nach. Herrliches Hinterhofmilieu!
• Folge 029 - Der Mann aus Portofino (Dietrich Haugk) : Bayern, die Hölle auf Erden, Albernheiten inklusive.
• Folge 033 - Offene Rechnung (Alfred Vohrer) : Alfred, Horst und die Altstars. Herzallerliebst!
• Folge 034 - Tod des Wucherers (Zbynek Brynych) : Kuiper poltert, Baltus buckelt. Göttlich guter Auftakt trifft auf flaues Finale.
• Folge 041 - Tod eines Fan (Alfred Vohrer) : Wer mit dem Popstar poppen will...
• Folge 043 - Ein Hinterhalt (Alfred Vohrer) : Landärztin Leuwerik in Not.
• Folge 052 - Abitur (Theodor Grädler) : Ein Assessor auf Abwegen?
• Folge 058 - Tandem (Zbynek Brynych) : Behrens fies, Harmstorf sanft. Erfrischend.
• Folge 065 - Karo As (Dietrich Haugk) : Herr Halmer und der Alkohol.
• Folge 071 - Die Entscheidung (Theodor Grädler) : Runter von den Gleisen, rein ins Familiendrama.
• Folge 077 - Dem Mörder eine Kerze (Dietrich Haugk) : Horst Frank mal anders(?), obendrauf Sleaze, Katja Bienert abgewrackt, Angel of Mine.
• Folge 082 - Eine ganz alte Geschichte (Zbynek Brynych) : Mathieu Carrière will Rache, Herbert Fleischmann gerät unter Druck.
• Folge 083 - Die Schwester (Helmuth Ashley) : Fritz Wepper im Mittelpunkt, Action, Spannung und selbstverständlich großes Drama. Ashley war nie besser!
• Folge 090 - Eine Rose im Müll (Günter Gräwert) : Horst Tappert IST Derrick. Eine im Keim ersticke Liebe treibt Beatrice Richter an, traurig und irgendwie schön.
• Folge 092 - Nachts in einem fremden Haus (Helmuth Ashley) : Horst Tappert und Heinz Bennent regieren!
• Folge 094 - Ein Fall für Harry (Zbynek Brynych) : Eine Jungfrau in den Krallen von Frankenstein. Harry hilft!
• Folge 098 - Ein unheimliches Erlebnis (Theodor Grädler) : Familienbande. Wie nah liegt der Apfel beim Stamm?
• Folge 100 - Die Tote in der Isar (Alfred Weidenmann) : Eine Jungfrau in den Krallen von Zombies. Hilfe! Hilfe? Keine Hilfe!!!

Ausfälle sind bisher nicht anzuprangern, hinter der Spitzengruppe tummelt sich ein unterhaltsames Mittelfeld. Ich freue mich auf die nächsten 181 Folgen!
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Grosse Hartbox Nr. 115 von X-NK / X-Rated


Sklavin für einen Sommer (Italien 1984, Originaltitel: L'alcova)

Nippel, Strapse, Bärenmarke ...und Nello hält den Garten schmutzig

Italien zur Zeit der Herrschaft des verwirrten Herrn Mussolini. Alessandra (Lilli Carati) teilt das Bett gern mit ihrer Angestellten Wirma (Annie Belle), die Damen erwarten jedoch die unmittelbar bevorstehende Rückkehr von Elio (Al Cliver), dem Ehegatten der lüsternen Alessandra, welcher in Afrika dem blutigen Handwerk des Krieges nachging. Im Köfferchen schleppt Elio diverse Mitbringsel an, die Krönung seines Beutezuges sorgt zunächst für erstaunte Empörung seitens Alessandra. Unglaublicherweise stellt ihr der holde Göttergatte eine dunkelhäutige Schönheit names Zerbal (Laura Gemser) vor, die Tochter eines Stammesfürsten, eine afrikanische Prinzessin, die nun zum persönlichen Besitz des Heimkehrer zählt. Obwohl sich die Dame des Hauses zunächst echauffiert, findet sie recht schnell mehr und mehr Gefallen an den Vorzügen der exotischen Perle. Für Wirma bricht eine harte Zeit an, da sie nun ihrer eigentlichen Aufgabe nachkommen muss, sie steht Elio als Sekretärin zur Seite, soll die geistigen Ergüsse des Schriftstellers in die Schreibmaschine hacken. Schwerer wiegt allerdings, dass sich Alessandra zunehmend von ihr abwendet. Zerbal gewinnt zunehmend Einfluss auf Alessandra, die Italienerin scheint der Abessinierin regelrecht zu verfallen. Derweil wird Elio von Geldsorgen geplagt, denn die Schriftstellerei erweist sich als wenig ertragreich. Schliesslich kommt dem Hausherrn die glanzvolle Idee, mit der Produktion eigener Pornofilme Geld in die leere Kasse zu spülen. Alessandra, Wirma und Zerbal sollen die Stars seiner Machwerke werden, beim ersten Dreh kommt es zu einem schrecklichen Vorfall...

Joe D’Amato wird heute meist mit den noch immer recht bekannten Horrorfilmen Sado – Stoß das Tor zur Hölle auf (Buio Omega, 1979) und Man-Eater – Der Menschenfresser (Antropophagus, 1980) in Verbindung gebracht. Tatsächlich war aber D’Amatos (bürgerlich Aristide Massaccesi) vorrangiges Schaffensfeld der erotische Film, oft vermischte er Horror und Erotik, in der späten Phase seiner Karriere (ab den frühen neunziger Jahren) wich die Erotik der Pornographie. Nicht überraschend, bekanntlich ging das italienische Genrekino in der zweiten Hälfte der achtziger Jahre weitgehend den Bach herunter. Ergo lag der Umstieg auf HC-Gerödel nahe, hatte D’Amato doch bereits zuvor den einen oder anderen HC-Streifen inszeniert. Als Kameramann gestartet, werden seine Fähigkeiten hinter dieser Gerätschaft selbst von Skeptikern selten in Frage gestellt, während er als Regisseur keinesfalls unumstritten ist. Ich mag die Arbeiten von D’Amato sehr, meiner Meinung nach verfügt er über ein treffsicheres Gespür für Atmosphäre, mich fesseln die Filme des geilen Römers mit Nachdruck.

Sklavin für einen Sommer möchte ich nicht auf das (schöne) Thema Erotik reduzieren. Nicht nur drei attraktive Frauen sind die Zierde des Streifens, der interessant gezeichnete Charaktere und deren Leidenschaften zum Leben erweckt. Jede Figur ist auf ihre Art verdorben und niederträchtig, die Herren neigen gar zur ausgeprägten Stumpfsinnigkeit, doch kein Beteiligter bleibt auf ein völlig eindimensionales Abziehbild beschränkt. Auf den ersten Blick mag recht plump die Ausbeutung des afrikanischen Kontinents anprangert werden, doch das vermeintliche Opferlamm ist weitaus cleverer als die Mitglieder der "Herrenrasse" annehmen. An dieser Stelle geht D’Amato angenehmerweise nicht den einfachsten Weg, er tappt nicht in die Falle die aus ihrem Umfeld gerissene Afrikanerin als gute Seele der Handlung darzustellen, sondern zeigt uns eine verschlagene und eiskalt berechende Rachegöttin, eine tragische Rachegöttin. Sklavin für einen Sommer bewertet die Taten der Charaktere nicht, er wirft dem Zuschauer die Brocken ins Gesicht, ganz nach dem Motto: Denk dir deinen Teil dazu. Die Thematik Mussolini wird ab und zu am Rande behandelt, auch hier verzichtet der Film auf den erhobenen Zeigefinger, dem aufmerksamen Betrachter werden diverse Seitenhiebe sicher nicht entgehen. Die kleine Gesellschaft lebt in ihrer eigenen (Bett)nische (siehe Originaltitel), zelebriert in aller Ausführlichkeit ihren hauseigenen Faschismus (dessen Auswüchse in ein grausiges Desaster münden). Unterschiedliche Interpretationen des Stoffes sind fraglos möglich, vermutlich wird das Publikum zu einer gespaltenen Ansicht bezüglich Gewichtung der kritischen Zwischentöne der Erzählung gelangen.

Die kleine und feine Besetzung soll nicht ohne Würdidung bleiben, starten wir mit den Damen. Klaro, Laura Gemser ist der Star, die Chefin im Ring. Gemser ist in einigen Flicks des Herrn D’Amato zu bewundern, wie das Kino des Stiefellandes ging ihre Karriere wenig später über den Jordan (Po?, Tiber?). Meist spielt Laura die gute und liebenswerte Heldin (siehe Black Emanuelle), diesmal zeigt sie uns eine arrogante und durchtriebene Person, geizt dabei freilich nicht mit ihren Reizen. Ich schrieb bereits mehrfach, dass Laura Gemser "gar nicht so richtig" (oh weh) in mein lüsternes Beuteschema passt, bevorzuge ich doch Damen mit etwas üppigeren Rundungen der Freude. Wie dem auch sei, Laura nimmt eine Sonderstellung (wie belieben?) ein, ich mag und respektiere ich natürliche Eleganz und Schönheit. Übrigens könnte ich mir in der Rolle der Zerbal sehr gut Ajita Wilson vorstellen, die die teuflische Seite der Prinzessin eventuell noch eine Spur intensiver vorgetragen hätte (verzeih mir bitte, liebe Laura). Indes ist Lilli Carati gewissermaßen die perfekte Besetzung für den Part der ständig nach sexueller Befriedigung gierenden Hausherrin. Ein rassiges Weib mit ansprechenden Kurven, verloren im Taumel der Lust, die herablassende Fassade bricht völlig in sich zusammen. Herrlich die deutsche Synchronisation: (Alessandra erblickt erstmalig Zerbal):

"Um Gottes Willen! Sie ist ja eine Negerin! Was ist dir bloß in den Sinn gekommen, mir eine Negerin ins Haus zu schleppen!?"

Wer in diesem Spiel der wahre "Neger" ist? Ihr könnte es euch ausmalen, Frau Gemser sicher nicht. Mein sinnlicher Höhepunkt trägt den Namen Annie Belle, die als verstossene Wirma bezaubernd und anziehend wirkt. Wenn sie im Garten sitzend, den Blick auf ihre (in schwarze Nylons) gekleideten Schenkel freigibt, hängt nicht nur Gärtner Nello die Zunge meterweit aus dem Schlund. Wirma muss schmerzhaft erfahren, dass sie für Alessandra lediglich ein nettes Spielzeug war. Der Stachel des Verlustes sitzt tief, doch es kommt noch viel schlimmer. Wenden wir uns nun den Herren zu. Al Cliver gefällt mir als Taugenichts mit ausgerägtem Hang zu Selbstüberschätzung sehr gut, sein Elio ist ein stupider Drecksack, dem es vor allem um die Erfüllung der eigenen Begierden geht. Roberto Caruso spielt Furio, den unscheinbaren Sohn Elios, der seine Stiefmutter Alessandra nicht ausstehen kann, dafür aber umso mehr für Wirma übrig hat. Eine Szene hat mich vor Lachen fast vom Sofa gerissen: Furio steckt für einen kurzen Moment seine Zunge in das Allerheiligste seiner Angebeteten, als diese ihn dann doch zurückweist, gibt er sinngemäß folgende Worte von sich: "Ich wollte dir nicht zu nahe treten" (grandios, muss ich mir merken)! Den letzten Schliff erhält das Ensemble durch die omnipräsente Nebenrollen-Gesichtsruine Nello Pazzafini, welcher in der Rolle des Gärtners nur anscheinend ein zurückhaltender Bursche ist. Die Maske fällt, mehr verrate ich nicht.

Für auf Spannung, Krawall und Hektik konditionierte Zuschauer ist Sklavin für einen Sommer mit Sicherheit nicht geeignet. Wer Schwierigkeiten mit Erotik und Nacktheit hat, sollte ebenfalls einen Bogen um diesen Film machen. Mir haben die erotischen Szenen gut gefallen, es muss nicht immer HC sein, in den letzten Jahren finde ich mehr und mehr Gefallen an den oft gescholtenen "Softsexfilmchen". Warum auch nicht, manchmal ist prickelnde Erotik weitaus phantasieanregender als pures Gerammel im Dauerzoom. Sowieso bietet uns Joe D’Amato hier mehr als nur nackte Haut und schicke Strapse. Schöne Frauen und hässliche Kerle, allesamt verdorbene Fieslinge, grosses Drama, ansprechende Kulissen, obendrauf diese typische D’Amato-Atmosphäre, von der ich mich mit Vorliebe einsaugen lasse. Danke dafür!

Die DVD aus dem Hause X-NK / X-Rated ist nicht sensationell geraten, geht aber insgesamt als brauchbar durch. Wie üblich kommt die Scheibe in einer grossen Hartbox daher, auf dem Silberling ist eine kleine Prise Bonusmaterial zu finden.

7/10 (gut) + diverse Wohlfühlpunkte, verbunden mit einer Sichtungswarnung für "normale" Zuschauer!

Lieblingszitat:

"Die Bräuche der Weißen sind heuchlerisch und voller Scham"
Ich bin zwar ein Radikaler, aber mehr noch bin ich ein Lüstling! (Lady Snowblood 2: Love Song of Vengeance)
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Re: Welche DVD gab's zuletzt (im Player)?

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Die vergangenen Abende in Stichworten:


• Black Dynamite (USA 2009) - Hm. Ich war neugierig auf das Teil, ergo wurde die BD gekauft. Leider bietet Black Dynamite lediglich eine bemühte Aufreihung von Kalauern, insgesamt dann doch eher eine Enttäuschung. Sicher ist der Versuch eine lustige Blaxploitation-Huldigung auf die Beine zu stellen sehr lobenswert, in diesem Fall gelingt das Unterfangen nur eingeschränkt. Ich will den Film mögen, aber es fällt mir recht schwer. Die deutsche Fassung ist teils unangenehm, der O-Ton macht es deutlich besser.

Fazit: Lieber die Klassiker schauen, die weitaus mehr Unterhaltungswert zu bieten haben. Die BD ist ordentlich.

Knappe und wohlwollende 6/10 für die Originalfassung, die deutsche Version bleibt bei 5/10 hängen. Schade.


• Das Omen (USA 2006) - Handwerklich solides Remake des Klassikers, dem es jedoch an Atmosphäre mangelt. Leider bleiben die Hauptdarsteller recht blass, Mia Farrow und der leider Anfang 2010 verstorbene Pete Postlethwaite trumpfen in Nebenrollen auf. Kann man sich durchaus anschauen, kann der Vorlage aber nicht das Wasser reichen. Liegt mir als Bestandteil der Omen Collectors Edition Box vor, die DVD bietet ein anständiges Bild.

Freundliche 6,5/10 (mehr lässt das übermächtige Original nicht zu)


• Düstere Legenden (USA, Frankreich 1998) - Unterhaltsamer und gut besetzter Slasher. Bietet zwar keine Innovationen, kommt aber sehr kurzweilig daher und ist auch für empfindliche Zuschauer geeignet. Hauptdarstellerin Alicia Witt ist durch ihre Mitwirkung in einigen Folgen der Serie Criminal Intent bekannt, sie macht bereits 1998 in Düstere Legenden einen guten Job, sehr angenehm. Die BD ist geizig ausgestattet, bietet aber ein schönes Bild, klare Empfehlung!

7/10
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Re: Welche DVD gab's zuletzt (im Player)?

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Die Fortsetzung der "Mega-Derrick-Sause"

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Derrick Collectors Box 7 (Folge 91-105)


Folge 101 - Geheimnisse einer Nacht (Deutschland 1983)

Andreas Sobach (Christian Wolff) wird von seinem Chef Albert Vrings (Jürgen Goslar) kurzfristig auf eine Dienstreise geschickt. Er muss sich mit dem PKW sofort auf den Weg nach Straßburg machen, dort einem Geschäftpartner wichtige Unterlagen überreichen, die Nacht soll er vor Ort in einem Hotel verbringen. Unangenehm für den Angestellten, denn vermutlich hat seine Gattin Maria Sobach (Thekla Carola Wied) eine Affaire mit dem Boss, der bekanntlich immer wieder gern hübschen Frauen nachsteigt. Sobach kommt nicht zur Ruhe, macht kehrt und sucht das Anwesen von Albert Vrings auf. Tatsächlich hält sich seine Frau dort auf, der empörte Sobach stellt den kaltschnäuzigen Vrings zur Rede, zückt plötzlich sogar einen Revolver. Sobach bringt es jedoch nicht fertig auf einen Menschen zu schiessen, angeekelt wirft er die Schusswaffe auf den Boden und verlässt fluchtartig das Haus. Vor der Tür sackt der gehörnte Gatte zusammen, seine Frau beobachtet ihn dabei. Ein Schuss fällt, Sobach eilt zurück in das Gebäude, wo er Albert Vrings tot vorfindet. Wer könnte den wohlhabenden Unternehmer getötet haben? Im Haus leben Martina Vrings (Gila von Weitershausen), die Ehefrau des Opfers und Gustav Vrings (Heinz Bennent), der Bruder Alberts. Ferner wohnen Hausmeister Fischer (Siegfried Wischnewski) und sein Enkelkind Erika (Anne Bennent) im Souterrain, alle waren zum Zeitpunkt der Tat im Haus. Freilich spricht die Sachlage gegen Andreas Sobach, der aber zunächst von seiner Frau ein Alibi erhält. Als Maria Sobach ihre Aussage am nächsten Tag widerruft, läuten bei Derrick sofort sämtliche Alarmglocken, der erfahrene Ermittler zweifelt an der Schuld des inhaftierten Sobach.

Zu Beginn spielt Jürgen Goslar gross auf, er bringt den völlig rücksichtslosen und eiskalten Bonzen prächtig und absolut glaubwürdig rüber. Nicht minder hochklassig Christian Wolff, dessen Darbietung sich nicht auf die des eifersüchtigen Ehegatten beschränkt. Der von Wolff gespielte Andreas Sobach zerfällt im Verlauf der Handlung mehr und mehr, schrumpft auf ein verzweifeltes und hilfloses Häufen Elend zusammen. Heinz Bennent hatte bereits mehrfach phantastische Auftritte im Rahmen der Reihe, erst vor einigen Wochen sah ich ihn in der starken Folge "Nachts in einem fremden Haus" (92). Nun ist er als körperlich und seelisch schwer beschädigter Bruder des Mordopfers unterwegs, die Gebrechlichkeiten seiner Figur meistert er mit Bravour! Für Siegfried Wischnewski bleibt der bodenständige "Erdungscharakter", er meistert diese Aufgabe ebenfalls ohne Fehl und Tadel. Thekla Carola Wied mutet als Maria Sobach wie ein gedankenloses und egoistisches Flittchen an. Für meinen Geschmack hätte man diese Rolle mit einer attraktiveren Erscheinung besetzen sollen, Wied scheint mir kaum als Liebchen eines reichen Aufreissers geeignet, an ihrer Arbeit gibt es dennoch nichts zu bemängeln. Gila von Weitershausen bleibt betont zurückhaltend, Martina Vrings entpuppt sich als psychisch ähnlich zerschlagen wie ihr Schwager Gustav Vrings. Gleiches gilt für Erika, Anne Bennent spielt ansprechend, war aber bereits ein wenig zu alt um als sechzehnjähriges Mädchen aufzutreten. Horst Tappert und Fritz Wepper rufen die üblich hohe Qualität ab, Stephan denkt (wie so oft) genauer nach als sein bester Mitarbeiter Harry, kommt mit messerscharfer Kombinationsgabe und Einfühlungsvermögen zum Erfolg.

Die Kaltherzigkeit eines Menschen zieht nicht nur seine nächsten Angehörigen in den Abgrund, diesmal erwischt auch das Umfeld, der Revolver brüllt die hilflose Antwort durch die Räume des herrschaftlichen Gemäuers (übrigens stand in der Tat ein wunderschön gelegenes Anwesen für die Dreharbeiten zur Verfügung). Regisseur Alfred Vohrer hatte 1983 Werkzeuge "Popanz und Krawall" längst in der Mottenkiste verstaut, der Herr konnte auch auf die ganz seriöse Tour. Irgendwie schade, denn mir liegt der wüste Alfred sehr am Herzen. Immerhin bietet "Geheimnisse einer Nacht" zumindest einen Ansatz von Schmuddel, Jürgen Goslar kommt als Stecher im verschwitzen Hemd herrlich eklig rüber. Ganz ohne Sex und Gewalt geht es also doch nicht, vielen Dank dafür, lieber Alfred! Will man um jeden Preis Kritik üben, könnte man die eindimensionale Anlage des Opfers bemängeln, die meiner Meinung nach konsequent und der knappen Spielzeit zuträglich ist. ...und wieso überhaupt "Opfer"? Sind die wahren Opfer nicht eher im Umfeld des erschossenen Ekelburschen zu suchen (und zu finden)!?! Dem Zuschauer wird diese Entscheidung recht leicht gemacht, angenehmerweise weitgehend ohne mahnenden Zeigefinger. Frank Duvals musikalische Untermalung ist stimmungsvoll, die Kulissen ebenfalls, Tappert und Wepper sind gut drauf, was will man mehr? Eine sehr unterhaltsame und kurzweilige Folge.

7/10 (gut)
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Dr. Mabuse Box von Universum Film


Die unsichtbaren Krallen des Dr. Mabuse (Deutschland 1962, Originaltitel: Die unsichtbaren Krallen des Dr. Mabuse)

Karin am Rande des Nervenzusammenbruchs

Erneut schickt das FBI den Agenten Joe Como (Lex Barker) nach Europa, er soll das rätselhafte Verschwinden eines Kollegen namens Nick Prado untersuchen. Unangenehmerweise führt die erste Spur ins Leichenschauhaus, wo Como nicht nur den toten Staatsdiener vorfindet, sondern auch auf die äusserst lebendige und nicht minder attraktive Liane Martin (Karin Dor) trifft. Como wird ein Zettel zugespielt, den der FBI-Mann für eine Warnung hält, eine Warnung von Dr. Mabuse! Der vor Ort zuständige Ermittler Kommissar Brahm (Siegfried Lowitz) hält diese Idee für grotesk, schliesslich kam Mabuse vor einiger Zeit ums Leben. Immerhin hat Brahms engster Mitarbeiter, der Kriminalassistent Hase (Walo Lüönd), einen Hinweis für Joe Como, im Mantel des ermordeten Nick Prado wurde eine Notiz gefunden, interessanterweise ist darauf die Telefonnummer der bislang wenig zugänglichen Liane Martin zu lesen. Liane hat derweil ganz andere Sorgen, die Tänzerin feiert auf der Theaterbühne zwar Erfolge, fühlt sich aber ständig beobachtet, regelrecht durch eine unsichtbare Gestalt bedroht. Sind die Ängste der Tänzerin lediglich Hirngespinste? Was hat es mit dem sogenannten "Unternehmen X" auf sich, dem der getötete Prado auf der Spur war? Comos Ermittlungen führen ihn zu Dr. Bardorf (Kurd Pieritz), der für den genialen Wissenschaftler Professor Erasmus (Rudolf Fernau) arbeitet, gewinnt dort neue Erkenntnisse. Lianes Angst vor dem angeblichen "Unsichtbaren" scheinen alles andere als unbegründet zu sein, eine unfassbare Beobachtung öffnet Joe Como im wahrsten Sinne des Wortes die Augen...

Dr. Mabuse ist erneut unterwegs, so leicht ist der Superschurke nicht unter die Erde zu bringen. Wie schon beim vorherigen Werk "Im Stahlnetz des Dr. Mabuse", nahm der stets zuverlässige Harald Reinl auf dem Regiestuhl Platz. Auf Gert Fröbe müssen wir leider verzichten, immerhin ist die liebreizende Karin Dor angenehmerweise am Start. Mabuses dritter Ritt kommt mit etwas platterem Humor daher, die Rolle des Kriminalassistenten Hase artet glücklichweise nicht in allzu groben Klamauk ab, recht geschickt balanciert die Figur auf dem schmalen Grad zwischen lustig und peinlich. Fröbes hintergründiger Humor spielte in einer anderen Liga, doch ich will nicht gleich zu Beginn rumnörgeln. "Die unsichtbaren Krallen des Dr. Mabuse" bietet jede Menge wohliger Gruselstimmung, die vor allem durch die bedrohliche Präsenz des Unsichtbaren erzeugt wird. Gerade etwas/jemand nicht zu zeigen, macht hier den ganz besonderen Reiz aus, aufgepeppt durch sehr gut gelungene Tricksereien. Objekte bewegen sich wie von Geisterhand, schemenhafte Gestalten schleichen durch die Nacht, herrlich! Die Kamera wird stilsicher von Ernst W. Kalinke bedient, der häufig mit Harald Reinl zusammenarbeitete.

Kann die Reihe auch ohne den grandiosen Gert Fröbe überzeugen? Lex Barker rückt nun noch stärker in den Mittelpunkt, als smarter und fescher FBI-Agent erorbert er die Herzen der Zuschauer im Sturm. Klar, Barker kann einem Kaliber wie Fröbe schauspielerisch nicht das Wasser reichen, doch dem sympathischen Amerikaner verzeiht man die Limitiertheit seiner Darbietung gern. Barker soll gar nicht in die übergroßen Fußstapfen Fröbes treten, denn die Rolle des kernigen Ermittlers fällt in diesem Streifen Siegfried Lowitz zu. Lowitz macht einen guten Job, obwohl er zum Zeitpunkt der Dreharbeiten noch nicht auf dem Höhepunkt seiner Fähigkeiten angelangt war. Während Fröbe und Barker im zweiten Mabuse-Film noch halbwegs auf Augenhöhe agierten (bezogen auf die Größe der Rollen), bleibt für Lowitz nur eine bessere Nebenrolle. Fast wird er vom Schweizer Walo Lüönd an den Rand gedrängt, der ständig durch irgendwelchen Unfug auf sich aufmerksam macht. Ich schrieb es bereits, Herr Hase wandelt auf einem schmalen Grat, doch wenn er strauchelt, landet er irgendwie (fast) immer auf der sicheren Seite. In manchen Wallace-Sausen hat Eddi Arent einen höheren "Nervensägenfaktor", besser und erträglicher als der fürchterliche Chris Howland ist Walo Lüönd ganz ohne Zweifel. Ganz großartig Rudolf Fernau, der das psychisch und physisch zerstörte Genie hervorragend darstellt, die Pein springt ihm regeltrecht aus dem Antlitz. Kurd Pieritz fällt in die Schublade Helferlein, Wolfgang Preiss trumpft kurz und heftig auf. Von einer "Damenriege" kann nicht die Rede sein, denn ausser Karin Dor sind lediglich ein paar unbedeutende Kleinstrollen mit Frauen besetzt. Doch was solls, Frau Dor darf nicht nur den coolen Ermittler verzaubern, selbstverständlich kann und will ich mich nicht Reizen entziehen. Ehre wem Ehre gebührt, ich werde Karin Dor nicht auf die hübsche Hülle reduzieren, sie überzeugt auch darstellerisch, vor allem in den Momenten der Angst und Panik. Fazit: Es geht auch ohne Gert Fröbe, insgesamt baut der Film im Vergleich zum Vorgänger nur leicht ab.

Grosse Überraschungen bietet das Drehbuch dem aufmerksamen Zuschauer nicht, doch die Atmosphäre ist auf den Punkt genau eingefangen, die Schauspieler sind durch die Bank stark, Krimigrusel, Mad Scientist Anleihen, die Gier nach der Weltherrschaft (weniger darf es nicht sein). Alles mündet in ein heisses Finale, das Ende bereitet den fruchtbaren Boden für die nächste Fortsetzung. Ein guter und unterhaltsamer Beitrag, der jeden Freund dieser Marschrichtung mit Wonne erfülllen sollte. Repeat bis zur Ekstase: Wer die Wallace-Filme mag, der sollte sich auf jeden Fall auch mit den Dr. Mabuse-Sausen beschäftigen, wem die Wallace-Filme eine Spur zu humorig erscheinen, der sollte es ebenfalls mit Dr. Mabuse probieren. Mir liegt das "Dr. Mabuses Meisterwerk" getaufte Box-Set von Universum vor, welches alle sechs Mabuse-Streifen aus den sechziger Jahren enthält:

• Die 1000 Augen des Dr. Mabuse (1960)
• Im Stahlnetz des Dr. Mabuse (1961)
• Die unsichtbaren Krallen des Dr. Mabuse (1962)
• Das Testament des Dr. Mabuse (1962)
• Scotland Yard jagt Dr. Mabuse (1963)
• Die Todesstrahlen des Dr. Mabuse (1964)


Die DVDs kommen in einem schicken Digipak ins Haus, das von einem nicht minder hübschen Schuber umhüllt wird. Ferner liegt ein Booklet bei, in dem Auszüge aus einem Buch des leider kürzlich verstorbenen Wallace-Experten #1 Joachim Kramp zu lesen sind. Der von Kriminalfilmfreunden (und nicht nur denen) sehr geschätzte Joachim Kramp, hinterlässt eine nicht zu schliessende Lücke im "Wissensgebiet Wallace und Co.". An der Qualität der DVD gibt es nichts zu meckern, Universum präsentiert auch den zweiten Beitrag zur Mabuse-Reihe in schöner Verfassung. Für Fans (und solche die es werden wollen) stellt diese Box einen unverzichtbaren Pflichtkauf dar!

Reinl liefert einen erwartungsgemäß unterhaltsamen Film ab. Fast so stark und packend wie "Im Stahlnetz des Dr. Mabuse", läuft der dritte Mabuse-Flick gemeinsam mit dem Auftakt der Reihe "Die 1000 Augen des Dr. Mabuse" über die Ziellinie.

7/10 (gut)

Lieblingszitat:

"Warum diese plötzliche Flucht?"
"Ich flüchte nicht, ich ziehe um!"
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Giallo (Italien, USA 2009, Originaltitel: Giallo)

Dario gibt Rätsel auf

Linda (Emmanuelle Seigner) ist nach Turin gereist, sie freut sich darauf ihre Schwester Celine (Elsa Pataky) zu treffen. Celine ist ein gefragtes Model, Linda wartet in der Wohnung ihrer Schwester auf den Feierabend der Kleiderständerin. Nach einem kurzen Telefonat bleibt Celine verschwunden, aufgewühlt sucht Linda am nächsten Morgen die Polizei auf. Man schickt sie zu Inspector Enzo Avolfi (Adrien Brody), der verschrobene Ermittler beschäftigt sich im Alleingang mit äusserst abstossenden Gewaltverbrechen an Frauen. Zunächst verhält sich der Kriminalist abweisend, doch nach und nach lässt er die beunruhigte Linda an seinen Ermittlungen teilhaben. Tatsächlich ist die Sorge um Celine alles andere als unbegründet, die junge Frau ist in die Hände eines irren Serienkillers gefallen, der die Stadt seit einiger Zeit unsicher macht. Noch ahnt die Öffentlichkeit nichts von der bizarren Mordserie, der Killer legte seine Opfer stets an unterschiedlichen Plätzen ab, offiziell stehen die Taten nicht in Zusammenhang. Während Enzo und Linda neue Erkenntnisse gewinnen, spitzt sich die Lage für Celine bedrohlich zu. Das Model wird Zeuge, wie der offenbar wahnsinnige Mörder eines seiner Opfer grausam verstümmelt, wenig später landet Celine auf dem "Arbeitstisch" des Schlitzers...

Dario Argento! Beim Namen dieses Regisseurs laufen den meisten Freunden des italienischen Genrekinos wohlige Schauer über den Rücken. Egal ob Fan oder Skeptiker, niemand wird ernsthaft Argentos Bedeutung für das italienische Kino in Frage stellen. Seine Gialli zählen zu den besten und wichtigsten Beiträgen des Genres, als Beispiele sollten "Das Geheimnis der schwarzen Handschuhe" (L'uccello dalle piume di cristallo, 1970) und "Profondo rosso" (1975) für sich sprechen. Auch im Horrorbereich ist das Schaffen des Herrn Argento mit unverzichtbaren Perlen gesegnet, Meisterwerke wie z. B. "Suspiria" (1977) und "Inferno" (1980) gehören in jede Filmsammlung! Argentos Spätwerk ist umstritten, Streifen wie "The Card Player" (Il cartaio, 2004) oder "The Mother of Tears" (La terza madre, 2007) ernteten jede Menge harscher Kritik, immerhin wurde der Giallo "Sleepless" (Non ho sonno, 2001) überwiegend positiv aufgenommen. Ich konnte mich bisher mit jedem gesichteten Argento anfreunden, obschon die Werke nach "Sleepless" durchaus für teils nachvollziehbaren Diskussionsbedarf sorgen.

"Giallo" reiht sich in die Prügelknaben innerhalb der Filmographie des Italieners ein, zahlreiche Verrisse -inklusive Hohn und Spott- ergossen sich über den Flick. Mich schreckte dies freilich nicht ab, neugierig wurde die Blu-ray gekauft, ich konnte gar nicht anders. Sicher, bereits der Titel weckt grosse Erwartungen! Einer der Meister des Giallo, gibt einem seiner Kinder den Namen des Genres! Nun ist der liebe Dario ein kleiner Schelm und Schlingel, denn ein waschechter Giallo ist "Giallo" nicht geworden, vielmehr fühlt sich "Giallo" mehr nach gewöhnlichem Krimi als nach Giallo an. Wie meinen? Ist die Definition des Genres etwa in Stein gemeißelt, müssen die "Vorgaben" wirklich um jeden Preis eingehalten werden? Und wer zum Henker stellt die verdammten Regeln überhaupt auf? Und ist es nicht sogar die Pflicht des gestandenen Genre-Regisseurs, des "Nischenfilm-Machers", alte Grenzen zu sprengen, auf Konventionen zu pfeifen (um das Wort "scheissen" nicht zu verwenden)? Darüber könnte man sich endlos austauschen, das kann mein kleiner Kurzkommentar aber nicht leisten, Anmerkungen sind selbstverständlich gewünscht! Wer sich ein wenig mit dem Thema Giallo beschäftigt hat, der kennt und liebt die typischen Merkmale des Genres, die sich nicht auf Rasiermesser und schwarze Handschuhe beschränken. "Giallo" streift das Genre lediglich, begnügt sich damit ein "gewöhnlicher Thriller" zu sein (was auch immer das sein mag), fühlt sich wie ein "gewöhnlicher Thriller" an. Ist das gut, ist das schlecht, ist Argento genial oder schlicht ausgebrannt? Warum überhaupt dieser Titel, wo sich der Meister doch weitgehend einen Dreck um sein Stammgenre schert (tatsächlich?)!? Die Antwort mutet erschreckend banal an, der Killer ist gelb, der arme Kerl leidet an Gelbsucht (Hinweis für Einsteiger: Giallo ist das italienische Wort für die Farbe Gelb). Plumpe Abzocke unter Mißbrauch einer legendären Genrebezeichnung? Oder ein cleverer und ironischer Schachzug des Altmeisters? Eventuell eine Mischung aus Frechheit und Humor?

Bevor ich mich in einer endlosen Gedankenschleife verliere, möchte ich ein paar Worte zu den Damen und Herren vor der Kamera schreiben. Da hätten wir Adrien Brody im Angebot, der als Kriminalist schwer von den eigenen Kindheitserlebnissen gezeichnet ist, ständig aus der Wäsche glotzt als würde er gleich heulend zusammenbrechen und hilflos "Burnout-Syndrom" stammeln. Immer eine Kippe zwischen den verkniffenen Lippen, nie zur Ruhe kommend. Emmanuelle Seigner spielt teils so unglaublich hölzern, dass ich meinen Augen kaum trauen mochte. Dann schleichen sich unerwartete Momente ein, in denen sie großartig und mitreissend über die Glotze flimmert, ich bin noch immer irritiert. Elsa Pataky ist vor allem ein hübsches Opfer, sie darf ihren Peiniger wüst bepöbeln, was dem Irren sauer aufstösst. Der Killer bleibt ein Mysterium (nicht wirklich, oder doch?). Im Ansatz bedrohlich, dann am Lolli nuckelnd und vor dem Notebook onanierend, prügelt Argento seinen Killer windelweich (den Zuschauer ebenfalls), lässt ihn als Zwitter aus Monstrum und Schiessbudenfigur durch die Folterkammer taumeln. Die übrigen Gestalten sind nicht der Rede wert, immerhin ein paar hübsche Damen, zusätzlich eine Prise Durschnittsfratzen. Die Leistungen der Darsteller passen sich perfekt dem Gesamtwerk an, sie sind mir ein grosses Rätsel, lassen mich ungläubig und seltsam ergriffen zurück.

Was soll das? Lieber Herr Argento, was zum Teufel soll das sein? Ist der alte Herr inzwischen so senil, dass er lieber endgültig in den Ruhestand wechseln sollte? Lacht sich Argento über die Zuschauer kaputt, weil wir sein Genie nicht begreifen, nicht verstehen können/wollen/dürfen??? Ist die vermeintliche Banalität des Films eine geschickte Finte, eine ungeheuerliche Falle, in die unzählige Filmfreund getappt sind? Ist das Murks, ist das Kunst, ist das ein Haufen Grütze mit Blut? Ist das vermurkste Kunstgrütze mit Blut, Eiter und Gegeifer? Was auch immer "Giallo" mir sagen soll, gelangweilt hat mich der Streifen zu keiner Sekunde. Dario Argento packt noch immer zu, auf andere Art(?), aber er packt zu! Er bewegt, er erhitzt die Gemüter und Diskussionsforen. Ist Argento im Nichts oder Nirwana angekommen? Ist das Nichts das Nirwana? (Hilfe, wo sind meine Pillen!)

Zwecks Erdung: Die BD aus dem Hause Sony zeigt den Film in solider Qualität, leider findet der interessierte Zuschauer keine relevanten Boni auf der Scheibe (was in diesem Fall ganz besonders schade ist).

Die Zahlenwertung entfällt. Wie eine Kanonenkugel donnert die Sause durch meinen Schädel, reisst wahllos Löcher zwischen 3 und 8.

Lieblingszitat:

"Wie können Sie das ertragen?"
"Es ist mein Job."


---

Bevor ich die Herzchen vergesse:


• Surviving the Game - Ice-T wird von Rutger Hauer und anderen Bekloppten durchs Unterholz gejagt. "Backwood-Action" der allerbesten Sorte, ich liebe diesen Film! Die DVD von Warner geht in Ordnung.

8,5/10 (sehr gut bis überragend)


• Phase IV - Großartiger SF-Streifen aus den siebziger Jahren, endlich von Paramount auch in Deutschland auf DVD veröffentlicht (übrigens in sehr schöner Qualität, leider ohne Extras). Keine Bewertung per Zahlenraster, DVD kaufen und den Film erleben!
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Beitrag von Blap »

Leicht überarbeiteter Kurzkommentar (ursprünglich 2009 verzapft)

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Grosse Hartbox von XT


Sleepless (Italien 2001, Originaltitel: Non ho sonno)

Der Giallo lebt!

In den frühen achtziger Jahren erschüttete eine grauenvolle Mordserie die Stadt Turin. Damals wurde der Fall offiziell aufgeklärt, doch nach 17 langen Jahren scheint der sogenannte "Killerzwerg" plötzlich wieder aktiv zu sein. Seinerzeit war der inzwischen längst pensionierte Kriminalbeamte Moretti (Max von Sydow) mit dem Fall betraut, die neue Serie schrecklicher Morde lässt den alten Herrn nicht zur Ruhe kommen. Giacomo (Stefano Dionisi) verlor 1983 seine Mutter durch den Killer, Moretti versprach dem Jungen damals den Schuldigen dingfest zu machen. Gemeinsam begibt sich das ungleiche Gespann auf die Spur des Täters. Der Polizei sind die privaten Ermittler bald ein Dorn im Auge, doch wirkliche Gefahr droht aus einer anderen Richtung...

Dario Argento gelang mit "Non ho sonno" ein erstklassiger Giallo, der seinen Meisterwerken aus den siebziger Jahren kaum nachsteht. Ein lupenreiner Genrebeitrag, welcher den gierigen Giallo-Fanatiker jubeln lässt, aus den gängigen Zutaten zaubert der Meister ein äusserst schmackhaftes Menü. Es fehlen weder die obligatorischen schwarzen Handschuhe, oder die drastischen Morde, dazu ist die Auflösung meiner Meinung nach ebenfalls ein Volltreffer. Ich konnte den Täter nicht überführen, hatte nicht mit dieser herrlich fiesen Überraschung gerechnet. Sicher, man hat das irgendwie alles schon gesehen. Waren Argentos Filme in den Siebzigern visionär, so mag "Sleepless" sich tatsächlich fast ein wenig altmodisch anfühlen (Nachtrag: Blödsinn, Kunst ist zeitlos). Doch kein anderes Jahrzehnt brachte so viele wundervolle Werke hervor wie die siebziger Jahre, ergo rennt dieser "Retrostreifen" bei mir offene Türen ein. Trotz der üblichen Bestandteile hebt sich der Film positiv aus der breiten Masse heraus, bereichert sein Genre um eine weitere Perle. Argento läuft zur Hochform auf, dafür gebührt dem Regisseur Respekt und Dank, ich verneige mich vor dem Meister!

Max von Sydow stellt den alten Kriminalisten sehr überzeugend dar. Hier erwartet den Zuschauer kein Superbulle, die Figur Moretti ringt mit seinem nachlassenden Gedächtnis, die grauen Zellen des Pensionärs werden durch die neue Herausforderung wieder auf Trab gebracht. Stefano Dionisi ist ähnlich sympathisch wie von Sydow, sein Giacomo kämpft nach vielen Jahren mit schrecklichen Bildern, Bilder die sich nicht aus dem Gedächntnis verbannen lassen. Als kleiner Junge musste er sie Schlachtung seiner Mutter als Zeuge ertragen, für immer ist das Grauen in seiner Erinnerung verankert. Ich werde nicht weiter auf die Nebenfiguren eingehen, entdeckt den Film bitte auf eigene Faust, es lohnt sich! Inzwischen ist "No ho sonno" zu einem "nachgereichten Genreklassiker" gereift, mit jeder Sichtung wächst meine Begeisterung für diees Werk. Bereits die Eröffnung ist sexy, packend und bizarr, ein prickelnder Rausch, getaucht in eine auf den Punkt eingefangene Atmosphäre. Später wecken Szenen in einer alten Villa wohlige Erinnerungen an den Überflieger "Profondo Rosso" (1975), die mir glatt Freudentränen über die Fratze kullern ließen, wundervoll! Zugegeben, Argento dem Genre keine neuen Facetten hinzufügen, aber er kocht auf verdammt heisser und packender Flamme. In der Filmlandschaft nach 1990 sind gute Gialli rar, umso höher ist dieser Film zu bewerten, umso mehr Beachtung und Verehrung verdient "Sleepless".

Für den deutschen Markt lag der Film in gekürzter Form von e-m-s vor, die Uncut Edition von Anolis ist schon seit einiger Zeit ausverkauft, war nur noch zu Bordellpreisen erhältlich. Glücklicherweise hat XT Video die Scheibe neu aufgelegt, damit ist der herrliche Film wieder zu erträglichen Preisen auf dem Markt zu finden. 25€ sollte man für die grosse Hartbox einplanen, doch das war/ist mir dieser Giallo locker wert (Nachtrag: Inzwischen hat XT weitere Auflagen nachgereicht, der Film ist also ohne Schwierigkeiten zu bekommen). Die Qualität des Bildes geht in Ordnung, der deutsche Ton liegt in unterschiedlichen Formaten vor, mir sind die beiden 5.1-Spuren zu krawallig abgemischt, die 2.0 Variante gefällt mir besser, zusätzlich ist die englische Fassung an Bord.

Ich erhöhe von 8/10 (sehr gut) auf dicke 8,5/10 (sehr gut bis überragend)

---

Ausserdem im Player:


• Robinson und seine wilden Sklavinnen (Deutschland, Frankreich 1971)

Robinson Schmidt führt ein tristes Dasein, der Job in der Apotheke ist langweilig, seine Frau geht im auf die Nerven. Der arme Bursche landet schliesslich auf einer (nicht ganz) einsamen Insel, vergnügt sich dort mit willigen Weiblein...

Garniert mit (vorzugsweise unbekleideten) hübschen Damen (Andrea Rau!), einem unterirdischen Hauptdarsteller, einem sich selbst auf die Schippe nehmenden Jess Franco. Die Krönung: Howard Vernon als Häuptling beknackter Eingeborener (AAARRGH!), die deutsche Fassung glänzt mit saublöden Dialogen. Führt man sich vor Augen, zu welch grandiosen Werken Jess Franco damals fähig war (Vampyros Lesbos, Der heiße Tod, Venus in Furs usw.), kann man die "Qualität" dieses Machwerks kaum in Worte fassen! Wer harmlose Tittenfilmchen mag, wer nach Möglichkeit alles von Franco sehen und sammeln will... Der darf sich zur Zielgruppe zählen, für andere Lebensformen gilt: Macht einen großen Bogen um diesen Streifen!

Die DVD aus dem Hause X-Rated ist nur Hardcore-Sammlern zu empfehlen (Gesindel wie der Verfasser dieser Zeilen sind gut damit bedient). Wer sich für das Schaffen von Jess Franco interessiert, sollte auf jeden Fall andere Filme zwecks Einstieg auswählen.

Lässt sich in keine Skala quetschen, "normale" Menschen (wer oder was auch immer das sein mag), dürfen sich eine Bewertung im Bereich 1/10 - 2/10 vorstellen. Ich hatte recht viel Spass mit dem Teil, jede Menge Schmunzler inklusive, als Howard Vernon dann endlich auftauchte, hat es mich vor Lachen vom Sofa gerissen! Debiler Spass aus der untersten Schublade, ich mag diese Sause!
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Re: Welche DVD gab's zuletzt (im Player)?

Beitrag von musky2304 »

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Hells Angels vs. Bandidos

Die DVD ist eine Dokumentation über die wohl bekanntesten Rocker-Clubs.
Es gibt bessere Fernseh-Produktionen wie dieser Film hier auf DVD. Man kann ihn mal an schauen, aber man darf nichts besonderes erwarten.
Gruß Kai
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