Na gut, es stürmt sowieso draußen, hier meine Antworten:
Weyoun hat geschrieben:Auf 57 Mio. Fahrzeuge (nicht nur die 43 Mio Autos benötigen Sprit) kamen im Jahr 2018 exakt 14.478 Tankstellen (sagt statista.de). Macht also rund 3.937 Fahrzeuge pro Tankstelle.
Ich schrieb ca. 3.500 Fahrzeuge pro Tankstelle. Geschenkt. Erbenszählerei.
Genau das möchte ich bezweifeln. Wer fährt freiwillig jeden Tag an die Tanke? Das ist eine Verschwendung von Lebenszeit. Wenn es sich irgendwie einrichten lässte, fährt man nur ein mal die Woche an die Tanke. Mein Diesel-Tank hält meist sogar zwei Wochen lang.
Man merkt, dass Du eben keine Erfahrung mit E-Autos hast. Deshalb habe ich geschrieben, das man bereit sein muss, das Nutzerverhalten umzustellen. Ich drehe mal die Argumentation:
Echt jetzt? Du musst zu einer Tankstelle fahren, wenn Du keine Reichweite mehr hast? Dabei solltest Du unbedingt die Tageszeit beachten, um nicht der Preiswillkür der Öl-Multis ausgesetzt zu sein. Evtl. nimmst Du sogar einen Umweg in Kauf oder nutzt sogar eine Tank-App, um eine möglichst günstige Tankstelle zu finden? Und das alles nur, um sich schmutzige Finger zu holen und abgezockt zu werden? Nicht ernsthaft, oder? E-Auto-Fahrer steigen morgends in ein warmes Auto mit vollem Akku".
Überspitzt formuliert, aber wie Du siehst, alles eine Frage des Blickwinkels. Als ob wir eine Wahl hätten und die Entwicklung aufhalten können. Hast Du meine Links zu den Aussagen der VW-Vorstände gelesen?
Siehe meine angemeldeten Zweifel. Heute haben die Menschen alle Stress und keine Zeit. Selbst die Schüler sind heutzutage schon massiv überfordert und bekommen Burn-Out-Syndrome. Da passt es nicht, jeden Tag nach der Arbeit noch mal zur Tanke zu müssen. Ausnahmen gestehe ich nur den Eigenheimbesitzern mit passender 11- oder 22-kW-Ladesäule zu, die nur schnell man ein Kabel anstecken müssen.
Und nochmals: dass ist typische Verbrenner-Argumentation. Man fährt nicht zum laden, sondern lädt dort, wo man gerade etwas zu erledigen hat (Einkaufen, Essen, Sport, bei der Arbeit...)
bezet hat geschrieben:Dazu genügt meistens eine normale Schuko-Steckdose,
3,6 kW für einen 100 kWh-Akku? Viel Spaß!
Jetzt wird es unsachlich. Ich schrieb von einem täglichen Bedarf von 15 kW, also ca. 100 km tägliche Fahrleistung, Du nimmst als Bezug das vollständige laden eines 100 kWh-Akkus! Dieser würde je nach Modell einige hundert Kilometer reichen. Ich habe schon eine Strecke angenommen, die weit über der durchschnittlichen Jahresfahrleistung in Deutschland liegt.
bezet hat geschrieben:Ständiges Schnelladen mit einer Ladeleistung von ca. C2 (bei der "höchsten Leistungsklasse") sollte man eher vermeiden, um den Akku zu schonen.
Seltsamerweise werben die Autoherstller aber explizit mit CCS oder Tesla Super Charger. Anscheinend halten die Akuus das ganz gut aus.
Da gibt es kein "Anscheinend". Verkaufsgeschwurbel. Wenn es irgendwie möglich ist, sollte man den Akku langsam und nicht ständig auf 100% laden. Auch längeres unbenutztes Stehn mit einem zu 100% geladenem Akku solte man vermeiden.
Man kann das max. Ladeverhalten exakt bestimmen. Dazu dient der von mir genannte C-Wert (ohne Einheit). C kommt aus dem Englischen für Capacity und bestimmt die Ladeleistung, mit der ein Akku geladen wird. Beim heutigen Stand der Akku-Technik gilt ein Wert von C2 (wie von mir angesetzt) als noch vertretbar, um den Akku nicht übermäßig zu stressen. Einige Hersteller gehen mit ausgeklügeltem Thermal-Management bis ca. 2,1 -2,2 hoch, aber dann wird es schon kritisch. Eigentlich sehr einfach. 75 kWh-Akku - C2 - max 150 kW Ladeleistung. Genau aus diesem Grund geht Audi z.B. beim E-tron den Weg und legt die Brutto-Kapazität des Akkus deutlich höher aus, als die tatsächlich nutzbare Netto-Kapazität, um möglichst lange eine Ladeleistung von 150 kW zu erreichen.
Physik kann man nicht überlisten. Die kommende 800V-Technik ändert daran nichts, sondern ermöglicht lediglich geringere Leitungsquerschnitte an den Ladesäulen und im Auto. dabei wird als Nachteil in Kauf genommen, das die bisherigen Isolierungen nicht ausreichen und deutlich dicker ausgelegt werden müssen.
Porsche hat bei der Vorstellung des Mission E vollmundig 350 kW Ladeleistung angekündigt. Geblieben sind davon beim Tycan anscheinend 250 kW. Was man so liest, soll er je nach Modell um die 100 kWh-Akkus bekommen. 100 kWh-Akku - C2 - 200 kW Ladeleistung. Mag sein, das Porsche es mit entsprechender Technik geschafft hat, C2,5 zu realisieren, man wird sehen. Nur am Rande: Da es bisher nahezu keine 800V-ladestationen gibt, ist im Tycan ein Umwandler auf 400V mit 50 kW Leistung verbaut. Super. Da kauft sich jemand ein HighTech Spielzeug, das theoretisch mit 250 kW Laden kann und steht dann mangels Infrastruktur an einer 50 kW CCS-Säule. Die von Porsche ursprünglich genannten 350 kW Ladeleistung wären nach heutigem Stand der Technik nur mit einem 175 kWh-Akku zu realisieren (C2!!!), oder Porsche kalkuliert gleich in den Kaufpreis mit ein, dem Kunden jedes Jahr einen neuen Akku auf Garantie einzubauen...
bezet hat geschrieben:Wie das geht, auch wenn man keine Möglichkeit hat, das Auto am eigenen Hausanschluss zu laden, sieht man heute schon in Oslo. Dort gibt es heute schon E-Parkhäuser mit intelligentem Lade-Management. Schnelladesäulen an jedem Parkplatz sind gar nicht nötig.
Du willst doch nicht wirklich Norwegen (5,3 Mio. Einwohner bzw. 13 Einwohner / km²) mit Deutschland (83,0 Mio. Einwohner bzw. 232 Einwohner / km²) vergleichen?
Vom Kaufkraftunterschied mal ganz zu schweigen (für einen Norweger ist ein Tesla durchaus bezahlbar, für einen Deutchen eher nicht).
Ich dachte, wir reden von Großstädten? Auf einmal wird wieder das flache Land herangezogen? Ich habe das Beispiel Oslo als Großstadt angeführt, ok?