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Welche DVD gab's zuletzt (im Player)?

Diskussionen zum Thema Filme
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Blap
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Re: Welche DVD gab's zuletzt (im Player)?

Beitrag von Blap »

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Dr. Mabuse Box von Universum Film


Die Todesstrahlen des Dr. Mabuse (Deutschland, Frankreich, Italien 1964, Originaltitel: Die Todesstrahlen des Dr. Mabuse)

Die letzte Runde

Professor Pohland (Walter Rilla) fristet ein trauriges Dasein als Insasse einer Nervenklink. Noch immer beteutert der Mediziner seine Unschuld an den Ereignissen vor der Einweisung, der Geist des Dr. Mabuse habe von ihm Besitz ergriffen. Bei einem Verhör durch den britischen Agenten Major Anders (Peter van Eyck) kommt es zu einem Zwischenfall, der Professor verschwindet spurlos. Zuvor kam ihm das erschreckende Wort "Todesstrahlen" über die Lippen, kein "Hinweis" der beruhigenden Sorte. Anders wird nach Malta geschickt, zwecks Tarnung begleitet ihn die naive Schönheit Judy (Rika Dialina). Auf Malta arbeitet Professor Larsen (O. E. Hasse) an einer Superwaffe, mit deren Todesstrahlen sich ganze Städte in Sekunden auslöschen lassen. Offenbar wird Larsen nicht von bösartigen Absichten angetrieben, doch in den falschen Händen könnte man mit Hilfe seiner Erfindung die gesamte Menschheit unterjochen. Rege Aktivität von Sardinen-Booten und Froschmännern geben Anlass zur Besorgnis, die Lage spitzt sich mehr und mehr zu. Kein leichter Job für Major Anders, denn seine Tarnung ist gewissermaßen schon vor seiner Ankunft aufgeflogen...

Der letzte Film aus der Mabuse-Reihe der sechziger Jahre geht andere Wege. Waren die vorherigen Werke typische Beiträge zur damaligen Welle von Kriminalstreifen, die durch den Erfolg der Edgar-Wallace-Filme aus dem Hause Rialto Film ausgelöst wurde, schielte Produzent Artur Brauner (CCC-Film) nun in Richtung James Bond. Bereits der Vorspann macht keinen Hehl aus der neuen Marschrichtung, techische Gerätschaften und kämpfende Taucher flimmern über den Bildschirm/die Leinwand. Tatsächlich sind im Film diverse Szenen mit Tauchern zu bewundern, die wie eine kleine (und flottere) Ausgabe des später produzierten Bond-Flicks "Thunderball" (1965) anmuten. Eindeutig wurde "Die Todesstrahlen des Dr. Mabuse" vom ersten Bond "Dr. No" (1962) beeinflusst, wahrlich keine schlechte Referenz. Erwartet also bitte keinen weiteren Krimi mit Gruselatmosphäre, die Reihe klingt im Gewand des Eurospy-Films aus.

Trotz neuer Marschrichtung wurde auf bewährte Darsteller gebaut, die Hauptrolle vertraute man erneut Peter van Eyck an (der Name seines Charakters wurde ein weiteres Mal geändert, obschon die Figur aus dem Vorgängerwerk sehr ähnlich angelegt ist). Herr van Eyck macht uns den Schmalspur-Bond, er zieht sich weitgehend souverän aus der Affaire, lediglich eine extrem schlecht gedoubelte Prügelszene sorgt für Schmunzler. Auf wessen Kappe dieser Murks geht ist mir nicht bekannt, eventuell waren "versicherungstechnische Gründe" im Spiel? Dem Unterhaltungswert sind solche Schnitzer nicht abträglich, sie tragen gar zum kantigen Charme des Streifens bei. Peter van Eyck darf mit hübschen Damen in den Nahkampf gehen, wer wäre da nicht gern Agent im Geheimdienst ihrer Majestät? O. E. Hasse gefällt mir als knurriger Wissenschaftler sehr gut, Walter Rilla blickt als Häufchen Elend ins Leere. Dieter Eppler taucht als fieser Handlanger auf, Leo Genn mimt den Chef Peter van Eycks. Rika Dialina fällt in die Schublade mit der Aufschrift "Klischeeblondchen". Zu ihrer eigenen Sicherheit bringt man sie auf Malta in einem Bordell unter, was bei ihrem Begleiter nur kurzzeitig für einen Hauch von Widerstand sorgt (diese Szenen werden sauertöpfigen Emanzen die Zornesröte ins Gesicht treiben, Schenkelkloper pur!). Ferner hätten wir Yvonne Fourneaux als lüsterne Nichte des Professor Larsen im Angebot, dazu die hübsche Yoko Tani als Helferlein des Bösen. Damit sind die wichtigsten Akteure genannt, nur Gustavo Rojo hätte ich fast unterschlagen.

Wallace-Epigonen mutieren zum Bond-Clon, geht die Rechnung auf? Mir gefällt die neue Ausrichtung, da ich mich in beiden Genres wohlfühle. Das Publikum war dem Film damals weniger wohlgesinnt, der Erfolg an den Kinokassen hielt sich in Grenzen. Ergo ging die Rechung für den geschäftstüchtigen Artur Brauner nicht auf, weitere angestrebte Beiträge zur Reihe blieben in der Schublade. Schade, denn Mabuse funktioniert auch als Eurospy-Sause. Ein Bösewicht strebt die Weltherrschaft an, die Handlung spielt in hübschen Kulissen und vor einer prächtigen Landschaft (Italien musste als Malta herhalten), die Darsteller sind bei guter Spiellaune. Oskar Sala steuerte einen Teil der Musik bei, sein Mixtur-Trautonium ertönte mehrfach in CCC-Produktionen (und nicht nur dort). Repeat bis zur Ekstase: Wer die Wallace-Filme mag, der sollte sich auf jeden Fall auch mit den Dr. Mabuse-Sausen beschäftigen, wem die Wallace-Filme eine Spur zu humorig erscheinen, der sollte es ebenfalls mit Dr. Mabuse probieren. Mir liegt das "Dr. Mabuses Meisterwerk" getaufte Box-Set von Universum vor, welches alle sechs Mabuse-Streifen aus den sechziger Jahren enthält:

• Die 1000 Augen des Dr. Mabuse (1960)
• Im Stahlnetz des Dr. Mabuse (1961)
• Die unsichtbaren Krallen des Dr. Mabuse (1962)
• Das Testament des Dr. Mabuse (1962)
• Scotland Yard jagt Dr. Mabuse (1963)
• Die Todesstrahlen des Dr. Mabuse (1964)


Die DVDs kommen in einem schicken Digipak ins Haus, das von einem nicht minder hübschen Schuber umhüllt wird. Ferner liegt ein Booklet bei, in dem Auszüge aus einem Buch des leider kürzlich verstorbenen Wallace-Experten #1 Joachim Kramp zu lesen sind. Der von Kriminalfilmfreunden (und nicht nur denen) sehr geschätzte Joachim Kramp, hinterlässt eine nicht zu schliessende Lücke im "Wissensgebiet Wallace und Co.". An der Qualität der DVD gibt es nichts zu meckern, Universum präsentiert auch den sechsten Beitrag zur Mabuse-Reihe in schöner Verfassung. Für Fans (und solche die es werden wollen) stellt diese Box einen unverzichtbaren Pflichtkauf dar! Während die vier zurückliegenden Werke im damals gängigen "europäischen Breitbild" 1,66:1 aufgetischt wurden, kommen die beiden letzten Beiträge in 1,33:1 daher. Kein Grund zur Besorgnis, alle Filme liegen damit im Originalformat vor! Auf der DVD zu "Die Todesstrahlen des Dr. Mabuse" findet der Fan eine kurze Doku und einen Beitrag über die bezaubernde Daliah Lavi.

6,5/10 (mit steigender Tendenz)

Lieblingszitat:

"Bringen Sie den Herrn Professor zur Elektrotherapie"
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Re: Welche DVD gab's zuletzt (im Player)?

Beitrag von hank_chinaski »

Killer Elite (2011, J. Statham, R. De Niro uw.)

Ums kurz zu machen: überflüssig wie ein Kropf. Reine Zeitverschwendung. Da hat man schon besseres von Statham gesehen!
4/10,
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Re: Welche DVD gab's zuletzt (im Player)?

Beitrag von Vin_Superbleifrei »

"Warrior"

Kurz und knapp: Einer der wenigen Filme neueren Datums, der bedenkenlos empfohlen werden kann!!

9.5 von 10 Punkten!
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KDR

Re: Welche DVD gab's zuletzt (im Player)?

Beitrag von KDR »

Apollo 18 , wahrheit oder fantasie :?:

Spannend bis zur letzten Minute .
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Blap
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Re: Welche DVD gab's zuletzt (im Player)?

Beitrag von Blap »

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Kleine Hartbox von X-Cess



The Riffs II - Flucht aus der Bronx (Italien 1983, Orignaltitel: Fuga dal Bronx)

Den Stock im Arsch, den Eckschädel im Nacken, die Bronx in Trümmern. Harte Zeiten für Mr. Trash!

Inzwischen geht es in der Bronx richtig zur Sache. Politik und Wirtschaft möchten das ungeliebte Viertel von der Landkarte tilgen, ein neuer Hightech-Stadtteil soll auf dem Gebiet entstehen. Die Bewohner werden "umgesiedelt", wer sich zur Wehr setzt wird kurzerhand von den Truppen des fiesen Floyd Wrangler (Henry Silva) gekillt, vorzugsweise per Flammenwerfer. Auch die Eltern von Trash (Mark Gregory) fallen den sadistischen Söldnern zum Opfer. Trash will sich mit aller Macht gegen die korrupte und völlig skrupellose Obrigkeit zur Wehr setzen. Doch die ehemaligen Gangs sind zerschlagen, haben sich zum Teil unterhalb der Bronx versteckt. Immerhin steht die eifrige Journalistin Moon Grey (Valeria D'Obici) auf der Seite des geschundenen Bewohnertums, macht Konzernen und Politikern mit ihrer Arbeit das Leben nicht leicher, stellt mit Nachdruck ungemütliche Fragen. Derweil sichert sich Trash die Unterstützung des Anführers Dablone (Antonio Sabato) zu, der mit einer stattlichen Anzahl ehemaliger Mitglieder verschiedener Gangs im Untergrund haust. Trash und der eigensinnige Strike (Giancarlo Prete) wollen einen gewagten Plan durchziehen, der ihnen ein Druckmittel gegen die Bonzen in die Hände spielen soll. Doch den gut bezahlten Massenmörder Floyd Wrangler sollte man nicht unterschätzen...

Da vor einiger Zeit endlich eine offizielle DVD zu diesem Streifen den deutschen Markt erreichte, wurde es Zeit den alten Kurzkommentar nach Sichtung der Scheibe ein wenig zu überarbeiten.

Weiter geht der Spass in der Bronx. Mark Gregory gibt erneut den cleveren Rebellen Trash, die Rolle passt erstklassig zu dem langhaarigen Kettenschwinger. War unser Held im vorherigen Film nebenbei noch ein heißblütiger Liebhaber, konzentriert er sich nun völlig auf den Kampf gegen die gnadenlosen und Bonzen und ihre Schergen. Dies führt zu einer eindimensionaleren Darstellung des Hauptcharakters, Trash wurde auf einen abgebrühten Kämpfer mit Ramboqualitäten reduziert. Keine Angst, Mark Gregory sorgt trotzdem für beste Laune beim Zuschauer. Leider müssen wir diesmal auf Fred Williamson und George Eastman verzichten, doch Henry Silva darf -wie so oft- herrlich fies vom Leder ziehen. Der knuffigste Eckschädel der Filmgeschichte schreckt vor keiner Sauerei zurück, Mord und Totschlag sind sein Lebenselixier. Antonio Saboto ist ebenfalls immer sein Geld wert, er nimmt die Rolle des überdrehten Anführers der Gangüberreste ein. Giancarlo Prete rundet die Besetzung ab, er spielt durchaus solide, erreicht jedoch nicht die intensive Ausstrahlung der anderen zentralen Figuren. Für einen Typen der in der Kanalisation haust und angeblich kein Menschenfreund ist, kommt der liebe Giancarlo reichlich brav rüber. Sexy geht es nicht zu, die sympathische Valeria D'Obici hat andere Qualitäten zu bieten. Sie sieht sich als Sprachrohr der Unterdrückten, mitunter ein verdammt gefährlicher Job.

Die "Endzeit" scheint hier schon weiter fortgeschritten zu sein, totale Verwüstung in der Bronx, die Hoffnungslosigkeit hat viele der ehemaligen Widerständler in die Verzweiflung getrieben. Erstaunlicherweise sind die im Untergrund hausenden Gestalten nun weniger durchgeknallt gezeichnet, die schrillen Auswüchse und Bandenkriege haben die Damen und Herren hinter sich gebracht, nun sind alle im Frust vereinigt. Auch die Auseinandersetzungen mit den Horden des faschistoiden Herrn Wrangler sind konventioneller angelegt, Hieb- und Stichwaffen werden durch Schusswaffen in den Hintergrund gedrängt, meist beschränkt sich die Sause auf übliche Ballereien, Flammenwerfer und Explosionen. Ja, es geht weniger überdreht zu, dennoch hat sich Enzo G. Castellari nicht lumpen lassen, der Spassfaktor ist nach wie vor in hohen Sphären angesiedelt, Atmosphäre, Härte und Humor passen, Durchhänger sind nicht erkennbar.

Eine Fortsetzung der besten Sorte. Wer mit "The Riffs - Die Gewalt sind wir" (1982) seine Freude hatte, der wird auch mit dem zweiten Teil glücklich werden. Für mich hat der Vorgänger die Nase vorn, doch dies ändert nichts an dem erstklassigen Unterhaltungswert des Nachfolgers. Die DVD aus dem Hause X-Cess bietet den Film ungekürzt und in brauchbarer Qualität an (nicht für Zeilenzähler geeignet), eine kleine Dosis Bonusmaterial erfreut den Fan.

Sehr gut! Dicke 8/10!

Lieblingszitat:

"Wir wollen lieber nicht zu früh jubeln. Diese Schweine haben es faustdick hinter den Ohren."
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Beitrag von Blap »

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Concept of Fear (Kanada 2001, Originaltitel: Hidden Agenda)

Dolph

Jason Price (Dolph Lundgren) hat ein komplexes System namens Daedalus entwickelt, um damit in Bedrängnis geratene Personen von der Bildfläche verschwinden zu lassen. Er und sein Team arbeiten auf eigene Rechnung, ab und zu übernimmt man Aufträge für die NSA oder das FBI. In einem Gerichtsgebäude kommt es zu einem Blutbad, der von allen gefürchtete Cleaner löscht mehrere wichtige Zeugen aus, niemand scheint die wahre Identität des abgebrühten Profikillers zu kennen. Wenig später taucht Paul Elkert (Serge Houde) bei Jason auf und bitte verzweifelt um Hilfe, denn auch er ist zum Ziel des Cleaners geworden. Die Jungs vom FBI sind mächtig sauer, sie benötigen Elkerts Aussage, sind auf Price wegen eines anderen Vorfalls nicht gut zu sprechen. Damit nicht genug, plötzlich will auch Jasons bester Freund Sonny Mathis (Ted Whittall) die Vorzüge von Daedalus nutzen. Bisher galt das System als absolut sicher, wieso wird Sonny trotzdem getötet, wo ist die undichte Stelle? Eine lebensgefährliche Suche beginnt, Jason und seine Mitarbeiterin Connie Glenn (Brigitte Paquette) haben keine leichte Mission vor sich...

Marc S. Grenier inszenierte diesen B-Action-Thriller mit gutem Gefühl für Tempo und Atmosphäre (sofern man kein hektisches Actionspektakel erwartet, der Schwerpunkt liegt auf dem Bereich Thriller). Die vorhandenen Actionsequenzen bleiben recht bodenständig, Dolph teilt ordentlich aus und muss einiges einstecken. Eine dünne Story kann man dem Flick nicht vorwerfen, der Plot verstrickt sich allerdings immer wieder, mutet zunehmend wirr an. So überzeugt das Finale vor allem durch eine handwerklich solide ausgeführte Ballerei, hingegen wurde die Auflösung recht mühsam gestickt. Machts nichts, ich fahre bekanntlich sehr auf Stoff dieser Art ab.

Für mich ist Dolph Lundgren sowieso der echte Last Action Hero, ich liebe den alten Schweden. Um die Jahrtausendwende entstanden nicht unbedingt die besten Werke seiner Karriere, ganz sicher gehört auch "Concept of Fear" nicht zu Lundgrens Höhepunkten. Der hier kurz vorgestelle Film ist der letzte Beitrag aus dieser Phase, bereits mit dem 2003 veröffentlichten "Detention - Die Lektion heißt Überleben" (Detention) zeigt die Formkurve wieder steil nach oben. Seither sind überwiegend nur Treffer und Volltreffer entstanden, teilweise übernahm Dolph auch die Regie. Eine gute Entwicklung, Knüller wie z. B. "The Mechanik" (2005) und "Command Performance" (2009) zählen zu meinen liebsten B-Actionern. In "Concept..." spielt mein Herzbube routiniert seinen Stiefel herunter, der Fanboy in mir ist zufrieden. Ted Whittall bleibt undurchsichtig, wer möchte einen Kerl wie Sonny zum besten Freund haben? Serge Houde schleimt sich ein, den gut beschäftigen Alan Fawcett hat vermutlich jeder Film-/Fernsehfreund irgendwo in einer Nebenrolle gesehen, die Aufzählung der weiteren Fratzen schenke ich mir. Zwei mitwirkende Damen will ich nicht unterschlagen, Brigitte Paquette kommt als zuverlässiges Helferlein daher, die hübsche Maxim Roy gibt Rätsel auf (unvermeidliche Liebesszene inklusive).

Zielgruppe? Dolph Lundgren Verehrer und/oder B-Action-Thriller-Allesglotzer. Damit genug, Fans greifen zu, der Rest wendet sich mit Grausen ab. Übrigens bietet die mir vorliegende DVD den Streifen nur im Vollbild an, eine neuere Auflage macht es besser (die Bildkomposition ist auch auf der alten Scheibe meist stimmig, was freilich keine Entschuldigung sein kann).

6/10 Fanpunkte

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"Es gibt vermutlich bald jemand den Löffel ab."
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Die Fortsetzung der "Mega-Derrick-Sause"

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Derrick Collectors Box 8 (Folge 106-120)


Folge 115 - Ein Spiel mit dem Tod (Deutschland 1984)

Wer tötete Georg Hossner? Bruder Holzbein oder der Muschimann?

Martin Kussloff (Rudolf Wessely) ist ein Einbrecher alter Schule, mit handwerklichem Geschick verschafft er sich Zugang zu noblen Anwesen, öffnet Tresore ohne grössere Mühe. Bei seinem letzten Einbruch springt jedoch plötzlich die Alarmanlage des Hauses an, Kussloff verlässt überstürzt das Gelände und kann mit seinem PKW flüchten. Am nächsten Tag liest der Gauner in der Zeitung einen erschreckenden Bericht. In dem Haus in das er in der Nacht eingestiegen ist, wurde offenbar ein Mord verübt, es wird vermutet ein Einbrecher habe den Hausherrn Georg Hossner erschossen. Glaubwürdig versichtert Kussloff seiner Tochter Lena (Verena Peter) nichts mit dem Mord am Hut zu haben, seine Tochter glaubt ihm, schliesslich wurde ihr Vater bei seinen Raubzügen noch nie gewalttätig, besitzt keine Schusswaffe. Derrick stösst bei der Rekonstuktion des Tathergangs auf Widersprüche, die Befragung der anderen Haubewohner bringt allerdings keine brauchbaren Erkenntnisse. Die Witwe Agnes Hossner (Kristina Nel) wirkt überspannt, Ulrich (Wolf Roth), der Bruder des Opfers, lebt in den Tag hinein. Im Gartenhaus wohnt der Angestellte Herr Muschmann (Edwin Noel), welcher ein enger Mitarbeiter des Ermordeten war. Derweil will Lena ihren Vater zu einem Geständnis drängen, damit zumindest der Mordverdacht aus der Welt geschafft werden kann. In ihrer Verzweiflung sucht die junge Frau Derrick und Klein auf, in der Wohnung des Verdächtigen finden die Beamten die Leiche Martin Kussloffs, der Einbrecher wurde mit einem gezielten Stich ins Herz getötet...

Rudolf Wessely als Einbrecher mit Anstand, keine Gewalt, kein Vandalismus. Freilich ein Klischee (na und?), "gute" Einbrecher und Panzerknacker gibt es nicht, fragt die Opfer ihrer Taten. Wessely zeigt den Ganoven glaubwürdig als gebrochenen Charakter, gewissermaßen süchtig nach seinem Job, nicht dazu in der Lage seine handwerklichen Fähigkeiten legal zum Einsatz zu bringen. Verena Peter redet ihrem Vater ins Gewissen, stellt die besorgte und überforderte Tochter sehr sympathisch dar, abseits von Gezeter und hysterischen Keifereien. Kristina Nel bleibt schwammig, eine hohle Hülse. Über den von Wolf Roth gespielten Ulrich Hossner erfahren wir vor allem das er eine Beinprothese trägt und keiner Arbeit nachgeht. Wie seine Schwägerin eine seltsam leere Person, daran ändert auch ein (wenig überraschendes) Liebesgeständnis nichts (naja, ganz so dünn bleibt das Brett nicht, Ansätze von Arroganz und Verletzlichkeit werden später auf das Charakterskelett modelliert). Ähnliches gilt für Edwin Noel, wobei sein Herr Muschmann sogar noch glatter durchs Szenario flutscht. Uwe Dallmeier sehen wir als Wirt einer zwielichtigen Kneipe, eine sehr starke Vorstellung, knarzig und kernig, letztlich mit Gespür für Recht und Unrecht. Volker Bogdan macht uns in einer kleinen Nebenrolle den Mann für die groben Arbeiten. Übrigens sehen wir endlich wieder eine Frau an Derricks Seite, dargestellt von der attraktiven Margot Medicus.

"Ein Spiel mit dem Tod" kann zwar lediglich einen mittelprächtig konstruierten Kriminallfall aufbieten, aber das "Drumherum" sorgt für eine knappe Stunde herrlicher Unterhaltung. Horst Tappert zeigt einmal mehr seine Klasse, als väterlicher Beschützer, Schreck der kleinen und grossen Gauner, aufmerksamer Ermittler und kultivierter Liebhaber. Der Blick ins Privatleben des Oberinspektors bindet den Zuschauer noch enger an den liebenswerten Charakter, die gemeinsamen Szenen mit Margot Medicus werden stets von beruflichen Pflichten eingeholt, was zu humorigen und nahezu tragisch-romantischen Momenten führt. Natürlich darf eine Prise Chauvi nicht fehlen: "Für die meisten Männer ist der Beruf ein Teil ihres Lebens". Tappert haut einige Knüller raus, auch abseits der Chauviebene, grandios! Die Folge startet mit dem detailreich inszenierten Einbruch, sofort ziehen Spanung und Atmosphäre den Betrachter in ihren Bann. Nach der Vorstellung der Bewohner des Einbruchhauses rätseln wir bereits wer seine Hände in diesem Spiel in Blut getaucht hat, in diese Gedankengänge hagelt der Mord am "freundlichen" Einbrecher, das tragische Ende einer gescheiterten Existenz (fünf Taler ins Phrasenschwein). Regisseur Theodor Grädler kann sich auf die Qualität seiner Schauspieler verlassen, die das durchschnittliche Drehbuch (bezogen auf die Story, die Dialoge sind sehr stark) durch ihre Präsenz in den Hintergrund drängen. Es macht einfach jede Menge Spass Derrick und Klein bei ihrer Arbeit zu beobachten, Vollsuhle für den Fan! Frank Duval liefert gute Arbeit ab, kein nervenaufreibendes Geplärre wie in "Keine schöne Fahrt nach Rom" (114).

7,5/10 (gut bis sehr gut)
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Blap
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Die Fortsetzung der "Mega-Derrick-Sause"

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Derrick Collectors Box 8 (Folge 106-120)


Folge 116 - Ein Mörder zu wenig (Deutschland 1984)

Gier ist auch (k)eine Lösung

Walter Kramer (Wolfgang Wahl) überredet seinen Freund und Arbeitskollegen Alois Bracht (Dirk Dautzenberg) einen Lottoschein auszufüllen. Kramer soll den Wisch für Bracht abgeben, Bracht vergisst jedoch seinen Namen auf dem Tippschein einzutragen. Als Kramer seine von ihm getrennt lebende Frau Marianne (Karin Baal) aufsucht, schickt er den gemeinsamem Sohn Holger (Andreas Voss) zur Lotto-Annahmestelle. Da auf einem Tippschein die Daten des Spielers fehlen, trägt der Junge ohne böse Absicht Name und Anschrift seines Vaters im Adressfeld ein. Als Alois Bracht wenige Tage später in die Zeitung schaut, traut er zunächst kaum seinen Augen, seine Zahlen wurden tatsächlich gezogen! Es gibt keinen Zweifel, denn er tippte sein eigenes Geburtsdatum und das seiner verstorbenen Frau. In freudiger Erregung berichtet er seinem Stiefsohn Alfons (Volker Eckstein) von dem bevorstehenden Geldsegen. Längst hat Walter Kramer den Volltreffer ebenfalls festgestellt, eiskalt lässt er den aufgeregten Alois abblitzen, schliesslich stehe Brachts Name nicht auf dem Los, ergo kein Gewinn. Nachdem weitere Tage verstrichen sind, fällt dem Arbeitgeber Kramers dessen unentschuldigtes Fehlen unangehm auf. Die verständigte Ehefrau des Vermissten sucht widerwillig dessen Wohnung auf, dort findet sie die Leiche ihres Gatten vor. Bei der ersten Durchsuchung der Räumlichkeiten fällt Derrick die Gewinnbenachrichtung der Lottogesellschaft in die Hände. Eineinhalb Millionen Mark sind ein verdammt starkes Mordmotiv!

Da ist er wieder, der knuffige Grummler Dirk Dautzenberg. Vor Freude fährt er mit seinem Rad fast in ein Auto, alles kein Problem, die Begeisterung über den unverhofften Reichtum verdrängt alle Sorgen. Dautzenberg meistert das Umschalten von freudiger Erregung zu schäumender Wut souverän, gleiches gilt für die drauf folgende Depression. Ganz anders (aber nicht weniger stark) Wolfgang Wahl, der nicht eine Sekunde daran denkt seinem "Freund" den Gewinn zu überlassen, den Zaster zumindest zu teilen. Geradezu vor Gier geifernd und lechzend verteidigt er seine Ansprüche, jahrelange Verbundenheit ist plötzlich nichts mehr wert. Karin Baal hat eine interessante Rolle erwischt. Zunächst mutet sie durchschnittlich, regelrecht unscheinbar an. Fassade? Tarnung? Ein Wandel der nach dem Gewinn einsetzt? Oder entfesselt der Gewinn lediglich bisher schlummernde "Talente"? Volker Eckstein wird gern als "Psychobübchen" besetzt, diesmal bleibt er jedoch erstaunlich bodenständig, normal und beherrscht. Hans Brenner schleicht als neugieriger Schleimbeutel umher, nervt seinen Nachbarn Kramer mit aufdringlicher, unangenehmer Indiskretion.

Was macht Geld mit Menschen? Wird der brave Bürger ohne Vorwarnung zur Bestie? Ein Sechser im Lotto, der grosse Traum eines Volkes, hier als Trip in die Hölle der Verdorbenheit angelegt. Alte Freunde werden über Nacht zu Feinden, zu lästigen Insekten. Was will uns der Autor damit sagen? Gebt dem Pöbel nicht zu viel Kohle in die Hand? Naja, ich möchte Herbert Reinecker keine fiesen Absichten unterstellen. Der Titel "Ein Mörder zu wenig" könnte nicht treffender gewählt sein, akute Spoilergefahr verbietet mir weitere Äußerungen dazu. Da sich das Drehbuch und Regisseur Alfred Vohrer Zeit zur Vorstellung der wichtigen Figuren nehmen, fällt es dem Zuschauer nicht schwer deren Gedankengänge und Triebfedern zu erkennen. So kommt die Auflösung kaum als grosse Überraschung daher, versetzt dennoch einen kleinen Stich, löst vielleicht gar Gefühle zwischen sadistischer Schadenfreunde und eiskaltem Entsetzen aus, manchmal kommt das Böse eben doch davon, sogar wenn der Ermittlungsbeamte den klangvollen Namen Stephan Derrick trägt (oder...? Überprüft es auf eigene Faust!). Bereits mehrfach beklagte ich den fehlenden Popanz in den späten Arbeiten des von mir sehr geschätzen Alfred Vohrer. Erneut bleibt Vohrer in dieser Disziplin zurückhaltend, lässt zum Ausklang der Handlung ganz kurz einen kleinen Saubratz von der Leine. Schaut genau hin, Derrick muss seine Sklaven nicht ansprechen, ein Fingerschnippen genügt und der Abschaum wird abgeführt. So funktionert die moderne Führung von Mitarbeitern.

7/10 (gut)
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Candybox #1


Das Schwedenmädchen Anita (Schweden 1973, Originaltitel: Anita - ur en tonårsflickas dagbok)

Die Kraft der Liebe

Achtung: Nicht völlig frei von Spoilern!

Anita (Christina Lindberg) fühlt sich nicht wohl in ihrer Haut. Die Eltern verstehen das "mißratene Kind" nicht, sorgen sich vor allem um den eigenen Ruf, den sie durch das Verhalten ihrer Tochter gefährdet sehen. Immer wieder zieht es das Mädchen nach Stockholm, dort geht sie ihrer Sucht nach schnellem Sex nach, sie nimmt jeden Kerl den sie bekommen kann. Eines Tages trifft Anita auf den Psychologie-Student Erik (Stellan Skarsgård), der junge Mann hat statt Sex seine Schulter und Ohren anzubieten...

"Das Schwedenmädchen Anita" ist weder ein exploitativer Reißer noch ein verquaster Problemfilm, das Werk zeigt uns ein verzweifeltes, verletztes und einsames Kind an der Schwelle zur Frau, auf der Suche nach Zuneigung, Anerkennung und sich selbst. Nebeibei entlarvt Regisseur Torgny Wickman die Verlogenheit des braven Bürgertums. Eltern die die Nase über das eigene Kind rümpfen, gleichzeitig die jüngere Schwester in den Himmel heben. Lehrer die sich über das Fehlverhalten der unzüchtigen Schülerin beschweren, dennoch höchstselbst aus der verdorbenen Quelle schöpfen. Ja, sogar Altersgenossen die zunächst gern der Versuchung nachgeben, um die "Hure" später mit Hohn und Verachtung zu konfrontieren. Auch vor der Klassischer Musik fröhnenden Stundenschaft um Erik schreckt man nicht zurück, dort sieht sich Anita sogar dem schlagkräftigen Übergriff einer eifersüchtigen Hysterikerin ausgesetzt. Der alltägliche Terror im Elternhaus beinhaltet übrigens keine Prügel, die lieben Erziehungberechtigten betätigen sich ausdauernd in der Disziplin Erniedrigung per herablassender Worte, Blicke und Gesten. Wickman inszeniert teils nahezu dokumentarisch, ergreift aber trotzdem Partei, schnell gewinnt Anita die Sympathie des Zuschauers, weckt Mitgefühl, Beschützerinstinkte und Verständnis, aber hält uns auch den Spiegel vor die Nase. Sicher, die Kritik an der gutbürgerlichen Gesellschaft mag hier und da sehr plump ausgeführt sein, der Gegenpol Erik eine Spur zu großherzig und verständnisvoll anmuten. Ab und an regiert der Holzhammer, Papi platziert die Pantoffeln pendatisch vor dem Ehebett, der verantwortungsbewußte Erik verweigert einem Alkoholsüchtigen den Nachschub, die Liste wäre ohne Mühe verlängerbar. Gleichwohl regte sich bei mir kaum der Wunsch nach einem subtileren Drehbuch, der Film funktioniert trotz mancher Grobschlächtigkeit vortrefflich. Dank der anrührenden Hauptdarsteller und der gut gewählten Schauplätze bleibt der Motzkoffer verschlossen in der Ecke liegen.

Christina Lindberg verkörpert Anita in Perfektion, ich hatte nie den Eindruck sie würde ihre Rolle spielen, sie ist Anita! Mädchenhafte Zerbrechlichkeit unterstreicht die Hilflosigkeit, die Verzweiflung, die fehlende Kraft sich aus dem Abwärtsstrudel zu befreien. Ihre Attraktivität verhilft den Sexszenen (sinnvollerweise) kaum zu erotischer Wirkung, der eindringliche Nahkampf bleibt auf Suchtbefriedung reduziert, im Extremfall gar in Verbindung mit physischer Qual (das psychische Leiden ist sowieso omnipräsent). Enttäuschung und Zorn entladen sich über den eigenen Körper, werden zum mächtigen und unkontrollierbaren Bumerang, gipfeln in beginnender (fortgeschrittener?) Selbstzerstörung, die einsamen Nächte gewähren den traurigen Blick auf einen jungen Menschen ohne Selbstwertgefühl, ohne Halt. Lediglich die finale Vereinigung in Liebe sprengt die Fesseln Abhängigkeit, wird zum Akt der Erlösung. Stellan Skarsgård spielt den feinfühligen Studenten nicht minder überzeugend, ist durchaus in der Lage sich Gehör zu verschaffen, kämpft um Anitas (und die eigene) Zukunft. Eine Betrachtung der übrigen Akteure kann ich mit gutem Gewissen unterlassen. So spielen z. B. Danièle Vlaminck und Michel David (Anitas Eltern) keinesfalls schwach, bleiben aber im Gegensatz zu Lindberg und Skarsgård eher austauschbar.

Ich erwähnte bereits die gut gewählten Schauplätze, Stockholm bietet hier nicht den Ansatz eines "Venedig des Nordens". Im Gegenteil, die Stadt hat ein tristes Kleid angelegt, hüllt sich in Grautöne. Christina Lindberg wirkt in diesem Umfeld verloren, wird gleichzeitig zum Dreh- und Angelpunkt, jagt Emotionen durch Leib und Seele des Zuschauers. Spätestens der Sturz in einen billigen Tanzschuppen scheint der Anfang vom Ende Anitas zu sein, doch dann dringt er endlich zu ihr durch, ihr ganz persönlicher Ritter auf dem weißen Pferd. Egal wie heftig der Zaunpfahl vor der Nase wedelt, wie durchschaubar und gradlinig die Kritik am Spießbürgertum angelegt wurde, mich hat "Das Schwedenmädchen Anita" berührt und beeindruckt. Sogar ein eingefleischter Griesgram wie ich kann das arg plakative Ende verkraften. Was solls, man muss auch mal über den eigenen Schatten des Grauens hüpfen können (wollen).

Candybox legt mit der DVD zum Schwedenmädchen ein starken Start hin. Auf diese Scheibe folgte ein weiterer Streifen mit Christina Lindberg (Verbotene Früchte der Erotik, 1971), der Titel wurde selbstverständlich umgehend meiner Sammlung zugeführt, der übliche Kurzkommentar folgt zu gegebener Zeit. "Das Schwedenmädchen Anita" kommt in einer sehr ansprechenden Verfassung daher, abseits steriler Hochglanzaufbereitungen und digitaler Filterorgien flimmert das Werk sehr "kinoartig" über den Bildschirm, die Zielgruppe wird diese Präsentation zu würdigen wissen. Der Ton liegt in deutscher Spracher vor, zusätzlich befindet sich der schwedische Originalton an Bord, deutsche Untertitel sind vorhanden. Im Bonusbereich gibt es einen Trailer und eine Bildergalerie zu sehen, die DVD ist in einer kleinen Hartbox untergebracht. Ganz, ganz dicke Kaufempfehlung! Vielen Dank für die wunderbare Veröffentlichung, liebe Candyboxer!

Wie soll ich diesen Film in das ekelhafte Zahlenraster packen? Er hat mich sehr berührt und gefällt mir sehr gut, fertig.

Lieblingszitat:

"Das ist ja ein Skandal!"
"Ach, so schlimm wird es schon nicht. Unsere Freunde sind ja keine Kinder von Traurigkeit."
Ich bin zwar ein Radikaler, aber mehr noch bin ich ein Lüstling! (Lady Snowblood 2: Love Song of Vengeance)
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Blap
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Re: Welche DVD gab's zuletzt (im Player)?

Beitrag von Blap »

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Feuer frei auf Frankie (Deutschland, Italien, Spanien 1967, Originaltitel: Feuer frei auf Frankie)

Blacky, Erika & Rosalba!

Professor Peers (Charles Fawcett) hat einen neuartigen Treibstoff entwickelt, dessen unschätzbarer Wert das Interesse vieler Geiferlinge weckt. Bald sind Ganoven darauf aus den Wissenschaftler zu entführen, doch der Versuch endet mit dem Tod des Professors. Immerhin überlebt dessen engster Mitarbeiter Dr. Bargher (Joachim Fuchsberger) die Attacke, auf ihn konzentrieren sich nun die Begierden diverser Gangster und Geheimdienste. Die CIA will den Schwerverletzen in die USA überführen, man fürchtet jedoch weitere Angriffe aus der Unterwelt. Dr. Bargher hat einen jüngeren Bruder namens Frankie (Joachim Fuchsberger), dieser soll vorübergehend in dessen Rolle schlüpfen, damit der echte Dr. Bargher unbehelligt transportiert werden kann. Schnell gelingt es der attraktiven Agentin Maud Taylor (Erika Blanc) den Lebemann Frankie zu überzeugen, ebenso flott sind diverse finstere Gestalten hinter dem Köder her, offensichtlich funktioniert die Tarnung. Frankie kann sich nur knapp einer äusserst brenzligen Situation entziehen, die Schurken sind ihm hart auf den Fersen. Auf der Flucht wird er fast von der rassigen Elena (Rosalba Neri) überfahren, die sich gemeinsam mit dem Gehetzen aus dem Staub macht. Lange soll die Ruhepause nicht dauern...

José Antonio de la Loma führte bei dieser flotten Eurospy-/Thriller-Sause Regie, am Drehbuch war der leider 2004 verstorbene Spanier ebenfalls maßgeblich beteiligt. Den Zuschauer erwartet kein cleveres Kriminalfilmkonstrukt mit ausgeklügelten Überraschungen, hier wird fröhliche Unterhaltung ohne nennenswerten Tiefgang geboten, ein Schaulaufen für herrliche Klischees und hübsche Kulissen/Schauplätze. Bereits der comicartige Vorspann und die locker-flockige Musik lassen keine Zweifel an der Marschrichtung des Streifens aufkommen.

"Feuer frei auf Frankie" läuft gut geölt durch, dies ist vor allem der Verdienst des prächtig aufgelegten Ensembles. Joachim Fuchsberger spult das volle Programm ab, in einer Doppelrolle darf er nebenbei den seriösen Wissenschaftler geben, in erster Linie ist Fuchsberger der flotte Frankie, Tarnung hin oder her. Ein Playboy dem kaum eine Dame widerstehen kann, der sich bei Bedarf per Judo zu verteidigen versteht, dessen das Herz am rechten Fleck schlägt. Blacky muss man mögen, jeder Fan wird sich über das Wiedersehen freuen. Neben Fuchsberger sind zwei heisse Ladies die Stars, Erika Blanc wechselt munter zwischen kokettem Luder, gemäßigter Zicke und pflichtbewusster Agentin, eine sehr sympathische und augenzwinkernde Vorstellung. Rosalba Neri fällt freilich noch genauer in mein Beuteschema als Frau Blanc, die scharfe Rosalba hat mehr zu bieten als uns das naive Mäuschen zu zeigen, was dem halbwegs aufmerksamen Zuschauer sehr früh bewusst werden dürfte. Karin Field kann sich kaum gegen die Strahlkraft von Erika und Rosalba behaupten, allerdings gibt ihre Rolle zugegebenermaßen nicht allzu viel her. Illustre Gestalten füllen die Herrenriege auf. Rik Battaglia kennt jeder Filmfreund aus zahlreichen Karl-May-Verfilmungen, mindestens ebenso bekannt sollte Walter Barnes sein, der uns den gestressten Geheimdienstboss macht. Weitere Charakterköpfe füllen die Mannschaft auf, Luis de Tejada, Mariano Vidal Molina und Gesichtsunfall Tito García sollen nicht ungenannt werden. Eddi Arent ist als Erikas Helferlein unterwegs, erwartungsgemäß ist seine Rolle knallschotig angelegt. Damit sollten genug Anhaltspunkte genannt sein, die Besetzung bietet einen hohen Wiedererkennungswert und dreht ordentlich auf, sehr schön!

Verdammt! Jetzt geistert mir die seit Stunden die nackte Rosalba in "Das Schloss der blaugen Vögel" (La bestia uccide a sangue freddo, 1971) durch die Rübe, vor Gier kann ich mich kaum auf das Getippe konzentrieren (jetzt wisst ihr endlich, warum ständig Tippfehler und sonstige Grütze unvermeidbar sind, ich bin ein unverbesserlicher Lustgreis). Was gibt es noch zu berichten? Sicher jede Menge, doch ich möchte den Rahmen dieses Kurzkommentares nicht überstrapazieren. Die Zielgruppe sollte klar umrissen sein, schon wegen der Besetzungsliste ist der Flick unverzichtbar!

Pidax gräbt immer wieder feine Schätzchen aus, Filme wie "Perrak", "Das Hotel der toten Gäste" und "Der Stein des Todes" möchte ich nicht mehr hergeben. "Feuer frei auf Frankie" kommt in brauchbarer Bildqualität daher, für Technikfetischisten ist die Präsentation nicht geeignet. Boni sind auf der Scheibe nicht zu finden, immerhin hat es ein Booklet in die Hülle geschafft. Eurokult-Liebhaber dürfen sich über die Veröffentlichung dieses fast in Vergessenheit geraten Knuffelchens freuen, der aufgerufene Preis bewegt sich in moderaten Gefilden (um 10€).

Fazit: Kein Überflieger, aber ein durch und durch liebenswerter und unterhaltsamer Streifen. 6,5/10 + Wohlfühlbonus

Lieblingszitat:

"Noch nie Nylons gesehen?"
Ich bin zwar ein Radikaler, aber mehr noch bin ich ein Lüstling! (Lady Snowblood 2: Love Song of Vengeance)
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