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Welche DVD gab's zuletzt (im Player)?

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Blap
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Re: Welche DVD gab's zuletzt (im Player)?

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Die Fortsetzung der "Mega-Derrick-Sause"

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Derrick Collectors Box 9 (Folge 121-135)


Folge 125 - Raskos Kinder (Deutschland 1985)

Dummheit, Naivität, Geldgier

Michael Rasko (Volker Eckstein) und seiner Schwester Anja (Anja Jaenicke) steht der Sinn nach Geld, viel Geld. Ihr Vater Albert (Peter Ehrlich) ist als Geldbote beschäftigt, regelmäßig transportiert er die Tageseinnahmen eines Supermarktes zum Nachttresor der nächsten Bank. Michael hat einen scheinbar cleveren und leicht durchführbaren Plan ausgeheckt, der Gauner Alwin Docker (Peter Kuiper) soll Albert Rasko überfallen, die reiche Beute will man später teilen. Momentan ist Albert Raskos Kollege erkrankt, der pflichtbewusste Mann erledigt den Job folglich ohne Begleitung. Docker startet den Überfall auf Rasko, doch der Geldbote lässt sich nicht überrumpeln, es kommt zum Kampf. In seiner Verzweiflung sticht der Räuber mit einem Messer zu, Albert Rasko überlebt die Attacke nicht, Docker entkommt unerkannt. Zunächst ahnen Michael und Anja nichts von dem katastrophalen Ausgang des Beutezugs. Derrick und Klein überbringen den Geschwistern die traurige Nachricht, der Oberinspektor wundert sich über kleine Merkwürdigkeiten. Viel Arbeit für die Mordkommission, das dynamische Duo muss sich wenig später mit einem weiteren Tötungsdelikt befassen, Alwin Docker wurde erschossen...

"Raskos Kinder" erfreut den Zuschauer mit einigen bekannten Gesichtern, Namen wie Peter Kuiper, Volker Eckstein und Lisa Kreuzer sprechen für sich. Volker Eckstein schaut (wie meist) neurotisch aus der Wäsche, Anja Jaenicke zeigt eine in Depressionen verfallende junge Frau. Getrieben von unfassbarer Dummheit bringen die Geschwister ihren Vater in eine lebensgefährliche Situation, aus ihrer Sicht scheint ein Raubüberfall ein Spaziergang ohne Risiken zu sein. Der Sohn geht sogar soweit seinem Vater die Munition aus der Schusswaffe zu entwenden (was letztlich nichts am Ausgang des Überfalls geändert hätte, allein der Gedanke an die Umtriebe der "lieben Kinder" ist zutiefst erschreckend). Das Drehbuch zeichnet Albert Rasko als Sympathieträger durch und durch, er sucht als besorgter Vater das Gespräch mit seinen Kindern, geniesst bei seinem Arbeitgeber einen absolut zuverlässigen Ruf. Umso härter trifft uns das tragische und völlig unnötige Ende des freundlichen Herrn, Autor Herbert Reinecker drückt die richtigen Knöpfe. Sicher leicht durchschaubar, fraglos effektiv, dazu passt Peter Ehrlich vortrefflich in diese Rolle. Die grösste Vorfreude löste Peter Kuiper bei mir aus, auf sein Konto gehen grandiose Vorstellungen innerhalb der Reihe! In "Tod am Bahngleis" (5) schleicht Kuiper als irrer Frauenmörder durch die Nacht, "Tod des Wucherers" (34) lässt ihn als cholerischen Kredithai von der Leine, in "Der Untermieter" (87) macht er als entlassener Strafgefangener seiner ehemaligen Frau das Leben zur Hölle. Wo Kuiper auftauchte brannte die Luft, interessanterweise ist der diesmal von ihm dargestellte Charakter vielschichtiger gestrickt. Zunächst kommt Kuipers Alwin Docker als abgebrühter Ganove daher, lässt gegenüber seinen "Auftraggebern" den kühlen Profi raushängen, herrscht seine Lebensgefährtin mehrfach an. Schnell bröckelt die Fassade, Docker ist völlig überfordert, Kuiper gelingt die Darstellung dieses rasanten Zerfalls sehr glaubwürdig. Lisa Kreuzer gehört wohl zu den häufigsten Gästen der Reihe, ihr Schauspiel ist ohne Fehl und Tadel, hin und wieder wurde sie allerdings nicht ideal besetzt (was nicht auf die hier vorgestellte Folge zutrifft). Kreuzer agiert zurückhaltend, füllt das Ensemble mit "solider Unscheinbarkeit" auf. Andreas Seyferth soll nicht ungenannt bleiben, das interessante Dreieck Kuiper, Kreuzer und Seyferth hätte gern mehr Raum erhalten dürfen, die auf eine knappe Stunde beschränkte Spielzeit gibt dies leider nicht her.

Ein Teil der Handlung spielt sich in einem Motel ab, Kuiper und Kreuzer betreiben den Schuppen, nebenbei sorgen dort abgewickelte Autoschiebereien für eine stimmungsvolles Umfeld. Der Stoff hat ganz klar genug Potential für einen abendfüllenden Spielfilm, allzu gern wäre ich noch tiefer in den Fall eingetaucht. Derrick und Klein geben den Gefühlen des Betrachters ein Gesicht, die Kriminalisten können kaum glauben mit welch ungesunder (tödlicher) Mischung aus Dummheit und Gier manche Zeitgenossen agieren. So beschliesst Tappert die Folge punktgenau mit den Worten "Dummheit, Naivität, Geldgier", mehr braucht es nicht zum allumfassenden Fazit. Regisseur Theodor Grädler hatte ein leichtes Spiel, gutes Drehbuch und tolle Schauspieler, Ausritte in Richtung Albernheit oder Krawall sind nicht nötig. "Raskos Kinder" schafft es zwar nicht auf Anhieb in meine Spitzengruppe, mit jedem Gedanken an die Folge wächst meine Zuneigung, nicht nur (aber auch) wegen Peter Kuipers Darbietung.

7/10 (vermutlich ein halbes Pünktchen mehr)


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Ferner im Player:


• Die Nacht der reitenden Leichen (Spanien, Portugal 1971) - Über diesen Klassiker von Amando de Ossorio wurde bereits viel geschrieben, ich kann mich daher kurz fassen. Der Streifen bietet all die herrlichen Zutaten an, für die ich den Eurohorror der sechziger und siebziger Jahre so sehr und unsterblich liebe. Schöne Frauen, fiese Unholde, eine Prise Mettgut und Möpse, wundervolle Kulissen, Superdupermegawohlfühlatmosphäre und eine Spur Irrsinn.

Mindestens 9/10! Berücksichtige ich die Knuffigkeit und Wohlfühlatmosphäre, sehe ich mich dazu gezwungen die Höchstnote zu ziehen. Danke für diesen dunkeln Edelstein!


• Universal Soldier (USA 1992) - Dolph und Jean-Claude schlagen sich gegenseitig die Birne ein. Damals habe ich bereits dem wahren Meister Dolph gehuldigt, für Van Damme blieb der Ehrenplatz des Feindbildes. Inzwischen liebe ich meinen Dolph noch mehr, doch längst hat auch Van Damme mein Herz erobert, daher macht mir der Flick nun noch mehr Spass. Uff, bei einigen Filmen von Roland Emmerich will mir der Mageninhalt aus dem Rachen poltern, hier springe ich ohne Bedenken über meinen Schatten. Roland, hast Du toll gemacht.

8/10 (sehr gut)
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Blap
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Steelbook von Universal



Chucky 3 (USA 1991, Originaltitel: Child's Play 3)

Das kleine Ekelpaket sticht wieder zu

Inzwischen sind acht Jahre vergangen, doch Andy Barclay (Justin Whalin) kann die fürchterlichen Erlebnisse mit der Mörderpuppe Chucky nicht vergessen. Die Mutter des sechzehnjährigen Jungen befindet sich in der Psychiatrie, Andy kam bisher mit keiner Pflegefamilie klar, nun hat es den Teenager in eine Militärakademie für Jugendliche verschlagen. Derweil hat der damals in die Schlagzeilen geratene Spielzeughersteller die Produktion der Good Guy Puppen wieder aufgenommen. Auch Mini-Satan Chucky weilt wieder unter uns, Sullivan (Peter Haskell), Chef der Spielwarenfirma, wird das erste Opfer des "wiedergeborenen" Unholds in Puppengestalt. Chucky findet ohne Probleme Andys aktuellen Aufenthaltsort heraus, Charles Lee Ray will endlich zurück in einen menschlichen Körper. Noch ahnt Andy nichts von seinem Glück, er darf zunächst das Gesabbel eines gewissen Colonel Cochrane (Dakin Matthews) über sich ergehen lassen, sich darüber hinaus mit dem sadistischen Ausbilder Shelton (Travis Fine) plagen. Andys Zimmergenosse Whitehurst (Dean Jacobson) berichtet wenig erfreuliche Dinge über Shelton, beste Voraussetzungen für die nächsten Jahre. Zumindest kommen Andy und Whitehurst miteinander aus, die freche und hübsche Göre De Silva (Perrey Reeves) findet den Neuling auf Anhieb extrem sympathisch. Chucky trifft per Paket ein, Nesthäkchen Tyler (Jeremy Sylvers) unterschlägt die Sendung, der kleine Junge wünscht sich einen Good Guy, kann der Versuchung daher nicht widerstehen. Geschickt manipuliert Chucky das Kind, seine teuflischen Absichten kann der Killer zunächst nicht in die Tat umsetzen. Bald sind Todesfälle zu beklagen, Andy kennt den Täter, aber wer sonst glaubt an die Existenz einer Mörderpuppe?

Regisseur Jack Bender inszeniert vor allem für das amerikanische Fernsehen, kann aber auch auf einige abendfüllende Spielfilme in seiner Filmographie verweisen. "Chucky 3" führt die Reihe um den in einen Puppenkörper geschlüpften Serienkiller Charles Lee Ray sehr ansprechend fort, übertrifft den zweiten Teil (Child's Play 2, 1990) locker, schliesst ohne Schwierigkeiten zum ersten Film um die Mörderpuppe (Child's Play, 1988) auf. Bereits der stimmungsvolle Vorspann sorgt für gute Laune, augenzwinkernd bedient man sich beim Terminator, köstlich (hier und da sind Verweise auf weitere Streifen zu finden, dem Spassfaktor zuträglich eingebaut). Humor zieht sich durch den gesamten Film, durch Chucky frontal in die Fresse transportiert, gleichwohl auch abseits des höllischen Spielzeugs, militärischer Drill wird treffsicher aufs Korn genommen. Wie bekommt man einen unbequemen Jugendlichen in den Griff, der durch albtraumartige Schrecklichkeiten schwer traumatisiert ist? Klar, man übergibt ihn alten und jungen Militärschädeln, Verständnis und echte Zuneigung sind sowieso maßlos überbewertet. So philosophiert der Boss der Einrichtung über Männlichkeit, Pflichtgefühl und Ehre, fällt indessen beim Anblick einer fiesen Puppe vor Schreck aus den Latschen, mich hat es vor Lachen fast vom Sofa gerissen.

Allzu ausufernd möchte ich nicht werden, das Ensemble leistet durch die Bank gute Arbeit, der tatsächliche Star bleibt erwartungsgemäß unsere liebste Puppe des Schreckens. Trotzdem ein paar Worte zu den einprägsamsten Gestalten im Schatten Chuckys. Justin Whalin, Dean Jacobson und Perrey Reeves wurden zweckmäßig ausgewählt. Whalin der hübsche Bursche mit Problemen, Jacobson der weniger hübsche Bursche mit Problemen, Reeves die freche und hübsche Göre. Jeremy Sylvers ist ein putziges Kerlchen, Travis Fine gefällt als faschistoider Ausbilder. Die ältere Generation wird durch Peter Haskell, Dakin Matthews und Andrew Robinson vertreten. Allesamt bekommen sie ihr Fett weg, Haskell interessiert hauptsächlich der Profit, Matthews entpuppt sich als Luftpumpe, Robinson hinterlässt einen neurotischen Eindruck. Das Wiedersehen mit Andy Robinson hat mich in besonderem Maße erfreut, legendär seine Darbietung als Clint Eastwoods Gegenspieler in "Dirty Harry" (1971), ebenso unvergessen "Hellraiser" (1987).

Chucky-Fans dürfen sich über den starken dritten Teil freuen, je nach Tagesform rangiert er bei mir auf dem ersten bis dritten Rang innerhalb der fünfteiligen Filmreihe. Nach knapp 86 Minuten ist der Spass vorbei, Hänger sind in dem kurzweiligen und launigen Treiben nicht auszumachen. Das Finale spielt sich stimmungsvoll und temporeich in einer Geisterbahn ab, zuvor spielt die Militärakademie Krieg im Wald, Chucky greift auf seine ganz eigene Art in das Spielchen ein. Ja, der ausgesprochen geschmackvolle Vorspann weckt eine hohe Erwartungshaltung, angenehmerweise kann "Chucky 3" diese Erwartungshaltung ohne nennenswerte Abstriche befriedigen, die bissige Ironie auf Kosten des Militärapparates findet meine volle Zustimmung. Übrigens macht der Film in der deutschen Fassung nicht weniger Spass als im Originalton. Aus meiner Sicht ein grosses Kompliment, denn mit Brad Dourif hat die Originalversion eine grandiose Chucky-Stimme an Bord!

Fazit: Guter Stoff für Freunde der rothaarigen Puppe der Verdammnis. Der zweite Teil war keinesfalls schwach, doch Teil 3 überbietet -wie bereits erwähnt- den Vorgänger deutlich (momentan gefällt er mir sogar besser als Teil 1). Universal hat den Film in sehr ordentlicher Qualität veröffentlicht, die Bonusabteilung bietet lediglich ein paar Trailer.

Dicke 7/10 (mit steigender Tendenz)

Lieblingszitat:

"Wo steckt mein kleines Scheisserchen?"
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Britische Auflage. Die DVD ist mit der deutschen Ausgabe identisch.



Cherry 2000 (USA 1986, Originaltitel: Cherry 2000)

Puppenpopper

Wir schreiben das Jahr 2017. Längst ist die Endzeit angebrochen, Arbeitslosigkeit, Rohstoffmangel und Elend bestimmen den Alltag, ausserhalb der Städte erstreckt sich endloses Ödland, beherrscht von kriminellen Subjekten. In dieser tristen Welt hat sich Sam Treadwell (David Andrews) seine kleine Wohlfühlnische geschaffen, er hat einen Job und eine gepflegte Wohnung, stets wartet die hübsche Cherry sehnsüchtig auf ihren Liebsten. Für Sam ist seine Cherry die perfekte Frau, jederzeit willig und eine Granate im Bett. Doch der schöne Schein trügt, denn Cherry ist keine Frau aus Fleisch und Blut, Cherry ist ein Liebesroboter! Beim Räppelchen erleidet die Lustorgel einen heftigen Wassereinbruch, anschliessender Kurzschluss und Kabelbrand fügen Cherry irreparabele Schäden zu. Immerhin ist ihr Gedächtnischip noch brauchbar, Sam benötigt daher "nur ein neues Gehäuse". Leichter gedacht als beschafft, die Cherry-Baureihe wird seit längerer Zeit nicht mehr produziert, Restbestände sollen in der berüchtigten und verbotenen Zone 7 lagern. Unglücklicherweise befindet sich dieses Gebeit weit, weit draussen in der Wüste, auf eigene Faust hat Sam keinerlei Chance auf eine neue Gespielin. Der junge Mann engagiert Edith Johnson (Melanie Griffith), eine erfahrene und wehrhafte Jägerin mit besten Kenntnissen und Fähigkeiten. Dummerweise betrachtet sich ein gewisser Lester (Tim Thomerson) als Herrscher über das Territorium, eine Hatz auf Leben und Tod nimmt ihren Lauf...

Schon der Blick auf die Opening credits könnte kaum eindeutiger sein, "Cherry 2000" ist durch und durch ein Kind der achtziger Jahre. Stimmungsvolle Endzeit-Optik und die gute gewählte Besetzung machen Laune, jedoch kann sich der Streifen nicht für eine konsequente Marschrichtung entscheiden. Humor trifft auf Action und kleine Fiesheiten, zum Erscheinungsbild der Achtziger gesellen sich Rückblicke auf den dystopischen Film der siebziger Jahre. Ein Kessel unter Dampf, letztlich reduziert auf eine vorhersehbare Liebesgesichte, ohne Mut ausklingend. Wollten die Macher den Weichspüler? Musste man sich unter die Knute der Massentauglichkeit begeben? Sicher, unterhaltsam ist das Treiben in der tristen (und manchmal schrillen) Welt von Morgen. Aber mit ein wenig mehr Feuer im Hintern und Boshaftigkeit im Hirn, hätte "Cherry 2000" eine echte Prachtsuhle für Endzeit-Fanatiker werden können. Uff, damit könnte ich meinen Kurzkommentar bereits beschliessen und 6,5/10 auspacken. Zu früh gefreut, ganz ohne weitere Würdigung soll das Ensemble nicht zurück ins DVD-Regal wandern.

David Andrews ist durch zahlreiche Auftritte in amerikanischen TV-Produktionen bekannt. Der ein wenig schmächtig und unscheinbar anmutende Schauspieler steht im Schatten der herrlich aufspielenden Melanie Griffith, macht seinen Job allerdings nicht schlecht. Frau Griffith sieht mit ihrem knallroten Kopfputz nicht nur knuffig aus, hart und herzlich lässt sie sich nicht unterkriegen, schreckt vor keiner Gefahr zurück. Warum sich diese Powerfrau mit Herz in einen Lappen wie Andrews verguckt? Na, da sind wir wieder beim Thema Mutlosigkeit der Verantwortlichen. An dieser Stelle wird ein Lob für die solide deutsche Synchronisation fällig, nach Möglichkeit sollte der Zuschauer Melanie trotzdem im englischen Originalton geniessen, verdammt sexy! Tim Thomerson sorgt in der Rolle des psychotischen Bösewichts für erhebliche Steigerung des Unterhaltungswertes, neben Melanie Griffith ist er die grösste Zierde der Sause. Thomerson zeichnet für groteske Auswüchse verantwortlich, seinem Lester möchte man nur mit dem Gewehr im Anschlag über den Weg laufen, vorzugsweise überhaupt nicht. Ben Johnson sehen wir als väterliches Helferlein der flotten Melanie, Pamela Gidley leiht der Saftpresse Cherry ihr Gesicht. In kleinen Nebenrollen erfreuen uns alte Bekannte, wie z. B. der damals häufig anzutreffende Brion James, Laurence Fishburne schaut ebenfalls kurz rein.

"Cherry 2000" hat im Laufe der Jahre nichts von seinen Qualitäten eingebüßt, gleiches gilt indessen für die Schwächen. Zum Henker, das Teil hat Potential zum Vorschlaghammer und Freudenspender der Oberklasse, ärgerlicherweise verläuft vieles buchstäblich im Wüstensand. Schade!

Die DVD kämpft eine Spur zu heftig mit der Kompression, die Bildqualität geht als brauchbar durch, Boni werden nicht geboten. Übrigens ist die britsche Auflage (deutscher Ton an Bord) meist deutlich günstiger zu haben, der Import sollte sich lohnen. Trotz diverser Kritikpunkte möchte ich "Cherry 2000" nicht in meiner Sammlung missen. Endzeit geht sowieso immer, obschon die Handbremse hier zu häufig angezogen wurde.

6,5/10 (oberste Mittelklasse)

Lieblingszitat:

"Ja, ich bin eben keine verfluchte Maschine!"
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Black Emanuelle's Box Volume 1 von Severin Films (USA)



Emanuelle in Bangkok (Italien 1976, Originaltitel: Emanuelle nera: Orient reportage)

Laura on the loose ...oder (m)eine Liebeserklärung an Frau Gemser

Emanuelle (Laura Gemser) führt eine Fotoreportage nach Thailand, ein gewisser Prinz Sanit (Ivan Rassimov) soll den Kontakt zum König herstellen. Der Archäologe Roberto (Gabriele Tinti), ein Freund der Fotographin, ist beruflich in Thailand unterwegs, man ist gemeinsam per Schiff angereist. Emanuelle erlebt nicht nur mit der hübschen Gee (Koike Mahoco) kleine Abenteuer, auch Prinz Sanit lädt die Schönheit zu einem lauschigen Abend ein. Das Treffen mit dem Herrscher kommt nicht zustande, politische Unruhen bringen Emanuelle in Bedrängnis, ihre Fotoausrüstung und Papiere werden aus dem Hotel gestohlen. So bleibt nur die Abreise per Flugzeug, ohne Pass strandet Emanuelle in Marroko, trifft dort auf die junge Diplomatentochter Debra (Debra Berger) und deren Vater David (Venantino Venantini), einen amerikanischen Konsul...

Unter der Regie von Bitto Albertini enstand der Auftakt zur Filmreihe um die schöne Emanuelle mit Laura Gemser in der Titelrolle (Emanuelle Nera aka Black Emanuelle, 1975). Beim zweiten Streifen übernahm Joe D'Amato das Ruder, welcher der Reihe weitere lose Fortsetzungen bescheren sollte. D'Amato zeigt sich in dieser frühen Phase noch von einer eher zurückhaltenden Seite, die Sexszenen sind nicht allzu offensiv angelegt, gleichwohl überwiegend sehr ästhetisch und erotisch, Gewalt bleibt eine Randnotiz. Wer also auf wüste und/oder garstige Schauwerte hofft, wird sich vermutlich sehr schnell bei der Sichtung des Films langweilen. Vor allem Geniesser und Laura Gemser Süchtlinge (zu denen ich inzwischen zähle) werden ihre Freude mit dem bunten Treiben haben. Ja, ich höre schon das übliche Genörgel, von wegen "dünne Story" und "zu viel Sex". Hm? Ehrlich, hier braucht es keine tiefschürfende Erzählweise, der Zuschauer begleitet eine schöne Frau auf einem Teil ihres Weges, auch in den Momenten körperlicher Nähe zu anderen Protagonisten, garniert mit hübschen Kulissen und Schauplätzen. Jegliches Gemecker interessiert mich nicht, Black Emanuelle berührt auf ihre ganz eigene Weise mein Herz, schöner kann ein Filmerlebnis kaum sein, oder?

Aufmerksame Filmfreunde werden unter der erotischen Oberfläche und hinter der schönen Fassade mehr entdecken. Black Emanuelle ist eine durch und durch selbstbewusste, intelligente und aufgeschlossene Frau, im absolut positiven Sinn eine emanzipierte Frau! Sie fühlt sich nicht an einen Menschen gebunden, sie liebt Menschen, nicht Geschlechter. Tatsächlich kommt die Beziehung zu Debra nie wie "Alibi-Gelesbel" daher. Emanuelle weist dem Mädchen den Weg ohne erhobenen Zeigefinger und kluges Geschwafel. Von der mit sich selbst kämpfenden Göre zur jungen Frau, schält sich Debra aus der Pelle, gelingt mit Hilfe der Freundin ein Ausbruch aus Frust und Alltag. Emanuelle lässt sich nicht an die Kette legen, für manche Begleiter eine schmerzhafte Erkenntnis. Spinnt man den Faden in Gedanken weiter, werden sich die betreffenden Personen vermutlich zukünftig mit einem Lächeln auf den Lippen erinnern, ein wohliges Gefühl im Herzen tragen. Achtung, jetzt wird es kitschig: Einen schönen Schmetterling kann niemand festhalten. Er landet auf deiner Hand, tanzt vielleicht ein wenig auf deiner Nasenspitze herum, berüht deine Wangen mit seinen samtigen Flügeln, einen Wimpernschlag später siehst du ihn davonfliegen. Deine Melancholie über den Verlust verfliegt in Windeseile, der kleine Regenbogen in deinem Herzen bleibt für immer (hm, ich werde wirklich alt und weich).

Laura Gemser ist wie geschaffen für die Rolle der Emanuelle! Oder ist die Rolle der Emanuelle wie für Laura Gemser geschaffen? Beides trifft zu! Laura spielt unglaublich natürlich, verlieht den erotischen Momenten stets etwas edel-anmutiges (sogar wenn eine Flugzeugtoilette als Umfeld herhalten muss). Einmal geht dann doch die Wildsau mit D'Amato durch, er lässt seine Heldin von perversen Gestalten überfallen (die absurdes Zeug in deutscher Sprache faseln. Immer diese fiesen Teutonen). Trotz dieses Tiefschlags entgeht Emanuelle der Demontation, mit übermenschlicher Energie lenkt sie die Situation in erträgliche Bahnen (die Szene wurde recht holprig inszeniert, aber bei D'Amato gehören kleine und grössere Geschmacklosigkeiten manchmal dazu, ich liebe diesen Typ). Das Werk wurde voll und ganz auf Laura Gemser zugeschnitten, keine Frage. Laura drängt die Nebendarsteller nicht an den Rand, sie stellt sie nicht in den Schatten. Im Gegenteil, sie dürfen sich in ihrem Glanz sonnen! Gabriele Tinti hechelt Laura/Emanuelle hinterher, 1976 heirateten Tinti und Gemser, sie standen in vielen Filmen gemeinsam vor der Kamera. Tinti kommt hier nicht so blass wie im ersten Black Emanuelle rüber, Venantino Venantini war ebenfalls im ersten Film der Reihe am Start. Venantini spielte dort einen versoffenen Künstler, diesmal mimt er launig einen versoffenen Diplomaten. Ivan Rassimov gab in einigen Italo-Sausen den Bösewicht, die Rolle des Prinzen kommt im geheimnisvoll angehauchten Gewand aus der Kiste, sehr gelungen! Koike Mahoco darf Laura massieren, Debra Berger übernimmt in der zweiten Fimhälfte den Part der wichtigsten Nebenfigur.

Joe D'Amato führt nicht nur Regie, auch die Kamera geht auf sein Konto (unter seinem bürgerlichen Namen Aristide Massaccesi). Das inszenatorische Können des Herrn Massaccesi mag umstritten sein (nicht aus meiner Sicht), an seinen Fähigkeiten als Kameramann meckern selbst Skeptiker selten herum. Stilvoll fängt er Laura und ihre Satelliten ein, untermalt von wunderschöner Musik, Nico Fidenco hat exzellente Arbeit geleistet. Joe D'Amato mag ein alter Sleazer sein, Laura Gemser bewirft er nicht mit Dreck, er bereitet ihr eine prächtige Bühne! Laura bespielt diese Bühne großartig! Jetzt ist es passiert, ich bin dir endgültig erlegen. Klar, ich mochte Laura Gemser schon immer gern. Freilich hielt mich das nie von kleinen Spitzen ab, von wegen unterernährt... Ist mir inzwischen alles egal, was kümmert mich mein Gesülze vergangener Tage!? Laura, ich verehre dich. Ehrlich.

Dank der DVD-Box von Severin wird auch der heimische Bildschirm durch Laura veredelt. Im Set sind folgende Titel enthalten:

• Emanuelle in Bangkok (Emanuelle nera: Orient reportage aka Black Emanuelle - 2. Teil, 1976)
• Emanuelle around the World (Emanuelle - perché violenza alle donne? aka Emanuela - Alle Lüste dieser Welt, 1977)
• Sister Emanuelle (Suor Emanuelle aka Die Nonne und das Biest, 1977)

Zusätzlich liegt eine herrliche Soundtrack-CD bei, dazu sechs Karten mit Filmpostermotiven. Laura Gemser Fans müssen zugreifen, D'Amato-Freaks ebenso (auch wenn "Suor Emanuelle" nicht auf sein Konto geht). Wer endlich seine Vorurteile bezüglich erotischer Filme über Bord werfen möchte, fühlt euch dazu angeregt diesen kleinen Edelsteinen eine Chance zu geben!

Bitte, lasst mich mit dieser bescheuerten Zahlenwertung in Frieden. Wie soll ich diese Perle, diesen Schatz in ein dermaßen abstossendes Korsett pressen? 7/10 - Weil ich den Film mag und er solide inszeniert ist? 8/10 - Weil ich mindestens einen Punkt für Laura Gemser drauflege? 10/10 - Weil er mich mit einem unglaublich guten Gefühl beschenkt, mein Herz berührt? Keine Ahnung, sucht euch die passende Wertung raus.

Lieblingszitat:

"Thank you. That's just what i need. A bath." (Der Film hat weitaus griffigere Zitate zu bieten, aber dieser Moment brachte mich auf liebenswerte Art zum Schmunzeln, zauberte mir ein Lächeln aufs Gesicht...)
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Klassiker im Kurzformat:


Zombie (Italien 1979, Originaltitel: Zombi 2) - Ein unverzichtbarer Liebling von Meister Fulci, der uns von New York in die Karibik entführt. Der Inhalt sollte bekannt sein, daher lediglich ein paar Worte zur BD aus dem Hause Blue Underground. Die Amis haben mit der Scheibe eine sehr schöne Auswertung auf den Markt geworfen, besser sah diese Perle im Heimkino noch nie aus, hinzu kommt interessantes Bonusmaterial. In Deutschland unter "Woodoo - Die Schreckensinsel der Zombies" bekannt, gilt der Streifen völlig zu Recht als eine der besten und stimmungsvollsten Zombie-Sausen.

Je nach Laune zwischen 8,5/10 - 10/10

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Assault - Anschlag bei Nacht (USA 1976, Originaltitel: Assault on Precinct 13) - John Carpenter setzt sich bereits in der frühen Phase seiner Karriere selbst ein Denkmal. "Assault" überzeugt in der jeder Hinsicht, großartige Filme benötigen kein großes Budget. Auch hier wird der Inhalt bekannt sein, daher erneut eine Anmerkung zur gesichteten BD von Capelight. Das Schätzchen wurde grandios aufbereitet, die DVD von e-m-s wird deutlich gedeckelt. Vor allem wurde sehr viel Fingerspitzengefühl restauriert, man hat nicht versucht "Assault" auf ein steriles Hochglanzprodukt runterzuziehen. Das Set kommt im schicken Mediabook, der Film liegt auf BD und DVD vor, ferner liegt eine weitere DVD mit einer Laurie Zimmer gewidmeten Dokumentation bei. Besser kann man schlappe 20€ nicht anlegen, sofort kaufen!!!

Je nach Tagesform zwischen 9/10 - 10/10

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Die Kanonen von Navarone (Großbritannien, USA 1961, Originaltitel: The Guns of Navarone) - Extrem unterhaltsames WWII-Abenteuer um Helden und Verräter, gespickt mit Spannung, Action und feinem Humor. Die BD gibt den Film sehr authentisch wieder, so sah er vermutlich damals in einem guten Kino aus, frische Kopie vorausgesetzt. Keine Scheibe für Sterilglotzer, die fetten Kanonen kommen kernig gekörnt daher, sehr angenehm, die Boni sorgen für zusätzliche Freude.

8,5/10
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Chatos Land (Großbritannien 1972, Originaltitel: Chato's Land)

Ein roter Mann sieht rot, den Pöbel ereilt der Tod ...oder Cowboy-Nazis im Land der unbegrenzten Möglichkeiten

Chato (Charles Bronson) erschiesst in Notwehr den Sheriff einer staubigen Kleinstadt, das Halbblut kann unbehelligt aus dem Nest flüchten. Sofort giert die Stimme des Volkes nach blutiger und gnadenloser Vergeltung, unter der Führung des ehemaligen Südstaaten-Militärschädels Captain Quincey Whitmore (Jack Palance) wird die Verfolgung aufgenommen. Schnell ist eine Rotte zusamengetrommelt, kaum ein braver Bürger aus dem nahen Umland entzieht sich der Hatz. Vor allem Jubal Hooker (Simon Oakland) sowie dessen Brüder Elias (Ralph Waite) und Earl (Richard Jordan) treiben die Gruppe unnachgiebig an, Whitmore hat zunehmend Mühe den aufbrausenden Jubal unter Kontrolle zu halten. Chato kennt jeden Winkel der weitläufigen Gegend, er lockt seine Verfolger tiefer und tiefer in das ungastliche Ödland. Trotzdem finden die Männer um Whitmore schliesslich das Haus des Gejagten. Dort treffen sie nur Chatos Frau (Sonia Rangan), gegen den Willen ihres Anführers schänden einige Burschen das nahezu wehrlose Opfer, allen voran der ständig notgeile Earl Hooker. Damit haben die Fürchterlichkeiten noch längst nicht ihren Siedepunkt erreicht...

Regisseur Michal Winner arbeitete mehrfach mit Charles Bronson zusammen. Unvergesslich "Kalter Hauch" (The Mechanic, 1972) und "Ein Mann sieht rot" (Death Wish, 1974). "Death Wish" entwickelte sich zu einer Reihe um den von Bronson dargestellen Rächer Paul Kersey. Insgesamt entstanden fünf Filme, in denen der "Vigilante" für Ordnung sorgte, beim zweiten und dritten Teil nahm Winner ebenfalls auf dem Regiestuhl Platz. "Chatos Land" ist ein unterhaltsamer Fingerzeig auf die Reihe.

Im Western-Genre ist das Thema Rache gewissermaßem omnipräsent, insofern bietet der Plot auf den ersten Blick keine kreativen Ausritte. Doch "Chatos Land" begnügt sich nicht der genüsslichen Ausschaltung der Bösewichter. Der Streifen prangert mit Nachdruck das Thema Rassismus an, blickt skeptisch auf gefährlichen Gruppenzwang, verbunden mit Mangel an gesundem Eigensinn (heute spricht man wohl von Zivilcourage). Nun wird sich mancher Zuschauer fragen, ob hier nicht ein wenig zu offensichtlich und plakativ der Zeigefinger vor der Nase wedelt. Betrachtet man den Zeitpunkt der Entstehung des Films, scheint mir die eindeutige Verarbeitung der Thematik keinesfalls zu flach (oder gar als Alibi für diverse Härten eingestreut). Im Gegenteil, aus meiner Sicht funktioniert das Werk auf mehreren Ebenen, als konsequenter Rachereisser und gesellschaftskritsch aufgeladener Zaunpfahl (für manchen Zeitgenossen überdies als Spiegel mit unliebsamer Abbildung der eigenen Gedanken). Darüber soll nicht vergessen werden, dass das Drehbuch die Schraube beständig anzieht, die Handlung in eine stimmungsvolle Landschaft eingebettet wurde (Spanien diente bekanntlich auch vielen Italowestern als ausdrucksvolle Bühne). Wenn die ersten Geier über den Verfolgern kreisen, wütet in der Truppe der selbsternannten Gesetzeshüter längst der Zerfall, wird die Rangordnung zunehmend in Frage gestellt, fällt das Gefüge der Spaltung anheim.

Charles Bronson verkörpert Chato in Perfektion. Wenige Worte, sparsame (aber extrem ausdrucksstarke) Mimik und ein trainierter Körper. Aus dem Gejagten wird ein gnadenloser Rächer, die Hölle öffnet sich, verschlingt jeden Widersacher. So ist die staubig-heisse Landschaft Chatos stärkster Verbündeter, respektloser Pöbel endet im Taumel brüllender Verzweiflung. Interessant die Zeichnung der Gegenspieler des Helden, denn niemand bleibt auf das Format eines stumpfsinnigen Gewalttäters reduziert, sogar den Brüdern Hooker hängt man ein paar Kilo Menschlichkeit auf das abstossende Charakterskelett. Vor den Brüdern soll jedoch die Leistung des stark aufspielenden Jack Palance gewürdigt werden. Quincey Whitmore hängt vergangenen Tagen nach, kann sich noch immer nicht mit der Niederlage im Sezessionskrieg abfinden. In treibt der Wunsch nach einem späten Sieg an, egal ob ein in Notwehr handelnder Mensch gehetzt wird, irgendwie muss Trauma Bürgerkrieg verarbeitet werden. Schnell weicht die anfängliche Euphorie der Ernüchterung, Whitmore entgleitet die Kontrolle. Er ist von den perversen Auswüchsen einiger Begleiter angewidert, dessen ungeachtet zu sehr mit sich selbst beschäftigt, kann seine Führungsschwäche kaum noch verbergen. Jack Palance fällt damit der wohl vielschichtigste und gleichzeitig tragischste Charakter zu, neben Bronson ist Palance die Gallionsfigur dieses Western. Ich werde aus Platz- und Zeitgründen nicht auf alle Nebenfiguren eingehen, zumindest den Hooker-Brüdern sollen ein paar Worte gewidmet sein. Simon Oakland gibt Jubal Hooker, den ältesten der drei Brüder, unter dessen Knute der jüngste Teil des Trios kaum Luft bekommt. Ergo entlädt sich Earl Hookers Frustration in Form sexueller Ausschweifungen, während Elias sich weitgehend der Kontrolle des älteren Bruders entzieht. Ralph Waite bringt die Niedertracht des Elias Hooker vortrefflich auf den Bildschirm/die Leinwand, ein starker Kontrast zum fürsorglichen Familienvater, den Waite in der bekannten TV-Serie "Die Waldtonnen" (The Waltons, 1972-1981) darstellte. Ich gebe zu, die weiteren Mitwirkenden hätten allesamt eine Nennung verdient, man möge mir die Beschränkung auf die (meiner Auffassung nach) zentralen Herrschaften verzeihen.

"Chatos Land" ist kein Liebling selbstverliebter Kritiker und Miesmacher, allzu gern fällt das Wort "Klischee" in einem abwertenden Tonfall. Winner zeigt sich vom Italowestern beinflusst, ihm gelingt ein überzeugender Brückenschlag vom "modernen" zum "althergebrachten" Western. Modern bezüglich harscher Sprache und gesunder Härte, die Story beackert ein bereits zuvor häufig bestelltes Feld. Dank der erstklassigen Darsteller packt "Chatos Land" auf sehr ansprechende Art zu! Auch ohne "Bronson-Fanbrille" vermag sich der Streifen einen Platz auf dem Westernaltar des staubigen Todes zu sichern!

MGM hat "Chatos Land" auf einer hausüblichen DVD veröffentlicht. Die Qualität geht in Ordnung, Boni sucht der Fan leider vergeblich. Dank des günstigen Preises -der deutlich unterhalb von 10€ liegt- entkommt die Scheibe ohne Prügel für die etwas lieblose Aufmachung.

8/10 (sehr gut)

Lielingszitat:

"Hast Du gehört, Du rothäutiger Nigger!?"
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Kalter Schweiss (Frankreich, Italien, Belgien 1970, Originaltitel: De la part des copains)

Ungebetener Besuch

Joe Martin (Charles Bronson) lebt mit seiner Frau Fabienne (Liv Ullmann) und deren Tochter an der Côte d’Azur. Den Lebensunterhalt verdient er mit einer kleinen Yacht, auf der Touristen -unter Joes Anleitung und gegen gute Bezahlung- übers Meer schippern dürfen. Fabienne ahnt nichts von der dunklen Vergangenheit ihres Gatten, eines Tages steht ein Ganove (Michel Constantin) auf der Matte und sorgt für Wirbel. Joe gelingt es den ihm bestens bekannten Eindringling zu überwältigen, er bricht dem Burschen das Genick und entsorgt mit Hilfe seiner Frau die Leiche. Ruhe kehrt jedoch nicht ein, im Haus der Familie Martin warten Captain Ross (James Mason), Fausto (Luigi Pistilli) und der schiesswütige Sadist Katanga (Jean Topart) auf die Eheleute. Ross fühlt verraten, vor etlichen Jahren mißlang der gemeinsame Ausbruch aus einem Gefängnis, ledliglich Joe gelang die Flucht. Nun verlangt der Captain Hilfe bei einem Schmuggelgeschäft, die Yacht des ehemaligen Gefährten ist wie geschaffen für die kriminellen Interessen der Eindringlinge. Akute Lebensgefahr für Fabienne und Stieftochter, Joe muss alle Register ziehen um seine Familie zu retten. Hilfreich könnte Moira (Jill Ireland) sein, denn die Freundin des Captain fällt Joe in die Hände...

Terence Young gehört zur Riege der unvergessenen Regisseure, dem breiten Publikum ist er vor allem durch die Bond-Filme "James Bond 007 jagt Dr. No!" (Dr. No, 1962), "Liebesgrüsse aus Moskau" (From Russia with Love, 1963) und "Feuerball" (Thunderball, 1965) in Erinnerung geblieben. Auch mit Charles Bronson arbeitete Young mehrfach, nach dem hier kurzvorgestellen "Kalter Schweiss", entstand der grandiose Western "Rivalen unter roter Sonne" (Soleil rouge, 1971). Im Jahr 1972 startete der Kriminalfilm "Die Valachi-Papiere" (The Valachi Papers).

Die malerische Côte d’Azur bietet ein sehr schönes Umfeld, "Kalter Schweiss" gewährt ausschliesslich hübsche Ausblicke auf die Landschaft, schäbige Gassen und Hinterhöfe stehen nicht auf dem Speiseplan. Postkartenidylle als Bühne für Mord, Totschlag und Erpressung, ein reiz- und stimmungsvoller Kontrast. Man geht gar einen Schritt weiter, auch ohne den direkten Blick auf die Französische Riviera, bieten die Kulissen stets ein nahezu wohliges (das Haus des Helden und seiner Frau) bis dezent nobles (die Yacht der Hauptfigur) Ambiente, überdies erscheint sogar eine einfache Holzhütte einigermaßen wohnlich. Klar, der Plot mag keinen Preis für kreative Ausritte gewinnen, Themen wie Rache, Mord und Erpressung begegnen uns nur alltz häufig (was ich sehr begrüße. Nur damit kein falscher Eindruck entsteht). Für beste Unterhaltung sorgen die herrlich angelegten Charaktere, allesamt sehr gut besetzt und großartig gespielt! Daher beschäftigt sich der nächste Absatz mit den Damen und Herren vor der Kamera, sie haben es redlich verdient.

Charles Bronson macht uns zunächst den lockeren Gewinner, beliebt bei Kunden und Bekannten. Beim Blick auf seine Ehe fallen erste Schatten auf den Strahlemann, unter der Oberfläche brodelt es, die Flasche mit hochprozentigem Inhalt sorgt für Unstimmigkeiten. Blitzschnell schaltet Bronson um, ohne jede Vorbehalte nimmt man ihm den Beschützer und bei Bedarf über Leichen gehenden Kämpfer ab. Liv Ullmann geht diesen Weg mit, nur auf den ersten Blick bleibt sie auf das brave Heimchen am Herd reduziert. Ja, Bronson und Ullmann funktionieren prächtig! Umso interessanter die Mitwirkung von Jill Ireland, die seit 1968 mit Charles Bronson verheiratet war. Gern wird von einigen Filmfreunden mit Ausdauer auf Ireland eingegrügelt, ihre Karriere wäre ohne Bronson bereits weitaus früher zu Ende gewesen, ihr Talent sei nicht der Rede wert und, und, und... Schämt euch! Jill kommt in "Kalter Schweiss" als wundervolle Karikatur auf überdrehte Hippie-Gören daher, naiv, dreist und bekifft, auf eigenwillige Art bezaubernd. Luigi Pistilli haben viele Fans des italienischen Genre-Kinos ins Herz geschlossen, leider blieb dem hervorragenden Schauspieler der grosse Durchbruch verwehrt, 1996 beging Pistilli Selbstmord, ein herber Verlust. Luigi Pistilli kann sich diesmal nicht vollends entfalten, das Drehbuch gewährt seinen Komplizen mehr Raum. Während James Mason mit dem nahenden Finale (im wahrsten Sinne des Wortes) zunehmend verblasst, darf Jean Topart als völlig durchgeknallter Katanga richtig feist vom Leder ziehen. Die wichtigsten Darsteller sind aufgezählt, ganz grosses Lob für Jill Ireland und Jean Topart, selbstverständlich ebenso für den unverwüstlichen Charles Bronson.

Knapp 90 Minuten Spielzeit vergehen in Windeseile. Groteskes Verhalten der Charaktere und kerniger Humor, zwischen irrsinnig, kauzig, debil und brutal schlägt das Pendel munter und rastlos aus. Action wird in angemessener Dosierung geboten, Höhepunkt ist eine ausufernd und packend gefilmte Autoraserei über enge Strassen, notfalls querfeldein über Stock und Stein. "Kalter Schweiss" pfeift auf Logik (die sowieso völlig überbewertet ist, zumindest im Bezug auf Filme), kommt als Konzentrat schmackhafter Zutaten aus der Kiste. Bronson-Jünger kommen sowieso nicht an dem Streifen vorbei. Gleichwohl kommen auch Nicht-Bronsoner auf ihre Kosten, bestechender Stoff aus der goldenen Zeit des europäischen Kinos. Manchmal reicht ein Wort aus: GROSSARTIG!

"Kalter Schweiss" wurde bereits mehrfach auf den deutschen Markt geworfen, nicht alle Auflagen gehen als gelungen durch. Mir liegt die oben abgebildete DVD von Kinowelt vor, die Scheibe bietet den Film in ordentlicher Qualität an, ansprechende Boni runden den positiven Eindruck ab. Klarer Pflichtkauf, Ausreden sind ungültig!

8/10 (sehr gut)

Lieblingszitat:

"Wie ist es denn so, in den deutschen Gefängnissen?"
"Du sitzt drin und guckst raus!"
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Im Ultrakurzformat:


• Das Gesetz bin ich (USA 1974) - Charles Bronson will in Ruhe Melonen züchten, Abschaum sorgt für Ärger. Die Staatsgewalt erweist sich als wenig hilfreich, ergo sieht sich Charlie genötigt in Eigenregie für Ordnung zu sorgen!

Herr Bronson macht den Pöbel platt, sehr angenehm. Köstlich Al Lettieri in der Rolle des durchgeknallten Mafia-Killers. Inszeniert wurde das Treiben von Richard Fleischer, in dessen Filmograhie weitere Perlen zu finden sind: "Der Frauenmörder von Boston" (1968), "Soylent Green" (1973) und "Conan - Der Zerstörer" (1984). Die mir vorliegende DVD aus dem Hause MGM zeigt sich geizig ausgestattet, inzwischen ist auch eine BD von EuroVideo erhältlich.

8/10 (sehr gut)

---

Sieben (1995) - Morgan Freeman und Brad Pitt auf der Jagd nach einem Serienkiller, der Inhalt dürfte bekannt sein. Starker Auftritt von Kevin Spacey! Ferner gibt es ein Wiedersehen mit Richard Roundtree und R. Lee Ermey (denen ihre Rollen leider nicht allzu viel abverlangen).

Guter Thriller von David Fincher, konsequent zu Ende geführt (vor allem das Ende wertet den Streifen nochmal deutlich auf). Mir lag bisher nur die unbefriedigende DVD-Erstauflage vor, die BD gibt es für wenig Geld, sie stellt eine massive Verbesserung dar.

7,5/10 (gut bis sehr gut)

---

Kickboxer (USA 1989) - Jean-Claude Van Damme will seinen großmäuligen Bruder rächen, dem in Thailand von einem Urvieh das Kreuz gebrochen wurde. Da hilft nur beinhartes Training, vor dem finalen Kampf sind noch andere Herausforderungen zu bestehen.

Van Damme präsentiert sich topfit, Bösewicht Tong Po (Michel Qissi) möchte man tatsächlich nicht in die Quere kommen. Klischeeverbraterei pur, die Sause lässt fast nichts aus. Der Held muss hart an sich arbeiten, der Meister ist ein kleines und unscheinbares Männlein, der Bösewicht eine feiste Hackfresse. Obendrauf gibt es das freundliche Helferlein mit tragischer Vorgeschichte, den weichgeklopften Verwandten, die schöne Nichte des Meisters... Splendid bietet ein Doppel-DVD-Set mit der deutschen 16er-Fassung und der US-R-Rated-Version an. Ich habe gestern die R-Rated geschaut, schöne Spät-Achtziger-Prügelei in solider Aufbereitung.

Knappe 8/10 (sehr gut)
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Die Fortsetzung der "Mega-Der-Alte-Sause"

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Der Alte - Collector's Box Vol. 1 (Folge 1-22)


Folge 9 - Verena und Annabelle (Deutschland 1977)

Geschwisterliebe?

Verena Moldau (Krista Keller) bricht nach dem Genuß eines Likörs in ihrer Wohnung zusammen, glücklicherweise kann sie per Telefon den Rettungsdienst rufen. Nach der Laboruntersuchung des Getränks gibt es keine Zweifel mehr, jemand hat dem Fusel Gift beigemischt! Kommissar Köster befragt Verena im Krankenhaus. Diese vermutet ihre seit acht Jahren verschwundene Zwilliingsschwester Annabelle steckt hinter dem Giftanschlag, immerhin trennten sich die Geschwister im Streit. Weiterhin ist in naher Zukunft mit einem üppigen Erbe zu rechnen, Yves Moldau (Paul Hoffmann), ein wohlhabender Onkel der Schwestern, leidet unter einer schweren Krankheit. Lange lässt der nächste Mordversuch nicht auf sich warten, in Verena Moldaus Badezimmer wurde eine Armatur unter Strom gesetzt. Diesmal kommt Verena mit dem Schrecken davon, ihre Putzfrau fängt sich den schmerzhaften Schlag ein. Köster forscht im Umfeld nach Spuren. Welche Rolle spielt der glatte Walter Preus (Heinz Drache), der einst mit Verena verlobt war und offenbar auch Annabelle zugeneigt war...???

Krista Keller durchlebt ein Wechselbad der Gefühle, ihr gelingt überzeugend die Darstellung zahlreicher Stimmungen und Facetten eines tragischen Charakters. Für die übrigen Figuren bleibt nicht viel Raum, lediglich Heinz Drache, Paul Hoffmann und Werner Pochath können sich ansatzweise aus dem Schatten der Hauptfigur befreien (abgesehen von Siegfried Lowitz, zu Kommissar Köster später ein paar Worte). Heinz Drache ist in erster Linie durch seine Auftritte in den legendären Edgar-Wallace-Filmen in Erinnerung geblieben. Er wirkte dort stets ein wenig hüftsteif und limitiert. In dieser TV-Serienepisode zeigt er als wenig sympathischer "Möchtegernlebemann mit Hang zur Arroganz" eine sehr ansprechende Leistung. Mir gefällt Drache in dieser Rolle richtig gut, den strahlenden Wallace-Helden mochte ich ihm sowieso noch nie ganz abnehmen. Paul Hoffmann nutzt den begrenzten Raum solide, Werner Pochath ist als schleimig-widerwärtiger Schurke eine sichere Bank. Spätestens seit dem kleinen Italo-Reisser "Horror-Sex im Nachtpress" (La ragazza del vagone letto, 1979) habe ich Pochath ins Herz geschlossen, geniesst das Wiener Ekel jede Menge Kredit bei mir. Leider verstarb Werner Pochath bereits 1993, er wurde lediglich 53 Jahre jung. Siegfried Lowitz agiert eine Spur zurückhaltender, in den vorherigen Folgen hatte er mehr Biss, für ein paar kleine Spitzen reicht es trotzdem.

"Verena und Annabelle" kommt mit einem interessanten Ansatz daher (der zwar nicht neu, für eine TV-Serie fraglos nicht alltäglich erscheint). Es erfordert nicht allzu viel Phantasie und/oder Ermittlungskunst seitens des Zuschauers, um dem traurigen Hintergrund auf die Schliche zu kommen (wodurch die Auflösung an Kraft verliert). Die Musik zu dieser Episode gefällt mir sehr gut, schöne Elektronik trifft auf klassische Instrumentierung, vor allem die Auftaktszene punktet in dieser Hinsicht. 1977 war Regisseur Alfred Vohrer bereits deutlich "seriöser" als in den Jahren zuvor unterwegs, die von mir geschätzten Ausritte in diverse Flegeleien wären hier vermutlich Fehl am Platze gewesen (obschon mich Popanz und Krawall mit Sicherheit erfreut hätten). Fazit: Eine kraftvolle Geschichte, die sich im Gewand der TV-Serie nicht vollständig zu entfalten vermag, darüber hinaus wird Siegfried Lowitz an der kurzen Leine gehalten. Bisher die schwächste Folge aus der frühen Phase der Reihe, dessen ungeachtet ordentliche Arbeit und für Fans sehr sehenswert.

6,5/10 (oberste Mittelklasse)
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Kleine Hartbox (#40) aus der Trash Collection von CMV



The Stabilizer (Indonesien 1984)

Fiese Fratzen und jede Menge Krawall, herrlich irre C-Action aus Fernost

Egal wo es passiert, egal wann es passiert! Wenn das Gleichgewicht zwischen Gut und Böse ausser Kontrolle zu geraten droht, aber nur dann, schickt das FBI den Stabilizer vorbei. Peter Goldson (Peter O'Brian) räumt mit den Superschurken dieser Welt auf, keine Gnade, keine Kompromisse! Momentan dient Indoniesen als Tummelplatz für den skupellosen Drogenbaron und Massenmörder Greg Rainmaker (Craig Gavin), der üble Sadist hat den namhaften Wissenschaftler Professor Provost (Kaharudin Syah) entführt, will einer äussert wertvollen Entwicklung zur Aufspürung von Drogen habhaft werden. Flugs eilt Peter Goldson mit seiner Gehilfin Sylvia Nash (Gillie Beanz) herbei, das Team trifft auf Peters alten Kumpel Johnny (Harry Capri), der sich bisher wenig erfolgreich um Rainmakers Überführung bemüht. Derweil schaltet sich Christina Provost (Dana Christina), die Tochter des verschleppten Professors, auf eigene Faust in den Fall ein. Allerdings hat nicht nur Christina gesteigertes Interesse an der endgültigen Ausschaltung Rainmakers, auch der Stabilizer hat noch eine fette Rechnung mit dem Unhold zu begleichen...

Du meine Güte, was für ein Freudenfest für Fans durchgeknallter C-Action aus den achtziger Jahren! Damit ist gewissermaßen alles gesagt, die Zielgruppe klar umrissen. Doch vielleicht lässt sich darüber hinaus ein wenig Neugier wecken, daher seien mir ein paar Zeilen zu diesem Streifen gestattet. "The Stabilizer" atmet in jeder Einstellung die Achtziger, schrille Klamotten, erschreckende Frisuren und selbstverständlich ein schaurig-schöner Score, welcher die Lauschlappen mit aufgeblähtem Pseudo-Rock aus der untersten Schublade drangsaliert. Damit nicht genug, flache Klischeefiguren sondern debile Diagole aus ihren grossen Mäulern ab, angedeutete Erotikszenen und (un)freiwilliger Humor dürfen nicht fehlen. Über all diesem Unfug thront die wichtigste Zutat, zahlreiche Actionsequenzen mit jeder Menge Geballer, Geprügel, Folter und sonstigen herzallerliebsten Fürchterlichkeiten, inklusive Flammenwerfer und zwangsweiser Feuerbestattung. Unbeirrt steuert die Sause auf den langen Showdown hin, beleuchtet nebenbei die Hintergründe für die Feindschaft zwischen dem unbeugsamen Stabilizer und dem unfassbar widerwärtigen Rainmaker, nimmt sich Zeit für kleine Liebeleien innnerhalb der Heldenmannschaft. Leerlauf gibt es hier nicht, ständig steht der Kessel unter Druck, das Finale explodiert in wahrsten Sinne.

Lonht ein Blick auf die Darsteller? Durchaus, denn Peter O'Brian ist auf besondere Art knuffig. Der werte Herr schaut aus der Wäsche wie eine Kreuzung aus Brian May (Gitarrist der grössten Rockband aller Zeiten) und Martin Shaw (schlechtere Hälfte aus der TV-Serie "Die Profis"), aufgepowert mit ein paar Muckis von Sly und/oder Dudikoff, ein strahlendes Heldenabziehbildchen, wundervoll und liebreizend. Den Drecksack zu geben mag oft weitaus aufregender sein, fraglos liefert Craig Gavin als Greg Rainmaker eine prächtige Show ab. Rainmaker trägt ganz besondere Schuhe mit durchtretender Sohle, beschränkt sich beim Einsatz der Latschen keinesfalls auf die Verteilung von deftigen Arschtritten. Überhaupt ist auch das eigene Gestrüpp nicht vor dem schäumenden Zorn des Oberschurken sicher, Versager gewinnen eine schmerzhafte Freifahrt in Richtung Hölle. Für die Damen bleibt ab und zu mehr als die Aufgabe des hübschen Füllmaterial übrig, Gillie Beanz und Dana Christina greifen beherzt in das allgegenwärtige Metzeln ein. Die anderen Herrschaften sind freilich austauschbar (obschon sich Co-Held Harry Capri redlich bemüht), Rainmakers zahllose Schergen halten als anonyme Metzelmasse her (mit Ausnahme eines "Mr. T-Möchtegern", der Typ führt ausdauernd wilde Verrenkungen aus und überlebt erstaunlich lange, Zappelphilip des Grauens auf Crack).

Von Fans und Skeptikern liebevoll als "Actiongülle" bezeichnet, hatte das Genre in den achtziger Jahren seine grosse Zeit. Nicht nur in den Videotheken klingelten die Kassen, das Mainstreamkino hatte Sylvester Stallone und Arnold Schwarzenegger am Start, der (von mir glühend verehrte) B-Sektor erfreute mit Chuck Norris, Michael Dudikoff und einem Charles Bronson im dritten Frühling. Doch da war noch mehr, wie z. B. "The Stabilizer", Stoff aus der dritten Liga, Schund für unerschrockene Allesglotzer. An dieser Stelle tiefer in die Thematik einzusteigen ist nicht möglich, es würde den Rahmen eines Kurzkommentares sprengen. Entsprechende Seiten gibt das Netz her.

Fazit: Vollbedienung für Fans, neugierige und tolerante Einsteiger sollten einen Blick riskieren! Die DVD aus der Trash Collection von CMV präsentiert den Film in brauchbarer Verfassung, wie gewohnt kommt die Scheibe in einer kleinen Hartbox ins Haus.

Durch die Fanbrille betrachtet setzt es dicke 8/10

Lieblingszitat:

"Scheisse! Das ist Babypuder! Das ist eine Falle!"
Zuletzt geändert von Blap am Di 19. Jun 2012, 08:54, insgesamt 1-mal geändert.
Ich bin zwar ein Radikaler, aber mehr noch bin ich ein Lüstling! (Lady Snowblood 2: Love Song of Vengeance)
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