Six Bullets (USA 2012, Originaltitel: Six Bullets)
Wenn nichts mehr geht ... bitte den Metzger um Hilfe!
Der ehemalige Fremdenlegionär und Söldner Simon Gaul (Jean-Claude Van Damme) hat sich auf die Suche und Befreiung von Entführungsopfern spezialisiert, niemand erledigt diesen harten Job zuverlässiger. Erneut zieht Simon erfolgreich einen Auftrag durch, er rettet einen kleinen Jungen aus einem osteuropäischen Bordell, diverse Ganoven überleben die Befreiungsaktion nicht, ferner wird das Gebäude arg in Mitleidenschaft gezogen. Am nächsten Morgen präsentiert der zuständige Ermittler Inspector Kvitko (Steve Nicolson) dem Retter die Kehrseite der Medaille. Auf der Flucht haben Zuhälter und Kinderschänder haben zwei Mädchen skrupellos im brennenden Haus zurückgelassen, beide Kinder hatten keine Überlebenschance. Simon kann den grausigen Anblick nicht vergessen. Ständig sieht er die toten Mädchen, zieht sich in seine Metzgerei zurück, gibt sich dort zügellos dem Alkoholmißbrauch hin. Andrew Fayden (Joe Flanigan) hat derweil ganz andere Dinge im Kopf. Mit seiner Frau Monica (Anna-Louise Plowman) und der gemeinsamen Tochter Becky (Charlotte Beaumont) ist er nach Moldawien gereist, der erfolgreiche Mixed Martial Arts Kämpfer will dort einen wichtigen Kampf austragen. Schnell schlägt die gute Stimmung in blankes Entsetzen um, Becky ist plötzlich spurlos aus dem Hotel verschwunden, es gibt keinerlei Nachricht oder Lösegeldforderung. Durch den Diplomat Selwyn Gaul (Kristopher Van Varenberg) kommen die Eheleute Fayden mit dessen Vater Simon in Kontakt, nach kleinen Anlaufschwierigkeiten begibt sich der angeschlagene Spezialist auf die Suche nach Becky ...
Regisseur Ernie Barbarash arbeitete bereits bei
"Assassination Games" (2011) mit Jean-Claude Van Damme zusammen. Obschon ich den Van Damme Streifen der letzten Jahre sehr zugetan bin, konnte mich
"Assassination Games" nicht auf ganzer Linie überzeugen. Kein Grund zur Sorge, denn diesmal trifft Barbarash mitten ins Schwarze! Zwecks Werbung weist das Cover der BD auf
"eine explosive Mischung aus "96 Hours" und "Man on Fire" hin. Solche Vergleiche bereiten mir meist Bauchschmerzen und sind oft haltloser Blödsinn, in diesem Fall scheinen mir die angeführten Bezugspunkte zumindest nicht völlig absurd und aus der Luft gegriffen. Freilich punktet
"Six Bullets" für meinen Geschmack mit seiner ruppig-kernigen B-Movie Atmosphäre, überdies ist Jean-Claude Van Damme einer DER wahren Actionhelden, sorry lieber Denzel, sorry lieber Liam
(über Herrn Van Damme steht selbstverständlich der göttliche und einzigartige Dolph Lundgren! Ich habe meine Zuneigung zum alten Schweden schon häufiger in die Tastatur geprügelt, erzähle an dieser Stelle folglich keine Neuigkeiten). Gerade verliere ich den roten Faden, seht mir diesen kleinen Anfall Fanboytum bitte nach.
Jean-Claude Van Damme ist längst zu einem erstklassigen Schauspieler gereift, darüber hinaus hinterlässt er auch als prügelnde Kampfmaschine noch immer einen durchschlagenden Eindruck. Gebrochene Charaktere meistert der Belgier mit Bravour, großartig seine Leistung in
"Until Death" (2007), geradezu überwältigend der Seelenstriptease namens
"J.C.V.D." (2008).
"Six Bullets" bietet Van Damme die Bühne zur Zeichnung eines schwer depressiven Charakters, lässt aber genügend Raum für die schlagkräftigen Argumente des Actionhelden. Zwar wollte ich vor meiner Würdigung der Darsteller noch ein paar Worte über Story, Regie und Kamera loswerden, aber nun bin ich bereits meiner Begeisterung für Van Damme erlegen. Starke Szenen in Momenten brüllender Verzweiflung, knallharte Action und gepflegte Konversation, Jean-Claude Van Damme war nie besser als in den letzten Jahren! Joe Flanigan darf in der Rolle des MMA Fighters ab und an zulangen, bleibt aber in erster Linie besorgter Vater und Ehemann. Eventuell hätte man Flanigan eine Spur deutlicher in den
"Action-Mittelpunkt" rücken können, nötig wäre eine solche Maßnahme nicht, sie wäre vermutlich auf Kosten der Glaubwürdigkeit und Tiefe des Charakters gegangen. Spontan wünschte ich mir bei der Sichtung des Films Scott Adkins an Van Dammes Seite, es gibt jedoch nichts an Joe Flanigans Leistung zu bemängeln. Anna-Louise Plowman erspart dem Zuschauer weinerlich-hysterische Momente, im knallharten Kampf um das Lebens ihres Kindes bricht die Löwin aus ihr hervor. Plowman verfügt über Erfahrung im B-Action Kosmos, im Steven Seagal Klopper
"The Foreigner" (2003) war die attraktive ebenfalls Dame am Start. Charlotte Beaumont meistert den Part des entführten Teenie-Mädchens gut, mutet wie ein übliches Kind ihrer Generation an. Steve Nicolson darf das Klischee des stets bestechlichen Polizeibeamten aus Osteuropa aufbrechen. Uriel Emil Pollack gefällt als schmieriger Schwerverbrecher, er gibt den sadistischen Handlanger des einflussreichen Obergauners Stelu (Louis Dempsey). Kristopher Van Varenberg sehen wir als Filmsohn von Jean-Claude Van Damme, die Chemie zwischen den Herren stimmt und macht Lust auf mehr
(kein Wunder, immerhin ist Kristopher tatsächlich Van Dammes Sohn. Er war bereits in mehreren Streifen seines Vaters zu sehen, fiel mir aber noch nie so positiv auf wie in diesem Flick).
"Assassination Games" nervte mit seiner fürchterlichen Farbgestaltung, angenehmerweise hält sich Ernie Barbarash diesmal weitgehend zurück und baut auf eine
"augenfreundliche Farbpalette". Sehr schön, denn
"Six Bullets" kommt mit gut gewählten Schausplätzen daher, hat solche Verschlimmbesserungen nicht nötig. Hier und da schwächelt das Erscheinungsbild, der eine oder andere digitale Effekt vermag nicht zu überzeugen. Macht nichts, denn viele
"greifbare" FX entschädigen dafür, hinzu kommen die sehr ansprechend ausgearbeiteten Actionsequenzen und ein deftiger Härtegrad. Zusammenfassend trumpft
"Six Bullets" mit einem Hauptdarsteller in toller Spiellaune auf, hat starke Nebenakteure im Angebot, das Drehbuch bedient sich in aus Töpfen mit Aufschriften namens Thriller, Drama und Action. Ernie Barbarash tischt dem Filmfreund ein schmackhaftes Menü auf, empfiehlt sich für weitere Aufgaben.
Die beiden knalligen
"The Expendables" des Herrn Stallone bescheren dem Actionfilm wieder mehr Aufmerksamkeit. Ich begrüße das ausdrücklich! Vor allem wenn das Publikum endlich wieder ein Auge für gepflegte B-Action übrig hat! Neueinsteiger
(oder erneute Einsteiger) müssen nichtmal auf Nachschub nicht warten, prächtige Streifen mit den Helden Lundgren, Van Damme und
(teilweise) Seagal sind reichlich vorhanden. Seht es endlich ein, die alten Herren rocken härter und besser als jemals zuvor!
Mir liegt
"Six Bullets" auf der BD aus dem Hause Splendid vor, die Qualität ist sehr ansprechend, der Bonusbereich leider geizig ausgestattet. Klarer Pflichtkauf, keine Ausreden!
Zunächst ziehe ich dicke 7,5/10 (gut bis sehr gut). Da geht sicher noch mehr, der Streifen wird meinen Player bald wiedersehen ...
Lieblingszitat:
"Wenn Du den Menschen nicht mehr helfen willst, dann bist Du nur noch ein verdammter Metzger!"
"Dein Großvater war auch Metzger. Die Menschen brauchen Fleisch."
---
Am vergangenen Abend musste natürlich ein Beitrag zum Thema
"Halloween" auf den Bildschirm des Grauens, ergo wanderte
"Halloween 5 - Die Rache des Michael Myers" (1989) in den Player der Verdammnis. Teil 5 knüpft nahtlos an den sehr starken
"Halloween 4" (1988) an, kann dessen hohe Qualität aber nicht ganz halten. Dennoch meuchelt Michael gewohnt unterhaltsam, Donald Pleasence liefert als Dr. Loomis einmal mehr eine grandiose Vorstellung ab, Danielle Harris präsentiert sich als schauspielendes Kind der talentierten Sorte.
Macht Laune = 7/10 (gut)