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Re: Substanzlose Tests in Zeitschriften

Verfasst: So 6. Apr 2014, 21:37
von Rocsam
Wer mal die "Klangpunkte-Tabellen" von Audio und Stereoplay intensiv vergleicht, findet sehr schnell heraus, wie subjektiv alle Testergebnisse sind. Da gibt es anscheinend gerade bei Lautsprechern geradezu unheimliche Klangfortschritte in den letzten 10-15 Jahren (Cabasse MC001/Atlantis für 50.000€ anno 1992 wird heute von bald jeder 1500€-Box überholt -ah ja- in der Spitze bedeutet dies, dass zB die Gauder Arcona 40, ein Kompaktlautsprecher für knapp 2000€und einer f3 von 55Hz mindestens 2 Klangpunkte besser abschneidet als die damalige fast 2m hohe Referenz mit 20Hz unterer Grenzfrequenz ) Dann noch die Uneinigkeit bei der qualitativen Einschätzung der Geräte zwischen den beiden Redaktionen: Bei manchen Modellen liegen bis zu 17Klangpunkte Differenz zwischen beiden Zeitschriften. Hmmm, das sind doch angeblich alles Profis!? Raum und Lautsprecher sowie individuelle Hörprägung sind von Mensch zu Mensch und Abhörsituation zu Abhörsituation so verschieden, dass sich Gerätetests zur Klangeinstufung in einer Punktetabelle eigentlich verbieten. Trotzdem wirbt gerade stereoplay ja damit, dass sich diese Tabellen als "absoluter" Vergleichsmaßstab eignen. Testberichte können Anhaltspunkte zur technischen Ausstattung von Geräten bieten, wenn Katalogangaben unvollständig sind (zB Auftrennbarkeit zwischen Vor-und Endstufen bei Vollverstärkern für uns ATM-Nutzer) aber ansonsten?

Re: Substanzlose Tests in Zeitschriften

Verfasst: So 6. Apr 2014, 22:54
von König Ralf I
@Rocsam

Hallo,

du weißt aber das du alte Tabellen nicht mit den Aktuellen vergleichen kannst , da die Zahlenwerte gelegentlich aufgestockt wurden ?

Also nicht immer sofort meckern. :wink:

Das die Tabellen aber nur zur Hilfe und groben Anhaltspunkte dienen hat sich in der Tat nicht geändert.
Auch kann man die Punkte zwischen den Zeitschriften nicht direkt vergleichen .
Wer das macht ist selber schuld. Man muß sich schon einlesen um zu verstehen , wie die Punkte vergeben werden.
Das jede Redaktion etwas anders gewichtet liegt auch in der Natur der Sache.
Daher muß ja auch jeder für sich Tests mit Verstand lesen...und nicht nur die Geräte kaufen , die in der Tabelle weit vorne stehen.


Anderseits , wenn ich bedenke wie ich in den 80ger Jahren mal von der Quadral Titan (damals 12000 DM/Paar) enttäuscht war.
Lag in den Bestenlisten weit vorne und war trotzdem eigentlich nur etwas für Klassikfreunde...ansonsten zum weglaufen...da würde ich heute (damals auch) aus der Erinnerung heraus viele preiswerte Boxen als klanglich besser ansehen.



Grüße
Ralf

Re: Substanzlose Tests in Zeitschriften

Verfasst: Mo 7. Apr 2014, 20:22
von Rocsam
Hallo Ralf,
laut stereoplays eigenen Aussagen kann man deren Punktetabellen auch über die Jahrzehnte hinweg sehr wohl vergleichen. Das wird in allen Ausgaben extra betont und eine Zeitlang konnte man sogar über den Leserservice Umrechnungstabellen bestellen. Schau mal in die Ausgaben 8/98 und 1/2004. Der Umrechnungsfaktor von Audio zu stereoplay lässt sich dagegen "nur" indirekt herleiten, das aber relativ präzise anhand von Modellen, die von beiden Magazinen getestet wurden: Bei Lautsprechern kommt man auf : audio-Klangpunkte x 0,627 entsprechen stereoplay-Klangpunkten! Beispiel: Cabasse Brora 90x 0,627 = 56 Punkte. Mit diesem Faktor stimmen erstaunlich viele von beiden Magazinen getestete LS überein und man kann dann "Abweichler/Ausreißer" sehr gut bestimmen indem man diesen Faktor auf alle getesteten anwendet. Nur von audio getestete Modelle lassen sich so auch grob bei stereoplay einordnen....
LG

Re: Substanzlose Tests in Zeitschriften

Verfasst: Di 8. Apr 2014, 06:55
von mk_stgt
heißt dann frei interpretiert, dass alle tester das gleiche hörempfinden haben, oder?

Re: Substanzlose Tests in Zeitschriften

Verfasst: Di 8. Apr 2014, 08:08
von Rocsam
eben nicht, sondern, das es erstaunliche Schnittmengen gibt UND Teils extreme Ausreißer, die der Erklärung bedürfen, sei es durch Manipulation oder eben andere Ursachen. Qualität ist ein Kriterium, dass absolut gelten muss und sich als Kriterium nachvollziehen lassen muss. Und genau das werfe ich den Magazinen vor: dass sie uns einen Klang eines Lautsprechers auch im Vergleich zu anderen Modellen als absolutes Qualitätskriterium verkaufen wollen, wo es doch subjektiv ist. Es wäre damit ehrlicher, die Einstufungen nach KlangEMPFINDEN zu benennen statt nach (absoluter) KlangQUALITÄT.

Re: Substanzlose Tests in Zeitschriften

Verfasst: Di 8. Apr 2014, 09:14
von mk_stgt
ud zumal die lautsprecher bei jedem zu hause nochmals anders klingen

Re: Substanzlose Tests in Zeitschriften

Verfasst: Di 8. Apr 2014, 18:33
von Rocsam
Genau! Das kommt erschwerend hinzu. Plus: über die Jahre dauernd wechselnde Besetzungen der Testmannschaften bei den Magazinen. Ich behaupte, LS kann man nicht testen sondern höchsten ein Klangempfinden beschreiben, dass man beim Hören hat. Fairaudio geht in diese Richtung. Image HiFi früher auch mal. Bei den großen Magazinen wurden früher noch exakt die Passagen auf Platte/CD genannt, bei denen Unterschiede feststellbar waren, heute sind 4/5 der Texte nur noch technisch-beschreibender Art.

Re: Substanzlose Tests in Zeitschriften

Verfasst: Do 10. Apr 2014, 08:49
von MichaelG
Rocsam hat geschrieben: Qualität ist ein Kriterium, dass absolut gelten muss und sich als Kriterium nachvollziehen lassen muss. Und genau das werfe ich den Magazinen vor: dass sie uns einen Klang eines Lautsprechers auch im Vergleich zu anderen Modellen als absolutes Qualitätskriterium verkaufen wollen, wo es doch subjektiv ist. Es wäre damit ehrlicher, die Einstufungen nach KlangEMPFINDEN zu benennen statt nach (absoluter) KlangQUALITÄT.
Alles ist subjektiv in dieser Welt... leider. Die Diktatur der Beliebigkeit kann man das nennen. "Erlaubt ist, was gefällt." Ist leider der Zeitgeist. Es ist eben nicht alles subjektiv. Die Qualitätskriterien, die Audio und Stereoplay nutzen (und ja auch klar benennen, zumindest bei LS-Tests) wie z.B. "Neutralität" und "Detailreichtum" basieren auf einer Definition dessen, was man als optimal erachtet. Optimal in dem Sinne, dass die Musikwiedergabe das Original möglichst genau abbilden soll (manche Aufnahmen fügen dem Original Hall oder sonst etwas hinzu, weiß ich). "Neutralität" kann man daher gut mittels Stimmen beurteilen, ein Klavierstimmer würde vielleicht lieber ein Piano heranziehen.
Schwieriger wird die Sache bei räumlicher Abbildung, überhaupt ein Optimum zu definieren.

Mit den meisten Menschen könnte man sich auf einen solchen Kriterien-Katalog bei Musikwiedergabe wohl einigen, denke ich. Dann hat man zwar immer noch kein absolutes Resultat, aber erreicht eine gewisse Objektivierung. Insb. das Schema von Audio ist sehr nachvollziehbar.
Und so wird, wenn man sich auf Kriterien geeinigt hat, in einem geeigneten Raum eine NV14 immer und bei praktisch jedem Hörer als qualitativ überlegen zu einer NuBox 311 abschneiden. (Und selbst wenn jemand den diffuseren Klang der NuBox vorziehen sollte, wird er bei nüchterner Bewertung trotzdem die Überlegenheit der NV14 in allen Kriterien anerkennen.)
Kann eine NV11 als qualitativ überlegen zu einer NV14 beurteilt werden? Eigentlich nur, wenn man - ein geeigneter Raum wieder unterstellt - die Kriterien, in denen sie überlegen ist, besonders hoch gewichtet. (In diesem praktischen Fall fällt mir kein Kriterium ein, in dem die NV11 über einen Gleichstand hinauskommt, aber vielleicht irre ich mich.)
Grüße, Michael

Re: Substanzlose Tests in Zeitschriften

Verfasst: Do 10. Apr 2014, 08:53
von MichaelG
Rocsam hat geschrieben:...heute sind 4/5 der Texte nur noch technisch-beschreibender Art.
Ist leider wahr. Michael

Re: Substanzlose Tests in Zeitschriften

Verfasst: Do 10. Apr 2014, 10:06
von Malcolm
heute sind 4/5 der Texte nur noch technisch-beschreibender Art.
Was ich aber auch nachvollziehen kann, denn wenn man emotional und subjektiv beschreibt kommen gleich wieder Querulanten die Leserbriefe und Forenbeiträge schreiben dass das ja wohl kein sachlicher Test sei und die Aussage nicht begründbar ist -> wilde Spekulationen warum eine Box X zum Beispiel viel besser gefallen hat als Box Y.

Wäre hier im Forum übrigens genau so...

Man male sich aus: Es gäbe einen Test mit Boxen in der Preisklasse der NV 14 und "Testsieger" würde eine Box mit wenige linearem Frequenzgang, die dem Tester aber besser gefallen hat -> ist leider nicht so einfach, HiFi ist für (einige) leider eine Art Religion ohne Chance auf Säkularisierung...