CD der Woche: Judas Priest - Defenders of the Faith
Verfasst: Mo 5. Sep 2005, 20:48
Nach dem Ausflug der letzten Woche, der uns auf den höchsten Gipfel des Rock-Olymp führte (Für Nichtleser: Queen - Sheer Heart Attack), kann es diese Woche natürlich nur in etwas niederen Gefilden weitergehen. Damit der Fall nicht zu tief wird, habe ich einen der ganz großen Klassiker des Metal ausgegraben. Quasi von der Spitze des Everest, hinunter auf Gipfelhöhe der Anden.
1984! Ein weiteres grosses Jahr für den Metal. Iron Maiden veröffentlichen mit "Powerslave" das fünfte Hammer-Album in Folge. Metallica präsentieren sich auf ihrem Zweitwerk "Ride the Lighting" deutlich weiterentwickelt, und erreichen ein schnell wachsendes Publikum. Saxon werden mit "Crusader" zwar etwas softer, und können die Form des Überwerkes "Power and the Glory" nicht halten, sind aber noch immer weit davon entfernt zu schwächeln. Der Underground brodelt, Exodus veröffentlichen ihr Debut "Bonded by Blood".
Zurück zum Thema. Priest hauen mit "Defenders of the Faith" ihr bis dahin stärkstes Album raus. Was sich bereits beim Vorgänger "Screaming for Vengeance" andeutete, wird nun vollendet. Mit "Defenders..." will man den hart umkämpften Thron des Metal endgültig besteigen. Ob man nun Priest, Maiden oder den damals dramatisch aufstrebenden Metallica, den Titel für das "Metal-Album des Jahres 1984" zusprechen will, bleibt letztendlich wie alles eine Frage der persönlichen Vorlieben. Aus heutiger Sicht halte ich all diese Alben für Klassiker des Genres. Objektiv betrachtet, haben Iron Maiden mit "Powerslave", wohl des musikalisch reifste Metal-Album des Jahres 1984 hervorgebracht. Dies ändert aber nichts am Stellenwert der starken "Mitbewerber".
"Defenders of the Faith" beginnt mit dem schnellen "Freewheel Burning". Ein besseren Opener kann man sich kaum für ein Priest-Album wünschen. Rob Halford steht stimmlich voll unter Strom, und das Gitarrenduo Tipton & Downing haut tolle Soli raus. Bei diesem ersten Track möchte ich besonders auf das schöne, hymnenhafte Solo von Glenn Tipton hinweisen. "Freewheel Burning" gehört ohne Frage zu DEN Priest-Klassikern überhaupt. Es geht ohne Verschnaufpause weiter. "Jawbreaker" ist vielleicht nicht ganz so straight und kraftvoll wie der Opener, aber Halford zeigt sich wieder von seiner besten Seite. Wenn er gegen Ende des Songs "Jawbreeeakeeeeeeer" ins Mikro keift, bleibt kein Auge trocken. Nun wird das Tempo nochmal ein wenig gedrosselt. "Rock Hard Ride Free" ist eine fette Hymne der obersten Güteklasse. Schönes Gitarrenintro, toller Refrain, typische Priest-Lyrics. Halford beweist hier, dass er auch gemässigte Songs mit seinem Organ locker veredeln kann. Der vierte Song "The Sentinel" beschloss damals die erste Seite der LP. Eingeleitet von Gitarrenmauern, nimmt der Song rasch Fahrt auf. Halford singt noch energischer als üblich. Am Ende des Songs schmettert er den Refrain gleich viermal raus, und steigert sich mit jedem Durchgang immer weiter, bis in die pure, hysterische Raserei. Gross!!! Nicht zu vergessen natürlich die hochwertigen Soli von Tipton & Downing. Anhand des Booklets, kann man schön nachvollziehen, wer für den jeweiligen Solopart verantwortlich zeichnet. Meiner Meinung nach spielt Tipton etwas gefühlvoller als sein Kollege, aber die Unterschiede halten sich in Grenzen. Die beiden Herrschaften ergänzen sich prächtig.
Weiter geht es mit "Love Bites". Ein schleppender Song, der aber trotzdem sehr kraftvoll aus den Boxen rumpelt. Das Intro verbreitet eine finstere Stimmung, die das Stück im weiteren Verlauf sehr konsequent beibehält. Bei "Eat me Alive" drücken die Jungs wieder kräftig aufs Gaspedal. Der Text beschäftigt sich mit ******. Tatsächlich auch gut zu diversen Aktivitäten brauchbar, allerdings nicht mehr in meinem Alter, sonst endet man unter dem Sauerstoffzelt. "Some Heads are gonna roll" ist dann wieder schleppender, und baut eine ähnliche Atmosphäre wie "Love Bites" auf, auch wenn der textliche Inhalt, eher mit Mord und Totschlag, statt Sex zu tun hat. Aber diese Themen gehen beim Metal ja gern Hand in Hand. "Night comes down" ist ein schönes, balladeskes Stück. Hier hört man endlich auch mal Basser Ian Hill besser raus. Der Text ist natürlich keine Meisterleistung, aber wer erwartet das von Priest? Immerhin driftet der Song nicht zu sehr in den Kitsch ab. "Heavy Duty" ist ein Stampfer erster Güteklasse. Simpel und effektiv. Danach ist auch schon (fast) Sense, denn "Defenders of the Faith" ist lediglich ein kurzes, aber feines Outro. Man sollte die beiden letzten Tracks der Scheibe, wohl als Einheit betrachten.
Die Remaster-CD bietet zwei Bonustracks. "Turn on your Light" ist ein interessanter, ruhiger Song. Dominiert von akustischer Gitarre und Halfords Gesang. Schön, aber nicht zur Stimmung des Albums passend. Danach gibt es nochmal "Heavy Duty/Defenders of the Faith" in einer Live-Version.
Nach etwas über zwanzig Jahren bleibt als Fazit: Ein tolles Album, Pflicht für jeden Metalhead. Aus meiner heutigen, deutlich entspannteren Sichtweise betrachtet, muss ich natürlich zugeben, dass dieses Album alles enthält, was Metal-Hasser den Stahlkochern gerne vorwerfen. Hysterischer Gesang, teils saublöde Lyrics, Griffbrettwichserei etc.. Aber was solls? That's Metal!!! Ich habe an diesem Album lediglich zu bemängeln, dass das Drumming teilweise sehr statisch und nach Drumcomputer klingt. Allerdings wird das Album dadurch nicht wirklich beeinträchtigt. Wie bereits geschrieben: Pflicht für Alt- und Jungmetaller. Höre ich solche Klassiker, werde ich immer von einer leichten Belustigung ergriffen, wenn die Presse heutige Bands, wie z.B. Iced Earth oder Nollimore aka Nevermore, in den Himmel hebt.
...und natürlich die weiteren Empfehlungen:
Stained Class (1978) - Der Opener "Exciter" ist der vielleicht erste Speed Metal Track der Geschichte. Schon allein deswegen muss man dieses Album besitzen.
British Steel (1980) - Die Band auf dem Vormarsch. "Breaking the Law" und "Living after Midnight" sind Pflichtprgramm!
Screaming for Vengeance (1982) - Der Vorbote zu "Defenders of the Faith"!
Turbo (1986) - Priest goes Hard-Rock, fast schon etwas poppig. Nach dem Hammer "Defenders.." für viele damals ein Schock. Aus heutiger Sicht ein überwiegend geglücktes Experiment.
Painkiller (1990) - Klingt wie "Defenders... Pt.II", aber mit besserem Drummer.
Nach Painkiller verliess Sänger Rob Halford die Band. Ersatzmann Tim "Ripper" Owens konnte stimmlich zwar locker mit Halford mithalten, liess aber leider Feeling und Charisma vermissen. Musikalisch zeigten sich Priest etwas weniger traditionell, was bei vielen Fans aber nicht ankam. Inzwischen ist Halford wieder zurückgekehrt, und man hat ein Comeback-Album veröffentlicht.
1984! Ein weiteres grosses Jahr für den Metal. Iron Maiden veröffentlichen mit "Powerslave" das fünfte Hammer-Album in Folge. Metallica präsentieren sich auf ihrem Zweitwerk "Ride the Lighting" deutlich weiterentwickelt, und erreichen ein schnell wachsendes Publikum. Saxon werden mit "Crusader" zwar etwas softer, und können die Form des Überwerkes "Power and the Glory" nicht halten, sind aber noch immer weit davon entfernt zu schwächeln. Der Underground brodelt, Exodus veröffentlichen ihr Debut "Bonded by Blood".
Zurück zum Thema. Priest hauen mit "Defenders of the Faith" ihr bis dahin stärkstes Album raus. Was sich bereits beim Vorgänger "Screaming for Vengeance" andeutete, wird nun vollendet. Mit "Defenders..." will man den hart umkämpften Thron des Metal endgültig besteigen. Ob man nun Priest, Maiden oder den damals dramatisch aufstrebenden Metallica, den Titel für das "Metal-Album des Jahres 1984" zusprechen will, bleibt letztendlich wie alles eine Frage der persönlichen Vorlieben. Aus heutiger Sicht halte ich all diese Alben für Klassiker des Genres. Objektiv betrachtet, haben Iron Maiden mit "Powerslave", wohl des musikalisch reifste Metal-Album des Jahres 1984 hervorgebracht. Dies ändert aber nichts am Stellenwert der starken "Mitbewerber".
"Defenders of the Faith" beginnt mit dem schnellen "Freewheel Burning". Ein besseren Opener kann man sich kaum für ein Priest-Album wünschen. Rob Halford steht stimmlich voll unter Strom, und das Gitarrenduo Tipton & Downing haut tolle Soli raus. Bei diesem ersten Track möchte ich besonders auf das schöne, hymnenhafte Solo von Glenn Tipton hinweisen. "Freewheel Burning" gehört ohne Frage zu DEN Priest-Klassikern überhaupt. Es geht ohne Verschnaufpause weiter. "Jawbreaker" ist vielleicht nicht ganz so straight und kraftvoll wie der Opener, aber Halford zeigt sich wieder von seiner besten Seite. Wenn er gegen Ende des Songs "Jawbreeeakeeeeeeer" ins Mikro keift, bleibt kein Auge trocken. Nun wird das Tempo nochmal ein wenig gedrosselt. "Rock Hard Ride Free" ist eine fette Hymne der obersten Güteklasse. Schönes Gitarrenintro, toller Refrain, typische Priest-Lyrics. Halford beweist hier, dass er auch gemässigte Songs mit seinem Organ locker veredeln kann. Der vierte Song "The Sentinel" beschloss damals die erste Seite der LP. Eingeleitet von Gitarrenmauern, nimmt der Song rasch Fahrt auf. Halford singt noch energischer als üblich. Am Ende des Songs schmettert er den Refrain gleich viermal raus, und steigert sich mit jedem Durchgang immer weiter, bis in die pure, hysterische Raserei. Gross!!! Nicht zu vergessen natürlich die hochwertigen Soli von Tipton & Downing. Anhand des Booklets, kann man schön nachvollziehen, wer für den jeweiligen Solopart verantwortlich zeichnet. Meiner Meinung nach spielt Tipton etwas gefühlvoller als sein Kollege, aber die Unterschiede halten sich in Grenzen. Die beiden Herrschaften ergänzen sich prächtig.
Weiter geht es mit "Love Bites". Ein schleppender Song, der aber trotzdem sehr kraftvoll aus den Boxen rumpelt. Das Intro verbreitet eine finstere Stimmung, die das Stück im weiteren Verlauf sehr konsequent beibehält. Bei "Eat me Alive" drücken die Jungs wieder kräftig aufs Gaspedal. Der Text beschäftigt sich mit ******. Tatsächlich auch gut zu diversen Aktivitäten brauchbar, allerdings nicht mehr in meinem Alter, sonst endet man unter dem Sauerstoffzelt. "Some Heads are gonna roll" ist dann wieder schleppender, und baut eine ähnliche Atmosphäre wie "Love Bites" auf, auch wenn der textliche Inhalt, eher mit Mord und Totschlag, statt Sex zu tun hat. Aber diese Themen gehen beim Metal ja gern Hand in Hand. "Night comes down" ist ein schönes, balladeskes Stück. Hier hört man endlich auch mal Basser Ian Hill besser raus. Der Text ist natürlich keine Meisterleistung, aber wer erwartet das von Priest? Immerhin driftet der Song nicht zu sehr in den Kitsch ab. "Heavy Duty" ist ein Stampfer erster Güteklasse. Simpel und effektiv. Danach ist auch schon (fast) Sense, denn "Defenders of the Faith" ist lediglich ein kurzes, aber feines Outro. Man sollte die beiden letzten Tracks der Scheibe, wohl als Einheit betrachten.
Die Remaster-CD bietet zwei Bonustracks. "Turn on your Light" ist ein interessanter, ruhiger Song. Dominiert von akustischer Gitarre und Halfords Gesang. Schön, aber nicht zur Stimmung des Albums passend. Danach gibt es nochmal "Heavy Duty/Defenders of the Faith" in einer Live-Version.
Nach etwas über zwanzig Jahren bleibt als Fazit: Ein tolles Album, Pflicht für jeden Metalhead. Aus meiner heutigen, deutlich entspannteren Sichtweise betrachtet, muss ich natürlich zugeben, dass dieses Album alles enthält, was Metal-Hasser den Stahlkochern gerne vorwerfen. Hysterischer Gesang, teils saublöde Lyrics, Griffbrettwichserei etc.. Aber was solls? That's Metal!!! Ich habe an diesem Album lediglich zu bemängeln, dass das Drumming teilweise sehr statisch und nach Drumcomputer klingt. Allerdings wird das Album dadurch nicht wirklich beeinträchtigt. Wie bereits geschrieben: Pflicht für Alt- und Jungmetaller. Höre ich solche Klassiker, werde ich immer von einer leichten Belustigung ergriffen, wenn die Presse heutige Bands, wie z.B. Iced Earth oder Nollimore aka Nevermore, in den Himmel hebt.
...und natürlich die weiteren Empfehlungen:
Stained Class (1978) - Der Opener "Exciter" ist der vielleicht erste Speed Metal Track der Geschichte. Schon allein deswegen muss man dieses Album besitzen.
British Steel (1980) - Die Band auf dem Vormarsch. "Breaking the Law" und "Living after Midnight" sind Pflichtprgramm!
Screaming for Vengeance (1982) - Der Vorbote zu "Defenders of the Faith"!
Turbo (1986) - Priest goes Hard-Rock, fast schon etwas poppig. Nach dem Hammer "Defenders.." für viele damals ein Schock. Aus heutiger Sicht ein überwiegend geglücktes Experiment.
Painkiller (1990) - Klingt wie "Defenders... Pt.II", aber mit besserem Drummer.
Nach Painkiller verliess Sänger Rob Halford die Band. Ersatzmann Tim "Ripper" Owens konnte stimmlich zwar locker mit Halford mithalten, liess aber leider Feeling und Charisma vermissen. Musikalisch zeigten sich Priest etwas weniger traditionell, was bei vielen Fans aber nicht ankam. Inzwischen ist Halford wieder zurückgekehrt, und man hat ein Comeback-Album veröffentlicht.