CD der Woche: Nasty Savage - Nasty Savage
Verfasst: Sa 4. Mär 2006, 15:34
1985. Für Das Blap ein Jahr der Knüppelorgien. Possessed legten mit Seven Churches, die Messlatte für den Knüppelrekord recht hoch. Slayer prügelten sich durch "Hell Awaits", bis heute mein Lieblingalbum der alten Satansbraten. Celtic Frost begeisterten mit den Kultwerk "To Mega Therion". Aber es ging auch mit mehr Melodie, und ohne ständig aufs Gaspedal zu drücken. Eindrucksvoll bewiesen das Fates Warning, mit ihrem Zweitwerk "The Spectre Within". Oder auch Omen, die mit "Warning of Danger", ihr vermutlich stärkstes Album ablieferten. Eine nette Mischung aus Geknüppel und gemässigten Stücken, warfen Hallows Eve mit "Tales of Terror" auf den Markt. Was fällt an dieser Aufzählung sofort auf? Richtig, bis auf Celtic Frost, allesamt Bands aus den USA. Hatte die NWOBHM den Sturm entfacht, und britische Bands wie Iron Maiden waren zu Weltruhm aufgestiegen, so brodelte nun in den Staaten der Underground. Man eiferte den grossen Vorbildern nach, wollte entweder extremer klingen, oder mehr Tiefe und Technik in die Kompositionen einbringen.
1985. Ein Jahr gespickt mit Klassikern des metallischen Undergrounds. Für mich, wie bereits erwähnt, ein Jahr des Geknüppels. Aber auch ein Jahr der Horizonterweiterung. Über allen anderen thronten noch immer Queen, eine Herrschaft wie aus Stein gemeißelt. Marillion und Saga wuchsen mir immer mehr ans Herz. Klassiker aus vergangenen Jahrzehnten, erschlossen sich dem langhaarigen Kettenschwinger. Doch was erfreut den zornigen, jungen Mann in der Morgenstunde? Tape, Walkman und METAL. Verzerrte Fratze, umgedrehtes Kreuz und pikierte Busfahrer & Fahrgäste. Am Ausbildungsort befremdetes Stirnrunzeln. Berufsschüler, denen die Michael Jackson Tapes im Walkman sauer werden. Sehr angenehm.
Was waren Nasty Savage für Gestalten? Es wundert nicht weiter, dass wir es hier ebenfalls mit einer Band aus den USA zu tun haben. Durch ein Demo, sowie einem Beitrag zur legendären Metal Massacre Sampler Reihe, erlangten die Burschen einen hohen Insiderstatus. Gierig wartete man also auf das Debut. Sänger Nasty Ronnie zertrümmerte auf der Bühne gerne Fernseher. Damals genug um zum Pflichtkauf zu avancieren. Nasty Savage werden meist in die Thrash Metal Schublade gepackt. Dies trifft aber nur teilweise zu. Ich würde die Musik eher als Heavy Metal, mit Einflüssen aus Thrash- und Speed Metal einordnen. Aber bevor wir in Haarspaltereien verfallen, steigen wir doch einfach in das Album ein.
"No Sympathy" beginnt mit einem finsteren Intro. Unwillkürlich denkt man an Celtic Frost. Doch die einsetzenden Gitarren klingen deutlich anders. Melodiös, fast fühlt man sich ein wenig an Iron Maiden erinnert. Allerdings sind Bass und Drums nicht prägnant genug, um diesen Eindruck zu stützen. Die Band spielt sehr geschlossen, kein Instrument drängt sich deutlich in den Vordergrund. Selbst die Gitarrensoli fügen sich sehr stimmig in die Songs ein. Dieser Eindruck hält während des gesamten Albums an. Zu etwas Besonderem, wird die Band durch die Vocals von Nasty Ronnie. Hier muss ich wieder Iron Maiden als Vergleich bemühen. Teils erinnert mich Ronnie an Paul di'Anno, den ersten Shouter der eisernen Jungfrauen. Man bekommt hier also kein Gegrunze geboten, eher driftet Nasty Ronnie in hohe Tonlagen ab, allerdings ohne nervigen Eiergesang abzusondern. "Gladiator" gilt als einer der Höhepunkte des Werkes. Sicherlich nicht zu Unrecht. Die Band variiert geschickt das Tempo, der Gesang bewegt sich zwischen bedrohlich und hysterisch. "Fear beyond the Vision", eine etwas simpler ausgefallene Komposition, mit sehr einfachem Refrain. Mir macht der Song trotzdem Spass, besonders die "leiernden" Background Vocals. "Metal Knights" ein geiler Headbanger. Klischeehafter Text, treibender Rhythmus. Genau der richtige Stoff, morgens halb Zehn in Deutschland.
"Garden of Temptation" kommt als kurzes, ruhiges Vorspiel zu "Asmodeus" daher. Ein nette Entspannung und Auflockerung. Aber schont steht der Leibhaftige wieder auf der Matte. Fette Gitarrenwände, Nasty Ronnie lotet die Höhen und Tiefen seiner Stimme aus. Hier fühle ich mich, bei den höheren Passagen, fast ein wenig an King Diamond erinnert, wie er beim Göttersong "A dangerous Meeting" klang. "Dungeon of Pleasure" stampft im Midtempo daher, der Refrain fällt erneut recht simpel aus, weiss aber durchaus zu gefallen. Schöne Gitarrensoli gibt es obendrauf. "The Morgue" ist eine sehr interessante Komposition. Ruhiges Intro, Nasty Ronnie passt seinen Gesang entsprechend an, eine unheimliche Stimmung kommt auf. Der Song ist zunächst schleppend, steigert sich dann ins Midtempo. "Instigator" wird flott eingeblendet. Hier haben wir es nochmal mit einem eher unscheinbaren Song zu tun, welcher aber durch das Zusammenspiel der Band zu überzeugen weiss. "Psychopath" dürfen Basser und Drummer einleiten, schnell gesellen sich die Gitarren hinzu, und Nasty Ronnie steigt mit, wie passend, irrem Gelächter ein. Damit wären wir auch schon fast am Ende unseres kleinen Metaltrips angelangt. "End of Time" beschliesst den Underground Klassiker würdig. Die Band spielt hier wieder etwas mit dem Gaspedal, und gestaltet die Komposition damit abwechslungsreich. Ganz zum Schluss kommt nochmal die "Celtic Frost Stimmung" des Intros auf.
Fazit: Natürlich bietet dieses Album keine musikalischen Höchstleistungen, und es bricht auch keine Geschwindigkeitsrekorde. Aber es hat den "Test of Time" recht tapfer überstanden. Die Produktion ist solide ausgefallen, die Songs nerven auch unzähligen Durchgängen nicht. Wer dem Metal zugeneigt ist, und gern unterhalb der Oberfläche nach Klassikern sucht, ist mit dem Debut von Nasty Savage gut beraten. Das zweite Album "Indulgence" fällt ebenfalls erfreulich aus. Danach habe ich die Band aus den Augen verloren. 1989 kam ein drittes Album mit Namen "Penetration Point" heraus, anschliessend verschwanden die Jungs von der Bildfläche. 2004 gab es ein Comeback mit dem Werk "Psycho Psycho". Leider kenne ich das Album nicht.
Manchen Kenner wird es vielleicht wundern, warum im Vorwort nichts von Bands wie Sodom, Kreator oder Destruction zu lesen ist. Ganz einfach: Das ist ein anderes Thema. Kommt Zeit, kommt die nächste "Knüppel aus dem Sack" Rezi.
Edit: Tippfehler beseitigt.
1985. Ein Jahr gespickt mit Klassikern des metallischen Undergrounds. Für mich, wie bereits erwähnt, ein Jahr des Geknüppels. Aber auch ein Jahr der Horizonterweiterung. Über allen anderen thronten noch immer Queen, eine Herrschaft wie aus Stein gemeißelt. Marillion und Saga wuchsen mir immer mehr ans Herz. Klassiker aus vergangenen Jahrzehnten, erschlossen sich dem langhaarigen Kettenschwinger. Doch was erfreut den zornigen, jungen Mann in der Morgenstunde? Tape, Walkman und METAL. Verzerrte Fratze, umgedrehtes Kreuz und pikierte Busfahrer & Fahrgäste. Am Ausbildungsort befremdetes Stirnrunzeln. Berufsschüler, denen die Michael Jackson Tapes im Walkman sauer werden. Sehr angenehm.
Was waren Nasty Savage für Gestalten? Es wundert nicht weiter, dass wir es hier ebenfalls mit einer Band aus den USA zu tun haben. Durch ein Demo, sowie einem Beitrag zur legendären Metal Massacre Sampler Reihe, erlangten die Burschen einen hohen Insiderstatus. Gierig wartete man also auf das Debut. Sänger Nasty Ronnie zertrümmerte auf der Bühne gerne Fernseher. Damals genug um zum Pflichtkauf zu avancieren. Nasty Savage werden meist in die Thrash Metal Schublade gepackt. Dies trifft aber nur teilweise zu. Ich würde die Musik eher als Heavy Metal, mit Einflüssen aus Thrash- und Speed Metal einordnen. Aber bevor wir in Haarspaltereien verfallen, steigen wir doch einfach in das Album ein.
"No Sympathy" beginnt mit einem finsteren Intro. Unwillkürlich denkt man an Celtic Frost. Doch die einsetzenden Gitarren klingen deutlich anders. Melodiös, fast fühlt man sich ein wenig an Iron Maiden erinnert. Allerdings sind Bass und Drums nicht prägnant genug, um diesen Eindruck zu stützen. Die Band spielt sehr geschlossen, kein Instrument drängt sich deutlich in den Vordergrund. Selbst die Gitarrensoli fügen sich sehr stimmig in die Songs ein. Dieser Eindruck hält während des gesamten Albums an. Zu etwas Besonderem, wird die Band durch die Vocals von Nasty Ronnie. Hier muss ich wieder Iron Maiden als Vergleich bemühen. Teils erinnert mich Ronnie an Paul di'Anno, den ersten Shouter der eisernen Jungfrauen. Man bekommt hier also kein Gegrunze geboten, eher driftet Nasty Ronnie in hohe Tonlagen ab, allerdings ohne nervigen Eiergesang abzusondern. "Gladiator" gilt als einer der Höhepunkte des Werkes. Sicherlich nicht zu Unrecht. Die Band variiert geschickt das Tempo, der Gesang bewegt sich zwischen bedrohlich und hysterisch. "Fear beyond the Vision", eine etwas simpler ausgefallene Komposition, mit sehr einfachem Refrain. Mir macht der Song trotzdem Spass, besonders die "leiernden" Background Vocals. "Metal Knights" ein geiler Headbanger. Klischeehafter Text, treibender Rhythmus. Genau der richtige Stoff, morgens halb Zehn in Deutschland.
"Garden of Temptation" kommt als kurzes, ruhiges Vorspiel zu "Asmodeus" daher. Ein nette Entspannung und Auflockerung. Aber schont steht der Leibhaftige wieder auf der Matte. Fette Gitarrenwände, Nasty Ronnie lotet die Höhen und Tiefen seiner Stimme aus. Hier fühle ich mich, bei den höheren Passagen, fast ein wenig an King Diamond erinnert, wie er beim Göttersong "A dangerous Meeting" klang. "Dungeon of Pleasure" stampft im Midtempo daher, der Refrain fällt erneut recht simpel aus, weiss aber durchaus zu gefallen. Schöne Gitarrensoli gibt es obendrauf. "The Morgue" ist eine sehr interessante Komposition. Ruhiges Intro, Nasty Ronnie passt seinen Gesang entsprechend an, eine unheimliche Stimmung kommt auf. Der Song ist zunächst schleppend, steigert sich dann ins Midtempo. "Instigator" wird flott eingeblendet. Hier haben wir es nochmal mit einem eher unscheinbaren Song zu tun, welcher aber durch das Zusammenspiel der Band zu überzeugen weiss. "Psychopath" dürfen Basser und Drummer einleiten, schnell gesellen sich die Gitarren hinzu, und Nasty Ronnie steigt mit, wie passend, irrem Gelächter ein. Damit wären wir auch schon fast am Ende unseres kleinen Metaltrips angelangt. "End of Time" beschliesst den Underground Klassiker würdig. Die Band spielt hier wieder etwas mit dem Gaspedal, und gestaltet die Komposition damit abwechslungsreich. Ganz zum Schluss kommt nochmal die "Celtic Frost Stimmung" des Intros auf.
Fazit: Natürlich bietet dieses Album keine musikalischen Höchstleistungen, und es bricht auch keine Geschwindigkeitsrekorde. Aber es hat den "Test of Time" recht tapfer überstanden. Die Produktion ist solide ausgefallen, die Songs nerven auch unzähligen Durchgängen nicht. Wer dem Metal zugeneigt ist, und gern unterhalb der Oberfläche nach Klassikern sucht, ist mit dem Debut von Nasty Savage gut beraten. Das zweite Album "Indulgence" fällt ebenfalls erfreulich aus. Danach habe ich die Band aus den Augen verloren. 1989 kam ein drittes Album mit Namen "Penetration Point" heraus, anschliessend verschwanden die Jungs von der Bildfläche. 2004 gab es ein Comeback mit dem Werk "Psycho Psycho". Leider kenne ich das Album nicht.
Manchen Kenner wird es vielleicht wundern, warum im Vorwort nichts von Bands wie Sodom, Kreator oder Destruction zu lesen ist. Ganz einfach: Das ist ein anderes Thema. Kommt Zeit, kommt die nächste "Knüppel aus dem Sack" Rezi.
Edit: Tippfehler beseitigt.