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Re: Rund ums Auto

Verfasst: Mi 4. Sep 2019, 21:53
von König Ralf I
Hallo,

Elektroautos werden den Strom in jedem Fall erheblich verteuern.
Unabhängig davon wie wir den deutlich mehr benötigten Strom produzieren werden und wie intelligent die "Stromtankstellen" werden.
(Schließlich wäre es fatal wenn alle E-Autos gleichzeitig am Netz "nuckeln" würden)
Die entgangenen Mineralölsteuern beim geringeren Benzin/Dieselkauf müssen ja irgendwo wieder reingeholt werden. :roll:
Richtigerweise sollten natürlich nur die Fahrer eines Elektromobils diese entgangenen Einnahmen über den Strompreis bezahlen.


Grüße
Ralf

Re: Rund ums Auto

Verfasst: Mi 4. Sep 2019, 23:14
von Goisbart
Man darf das Thema Ladeströme nicht unterschätzen. Im Vergleich zur Waschmaschine oder einem Herd werden die höheren Ströme deutlich länger gefordert. Wama und Herd heizen schließlich nur für wenige Minuten mit hoher Last, da dauert das Laden in jedem Fall länger. Wenn man nun sieht, was bei typischen Kochzeiten jetzt schon im Netz passiert...
Über mehrere Haushalte gemittelt ergeben sich durch das Laden im Speziellen Abends/Nachts deutlich höhere Ströme. Übrigens laufen natürlich die Waschmaschinen und Herde weiterhin, wenn man nach Hause kommt.

Wie hoffentlich bekannt ist, bedeutet die elektrische Absicherung auch nicht, dass das Netz dahinter auch nur annähernd für die abgesicherte Last auf Dauer und mehrere Teilnehmer ausgelegt ist. Als Beispiel braucht man nur seine Steckdosen in Wohnung/Haus zu zählen und mit 16 A zu multiplizieren und mit der Haussicherung zu vergleichen. So auch bei Häusern und Wohnungen bis zum nächsten Verteiler oder Trafo.
Wenn nun bei 11 WE zukünftig nur 3 Pendler abends um 18 Uhr laden, dann werden bereits fast 50% der abgesicherten Last gezogen und von den 11 Parteien kocht vielleicht noch jemand oder wäscht?
Plakativ: Wenn ich nun an jeder Steckdose zu Hause 8 A ziehe, ist das ok? Die Antwort ist klar.

Hier muss also die Infrastruktur modernisiert werden. Mindestens intelliegenter muss sie werden, eventuell muss die Kapazität erhöht werden. Nutzer müssen einsehen, dass mit unterschiedlichen Prioritäten geladen wird. Wenn ich mir anschaue, wie lange die Einführung "intelligenter" Stromzähler dauert, zusätzlich noch den jeweiligen Egoismus von Autofahrern sehe, wird das sicher spannend.
Woher nachts der saubere Strom in diesem Ausmaß kommen soll, wird sicher auch noch herausfordernd.

Ein Pendant zur Mineralölsteuer halte ich für wahrscheinlich. Falls die Politik Elektromobilität nicht abwürgen möchte, wird es aber noch einige Zeit dauen.

Und wer über xx kW ElektroThermen lästert, hat hoffentlich Solarthermie auf dem Dach. Denn Elektromobilität soll uns doch mit sauberem Strom "dekarbonisieren", da wäre eine Öl- oder Gastherme eine merkwürdige Wahl.

Re: Rund ums Auto

Verfasst: Mi 4. Sep 2019, 23:49
von Indianer
g.vogt hat geschrieben:Für weite Strecken gibt es die Schnellladestationen unterwegs, daheim muss man nicht schnellladen.
wenn man seine E-Kiste nicht in der Nacht vor einer längeren Fahrt zuhause bequem vollladen kann, wird sich das Zeug nie durchsetzen ...
g.vogt hat geschrieben:Die durchschnittliche tägliche Pendelstrecke liegt bei ca. 10 km.
falsch, sind rechnerisch 50 bis 60km, wenn man die weniger bewegten zB Stadtfahrzeuge berücksichtigt, sind praktisch eher 100km relevant, und je Haushalt gibt's dann ja statistisch zwei Autos aufzuladen ...

Re: Rund ums Auto

Verfasst: Do 5. Sep 2019, 00:17
von g.vogt
Goisbart hat geschrieben:Man darf das Thema Ladeströme nicht unterschätzen. Im Vergleich zur Waschmaschine oder einem Herd werden die höheren Ströme deutlich länger gefordert. Wama und Herd heizen schließlich nur für wenige Minuten mit hoher Last, da dauert das Laden in jedem Fall länger. Wenn man nun sieht, was bei typischen Kochzeiten jetzt schon im Netz passiert...
Eine 40-Grad-Wäsche braucht immerhin auch ca. 0,5 kWh. Ok, das ist "nur" ungefähr 1/6 des Nachladebedarfs des Durchschnittspendlers.
Wie hoffentlich bekannt ist, bedeutet die elektrische Absicherung auch nicht, dass das Netz dahinter auch nur annähernd für die abgesicherte Last auf Dauer und mehrere Teilnehmer ausgelegt ist. Als Beispiel braucht man nur seine Steckdosen in Wohnung/Haus zu zählen und mit 16 A zu multiplizieren und mit der Haussicherung zu vergleichen. So auch bei Häusern und Wohnungen bis zum nächsten Verteiler oder Trafo.
Du darfst das gerne konkreter ausführen, wenn du dazu genaueres weiß. Natürlich darf man nicht seine 16A-Sicherungen pro Steckdose zusammenrechnen.
Aber m.E. kann man die Situation in der Wohnung nicht mit dem Hausanschluss gleichsetzen. Hier geht es darum, dass kein einzelner Haushalt durch auch noch so große Lasten das ganze Haus totlegt. Gleiches dürfte bei den Stufen davor gelten.
Wie oben schon erwähnt: Wir haben hier 3x25A Schmelzsicherungen verplombt vor dem Zähler liegen. Die sollten möglichst nicht fliegen, denn dann ist stundenlang der Ofen aus, bis die Stadtwerke ins Haus kommen. Hinterm Zähler sitzt ein Schutzschalter, der m.E. eine Stufe drunter dimensioniert ist, also vermutlich 3x16A. Der soll im Falle eines Falles fliegen, weil den der Kunde auch selber wieder einschalten kann.
Hier muss also die Infrastruktur modernisiert werden. Mindestens intelliegenter muss sie werden, eventuell muss die Kapazität erhöht werden. Nutzer müssen einsehen, dass mit unterschiedlichen Prioritäten geladen wird.
Keine Frage, das wird notwendig werden. Aber wenn man mit der Maximalforderung rangeht und unterstellt, dass sämtliche Familien gleichzeitig ihren Zweitwagen durch ein E-Auto ersetzen, dann wirds einfach albern. Das ist ein Prozess, den man mit der Haushaltssteckdose beginnen kann und in 10 Jahren muss man sich dann mal Gedanken machen, ob man die inzwischen 3 E-Autos im MFH schon per intelligenter Steuerung ausbalancieren muss.

Es geht doch gar nicht darum, dass von jetzt auf gleich sämtliche TG-Stellplätze eine Wallbox mit 22 kW bekommen. Im Moment geht es um den einen Enthusiasten des ganzen MFH, der gerne seine Zoe über Nacht an die Steckdose hängen möchte. Und dem sollen bitte miesepetrige Vermieter und missgünstige Eigentümergemeinschaften keine Steine mehr in den Weg legen können, wenn er ganz allein auf eigene Kosten die Dose verlegen lassen möchte.
Woher nachts der saubere Strom in diesem Ausmaß kommen soll, wird sicher auch noch herausfordernd.
Es ist Mitternacht durch und auf dem Balkon pfeift der Wind. Das Wehr in ein paar km Entfernung rauscht auch die ganze Nacht...
Ein Pendant zur Mineralölsteuer halte ich für wahrscheinlich. Falls die Politik Elektromobilität nicht abwürgen möchte, wird es aber noch einige Zeit dauern.
Ähnlich wie beim Nachtstrom für die Nachtspeicherheizung könnte man Anreize setzen. Wer unbedingt in einer halben Stunde den E-SUV vollmachen muss, der soll entsprechend blechen. Wer eh erst am nächsten Morgen wieder 10km bis zum Arbeitsplatz rollt, wo ebenfalls Ladeanschlüsse warten, der bekommt günstigeren Strom in der Schwachlastzeit.
Und wer über xx kW ElektroThermen lästert, hat hoffentlich Solarthermie auf dem Dach. Denn Elektromobilität soll uns doch mit sauberem Strom "dekarbonisieren", da wäre eine Öl- oder Gastherme eine merkwürdige Wahl.
Das ist auch wieder so eine polemische Zuspitzung. Ehe man auch nur mit dem Gedanken spielen darf, einen Prospekt über ein E-Auto in die Hand zu nehmen, muss man selbstverständlich Solarthermie auf dem Dach haben. Und die solcherart Belehrenden hüpfen danach behände in ihren 300-PS-SUV mit dem cw-Wert einer Schrankwand und donnern mit 240 Sachen auf der linken Spur davon, dem Sonnenuntergang entgegen.

Eine Gastherme für das Warmwasser ist jedenfalls immer noch die bessere Lösung als eine elektrischer Durchlauferhitzer, der seinen Strom vom gasbetriebenen Kraftwerk der Stadtwerke bekommt, vom Braunkohlekraftwerk mal ganz zu schweigen...

Re: Rund ums Auto

Verfasst: Do 5. Sep 2019, 00:36
von g.vogt
Indianer hat geschrieben:
g.vogt hat geschrieben:Für weite Strecken gibt es die Schnellladestationen unterwegs, daheim muss man nicht schnellladen.
wenn man seine E-Kiste nicht in der Nacht vor einer längeren Fahrt zuhause bequem vollladen kann, wird sich das Zeug nie durchsetzen ...
Wenn die E-Kiste die ganze Woche über immer nur ein paar km bis zur Arbeit rollt, dann bleibt sie für die eine längere Fahrt praktisch ständig voll.
Problematischer wird eher der Fall, wenn man von der längeren Fahrt mit ausgelutschter Batterie nach Hause kommt. Aber auch das ist eher die konstruierte Ausnahme für Worst-Case-Szenarien, denn die Leute werden schon der Reichweitenangst wegen nicht auf den letzten 10% nach Hause jagen, und auch wegen der Ladekennlinie wegen werden die Leute eher schon im mittleren Kapazitätsbereich unterwegs nachladen, weil es in diesem Bereich am zügigsten geht.
g.vogt hat geschrieben:Die durchschnittliche tägliche Pendelstrecke liegt bei ca. 10 km.
falsch, sind rechnerisch 50 bis 60km, wenn man die weniger bewegten zB Stadtfahrzeuge berücksichtigt, sind praktisch eher 100km relevant, und je Haushalt gibt's dann ja statistisch zwei Autos aufzuladen ...
Die Rechnung versteh ich nicht. Geh doch auch mal praktisch ran. 50km im Stadtverkehr und auch auf Stadtautobahnen bedeutet, dass man früh und abends ne Stunde unterwegs ist, mindestens. Gibt sicherlich einige, die sich das zumuten müssen, aber das ist nicht der Schnitt.

Re: Rund ums Auto

Verfasst: Do 5. Sep 2019, 01:34
von Goisbart
g.vogt hat geschrieben: Du darfst das gerne konkreter ausführen, wenn du dazu genaueres weiß. Natürlich darf man nicht seine 16A-Sicherungen pro Steckdose zusammenrechnen.
Aber m.E. kann man die Situation in der Wohnung nicht mit dem Hausanschluss gleichsetzen.
Das war nur ein veranschaulichendes Beispiel. Aber allein schon in der von Dir genannten DIN werden 11 Wohnungen mit 100 A abgesichert und 100 Wohnungen mit 160 A, das zeigt schon recht gut, wie ausgelegt wird.
Wenn nun weiterhin 3 Fahrzeuge gleichzeitig mit 11 kW laden, sind das immernoch bereits 10% des Nennstroms. Dies nur duch 3 Fahrzeuge von 100 Wohneinheiten!
Schöner formuliert: Ein Haushalt der gerade mit 11 kW lädt, belastet das Netz mit dem zehnfachen der nach DIN abgeschätzten Durchschnitslast ausgehend von einem 100 WE Block. Und dabei ist noch keine Wäsche gewaschen, kein Kaffe gekocht und das Essen ist kalt.

Und 3 von hundert Haushalten sind eben nicht die Maximalforderung, wieviele Autos sind täglich auf der Straße? Angemeldet sind 45 Mio.
Genau, "in 10 Jahren machen wir uns dann mal Gedanken", das kommt mir bekannt vor... da wäre ich mit "albern" und "Blödsinn" vorsichtig.
Es ist Mitternacht durch und auf dem Balkon pfeift der Wind. Das Wehr in ein paar km Entfernung rauscht auch die ganze Nacht...
Es war im Juni schon mehrfach eng, aber es wird immerhin weiter ausgebaut. Hoffentlich ist es für Dich ok, wenn bald nicht nur das Wehr rauscht, sondern die Windkraftanlagen pfeifen und surren oder die Stromleitung vor dem Haus bitzelt. Für mich ja.
Bedenke auch, dass nicht immer Wind weht.
...Wer eh erst am nächsten Morgen wieder 10km bis zum Arbeitsplatz rollt...
Du erinnerst Dich, dass die durchschnittliche Fahrleistung ALLER PKW in D bei ca. 14tkm lag? Das sind übrigens Mo-So 38 km/Tag.
Eine Gastherme für das Warmwasser ist jedenfalls immer noch die bessere Lösung als eine elektrischer Durchlauferhitzer, der seinen Strom vom gasbetriebenen Kraftwerk der Stadtwerke bekommt, vom Braunkohlekraftwerk mal ganz zu schweigen...
Hm, schwierig. Einerseits mit sauberem Strom für die E-Mobilität werben, aber der el. Durchlauferhitzer bekommt Energie auf fossiler Basis?
Angenommen der DLE bekommt echten "Ökostrom", ist er einer Gas- oder Öltherme vorzuziehen. Der Wirkungsgrad eines DLE ist sehr, sehr gut.
Natürlich gibt es auch durch Wasserkraft "gereinigten" Ökostrom der ursprünglich aus fossiler Energie stammt, aber das trifft die "sauberen" E-Fahrzeuge auch.

Re: Rund ums Auto

Verfasst: Do 5. Sep 2019, 09:05
von dimitri
g.vogt hat geschrieben: Das ist auch wieder so eine polemische Zuspitzung. Ehe man auch nur mit dem Gedanken spielen darf, einen Prospekt über ein E-Auto in die Hand zu nehmen, muss man selbstverständlich Solarthermie auf dem Dach haben.
Da ist absolut nichts polemisches, sondern komplette Realsatire. Wer die letzten Jahre mit dem Gedanken gespielt hat eine ÖL Heizung in einen Neubau einzubauen wird wissen was ich meine. Im Auto wurde der Diesel (=nicht gefärbtes Heizöl) vor nicht allzu langer Zeit als Klimaretter gefeiert, im Haus hingegen war er eine Dreckschleuder, es sollte besser eine Pelletsheizung sein oder wenigstens Gas / Wärmepumpe.

Das gleiche Spiel wieder mit Strom. Ich weiß nicht, ob eine reine Stromheizung in einem Neubau noch genehmigungsfähig ist, allerdings hat sie, im Gegensatz zum geförderten E-Auto, auch echte wirtschaftliche Vorteile für den Hausbauer. Es entstehen keine einmaligen und laufende Kosten (Kaminkehrer, Service) für den Gasanschluss, Brenner, Kamin und Solarthermie. Das Verlegen der FBH ist deutlich einfacher und günstiger. Würde man also die Besteuerung von Heizstrom so regeln wie auch Heizöl oder Gas besteuert werden, wäre jede neue Heizung eine Stromheizung.

Also: wieso ist lokal emissionsfrei fahren gut aber lokal emissionsfrei heizen nicht?

Re: Rund ums Auto

Verfasst: Do 5. Sep 2019, 09:11
von Indianer
Goisbart hat geschrieben:100 Wohnungen mit 160 A
1,1kW je Haushalt ... :(
dimitri hat geschrieben:reine Stromheizung
mit Wärmepumpe gerne ... :wink:

Re: Rund ums Auto

Verfasst: Do 5. Sep 2019, 09:29
von g.vogt
"Genau, "in 10 Jahren machen wir uns dann mal Gedanken", das kommt mir bekannt vor... da wäre ich mit "albern" und "Blödsinn" vorsichtig."

Wenn Berta Benz auf euch weitsichtige Bedenkenträger gehört hätte gäbe es vermutlich heute noch keine Motorkraftwagen.

Re: Rund ums Auto

Verfasst: Do 5. Sep 2019, 11:00
von Observer
g.vogt hat geschrieben: Wenn Berta Benz auf euch weitsichtige Bedenkenträger gehört hätte gäbe es vermutlich heute noch keine Motorkraftwagen.
Die Ausgangssituation war zu Zeiten von Bertha Benz eine völlig andere. Heute geht es nicht um eine Inovation für Wenige, sondern um ein Massenereignis. Und die Kenntnisse die wir heute über die Auswirkungen von diesen Massenereignissen haben sind hinreichend, um extreme Bedenken zu haben. Nun sind unsere Laienbedenken aber nicht der Maßstab, der bei der Entscheidungsfindung berücksichtigt wird. Es geht um weitreichende Wirschaftsinteressen. 8O