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Kann man einen Raum überdämpfen?
Verfasst: Mo 18. Apr 2005, 21:53
von Raico
Hallo allerseits!
Manche sagen zu obiger Frage ja wohl JA, andere NEIN. Ich möchte mich der zweiten Gruppe anschließen. Auch nach meinen Erfahrungen lässt sich ein üblicher Wohnraum kaum überdämpfen. Ich habe nach und nach immer mehr Schaumstoff-Elemente, Kissen u.ä. in die Ecken meines Hörraums gepackt, und der Klang wurde dabei immer präziser, durchsichtiger und es dröhnte weniger. Ich habe kürzlich bei einem Freund, der auf bass-stärkere Boxen umgestiegen ist und deshalb Dröhnprobleme bekam, dieselben Erfahrungen gemacht: Wir haben den Raum einfach immer weiter bedämpft, bis es passte. Mein schlichter Rat: Wenn es dröhnt, holt die Gästematratze hervor und lehnt sie an die Wand, packt Kissen in die Ecken oder kauft die professionellen Cornerblocks - Hauptsache: Dämmung in den Raum! Und dabei keine Angst vor Volumen haben! (Ich weiß: Ist nicht immer Partner-kompatibel!) Der Klang wird dabei aber immer besser! Es geht auch mit ganz einfachen Mitteln!
Wie sehen eure Erfahrungen aus?
Verfasst: Mo 18. Apr 2005, 22:17
von BlueDanube
Wenn die Boxen ziemlich breit abstrahlen und der Raum hauptsächlich im Hochtonbereich stark bedämpft ist, dominiert der Grundton- und Mitteltonbereich im Nachhall, was einen recht mulmigen Klang bewirken kann.
Wenn die Dämpfung über den ganzen Frequenzbereich gleichmäßig ist, nimmt die Präzision mit zunehmender Dämpfung immer mehr zu, ohne den Klang negativ zu beeinflussen.
Wenn die Dämpfung aber in Richtung "schalltoter Raum" geht, möchte ich in diesem Raum nicht wohnen....
Verfasst: Di 19. Apr 2005, 10:18
von Kingping
also meiner bescheidenen erfahrung nach, seh ich das so wie raico.
die gleichmässigkeit der bedämpfung ist aber auf jeden fall sehr wichtig.
mein dachbodenraum ist zwar ziemlich unproblematisch was raummoden usw betrifft aber extrem hallig.
auf ls höhe hab ich mein zimmer mit basotect ziemlich gut bedämpft.
wenn ich aber in >2m höhe klatsche ist noch immer dieser, fast schon schrille, nachhallton.
ausser links und rechts von den fronts, da hab ich das basotect bis fast ganz rauf aufgestellt.
im hifi-forum war jmd der in seinem raum in allen ecken cbs und ein paar wallpanels hat und eine nhz von 0.1s bis ~30hz gemessen hat.
ich wusste gar nicht, dass die so tief bedämpfen. aber das macht anscheinend die anzahl?
gibts eine billige messmethode? würd mich stark interessieren, wieviel ich hab.
Verfasst: Di 19. Apr 2005, 11:30
von Audiophilius
Mich würde interessieren welchen Alternativen es (neben Kissen und Matrazen und den teuren Absorbern) gibt. Ich befürchte für eine breitbandige Bedämpfung gibt es keine Alternative zu professionellen Absorbern.
Boris
Verfasst: Di 19. Apr 2005, 11:51
von FwvG
Es gibt eine gute Möglichkeit welches aber nur den Mittel und Hochtonbereich bedämpft.
Teppich an die Wände, das habe ich bei mir im HK und bin von dem Klang jeden Tag auf das neue angetan.
Verfasst: Di 19. Apr 2005, 13:49
von raw
Im Allgemeinen gilt ein Raum als "überdämpft", wenn ein "ungesundes" Verhältnis der oberen Mitten- und Höhenabsorption zur Absorption der unteren Mitten und Tiefen besteht, also die Höhen zu stark bedämpft werden und im Bass kaum Dämpfung vorhanden ist. Da aber Lautsprecher mit 2.5cm Kalotten im HT-Bereich stärker bündeln, macht das kaum etwas aus. Ich kann BlueDanube nur zustimmen. Aber zudem muss ich sagen, dass sich ein "dumpfer Raum" auch außerhalb des Musikhörens komisch/mulmig anhört. Darin fühlt man sich nicht sehr wohl. Genauso wie in einem sehr halligen Raum. Man kann festhalten
: Es kommt nicht nur darauf an, ob bedämpft wird, sondern auch
wie bedämpft ein Raum wird.
Greetz
Denis
Verfasst: Di 19. Apr 2005, 19:32
von Ph0b0ss
Zu dem Thema hatte ich schonmal einen Thread gestartet, hier der Link:
"Raum mit zu vielen Schaumstoff-Absorbern ''überdämpfen'' "
http://www.nubert-forum.de/nuforum/view ... rd%E4mpfen
Verfasst: Mi 20. Apr 2005, 14:08
von US
raw hat geschrieben:Im Allgemeinen gilt ein Raum als "überdämpft", wenn ein "ungesundes" Verhältnis der oberen Mitten- und Höhenabsorption zur Absorption der unteren Mitten und Tiefen besteht, also die Höhen zu stark bedämpft werden und im Bass kaum Dämpfung vorhanden ist. Da aber Lautsprecher mit 2.5cm Kalotten im HT-Bereich stärker bündeln, macht das kaum etwas aus.
Hallo Denis,
gerade die Zunahme des Bündelungsmaßes im Hochtonbereich, die praktisch alle Lautsprecher aufweisen, erfordert eine starke Bedämfung im Tiefton/ Mittelton und zu hohen Frequenzen abnehmende Bedämpfung. Oder zumindest halbwegs frequenzneutral.
Je größer das Mißverhältnis zwischen Mitten und Höhen im Leistungsfrequenzgang eines Lautsprechers ist, desto wichtiger ist es, die Höhenabsorption gering zu halten.
Praktisch gesehen:
Überdämpfung im Baßbereich ist praktisch unmöglich, in den Mitten schwierig bsi machbar und im Hochton ganz leicht zu erzielen.
Als Leitfaden verfährt man so nicht schlecht:
1. Tue alles dafür dem Raum Baßenergie zu entziehen
2. Bedämpfe Early Reflections im Mitteltonbereich
3. Halte das Schallfeld im Mittel/Hochtonbereich diffus.
Da Bereits die Maßnahmen zur Bedämpfung des Basses und Reduktion der Early Reflections den Hochtonbereich massiv bedämpfen, sollte man keine speziellen Hochtonabsorber einsetzen.
Kleinvolumige Schaumstoffplatten sind immer kontraproduktiv, sofern sie nicht zur Unterdrückung von Early Reflections notwendig sind.
Unterschätzt wird auch gerne die Wichtigkeit eines diffusen Schallfeldes.
Gruß, Uwe
Verfasst: Mi 20. Apr 2005, 15:09
von raw
Hallo Uwe,
nein, bitte nicht schockiert sein.
Ich habe mich wohl nur unglücklich ausgedrückt. Ich meinte, dass aufgrund der starken Bündelung schon sowieso kaum diffuser Hochtonschall zum Hörer kommt und man mit Noppenschaumstoff (Hochtonabsorber) nicht sehr viel Wirkung erzielen wird. Es wäre nur eine kleine Schalldruckverringerung im HT-Bereich im Gesamtschallfeld. Mit einem "konventionellen LS" in einem schlecht, aber dennoch linear bedämpften Raum klingt's dumpf. Mit gleichmäßg breit strahlenden LS, würde es mit Noppenschaumstoff bestimmt grausig klingen. In dem o.g. Raum würde hier der Klang sehr viel besser sein.
gerade die Zunahme des Bündelungsmaßes im Hochtonbereich, die praktisch alle Lautsprecher aufweisen, erfordert eine starke Bedämfung im Tiefton/ Mittelton und zu hohen Frequenzen abnehmende Bedämpfung. Oder zumindest halbwegs frequenzneutral.
Zwei kleine OT-Fragen, da es so passend ist
: Wie rechnet man den Bafflestep aus? Wie kann man ganz grob das Bündelungsverhalten eines LS rechnerisch bestimmen? Danke!!
Je größer das Mißverhältnis zwischen Mitten und Höhen im Leistungsfrequenzgang eines Lautsprechers ist, desto wichtiger ist es, die Höhenabsorption gering zu halten.
Ich habe früher viel mit meinen Folie-überzogenen Absorbern herumprobiert. Der Hochton und obere Mitten waren somit sehr schwach bedämpft. Die unteren Mitten und der obere Bassbereich waren hingegen recht gut bedämpft. Der Klatschtest bestätigte es: Ein sehr heller Nachhall. Erst die acht Schaumstoffabsorber brachten Besserung.
Gruß
Denis
Verfasst: Mi 20. Apr 2005, 18:15
von Silvester
raw hat geschrieben:
Ich meinte, dass aufgrund der starken Bündelung schon sowieso kaum diffuser Hochtonschall zum Hörer kommt und man mit Noppenschaumstoff (Hochtonabsorber) nicht sehr viel Wirkung erzielen wird.
Vielleicht nicht viel, aber man macht sozusagen die Katastrophe perfekt. Der im Vergleich zum restlichen Frequenzspektrum schon zu geringe Diffusschall wird noch weiter reduziert.
raw hat geschrieben:
Es wäre nur eine kleine Schalldruckverringerung im HT-Bereich im Gesamtschallfeld.
Es wäre eine Schalldruckverringerung ausschließlich im diffusen Anteil des HT-Bereiches. Nichts für ungut, aber ich bin mir nicht sicher, ob Du wirklich das gleiche wie US meinst ...