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Re: Welche DVD gab's zuletzt (im Player)?

Verfasst: So 12. Aug 2012, 12:52
von Blap
Die Fortsetzung der "Mega-Derrick-Sause"

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Derrick Collectors Box 9 (Folge 121-135)


Folge 130 - Schwester Hilde (Deutschland 1985)

Besuch aus Hamburg

Anita Henk (Susanne Uhlen) arbeitet in Parfümerie, die junge Frau ist vor einiger Zeit aus Hamburg geflüchtet, hat in München ein neues Leben angefangen. Plötzlich steht ihr ehemaliger Zuhälter Kusich (András Fricsay) vor ihr, er will sie zurück an die Elbe holen. Sofort setzt sich Anita mit Laienschwester Hilde (Inge Meysel) in Verbindung, mit deren Hilfe sie aus der Zwangsprostitution entkommen konnte. Schwester Hilde fliegt am umgehend nach München, sie will Kusich zur Rede stellen. Freilich denkt der Zuhälter gar nicht daran seine Beute aus den Krallen zu lassen, Anita suchte ihn bereits im Hotel auf und hat Prügel bezogen. Derweil setzt die verzweifelte Anita die Familie ihres Freundes Kurt Born (Ekkehardt Belle) in Kenntnis, Verleger Born (Klaus Abramowski) und seine Gattin (Lis Verhoeven) kommen mit dem überraschenden Geständnis nicht klar. Am nächsten Morgen finden Reinigungskräfte den toten Kusich in seinem Zimmer, der am vorherigen Abend zunächst Besuch von Anita und später von Schwester Hilde hatte...

Inge Meysel überzeugt als mutige und zielstrebige Schwester, ohne Angst bietet sie dem abgebrühten Kriminellen die Stirn. Dennoch zeichnet das Drehbuch keinen makellosen Engel, Hilde entwickelt Muttergefühle für Anita, versucht ihren Schützling zu steuern. Offenbar benötigt Anita Henk einen entsprechenden Richtungsweiser, ohne fremde Hilfe kann sie ihrem Peiniger Kusich nichts entgegensetzen. Susanne Uhlen schaut hilflos aus ihren traurigen Rehaugen, mutet wie die ideale Besetzung für eine passive Opferrolle an. András Fricsay zieht in der ihm zur Verfügung stehen Spielzeit alle Register, ekelhafter kann man die Rolle des Zuhälters kaum interpretieren. Bereits die geschmacklose Kleidung samt groteskter Frisur drängt den Zuschauer in Richtung Abscheu. Die erschreckend kalt-brutale Mißhandlung der wehrlosen Anita, garniert mit zynischen Bemerkungen seitens des Sadisten, lässt Kusich endgültig zum perversen Monstrum werden. Familie Born -offensichtlich eine Sippe aus der sozialen Oberschicht- lässt Anita ohne Not fallen, mit einer Prostituierten kann man sich nicht abgeben, als zukünftige Schwiegertochter ist Anita untragbar geworden. Klaus Abramowski zeigt als Familienoberhaupt eine ähnliche Kälte wie der Zuhälter, Lis Verhoeven bleibt im Hintergrund, Ekkehardt Belle ringt mit seinen Gefühlen.

Sämtliche Charaktere bedienen Klischees. Das hilflose und mißhandelte Mäuschen, die resolute Laienschwester, der abstossende Lude. Obendrauf die braven Bürger aus gutem Hause, gefangen in spiessiger Engstirnigkeit. Frischen Wind hat "Schwester Hilde" nicht zu bieten, darüber hinaus ist die Lösung des Falles eher unkreativ. Die Folge lebt von den überzeugend agierenden Schauspielern, treffender als hier kann man entsprechende Charaktere nicht besetzen. Inge Meysel und der aufrechte Gang, ein Plädoyer für Courage und Beharrlichkeit! Horst Tappert und Fritz Wepper erledigen ihren Job mit Routine, Inge Meysel sorgt für die nötigen Ecken und Kanten. Regie führte der bewährte Theodor Grädler, weniger überzeugend tönt die Musik von Max Greger junior, der den Abspann mit völlig unpassenden Klängen zukleistert. Sicher keine allzu packende Geschiche, Autor Herbert Reinecker bestellt den Acker weitgehend ohne Risiko, dank der hochklassigen Besetzung bewegt sich der Unterhaltungswert in höheren Sphären.

7/10 (gut)

Re: Welche DVD gab's zuletzt (im Player)?

Verfasst: Mo 13. Aug 2012, 23:42
von Blap
Die Fortsetzung der "Mega-Der-Alte-Sause"

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Der Alte - Collector's Box Vol. 1 (Folge 1-22)


Folge 11 - Nachtmusik (Deutschland 1978)

Zwischen Einbruch und Schädelbruch

Bankier Gregor Kerner (Hellmut Lange) und seine Gattin Eleonore (Maria Sebaldt) fördern junge Talente, regelmäßig veranstaltet das Ehepaar Kammermusikabende in den eigenen vier Wänden. In der feinen Gesellschaft haben diese Abende einen hohen Stellenwert. Söhnchen Arno Kerner (Andreas Seyferth) wird finanziell an der kurzen Leine gehalten, dem Vater passt das Lotterleben des Sprößlings nicht in den Kram. Während die noblen Herrschaften feinen Klängen lauschen, greift Arno regelmäßig die Hausschlüssel ausgewählter Gäste aus deren Mänteln. Flugs verschafft er sich Zutritt zu diversen Anwesen, entwendet kleine Kostbarkeiten und Bargeld. Die Beute nutzt der junge Mann zum Erwerb harter Drogen, seine Freundin Bea (Katerina Jacob) hängt an der Nadel. Unglücklicherweise dringt das Paar eines Nachts in eine Villa ein, die sich ein professioneller Einbrecher ebenfalls auf den Speiseplan gesetzt hat. Arno schlägt den Unbekannten nieder und ergreift mit Bea die Flucht. Leider gehörte der Gauner zu einer Einbrecherbande, hinter dem Rücken seiner Kollegen wollte er sich auf eigene Faust ein Zubrot beschaffen. Die erstaunten Panzerknacker notieren das Kennzeichen von Arnos Karre, "eigentlich" waren die Herren vor allem auf die Beobachtung und Abstrafung des abtrünnigen Kollegen eingestellt. Es soll jedoch noch schlimmer kommen, denn Arno wurde von Fritz Huckner (Alexander Kerst) beim Griff in eine Tasche beobachtet. Huckner befindet sich momentan in finanziellen Schwierigkeiten, nutzt sein unbequemes Wissen als Druckmittel...

Hellmut Lange und Maria Sebaldt funktionieren zuverlässig als altes Ehepaar, besorgt um den guten Ruf des eigenen Hauses, besorgt um die Zukunft des eigenen Sohnes. Freilich ist der erfolgreiche Vater nicht glücklich über den bisherigen Werdegang seines Sohnes, er ist dennoch nicht bereit seine Brut in den Abgrund gleiten zu lassen. Das Drehbuch bricht das Klischee vom vernachlässigten "armen reichen Kind" teils auf. Die Eltern entsprechen nicht üblichen gleichgültigen oder gar kaltherzigen Charakteren, eine Diskussion über die Erziehung des Nachwuchses fühlt sich sehr glaubwürdig an. Andreas Seyferth nimmt man den zunehmend unter Druck geratenden Jungspund jederzeit ab, überfordert mit der Sucht der Lebensgefährtin, den Drohungen der ruppigen Verbrecher vermag er nichts entgegenzusetzen, hat er doch das eigene Leben nicht annährend im Griff. Katerina Jacob taumelt berauscht und aus der Welt fallend durch das Szenario, sie bringt die gebrochene Bea gekonnt auf den Bildschirm. Alexander Kerst beschreitet zerknirscht einen unangehmen Weg, für Kornelia Boje bleibt lediglich die Rolle der hübschen "Beistell-Ehefrau". Manfred Seipold führt die Einbrecher an, mit kalter Präzision verfolgt Gangster Prago seine Pläne. Kleinere Rollen sorgen für Schmunzler. Robert Naegele fühlt sich dazu berufen die Kripo über einen von ihm gehegten Verdacht zu informieren. Antrieb ist in erster Line die Enttäuschung über den eigenen gesellschaftlichen Abstieg, vorgeschoben wird Pflichtbewusstsein und Treue zu Gesetz und Ordnung. Herrlich Walter Gross und Jean-Pierre Zola als schrullige Buchhändler, großartig!

Drogensucht, Einbruch, Erpressung und Mord, während der Nachtmusik hagelt es Straftaten der schlimmen und schlimmeren Sorte. Mit dieser stattlichen Anzahl grosser und kleiner Vergehen ließe sich ohne Schwierigkeiten ein abendfüllender Spielfilm bestücken, die überwiegend interessant angelegten Charaktere schreien geradezu nach mehr Spielzeit. Tatsächlich weckt manche Szene den Wunsch nach mehr Tiefgang, doch trotz des vorgegebenen Rahmens wurde keine Figur zum Abziehbild degradiert. Erfreulich die ambivalente Anlage wichtiger Charaktere, lediglich die fiesen Einbrecher müssen sich mit dem Stempel "Bösewicht" begnügen (können aber in diesem Rahmen dennoch eine gewisse Griffigkeit entwickeln). Helmuth Ashley inszeniert angenehm unhektisch, es bleibt sogar Raum für die liebevollen Sticheleien zwischen Kommissar Köster und Millinger, Siegfried Lowitz und Henning Schlüter sind köstlich! Michael Ande bleibt das brave Helferlein des Alten, Jan Hendriks bedient die dritte Geige. Frank Duval schielt auf damals aktuelle Discoklänge, ein durchaus reizvoller Kontrast zur stilvoll vorgetragenen Kammermusik. Erneut muss ich meiner Begeisterung für Siegfried Lowitz Ausdruck verleihen. Besser hätte man Köster nicht besetzen können! Wunderbar kantig, kernig und scharfsinnig behält der Alte den Überblick, entzaubert grosse und kleine Schurken!

7,5/10 (gut bis sehr gut)

Re: Welche DVD gab's zuletzt (im Player)?

Verfasst: Mi 15. Aug 2012, 23:46
von Blap
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Braddock - Missing in Action III (USA 1988, Originaltitel: Braddock: Missing in Action III)

Familienzusammenführung

1975 fällt Saigon. In diesem Chaos ist die Vietnamesin Lin (Miki Kim) auf dem Weg zur Botschaft der USA, gemeinsam mit ihrem Ehemann Colonel James Braddock (Chuck Norris) will sie das Land verlassen. Durch ein tragisches Mißverständnis verfehlt sich das Paar, Braddock hält seine Frau für tot. Derweil verweigert man Lin den Zugang auf das Botschaftsgelände, kurz zuvor wurden ihre Papiere gestohlen. In den späten achtziger Jahren sucht ein gewisser Reverend Polanski (Yehuda Efroni) Braddock auf, laut Angaben des Geistlichen lebt Lin. Mehr noch, sie war von Braddock schwanger, haust mit ihrem Sohn Van (Roland Harrah III) unter erbärmlichen Zuständen, geknechtet und verachtet von den kommunistischen Machthabern. Zunächst glaubt James nicht an die abenteuerliche Geschichte. Jedoch überzeugt ihn das verdächtige Verhalten des CIA-Agenten Little John (Jack Rader), offenbar fürchtet der Geheimdienst eine eigenmächtige Aktion des Elitekämpfers. Gut ausgerüstet begibt sich Braddock in den Machtbereich der Kommunisten, tatsächlich findet er seine Frau und den gemeinsamen Sohn in einer runtergekommenen Behausung vor. Nun soll der Ärger erst beginnen, längst hat sich der sadistische General Quoc (Aki Aleong) an die Fersen des verhassten Amerikaners geheftet...

Chuck Norris war in den Achtzigern einer der ganz grossen Action-Helden, Cannon war damals DIE Filmschmiede für unterhaltsame B-Action. Norris bekleidete in einigen Cannon-Klassikern die Hauptrolle. "Missing in Action" brachte es auf drei Teile, dem Knüller "Delta Force" verpasste man eine nicht minder starke Fortsetzung, "Invasion U.S.A." zählt ebenso zu den unverzichtbaren Perlen dieser Epoche.

Colonel Braddocks dritter Streich kommt mit einer aus den Fingern gesaugten Story daher, die Vorgänger werden gewissermaßen weitgehend ignoriert. Freilich habe ich mit Erbsenzählerei und Logik nicht viel am Hut, ergo bereitet mir diese Marschrichtung keine Schwierigkeiten. "Braddock" bietet typische Cannon-Kost, genau diesen Stoff möchte ich nicht missen! Chuck Norris kommt hier und da ein markiger Spruch über die Lippen, ferner ballert und prügelt er alles in Grund und Boden, ausgiebige Folter steckt er locker weg. Das Söhnchen beäugt den Vater zunächst skeptisch, aber nachdem Papi eine halbe Armee ins Jenseits befördert hat, sind alle Bedenken und Ängste des Bengel vom Winde verweht. Plump nutzt das Drehbuch die Momente des kurzen "Familenglücks" zu Ausritten in triefenden Kitsch, überdies muss Chucky eine grössere Horde Kinder aus den Fängen der roten Ratten retten! Die Welt kann so einfach gestrickt sein, der gute und freiheitsliebende US-Bürger auf der richtigen Seite, die widerlichen Kommunisten auf der falschen Seite. So kommt nicht nur der rote Obermotz monströs daher, seine Schergen schrecken nicht vor der Mißhandlung von Kindern zurück. Ein besonders schrecklicher Widerling will sich gar an einem Mädchen vergehen, aber da taucht unser Chuck auf und führt dem Saukerl das Bajonett ein, ist doch klar.

Über das Ensemble muss ich nicht viele Worte verlieren. Chuck Norris ist Chuck Norris ist Chuck Norris. Mit stoischer Mimik pflügt er durch die Horden der Finsternis, hat der Mann keine Waffe zur Hand, wird der Mann zur tödlichsten aller Waffen, noch Fragen? Aki Aleong darf den Bösewicht vom Dienst geben, Fratzen, Gebrüll und Folter, das Handwerk des Todes. Aleong macht einen guten Job, General Quoc ist unangenehmer als ein frisches Hundehäufchen im neuen Energiespar-Kühlschrank. Roland Harrah III und Miki Kim haben den Beschützer aller Beschützer an ihrer Seite, doch Aki "Quoc" Aleong grätscht ultra-eklig dazwischen, fährt dem Helden in die Parade. Yehuda Efroni neigt als tapferer Reverend zur liebenswürdigen Schrulligkeit, Jack Rader taugt immerhin zum Agentenabziehbildchen, Ron Barker taucht als Helferlein des strahlenden Helden auf. Damit genug, anonyme Metzelmasse soll anonyme Metzelmasse bleiben, auf Einzelschicksale kann Braddock keine Rücksicht nehmen, Rache ist Blutwurst und Mettgut.

Vielleicht wollte man Colonel Braddock mit einer gewissen Tiefe ausstatten, soll Chuck Norris mehr als der Held mit dem Herz am rechten Fleck sein. Selbstverständlich rinnt dies als gequirlter Dünnschiss am Bein herunter, mehr als der bereits erwähnte Kitsch ist nicht drin. Wozu auch, Braddock muss töten, retten und blutet notfalls nach innen, das gehört so (und nicht anders)! Nach dem stimmungsvollen Auftakt im untergehenden Saigon, schaltet die Sause einen Gang runter. In der zweiten Hälfte tanzt Chuck den Arschtritt-Tanz mit den Kommunisten, steuert das bleihaltige Treiben auf ein explosives Finale zu. Ja, es gibt mit Sicherheit zehn Millionen Gründe diesen Streifen mit Dreck zu bewerfen. Aber ihr ahnt es bereits, diese zehn Millionen Gründe gehen mir allesamt an meinem knackigen Hintern vorbei. Ich stehe auf Chuck Norris, ich fahre auf Cannon ab, ich brauche und liebe es!

Nachdem der deutsche DVD-Markt jahrelang nicht per offizieller Veröffentlichung befriedigt wurde, ist der Flick seit Anfang August 2012 endlich erhältlich (auf DVD und BD). Die Blu-ray bietet den Film in ordentlicher Qualität an, die Ausstattung ist eher mager geraten. Für mich ein klarer Pflichtkauf.

7/10 (gut) + unzählige Knuffelpunkte

Lieblingszitat:

"Ich trete nicht auf Füße, Little John. Ich trete in den Arsch!"

Re: Welche DVD gab's zuletzt (im Player)?

Verfasst: So 19. Aug 2012, 12:39
von Blap
Die Fortsetzung der "Mega-Derrick-Sause"

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Derrick Collectors Box 9 (Folge 121-135)


Folge 131 - Lange Nacht für Derrick (Deutschland 1985)

Nervenkrieg

Rechtsanwalt Dr. Bomann (Klaus Schwarzkopf) hat die Verteidigung des eiskalten Raubmörders Rotter (Wilfried Baasner) übernommen, der bisherige Verhandlungsverlauf und die eindeutige Beweislage deuten auf eine lange Haftstrafe hin. Bomann bereitet der Fall arge Bauchschmerzen, die Kaltblütigkeit seines Mandaten verstört den Advokat. Irgendwann ruft Frau Bomann (Annemarie Düringer) besorgt die Kanzlei ihres Mannes an, Tochter Roberta (Marion Kracht) ist ohne eine Nachricht zu hinterlassen aus dem Haus verschwunden. Zunächst hält der Anwalt die Ängst seiner Gattin für unbegründet, wenig später geht jedoch der erste Anruf eines Entführers ein. Auch Rechtsanwalt Strobel (Christian Kohlund) ist entsetzt, Bomanns Kollege ist mit Roberta liiert. Noch zögert Dr. Bomann damit die Polizei zu informieren, zu massiv haben die einschüchternden Worte des unbekannten Anrufes ihre Spuren hinterlassen. Elvira Bomann setzt sich durch, endlich informieren die Eheleute den ihnen persönlich bekannten Oberinspektor Derrick. Weitere Anrufe verschaffen Klarheit über die Absichten des Entführers, Bomann soll eine geladene Pistole ins Gericht schmuggeln und Rotter übergeben! Eine lange Nacht akribischer Ermittlungen nimmt ihren Lauf, jede kleine Spur muss verfolgt und ausgewertet werden...

Klaus Schwarzkopf steht als Anwalt Bomann bereits vor der Entführung seiner Tochter unter Druck, droht unter der Sorge um seinen Nachwuchs zu zerbrechen. Eine starke Leistung, Schwarkopf bringt die "Menschlichkeit" des Juristen überzeugend rüber. Annemarie Düringer mutet zunächst wie die stärkere Hälfte des Ehepaares an, Elvira Bomann verfällt allerdings unter dem Terror aus Angst und Ungewissheit zunehmend. Christian Kohlund verstärkt die Sorge um das Entführungsopfer, hier sind nur die Eltern in Panik, hier ringt auch der Liebhaber um Fassung. Marika Adam und Marika Adam kommen als treue Buröhelferlein der Anwälte ins Spiel, doch sind die Mitarbeiter tatsächlich zuverlässig und loyal? Marion Kracht kann zu Beginn der Folge ein braves und fröhliches Töchterlein zeichnen, Wilfried Baasner genügen wenige Momente zum Entwurf des absolut bösartigen Ganoven. Eva-Maria Bayerwaltes poltert als Ex-Frau des Angeklagten durch das Szenario, ihr rheinischer Dialekt bohrt sich schmerzhaft in die Ohren des Zuschauers. In diesem überwiegend ernsthaften Rahmen eine fast grotesk anmutende Vorstellung, die Intention des Autors und/oder Regisseurs ist mir nicht klar. Auflockerung? Zufall?

"Lange Nacht für Derrick" macht es dem Betrachter leicht Zuneigung zu verteilen. Anwalt Bomann ist das Gegenstück zum Klischee vom abgebrühten Rechtsverdreher, führt offensichtlich seine sehr harmonische Ehe und versteht sich prächtig mit seiner Tochter. Eine Vorzeigefamilie in den Krallen teuflischer Bestien. Da kann nur noch Derrick helfen, der umgehend alle nötigen Mitarbeiter für den nächtlichen Einsatz mobilisiert und auf Kurs bringt. Sogar der Kriminaldirektor schaut kurz rein, verabschiedet sich dann aber wieder in die Federn. Klar, wäre er ein fähiger Ermittler, hätte man ihn nicht zum Chef gemacht, grins. Regisseur Dietrich Haugk kann auf ein starkes Ensemble und ein nicht minder packendes Drehbuch bauen. Geschickt wird an der Schraube gedreht, alle Beteiligten haben zunehmend Mühe die Kontrolle nicht zu verlieren. Horst Tappert zeigt uns einen Derrick unter Druck, sogar am Ermittler aller Ermittler geht der Druck nicht spurlos vorbei. Freilich lässt sich Fritz Wepper nicht lumpen, auf Harry Klein ist Verlass. Hermann Thieme unterfüttert mit seiner simplen aber effektiven Musik sehr gut die vorherrschende Stimmung, legt lockere Töne über den Abspann, lässt damit den Zuschauer wieder zur Ruhe kommen. Vielleicht ist die heile der Welt der Anwaltsfamilie eine Spur zu dick aufgetragen. Bedenkt man die überschaubare Spieldauer des TV-Krimis, scheint mir diese Überhöhung fraglos sinnvoll und angemessen. Eine starker und kurzweiliger Beitrag zum Derrick-Kosmos!

7,5/10 (gut bis sehr gut)

Re: Welche DVD gab's zuletzt (im Player)?

Verfasst: Mo 20. Aug 2012, 13:59
von Blap
Die Fortsetzung der "Mega-Der-Alte-Sause"

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Der Alte - Collector's Box Vol. 1 (Folge 1-22)


Folge 12 - Ein Koffer (Deutschland 1978)

Tödliche Selbstüberschätzung

Rolf Bär (Harald Leipnitz) und seine Geliebte Karin Runge (Uschi Glas) haben gemeinsam einen Urlaub in Jugoslawien verbracht. Während der Zugfahrt nach München kommt das Liebespaar mit einem jungen Burschen namens Hasso Pohlmann (Werner Pochath) ins Gespräch. Plötzlich wird Pohlmann von Hektik ergriffen, offenbar bereitet ihm die bevorstehende Zollkontrolle grosse Angst. Bär soll seinen Koffer gegen Pohlmanns tauschen, der Schmuggler drückt Rolf Bär 8000 D-Mark in die Hand, verspricht für den erneuten Austausch der Gepäckstücke noch mehr Geld. Tatsächlich gelingt die Täuschung, der Zoll kann Pohlmann nichts nachweisen, Rolf Bär und Karin Runge reisen unbehelligt weiter. Karin ist nicht angetan von derartigen Geschäften, doch Rolf hat längst die Gier gepackt, vorsorglich nannte er dem Besitzer des brisanten Koffers einen falschen Namen samt falscher Adresse. Ein Blick in den Koffer lässt Rolf Bär von einer wundervollen Zukunft mit Karin Runge träumen, er findet Heroin im Wert von über einer Million D-Mark vor. Jetzt nur noch Kontakte knüpfen und den Stoff verkaufen, die lästige Ehefrau Ursula (Liselotte Pulver) verlassen und mit Karin durchbrennen. Bär glaubt die Situation unter Kontrolle zu haben, derweil hat Pohlmann längst die Suche aufgenommen. In Rolf Bärs Garage kommt es zu einem tödlichen Wiedersehen...

Der brave Durchschnittsbürger wittert das grosse Geld, begibt sich ohne ernsthafte Bedenken auf unbekanntes und gefährliches Terrain. In Verbindung mit der Überschätzung eigener Möglichkeiten und der Unterschätzung seiner Gegenspieler, läuft der Versicherungsvertreter mit hohem Tempo ins eigene Verderben. Harald Leipnitz bringt Rolf Bär gekonnt auf den Bildschirm, kann der ersten Hälfte der Folge seinen Stempel aufdrücken. Uschi Glas, deren grösster Fan ich bekanntlich nicht bin, gelingt eine kaum minder überzeugende Vorstellung, das ängstliche Mäuschen steht ihr erstaunlich gut. Richtig stark auch Liselotte Pulver, hinter der kühl-biederen Fassade der betrogenen Ehefrau/frischen Witwe brodelt es bedrohlich, brennt ein alles verzehrendes Höllenfeuer. Werner Pochath zeigt sich von einer verschlagenen Seite, verzichtet weitgehend auf hysterische Ausbrüche. Auf Pochath ist Verlass, einer der besten Fieslinge vom Dienst, leider viel zu jung verstorben.

"Ein Koffer" geht durchaus als Warnung an alle vorbildlichen Staatsbürger durch, lasst euch nicht zu Schweinereien hinreissen, werdet nicht zu gierig! Vielleicht ein etwas plump angelegter Gängelungsversuch (der meiner Meinung nach ohne Schwierigkeiten ausblendbar ist). Bei aller Moralpredigerei muten einige Momente aus heutiger Sicht unfassbar an. So haut sich Kommissar Köster in einer verrauchten Kneipe einen Schnaps nach dem anderen rein, spricht von der bewusstseinserweiternden Wirkung des Sprits, nebenbei zieht er mit Freude an seinem Lungenbrötchen. Man stelle sich heutige Serienermittler dieser Gangart vor, ein Aufschrei würde durch den Blätterwald stürmen. Ja, der Herr Lowitz hat es einfach drauf, Köster ist ein liebenswerter, kantiger, kerniger und manchmal verschrobener Bursche, ein echter Knuffel! Zurück zum Kriminalfall, dessen Charaktere in ein tödliches Geflecht verstrickt sind. Nach dem Tod Rolf Bärs wird es richtig bitter, hier zeigt das Drehbuch eine angenehme Dosis Mut, teilt Tiefschläge aus und lässt den Zuschauer berührt und bedrückt zurück, sehr respektabel! An Michael Brauns Inszenierung gibt es nichts zu bemängeln, die Musik von Klaus Doldinger gefällt. Starker Stoff aus dem Koffer des Todes, mehr davon!

7,5/10 (gut bis sehr gut)

Re: Welche DVD gab's zuletzt (im Player)?

Verfasst: Mo 20. Aug 2012, 23:55
von Oetti
Battleship war bei mir heute dran.
Wenig Anforderung an den Geist, dafür umso mehr an die Anlage :mrgreen:

Re: Welche DVD gab's zuletzt (im Player)?

Verfasst: Di 21. Aug 2012, 20:27
von Xwin6fighter
Oetti hat geschrieben:Battleship war bei mir heute dran.
Wenig Anforderung an den Geist, dafür umso mehr an die Anlage :mrgreen:
Yep!!!

Vom Bild und Ton her ist der Film echt Bombe!

Re: Welche DVD gab's zuletzt (im Player)?

Verfasst: Mi 22. Aug 2012, 22:45
von Blap
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BD von Odeon Entertainment (Großbritannien)




Witchfinder General (Großbritannien 1968, Originaltitel: Witchfinder General)

Das Böse im Menschen

1645 leidet die englische Bevölkerung nicht nur unter dem auf der Insel tobenden Bürgerkrieg, obendrein treibt der gnadenlose Hexenjäger Matthew Hopkins (Vincent Price) sein Unwesen. Kaum ein braver Bürger ist vor dem willkürlichen Zugriff des Unholdes sicher, die groben Folterarbeiten erledigt Hopkins sadistischer Scherge John Stearne (Robert Russell), welcher die unglücklichen "Verdächtigen" mit grosser Freude mißhandelt und erniedrigt. Eines Tages gerät der Geistliche John Lowes (Rupert Davies) in die grausame Foltermühle der Perverslinge, der Tod durch den Strang beendet die Qualen des alten Mannes. Zuvor versuchte Sarah Lowes (Hilary Dwyer) ihren Onkel zu retten, bot dem Hexenjäger ihren wohlgeformenten Körper an. Als der Soldat Richard Marshall (Ian Ogilvy) vom Leid seiner zukünftigen Frau erfährt, will er Hopkins und Stearne um jeden Preis zu Fall bringen. Tatsächlich trifft er nach nicht allzu langer Suche auf Stearne, doch der Handwerker des Todes kann seinem Verfolger nach einem kurzen Kampf entkommen. Auf Richard kommen Probleme zu, immerhin hat er sich unerlaubt von der Truppe entfernt. Dank (s)eines gutmütigen Vorgesetzten -dem Richard einst das Leben rettete- entgeht der junge Bursche einer harten Bestrafung, für Richard Marshall ist die Rechnung mit Hopkins und Stearne noch längst nicht beglichen...

Michael Reeves ist wohl eine der tragischen Figuren des Filmgeschäfts. Der 1943 im Großraum London geborere Reeves, konnte bereits 1966 seinen ersten abendfüllenden Spielfilm auf der Kinoleinwand bewundern. Für die britisch-italienische Co-Produktion "Revenge of the Blood Beast" aka "The She-Beast" aka "La sorella di Satana", konnte die Horror-Halbgöttin Barbara Steele gewonnen werden. 1967 folgte "The Sorcerers" (Im Banne des Dr. Monserrat) mit Ikone Boris Karloff. Der hier kurz vorgestellte "Witchfinder General" ist leider das letzte Werk des jungen Regisseurs, im Februar 1969 verstarb Reeves an einer Überdosis Medikamente. Blickt man auf die viel kurze Karriere des Nachwuchsfilmers zurück, wird man mit drei sehr sehenswerten Filmen belohnt, vor allem "Witchfinder General" hat nichts von seiner ungeheuren Kraft verloren. Welch großartige Werke hätte Michael Reeves uns noch schenken können, wir werden es unglücklicher Weise nie erfahren.

Hexenjäger Matthew Hopkins ist kein reines Phantasieprodukt, der skrupellose Massenmörder ist eine Figur aus der englischen Historie (gleiches gilt für einen Teil der übrigen Charaktere). Freilich ist der Film um Hopkins kein historisch bis in Detail korrekter Bericht. Dennoch transportieren uns die stimmungsvollen Kulissen, gelungen Kostüme und die zartherbe Landschaft Englands, mitten in ein besonders finsteres Kapitel der britischen Geschichte. "Witchfinder General" schreckt nicht vor ruppigen Gewaltausbrüchen zurück, die nie wie sensationslüsterner Selbstzweck anmuten, um ein durch und durch intensives Gesamtbild zu erzeugen. Eingebettet in diese Hölle auf Erden, präsentiert uns Reeves eine anrührende Liebesgeschichte, pendelt in dieser Disziplin souverän zwischen Gesäusel und greifbarer Leidenschaft (Spoiler verbieten mir näher auf die Story einzugehen, vielleicht ist es trotzdem ratsam die nächsten Sätze zu überlesen und mit dem folgenden Absatz fortzufahren). Unaufhaltsam steuern die Beteiligten auf einen Rausch aus Rachsucht und Gewalt zu, die Protagonisten geraten in einen Strudel ohne Ausweg. Letztlich ist es egal ob Richard mit Hopkins und Stearne abrechnen kann, zurück bleiben Leichen und zerstörte Seelen in geschundenen Leibern, niemand entkommt dem Albtraum halbwegs gnädig. Hysterische Schreie begleiten mich zurück in die Nacht, erden mich auf meinem Sofa. Beeindruckt und berührt starrte ich auf den Abspann, eiskalt erwischt, ein prächtiges Filmerlebnis!

Vincent Price! Ich erspare mir eine Aufzählung seiner unverzichtbaren Klassiker, konzentriere mich auf seine Darstellung des Matthew Hopkins. Herr Price agiert nur auf den ersten Blick zurückhaltender als erwartet. Ja, er hat Mimik und Gestik auf die wesentlichen Elemente reduziert. Matthew Hopkins blickt aus kalt-arroganten Augen bösartig auf alle anderen Akteure herab, sogar der engste Mitarbeiter Stearne bekommt häufig die Verachtung seines Herrn zu spüren. Überdies kann nur der englische Originalton mit einem weiteren gewaltigen Pfund wuchern, der unvergleichbaren Stimme des unvergessenen Vincent Price! Vor dieser Darbietung knie ich in Ehrfurcht nieder, wälze mich freudig im Staub und küsse die Stiefel des Meisters (Schwester Elfriede! Patient Blap benötigt drigend seine bunten Pillen!). Ich übertreibe? Ich verliere die Fassung? Mag sein, aber es fühlt sich richtig an. Price erweckt den abstossenden Hopkins zum Leben. Der Hexenjäger steht wie ein Monument des Schreckens im Mittelpunkt, seinem teuflisches Auge entgeht nichts und niemand. Selbstverständlich sollen die weiteren Mitwirkenden ebenfalls gewürdigt werden. Ich beginne mit Robert Russell, der das sadistisch-primitive Helferlein John Stearne verkörpert. Russell glotzt mondgesichtig aus der der Wäsche, Stearne vergeht sich mit ausufender Freude an den Opfern seines Chefs. Die rechte Hand des Todes agiert weniger vorausschauend, dessen ungeachtet sollte seine Verschlagenheit nicht unterschätzt werden. Ian Ogilvy ist in allen von Michael Reeves inszenierten Filmen zu sehen, ansonsten wirkt er bis in die heutige Zeit in etlichen TV-Produktionen mit. Der tapfere Liebhaber auf dem Rachetrip, Ogilvy meistert extreme und ruhige Momente, die Chemie zwischen ihm und Hilary Dwyer stimmt. Schon spüre ich das Wort "Kitsch" an meinen entzündeten Ohren nagen. Derartige Vorhaltungen laufen ins Leere, vorwiegend hat das junge Paar mit dem puren Grauen zu ringen. Rupert Davies steuert einen weiteren Sympathieträger bei, der kluge und warmherzige John Lowes kann der eisigen Grausamkeit seiner Peiniger nicht viel entgegensetzen, der Zuschauer leidet mit. Nun sind die zentralen Charaktere und ihre Darsteller kurz umrissen, ich muss auf Ausführungen zu den kleineren Nebenrollen verzichten. Warum? Ist doch klar, der nächste Film wartet bereits auf mich!

Perverse Gelüste, Gier nach Geld und Macht! Der Hexenjäger lässt seine dämonischen Umtriebe ohne Skrupel durch das England des 17. Jahrhunderts galoppieren. Ob Michael Reeves der damaligen Realität sehr nahe kommt? Ob die Wirklichkeit noch weitaus schrecklicher wütete? Völlig unerheblich, denn "Witchfinder General" zieht mich von der ersten bis zur letzten Sekunde in den Bann. Dem Film gelingt etwas sehr Erstaunliches, die Verschmelzung von stimmungsvoller Unterhaltung und nachhaltig wirksamen Schlägen in die Magengrube. Wohlfühlen trifft auf Grauen, eine Vollsuhle der besten Sorte! Voller Wonne aale ich mich meiner Spätsechziger-Kuscheldecke, plötzlich spüre ich fiese Stachel in meiner Haut, in meinem Pansen, in meinem alten Herzen. Zugegeben, ich verliere genau in diesem Moment die Contenance, die Gedanken an den Film treiben mir wohlige Schauer über den Rücken, verpassen mit gleichzeitig ein flaues Gefühl in der Magengegend. Schmerzhaft vermisse ich weitere Werke von Michael Reeves, der junge Mann hätte uns noch so viel geben können... (es kann icht oft genug betont werden)!

Fakten. Odeon Entertainment hat "Witchfinder General" in sehr ansprechender Qualität auf BD veröffentlicht. Die Scheibe enthält die ungekürzte Fassung, allerdings nicht die die sogenannte "Exportversion" mit nackten Tatsachen (die alternativen Szenen sind im Bonusbereich zu finden). Ferner ist ist ein Beitrag über Michael Reeves enthalten, dazu ein köstlicher TV-Auftritt von Vincent Price, ein Kurzfilm zum Thema Hexenverfolgung und weitere Kleinigkeiten (Trailer, Bildergalerie usw.). Insgesamt eine gute Blu-ray zu einem hervorragenden Film. Wer nicht ohne die deutsche Synchronisation auskommen kann/mag, muss auf dem einheimischen Markt nach Alternativen Ausschau halten.

Feiste 9/10 (überragend)!!!

Lieblingszitat:

"Men sometimes have strange motives for the things they do!"

Re: Welche DVD gab's zuletzt (im Player)?

Verfasst: Fr 24. Aug 2012, 20:03
von Blap
Die unerträgliche Hitze zwingt mich zu Ultrakurzkommentaren:



• Der Pass des Todes (Großbritannien 1979) - Anthony Quinn macht uns den verschrobenen Basken, er soll James Mason aus dem von den Nazis besetzten Frankreich retten. Malcolm McDowell geifert als völlig irrer SS-Stoffel umher, Christopher Lee ist in einer launigen Nebenrolle zu bewundern, J. Lee Thompson führte Regie.

Drama, Action und Spannung vor stimmungsvollen Kulissen. Die DVD von KSM geht in Ordnung, klare Empfehlung.

7/10 (gut)



• Island of the Living Dead (Italien 2006) - Zombies! Ich mag Schundkönig Bruno Mattei, werde ihn auch nach diesem Streifen nicht mit Dreck bewerfen. Dennoch rate ich zur Vorsicht. Einige Momente sorgen durchaus für Schmunzler.

Keine Wertung



• Five Element Ninjas (Hongkong 1982) - Beitrag der Shaw Brothers zur damaligen Ninja-Welle, inzeniert von Großmeister Chang Cheh. Es gibt die üblichen (sehr schönen) Shaw-Studiokulissen zu sehen, die auch diesem Streifen zu einer wundervollen Optik verhelfen. Prächtig choreographierte Kämpfe mit interessanten Waffen, freilich lässt Meister Chang seine Darsteller fleissig ackern und bluten.

Ninjutsu besiegt Kung Fu. Geht ja gar nicht, doch die Herren aus Hongkong lösen das Problem clever und frech. Nebenbei wird auf die chinesischen Wurzeln der japanischen Technik hingewiesen, schliesslich lernen die Helden die Beherrschung des Stils, die bösen Japaner bekommen es auf den Arsch. "Five Element Ninjas" ist ein wahres Freudenfest für Shaw-Fans, jeder Freund gepflegter Eastern muss diesen Flick gesehen haben!

Mir liegt die BD aus den USA vor, die den Film in sehr schöner Qualität anbietet. Allerdings ist die Scheibe nicht codefree, ergo ist ein geeignetes Abspielgerät erforderlich.

8,5/10 (sehr gut bis überragend, Tendenz steigend)



• Sea Beast (USA 2008) - Schleimspuckende Monster kriechen aus dem Wasser hervor, verbreiten an Land jede Menge Angst und Schrecken. Corin Nemec stellt sich den Bestien entgegen.

Ich liebe Monsterfilme. Leider purzeln die Monster jüngeren Datums meist aus dem Computer, schade. "Sea Beast" leidet zwar unter den CG-Ungetümen, allerdings habe ich schon schlechter animierte und weniger kreativ gestaltete Pixelhaufen gesehen. Malerische Landschaft und sympathische Besetzung wetzen die Scharte aus, eine liebenswürdige B-Monstersause mit Potential. Die DVD gibt es zu zum kleinen Preis, Monsterfetischisten dürfen zugreifen.

6/10 (obere Mittelklasse)

Re: Welche DVD gab's zuletzt (im Player)?

Verfasst: So 26. Aug 2012, 12:48
von Blap
Die Fortsetzung der "Mega-Derrick-Sause"

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Derrick Collectors Box 9 (Folge 121-135)


Folge 132 - Kranzniederlegung (Deutschland 1985)

Depressionen

Gerhard Trosse (Herbert Stass) hat seine besten Zeiten hinter sich, früher war der alternde Journalist häufig als Gerichtsreporter unterwegs. Aus dieser Phase kennt er Derrick, er sucht den Kriminalbeamten mit einem ungewöhnlichen Anliegen auf. Trosse vermutet bevorstehende Tötungen, den Rachefeldzug eines junges Mannes namens Heinz Lissner (Eduard Erne). Besagter Lissner legte am Grab seiner Freundin einen Kranz mit bedrohlichem Abschiedsgruß nieder, spricht offen über die Bestrafung der Verantwortlichen aus dem Drogenmilieu. Während Klein geneigt ist dem abgehalferten Schreiberling keine weitere Beachtung zu schenken, sucht Derrick das Gespräch mit Heinz Lissner. Nach der Unterhaltung ist auch Derrick überzeugt, der junge Mann ist eindeutig auf Rache aus. Ermittlungen fördern den Namen Alfons Köhler (Klaus Rohrmoser) zu Tage, in der Szene unter dem Decknamen "Igor" als Dealer unterwegs. Derrick setzt Köhler über die drohende Gefahr in Kenntnis, freilich streitet der Betroffene jede Verbindung zur Drogenszene ab. Offenbar verfehlen die Worte des Oberinspektors nicht ihre Wirkung, hektisch sucht Köhler den Geschäftsmann Adrian Schycker (Henry van Lyck) auf. Mit Trosse im Schlepptau bemüht sich Derrick erneut um ein klärendes Gespräch mit Heinz Lissner. Die Männer treffen auf dessen Mutter, der niedergelassenen Ärztin Dr. Lissner (Jutta Kammann). Heinz bekräftigt erneut seine radikalen Ansicht bezüglich "Igor" und Konsorten. Wenig später wird Alfons Köhler in seiner Wohnung erschossen...

Herbert Stass bringt überzeugend einen gebrochenen Charakter auf den Bildschirm. Damit keinerlei Zweifel aufkommen, darf der Zuschauer mehrere Blick in die trostlose Wohnung des Journalisten werfen, nebenbei scheint Trosse dem Alkohol zugeneigt. Die traurigen Ereignisse um Heinz Lissner pusten der abgetakelten Fregatte neuen Wind in die Segel, doch wohin geht die Reise? Eduard Erne spielt den zornigen jungen Mann, erweitert durch die Last schwerer Depressionen. So taumeln Trosse und Lissner in ihren kleinen Welten am Rande es Abgrundes umher. Der ältere Herr suhlt sich in philosophischen Anflügen, hofft auf ein kleines Licht am Ende des Tunnels, während der junge Mann Zorn und Trauer durch (imaginäre?) Mordgelüste zu bekämpfen gedenkt. Jutta Kammann ist heute einem breiten Publikum bekannt, seit Jahren verkörpert sie die Oberschwester in der erfolgreichen TV-Serie "In aller Freundschaft". Kammann gefällt als besorgte Mutter, Henry van Lyck passt vortrefflich in die Rolle des kalt-arroganten Drogenfritzen. Klaus Rohrmoser und Karl Renar führen eine entglittene Vater-Sohn-Beziehung. Wie üblich gibt das Ensemble keinen Anlass zur Kritik, die Präsenz von Herbert Stass und Eduard Erne drängt die übrigen Gastdarsteller ein wenig in den Hintergrund.

"Kranzniederlegung" lässt nicht nur Herbert Stass gross aufspielen, auch Horst Tappert und Fritz Wepper trumpfen einmal mehr auf. Schön stellt das Drehbuch die unterschiedlichen Gemüter der Ermittler in den Fokus. Derrick besonnen, vorausschauend und "herzlich-analytisch". Klein aufbrausend, hin und wieder betriebsblind, trotzdem ein harmonisches und auf den Punkt zusammenarbeitendes Duo. Trauer bis zur Depression, garniert mit verzehrendem Hass. Kein Nährboden für lockere Unterhaltung, die Dialoge werden der Ernsthaftigkeit der Story gerecht, aufgelockert durch dezent platzierten feinsinnigen Humor. Vielleicht kommt das Finale ein Spur zu pathetisch aus der Kiste, zumindest bleibt dem Betrachter ein gewisser Spielraum die eigene Phantasie schweifen zu lassen. Ferner zeigt sich die Folge am Puls der Zeit hängend, Jugendliche heizen auf Rollerblades über das Parkett einer Rollschuhbahn (aus heutiger Sicht ein herrlich nostalgischer Anblick). Untermalt wird das Treiben durch typische Frank Duval Klänge, die mir in diesem Zusammenhang (teilweise) eine Spur zu bieder tönen. Duvals kleiner Hit "Living like a cry" (1984) findet erneut Verwendung, der Song "Time for Lovers" muss als "Trauermelodie" herhalten und wird reichhaltig strapaziert. Zbyněk Brynych gehört zu meinen bevorzugten Regisseuren innerhalb der Reihe. Er inzenierte diesen Beitrag zum Derrick-Kosmos mit gutem Gespür für die wichtigen Gaststars, nutzt geschickt die Qualitäten des unschlagbaren Duos Tappert & Wepper.

7,5/10 (gut bis sehr gut)


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• Vigilante (USA 1982) - Der Streifen geht immer. An der DVD von Blue Underground gibt es nicht viel zu meckern. Wer noch immer nicht zugeschlagen hat, der kann inzwischen zur BD des Labels greifen. Die Scheibe ist codefree und bietet Englischmuffeln sogar die deutsche Synchro an!

8/10 (sehr gut)



• Tango & Cash (USA 1989) - Allgemein bekannt. Der Streifen hätte ein grosser Wurf werden können, durch ungünstige Produktionsumstände reicht es "nur" zur gepflegten Unterhaltung mit kleinen Höhepunkten. Neben Stallone und Russell erfreut Jack Palance als Bösewicht, dazu gibt es die legendäre "Nebenrollenschurkenhackfresse" Brion James aufs Auge.

Mir lag bisher nur die alte DVD im falschen Bildformat vor, daher musste die BD zwangsläufig der Sammlung zugeführt werden. Anständige Scheibe mit karger Ausstattung. Für Actionsüchtlinge und Stallone-Verehrer Pflicht, für normale Menschen gibt es besseren Stoff mit Herrn Stallone (oder Herrn Russell, Herrn Palance...).

6,5/10 (oberste Mittelklasse)