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Welche DVD gab's zuletzt (im Player)?

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Blap
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Die Fortsetzung der "Mega-Derrick-Sause"

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Derrick Collectors Box 9 (Folge 121-135)


Folge 121 - Der Klassenbeste (Deutschland 1984)

Was vom Apotheker übrig blieb

Nach einem Klassentreffen setzt sich Dr. Wolfgang Anders (Ralf Schermuly) unter Alkoholeinfluss ans Steuer, auf der Heimfahrt nach München gabelt der Apotheker die beiden Anhalterinnen Uschi (Helga Anders) und Grit (Anne Bennent) auf. Auf einer dunklen Nebenstrecke kommt es zu einem fürchterlichen Unfall, der unachtsame Anders überfährt einen auf der Strasse stehenden Mann. Das Trio ist vom Tod des Überfahrenen überzeugt, Anders und seine Mitwisserinnen begehen Unfallflucht. Die jungen Frauen nutzen ihre Chance, sie quartieren sich in der luxuriösen Wohnung des offensichtlich wohlhabenden Herrn ein. Uschi weist den Apotheker auf die verdächtigen Unfallschäden hin, sie stellt über ihren Bekannten Willi Anholt (Volker Eckstein) den Kontakt zu Hugo Lossmann (Til Erwig) her, wenig später sind verräterischen Spuren am PKW professionell beseitigt. Derweil haben sich Derrick und Klein in die Ermittlungen eingeklinkt, das Opfer war ein befreundeter Kollge, die Witwe (Ilse Neubauer) bittet den Oberinspektor verzweifelt um Hilfe. Für Dr. Anders wird die Luft zunehmend dünner, die lästigen Anhalterinnen verlassen seine Wohnung nicht, seine Verlobte Dita Mahler (Claudia Butenuth) darf nichts erfahren, Lossmann tritt mit gierigen Forderungen an ihn heran...

Ralf Schermuly taumelt in sein Verderben, unter Druck offenbart sich der tatsächliche Charakter des angesehenen Bürgers und Apothekers Dr. Anders. Die eigene Schuld wird zur Seite geschoben, für jegliche Schweinerei lässt sich eine Rechtfertigung finden. Vielleicht wurde der Apotheker überzeichnet, fraglos gelingt Schermuly eine gelungen ekelhafte Darstellung. Helga Anders gehört bekanntlich zu meinen Lieblingen, unvergessen die grandiose Folge "Kaffee mit Beate" (46). Anders kommt wieder in einer typischen Rolle daher, macht uns die verdorbene Göre unter der naiven Tarnkappe. Sonst eher in tragischen und verstörten Rollen zu sehen, mutet der Auftritt von Anne Bennent erfrischend an, obschon Grit ihrer Freundin Uschi meist das Ruder überlässt. Volker Eckstein steht der schleimige Widerling prächtig, Til Erwig treibt seine kriminellen Machenschaften konsequent voran. Dieter Eppler überlässt seinen Kollegen Tappert und Wepper gern das Feld, Ilse Neubauer darf kurzzeitig Trauer verbreiten, Claudia Butenuth wundert sich über ihren Verlobten.

Zunächst führt der Episodentitel "Der Klassenbeste" den Zuschauer auf eine falsche Fährte. Man gewährt uns einen Blick auf das Treffen der ehemaligen Abiturklasse, die alten Schulkameraden überschütten ihren Primus mit Lob, aus jeder Zeile quillt Eifersucht und Neid hervor. Als ich mich gerade auf einen Mord eingestellt hatte, dessen Motiv in der länger zurückliegenden Vergangenheit zu suchen ist, nimmt die Folge mit dem Unfall und der anschliessenden Flucht einen völlig anderen Kurs auf, geschickt gelöst. Der Apotheker bleibt stets im Mittelpunkt der Ereignisse, verstrickt sich immer tiefer in einen Sumpf aus düsteren Machenschaften, schreckt letztlich vor keiner Schweinerei zurück. Theodor Grädler streut ein paar überdrehte Momente ein, gewährt Helga Anders und Anne Bennent Möglichkeiten sich von ihrer erotischen Seite zu präsentieren (Bennent wirkt auf mich allerdings keinesfalls erotisierend, passt nicht in mein primitives Beuteschema. Das tut nichts zur Sache, doch ich musste es loswerden). Übrigens stellt sich sehr früh heraus -daher keine Spoilergefahr- dass das Unfallopfer keinesfalls sofort tot war, die Flüchtenden liessen also einen Schwerverletzten im Strassengraben liegen. Dem Hauptcharakter mag dies einen kleinen Stich versetzen, es bringt ihn aber nicht vom eingeschlagenen Weg ab. Unfallflucht, Erpressung, Drogen und schlimmere Taten, hier glüht das StGB vor Zorn, passenderweise ertönt "Lucifer" von The Alan Parsons Project über dem Abspann. Box 9 startet mit einer unterhaltsamen Folge, Ralf Schermuly glänzt, Helga Anders sowieso.

7/10 (gut)
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Blap
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Die Fortsetzung der "Mega-Der-Alte-Sause"

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Der Alte - Collector's Box Vol. 1 (Folge 1-22)


Folge 5 - Zwei Mörder (Deutschland 1977)

Falsch eingeparkt

Gustav Peukert (Vadim Glowna) gesteht Kommissar Köster aufgelöst den Mord an einer jungen Frau, offenbar war der Geständige dem Opfer hoffnungslos verfallen. Wenig später wird ein Bürschlein namens Peter Sartorius (Christian Reiner) vorgeführt, erstaunlicherweise gesteht er ebenfalls den Mord an der jungen Frau. Während der vorbestrafte Peukert in Untersuchungshaft landet, wird Peter Sartorius wenig später in eine Klinik gehobener Güteklasse eingeliefert, sein Vater Dr. Sartorius (Hans Caninenberg) ist ein einflussreicher Geschäftsmann mit weitreichenden Beziehungen. Köster gedenkt nun herauszufinden welcher der beiden "Mörder" lügt, weitere Vernehmungen von Peter Sartorius gestalten sich jedoch schwierig, er wird in der Klinik abgeschirmt.

Der leider kürzlich verstorbene Vadim Glowna glänzt in der Rolle des verzweifelten Liebhabers, der tragische Charakter Peukert rührt den Zuschauer an. Auch Christian Reiner macht seinen Job sehr ordentlich, überdies passt sein Erscheinungsbild prächtig zum Klischee des armen reichen Söhnchens. Hans Caninenberg spielt einen äusserst erfolgreichen Geschäftsmann, so sicher er sich auf diesem Parkett bewegt, so blind ist Dr. Sartorius bezüglich seines Privatlebens. Interessanterweise wird Dr. Sartorius nicht als kaltherziger Tyrann gezeichnet, vielmehr mutet der Privatmann Sartorius naiv und überfordert an. Judy Winter gibt die elegante Dame, Christine Wodetzky die geschiedene Ehefrau des Mordverdächtigen Peukert, die auf ihre Art ebenso verzweifelt einer hoffnungslosen Liebe nachhängt. Feiner Humor zieht sich durch die gesamte Folge, vor allem sorgt Siegfried "Der Alte" Lowitz immer wieder für Schmunzler, Günther Ungeheuer taucht in einer herrlichen Nebenrolle auf.

Zunächst darf sich der Zuschauer sich Kopf zerbrechen, mit dem Auftauchen einer Nebenfigur werden die Gedankenspiele jedoch recht deutlich in eine bestimmte Richtung gelenkt. Alfred Vohrer befand sich während der Dreharbeiten in seiner Übergangsphase vom Wüstling zum seriösen Handwerker, dank der großartigen Vorstellung von Siegfried Lowitz haut "Zwei Mörder" dennoch auf die Pauke, mal subtil, mal kernig. Kurz nach der ersten Szene (Köster am Telefon) bietet die Folge eine erstaunliche Kamerafahrt an, Wohlgefühl im Stil von Großmeister Dario Argento. "Der Alte" bleibt in Hochform, obschon die überschäumde Lust von "Toccata und Fuge" nicht erreicht wird (zugegeben, der Vergleich ist unfair). Mir wird (neben Lowitz) sicher die (vordergründig) unscheinbare Rolle von Hans Caninenberg in Erinnerung bleiben, dessen Dr. Sartorius auf einer anderen Ebene versagt als der übliche "Klischee-Bonze".

7,5/10 (gut bis sehr gut)
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Beitrag von Toni78 »

The Bang Bang Club

vom Regisseur Steven Silver

Zitat aus amazon, welches den Film ganz kurz und prägnant auf den Punkt bringt:
"Vier Fotografen, Greg Marinovich, Kevin Carter, Ken Oosterbroek und João Silva, halten mit erschütternden Bildern die finalen Tage des Apartheidregimes in Südafrika fest. In den umkämpften Townships sind sie stets mittendrin im Geschehen, die Kugeln fliegen ihnen um die Ohren. Bald sind die Männer als "The Bang Bang Club" bekannt. Ihre Aufnahmen machen sie weltweit berühmt, die Öffentlichkeit wird sich der Ungerechtigkeiten, die am Horn von Afrika geschehen, bewusst - derweilen die Fotoreporter an den Grausamkeiten, die sie dokumentieren, zerbrechen. "
...
""Bang Bang Club" nannte man die vier Kriegsfotografen Greg Marinovich (Ryan Phillippe), Kevin Carter (Taylor Kitsch), Ken Oosterbroek (Frank Rautenbach) und João Silva (Neels Van Jaarsveld), deren erschütternde Bilder der blutigen letzten Tage weißer Herrschaft in Südafrika um die Welt gingen. Regisseur Steven Silver verdichtet die wahre Geschichte zu einem fesselnden Actionfilm und zeigt das moralische Dilemma ihres lebensgefährlichen Jobs: Wie weit darf und muss man für ein gutes Foto gehen? Ihre Bilder bewegten die Welt - aber nicht alle der vier Freunde sollten die Jagd nach dem besten..." (Foto überleben)

Ich halte den Film für ebenso verstöhrend wie wertvoll.

Jeder der sich anschliessend die "echten" Bilder der vier Fotografen ansieht (google: Pulitzer-Preis!) bekommt einen nachhaltigen Eindruck von der grausamen Realität von welcher wir hier in "unserer" Welt nur am Rande Notiz nehmen.

Eine Bewertung erspare ich mir hier. So einen Film kann ich irgendwie nicht benoten sondern nur sagen: sehenswert!
Grüße
Ronald
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Blap
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Beitrag von Blap »

Im Ultrakurzformat:


• A Dangerous Man (USA 2009) - Steven Seagal verkloppt böse Chinesen, böse Russen stehen dem Kampfklops zur Seite (immerhin hat er dem Sohn des Russenobermotzes das Leben gerettet), korrupte Bullen fügen sich als dankbare Zielscheiben in die Reihen der (überwiegend) anonymen Metzelmasse ein. Wieso, weshalb, warum? Ist doch klar, mein Knuffelklops verhilft einer hübschen Chinesin zum ihrem Recht und Onkel.

Unfassbare Kreativität offenbart sich per Drehbuch. Freilich diente der Held viele Jahre bei den Special Forces, geradezu zwangsläufig wurde er unschuldig zu einer mehrjährigen Gefängnisstrafe veruteilt, sein Weib ist er ebenfalls los. Klar, da kann (muss!) MANN richtig sauer werden. "A Dangerous Man" erfreut mit ruppigen Härten, rüden Dialogen und sonstigen Entgleisungen. Überdies gelingt der Aufbau einer rohen, dreckigen und düsteren Atmosphäre. Neben "Urban Justice - Blinde Rache" (2007) und "Driven to Kill - Zur Rache verdammt"(2009) einer der besseren Seagal-Streifen aus den letzten Jahren. Als unverbesserlicher Fanboy kämpfe ich mich auch erfolgreich durch Gurken wie "Out of Reach" (2004) oder "Unsichtbarer Feind" (2007), doch von solchen Schwachmaten hebt sich "A Dangerous Man" deutlich ab! Klar, ewige Seagal-Nörgler und/oder B-Action-Ablehner werden auch diesen Flick in der Luft zerreisen, schlechter Geschmack will gelernt sein. Mir liegt die britische DVD von Optimum vor, ordentliches Bild, uncut, geizig ausgestattet.

Drückt in meiner verpolten Schaltzentrale die passenden Knöpfe. Mindestens 7/10 (gut)! Da geht noch was, da geht noch was, da geht noch was...



• Grossangriff der Zombies (Italien, Mexiko, Spanien 1980) - Bei einem Störfall tritt Radioaktivität aus, wenig später landet auf dem Flughafen einer Großstadt eine Militärmaschine. Da dieser Flieger nicht zugeordnet werden kann umstellt umgehend Sicherheitspersonal die rätselhafte Maschine, plötzlich öffnet sich der Ausstieg und eine Horde wildgewordener Mutaten verarbeitet die Sicherheitsleute zu Mettgut, ein anwesender Reporter und sein Kameramann können entkommen. Doch die seltsamen Angreifer sind nicht zu stoppen, auch das Militär scheint keine Lösung auf der Pfanne zu haben...

Filme von Regisseur Umberto Lenzi landen immer wieder gern in meinem Player, diesmal tobte sich Umberto sich im Horror-Genre aus. Der deutsche Titel ist ein Fehlgriff, denn hier haben wir es eher mit Mutanten denn Zombies zu tun. Natürlich versuchte man auf der Zombiewelle der späten Siebziger/frühen Achtziger mitzuschwimmen, aber Lenzi setzt durchaus eigene Akzente. Die "Zombie-Mutanten" sind sehr flott unterwegs, Filme wie "28 Days later" oder das Remake von "Dawn of the Dead" griffen dies dankbar auf. Neben Altstar Mel Ferrer erfreut Steinfratze Hugo Stiglitz meine entzündeten Augen. "Grossangriff der Zombies" begleitet mich seit vielen Jahren, im Laufe der Zeit ist mir der Streifen immer stärker ans Herz gewachsen. Früher ging mir Hugo immer "irgendwie" durch, wie konnte das nur passieren?

Momentaner Pegelstand: Dicke 8/10 (sehr gut)
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Beitrag von Blap »

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DVD von Ascot Elite (Cover wurde vorsichtshalber von mir zensiert)


Die Sklavinnen (Schweiz 1976, Originaltitel: Die Sklavinnen)

Lina, Jess und andere Saustücke

Als Betreiberin eines Bordells verdient Arminda (Lina Romay) jede Menge Geld, eines Tages wird sie verhaftet und wandert ins Zuchthaus. Bald scheint sich das Blatt erneut zu wenden, die ruchlose Schönheit entkommt mit fremder Hilfe aus dem Knast. Armindas Freude ist nicht von langer Dauer, sie ist in die Fänge des Millionärs Amos Radeck (Vítor Mendes) geraten. Der extrem fettleibige Herr ist auf der Suche nach seiner entführten Tochter Martine (Martine Stedil), er ist sich sicher durch Arminda an die entscheidenden Hinweise über den Verbleib seines Sprößlings zu geraten. Freilich hat die Puffmutter keine Lust auf ein gepflegtes Plauderstündchen, doch Radecks sadistischer Mitarbeiter (Jess Franco) greift ohne Skrupel zu geeigneten Verhörmethoden...

"Die Sklavinnen" inszenierte Jess Franco für den Produzenten Erwin C. Dietrich. Die Zusammenarbeit erstreckte sich von 1975-77 und brachte viele herrliche Streifen hervor, zu den bekanntesten Werken dieser Phase zählen "Jack the Ripper" und "Greta - Haus ohne Männer" aka "Ilsa, the Wicked Warden". In "Die Sklavinnen" präsentiert uns Jess Franco seine attraktive Lebensgefährtin Lina Romay und ist selbst in einer Nebenrolle zu sehen. Eine nicht unübliche Konstellation, einmal mehr dürfen wir Lina als selbstbewusste und verdorbene Schönheit bewundern.

Ein grosser Teil des Films besteht aus Rückblenden, während des "Verhörs" berichtet Arminda über ihre gemeinsame Zeit mit Martine. Das mitunter fröhlich und sorglos Kapriolen schlagende Drehbuch dieser kleinen Prachtsuhle, wird Einsteigern in die bunte Welt des Jess Franco vermutlich Sorgenfalten auf die Stirn treiben. Aus meiner Sicht ist der lustvolle Taumel dem Unterhaltungswert jedoch durchaus zuträglich, fieses Finale inklusive. Bevor der letzte Vorhang fällt bekommt der Zuschauer ansprechende Erotik auf die leuchtenden Augen, Lina und Martine lassen sich nicht lumpen, weniger hübsche Nebendamen und manch zotiger Spruch sorgen für zusätzliche Würze, bringen die erwünschte Portion Sleaze ins Spiel. Franco hält sich während der erotischen Szenen fast ein wenig zurück, in manch anderer SC-Sause (was für ein Wort) schrammt er nur allzu gern knapp an der Grenze zum HC-Bereich vorbei (oder überschreitet diese). Typisch Siebziger die Kulissen (obschon nicht allzu schrill geraten).

Lina Romay könnte von mir aus auch stumm auf einer Bank sitzen, ich kann nicht genug von ihrem Anblick bekommen. Diese Augen, diese Nase, dieser Schmollmund, diese aufregenden Kurven, eine hochexplosive Mixtur aus Unschuldsmine und Verdorbenheit, höchst erotisch und ultraheiss! Frau Romay ist keine makellose Schönheit, umso aufregender und anziehender wirkt ihre Ausstrahlung auf mich, ich möchte sofort in die nächste Zeitmaschine springen, mich in die Mitte der Siebziger Jahre stürzen und mit Lina in den Nahkampf begeben. Martine Stedil ist in einigen Franco-Werken aus der Dietrich-Phase zu sehen, sie passt zwar nicht so perfekt in mein Beuteschema wie die teuflisch scharfe Lina, eignet sich aber vortrefflich als "zweite Dame" hinter Frau Romay. Vítor Mendes möge mir verzeihen, bei seinem Anblick musste ich sofort an Jabba the Hutt denken, obwohl Mendes noch fetter durch das Szenario rollt. Jess Franco scheint seine Lina mit Freude zu drangsalieren, kann es eine geeignetere Paartherapie geben? Gesichtsruine Eric Falk schaut kurz vorbei, Peggy Markoff dürfte Franco-Freunden bekannt sein, gleiches gilt für Esther Moser. Weitere Fratzen geben sich die Ehre und ich bin in Gedanken schon wieder (noch immer) bei Lina...

Es geht nicht anders, Futter für das Phrasenschwein: "Die Sklavinnen" ist eine knuffige Sause, von der ersten bis zur letzten Sekunde liebenswert und bietet mir rund 73 Minuten Wohlfühlstimmung der herrlichsten Sorte. Den Irrsinn der Story möchte ich knutschen, Logikfanatiker werden sich vor Wut die Haare raufen. Beispiel gefällig? Lina verliebt sich mit Haut und Haaren in Martine. Geld spielt keine Rolle, plötzlich wird ihr der Spass dann doch zu teuer, also ab ins Bordell mit der Schnalle, Prügel und zwangsweise verabreichte Drogen werden ohne Skrupel eingesetzt. Warum Arminda (vorzugsweise Prinzessin Arminda genannt) derartig gefürchtet und mächtig ist (irgendwie dann aber auch irgendwie nicht, gewissermaßen irgendwie)? Es ist wie es ist, fertig. Geht gut runter, ich liebe diesen Stoff. Gut ins Ohr, geht der Score (Miniatur-Rüttelreime ohne Sinn und Verstand gibt es heute gratis). Franco Jünger werden mit "Die Sklavinnen" sicher glücklich! Wer sich noch nicht mit der Dietrich-Phase des Filmemachers beschäftigt hat, dem lege ich die oben genannten Streifen "Jack" und "Greta" ans Herz.

Ascot hat "Die Sklavinnen" in ansprechender Qualität veröffentlicht, die DVD enthält leider keinerlei Boni. Stattdessen beinhaltet die oben abgebildete Ausgabe eine Bonus-DVD, diese Scheibe bietet den von Erwin C. Dietrich inszenierten Flick "Julchen und Jettchen, die verliebten Apothekerstöchter" (1980) an (mit Frankreichs Sexgöttin Brigitte Lahaie). Darüber hinaus existiert eine Auflage von ABCDVD (dort gibt es nicht Julchen und Jettchen zu bestauen, es liegt eine DVD mit Ausschnitten aus diversen HC-Produktionen bei).

Sexy, knuffig und ein bißchen irre. Kein Film für meine "Franco-Top-Ten", doch fraglos sehr unterhaltsam und sehr Lina. Knuffigkeit jenseits aller Zahlen, insgesamt 7/10 (gut) als Anhaltspunkt.

Lieblingszitat:

"Du Miststück musst doch einen Namen haben! Wer bist Du?"
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Blap
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Blu-ray von Blue Underground (USA)



The Bird with the Crystal Plumage (Italien 1970, Originaltitel: L'uccello dalle piume di cristallo)

Das Geheimnis der schwarzen Handschuhe (Witzbold...)

Der US-Amerikaner Sam Dalmas (Tony Musante) lebt seit einiger Zeit in Rom. Als er abends in der Stadt unterwegs ist, wird er zufällig Zeuge eines grausigen Mordanschlags. Ein in schwarze Kleidung gehüllter Mann sticht eine junge Frau nieder und flüchtet. Der Vorfall spielt sich hinter einer stabilen Glasfront ab, Sam kann dem Opfer nicht zu Hilfe eilen. Er gerät zwischen eine innere und eine äussere Glasfront, wird dort vom Täter eingesperrt. Zumindest kann er einen weiteren Passanten auf sich aufmerksam machen und dazu bringen die Polizei zu verständigen. Inspector Morosini (Enrico Maria Salerno) leitet die Ermittlungen, offenbar geht auch dieser Mordversuch auf das Konto eines gesuchten Serienkilllers. Morosini konfrontiert Dalmas mit Verdächtigungen und zieht dessen Reisepass zunächst ein, der Amerikaner wollte Italien "eigentlich" in den nächsten Tagen verlassen. Dalmas beginnt auf eigene Faust zu Nachforschungen anzustellen, erhält dabei sogar (kalkulierten) Zuspruch vom leitenden Ermittler. Der junge Mann begibt sich in grosse Gefahr, überdies gerät seine Freundin Julia (Suzy Kendall) ins Visier des irren Mörders...

"L'uccello dalle piume di cristallo" (1970) ist die erste Regiearbeit des inzwischen längst legendären Dario Argento, der sich in den Jahren zuvor erfolgreich als Drehbuchautor verdingte, Herr Argento war z. B. am Drehbuch für Sergio Leones "Spiel mir das Lied vom Tod" beteiligt. Das Drehbuch zu seinem ersten eigenen Film verfasste Argento persönlich, bei seiner Vorgeschichte fraglos naheliegend. "L'uccello dalle piume di cristallo" aka "The Bird with the Crystal Plumage" wurde ein Erfolg und ermöglichte dem jungen Regisseur weitere Arbeiten. Heute zählt das Werk (in Deutschland unter dem Titel "Das Geheimnis der schwarzen Handschuhe" bekannt) zu den wichtigsten und einflussreichsten Vertretern des Giallo, mehr noch, der Streifen löste einen regelrechten Boom des Genres aus. Argento spinnt den Faden des unvergessenen Mario Bava weiter, der das Genre mit dem wundervollen Film "Sei donne per l'assassino" (Blutige Seide, 1964) gewissermaßen auf der Taufe hob (zwar inszenierte Bava bereits 1963 den Proto-Giallo "La ragazza che sapeva troppo" (The Girl who knew too much), doch dieser -noch in Schwarzweiß produzierte Film- macht vor allem als frühes Bindeglied zwischen den Wallace-Filmen aus Deutschland und dem italienischen Giallo auf sich aufmerksam). Argento fährt die von Genrefans geliebten Geschütze auf: Ein maskierter und psychisch gestörter Killer, schwarze Handschuhe, das (Rasier)Messer als Tatwaffe. Derlei Elemente fanden in vielen folgenden Gialli ihre Verwendung, definierten die Grundfeste des Genres (freilich macht es wenig Sinn das Genre auf wenige Schauwerte vordergründiger Natur reduzieren, der Hinweis soll lediglich für Einsteiger gedacht sein). Bereits der erste Film Argentos geht ohne Einschränkung als Meisterstück durch, präsentiert dessen phantastisches Gespür für Atmosphäre, wundervolle Kulissen/Architektur, den perfekten Einsatz von Kamera und Licht. Feiner Humor zieht sich durch den gesamten Film, ebenfalls wegweisend die ambivalente Rolle der Polizei und die Übernahme wichtiger Ermittlungen durch eine Privatperson. Atemberaubende Opulenz späterer Inszenierungen drängt die Figuren in manchen Werken Argentos in den Hintergrund, lassen sie darin aufgehen. Hier ist dieses typische Merkmal noch nicht derartig ausgeprägt, wenngleich entsprechende Ansätze durchaus erkennbar sind.

Obwohl von Spannungen zwischen Regisseur und Hauptdarsteller Tony Musante berichtet wird, wirkten sich diese Reibereien offensichtlich nicht negativ auf das Ergebnis aus. Musante macht als "Giallo-Held" Sam Dalmas eine gute Figur. Von einer kleinen Lebenskrise geplagt und soghafter Obsession getrieben, verstrickt er sich tiefer und tiefer in den Fall, begibt sich auf zunehmend dünnes Eis. Enrico Maria Salerno sehe ich immer gern, sehr angenehm ist mir sein Auftritt in "Mädchen in den Krallen teuflischer Bestien" (L'ultimo treno della notte, 1975) von Aldo Lado in Erinnerung, wo er den verzweifelt rächenden Vater sehr überzeugend gibt. Absolut herrlich der kurze Auftritt von Mario Adorf (durchgeknallter Künstler mit ganz spezieller Vorliebe für Katzen)! Werner Peters kommt mit einer nicht minder unterhaltsamen und skurrilen Darbietung aus der Kiste. Als brühwarmes Bürschchen schleicht er lüstern um Musante herum, der sich zunehmend verklemmt um Distanz zu seinem Vereher bemüht, da bleibt kein Auge trocken. Die Damenriege bietet mit Suzy Kendall und Eva Renzi zwei attraktive Vertreterinnen auf, die offensive Erotik vieler folgender Gialli spielt hier jedoch noch keine Rolle.

Ja, zwischen "Blutige Seide" und "Das Geheimnis der schwarzen Handschuhe" entstanden Filme die dem Genre zugerechnet werden, doch die Unverzichtbarkeit dieser beiden Meilensteine darf nicht unerwähnt/unterbewertet bleiben. Dario Argentos Erstling ist ohne Zweifel ein beeindruckender Film und war für die Entwicklung des Genres extem wichtige! Erneut: Wie haben es mit einem Debüt zu tun, nahezu unglaublich! Hier eine Prise Mario Bava, dort ein Blick auf Alfred Hitchcock, obendrauf eine Schippe Edgar Wallace (in Deutschland musste übrigens der Name Bryan Edgar Wallace herhalten, CCC-Film war als (international ungenannter) Co-Produzent an Bord). Wenig später folgten mit "Il gatto a nove code" (Die neunschwänzige Katze) und "4 mosche di velluto grigio" (Vier Fliegen auf grauem Samt) zwei weitere Gialli des Meisters, diese drei frühen Werke werden häufig als "Tier-Trilogie" bezeichnet. Für Fans des Genres sind diese Filme ebenso unverzichtbar, auch Einsteiger möchte ich zu Mut und Neugier anspornen! Findet man doch alle relevanten Zutaten welche die Faszination des Giallo ausmachen, trotzdem werden zarte Gemüter nicht durch Härte, Sleaze und Sex verstört. Es besteht eine enge Verwandtschaft zu Argentos Überwerk "Profondo Rosso" aka "Deep Red" (1975). "Profondo Rosso" ist ausufernder erzählt und optisch opulenter angelegt, trumpft mit einer unglaublich intensiven Atmosphäre auf, man sehe sich nur die Szenen in der alten Villa an! Dazu der wundervolle Score der Italo-Progger Goblin, doch ich komme von Thema ab... In mehreren folgenden Werken Argentos sorgten Goblin für die musikalische Untermalung, die "Tier-Trilogie" wurde mit Kompositionen von Ennio Morricone ausgestattet. Morricone oder Goblin, besser geht es kaum.

Die (offizielle) deutsche DVD Auswertung von "Das Geheimnis der schwarzen Handschuhe" ist wenig erbaulich. Der Film liegt gekürzt vor, die Bildqualität wird dem Werk nicht gerecht. Nun bin ich bekanntlich kein Zeilenzähler, jedoch profitieren prächtige Werke wie die Filme von Dario Argento sehr von einer soliden Umsetzung, machen diese zur Pflicht (sollte für alle jemals produzieren Filme gelten! Völker der Welt, bewahrt dieses faszinierdende Kulturgut!) Die US-DVD von Blue Underground macht alles besser, die Wahl sollte also leicht fallen. (Nachtrag: Dieser Kurzkommentar wurde nach der gestrigen Sichtung der US-BD überarbeitet. Die Scheibe kann ich mit bestem Gewissen empfehlen, schöne Bildqualität, italienischer und englicher Ton, Boni wurden von der früheren DVD-Ausgabe übernommen).

Grandios und für jeden Italo-/Giallo-/Argento-Freund unentbehrlich! Überhaupt sollte (MUSS!) jeder Thriller-Fan diesen Film gesehen haben. Jeder Filmfreund!

Ich erhöhe auf feiste 9/10 (überragend)
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Folge 122 - Stellen Sie sich vor, man hat Doktor Prestel erschossen (Deutschland 1984)

Tödliche Liebe/Tödlicher Hass

Seit einem Unfall leidet Alexander Kolberg (Armin Müller-Stahl) unter einer schweren Gehbehinderung. Gattin Dora (Ursula Lingen) hat sich einen Liebhaber angelacht, am Abend soll sie der Rechtsanwalt Dr. Gerhard Prestel (Peer Augustinski) auf ein Empfang der feinen Gesellschaft begleiten. Zuvor sucht Kolberg das Gespräch mit dem lästigen Revierwilderer, mit seiner vordergründig souveränen Art verunsichtert und beeindruckt er den unliebsamen Kontrahenten. Stunden später wird Prestel auf dem Weg in die Tiefgarage seines Hauses erschossen, verstirb hinter dem Steuer seines Fahrzeugs. Dora Kolberg ist geschockt, sie bringt ihren Ehemann sofort mit der Tat in Verbindung, weist die Ermittler Derrick und Klein ausdrücklich auf ihren Verdacht hin. Alexander Kolberg verbrachte einen gemütlichen Abend mit der Haushälterin Frau Wilmers (Jutta Kammann) und deren Nichte Lisbeth (Verena Peter), sein Fahrer Herr Soskind (Klaus Herm) hatte sich längst in den Feierabend verabschiedet, Kolberg kann aufgrund seiner körperlichen Einschränkung kein Auto bewegen. Trotz dieser Fakten ist Dora Kolberg von der Täterschaft ihres Ehegatten überzeugt, Derrick fühlt dem Verleger auf den Zahn...

Armin Müller-Stahl steht im Zentrum dieser Folge. Die Rolle des verbitterten und zielstrebigen, verzweifelt Liebenden bietet jedem halbwegs fähigen Schauspieler eine prächtige Bühne, Müller-Stahl agiert erwartungsgemäß überzeugend. Peer Augustinski hat trotz Opferrolle zumindest in den ersten zwanzig Minuten Raum zur Entfaltung, auf den ersten Blick ein kerniger Rechtsanwalt, auf den zweiten Blick ein kleines Würstchen, eine Figur die vortrefflich zu Augustinskis Erscheinung passt. Ursula Lingen zeigt uns eine Ehefrau, die sich offenbar bereits sehr weit von ihrem Mann entfernt hat, ihrem Liebhaber weitaus stärker zugeneigt war. Lingen prallt mit bedrückender Kälte auf den verzweifelt kämpfenden Müller-Stahl, grosses Drama. Jutta Kammann ergreift eindeutig Partei, tpyisches Haushälterinnen-Klischee, gut gespielt. Verena Peter darf sich auf brav-harmlose (etwas langweilige) Art um die Gunst des Arbeitgebers ihrer Tante bemühen, der gewohnt unscheinbare Klaus Herm mutet wie die Idealbesetzung für den Part des treuen Fahrers an. In kleinen Rollen tauchen vertraute Gesichter auf, z. B. Hans Quest und die damals noch unbekannte Christine Neubauer.

Starkes Ensemble trifft auf mittelprächtiges Drehbuch. Viel gibt der Kriminalfall tatsächlich nicht her, der flotte Auftakt im Gerichtsgebäude (Augustinski und Tappert liefern sich einen herrlichen Schlagabtausch, hektischer Anwalt trifft auf tiefenentspannten Kriminalbeamten) bildet einen deutlichen Konstrast zu den weiteren Ereignissen, bietet darüber hinaus die Grundlage für die folgende "Schrumpfkur" des Rechtsverdrehers. Vom engagierten Anwalt bleibt ein Muttersöhnchen ohne Arsch in der Hose, unter den treffsicheren Wortpeitschen des gehörnten Ehemanns knickt er wie ein Stäbchen ein, Luftpumpe, Dünnbretbohrer. Drängt das Drehbuch den Zuschauer dazu dem Opfer mit Antipathie zu begegnen? Ehebrecher in den Sarg? So weit würde ich nicht gehen, doch zumindest bewirkt Herbert Reinecker ein gewisses Verständnis für den Täter, wohlwollend betrachtet mahnt er zu mehr Aufmerksamtkeit für die Befindlichkeiten des Partners. Der von Müller-Stahl dargebotene Verleger rührt den Betrachter an, die sektenartige Verehrung durch seine Mitarbeiter mag vielleicht eine Spur zu dick aufgetragen sein. Das Finale klatscht dem Fall zusätzlich den fetten Tragödienstempel auf, hier hätte ich mir ein wenig mehr Mut gewünscht, eventuell eine überraschende Demaskierung. Während Horst Tappert zumindest immer wieder kleine Glanzpunkte setzen kann/darf, bleibt für Fritz Wepper nur wenig Raum, so unscheinbar und uninteressant war Harry nur selten. Zbyněk Brynych gehört zu meinem bevorzugten Regisseuren innerhalb der Reihe, aus dem durchschnittlichen Drehbuch holt er nahezu das Maximum heraus, eine Prise "Siebziger-Popanz" wäre aus meiner Sicht reizvoll.

6,5/10 (oberste Mittelklasse)
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Die Fortsetzung der "Mega-Der-Alte-Sause"

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Der Alte - Collector's Box Vol. 1 (Folge 1-22)


Folge 6 - Blütenträume (Deutschland 1977)

Zu tief ins Glas geschaut

Unerwarteter Besuch im Laden von Marie Sandtner (Luitgard Im). Plötzlich taucht ihr Mann Hasso (Günther Ungeheuer) auf, möchte mit ihr trinken und ins Bett steigen, wirft mit Geldscheinen um sich. Unverrichteter Dinge zieht Hasso davon, mit etlichen Flaschen Fusel bewaffnet sucht er alte Kumpel auf, gibt sich gemeinsam mit den Obdachlosen dem Suff hin. Inzwischen hat Marie einen gewissen Toni Wiener (Thomas Astan) telefonisch über ihren Besucher unterrichtet, abends betrachtet der Verständigte das haltlose Saufgelage, Hasso reagiert ungehalten auf den Anblick des Bekannten. Am nächsten Morgen wird unter der Brücke eine Leiche gefunden, Hasso Sandtner wurde mit einer Flasche der Schädel eingeschlagen. Kommissar Köster kann sich auf die Unterstützung der Streifenpolizei verlassen, die unter dem Bauwerk hausende Stammbesetzung ist bekannt, problemlos können die Herren (und eine Dame) in einer einschlägigen Kneipe aufgelesen werden. Zunächst sind die Angaben der Trinker nicht sonderlich hilfreich, doch Köster hat längst die Fährte aufgenommen und einen cleveren Plan ausgeheckt. Der Fall hat eindeutig mit Falschgeld guter Qualität zu tun, das künstlerisch sehr begabte Opfer arbeitete vermutlich für eine Fälscherbande. Da die Obdachlosen den rätselhaften "Besucher" ihrer Gelages identifizieren könnten, sucht man bekannte Umschlagplätze für Blüten auf, darunter auch die Pferderennbahn. Tatsächlich erkennt Schorschi (Wolfrid Lier) den Gesuchten, setzt sich jedoch unbemerkt ab und startet auf eigene Faust einen Erpressungsversuch. Wenig später wird eine weiteres Mordopfer gefunden...

Günther Ungeheuer bleibt nur wenig Zeit den Charakter des Trinkers Hasso Sandtner zu zeichnen, trotz des knappen Rahmens gelingt ihm dies sehr ansprechend. Kurzzeitig wirkt Hasso Sandter bedrohlich, dieses Bild kippt jedoch flugs in eine völlig andere Richtung. Luitgard Im wird kaum später zur teilweisen Enttarnung ihrer Marie Sandtner gezwungen, wie tief ihre Verstrickungen sind wird an dieser Stelle nicht verraten. Thomas Astan bleibt aalglatt und abgebrüht, das Drehbuch gesteht Luitgard Im mehr Raum zu. Aus meiner Sicht eine gute Entscheidung, denn um auch Astans Ganoven Toni Wiener mit Tiefgang auszustatten fehlt die Zeit, er dient gewissermaßen als Triebfeder für die Handlungen Marie Sandtners nach dem gewaltsamen Tod ihres Mannes. Aus der Obdachlosentruppe ragt Wolfrid Lier hervor, allerdings bleibt nur Raum für übliche Klischees (die aber durchaus ansprechend mit Leben aufgefüllt werden). Michael Ande muss vor seinem Chef das eigene Versagen eingestehen, Köster reagiert erstaunlich verständnisvoll. Henning "Chef Millinger" Schlüter wird von Köster auf die Schippe genommen, Xenia Pörtner steht ihrem Lebensgefährten Köster einmal mit intelligenten Ausführungen zur Seite. Köster, Köster, Köster, auf Herrn Lowitz ist immer Verlass!

Was für ein Auftakt! Die Folgen 1-5 trumpften mit vier sehr starken Beiträgen und einem grandiosen Überflieger auf. Folge 6 kann diese Klasse nicht halten, taucht auf solidem Niveau in den Alltag deutscher TV-Krimiunterhaltung ein. Siegfried Lowitz und das übrige Ensemble spielen routiniert, Alfred Vohrer inszeniert ebenso abgeklärt (auch wenn ich es immer wieder schreibe, Vohrer kommt als Wildsau am gewaltigsten. Leider bleibt der Wühlknubbel diesmal im Gehege). Mein Ohren reagierten sofort erfreut auf die proglastige Musik von The Old Man and the Sea (für den Notizblock: dringend nach CDs der Band suchen). Ganz ohne Krawall geht es dann doch nicht, Köster lässt die Härte seines Schädels prüfen, ein mieser Fieser stirbt blutig (Alfred, ich liebe dich). Falschgeld, Suff und tragische Liebe, guter Stoff. Mit ein wenig mehr Bissigkeit hätte auch "Blütenträume" ein echter Knüller werden können, in der vorhandenen Form ansprechende Unterhaltung.

6,5/10 (oberste Mittelklasse) ...vielleicht 7/10, ich bin noch heftig von den vorherigen Folgen berauscht...
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Re: Welche DVD gab's zuletzt (im Player)?

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Kleine Hartbox (#20) aus der Trash Collection von CMV



Yako - Der eiskalte Rächer (Mexiko 1986, Originaltitel: Yako, cazador de malditos)

Fiese Fratzen im Wald, Yako macht sie kalt

Diana (Diana Ferreti) hat erfolgreich ein Vortanzen hinter sich gebracht, der Traum von der grossen Karriere scheint sich endlich zu erfüllen. Ihr Freund Yako (Eduardo Yáñez) schäumt nicht unbedingt vor Freude über, zu allem Überfluss bricht Diana plötzlich ohne jegliche Vorwarnung zusammen. Lange lässt die Entwarnung nicht auf sich warten, bei einer Untersuchung stellt der Arzt eine Schwangerschaft bei der jungen Frau fest. Nun hängt der Haussegen kurzzeitig schief, denn während sich Yako auf den Nachwuchs freut, sieht Diana ihren Traum gefährdet, denkt über eine Abtreibung nach. Alles wird gut, Diana entscheidet sich für das Balg, das glückliche Paar verkrümelt sich für ein paar Tage in eine idyllische Waldgegend, will dort eine unbeschwerte Zeit verbringen. Die traute Zweisamkeit nimmt ein brutales Ende, aus dem Unterholz taucht der Abschaum der Menschheit auf, Diana wird vor den Augen ihres -von den Schurken überwältigten- Liebsten zu Tode geschändet. Wenig später kann sich Yako befreien, findet in der Nähe die Leiche seiner Freundin. Jetzt hat unser Heldchen die Schnauze gestrichen voll! Yako nimmt sich die wilde Rotte vor, keiner der Vergewaltiger und Mörder soll den Schauplatz des Grauens lebendig verlassen. Texas (Gregorio Casals), widerlicher und sadistischer Anführer der Bande, denkt nicht daran aufzugeben oder gar die Flucht zu ergreifen, ein gnadenloser Kampf auf Leben und Tod nimmt seinen blutigen Lauf...

Mexiko verfügt über einen erstaunlich hohen Ausstoß von kleinen (oft trashigen) Filmen. Leider findet nur ein Bruchtteil dieser Streifen den Weg zu uns nach Mitteleuropa, z. B. im Rahmen der liebenswerten Trash Collection von CMV, die (neben vielen anderen Marschrichtungen) immer wieder Raum für derartige Ergüsse bietet. "Yako - Der eiskalte Rächer" wildert lustvoll in bekannten Gefilden. Die Hauptfigur mutet wie ein Schmalspur-Rambo aus dem Buch der Klischeeabziehbildchen an, sieht dunkelrot wie Charles "Vigilante" Bronson in seiner Paraderolle. Zum Auftakt gibt es ein paar schröcklich-schöne Tanzverrenkungen auf die Augen (Exploitation pur, die Mucke bedient sich dreist bei "Lucifer" von The Alan Parsons Project und labt sich später auch an klassischen Motiven), ganz im Stil der schaurig-schlechten Tanzmachwerke aus jener Zeit. Hektiker sind an der falschen Adresse, "Yako" benötigt einige Zeit um auf Touren zu kommen, aber dann kommt er gewaltig. Zuvor konfrontiert man uns mit über einer halben Stunde Sülze, allenfalls auf dem Niveau einer mittelprächtigen Daily Soap angesiedelt (denen ich sowieso zugeneigt bin, daher kein Problem mit dem lahmarschigen Beginn habe), für viele Betrachter vermutlich eine harte Herausforderung, debile Dialoge und bekloppte Synchronisation inklusive. Schliesslich startet Yako endlich seinen Rachefeldzug, "erstaunlicherweise" entpuppt er sich dabei als cleverer Fallensteller, kommt weitgehend ohne Schusswaffen aus. Selbstverständlich sind die Bösewichter blöd genug einzeln durch den Wald zu streifen, erleichtern somit den Job des Rächers und steigern die Freude des Zuschauers. Munter wird geprügelt, gepöbelt, aufgespiesst und ersäuft, der Rächer gerät hin und wieder in arge Bedrängnis.

Lohnt sich ein Blick auf die Darsteller? Der Mob besteht aus üblichen Hackfressen, die Typen sind so hässlich, die müssen gar keine Grimassen schneiden (herrlich, genau so muss das sein)! Daher lediglich ein paar Worte zu den zentralen Figuren. Eduardo "Yako" Yáñez ist noch immer im Geschäft, oft in Nebenrollen und/oder TV-Produktionen für das US-Fernsehen. Yako ist ein Macho durch und durch, seine Ansichten sind klar, er muss gar nicht aussprechen was er denkt, die Frau gehört geschwängert und an den Herd (...und bitte Söhne werfen, Töchter sind zweite Wahl). Vielleicht durchaus augenzwinkernd gemeint, die Zielgruppe auf dem heimischen Markt des Films vermutlich treffsicher bedienend? Über Diana Ferreti gibt es nicht viel zu sagen, es gab in anderen Mex-Klatschen aufregendere Weibchen zu bewundern. Viel interessanter der Schurkenobermotz, Gregorio Casal (hier als Gregorio Casals am Start) erinnert mich ein wenig an David Carradine in jungen Jahren. Damit genug, anonyme Metzelmasse soll anonyme Metzelmasse bleiben.

Jede Menge Kitsch und Geschleim, dann ordentlich Krawall mit Tod und Teufel. Runter von der kühl-schäbigen Erotik einer Tanzbühne, rein ins wundervolle Waldgebiet am Rande der Zivlilisation. Schade für das glückliche Paar, der Wonnehügel entpuppt sich als Maulwurfshaufen voller Gelump und Otterngezücht, ein verdammter Jammer (verdammtes Glück für den Zuschauer). Wenn Yako zulangt muss der Arzt nicht mehr erscheinen, der Wald färbt sich blutrot, die Kadaver des Lumpenpacks werden der biologischen Entsorgung zugeführt. Übrigens kommt unser strahlender Held in mehrfacher Hinsicht zum Zuge. Zunächst stellt er per Zeugung eines Kindes seine Männlichkeit unter Beweis, dann trumpft er als eiskalter Rächer auf und schaltet eine Übermacht aus, final leuchtet ihm -ein zuvor aus den Fängen der Teufelsbrut gerettetes- Goldlöckchen den Weg zurück ins Leben, ich bin mir sicher, der Rappelriemen bleibt nicht lange unbespielt.

Ein Mann muss tun, was ein Mann tun muss. Phrasendrescherei kann so schön und treffsicher sein. Dank der soliden CMV-DVD (Bildqualität auf dem Niveau eines ordentliches Tapes) darf sich jeder geneigte Freund grobschlächtigen Unfugs den (h)eis(s)kalten Rächer ins Haus holen, der Bonusbereich gibt ein paar Trailer zu weiteren Titel der Trash Collection her, als Verpackung dient wie immer eine kleine Hartbox.

Mag ich, macht Spass = 7/10 geschlachtete Schurken auf der körperoffenen Hinrichterskala

Lieblingszitat:

Seid vorsichtig! Der Typ ist gefährlich! (Gut erkannt, hilft aber nix...)
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Re: Welche DVD gab's zuletzt (im Player)?

Beitrag von Blap »

Die Fortsetzung der "Mega-Derrick-Sause"

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Derrick Collectors Box 9 (Folge 121-135)


Folge 123 - Der Mann aus Antibes (Deutschland 1985)

Höllentrip

Todesschreie gellen durch den nächtlichen Münchener Hofgarten! Besucher einer Veranstaltung finden die Leiche einer jungen Frau im Pavillion der Parkanlage, der Täter entkommt jedoch unerkannt. Die Identität des Opfers ist schnell geklärt, die Todesursache ebenso, Irene Maurer (Irina Wanka) wurde durch einen Stich ins Herz getötet. Derrick sucht zunächst die Eltern Maurer auf, die kränkliche Mutter ist nicht vernehmbar, der Vater (Edwin Marian) berichtet vom labilen Zustand seiner Tochter. In den letzten Monaten lebte Irene -laut Angaben ihres Vaters- bei einem gewissen Herrn Limbach (Sky Dumont). Besagter Limbach gibt sich betont kühl, Irene lebe schon seit einiger Zeit nicht mehr in seiner Wohnung, man habe sich getrennt. Ermittlungen führen dunkle Flecken in der Vergangenheit Limbachs zum Vorschein, der Besitzer eines Reisebüros geniesst offenbar nicht den besten Ruf und zeigt sich wenig zugänglich. Kurze Zeit später trifft der ehemalige Lebensgefährte der Getöteten in München ein, Bondeck (Christian Kohlund) lernte Irina einst in Afrika kennen, sie wurde ihm von Limbach ausgespannt. Momentan liegt Bondecks Segelboot in Antibes, per Flugzeug eilt er aus Frankreich herbei. Für Bondeck ist der Fall längst geklärt, nur Limbach kommt für ihn als Täter in Betracht. Er präsentiert Derrick Briefe von Irene, Briefe die Limbach anklagen. Weitere Erkenntnisse belasten den Hauptverdächtigen schwer, der Reisekaufmann kann kein Alibi für den Zeitpunkt der Bluttat vorweisen...

Sky Dumont hält als außerordentlich unsympathischer Bursche her. Schon fast eine Spur zu aufdringlich drängt das Drehbuch den Zuschauer in eine bestimme Richtung, befremdliche Vorstrafen kommen zur Sprache, Limbach verhält sich mit grosser Ausdauer wie ein Kotzbrocken, sogar der sonst so souveräne Derrick macht kaum einen Hehl aus seiner Verachtung (was zu herrlichen Dialogen führt), nach und nach schrumpft Schlange Limbach zur Blindschleiche. Christian Kohlund wird als Gegenpol ins Spiel gebracht, der knuffige Frauenversteher mit Herz, ein romantischer Typ. Dumont und Kohlund prallen unter der Moderation Tapperts aufeinander, letztlich kann niemand den Oberinspektor täuschen, klare Sache. "Der Mann aus Antibes" baut grösstenteils auf das Trio Horst Tappert, Sky Dumont und Christian Kohlund, für Fritz "Harry" Wepper bleibt kaum Raum, gleiches gilt für die übrigen Mitwirkenden. Edwin Marian irrt unter Schock durch die Kulissen, Henry Stolow macht uns den Nebenekel, die hübsche Irina Wanka hat nur wenige Momente.

Was bleibt neben Tappert, Dumont und Kohlund? Die Wohnung des Schweinebratens Limbach, für mich der vierte Star der Folge! Ein geschmacklos-schöner Miniaturtempel der Gelüste, diese Bleibe würde sich gut in einem Giallo machen (selbstverständlich auch in dieser Derrick-Folge). Ab in die Zeitmaschine, Edwige Fenech im Gepäck und im Schatten der blauen Tapete eindringliche Leibesübungen vollführen (Gnade, meine Wahnvorstellungen haben Besitz von mir ergriffen). Regisseur Jürgen Goslar kann sich auf seine Schauspieler verlassen, setzt die charaktervollen Gesichter in perfekter Dosierung ein. Die Lösung wird der aufmerksame Zuschauer erahnen, ein wenig holprig konstruiert, dennoch gelungen. Sehr schön Eberhard Schoeners Musik, die hier eine deutliche Nähe zu Tangerine Dream aufweist. Damit kann ich meine Ausführungen beschliessen, der Derrick-Fan wird mit dieser Folge zufrieden sein, trotz des zur Nebenfigur degradierten Harry.

7/10 (gut)
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