CD der Woche: The Cardigans - Long gone before Daylight
Verfasst: Fr 20. Jan 2006, 14:59
Nach unserem Ausflug ins kühle Norwegen, zu den Ohrenschmeichlern Velvet Belly, verweilen wir diese Woche noch ein wenig in Skandinavien. Eine kleine Reise ins Nachbarland Schweden steht diese Woche auf dem Plan. Die Konstellation der Bands ist nicht unähnlich. Genau wie bei Velvet Belly, steht auch bei The Cardigans eine Frau hinter dem Mikro. Doch wo Norwegen elfenhaft betört, kommt Schweden mit knisternder Erotik daher. Dazu später mehr.
The Cardigans formierten sich in den frühen Neunzigern. Im Jahre 1994 konnte man das Debut "Emmerdale" in die Regale stellen. Dieses wurde, wenn ich richtig informiert bin, zunächst nur in Schweden veröffentlicht. Zumindest nahm der Rest der Welt keine weitere Notiz von diesem Werk. Bereits 1995 folgte dann das internationale Debut "Life", für das man unter anderem, auch einige Songs von "Emmerdale" neu aufnahm. In diesem Jahr ereilte mich der Song "Rise and Shine". Bei einem Streifzug durch einen Wucherladen in Köln, Name wird nicht genannt, strahlte mich Nina Persson wo Cover des Album "Life" an. Also her mit der Scheibe. Ich wurde nicht enttäuscht. Schöne Popmusik, die Instrumente klangen sehr retro, getrimmt auf die Sixties. Ninas Stimme war zu dieser Zeit noch eher "piepsig süss", als wirklich sinnlich und verführerisch. Aber alles passte wunderbar zusammen. Bereits 1996 legte man mit "First Band on the Moon" den Nachfolger vor. Die Band hatte eine erstaunliche Entwicklung durchgemacht. Die Songs klangen überwiegend deutlich kantiger, selbstbewusster, erwachsener. Ninas Stimme hatte diese Entwicklung noch nicht derart ausgeprägt hinter sich. So entstand ein reizvoller Kontrast zur Musik. "Lovefool" wurde mit leichter Verzögerung dann auch ein veritabler Hit, allerdings ist der Song nicht repräsentativ für das Album. Das übrige Songmaterial bietet deutlich mehr Tiefe und Spannung.
Man gönnte sich keine Ruhepause. So stand dann auch 1998 bereits ein weiteres Album in den Läden. "Gran Turismo" war wiederum Sprung nach vorn. Die Cardigans setzten mehr Elektronik ein. Das Album wirkte düsterer, und die Tatsache, dass Nina Persson immer mehr das lyrische Ruder in die Hand nahm, bekam den Texten ebenfalls sehr gut. Ninas Stimme hatte sich weiterentwickelt, und man ahnte vielleicht schon, dass sie auf dem Weg zur betörenden Sexgöttin war. Unter dem steigenden Druck, drohte die Band zu zerbrechen. Man gönnte sich eine Auszeit. Nina veröffentlichte 2001 ihr quasi Soloalbum "A Camp". Ihre Stimme hatte sich in dieser Zeit deutlich verändert. Da war jetzt dieses leichte Vibrato, dieses narkotisierende, nahezu unbeschreiblich betörende, die Sinne raubende... Hallo Teilnehmer Blaposchinsky, kommen Sie sofort zurück auf die Erde...
Wo war ich stehengeblieben? Ähhhm... Achja. Ninas Stimme. Während ich gerade um Fassung ringe, kommen wir also langsam aber sicher zum Thema dieses Threads: "Long gone before Daylight". 2003 kamen die Cardigans zurück. Zu einem Zeitpunkt, wo man schon befürchtet hatte, sie wären für immer von der Bildfläche verschwunden. Was für ein Comeback. Die Band musiziert absolut souverän, die Songs sind erdiger instrumentiert, beschwören aber trotzdem oft eine wundervolle Melancholie und mitternächtliche Stimmung herauf. Man ist nun rockiger und doch ruhiger. Kantiger und doch packender. Aber nun wieder mein Lieblingsthema. Nina Persson. Ihre Stimme hat sich nun zur vollen Blüte entfaltet. Jeder Satz, jedes Wort sorgt für pure Erotik, Spannung, Träume. Sie schreibt jetzt alle Texte, und dies tut der Band sehr gut. So ergeben die Kompositionen von Gitarrist Peter Svensson, Ninas Stimme und Lyrics, dazu die locker aufspielende Band, eine absolut stimmige und wohltuende Entspannung für Leib und Seele.
Bereits der Opener "Communication" zieht mich total in den Bann. Die Musik baut eine intime, warme Stimmung auf. Dann diese Stimme...aaahh... Unglaublich. Die sich hier sofort einstellende, im positivsten Sinne, einlullende Stimmung, nimmt den Hörer unmittelbar gefangen. Somit wird auch gleich ein Bezug, zum sehr passend gestalteten Cover der CD hergestellt. "You're the Storm" beginnt zunächst schleichend, Nina tastet sich in die Tiefen meiner Phantasie vor.
"...'cause you're the storm that I've been needing..."
Aber Hallo!!! Das der Refrain ganz gross rauskommt, brauche ich nicht zu erwähnen. Oder? Doch. Anhören! Kaufen! Geniessen! Nun wird es ruppiger, erdiger. "A good Horse". Peter Svensson lässt die Gitarre sprechen. Gerade in solchen Momenten, fällt dem aufmerksamen Hörer dann auch die tolle Spielweise von Drummer Lagerberg und Bassmann Svenigsson auf. Sie spannen das solide Netz, für Svensson und Sangesgöttin Nina Persson. "And then you kissed me" beginnt mit einem kurzem Tastenintro. Der Song spannt einen musikalischen Bogen zu "Communication", wieder baut diese faszinierende, mitternächtliche Atmosphäre auf. Nina zeigt sich von ihrer verführerischten Seite.
"...yeah, you hit me really hard...".
Lechz. Und während man so vor sich hinträumt, taucht man zu "Couldn't care less", völlig in die warme Nacht ab. Ich sehe mich an der Bar sitzend, einen guten Single Malt im Glas... Mhhh...
"...we're just not there anymore, but we really don't care, do we?..."
Die Cardigans gönnen sich Zeit, den Song ausklingen sanft ausklingen zu lassen. Während ich gerade 50cm über dem Sofa schwebe, verschwinden die Klänge in der Finsternis. "Please Sister" beginnt sanft, reisst den Hörer nicht aus seinen Träumen. Beim Refrain wird die Band etwas energischer, wir sollen ja nicht völlig in die Traumwelt abgleiten. "For what it's worth", kommt als leichter Popsong daher. Dieses Stück könnte ich mir, auch auf einem der ersten Cardigans Alben vorstellen. Verbreitet gute Laune, und Nina versprüht bittersüsse Eleganz. Klasse! "Lead me into the Night" zieht uns wieder unvermittelt ins Reich der Träume.
"...then I went adrift on a boat made of sand, it was leaking like a sieve but I made it to land..".
Der Text trifft das alte Blap mitten ins Herz. (Remember 1997, Lady Moon) Wundervoll. Dafür gebührt Nina lebenslängliche Huldigung. "Live and Learn" gibt dann wieder einen etwas flotteren Takt vor. Unglaublich welch knisternde Spannung, Ninas Stimme auch bei vermeintlich leichteren Songs aufbaut. Schon sitze ich wieder auf meiner Wolke. "Feathers and Down".
"...oh I wish my arms were wider
I wish that I could hide you
so you could rest and repair.."
Das Lady Moon schon vollbracht, Nina. Aber du fasst es in wundervolle Worte. Danke. Dann setzen die Schweden den Schlusspunkt. "03:45: No Sleep". Wahnsinn. Dieser Song hat mich schon durch etliche schlaflose Nächte begleitet. Diese Atmosphäre ist unglaublich. Die behutsame Instrumentierung, diese Stimme... Dieser Text.
"...and if I had one wish fulfilled tonight
I'd ask for the sun to never rise
if God lent his voice to me to speak
I'd say: "go to bed, world!"..."
Dafür werde ich dich ewig verehren, Nina.
...und so geht ein bezauberndes, wundervolles Stück Musik zu Ende. Wie auch Velvet Belly berühren mich The Cardigans sehr, vielleicht sogar noch intensiver. Denn hier ist die Sängerin aus Fleisch und Blut, nicht eine entrückte Elfe. Mit dem 2005 veröffentlichten Album "Super Extra Gravity", konnten The Cardigans die Form halten. Ich hoffe auf viele weitere Meisterwerke.
Weitere Empfehlungen:
Life (1995) - Das internationale Debut. Lockere Popsongs im Retrostil. Sehr schön.
First Band on the Moon (1996) - Ecken und Kanten geben den Cardigans mehr Tiefe.
Gran Turismo (1998) - Mehr Elektronik und noch mehr Tiefe.
Super Extra Gravity (2005) - The Cardigans halten das hohe Niveau des Vorgängerwerkes. Eines der besten Alben aus dem Jahre 2005!
...und Ninas "A Camp" Album aus dem Jahre 2001. Nicht unähnlich dem Stil der neueren Cardigans Werke.
Edit: Fehlerteufel geknechtet.
The Cardigans formierten sich in den frühen Neunzigern. Im Jahre 1994 konnte man das Debut "Emmerdale" in die Regale stellen. Dieses wurde, wenn ich richtig informiert bin, zunächst nur in Schweden veröffentlicht. Zumindest nahm der Rest der Welt keine weitere Notiz von diesem Werk. Bereits 1995 folgte dann das internationale Debut "Life", für das man unter anderem, auch einige Songs von "Emmerdale" neu aufnahm. In diesem Jahr ereilte mich der Song "Rise and Shine". Bei einem Streifzug durch einen Wucherladen in Köln, Name wird nicht genannt, strahlte mich Nina Persson wo Cover des Album "Life" an. Also her mit der Scheibe. Ich wurde nicht enttäuscht. Schöne Popmusik, die Instrumente klangen sehr retro, getrimmt auf die Sixties. Ninas Stimme war zu dieser Zeit noch eher "piepsig süss", als wirklich sinnlich und verführerisch. Aber alles passte wunderbar zusammen. Bereits 1996 legte man mit "First Band on the Moon" den Nachfolger vor. Die Band hatte eine erstaunliche Entwicklung durchgemacht. Die Songs klangen überwiegend deutlich kantiger, selbstbewusster, erwachsener. Ninas Stimme hatte diese Entwicklung noch nicht derart ausgeprägt hinter sich. So entstand ein reizvoller Kontrast zur Musik. "Lovefool" wurde mit leichter Verzögerung dann auch ein veritabler Hit, allerdings ist der Song nicht repräsentativ für das Album. Das übrige Songmaterial bietet deutlich mehr Tiefe und Spannung.
Man gönnte sich keine Ruhepause. So stand dann auch 1998 bereits ein weiteres Album in den Läden. "Gran Turismo" war wiederum Sprung nach vorn. Die Cardigans setzten mehr Elektronik ein. Das Album wirkte düsterer, und die Tatsache, dass Nina Persson immer mehr das lyrische Ruder in die Hand nahm, bekam den Texten ebenfalls sehr gut. Ninas Stimme hatte sich weiterentwickelt, und man ahnte vielleicht schon, dass sie auf dem Weg zur betörenden Sexgöttin war. Unter dem steigenden Druck, drohte die Band zu zerbrechen. Man gönnte sich eine Auszeit. Nina veröffentlichte 2001 ihr quasi Soloalbum "A Camp". Ihre Stimme hatte sich in dieser Zeit deutlich verändert. Da war jetzt dieses leichte Vibrato, dieses narkotisierende, nahezu unbeschreiblich betörende, die Sinne raubende... Hallo Teilnehmer Blaposchinsky, kommen Sie sofort zurück auf die Erde...
Wo war ich stehengeblieben? Ähhhm... Achja. Ninas Stimme. Während ich gerade um Fassung ringe, kommen wir also langsam aber sicher zum Thema dieses Threads: "Long gone before Daylight". 2003 kamen die Cardigans zurück. Zu einem Zeitpunkt, wo man schon befürchtet hatte, sie wären für immer von der Bildfläche verschwunden. Was für ein Comeback. Die Band musiziert absolut souverän, die Songs sind erdiger instrumentiert, beschwören aber trotzdem oft eine wundervolle Melancholie und mitternächtliche Stimmung herauf. Man ist nun rockiger und doch ruhiger. Kantiger und doch packender. Aber nun wieder mein Lieblingsthema. Nina Persson. Ihre Stimme hat sich nun zur vollen Blüte entfaltet. Jeder Satz, jedes Wort sorgt für pure Erotik, Spannung, Träume. Sie schreibt jetzt alle Texte, und dies tut der Band sehr gut. So ergeben die Kompositionen von Gitarrist Peter Svensson, Ninas Stimme und Lyrics, dazu die locker aufspielende Band, eine absolut stimmige und wohltuende Entspannung für Leib und Seele.
Bereits der Opener "Communication" zieht mich total in den Bann. Die Musik baut eine intime, warme Stimmung auf. Dann diese Stimme...aaahh... Unglaublich. Die sich hier sofort einstellende, im positivsten Sinne, einlullende Stimmung, nimmt den Hörer unmittelbar gefangen. Somit wird auch gleich ein Bezug, zum sehr passend gestalteten Cover der CD hergestellt. "You're the Storm" beginnt zunächst schleichend, Nina tastet sich in die Tiefen meiner Phantasie vor.
"...'cause you're the storm that I've been needing..."
Aber Hallo!!! Das der Refrain ganz gross rauskommt, brauche ich nicht zu erwähnen. Oder? Doch. Anhören! Kaufen! Geniessen! Nun wird es ruppiger, erdiger. "A good Horse". Peter Svensson lässt die Gitarre sprechen. Gerade in solchen Momenten, fällt dem aufmerksamen Hörer dann auch die tolle Spielweise von Drummer Lagerberg und Bassmann Svenigsson auf. Sie spannen das solide Netz, für Svensson und Sangesgöttin Nina Persson. "And then you kissed me" beginnt mit einem kurzem Tastenintro. Der Song spannt einen musikalischen Bogen zu "Communication", wieder baut diese faszinierende, mitternächtliche Atmosphäre auf. Nina zeigt sich von ihrer verführerischten Seite.
"...yeah, you hit me really hard...".
Lechz. Und während man so vor sich hinträumt, taucht man zu "Couldn't care less", völlig in die warme Nacht ab. Ich sehe mich an der Bar sitzend, einen guten Single Malt im Glas... Mhhh...
"...we're just not there anymore, but we really don't care, do we?..."
Die Cardigans gönnen sich Zeit, den Song ausklingen sanft ausklingen zu lassen. Während ich gerade 50cm über dem Sofa schwebe, verschwinden die Klänge in der Finsternis. "Please Sister" beginnt sanft, reisst den Hörer nicht aus seinen Träumen. Beim Refrain wird die Band etwas energischer, wir sollen ja nicht völlig in die Traumwelt abgleiten. "For what it's worth", kommt als leichter Popsong daher. Dieses Stück könnte ich mir, auch auf einem der ersten Cardigans Alben vorstellen. Verbreitet gute Laune, und Nina versprüht bittersüsse Eleganz. Klasse! "Lead me into the Night" zieht uns wieder unvermittelt ins Reich der Träume.
"...then I went adrift on a boat made of sand, it was leaking like a sieve but I made it to land..".
Der Text trifft das alte Blap mitten ins Herz. (Remember 1997, Lady Moon) Wundervoll. Dafür gebührt Nina lebenslängliche Huldigung. "Live and Learn" gibt dann wieder einen etwas flotteren Takt vor. Unglaublich welch knisternde Spannung, Ninas Stimme auch bei vermeintlich leichteren Songs aufbaut. Schon sitze ich wieder auf meiner Wolke. "Feathers and Down".
"...oh I wish my arms were wider
I wish that I could hide you
so you could rest and repair.."
Das Lady Moon schon vollbracht, Nina. Aber du fasst es in wundervolle Worte. Danke. Dann setzen die Schweden den Schlusspunkt. "03:45: No Sleep". Wahnsinn. Dieser Song hat mich schon durch etliche schlaflose Nächte begleitet. Diese Atmosphäre ist unglaublich. Die behutsame Instrumentierung, diese Stimme... Dieser Text.
"...and if I had one wish fulfilled tonight
I'd ask for the sun to never rise
if God lent his voice to me to speak
I'd say: "go to bed, world!"..."
Dafür werde ich dich ewig verehren, Nina.
...und so geht ein bezauberndes, wundervolles Stück Musik zu Ende. Wie auch Velvet Belly berühren mich The Cardigans sehr, vielleicht sogar noch intensiver. Denn hier ist die Sängerin aus Fleisch und Blut, nicht eine entrückte Elfe. Mit dem 2005 veröffentlichten Album "Super Extra Gravity", konnten The Cardigans die Form halten. Ich hoffe auf viele weitere Meisterwerke.
Weitere Empfehlungen:
Life (1995) - Das internationale Debut. Lockere Popsongs im Retrostil. Sehr schön.
First Band on the Moon (1996) - Ecken und Kanten geben den Cardigans mehr Tiefe.
Gran Turismo (1998) - Mehr Elektronik und noch mehr Tiefe.
Super Extra Gravity (2005) - The Cardigans halten das hohe Niveau des Vorgängerwerkes. Eines der besten Alben aus dem Jahre 2005!
...und Ninas "A Camp" Album aus dem Jahre 2001. Nicht unähnlich dem Stil der neueren Cardigans Werke.
Edit: Fehlerteufel geknechtet.