Seite 1 von 2

CD der Woche: The Flower Kings - Space Revolver

Verfasst: Mi 21. Dez 2005, 13:23
von Blap
Roine Stolt und seine Flower Kings. In der "Prog Szene", liebevoll "FloKis" genannt. Es wird höchste Zeit, auch dieser Band ein paar Zeilen zu gönnen. Roine Stolt war bereits in den Siebzigern, mit der in Schweden recht erfolgreichen ProgBand "Kaipa" aktiv. In den Achtzigern zeigte er sich eher zurückhaltend, veröffentlichte kaum Material. 1994 stieg er wieder, in die sich neu entfaltende Welt des Progressive Rock ein, und veröffentlichte ein Soloalbum mit dem Titel "The Flower King". Aus dieser Konstellation heraus entstanden die Flower Kings. Bereits ein Jahr später, wurde das offizielle Debut "Back in the World of Adventures" auf den Markt gebracht. Inzwischen haben es die FloKis auf acht Studioalben gebracht, drei davon randvolle Doppel-CDs. Stolt scheint damit aber längst nicht ausgelastet. So wirkte er bei Transatlantic mit, war bis vor kurzem bei den wiederbelebten Kaipa mit an Bord, musiziert fröhlich bei The Tangent mit. Nebenbei gibt es ab und zu auch Soloalben des umtriebigen Schweden. Für manche Progger scheint dies zu viel des Guten. Für meinen Teil kann ich mich an den Stoltschen Ergüssen nicht satthören. Sein Gitarrenspiel ist grandios, der Grossteil seiner Kompisitionen hat Hand und Fuss, und auch sein etwas nöliger Gesang überzeugt mich. Mit Tomas Bodin (Keys), Jonas Reingold (Bass) und weiteren kompetenten Mitstreitern, bieten die FloKis überwiegend erstklassigen RetroProg. Dort ein wenig Yes, hier etwas King Crimson. Trotzdem kann man sie kaum als Kopisten festnageln, dazu klingen sie einfach zu eigenständig. Vielmehr fühlt man sich beim hören, manchmal an alte Grosstaten des Prog erinnert.

Vorstellen möchte ich heute das Album "Space Revolver", aus dem Jahre 2000. Meiner Meinung nach ein idealer Einstieg in den Stoltschen Kosmos. Dieses Werk zählt zu den etwas einfacher zugänglichen Werken der Band, verfällt aber nicht in belangloses Gesäusel. (Jedenfalls nur kurzzeitig, aber dazu später mehr.) Die Gestaltung von Cover und Booklet, fällt gewohnt etwas hippielike und spacig aus. Die beiden vorherigen Alben "Stardust we are" und "Flower Power", waren monströse Doppel-CDs, auf denen sich leider auch diverses Füllmaterial einfand. An dieser Stelle muss ich eine kleine Korrektur einfügen. "Stardust we are" ist keinesfalls mit "Füllmaterial" angereichtet. Im Gegenteil, es ist vermutlich die beste FloKis CD, neben "Unfold the Future"! "Space Revolver" wirkt dagegen deutlich gestrafft, und kann fast vollständig überzeugen. Für einen kleinen Durchhänger, entschädigen die zahlreichen Highlights locker.


"I am the Sun (Part One)" eröffnet den bunten Reigen. Eine gute Viertelstunde FloKis vom allerfeinsten. Sphärisches Intro, dann wird munter losgerockt. Stolt setzt seine Gitarre sehr vielseitig ein, und trägt den Text mit seiner typischen Gelassenheit vor. Die Keyboards verbreiten gute Laune, die Rhythmusabteilung musiziert auf hohem Niveau. Grosses Kino für die Ohren. Im Mittelteil drehen die Jungs etwas ab, und bieten dem Hörer einen "angejazzten" Part. Ebenfalls grosse Klasse, allerdings verlassen "durchschnittliche MTV Glotzer", spätestens jetzt fluchtartig den Raum. Der Opener zeigt die FloKis von ihrer besten Seite. Mit angepasstem "Einheitsprog" hat das absolut nichts zu tun, bleibt aber auch für Neueinstieger nachvollziehbar, wenn man bereit ist der Musik Zeit zur Entfaltung zu gewähren. "Dream on Dreamer" ist die perfekte Zwischenmahlzeit, bevor es mit "Rumble Fish Twist" ein kraftvolles Instrumental gibt. "Dream on Dreamer" ist der richtige Stoff, um bei Kerzenlicht völlig zu entspannen. Bevor man gerade entspannt in sich zusammensackt, gibt es einen kräftigen Tritt in den Allerwertesten. "Rumble Fish Twist" geht gewaltig nach vorn los, besonders Basser Reingold zeigt hier sein Können. Nach ein paar Minuten, verwandelt sich der Track in einen wünderschönen Schmetterling, auf seinem Rundflug über eine Sommerwiese. "Monster Within" beginnt sehr schwelgerisch, ja sogar fröhlich. Plötzlich werden die Keyboards von einer schneidenden Gitarre verdrängt. Irres Gelächter im Hintergrund, Stolts Gesang leicht verfremdet. Ein sperriger, knapp dreizehnminütiger Song wird auf den Hörer losgelassen. Zunächst war ich etwas ratlos, inzwischen gefällt mir dieses Stück sehr gut. "Chicken Farmer Song" steht im krassen Kontrast zum Vorgänger. Hier wird wieder fröhlich und unverkrampft drauflos musiziert, gute Laune stellt sich unvermittelt ein.

"Underdog" klingt teils ein wenig verträumt, der Refrain ist sehr stark. Angenehmer Bombast macht sich breit, man umschifft aber alle Kitschklippen sehr geschickt und soverän. Dies gelingt bei "You don't know what you've got" nicht wirklich. Ein belangloses Stück, vorgetragen von "Zweitsänger" Hasse Fröberg, der hier übel rumknödelt. Hätte Stolt mit seiner natürlichen Lockerheit den Song selbst vorgetragen, wäre das Ergebnis vermutlich weitaus überzeugender ausgefallen. Aber was solls, nach rund zweieinhalb ist es überstanden. Mit "Slave to Money", kriegen die Mannen um Stolt zum Glück wieder Kurve. Zunächst erscheint das Werk sehr unscheinbar, aber nach ein paar Durchläufen entfaltet es seine Reize. "A Kings Prayer" ist ohne Zweifel kitschig. Aber auf eine wundervolle Art und Weise. Im Refrain steigt der Bombastfaktor deutlich an, damit natürlich auch Kitsch. Trotzdem gilt: Grosse Klasse! Das Finale bestreitet der zweite Teil von "I am the Sun". Stolt trägt mit seiner göttlichen Gelassenheit den Text vor, auch der tristeste Herbst, wird plötzlich zu einem strahlenden Sommertag. Haben die FloKis beim ersten Teil des Songs noch kräftig gerockt und gejammt, so überwiegt nun eine entspannte und verträumte Stimmung. Natürlich plätschern die letzten knapp elf Minuten des Albums, aber nicht einfach so dahin. Im Gegenteil, diese wundervolle hippieeske Stimmung nimmt den Hörer völlig für sich ein.

Schon ist ein über siebzigminütiges Werk vorüber. Kurzweilig, gute Laune verbreitend, manchmal auch ein wenig bedrohlich, und nur ganz selten belanglos. Beide Daumen hoch für ein schönes Album.

Die "CD der Woche" geht nun in eine kleine Winterpause. Ab Mitte Januar liest man sich in alter frische wieder. Das Blap sagt bedankt sich artig bei allen Lesern. :)


Weitere Empfehlungen:

Back in the World of Adventures (1995) - Das Debut. Sehr stark und bereits im typischen Stil der Band.

Retropolis (1996) - Etwas sperriger als sein Vorgänger. Ebenfalls sehr gelungen.

Stardust we are (1997) - Das erste Doppelalbum der Band. Eine Wundertüte randvoll mit Hörspass. Prog, Rock, Bombast. Sehr gute Produktion.

Flowerpower (1999) - Üppiges Doppelalbum. Allerdings gesellen sich auch ein paar verzichtbare Momente hinzu.

The Rainmaker (2001) - Das "kommerziellste" Album der FloKis. Ich mag es sehr gern, "ProgHardliner" rümpfen die Nase.

Unfold the Future (2002) - Diesmal gibt es eine Doppel-CD vom ALLERFEINSTEN!!! Vermutlich DAS Meisterwerk der Band. Allein der halbstündige Opener "The Truth will set you free", ist schon den Kauf wert!!!

Edit: Text und Empfehlungen am 19.02.06 bearbeitet.

Verfasst: Mi 21. Dez 2005, 14:42
von Philipp
Super Review Blap!

Aber wie du schon ganz unten erwähnt hast - "Unfold the Future" ist nochmal ne Klasse besser. IMHO das bisher beste "klassische" Progalbum des laufenden Jahrzehnts. Da kommen evtl. noch Transatlantik mit, sonst aber nix.
wow, muss ich gleich mal wieder auflegen... ;)

Verfasst: Do 22. Dez 2005, 10:48
von Blap
Philipp hat geschrieben: Transatlantik
Wer?

Verfasst: Do 22. Dez 2005, 14:14
von Nolli
hihi! :)

bin mit den Flower Kings bisher noch nicht so recht in touch gekommen...
muss auch ehrlich sagen dass es bands gibt die mich etwas mehr reizen zur zeit

Verfasst: Do 22. Dez 2005, 16:36
von Blap
24.12.05 Irgendwo in Deutschland....


Der Weihnachtsmann(mit strenger Stimme): In meinem goldenen Buch steht, du hättest was verbrochen dieses Jahr. Was war das denn?

Nollimore(leicht ängstlich): Ja...ääh...Gewissermaßen habe ich behauptet, die alten Rush wären besser als die neuen Rush.

Der Weihnachtsmann(mit drohender Stimme): Soso...Und was noch?

Nollimore(zitternd): Ich habe Das Blap immer Widerworte gegeben....

Der Weihnachtsmann(mit zorniger, grollender Stimme): Und was noch!!??

Nollimore(kurz vorm heulen): Ich habe mich nicht mit den Flower Kings beschäftigt....

Der Weihnachtsmann(die Keule aus dem Sack holend): Ja pass auf! Da musst du doch erstmal ein paar Schläge kriegen...

Nolliwurm(heulend): Aua, aua, aua...waaaahhh....

Geedy Lee: I'll beat you the shit out of your ass, you Motherfucker.

Roine Stolt: You crazy Fuck, i will cut you into little pieces.

Der Weihnachtsmann: Hier. Von mir kriegste auch noch einen drauf.

Das Blap: ...und von mir auch...

Verfasst: Do 22. Dez 2005, 18:00
von ASS_GAS
FUCK YEAH :lol:

Verfasst: Do 22. Dez 2005, 22:16
von Philipp
Wie geil!!!

Verfasst: Fr 23. Dez 2005, 07:29
von Henry
Ich hätte nicht gedacht, dass Nolli nur so wenig Mist gebaut hat dieses Jahr. Da hast du bestimmt noch was vergessen ;)

Ich will gar nicht wissen, was ich alles verbrochen habe..

Verfasst: Fr 23. Dez 2005, 11:24
von Blap
Henry hat geschrieben:Ich hätte nicht gedacht, dass Nolli nur so wenig Mist gebaut hat dieses Jahr. Da hast du bestimmt noch was vergessen ;)

Ich will gar nicht wissen, was ich alles verbrochen habe..
Fordert es nicht heraus. Der böse Weihnachtsschwamm sieht alles. Die Strafen sind gar schröcklich.

Verfasst: Fr 23. Dez 2005, 11:48
von Nolli
unglaublich :D

und geddy darf mich nur beschimpfen wenn er dabei kreischt und seine stimme sich beinahe überschlägt ;)