Erfahrungsbericht: DEQ2496 als Modenkiller und ATM-Ersatz
Verfasst: So 27. Nov 2005, 19:14
So, anlässlich des Großereignisses, über das ich im Folgenden berichten werde, mach ich mal einen neuen Fred auf.
Für diejenigen, dies noch nicht mitbekommen haben:
Ich habe mir jüngst einen Behringer Ultracurve Pro DEQ 2496 angeschafft, um damit meine Dröhnfrequenzen zu unterdrücken. Außerdem habe ich mit der Option geliebäugelt, evtl. mein ATM durch geeignete EQ-Einstellungen zu "simulieren".
Das Fazit gleich vorweg: der Ultracurve meistert beide Aufgaben mit Bravour!
Bevors losgeht, möchte ich darauf hinweisen dass so ein Gerät immer nur eine Zweite-Wahl-Lösung darstellt. Absorber oder ähnliches sind immer vorzuziehen, aber manchmal macht einem halt die Optik einen Strich durch die Rechnung. Und aktive Absorption ist schlichtweg ein sauteurer Spaß.
Zunächst zum Gerät an sich:
Die für mich relevanten Funktionen sind der Graphische Equalizer (für die grobe ATM-Simulation), der parametrische Equalizer (Feineinstellungen sowie Raumkorrekturen) sowie der Real-Time-Analyzer (zur Einmessung).
Ansonsten gibts noch viele weitere "Spielzeuge", die ich aber im Moment noch gar nicht getestet habe.
Erfreulich ist, dass das Gerät sich absolut NICHT störend bemerkbar macht, weder durch mechanisches Brummen noch durch Störgeräusche aus den Boxen. Die Menüführung ist ob der zigtausend Funktionen zwangsläufig komplex, aber logisch und leicht nachzuvollziehen. Also nur positives bei der B-Note zu vermerken. (Die Optik ist natürlich nicht gerade HiFi-tauglich, was mir aber relativ egal ist. Manch einer könnte sich daran evtl. stören)
Mein CD-Player ist digital angeschlossen, nutzt jetzt also die Wandler des Ultracurve. Im direkten Vergleich kommt mir der AKM-Wandler des Ultracurve ein wenig besser vor (die technischen Daten sind zumindest deutlich besser), vermutlich ist das aber Einbildung. Hörbar schlechter ist er jedenfalls nicht, und darauf kommt's schließlich an.
An weiterem Zubehör sind XLR-Cinch-Adapter für die Ausgänge zum Amp von nöten, außerdem ein Messmikro (ebenfalls von Behringer: ECM 8000) sowie 10 Meter Mikrofonkabel. Alles in allem kein billiger Spaß, etwa 350 Euro. In Anbetracht der Leistungen aber IMHO ein äußerst fairer Preis.
Anwendung:
Zunächst hab ich einfach mal eine kleine ATM-Simulation am graphischen EQ eingestellt. Als Vorlage hat der Messschrieb meines ATMs gedient. Die Simulation klingt bei mir im Zimmer nach gehörmäßigem Eindruck mehr oder weniger identisch wie das richtige ATM. Vermutung: Messtechnisch sicherlich bei weitem nicht so perfekt, aber in Anbetracht dessen, was der Raum aus meinem Signal macht, sind die Unterschiede IMHO zu vernachlässigen.
Dann hab ich mich mal spaßeshalber die automatische Raumeinmessung laufen lassen. Mikrofon an den Hörplatz gestellt, ordentlich aufgedreht und "Start" gedrückt. Zu meiner Bestürzung gabs nicht nur im Bassbereich (dort hab ichs ja auch erwartet), sondern auch bei höheren Frequenzen Korrekturen um einige Dezibel. Hab eine Zeit lang mit korrigiertem FG Musik gehört, hab mich nicht unbedingt vom Hocker gerissen.
Ich vermute, mein Gehör hat sich an den Klang meines Raumes gewöhnt und ist jetzt angesichts der ungewohnten Linearität verärgert. Abgesehen davon weiß ich aber nicht, wie das Mic beispielsweise auf von hinten reflektierten Schall reagiert, bzw. mit welchem Pegel dieser diffuse Schall noch mitgemessen wird. Kann also auch sein, dass die Einmessung nicht wirklich perfekt ist.
Letztenendes ist das aber egal, denn ich bin mit meinem Mittel- und Hochtonbereich sehr zufrieden und will nur den Bass bearbeiten. Die Raumeinmessung hab ich nur aus reinem Interesse mal laufen lassen.
Zuletzt das wichtigste: FG-Entzerrung im Bassbereich.
Gleich vorweg: Sowas ist recht arbeitsintensiv. Die Raumeinmessung spuckt für Frequenzen unter 80 Hertz kaum noch brauchbare Daten aus, man muss also alles "von Hand" machen. Das heißt zunächst: Von 200 Hz abwärte in 1 Hz-Schritten (!) jede einzelne Frequenz messen und den Pegel notieren. Aus diesen Daten müssen dann brauchbare EQ-Einstellungen gewonnen werden, was ein wenig Rechenaufwand erfordert weil am EQ die Bandbreite der Filter in Oktavanteilen und nicht etwa in Hz-Schritten eingestellt wird.
Letztendlich habe ich 5 Filter gesetzt, und zusätzlich noch am graphischen EQ die ATM-Simu ein bisschen angepasst. (Wäre ja Blödsinn, wenn ich beim GEQ 40 Hz um 6 Dezibel anhebe und dann im PEG wieder absenke)
Letztendlich nochmal grob durchgemessen - ich habe jetzt am Hörplatz einen Frequenzgang, der im Bassbereich bis auf zwei sehr schmalbandige Löcher (160 und 94 Hz) halbwegs linear (+/- 3 Dezibel) bis 23 (!!!) Hertz runterreicht.
Das tolle daran: Die Anhebungen sind letztlich deutlich weniger intensiv als mit ATM, sprich ich habe sogar noch größere Verstärkerreserven. Schuld ist der recht kleine Raum, der bereits ab ca. 40 Hz unterstützend mit Roomgain eingreift. Kein Wunder, dass ich mit ATM (dort wird die Box bis 27 Hz freifeld(!)entzerrt) enorme Dröhnorgien entfacht habe. Ich habs mal gemessen: Mit Bassregler auf "linear" hatte ich im Bereich von 36 bis 42 Hz ca. 15 Dezibel zu viel Pegel!
So. Wie klingt's jetzt?
Mit einem Wort: Phänomenal! Ich habe einen enorm trockenen, völlig dröhnfreien Bassbereich, der bei Bedarf auch mal ordentlich drückt (Kickbass wurde um 2 DB angehoben, da hatte ich eine leichte Senke), aber immer sauber und angenehm bleibt. Was schön ist: Der derart getunte Bass kann gerne auch komplett um ein paar Dezibel angehoben werden, ohne dass es gleich in unangenehmem Gedröhne ausartet. Trockener, sauberer Bass, der so richtig in den Magen haut. Das ist zwar nicht mehr linear, macht aber Spaß!
Ich glaube, die meisten Leute haben überhaupt keine Ahnung wie gut eigentlich richtig sauberer Bass klingen kann.
Am Ultracurve lassen sich etliche Presets abspeichern. Ich hab mir jetzt mal ein "linear"-Preset und ein "Bass-Boost"-Preset eingespeichert, wobei letzteres vor allem bei elektronischer Musik wirklich ordentlich rockt.
Fazit: Ich bin begeistert! Das Gerät rundet die Anlage erst so richtig ab. Das ATM ist arbeitslos geworden, und wird vermutlich demnächst verkauft.
Noch ein Wort zum Vergleich Ultracurve/ATM:
Beim Lesen könnte jetzt der Eindruck entstehen, mein neues Spielzeug wäre in jeder Situation einem ABL/ATM vorzuziehen. Das würde ich so aber keineswegs behaupten.
a) Der Ultracurve erfordert VIEL Arbeit, bis alles passend konfiguriert ist und perfekt klingt. Das ATM ist dagegen eine Plug&Play-Lösung: Reinstecken - Fertig.
b) Mit Messmikro und Adaptern ist der Ultracurve deutlich teurer als das ATM, und ohne Mikro ist kaum eine perfekte Raumeinmessung möglich.
c) Rein messtechnisch ist das ATM dem Ultracurve sicherlich haushoch überlegen. Größerer Dynamikumfang, niedrigerer Rauschpegel, etc., vor allem aber ist der EQ perfekt auf die Box abgestimmt.
Wer eine günstige Raumakustik hat, ist also durchaus mit dem ATM besser beraten.
Für diejenigen, dies noch nicht mitbekommen haben:
Ich habe mir jüngst einen Behringer Ultracurve Pro DEQ 2496 angeschafft, um damit meine Dröhnfrequenzen zu unterdrücken. Außerdem habe ich mit der Option geliebäugelt, evtl. mein ATM durch geeignete EQ-Einstellungen zu "simulieren".
Das Fazit gleich vorweg: der Ultracurve meistert beide Aufgaben mit Bravour!
Bevors losgeht, möchte ich darauf hinweisen dass so ein Gerät immer nur eine Zweite-Wahl-Lösung darstellt. Absorber oder ähnliches sind immer vorzuziehen, aber manchmal macht einem halt die Optik einen Strich durch die Rechnung. Und aktive Absorption ist schlichtweg ein sauteurer Spaß.
Zunächst zum Gerät an sich:
Die für mich relevanten Funktionen sind der Graphische Equalizer (für die grobe ATM-Simulation), der parametrische Equalizer (Feineinstellungen sowie Raumkorrekturen) sowie der Real-Time-Analyzer (zur Einmessung).
Ansonsten gibts noch viele weitere "Spielzeuge", die ich aber im Moment noch gar nicht getestet habe.
Erfreulich ist, dass das Gerät sich absolut NICHT störend bemerkbar macht, weder durch mechanisches Brummen noch durch Störgeräusche aus den Boxen. Die Menüführung ist ob der zigtausend Funktionen zwangsläufig komplex, aber logisch und leicht nachzuvollziehen. Also nur positives bei der B-Note zu vermerken. (Die Optik ist natürlich nicht gerade HiFi-tauglich, was mir aber relativ egal ist. Manch einer könnte sich daran evtl. stören)
Mein CD-Player ist digital angeschlossen, nutzt jetzt also die Wandler des Ultracurve. Im direkten Vergleich kommt mir der AKM-Wandler des Ultracurve ein wenig besser vor (die technischen Daten sind zumindest deutlich besser), vermutlich ist das aber Einbildung. Hörbar schlechter ist er jedenfalls nicht, und darauf kommt's schließlich an.
An weiterem Zubehör sind XLR-Cinch-Adapter für die Ausgänge zum Amp von nöten, außerdem ein Messmikro (ebenfalls von Behringer: ECM 8000) sowie 10 Meter Mikrofonkabel. Alles in allem kein billiger Spaß, etwa 350 Euro. In Anbetracht der Leistungen aber IMHO ein äußerst fairer Preis.
Anwendung:
Zunächst hab ich einfach mal eine kleine ATM-Simulation am graphischen EQ eingestellt. Als Vorlage hat der Messschrieb meines ATMs gedient. Die Simulation klingt bei mir im Zimmer nach gehörmäßigem Eindruck mehr oder weniger identisch wie das richtige ATM. Vermutung: Messtechnisch sicherlich bei weitem nicht so perfekt, aber in Anbetracht dessen, was der Raum aus meinem Signal macht, sind die Unterschiede IMHO zu vernachlässigen.
Dann hab ich mich mal spaßeshalber die automatische Raumeinmessung laufen lassen. Mikrofon an den Hörplatz gestellt, ordentlich aufgedreht und "Start" gedrückt. Zu meiner Bestürzung gabs nicht nur im Bassbereich (dort hab ichs ja auch erwartet), sondern auch bei höheren Frequenzen Korrekturen um einige Dezibel. Hab eine Zeit lang mit korrigiertem FG Musik gehört, hab mich nicht unbedingt vom Hocker gerissen.
Ich vermute, mein Gehör hat sich an den Klang meines Raumes gewöhnt und ist jetzt angesichts der ungewohnten Linearität verärgert. Abgesehen davon weiß ich aber nicht, wie das Mic beispielsweise auf von hinten reflektierten Schall reagiert, bzw. mit welchem Pegel dieser diffuse Schall noch mitgemessen wird. Kann also auch sein, dass die Einmessung nicht wirklich perfekt ist.
Letztenendes ist das aber egal, denn ich bin mit meinem Mittel- und Hochtonbereich sehr zufrieden und will nur den Bass bearbeiten. Die Raumeinmessung hab ich nur aus reinem Interesse mal laufen lassen.
Zuletzt das wichtigste: FG-Entzerrung im Bassbereich.
Gleich vorweg: Sowas ist recht arbeitsintensiv. Die Raumeinmessung spuckt für Frequenzen unter 80 Hertz kaum noch brauchbare Daten aus, man muss also alles "von Hand" machen. Das heißt zunächst: Von 200 Hz abwärte in 1 Hz-Schritten (!) jede einzelne Frequenz messen und den Pegel notieren. Aus diesen Daten müssen dann brauchbare EQ-Einstellungen gewonnen werden, was ein wenig Rechenaufwand erfordert weil am EQ die Bandbreite der Filter in Oktavanteilen und nicht etwa in Hz-Schritten eingestellt wird.
Letztendlich habe ich 5 Filter gesetzt, und zusätzlich noch am graphischen EQ die ATM-Simu ein bisschen angepasst. (Wäre ja Blödsinn, wenn ich beim GEQ 40 Hz um 6 Dezibel anhebe und dann im PEG wieder absenke)
Letztendlich nochmal grob durchgemessen - ich habe jetzt am Hörplatz einen Frequenzgang, der im Bassbereich bis auf zwei sehr schmalbandige Löcher (160 und 94 Hz) halbwegs linear (+/- 3 Dezibel) bis 23 (!!!) Hertz runterreicht.
Das tolle daran: Die Anhebungen sind letztlich deutlich weniger intensiv als mit ATM, sprich ich habe sogar noch größere Verstärkerreserven. Schuld ist der recht kleine Raum, der bereits ab ca. 40 Hz unterstützend mit Roomgain eingreift. Kein Wunder, dass ich mit ATM (dort wird die Box bis 27 Hz freifeld(!)entzerrt) enorme Dröhnorgien entfacht habe. Ich habs mal gemessen: Mit Bassregler auf "linear" hatte ich im Bereich von 36 bis 42 Hz ca. 15 Dezibel zu viel Pegel!
So. Wie klingt's jetzt?
Mit einem Wort: Phänomenal! Ich habe einen enorm trockenen, völlig dröhnfreien Bassbereich, der bei Bedarf auch mal ordentlich drückt (Kickbass wurde um 2 DB angehoben, da hatte ich eine leichte Senke), aber immer sauber und angenehm bleibt. Was schön ist: Der derart getunte Bass kann gerne auch komplett um ein paar Dezibel angehoben werden, ohne dass es gleich in unangenehmem Gedröhne ausartet. Trockener, sauberer Bass, der so richtig in den Magen haut. Das ist zwar nicht mehr linear, macht aber Spaß!
Ich glaube, die meisten Leute haben überhaupt keine Ahnung wie gut eigentlich richtig sauberer Bass klingen kann.
Am Ultracurve lassen sich etliche Presets abspeichern. Ich hab mir jetzt mal ein "linear"-Preset und ein "Bass-Boost"-Preset eingespeichert, wobei letzteres vor allem bei elektronischer Musik wirklich ordentlich rockt.
Fazit: Ich bin begeistert! Das Gerät rundet die Anlage erst so richtig ab. Das ATM ist arbeitslos geworden, und wird vermutlich demnächst verkauft.
Noch ein Wort zum Vergleich Ultracurve/ATM:
Beim Lesen könnte jetzt der Eindruck entstehen, mein neues Spielzeug wäre in jeder Situation einem ABL/ATM vorzuziehen. Das würde ich so aber keineswegs behaupten.
a) Der Ultracurve erfordert VIEL Arbeit, bis alles passend konfiguriert ist und perfekt klingt. Das ATM ist dagegen eine Plug&Play-Lösung: Reinstecken - Fertig.
b) Mit Messmikro und Adaptern ist der Ultracurve deutlich teurer als das ATM, und ohne Mikro ist kaum eine perfekte Raumeinmessung möglich.
c) Rein messtechnisch ist das ATM dem Ultracurve sicherlich haushoch überlegen. Größerer Dynamikumfang, niedrigerer Rauschpegel, etc., vor allem aber ist der EQ perfekt auf die Box abgestimmt.
Wer eine günstige Raumakustik hat, ist also durchaus mit dem ATM besser beraten.