CD der Woche: Morrissey - Vauxhall and I
Verfasst: Di 18. Okt 2005, 17:20
Als sich The Smiths 1987 auflösten, gab es niemanden, der in die Fußstapfen dieser Band treten konnte. Eine der wichtigsten und einflussreichsten britischen Bands der 80er, war plötzlich "einfach so" verschwunden. Wenn ich hier von Einfluss rede, dann meine ich auch Einfluss, und keinen kurzlebigen Hype. Unzählige Bands aus den Bereichen "Indie-Pop", "Indie-Rock" oder meinetwegen auch "Alternative" (Nervig diese Schubladen), wurden und werden durch The Smiths beeinflusst. Der "Brit-Pop Hype", welcher uns Mitte der 90er ereilte, und durchaus einige solide Werke hervorbrachte, machte erneut überdeutlich klar, wie gross der Einfluss der Smiths, noch immer war und ist. Er zeigte aber auch auf, dass offenbar keiner dazu in der Lage war, die noch immer klaffende Lücke aufzufüllen.
Wirklich niemand? Doch! Natürlich der Meister persönlich. Sänger und Aushängeschild der Smiths: Steven Patrick Morrissey, kurz Morrissey. Bereits 1988, ein Jahr nach dem Ende der Smiths, war er mit seinem ersten Soloalbum am Start. "Viva Hate" warf mit "Everyday is like Sunday", dann auch gleich einen Singlehit ab, und legte den Grundstein für die Solokarriere des oft umstrittenen Künstlers. Album Nummer Zwei trägt den Titel "Kill Uncle", und kann die bestechende Form des Vorgängers nicht halten. Nach gut drei Jahren, hatte man einfach etwas mehr erwartet. Aber Mozzer sollte die Kurve kriegen. Bereits 1992, also ein Jahr nach dem durchwachsenen "Kill Uncle", folgte mit "Your Arsenal" ein deftiges, rockendes Album. Der Song "National Front Disco" wurde falsch interpretiert, und man unterstellte Morrissey rechtsradikales Gedankengut. Völliger Schwachsinn, aber nicht das erste Missverständnis um den eigenwilligen Sänger. 1994 wurde "Vauxhall and I" veröffentlicht. Ein Album das gekonnt die musikalische Lockerheit des Debuts, mit der rockigen Attitüde von "Your Arsenal" verbindet. Morrisseys Band bereitet gekonnt die Bühne, für die Vorträge ihres Arbeitgebers.
So sind wir auch schon beim eigentlichen Thema. Das Album startet mit "Now my Heart is full" bedächtig, und mit warmer Stimme trägt Morrissey einen familären Text vor. Überhaupt verbreitet der Song eine warme Stimmung, in der man sich vor Wonne suhlen möchte. Doch denkt man über den Text nach, kommen durchaus gewisse Zweifel auf, ob man nicht einer Finte aufgessessen ist. "Spring-Heeled Jim" beginnt mit einem kurzem Bassintro. Dieser treibende Grundton zieht sich durch den kompletten Song, und sorgt wiederrum für einen warmen Ausdruck. Bei "Billy Budd" wird gradlinig losgerockt, hier stellt sich erneut heraus, von welch hoher Qualität auch Mozzers Mitstreiter sind. "Hold on to your Friends" präsentiert sich süss wie Zucker, aber wie immer bei Morrissey, ist man geneigt den zynischen Unterton zu suchen. Danach ereilt uns die erste Single des Albums. "The more you ignore me, the closer i get", ein sehr schnell zuschnappender Ohrwurm, quasi die ideale Single.
Bei "Why don't you find out for yourself", dominiert die akustische Gitarre, unterlegt mit einem entspannten Rhythmus. "I am hated for loving", setzt diesen Stil mit etwas anderen Mitteln fort, und obwohl "elektrischer", kommt der Song noch entspannter daher. "Lifeguard sleeping, Girl drowning" zeigt uns dann den depressiven, und vor allem zynischen Morrissey. Der Titel verrät uns die Story des Songs, und bei genauerer Beschäftigung mit dem Text, und der dazu ertönenden Musik, läuft es einem eiskalt den Rücken herunter. Egal ob man den Text so nimmt wie er ist, oder als Metapher interpretiert, er verfehlt seine Wirkung nicht. "Used to be a sweet Boy", verbreitet eine vordergründig sehr entspannte Stimmung, aber der Unterton ist zutiefst sehnsüchtig. Nun wird es wieder richtig schön zynisch. "The lazy Sunbathers" nimmt Hohlköpfe ins Visier, ein Text der aktueller ist denn je zuvor. Schon kommen wir zum Ende eines kurzweiligen und unterhaltsamen Albums. "Speedway" brodelt und rockt, einschliesslich Kettensäge kurz nach Beginn. Gegen Ende kocht der Song über, und beschliesst das Album mächtig und angemessen.
"Vauxhall and I", bietet dem Hörer alles, was er von Morrissey erwartet. Erstklassige Texte, Rock, Pop, Zynismus, eine Prise Depression und obendrauf eine erstklassige, glasklare Produktion. Bis heute mein Lieblingsalbum des Briten, obwohl es starke Vorgänger und starke Nachfolger gibt.
Weitere Empfehlungen:
Viva Hate (1988) - Starkes Debut. Das nenne ich "Brit-Pop" vom Feinsten!
Your Arsenal (1992) - Rock, Zynismus, Provokation. Tolles Album!
Southpaw Grammar (1995) - Der Nachfolger zu "Vauxhall and I", ist deutlich sperriger und härter. Sehr gelungen!
You Are the Quarry (2004) - Nach dem etwas müden "Maladjusted" aus dem Jahre 1997, nach sieben Jahren endlich ein grandioses Comeback! Mehr davon!!!!
Wirklich niemand? Doch! Natürlich der Meister persönlich. Sänger und Aushängeschild der Smiths: Steven Patrick Morrissey, kurz Morrissey. Bereits 1988, ein Jahr nach dem Ende der Smiths, war er mit seinem ersten Soloalbum am Start. "Viva Hate" warf mit "Everyday is like Sunday", dann auch gleich einen Singlehit ab, und legte den Grundstein für die Solokarriere des oft umstrittenen Künstlers. Album Nummer Zwei trägt den Titel "Kill Uncle", und kann die bestechende Form des Vorgängers nicht halten. Nach gut drei Jahren, hatte man einfach etwas mehr erwartet. Aber Mozzer sollte die Kurve kriegen. Bereits 1992, also ein Jahr nach dem durchwachsenen "Kill Uncle", folgte mit "Your Arsenal" ein deftiges, rockendes Album. Der Song "National Front Disco" wurde falsch interpretiert, und man unterstellte Morrissey rechtsradikales Gedankengut. Völliger Schwachsinn, aber nicht das erste Missverständnis um den eigenwilligen Sänger. 1994 wurde "Vauxhall and I" veröffentlicht. Ein Album das gekonnt die musikalische Lockerheit des Debuts, mit der rockigen Attitüde von "Your Arsenal" verbindet. Morrisseys Band bereitet gekonnt die Bühne, für die Vorträge ihres Arbeitgebers.
So sind wir auch schon beim eigentlichen Thema. Das Album startet mit "Now my Heart is full" bedächtig, und mit warmer Stimme trägt Morrissey einen familären Text vor. Überhaupt verbreitet der Song eine warme Stimmung, in der man sich vor Wonne suhlen möchte. Doch denkt man über den Text nach, kommen durchaus gewisse Zweifel auf, ob man nicht einer Finte aufgessessen ist. "Spring-Heeled Jim" beginnt mit einem kurzem Bassintro. Dieser treibende Grundton zieht sich durch den kompletten Song, und sorgt wiederrum für einen warmen Ausdruck. Bei "Billy Budd" wird gradlinig losgerockt, hier stellt sich erneut heraus, von welch hoher Qualität auch Mozzers Mitstreiter sind. "Hold on to your Friends" präsentiert sich süss wie Zucker, aber wie immer bei Morrissey, ist man geneigt den zynischen Unterton zu suchen. Danach ereilt uns die erste Single des Albums. "The more you ignore me, the closer i get", ein sehr schnell zuschnappender Ohrwurm, quasi die ideale Single.
Bei "Why don't you find out for yourself", dominiert die akustische Gitarre, unterlegt mit einem entspannten Rhythmus. "I am hated for loving", setzt diesen Stil mit etwas anderen Mitteln fort, und obwohl "elektrischer", kommt der Song noch entspannter daher. "Lifeguard sleeping, Girl drowning" zeigt uns dann den depressiven, und vor allem zynischen Morrissey. Der Titel verrät uns die Story des Songs, und bei genauerer Beschäftigung mit dem Text, und der dazu ertönenden Musik, läuft es einem eiskalt den Rücken herunter. Egal ob man den Text so nimmt wie er ist, oder als Metapher interpretiert, er verfehlt seine Wirkung nicht. "Used to be a sweet Boy", verbreitet eine vordergründig sehr entspannte Stimmung, aber der Unterton ist zutiefst sehnsüchtig. Nun wird es wieder richtig schön zynisch. "The lazy Sunbathers" nimmt Hohlköpfe ins Visier, ein Text der aktueller ist denn je zuvor. Schon kommen wir zum Ende eines kurzweiligen und unterhaltsamen Albums. "Speedway" brodelt und rockt, einschliesslich Kettensäge kurz nach Beginn. Gegen Ende kocht der Song über, und beschliesst das Album mächtig und angemessen.
"Vauxhall and I", bietet dem Hörer alles, was er von Morrissey erwartet. Erstklassige Texte, Rock, Pop, Zynismus, eine Prise Depression und obendrauf eine erstklassige, glasklare Produktion. Bis heute mein Lieblingsalbum des Briten, obwohl es starke Vorgänger und starke Nachfolger gibt.
Weitere Empfehlungen:
Viva Hate (1988) - Starkes Debut. Das nenne ich "Brit-Pop" vom Feinsten!
Your Arsenal (1992) - Rock, Zynismus, Provokation. Tolles Album!
Southpaw Grammar (1995) - Der Nachfolger zu "Vauxhall and I", ist deutlich sperriger und härter. Sehr gelungen!
You Are the Quarry (2004) - Nach dem etwas müden "Maladjusted" aus dem Jahre 1997, nach sieben Jahren endlich ein grandioses Comeback! Mehr davon!!!!