CD der Woche: Spock's Beard - Octane
Verfasst: Mi 27. Apr 2005, 19:48
Diese Woche möchte ich dem aktuellen Output von Spock's Beard ein paar Zeilen widmen. Durchaus in dem Bewusstsein, dass es immer eine gewisse Gefahr in sich birgt, ein Album zu beurteilen welches man noch nicht allzu lange besitzt. Vielleicht hat man sich noch nicht intensiv genug mit der Scheibe beschäftigt, vielleicht ist man auch zu wenig Distanz, vielleicht sollte der "Test of Time" erst bestanden sein. Naja, die Scheibe läuft bei mir seit ein paar Wochen in Dauerrotation, von daher traue ich mir ein Urteil schon zu...
Musik ist sowieso ein sehr emotionales Lebewesen, also immer ran an den Speck.
Zunächst war ich unschlüssig, ob ich die neue Scheibe der Bärte wirklich haben muss. Seit Übervater Neal Morse die Band verlassen hatte, schien mir der Zenit der Jungs überschritten. So war das 2003 veröffentlichte "Feel Euphoria" sicherlich nicht übel, aber auch nichts besonderes mehr. Die neue Scheibe "Octane", so ist zu lesen, soll dann noch weiter vom "Original" entfernt sein, überwiegend sogar "gewöhnlicher" Mainstream. Richtig ist ohne Zweifel, Spock's Beard klingen ohne Neal Morse anders. Zweifellos ist es aber falsch, die Band nun als "08/15 Rockband" abzutun.
"Feel Euphoria" klang noch ein wenig unentschlossen. Teils wollte man den "Morse-Stil" kopieren, teils wollte man unbedingt anders klingen. Das Ergebnis erschien nicht völlig ausgereift. Auf Album Nummer Zwei nach Neal Morse, haben die Jungs ihren Weg gefunden. Es gibt tolle Rockmusik mit deutlicher Retroprog-Schlagseite zu hören. Ich bin begeistert, und sehr froh dieses tolle Album gekauft zu haben.
Dann wollen mir mal ins Geschehen einsteigen. Das Album bietet uns zunächst das sehr starke "A Flash before my Eyes". Ein Werk welches aus sieben Einzelstücken besteht. Es handelt sich also nicht um einen organischen Longtrack, sondern jeder Abschnitt kann auch ohne Probleme für sich allein bestehen. Auf den Hintergrund der Story von "A Flash before my Eyes" möchte hier nicht näher eingehen. Ich lege jedem Interessierten ans Herz das Booklet zu studieren. Selten wurde ein schreckliches Ereignis, auf so ansprechende, faszinierende Art musikalisch und lyrisch umgesetzt.
"The Ballet of the Impact" begrüsst uns mit Mellotronklängen, damit rennt man bei mir quasi offene Türen ein. Überhaupt liefert Ryo Okumoto auf diesem Album fantastische Arbeit an den Keyboards ab. Spätestens wenn der Gesang von Nick D'Virgilio einsetzt gibt es kein Halten mehr. Unglaublich welch stimmliche Entwicklung der Mann genommen hat. Sang er bereits auf älteren Spock's Beard Alben hin und wieder einen Song, konnte sich aber natürlich nicht mit der warmen Stimme von Neal Morse messen, so verbreitet sein Gesang inzwischen absolute Gänsehautstimmung. Respekt vor dieser tollen Leistung!!! "I wouldn't let it go" bietet ganz leichte Country Anleihen, und wird vom tollen, emotionalen Gesang und fantastischen Keyboards dominiert. Mit "Surfing down the Avalanche" hauen die Jungs uns dann einen kräftigen Rocker um die Ohren. Anschliessend gibt es Gänsehaut und Tränen bei "She is everything". Ich liebe diesen Song, diesen Text, diesen Sound... "Climbing up that hill" ist ein schöner Rocksong mit starkem Refrain. Mit "Letting go", einem kurzem Instrumental, leitet uns Ryo Okumoto zum letzten Kapitel des "Flash..." Werkes über: "The Beauty of it all", ein melancholischer und versöhnlicher Abschluss der Story.
Tief durchatmen und schon geht es weiter. "NWC" ist ein flottes Intrumentalstück mit leichtem Frickelcharakter. "There was a Time" wiederum ist vordergründig betrachtet ein gewöhnlicher Rocksong. Aber was für einer! Trotz des bittersüßen Textes verbreitet der Song durchweg gute Laune. Spätestens beim Gitarrensolo reisst es mich dann aus dem Sofa, und ich hüpfe, wild die Luftgitarre spielend, durchs Wohnzimmer. Auch hier möchte ich wieder auf den tollen Gesang von Nick hinweisen. "The Planet's Hum" kommt als dynamisches Retrostück daher. Mit "Watching the Tide" servieren uns die Bärte eine schöne Ballade. Hier erinnert Nicks Gesang an die Stimmlage, in der er auf früheren Alben, zu Zeiten von Neal Morse, ab und zu hören war. Im weiteren Verlauf steigert der Song seine Dramatik, und Nick passt seine Stimme perfekt der Musik an. "As long as we ride" ist ein "gute Laune Rock 'n Roll Song". Der perfekte Rausschmeisser für ein tolles Album.
Mein Fazit: Die Bärte haben ihren Weg gefunden. Man versucht nicht mehr Neal Morse zu ersetzen, ein sowieso unmögliches Unterfangen, sondern geht konsequent neue Wege. Nick wird als Sänger immer besser, Ryo gehört nun endgültig zu meinen Lieblingen an den Keyboards. "Proghardliner" werden das Album vielleicht zu wenig sperrig und zu "mainstreamig" finden, ist man aber bereit über den Tellerrand zu blicken, bekommt man erstklassige Musik geboten. Ich möchte euch ausdrücklich die Limited Edition ans Herz legen, denn man bekommt eine Bonus CD mit weiteren tollen Songs geboten. Auf diese hier einzugehen, würde allerdings den Rahmen sprengen.
Weitere Empfehlungen:
The Light (1995) - Sehr starkes Debut. Frischer und spannender Retroprog vom Feinsten! (Die beiden Nachfolger "Beware of Darkness" und "The Kindness of Strangers" sind sehr ähnlich, man kann ohne Bedenken zugreifen.)
Day for Night (1999) - Die Bärte zeigen sich einfacher zugänglich, aber verfallen nicht in Flachheiten.
V (2000) - Ein weiteres Meisterwerk, wieder in Richtung der frühen Alben gehend.
Verweise auf Nebenprojekte/Soloalben verkneife ich mir. Die Progfans wissen sowieso Bescheid, Einsteiger wären vielleicht von zu viel Info erschlagen. Ausserdem sind diese Werke noch für weitere CDs der Woche gut.
Die nächste "CD der Woche" gibt es erst Mitte Mai, da ich ab Freitag zwei Wochen in südlichen Gefilden verweilen werde.
Musik ist sowieso ein sehr emotionales Lebewesen, also immer ran an den Speck.
Zunächst war ich unschlüssig, ob ich die neue Scheibe der Bärte wirklich haben muss. Seit Übervater Neal Morse die Band verlassen hatte, schien mir der Zenit der Jungs überschritten. So war das 2003 veröffentlichte "Feel Euphoria" sicherlich nicht übel, aber auch nichts besonderes mehr. Die neue Scheibe "Octane", so ist zu lesen, soll dann noch weiter vom "Original" entfernt sein, überwiegend sogar "gewöhnlicher" Mainstream. Richtig ist ohne Zweifel, Spock's Beard klingen ohne Neal Morse anders. Zweifellos ist es aber falsch, die Band nun als "08/15 Rockband" abzutun.
"Feel Euphoria" klang noch ein wenig unentschlossen. Teils wollte man den "Morse-Stil" kopieren, teils wollte man unbedingt anders klingen. Das Ergebnis erschien nicht völlig ausgereift. Auf Album Nummer Zwei nach Neal Morse, haben die Jungs ihren Weg gefunden. Es gibt tolle Rockmusik mit deutlicher Retroprog-Schlagseite zu hören. Ich bin begeistert, und sehr froh dieses tolle Album gekauft zu haben.
Dann wollen mir mal ins Geschehen einsteigen. Das Album bietet uns zunächst das sehr starke "A Flash before my Eyes". Ein Werk welches aus sieben Einzelstücken besteht. Es handelt sich also nicht um einen organischen Longtrack, sondern jeder Abschnitt kann auch ohne Probleme für sich allein bestehen. Auf den Hintergrund der Story von "A Flash before my Eyes" möchte hier nicht näher eingehen. Ich lege jedem Interessierten ans Herz das Booklet zu studieren. Selten wurde ein schreckliches Ereignis, auf so ansprechende, faszinierende Art musikalisch und lyrisch umgesetzt.
"The Ballet of the Impact" begrüsst uns mit Mellotronklängen, damit rennt man bei mir quasi offene Türen ein. Überhaupt liefert Ryo Okumoto auf diesem Album fantastische Arbeit an den Keyboards ab. Spätestens wenn der Gesang von Nick D'Virgilio einsetzt gibt es kein Halten mehr. Unglaublich welch stimmliche Entwicklung der Mann genommen hat. Sang er bereits auf älteren Spock's Beard Alben hin und wieder einen Song, konnte sich aber natürlich nicht mit der warmen Stimme von Neal Morse messen, so verbreitet sein Gesang inzwischen absolute Gänsehautstimmung. Respekt vor dieser tollen Leistung!!! "I wouldn't let it go" bietet ganz leichte Country Anleihen, und wird vom tollen, emotionalen Gesang und fantastischen Keyboards dominiert. Mit "Surfing down the Avalanche" hauen die Jungs uns dann einen kräftigen Rocker um die Ohren. Anschliessend gibt es Gänsehaut und Tränen bei "She is everything". Ich liebe diesen Song, diesen Text, diesen Sound... "Climbing up that hill" ist ein schöner Rocksong mit starkem Refrain. Mit "Letting go", einem kurzem Instrumental, leitet uns Ryo Okumoto zum letzten Kapitel des "Flash..." Werkes über: "The Beauty of it all", ein melancholischer und versöhnlicher Abschluss der Story.
Tief durchatmen und schon geht es weiter. "NWC" ist ein flottes Intrumentalstück mit leichtem Frickelcharakter. "There was a Time" wiederum ist vordergründig betrachtet ein gewöhnlicher Rocksong. Aber was für einer! Trotz des bittersüßen Textes verbreitet der Song durchweg gute Laune. Spätestens beim Gitarrensolo reisst es mich dann aus dem Sofa, und ich hüpfe, wild die Luftgitarre spielend, durchs Wohnzimmer. Auch hier möchte ich wieder auf den tollen Gesang von Nick hinweisen. "The Planet's Hum" kommt als dynamisches Retrostück daher. Mit "Watching the Tide" servieren uns die Bärte eine schöne Ballade. Hier erinnert Nicks Gesang an die Stimmlage, in der er auf früheren Alben, zu Zeiten von Neal Morse, ab und zu hören war. Im weiteren Verlauf steigert der Song seine Dramatik, und Nick passt seine Stimme perfekt der Musik an. "As long as we ride" ist ein "gute Laune Rock 'n Roll Song". Der perfekte Rausschmeisser für ein tolles Album.
Mein Fazit: Die Bärte haben ihren Weg gefunden. Man versucht nicht mehr Neal Morse zu ersetzen, ein sowieso unmögliches Unterfangen, sondern geht konsequent neue Wege. Nick wird als Sänger immer besser, Ryo gehört nun endgültig zu meinen Lieblingen an den Keyboards. "Proghardliner" werden das Album vielleicht zu wenig sperrig und zu "mainstreamig" finden, ist man aber bereit über den Tellerrand zu blicken, bekommt man erstklassige Musik geboten. Ich möchte euch ausdrücklich die Limited Edition ans Herz legen, denn man bekommt eine Bonus CD mit weiteren tollen Songs geboten. Auf diese hier einzugehen, würde allerdings den Rahmen sprengen.
Weitere Empfehlungen:
The Light (1995) - Sehr starkes Debut. Frischer und spannender Retroprog vom Feinsten! (Die beiden Nachfolger "Beware of Darkness" und "The Kindness of Strangers" sind sehr ähnlich, man kann ohne Bedenken zugreifen.)
Day for Night (1999) - Die Bärte zeigen sich einfacher zugänglich, aber verfallen nicht in Flachheiten.
V (2000) - Ein weiteres Meisterwerk, wieder in Richtung der frühen Alben gehend.
Verweise auf Nebenprojekte/Soloalben verkneife ich mir. Die Progfans wissen sowieso Bescheid, Einsteiger wären vielleicht von zu viel Info erschlagen. Ausserdem sind diese Werke noch für weitere CDs der Woche gut.
Die nächste "CD der Woche" gibt es erst Mitte Mai, da ich ab Freitag zwei Wochen in südlichen Gefilden verweilen werde.