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"Getunte" Testgeräte?

Verfasst: Di 24. Jan 2006, 23:24
von g.vogt
Hallo alle miteinander,

als ich kürzlich auf dem Bahnhof in einer Hifizeitschrift blätterte, bin ich über einen kurzen Artikel gestolpert, wo darüber berichtet wird, dass bei einigen getesteten AVR festgestellt worden sei, dass die im Handel erhältlichen Seriengeräte nicht die Ausgangsleistung erreichten, die bei den Testgeräten ermittelt worden waren. In einem Falle äußerte der Hersteller (oder es war der Vertrieb), dass einige Geräte mit einer zu zaghaft eingestellten Schutzschaltung ausgeliefert worden seien, was man jedoch korrigieren werde.

Nachtigall, ick hör dir trappsen: Für die Zeitschriften mit Belastungswürfel oder Leistungsbalken bei 2- und 5-Kanal-Betrieb gibts das Testmuster mit zurückgedrehter Schutzschaltung, für die Zeitschrift mit Dauerheiztest gibts das Testmuster mit aufgedrehter Schutzschaltung (damit sich der AVR bloß ausschaltet, aber nicht abraucht - letzteres kostet mehr Punkte) :roll:
Oder ist das mal wieder purer Zufall und wird von mir überbewertet?

Mit internetten Grüßen
Gerald Vogt

Verfasst: Mi 25. Jan 2006, 02:52
von Gianni
hi,

nach kurzer überlegung bin ich zum entschluss gekommen, dass sich deine fragen - sofern man nicht über insider-informationen verfügt - nicht beantworten lassen, daher kann man nur spekulieren, resp. vermutungen äussern.

[assumption mode: on]

zunächst wäre interessant zu wissen von wieviel prozent leistungsverlust hier die rede ist, und wieviele sich im handel befindende verstärker überprüft wurden. in der automobilbranche z.b., gibt es bei der motorleistung von neufahrzeugen, eine toleranz von +/- 8% (?) die der hersteller einzuhalten hat.
eventuell gilt das gleiche auch im verstärkerbau? sollte das nicht der fall sein (was ich jedoch bezweifle), und es läge tatsächlich nur an den schutzschaltungen, müsste man auch hier zuerst prüfen, ob die schutzschaltungen der geräte bewusst "manipuliert" worden sind. es wäre doch denkbar, dass es sich hier ebenfalls um eine gewisse toleranz handeln könnte, oder aber die schutzschaltungen aus einer charge stammen könnten und "falsch eingestellt" wurden?!
es gibt m.m.n viel zuviele faktoren die man berücksichtigen und überprüfen muss (ich hab nur ein paar davon erwähnt), bevor man eine antwort "wagen" kann.

[assumption mode: off]

zum thema "betrügen, tricksen, manipulieren usw." erlaube ich mir eine kleine geschichte zu erzählen, die mir ende letztes jahres in einem laden passiert ist: ( ich denke, sie passt durchaus in diesem thread)

ich war auf der suche nach einem plasma fürs wohnzimmer. durch die vielen positiven berichten in verschiedenen foren, hatte ich mich auf die geräte von panasonic fixiert, insbesondere auf die modelle th-42pa 50e und th-42 500e. also ab zum händler. als ich dort ankam, standen beide geräte nebeneinander. und siehe da, obwohl beide geräte identisch (via antennenkabel) angeschlossen waren, war der unterschied eklatant (selbst ray charles hätte den unterschied gesehen).
ich fragte mich wie sowas überhaupt möglich sei, schliesslich hatte "Blap" was ganz anderes berichtet. hatte er an dem tag zuviel "highland park" intus ( :wink: )? also nahm ich mir die fernbedienung und wälzte mich durchs menü. et voilà! das teurere modell war viel besser eingestellt als das günstigere. als ich den verkäufer darauf aufmerksam machte, antwortete er:

"hmm, wir haben die geräte von panasonic so bekommen. ich dachte der unterschied sei auf die bessere auflösung des teureren modells zurückzuführen."

:roll: (so richtig geglaubt hab ich ihm nicht, aber was soll's)

letzten endes hab ich mich für den günstigeren entschieden, da die unterschiede ab einer entfernung von ca. 3 meter für mich kaum bis nicht mehr vorhanden waren.


lange rede kurzer sinn:

"jeder" versucht zu "tricksen" wo es nur geht! die kunst liegt darin, sich nicht austricksen zu lassen - ist aber schwieriger als man denkt!

gruss
gianni

Verfasst: Mi 25. Jan 2006, 10:36
von Huebi
Es geht wohl um die Audio 02/06, Seite 30.

Leistungsverluste bei Denon- und Pioneer-Receivern gegenüber getesteten Exemplaren.

Denon 3806 und 4306:

...betroffen ist nur die 5-kanal bzw. 7-kanal Sinusleistung; alle anderen Werte, auch die AUDIO-Kennzahl
bestätigten sich bei den Kontrollmessungen. Denon hat die Ursache für die Abweichungen (eine etwas zu vorsichtig eingestellte Strombegrenzung) schon geoertet und für die kommende Produktion korrigiert.


Das gleiche auch für Pioneer VSX-AX 2 AV...

Gruß
Huebi

Verfasst: Mi 25. Jan 2006, 11:06
von Malcolm
"jeder" versucht zu "tricksen" wo es nur geht!
Nein, zum Glück nicht jeder. Aber jede Menge.
Aber ich möchte an dieser Stelle die äußerst seltenen aber überaus korrekten und Hilfreichen Verkäufer und Berater in Schutz nehmen die NICHT nur Kohle machen wollen- sondern Kunden zufriedenstellen möchten :wink: .

Ich habs schon erlebt- sogar im Media-Markt :!:
Aber leider gibts den netten Herren dort scheinbar nicht mehr seit die Hifi-Abteilung (in Köln) ordentlich kastriert wurde und die Nova Utopia in der Fernsehabteilung an einem Phillips Plasma hängen und den Nachrichtensprecher erklingen lassen... :roll:

Verfasst: Mi 25. Jan 2006, 11:10
von Filmquäler
Ich glaube, dass dieses Problem überbewertet wird. Selbst wenn dem so sei, so sagt ja auch Audio, dass es klanglich - wenn überhaupt - kaum Auswirkungen habe. Denon übrigens bestätigt das Phänomen und behauptet, nur unter Laborbedingungen und bei Zuspielungen mehrkanal analog über External Input würde die Strombegrenzung bei Extrempegeln und Sinussignalen (!) greifen. Bei digitaler Zuspieleung würden die Leistungsangeben in jedem Betriebszustand korrekt sein. Und übrigens: Wer beim Receiververgleichstest in Stereoplay 12/05 mal in die Technikspalte schaut, stellt fest, dass das Phänomen (sowohl beim Denon als auch beim Pioneer-Gerät) durchaus auch gemessen wurde. Im Test und auf die hervorragende Bewertung schlug das nicht nieder. Ich denke, hier wird durch einige Fachgazetten eine Maus zum Elefanten gemacht, nach dem Motto: Gut, dass wir gemssen haben. In der Praxis dürfte das Phänomen überhaupt keine Auswirkungen haben.

Mike

Verfasst: Mi 25. Jan 2006, 11:12
von Huebi
Naja das war in der Audio jetzt auch nicht der Aufhänger. War nur ne halbe Seite und nirgens weiter referenziert...

Verfasst: Mi 25. Jan 2006, 12:34
von Amperlite
Filmquäler hat geschrieben:Denon übrigens bestätigt das Phänomen und behauptet, nur unter Laborbedingungen und bei Zuspielungen mehrkanal analog über External Input würde die Strombegrenzung bei Extrempegeln und Sinussignalen (!) greifen. Bei digitaler Zuspieleung würden die Leistungsangeben in jedem Betriebszustand korrekt sein.
Aha, die maximale Ausgangsleistung eines Receivers soll sich also unterscheiden, je nachdem ob ich der Vorstufe ein analoges oder digitales Signal zuführe!?
Ich frage mich, wie das gehen soll, da die digitalen Signale ebenfalls erst in analoge gewandelt werden, bevor sie der Endstufe zugeführt werden.
Das Bauteil, das von einer Strombegrenzung geschützt ist, "sieht" also immer gleichartige Signale - egal ob ich meinen CD-Spieler analog, per Digi-Koax oder Lichtleiter anschließe!

Verfasst: Mi 25. Jan 2006, 12:49
von elchhome
Amperlite hat geschrieben:
Filmquäler hat geschrieben:Denon übrigens bestätigt das Phänomen und behauptet, nur unter Laborbedingungen und bei Zuspielungen mehrkanal analog über External Input würde die Strombegrenzung bei Extrempegeln und Sinussignalen (!) greifen. Bei digitaler Zuspieleung würden die Leistungsangeben in jedem Betriebszustand korrekt sein.
Aha, die maximale Ausgangsleistung eines Receivers soll sich also unterscheiden, je nachdem ob ich der Vorstufe ein analoges oder digitales Signal zuführe!?
Ich frage mich, wie das gehen soll, da die digitalen Signale ebenfalls erst in analoge gewandelt werden, bevor sie der Endstufe zugeführt werden.
Das Bauteil, das von einer Strombegrenzung geschützt ist, "sieht" also immer gleichartige Signale - egal ob ich meinen CD-Spieler analog, per Digi-Koax oder Lichtleiter anschließe!
Ganz einfach:

Bei digitalen Signalen hat man pro Kanal einen definierten Wertebereich 16-Bit: -32767 bis +32768. Man kann also problemlos die maximale Ausgangsspannung nach der D/A-Wandlung nach Wunsch definieren.
Bei analoger Signaleinspeisung wird die D/A-Wandlung in einem anderen Gerät realisiert - man hat also nicht mehr die Kontrolle über das Analogsignal.

Gruß, Andreas

Verfasst: Mi 25. Jan 2006, 13:00
von HeckMc
Hallo zusammen,

trotzdem denke ich, dass Testmuster - unabhängig der Branche - regelmäßig "getuned" sind. Man muss sich nur mal die Automobilbranche anschauen (Stichwort: Nebel-Radar, Crash-Test).

Gruß
Karsten

Verfasst: Mi 25. Jan 2006, 13:11
von Amperlite
@ Andreas: Deine Aussage mit der limitierten Ausgangsspannung der Vorstufe träfe dann zu, wenn der Lautstärkeregler bereits auf "Rechtsanschlag" steht.