Goisbart hat geschrieben:Man darf das Thema Ladeströme nicht unterschätzen. Im Vergleich zur Waschmaschine oder einem Herd werden die höheren Ströme deutlich länger gefordert. Wama und Herd heizen schließlich nur für wenige Minuten mit hoher Last, da dauert das Laden in jedem Fall länger. Wenn man nun sieht, was bei typischen Kochzeiten jetzt schon im Netz passiert...
Eine 40-Grad-Wäsche braucht immerhin auch ca. 0,5 kWh. Ok, das ist "nur" ungefähr 1/6 des Nachladebedarfs des Durchschnittspendlers.
Wie hoffentlich bekannt ist, bedeutet die elektrische Absicherung auch nicht, dass das Netz dahinter auch nur annähernd für die abgesicherte Last auf Dauer und mehrere Teilnehmer ausgelegt ist. Als Beispiel braucht man nur seine Steckdosen in Wohnung/Haus zu zählen und mit 16 A zu multiplizieren und mit der Haussicherung zu vergleichen. So auch bei Häusern und Wohnungen bis zum nächsten Verteiler oder Trafo.
Du darfst das gerne konkreter ausführen, wenn du dazu genaueres weiß. Natürlich darf man nicht seine 16A-Sicherungen pro Steckdose zusammenrechnen.
Aber m.E. kann man die Situation in der Wohnung nicht mit dem Hausanschluss gleichsetzen. Hier geht es darum, dass kein einzelner Haushalt durch auch noch so große Lasten das ganze Haus totlegt. Gleiches dürfte bei den Stufen davor gelten.
Wie oben schon erwähnt: Wir haben hier 3x25A Schmelzsicherungen verplombt vor dem Zähler liegen. Die sollten möglichst nicht fliegen, denn dann ist stundenlang der Ofen aus, bis die Stadtwerke ins Haus kommen. Hinterm Zähler sitzt ein Schutzschalter, der m.E. eine Stufe drunter dimensioniert ist, also vermutlich 3x16A. Der soll im Falle eines Falles fliegen, weil den der Kunde auch selber wieder einschalten kann.
Hier muss also die Infrastruktur modernisiert werden. Mindestens intelliegenter muss sie werden, eventuell muss die Kapazität erhöht werden. Nutzer müssen einsehen, dass mit unterschiedlichen Prioritäten geladen wird.
Keine Frage, das wird notwendig werden. Aber wenn man mit der Maximalforderung rangeht und unterstellt, dass sämtliche Familien gleichzeitig ihren Zweitwagen durch ein E-Auto ersetzen, dann wirds einfach albern. Das ist ein Prozess, den man mit der Haushaltssteckdose beginnen kann und in 10 Jahren muss man sich dann mal Gedanken machen, ob man die inzwischen 3 E-Autos im MFH schon per intelligenter Steuerung ausbalancieren muss.
Es geht doch gar nicht darum, dass von jetzt auf gleich sämtliche TG-Stellplätze eine Wallbox mit 22 kW bekommen. Im Moment geht es um den einen Enthusiasten des ganzen MFH, der gerne seine Zoe über Nacht an die Steckdose hängen möchte. Und dem sollen bitte miesepetrige Vermieter und missgünstige Eigentümergemeinschaften keine Steine mehr in den Weg legen können, wenn er ganz allein auf eigene Kosten die Dose verlegen lassen möchte.
Woher nachts der saubere Strom in diesem Ausmaß kommen soll, wird sicher auch noch herausfordernd.
Es ist Mitternacht durch und auf dem Balkon pfeift der Wind. Das Wehr in ein paar km Entfernung rauscht auch die ganze Nacht...
Ein Pendant zur Mineralölsteuer halte ich für wahrscheinlich. Falls die Politik Elektromobilität nicht abwürgen möchte, wird es aber noch einige Zeit dauern.
Ähnlich wie beim Nachtstrom für die Nachtspeicherheizung könnte man Anreize setzen. Wer unbedingt in einer halben Stunde den E-SUV vollmachen muss, der soll entsprechend blechen. Wer eh erst am nächsten Morgen wieder 10km bis zum Arbeitsplatz rollt, wo ebenfalls Ladeanschlüsse warten, der bekommt günstigeren Strom in der Schwachlastzeit.
Und wer über xx kW ElektroThermen lästert, hat hoffentlich Solarthermie auf dem Dach. Denn Elektromobilität soll uns doch mit sauberem Strom "dekarbonisieren", da wäre eine Öl- oder Gastherme eine merkwürdige Wahl.
Das ist auch wieder so eine polemische Zuspitzung. Ehe man auch nur mit dem Gedanken spielen darf, einen Prospekt über ein E-Auto in die Hand zu nehmen, muss man selbstverständlich Solarthermie auf dem Dach haben. Und die solcherart Belehrenden hüpfen danach behände in ihren 300-PS-SUV mit dem cw-Wert einer Schrankwand und donnern mit 240 Sachen auf der linken Spur davon, dem Sonnenuntergang entgegen.
Eine Gastherme für das Warmwasser ist jedenfalls immer noch die bessere Lösung als eine elektrischer Durchlauferhitzer, der seinen Strom vom gasbetriebenen Kraftwerk der Stadtwerke bekommt, vom Braunkohlekraftwerk mal ganz zu schweigen...