Vadder hat geschrieben:Ansonsten schließe ich mich dem von Blap gefundenen Worten nahtlos an.
Ich nicht. Dass Zidane provoziert wurde, steht ja außer Frage. Aber wer schonmal Fußball gespielt und/oder aus nächster Nähe geguckt hat, weiß auch, dass sowas an der Tagesordnung ist. Das ist nicht schön, aber kein rein italienisches Phänomen. Und er darf einfach nicht so reagieren, ganz egal, was er sich anhören musste. Ist natürlich eine verständliche und menschliche Reaktion, aber sie darf nicht passieren. Von daher sind die Franzosen insoweit nicht betrogen worden. Den zweiten Elfer für Frankreich hätte ich wohl auch gegeben, aber eine ganz klare Sache war's nicht. Beckenbauer und Netzer haben nach Ansicht der Zeitlupe sogar gemeint, es wäre keiner gewesen. Sehe ich auch anders, aber von Betrug zu sprechen, finde ich zuviel.
Wegen des Manipulationsskandals: Ob da Spieler mit involviert sind, ist unklar. Und wenn wir die in Italien angedachte Amnestie (, zu der es nicht kommen wird,) zu Recht mit entrüsteten Verweisen auf das Fehlen jeder Rechtsstaatlichkeit kommentieren, dann sollten wir selbst vielleicht damit anfangen, die Unschuldsvermutung als Säule jedes Rechtsstaates auch im Hinblick auf italienische Spieler anzuwenden.
Bleibt der Schwalben-Vorwurf: Ja, einige Italiener fallen zu schnell. Aber mit Ausnahme des Australien-Spiels haben sie daraus bei dieser WM keinen nennenswerten Vorteil erlangt. Und gegen uns sowie Frankreich sind die Italiener nicht schneller gefallen als viele andere Mannschaften auch. Dass Poldi gegen Schweden vehement Rot gefordert und dem Schiri nach Zeigen der Karte lobend auf die Schulter geklopft hat, war übrigens auch kein Musterbeispiel von Sportlichkeit. Komischerweise habe ich dazu in Deutschland bisher sehr wenig gelesen.
Für die Frings-Sperre konnte die italienische Mannschaft nichts. Dass italienische Medien die Sache ins Rollen gebracht haben, hinterlässt einen faden Beigeschmack, aber hier liegt der schwarze Peter bei der FIFA und den Argentiniern, nirgendwo sonst.
Sicher haben die Italiener keinen begeisternden Fußball gespielt, und einen Sympathiepreis bekommen sie auch nicht, aber darum geht es bei einer WM eben nicht ausschließlich. Ihren Titel jetzt im Wesentlichen auf Betrügereien zu reduzieren, finde ich lächerlich. Sie hatten die beste Abwehr des Turniers und haben die beste Mannschaft des Turniers (uns) mit fairen Mitteln verdient geschlagen, wenn auch im Zustandekommen (durch die späten Tore) glücklich. Italien war in keinem Spiel außer im Finale die schwächere Mannschaft, schon deshalb finde ich, dass man von einem völlig unverdienten Titel nicht sprechen kann.
Außer uns und Argentinien habe ich bei diesem Turnier keine Mannschaft gesehen, der ich einen Sieg gegen Italien zugetraut hätte. Wir hatten unsere Chance und haben sie nicht genutzt, so ist das nunmal.
Was jetzt alles gegen Italien vorgebracht wird, erweckt bei mir schon den Eindruck, als wären wir schlechte Verlierer. Von mir weiß ich, dass ich einer bin. Dass ich gestern für Frankreich war, lag bestimmt in erster Linie daran, dass der Stachel aus dem Halbfinale tief steckte. Aber dann sollte man auch dazu stehen, dass solche Antipathien aus persönlichen Emotionen resultieren. Der Versuch, Italien jede sportliche Leistung abzusprechen, kann imo nur scheitern, denn dafür waren sie trotz allem zu stark.
Also: Von mir aus kann man sagen "Die Penner haben uns unseren Titel geklaut", denn das ist das, was wir vermutlich empfinden. Aber zu sagen "Sie haben's nicht verdient und nur durch Betrug und Glück gewonnen", ist viel zu kurz gegriffen. Hätte das eigentlich jemand gesagt, wenn wir 2002 Weltmeister geworden wären? Das wäre nämlich unverdient gewesen, da wir unser erstes gutes Spiel im Finale hatten.
Gruß,
Philipp
(Warum hat der Schneider den nicht reingemacht, ich dachte, ich haette es ueberwunden 
). 
