CD der Woche: The Sisters of Mercy - First and...
Verfasst: Mi 22. Mär 2006, 02:20
Wenden wir uns mal wieder der schwarzen Musik zu. Wenn das Blap von "schwarzer Musik" spricht, kann damit nur Gothic, Darkwave etc. gemeint sein. Bisher sind meine Review-Ausflüge auf dieses Feld eher selten. So gab einen Artikel über meine Lieblingsgrufties, und eine kleine Rezi über ein wundervolles, eher elektronisches Düsterwerk.
Aller guten Dinge sind drei, ergo nehme ich mir heute eine Scheibe der Sisters of Mercy vor. Wie kam ich auf die Sisters? Sicherlich war es nicht so spektakulär wie bei The Cure, wo aus völliger Ablehnung plötzliche Liebe wurde. Ein ehemaliger Arbeitskollege brachte mir die CD "Floodland" mit, und diese fand auf Anhieb mein Gefallen. Nach dem Kauf dieser damals aktuellen Scheibe, musste auch das Debut her. Zunächst gefiel mir "First and Last and Always", so der vollständige Titel des hier besprochenen Werkes, nicht ganz so gut wie "Floodland". Dies sollte sich aber schnell ändern. Aus heutiger Sicht bleibt das Debut der Sisters deren stärkstes Album.
Vielleicht noch ein paar Worte zur Band um Andrew Eldritch. Zu Beginn der Karriere erregte man durch diverse Singles und EPs Aufmerksamkeit. 1985 wurde dann das hier vorgestelle Album veröffentlicht. Damals waren die Sisters noch eine "echte" Band. Es kam zu Spannungen, worauf "Hauptsongwriter" Wayne Hussey ausstieg ("Hauptsongwriter" bezieht sich nur auf die Musik. Für die Texte zeichnet grundsätzlich Andrew Eldritch verantwortlich), und mit weiteren Mitstreitern die Band The Mission gründete. (Diese werden mit Sicherheit, irgendwann ebenfalls Thema dieser Rubrik sein.) Eldritch stand folglich ohne Band da. Für das folgende Album holte er sich eine Bassistin als offizielles Bandmember zur Verstärkung, schwang das Zepter aber alleine. (Natürlich werkelten noch weitere "Gastmusiker" an der Scheibe.) Dem kommerziellen Erfolg tat dies keinen Abbruch. Album #3 "Vision Thing" wurde, mit erneut umgekrempelter Besetzung, ein ebenfalls sehr beachtlicher Erfolg. "Vision Thing" erblickte 1990 das Licht der Welt. Seither haben die Sisters kein weiteres Album mit neuem Material veröffentlicht. Es gibt zwar immer wieder Gerüchte, und auch vereinzelte Liveauftritte, aber der Ruf nach einem neuen Album blieb bisher unerhört. Immerhin wurde in den Neunzigern eine Sammlung der alten Singles und EPs veröffentlicht (Some Girls wander by Mistake), und ein "Greatest Hits" Album wurde ebenfalls auf die kaufwillige Fanschar losgelassen (A Slight Case of Overbombing).
Tauchen wir nun in die gruftigen Tiefen, eines längst vergangenen Jahrzehnts ab. Und mal ehrlich, ist es nicht schön mal alles einfach nur SCHWARZ zu sehen, wenn man bei Thema "Achtziger Jahre", doch eher an fürchterlichen Synthiepop, Neue Deutsche Welle und andere Brechmittel denkt...??? (OK, ich war damals ein langhaariger Kettenschwinger, und hasste sowieso die ganze Welt. )
"Black Planet" eröffnet den Ritt durch die Finsternis. Andrew, Du kannst es hassen, wenn man diese Musik in die Schublade "Gothic" steckt. Aber was könnte passender sein? Gerade treiben wir über den schwarzen Planeten, als uns Doktor Avalanche einen Tritt in den Hintern verpasst. "Walk Away" ist zwar nicht so einnehmend wie der Opener ausgefallen, kommt aber recht flott und aufrüttelnd daher. "No Time to cry" variert das Tempo ein wenig, legt im Refrain eine Schippe drauf. Nun folgt ein mit "A Rock and a hard Place" ein echtes Highlight. Rhythmisch simpel ausgefallen, überzeugt der Track gerade durch seine stoische Gradlinigkeit. Hier vielleicht noch ein paar Worte zur aufgezogenen Schublade "Gothic Rock". Den Hörer erwarten keine Rifforgien, überhaupt dienen die Gitarren nur zur Vervollständigung des Gesamtbildes. Weitaus prägender ist der Gesang, vielleicht auch der legendäre Drumcomputer Doc Avalanche. Zurück zum Album. "Marian" ist mein Lieblingssong der Sisters. Im Mittelteil hört man Eldritch, seiner Verzweilung in deutscher Sprache Luft machen. Nach dieser Großtat hat der Titelsong kein leichtes Spiel. Doch erfreut auch "First and last and always" das Herz des Hobbygrufties. Der Refrain hat leichte "Bombastanklänge". Dies sollte Eldritch auf dem folgenden Album wieder aufgreifen. Das mysteriöse "Possession" gehört eher in die Abteilung solide. Nicht übel, aber umrahmt von Klassikern. "Nine while Nine" mag ich sehr, wegen des schönen Miteinander von Gitarre und Drumcomputer. Der Song hat eine sehr hübsche Melodie, wahrlich ein kleines Juwel. Bei "Logic" darf die Gitarre ein kurzes Intro anstimmen, bevor der Doc seinen Takt anstimmt. "Logic" ist eigentlich ein eher unauffälliger Song, hat aber einen genialen, dramatischen Refrain. "Some kind of Stranger" führt uns schleppend, trauernd aus dem Album. Der Track beginnt ruhig, dann darf wiederrum kurz die Gitarre dominieren, bevor Drumcomputer und Eldritch einsetzen. Langsam verschwindet der Song im Sog der Nacht...
Diesmal sind meine Ausführungen zu den einzelnen Stücken recht knapp ausgefallen. Es fällt nicht leicht detaillert auf die Songs einzugehen. Denn das Album ist doch recht gleichförmig, und bietet eine durchweg düstere "Einheitsstimmung". Aber genau dies macht den Reiz des Werkes aus! Vielleicht sollten auch Leser reinhören, die sonst weniger mit Gothic anfangen können. Die Musik der Sisters wirkt nicht aufgesetzt oder erzwungen, sondern durch und durch authentisch. Daher gelingt es ihr auch, den Hörer wirklich zu erreichen und zu berühren.
Weitere Empfehlungen:
Floodland (1987) - Abwechslungsreicher und poppiger als das Debut. Der Zugang ist einfacher. Auch wenn ich "First and Last and Always" bevorzuge, so ist "Floodland" ebenfalls ein gutes Album.
Vision Thing (1990) - Sisters go Hardrock mit Düstertouch. Gutes Album, sprengt Genregrenzen.
Some Girls wander by Mistake (1992) - Zusammenfassung alter Singles und EPs, aus der Zeit vor dem Debut.
Aller guten Dinge sind drei, ergo nehme ich mir heute eine Scheibe der Sisters of Mercy vor. Wie kam ich auf die Sisters? Sicherlich war es nicht so spektakulär wie bei The Cure, wo aus völliger Ablehnung plötzliche Liebe wurde. Ein ehemaliger Arbeitskollege brachte mir die CD "Floodland" mit, und diese fand auf Anhieb mein Gefallen. Nach dem Kauf dieser damals aktuellen Scheibe, musste auch das Debut her. Zunächst gefiel mir "First and Last and Always", so der vollständige Titel des hier besprochenen Werkes, nicht ganz so gut wie "Floodland". Dies sollte sich aber schnell ändern. Aus heutiger Sicht bleibt das Debut der Sisters deren stärkstes Album.
Vielleicht noch ein paar Worte zur Band um Andrew Eldritch. Zu Beginn der Karriere erregte man durch diverse Singles und EPs Aufmerksamkeit. 1985 wurde dann das hier vorgestelle Album veröffentlicht. Damals waren die Sisters noch eine "echte" Band. Es kam zu Spannungen, worauf "Hauptsongwriter" Wayne Hussey ausstieg ("Hauptsongwriter" bezieht sich nur auf die Musik. Für die Texte zeichnet grundsätzlich Andrew Eldritch verantwortlich), und mit weiteren Mitstreitern die Band The Mission gründete. (Diese werden mit Sicherheit, irgendwann ebenfalls Thema dieser Rubrik sein.) Eldritch stand folglich ohne Band da. Für das folgende Album holte er sich eine Bassistin als offizielles Bandmember zur Verstärkung, schwang das Zepter aber alleine. (Natürlich werkelten noch weitere "Gastmusiker" an der Scheibe.) Dem kommerziellen Erfolg tat dies keinen Abbruch. Album #3 "Vision Thing" wurde, mit erneut umgekrempelter Besetzung, ein ebenfalls sehr beachtlicher Erfolg. "Vision Thing" erblickte 1990 das Licht der Welt. Seither haben die Sisters kein weiteres Album mit neuem Material veröffentlicht. Es gibt zwar immer wieder Gerüchte, und auch vereinzelte Liveauftritte, aber der Ruf nach einem neuen Album blieb bisher unerhört. Immerhin wurde in den Neunzigern eine Sammlung der alten Singles und EPs veröffentlicht (Some Girls wander by Mistake), und ein "Greatest Hits" Album wurde ebenfalls auf die kaufwillige Fanschar losgelassen (A Slight Case of Overbombing).
Tauchen wir nun in die gruftigen Tiefen, eines längst vergangenen Jahrzehnts ab. Und mal ehrlich, ist es nicht schön mal alles einfach nur SCHWARZ zu sehen, wenn man bei Thema "Achtziger Jahre", doch eher an fürchterlichen Synthiepop, Neue Deutsche Welle und andere Brechmittel denkt...??? (OK, ich war damals ein langhaariger Kettenschwinger, und hasste sowieso die ganze Welt. )
"Black Planet" eröffnet den Ritt durch die Finsternis. Andrew, Du kannst es hassen, wenn man diese Musik in die Schublade "Gothic" steckt. Aber was könnte passender sein? Gerade treiben wir über den schwarzen Planeten, als uns Doktor Avalanche einen Tritt in den Hintern verpasst. "Walk Away" ist zwar nicht so einnehmend wie der Opener ausgefallen, kommt aber recht flott und aufrüttelnd daher. "No Time to cry" variert das Tempo ein wenig, legt im Refrain eine Schippe drauf. Nun folgt ein mit "A Rock and a hard Place" ein echtes Highlight. Rhythmisch simpel ausgefallen, überzeugt der Track gerade durch seine stoische Gradlinigkeit. Hier vielleicht noch ein paar Worte zur aufgezogenen Schublade "Gothic Rock". Den Hörer erwarten keine Rifforgien, überhaupt dienen die Gitarren nur zur Vervollständigung des Gesamtbildes. Weitaus prägender ist der Gesang, vielleicht auch der legendäre Drumcomputer Doc Avalanche. Zurück zum Album. "Marian" ist mein Lieblingssong der Sisters. Im Mittelteil hört man Eldritch, seiner Verzweilung in deutscher Sprache Luft machen. Nach dieser Großtat hat der Titelsong kein leichtes Spiel. Doch erfreut auch "First and last and always" das Herz des Hobbygrufties. Der Refrain hat leichte "Bombastanklänge". Dies sollte Eldritch auf dem folgenden Album wieder aufgreifen. Das mysteriöse "Possession" gehört eher in die Abteilung solide. Nicht übel, aber umrahmt von Klassikern. "Nine while Nine" mag ich sehr, wegen des schönen Miteinander von Gitarre und Drumcomputer. Der Song hat eine sehr hübsche Melodie, wahrlich ein kleines Juwel. Bei "Logic" darf die Gitarre ein kurzes Intro anstimmen, bevor der Doc seinen Takt anstimmt. "Logic" ist eigentlich ein eher unauffälliger Song, hat aber einen genialen, dramatischen Refrain. "Some kind of Stranger" führt uns schleppend, trauernd aus dem Album. Der Track beginnt ruhig, dann darf wiederrum kurz die Gitarre dominieren, bevor Drumcomputer und Eldritch einsetzen. Langsam verschwindet der Song im Sog der Nacht...
Diesmal sind meine Ausführungen zu den einzelnen Stücken recht knapp ausgefallen. Es fällt nicht leicht detaillert auf die Songs einzugehen. Denn das Album ist doch recht gleichförmig, und bietet eine durchweg düstere "Einheitsstimmung". Aber genau dies macht den Reiz des Werkes aus! Vielleicht sollten auch Leser reinhören, die sonst weniger mit Gothic anfangen können. Die Musik der Sisters wirkt nicht aufgesetzt oder erzwungen, sondern durch und durch authentisch. Daher gelingt es ihr auch, den Hörer wirklich zu erreichen und zu berühren.
Weitere Empfehlungen:
Floodland (1987) - Abwechslungsreicher und poppiger als das Debut. Der Zugang ist einfacher. Auch wenn ich "First and Last and Always" bevorzuge, so ist "Floodland" ebenfalls ein gutes Album.
Vision Thing (1990) - Sisters go Hardrock mit Düstertouch. Gutes Album, sprengt Genregrenzen.
Some Girls wander by Mistake (1992) - Zusammenfassung alter Singles und EPs, aus der Zeit vor dem Debut.