
Derrick Collectors Box 8 (Folge 106-120)
Folge 106 - Attentat auf Derrick (Deutschland 1983)
Derrick ist bekanntlich nicht leicht aus der Ruhe zu bringen, jedoch wird er bereits seit einiger Zeit von einem anderen Fahrzeug verfolgt. Per Autotelefon kontaktiert er Harry Klein, gibt ihm seine akuelle Route durch. Tatsächlich passiert das Unglaubliche, mehrere Schüsse werden auf den Oberinspektor abgefeuert, der mit lebensgefährlichen Verletzungen ins Krankenhaus eingeliefert wird. Harry geht der Anschlag auf seinen Freund und Kollegen sehr nahe, mit wilder Entschlossenheit reisst er die Ermittlungen an sich. Erste Spuren weisen auf das Umfeld eines gewissen Korda hin, der vor einigen Wochen zu einer langjährigen Haftstrafe verurteilt wurde. Derrick war damals der leitende Ermittlungsbeamte, im Gerichtssaal hatte der Angeklagte Drohungen ausgesprochen. Klein nimmt Kontakt mit dem ehemaligen Polizisten Jakobsen auf (Karl Renar), der den Gesetzeshütern bereits mehrfach hilfreiche Tipps geben konnte. Geschickt kann Harry Klein unerkannt das Vertrauen von Kordas Sohn Michael (Till Topf) gewinnen, aber kann er auch die clevere Ehefrau (Christine Wodetzky) des Straftäters täuschen?
Unfassbare Zustände in München, der Ermittler aller Ermittler wird zur Zielscheibe der Unterwelt! Obschon Horst Tappert gewissermaßen in eine Nebenrolle gedrängt wird, kann er aus dem Krankenhaus den Verlauf der Nachforschungen entscheidend beinflussen. Fritz Wepper macht sich gut in der Rolle des vorübergehenden Chefschurkenjägers, längst ist Harry über den Status des unscheinbaren Helferleins herausgewachsen, sehr angenehm. Willy "Berger" Schäfer kommt zu Beginn häufiger als üblich zum Zuge, verschwindet den aber doch recht flott aus der Handlung, erneut verweigert man dem dritten Ermittler eine tragende Rolle. Karl Renar wandelt auf dem schmalen Grat zwischen Legalität und Halbwelt, bekennt allerdings schnell Farbe. Till "Tod eines Schülers" Topf überzeugt als naiver Sohn eines Schwerverbrechers, der Nachwuchs hat schwer an der brutalen Wahrheit zu knabbern. Christine Wodetzky füllt den Part der rachsüchtigen Gattin mit Leben, Gerd Böckmann kommt wie das Abziehbild eines rohen Gangsters daher. Böckmanns Charakter mag sich nach Karikatur anfühlen, trägt aber einen nicht unerheblichen Teil zum Unterhaltungswert bei. Ida Krottendorf und Dieter Eppler wirken in Nebenrollen mit.
"Attentat auf Derrick" bietet Fritz Wepper viel Raum zur Entfaltung, was der Figur Harry Klein ohne Zweifel sehr gut bekommt. Das Band zwischen Derrick und Klein erweist sich einmal mehr als untrennbar, für seinen Freund setzt Harry sogar das eigene Leben aufs Spiel. Freilich wacht die graue Eminenz im Hintergrund, denn Stephan Derrick kennt die ungestüme Seite seines Kollegen bestens. Klar, hier werden viele Klischees bedient, negativ wirkt sich dies zu keiner Zeit aus, der Ausflug in das München abseits der Gutbürgerlichkeit macht Freude. Das Böse hat sich längst eine solch gutbürgerliche Maske aufgesetzt, hinter die der eigene Nachwuchs mit Grausen blickt, zum Blick gezwungen wird. Autor Herbert Reinecker lässt Harry von der Leine, der sich prompt und erwartungsgemäß wie ein Bullterrier in die Aufklärung des Falles verbeisst. Klein bietet gar den Bonzen der örtlichen Polizeibehörde die Stirn, besteht erfolgreich darauf den Fall nicht wegen persönlicher Befangenheit an Kollegen zu übertragen. Regisseur Zbyněk Brynych fängt die Halbweltatmosphäre einiger Szenen punktgenau ein und setzt geschickt Kontraste. Box 8 steigt auf gutem Niveau ein, die erste Folge ist kein Oberknüller, fraglos ein guter Grundstein. Gebt mir meeehr!
7/10 (gut)
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Die Nachlese zur Teutonen Western Collection von Koch Media:
Die schwarzen Adler von Santa Fe (Deutschland, Frankreich, Italien 1964, Originaltitel: Die schwarzen Adler von Santa Fe)
Captain Jackson (Joachim Hansen) befehligt eine Truppe Soldaten, sein Fort erwartet den Angriff der neuerdings wieder aggressiven Indianer. Washington sendet den Experten Cliff McPhderson (Brad Harris) zur Unterstützung, wenig später trifft der wehrhafte Journalist Blade Carpenter ebenfalls in der befestigten Außenstelle der Armee ein. Noch ahnen die Helden nicht von den wahren Absichten des in der Nähe ansässigen Ranchers Morton (Werner Peters), der mit Hilfe seines eiskalten Schergen Gentleman (Pinkas Braun) einen perfiden Plan in die Tat umsetzen will...
"Die schwarzen Adler von Sante Fe" bietet weniger aufregende Kulissen und Massenszenen als "Die Goldsucher von Arkansas", das Staraufgebot sorgt erneut für grosse Freude. Zu Beginn prescht der Film flott nach vorn, hängt im Mittelteil leider durch (öder SingSang und noch öderes Getanze), das starke Finale entschädigt jedoch für die (wenigen) spröden Minuten. Brad Harris zeigt dem Fan seine Muskelpracht, gewinnt selbstverständlich das Herz der schönsten Frau am Set (Olga Schoberová, seine spätere Ehefrau). Horst Frank mutete in "Goldsucher" unterfordert an, diesmal trifft er in der Rolle des Co-Helden mitten ins Schwarze, sein Blade Carpenter ist herrlich! Mondgesicht Werner Peters kennt man als Schurken aus unzähligen Wallace und Co. Produktionen, auch als widerlicher und geldgieriger Rancher ist der Mann mit dem Mondgesicht eine sichere Bank. Nicht minder stark Pinkas Braun, dem der abstossende Schurke namens Gentleman auf den Leib geschneidert wurde. Tony Kendall macht uns erneut den Indianerhäuptling, er kommt leider selten zum Zuge, fraglos weniger dümmlich als in "Flußpiraten". Joachim Hansen bleibt unscheinbar, im Vergleich zu seinen Kollegen wirkt er sehr hüftsteif und uncharismatisch, immerhin nicht unsympathisch. Dem Streifen gelingt gar ein kleiner Kunstgriff, die unerotische Nervensäge Edith Hancke ist hier nicht nur erträglich, nein, irgendwie mag ich sie sogar.
Würde sich die Sause sich nicht sinnloserweise mittendrin selbst ein Bein stellen, wäre "Die schwarzen Adler von Sante Fe" vermutlich der stärkste Film aus dem schicken Set von Koch Media. Doch was solls, letztlich macht der Film jede Menge Spass, schon wegen der tollen Besetzung kommt kein Fan an diesem Stoff vorbei. 6,5/10 (oberste Mittelklasse, Tendenz zu 7/10)
Noch ein paar Worte zur Box. Der Bonusbereich gibt Trailer und Bildergalerien her, Höhepunkt sind jedoch Interviews mit Brad Harris und Horst Frank. Brad Harris plaudert auf unterhaltsame Art aus dem Nähkästchen. Horst Frank zieht in seinem letzten Interview (1999) ordentlich vom Leder, der Mann war ein Ereignis, grossartig! Die Filme bewegen sich allesamt im Bereich von 6,5-7/10, der Sammelwert für Liebhaber entzieht sich dem lästigen Punkteraster. Das Set gehört in die Sammlung eines jeden Freundes von Eurowestern, knuffige Filme wurden ordentlich aufbereitet und durch interessante Boni ergänzt. Pflichtkauf, Pflichtkauf, Pflichtkauf!