Zeta Uno hat geschrieben: Von irgendwelchen „billigen“ Hinterhofbands wird man allerdings kaum top Produktionen erwarten können.
Ein häufig gehörtes, jedoch nicht vollends haltbares Argument. Zugegeben: Verlässt diese Hinterhofband ihren Probenraum nicht und zimmert mal gerade etwas auf die Festplatte, dann dürfte das so sein. Allerdings zeigt sich, dass viele kleinere Labels durchaus vernünftige Produktionen hinbekommen. Nehmen wir einmal zwei Beispiele aus unseren Landen:
Da wäre zum Einen
Blue Rose Records, die seit Jahrzehnten qualitativ durchaus höherwertige Produktionen aus den Bereichen Singer/Songwriter, Alt.Country, zumeist mit rockigen Untertönen an den Hörer bringen. Sehr angenehm und mit einem zuverlässigen Online-Versand.
Zum Anderen wäre da
Ruf Records. Dieses Label hat sich auf Bluesrock und Blues-Crossovers (selten reine Blues-Produktionen) spezialisiert.
Beide Label haben z.T. mit
Inakustik zusammengearbeitet, arbeiten aber regelmäßig nicht mit Top Acts zusammen.
Auch die immer wieder auftauchenden audiophilen Label liefern keine Hitparaden-Mucke ab. Selbst ältere Top Acts nehmen dort nicht auf. Als Beispiele mögen hier einmal
Chesky und
Stockfisch genannt sein.
Tatsächlich lassen sich gerade die üblichen Verdächtigen nicht unbedingt unter die gut klingenden Alben einsortieren. Meist wird eben auch von dort eher für den "mobilen" Markt produziert und man darf sich dann mit den Klangwänden ohne jede Dynamik herumschlagen.
Zwei Vorurteile müssen m.E. begraben werden:
1) Außerhalb der großen Acts gibt es keine gute Rockmusik. Das Gegenteil ist oft der Fall, auch weil man dort nicht einfach stumpf dem Massenerfolg hinterherläuft, sondern interessanten und mitunter ungewöhnlichen Bands eine Chance gibt, die Stile verschwinden lassen und nicht mehr in Einzelschubladen passen - Quasi der Gegenentwurf zur aktuellen deutschen Pop-Szene, in der jeder der aktuell erfolgreichen Künstler auswechselbar erscheint. Vielfach führt Erfolg sogar dazu, dass die Produktionen verflachen. Ein Beispiel:
The Gaslight Anthem haben großartige Rockmusik mit punkigen Einschlägen hingelegt. Dann wurden Sie von Springsteen mehr oder weniger geadelt und starteten in den USA durch. Seither nahm die Qualität der Alben deutlich ab. Interessant ist aber auch, dass es durchaus Gegenbeispiele gibt.
Gov't Mule oder die
Dave Matthews Band blieben über Jahre qualitativ hochwertig. Was auffällt: Gov't Mule ließen sich nie durch ein Label binden, gründeten am Ende ihre eigene Produktionsfirma. Auch die DMB produziert seit Jahrzehnten über das eigene Bama Rags-Label und vergibt von dort die Lizenzen. In Deutschland macht es
Stoppok mit seinem Label Grundsound ähnlich. Auch dort: Gleichbleibende Qualität und guter Klang. Oder
Felix Meyer: Mit seinem zweiten, von Sony herausgegebenen Album schaffte er es auf Platz 45 der deutschen Charts, ging dann aber einen eigenen Weg und hielt die Qualität hoch, bis sein (bisher bestes) Album "Fasst euch ein Herz" wieder in die Charts einstieg.
2) Kleine Labels produzieren in schlechter Klangqualität. Auch hier ist das Gegenteil häufig genug der Fall (s. Beispiele oben). Das gilt insbesondere dann, wenn nicht für den Massenmarkt produziert werden muss, der seine Musik über minderwertige Streaming-Dienste und Downloadportale bezieht.
Aber gut, es lässt sich natürlich über alles streiten, denn auch im Massenmarkt gibt es natürlich Gegenbeispiele...