Seite 1 von 1

Klang von Lautsprechersicken

Verfasst: So 24. Apr 2005, 21:22
von Raico
Hallo allerseits!

Eben schaue ich meinen beiden AW 1000 bei ihrer fröhlichen Gymnastik zu - da kommt mir doch eine Frage in den Sinn:

Welchen Klang erzeugen eigentlich Lautsprechersicken?

Immerhin sind es bei den Subs 3 cm dicke Wülste, die ja auch schon ein gewissens Luftvolumen bewegen, wobei sie sich auch noch permament verformen. Wenn die Membran das auch täte.... Oh Graus!
Wie würde so eine Sicke wohl alleine klingen?
Steuert sie eher Verzerrungen bei, die man mehr oder weniger in Kauf nehmen muss, oder liefert sie auch vernünftige, gewollte Schallanteile? Kann man den Klang der Sicke alleine eigentlich "herausfiltern"?

Ist vielleicht eher ein allgemeines Thema und passt dann eher zu Basiswissen. Ich stelle es trotzdem mal hier rein, weil es bei den Subs so auffällt.
Vielleicht ist es für die Spezialisten ja auch ein alter Hut? Dann her mit den Erklärungen!

Gruß!

Verfasst: Di 26. Apr 2005, 14:49
von bassy
Ich würde sagen, sie erzeugen fast keinen Ton!
Nur ein "Verformungston" (lustiges Wort). Heißt, bewegen mal ein Stück Gummi schnell hin und her...

Da müsstes du dir auch gleich noch eine Frage stellen, und zwar:

Welchen Klang erzeugen eigentlich Zentrierspinnen??

Meiner Meinung erzeugen sie fast keinen bis keinen Ton. :)
Sicke und Zentrierspinne dienen nämlich dazu, das Chassis wieder in seine Ursprungsform zurückzubringen! :idea:
Sonst würde es ja gar keinen Ton ohne geben!

Gruß Bassy

Verfasst: Di 26. Apr 2005, 15:08
von BlueDanube
Gummisicken sind elastisch und haben dadurch eine Eigenfrequenz. Das bewirkt eine kleine Unebenheit im Frequenzgang.
Um das zu vermeiden, wurden vor 20 Jahren Schaumstoffsicken verwendet, die diesbezüglich neutraler waren, leider zerfallen die nach 15 Jahren zu Staub....

Verfasst: Di 26. Apr 2005, 16:04
von OL-DIE
Hallo Raico,

hier ein Beitrag von Herrn Nubert zum Thema Sickenzerfall, Alterung und akustische Eigenschaften von Sicken .
Erwähnt wird die gute innere Dämpfung der alten Sicken.

Gruß
OL-DIE

Verfasst: Di 26. Apr 2005, 21:23
von Raico
Hi bassy!

Die Funktion ist mir natürlich klar. Trotzdem müssen Sicken "nebenbei" aber auch selber noch Schallwellen abgeben, einfach weil sie - besonders in dem Bereich, wo sie an der Membran angeklebt sind - die Bewegungen der Membran ja mitmachen. Nur ist die Membran steif, und die Sicke weich.
Klar: Ist ein ziemlich spezielles Thema. Aber gerade bei den langhubigen Chassis wie im AW 75, 1000, 1500, sind die Sicken relativ dick, weshalb ihr Anteil am Gesamtschall eines Chassis im Vergleich zu anderen Menbranen, die mit schmaleren Sicken aufgehängt sind, höher sein müsste.
Aus Laiensicht würde ich sagen, dass DIESER Umstand ein Nachteil langhubiger Chassis sein müsste.
Vielleicht kann ja mal ein Entwickler was dazu sagen.

Hi OL-DIE!
Danke für den Link! Aber mir geht es weniger darum, ob Schaumstoffsicken irgenwann zerbröseln oder ob LS schlechter klingen, weil die Sicken ausleiern, sondern darum, welchen Anteil sie ÜBERHAUPT - auch bei völlig neuen und einwandfreien Lautsprechern - am Geamtklang haben.

Gruß!

Verfasst: Di 26. Apr 2005, 21:32
von BlueDanube
BlueDanube hat geschrieben:Gummisicken sind elastisch und haben dadurch eine Eigenfrequenz. Das bewirkt eine kleine Unebenheit im Frequenzgang.
Um das zu vermeiden, wurden vor 20 Jahren Schaumstoffsicken verwendet, die diesbezüglich neutraler waren....
OL-DIE hat geschrieben:Erwähnt wird die gute innere Dämpfung der alten Sicken.
Raico hat geschrieben:Hi OL-DIE!
Danke für den Link! Aber mir geht es weniger darum, ob Schaumstoffsicken irgenwann zerbröseln oder ob LS schlechter klingen, weil die Sicken ausleiern, sondern darum, welchen Anteil sie ÜBERHAUPT - auch bei völlig neuen und einwandfreien Lautsprechern - am Geamtklang haben.
Wer lesen kann, ist klar im Vorteil!

Verfasst: Di 26. Apr 2005, 23:40
von Steppenwolf
Zum Thema "Lautsprechersicken" fällt mir gerade ein Malheur ein, mit dem ich mich vor einigen Jahren auseinandersetzen musste.

Eigentlich waren es Zwei.

Das 1.:
In den 80er'n (ab '85) hatte ich in meinem Auto ein Speaker System von Braun.
Weiß nicht mehr wie es hieß. Aber war zu der Zeit klanglich nicht zu verachten.
Eingebaut in der sogenannten "Hutablage".
Nach einigen Jahren (ca. 5?) zerbröselte die Sicke eines Tieftöners (TMT?) einfach.
Ich meine mich erinnern zu können, das die Sicke einer Schaumstoffkonstruktion sehr nahe kommt.
Was für ein Ärger über solch einen Schrott damals. Die Einwirkung der UV-Strahlung hatte
diesen Vorgang wohl beschleunigt.

Das 2.:
Der Tieftöner (Vifa) meines linken TML-LS (siehe Album). Hier löste sich nach gut 9 Jahren die Sicke
von der PP-Membrane. Was für eine schrottige Qualität. :(

Hatte einer hier schon mal ähnliche Erfahrungen gemacht?

Auf jeden Fall fiel mir damals nix anderes dazu ein, als mich mittels Vulkanisierklebers aus dem Fahrradschlauch-Reparaturset zu behelfen.

Und, es hält bis heute. :lol:

Welch ein Wunder.
Raico hat geschrieben:Welchen Klang erzeugen eigentlich Lautsprechersicken?
Dazu fällt mir ATM (Gruß an JensII :wink: ) ein, das im PA-Bereich sogenannte "hart aufgehängte" Bass-Chassis (JBL, Electro Voice z.B.)
zum Einsatz kommen, wogegen im Homebereich überwiegend "weich aufgehängte" Bass-Chassis anzutreffen sind.

Was ich nur weiß: hart aufgehängte Bass-Chassis besitzen eine höhere Resonanz- oder Eigenfrequenz als
die etwas weicher aufgehängten Chassis.

Das heißt doch, die "harten" bedienen eher den Kickbassbereich, die "weichen" liefern mehr Tiefbass und sind
damit eher "Hifi-Tauglich".

Darüber hinaus sind natürlich die Anforderungen von Systemen im PA-Bereich eine andere (hohe Belastbarkeit etc.),
als im Home-Bereich.

Nun meine Fragen:

1.: Wie ist denn jetzt eine Sicke bei "hart aufgehängten" Bass-Chassis konstruiert?
Gummi sicherlich nicht. Oder doch? Habe da jetzt eine Gedächtniss-Lücke.

2.: Gab es bei der NSF in früheren Jahren mal solche "harten" Bass-Chassis in irgendwelchen Entwicklungsstadien
bei Subwoofern?

3.: Oder ist unter 2. gefragte ATM nicht mehr der Rede Wert?

4.: Zum von OL-DIE gelinkten Thread:

Zur Aussage von G. Nubert,
5 Jahre Dauertest in Discotheken brachten keine Probleme zum Vorschein, - fast unbegrenzte Haltbarkeit im Alltag erschien also logisch.
Inzwischen ist aber klar, daß sämtliche Schaumstoff-Sicken der 70er bis Mitte der 80er Jahre (vor allem abhängig von Temperatur und UV-Einstrahlung) nach etwa 13 bis 20 Jahren unbrauchbar werden. Meistens "zerfallen" sie, weil ihre mechanische Festigkeit (ähnlich wie bei nassem Zeitungspapier) immer geringer wird. Alle Lautsprecher-Hersteller sind von diesem Problem betroffen.
Kann ich mir irgendwie nicht vorstellen, dass in den Disco's damals Schaumstoff-Sicken zum Einsatz kamen.

Oder war das wirklich nur in den 70'ern und 80'ern der Fall?
Siehe wiederum Frage 1.

[Edit]

Verfasst: Mi 27. Apr 2005, 13:47
von OL-DIE
Hallo Raico,

nun habe ich noch mal die Suchfunktion benutzt und folgende Informationen zum Thema "Sicke" und Einfluss auf den Klang gefunden:
...Bei geschlossenen Boxen gibt es eine "allgemein taugliche" Methode, den maximalen Schalldruck im Bassbereich anhand der Membranfläche und dem gemessenen Hub recht genau abzuschätzen.

(Dabei wird nur die "Grundwelle" betrachtet und Auswirkungen durch mitschwingende Gehäuse werden vernachlässigt.)

Wenn man in die zugehörigen Gleichungen Werte für "volume displacement" (Verschiebe-Volumen), Frequenz und Messabstand eingibt, erhält man unter "Freifeld-Bedingungen") für einen Strahler von 100 cm² und 1 cm "peak/peak-Auslenkung" im Abstand von 1 m bei 50 Hz --> SPL=90dB, bei 100 Hz --> SPL=102 dB, was auch sehr gut mit unseren Messungen übereinstimmt.
(Die Breite der Sicke wird bei der Berechnung der "Effektiv-Fläche" des Strahlers zu 1/3 mitgerechnet.) ...
Fundstelle:
http://www.nubert-forum.de/nuforum/view ... icke#88123

Im Zusammenhang mit dem AW-1000:
- Durch die breitere Sicke mit höherer "shore-Härte" und zur Membran hin "flacher auslaufenden" Formgebung konnten die ohnehin schon sehr niedrigen Klirrfaktor-Werte nochmals verringert werden.
Fundstelle:
http://www.nubert-forum.de/nuforum/view ... icke#41397
Für die nuWave 3 und nuLine 30 konnten Lautsprecher-Chassis "gezüchtet" werden, die (mit der gleichen Mehrschichtmembran wie bisher) trotz etwas größerem Magnet-System und etwas breiterer Sicke den absolut identischen Wirkungsgrad und fast identischen Frequenzgang (innerhalb +- 0.5 dB) wie unser bisheriges, extrem präzises 18 cm-Chassis aufweisen.
Fundstelle:
http://www.nubert-forum.de/nuforum/view ... sicke#7568

Vielleicht kannst du mit diesen Angaben und Beiträgen einen Nutzen ziehen...

Gruß
OL-DIE