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Objektive Bewertung des Innenlebens einer Endstufe
Verfasst: Fr 20. Jan 2006, 20:19
von BillyBlue
Hallo,
da ich heute mal einen Blick in meine Endstufe (NAD S200) geworfen habe, dachte ich, da mach ich gleich mal ein paar Fotos und lass euch daran teilhaben. Doch das Vergnügen soll nicht ganz "kostenlos" sein (nothing in life is for free
).
Ich möchte diejenigen Leute bitten, die eine Ahnung haben, wie denn ein guter Aufbau einer Endstufe aussieht (ruhig auch im Hinblick auf die verbauten Bauteile), mal "kurz" drüberzuschauen und mir ihre Gedanken mitzuteilen. Kurz gesagt: die erfahrenen Praktiker sind gefragt.
Was ist gut, was ist schlecht und könnte besser gemacht werden. Ich selbst besitze zwar Einsteigerwissen über die Funktion der einzelnen Bauteile (alles was man eben nach einer Elektrotechnik und Elektronik Prüfung so über Trafos, Elkos und Transistoren so weiß), aber wenn ich da so reinschaue kann ich leider überhaupt nicht abschätzen, ob ich ein (bezogen auf die UVP) völlig überteuertes Gerät vor mir habe, der Aufbau vielleicht sogar miserabel ist, oder ob man damit wohl auf längere Zeit hin zufrieden sein kann (technisch gesehen, zwecks "veraltete Bauteile" usw.). Es soll hier
nicht um den Klang gehen, denn damit bin ich sehr zufrieden. Vielen Dank schon mal an denjenigen der sich die Mühe macht und sein Wissen mit mir teilt!
ciao
Stefan
Verfasst: Fr 20. Jan 2006, 20:30
von Caisa
Generell vom Aufbau würde ich sagen, dass er duchaus gut ist.
1.) Großer Ringkerntrafo der geschirmt zu sein scheint. (Vergossen wäre noch besser.)
2.) 8 End-Transistoren pro Kanal versprechen ordentliche Leistung, auch wenn man die Typen nicht erkennen kann.
3.) Außreichende Siebung im Netzteil! (Die Elkos könnten sehr gute Panasonic FC's sein....)
4.) Quasi bis auf den Trafo Doppelmonoaufbau!
Ich würde sagen, dass es sich um eine relativ hochwertige Endstufe handelt.
Gruß Caisa
Verfasst: Fr 20. Jan 2006, 20:49
von JensII
Ich bin auch nur gelernter Elektriker, kein Hifi-Spezi
Also die ganzen Kondensatoren machen nen guten Eindruck, sind zwar nur 4700yF, aber dafür 8 Stück, was dann 2 Stück mit 12000yF "überlegen" ist, von der Kapazität, was z.B in meinem Marantz PM7200 steckt.
Die ganze Verarbeitung sieht IMHO sehr sauber und Fein aus, die Platinen sehen gut verarbeitet aus.
Die Trennung der Endstufen auf die beiden Seiten ist auch gut gegen Störungen, pro Endstufe sind 8 Transistoren verbaut, ist wohl auch nicht schlecht. Kenne aber keinen hochwertigen vergleich, mein Marantz bietet "nur" 4 pro Endstufe.
Damit du dir mal ein Paar Vergleiche machen kannst:
Yamaha 596 von Innen Die Marantzbilder sind leider offline......
Verfasst: Fr 20. Jan 2006, 20:51
von BillyBlue
Hallo Caisa,
schonmal Danke für deine Einschätzungen. Da hätt ich gleich mal ein paar Fragen, wenns erlaubt ist:
1. FC's = Folienkondensatoren? Wenn ja, was ist daran gut oder ginge es besser?
2. Was wären gute Transistor-"Typen" (Marke?)? SanKen?
3. Warum hat man beim S300 Stereo-Vollverstärker 2 Trafos genommen und bei der Endstufe 1 größeren? Vorteil, Nachteil?
4. Was bedeutet ausreichende Siebung genau? Genügend Speicherkapazität der Elkos? Sind mehrere kleine Elkos besser, da sie schneller Strom abgeben können als ein großer? Denon verwendet ja hauptsächlich zwei große Elkos.
Sorry für die vielen Fragen.
Verfasst: Fr 20. Jan 2006, 20:55
von K.Reisach
Generell kann ich Dir sagen, dass man mit viel Material auch viel Unsinn anstellen kann.
Wenn der Entwickler ein wenig Hirn hatte, lässt sich aus vorhandenem Material eine gute Stufe bauen.
NAD setzt idR. Sanken Endtransistoren ein, sind noch die kleinen drin. Vermutlich 100-150W Typen, aber spätestens ab
200 sind es gewiss die Großen.
8 4700µf Elkos(also 37600µf) sind nicht unbedingt arg üppig, aber groß dimensioniert. Trafo schätze ich mal auf 6-800VA. Ordentlich.
Die Kühlung ist großzügig dimensioniert, ziemlich groß sogar. Läuft die Kiste mit hohem Ruhestrom? Will heissen, erwärmt sie sich deutlich?
Ein hoher Ruhestrom kann Vorteile im Verzerrungsverhalten bringen (auch Übernahmeverzerrungen, du weisst, Komplementärpärchen positive und negative Halbwelle...).
Die Leistung reduziert sich durch hohen Ruhestrom, sollte bei der Tonne aber relativ irrelevant sein.
Geht aber auch dicker, z.B. die Rotel RB990.
Sieht zwar nicht grade schön aus, läuft aber mit 10 Endtransistoren/Kanal Typ2SC3856,2SA1492, 1000VA Trafo, 60000µf Siebung, Dämpfungsfaktor reelle 1000 über alle Frequenzen...
400 Euro gebraucht.
Gruß, Kevin
Re: Objektive Bewertung des Innenlebens einer Endstufe
Verfasst: Fr 20. Jan 2006, 20:57
von Amperlite
Ohne wirklich ein Profi auf dem Gebiet der Verstärkertechnik zu sein, kann ich dir versichern, dass du dir darüber:
BillyBlue hat geschrieben:...völlig überteuertes Gerät...Aufbau vielleicht sogar miserabel...auf längere Zeit hin zufrieden sein kann
keine Sorgen machen brauchst.
Anordnung der Bauteile auf den Platinen und Verdrahtung halte ich für beinahe mustergültig, Gehäuse scheint massiv, große Kühlkörper und Stützkondensatoren, etc...
Rein optisch ein einwandfreies Gerät.
http://www.nad.de/archiv_s200.htm
http://user.tninet.se/~xfz720w/effektforstarkare.htm
Verfasst: Fr 20. Jan 2006, 20:58
von Caisa
1.) + 4.)Panasonic baut verschiene Serien von Elkos, eine davon heißt FC. Besseres ist mehr oder weniger Esotherik, aber evtl bieten Slitfoilkondensatoren noch ein wenig bessere Performance im Netzteil um die Spannung zu stabilisieren.
Mehrere kleine Elkos können einen Vorteil haben, da sie schneller ge/entladen werden können und trotzdem die gleiche stabilisierende Wirkung haben wie 2 große. Bei Slitfoils egalisiert sich das ein wenig, da diese etwa genau so schnell sind wie viele kleine. Einige Hai-Enten brücken die Elkos noch mit kleineren Folien und glimmerkondensatoren, um super schnell entladen/laden zu können.
2.) Da gibts zu viele, Sanken ist gut!
3.) Bei 2 Trofos hätte man quasi einen kompletten Doppelmono aufbau, d.h. die die Kanäle haben beide ihre eigene Stromversorgung und können sich gegenseitig nicht negativ beeinflüssen.
Weil hier nur ein Trafo verbaut ist, muss er etwas größer (Leistungsfähiger) sein, damit eine sicher Stromversorgung auch für beide Kanäle garantiert ist.
Gruß Caisa
EDIT: Zu Kevin: Bei der Kapazität der Elkos kommt es auch auf das Konzept der Endstufe an! Ich hatte schon eine Endstufe hier, die zur Siebung nur 2x 4700µF hatte und eine wahnsinnst Stromlieferfähigkeit hatte, die selbst einige große Boliden nicht erreichen (mein damaliger Onkyo AVR z.B.)
Natürlich geht auch immer alles noch größer und dicker, aber der Aufbau ist schon rein optisch sehr sauber! Imho ist das GErät aber trotzdem etwas teuer!
Verfasst: Fr 20. Jan 2006, 21:01
von BillyBlue
Generell kann ich Dir sagen, dass man mit viel Material auch viel Unsinn anstellen kann.
Wenn der Entwickler ein wenig Hirn hatte, lässt sich aus vorhandenem Material eine gute Stufe bauen.
Genau um das geht es mir. Hat es der Entwickler gut gemacht oder nicht? Vorausgesetzt man kann das so von "außen" überhaupt beurteilen (Anordnung?).
Läuft die Kiste mit hohem Ruhestrom? Will heissen, erwärmt sie sich deutlich?
Das Ding wird ziemlich warm bis heiss und frisst schon ganz schön Strom weg. Ist das etwa gut? Ich habe mal gelesen, dass es in Zusammenhang damit steht, dass es im reinen Klasse-A Betrieb läuft?
Verfasst: Fr 20. Jan 2006, 21:06
von BillyBlue
Bei 2 Trofos hätte man quasi einen kompletten Doppelmono aufbau, d.h. die die Kanäle haben beide ihre eigene Stromversorgung und können sich gegenseitig nicht negativ beeinflüssen.
Dann frage ich mich, wieso man es bei der Endstufe, wo man ja noch mehr Platz hat, als beim Integrierten S300 so gemacht hat
Imho ist das GErät aber trotzdem etwas teuer!
Das ist doch mal ein Wort. Deswegen habe ich auch gewartet, bis man nicht mehr die UVP dafür bezahlen muss.
Alles in allem scheint es wohl (in technischer Hinsicht) kein Fehlkauf gewesen zu sein
Verfasst: Fr 20. Jan 2006, 21:07
von Caisa
Hi Class A arbeitet natürlich immer unter voller Leistung, d.h. es wird heiß! Hat aber auch verzerrungstechnische Vorteile die man angeblich hören kann!
Ob das Platinenlayout gut ist etc. lässt sich so kaum beurteilen!
Gruß Caisa