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Händlerlatein...

Verfasst: Mi 19. Apr 2006, 18:27
von 24hours
Hallo Leute,

heute hatte ich ein Erlebnis der besonderen Art: Ich war bei unserem örtlichen Hifi-Händler, der vor allem NAD, Cambridge und NAIM-Geräte vertreibt. Alles interessante Kandidaten für mein aktuelles Vorhaben: Ich möchte mich schlau machen, was im Musikbereich bei mir noch "geht". Zum momentanen Stand siehe meine Signatur.
Das aktuelle "Problem" ist, dass ich mir vorstelle, dass speziell im Stereobereich noch etwas zu machen ist und daher überlege, für Stereo einen reinen Stereoverstärker zu nutzen, der mehr aus den Nulines rausholen soll/kann/darf. :wink:

Das Problem an der Sache: der Kenny hat keine Preouts und für einen Umbau a la Rudi bin ich zu ungeschickt. Ich tendiere also zu einer Lösung, bei der ich zwischen den beiden Verstärkern für Stereo/Surround hin- und herschalte. Vorher wollte ich mir aber erst mal eine Hörmeinung einholen, wie gravierend die Unterschiede überhaupt sind.

Den Besuch beim Händler hätte ich mir allerdings schenken können...

Zum einen: Der absolute Voodoo-Laden, wo ein gutes Kabel schon mal gaaaanz wichtig ist. Und auch der CD-Player würde enorme Unterschiede ausmachen. Als ich von meinem betagten CD-Wechsler von Pioneer erzählte, schien dies dem Händler regelrechte physische Schmerzen zu bereiten.
Auch die Erwähnung von Nubert-Boxen brachte keine Pluspunkte ein. Im Gegenteil wurde der ansonsten eher kühl distanzierte Verkäufer bei diesem Thema eher munter: Er hätte neulich einen Kunden da gehabt, der nicht glauben wollte, wie schlecht seine Nubert-Boxen seien. Er habe dann bei besagtem Händler die Wharfedale Evo 10 gekauft und sei seitdem absolut zufrieden. Und überhaupt seien die Nubert-Produkte völlig überteuert, wenn man berücksichtigen würde, dass es ein Direktvertrieb sei. Wie so viele Leute so schlechte Qualität kaufen könnten, würde er ja schon mal gar nicht verstehen...
Auch die Erwähnung meines Kennys machte ihn offensichtlich sehr unglücklich. So wollte er mir partout absprechen, dass ich mit dem Kenwood und Nubert-Lautsprechern auch nur einen Hauch von Räumlichkeit wahrnehmen könne. Auf meine Gegenfrage, ob er den Kenwood überhaupt kennen würde, kam nur die Antwort, dass er genug Geräte dieser Firma gehört hätte und die Japaner dies einfach nicht so gut könnten, wie seine englischen Geräte. Und Innovationen würden ja wohl kaum bei so einem Billigreceiver eingeführt werden. Seiner Meinung nach würde ich mit einem Cambridge-Surround-Receiver wesentlich besser fahren - Gut, kann ich nicht widerlegen...

Ebenfalls spitze war, dass er (obwohl ich ausdrücklich gesagt hatte, dass ich einen reinen Stereoverstärker haben wolle) mir als erstes Gerät einen fetten NAD C 720 BEE an den Wharfedale EVO40 (Paarpreis 1400,-) vorführte. Klang natürlich klasse...

Während der ganzen Hörsession wurde ich den Eindruck nicht los, dass ich mit meinen Fragen, Musikwünschen und Vorstellungen diesem Menschen nur auf den Sack ging. Auf meine Frage, ob er mir den kleinen Cambridge A340 zum Probehören mit nach Hause geben könne, meinte er, dass dies am Wochenende schon ginge. Es würde allerdings mit meiner Konfiguration wenig Sinn machen, da diese qualitativ einfach zu schwach sei: "Nachher erzählen Sie mir noch, dass es der Receiver nicht bringt!" Ich dürfe aber gerne mal meinen Kenwood und die Nubis mit zu ihm bringen...

Lange Rede, kurzer Sinn: Selbst wenn meine Anlage so scheisse ist, wie sie mir geredet wurde, möchte ich an dieser Stelle einfach mal los werden, dass die durchweg freundliche und kundenorientierte telefonische Beratung bei Nubert um so viele Lichtjahre besser ist, als das, was ich heute erleben musste!!!

Zu meiner Ausgangsfrage zurück: Zuhause habe ich mich erst mal vor die Nubis gesetzt und Musik gehört - und genossen! Der Maßstab, den ich heute gehört habe (mit fast dreimal so teuren Standboxen und reinem Stereoverstärker) war zwar hörbar besser als bei mir - ob ich allerdings mit dem Extra-Verstärker auch hier wirklich besser Stereo hören kann, habe ich so nicht erfahren können... Ich bin ja fast schon am überlegen, ob ich mal bei der Nubert-Hotline anrufe und nach einer Geräte-Empfehlung frage. Da kriege ich wenigstens eine freundliche Antwort, die fachlich und preislich meinen Vorstellungen entspricht. Das doofe ist nur, dass ich nicht tausend Verstärker zur Probe bestellen will (kann?) und dann wieder zurück schicken muss. Auch habe ich ja mein "Umstöpselproblem" noch nicht gelöst - den Kenny würde ich schon gerne behalten! Vielleicht habt ihr ja schon Erfahrungen oder Vorschläge, was ich tun könnte?

Cheers,
Michael

Verfasst: Mi 19. Apr 2006, 18:59
von beamter77
... stopfe dem Händler das Maul
und und schaue bei ihm
mit deinen Nubis vorbei.

Ein Vergleich bringt immer neue
Erkenntnisse.

Wieviel Kohle steht zur Verfügung ?

Verfasst: Mi 19. Apr 2006, 19:00
von Klempnerfan
Hallo 24hours,

schon recht deftig, was Dir widerfahren ist.

Ein Hifi-Händler muß schon von seiner Ware überzeugt sein, aber bestimmt nicht Produkte schlechtreden,
die er nicht führt bzw. einem Kunden zur Verfügung stehen. So hat er sich nun ein Eigentor geschossen,
aber Dir ist mit dem Besuch auch nicht geholfen worden.

Deinen Gedankengang will ich noch mal aufgreifen:

Ich bin ja fast schon am überlegen, ob ich mal bei der Nubert-Hotline anrufe und nach einer Geräte-Emfehlung frage. Da kriege ich wenigstens eine freundliche Antwort, die fachlich und preislich meinen Vorstellungen entspricht. Das doofe ist nur, dass ich nicht tausend Verstärker zur Probe bestellen will (kann?) und dann wieder zurück schicken muss.

Warum nicht anrufen?

Du möchtest ja Deinen Stereopart verbessern, also wenn Du weißt, was Dir am jetzigen Klang fehlt oder worauf Du wert legst, kann man doch schon eingrenzen, welche Verstärker in Frage kommen könnten.
So ersparst Du Dir auch die tausend Stück :wink:

Möglicherweise gibt es ja auch die Chance, nicht nur bei einem Händler eine Hörprobe zu nutzen.

Deine Umstöpselprobleme werden sich gewiß lösen lassen (sofern das reine Umschalten zwischen den Geräten für Dich kein "Problem" ist). Dazu werden sich bestimmt noch Profis melden.

Gruß Uwe

Verfasst: Mi 19. Apr 2006, 19:05
von pbeier
hach, ich liebe solche schlauen leute...

zu doof zum verkaufen, selber schuld, kein mitleid!

du tust mir leid, auch wenn ich deine geschichte grad gern gelesen habe. OK, dem typ ist nicht zu helfen, schwamm drüber, abgehakt.

hast du eigentlich eine vorstellung, was dir der neue amp finanziell abverlangen darf? - es wird dann einfacher.
ausserdem solltest du grossen wert darauf legen, zuhause zu testen! das macht furchtbar viel aus!!

gruss vom pb

Verfasst: Mi 19. Apr 2006, 19:14
von Benutzername
solche hifihändler gehören in den sack gesteckt und....
kabel sind einfach nunmal nur kabel und haben einen vernachlässigbaren minimalen kleinen serienwiderstand;
auch wenn vergleiche immer hinken aber der hier passt meiner meinung nach;
Technik Satt hat geschrieben:...in kabel zu investieren bringt genausoviel wie den cw-Wert eines Traktors zu verbessern...
ich würde lieber ein bisschen zeit investieren litaratur zur raumakustik zu lesen anstatt geld für einen stereoreceiver auszugeben, aber wenn du das geld hast mach es ruhig, dann kannst du besser schlafen

"In der ersten Versuchsreihe [1] wurde bereits festgestellt, dass klangliche Unterschiede bei
Endstufen im normalen Arbeitsbereich fernab der Clipgrenze, wenn sie denn überhaupt vorhanden
sind, meist auf geringfügige Unterschiede im Frequenzgang oder auf einen unzureichenden
Pegelabgleich zurückzuführen sind."

"Es bleibt somit als Quintessenz, dass soweit eine Endstufe dem heutigen Stand der Technik
entspricht, von ihr keine hörbar klanglichen Beeinflussungen für das Audiosignal mehr ausgehen.
Unterschiede finden sich somit nur in der Fähigkeit möglichst hohe unverzerrte Ausgangsspannungen
in Kombination mit hohen Ströme bei niederohmeigen Lasten liefern zukönnen"

"Leider erhärtete sich jedoch zunehmendes der schon immer vorliegende Verdacht, dass für die hörbaren Unterschiede nur geringe Frequenzgangabweichungen, ein unzureichender Pegelabgleich oder schlicht fehlende
Leistung verantwortlich waren. Dass Endstufen klanglich filigran sein können, Anteile der
Musik verschleiern und hervorholen oder mehr weniger räumlichen klingen können, war in
allen Hörversuchen nicht einmal ansatzweise festzustellen."

http://www.anselmgoertz.de/Page10383/An ... ga00et.pdf

http://www.anselmgoertz.de/Page10383/An ... ga00et.pdf


viel spaß beim lesen


Gruß,
Andi

Verfasst: Mi 19. Apr 2006, 19:31
von beamter77
"Es bleibt somit als Quintessenz, dass soweit eine Endstufe dem heutigen Stand der Technik
entspricht, von ihr keine hörbar klanglichen Beeinflussungen für das Audiosignal mehr ausgehen.
Unterschiede finden sich somit nur in der Fähigkeit möglichst hohe unverzerrte Ausgangsspannungen
in Kombination mit hohen Ströme bei niederohmeigen Lasten liefern zu
können"
... na, dann muss ich mal wieder zum Ohrenarzt. :roll: :roll: :roll:

Verfasst: Mi 19. Apr 2006, 20:06
von Vul Kuolun
Mir gings seinerzeit so, daß ich -von dem allgegenwärtigen Vodoo-Geschwätz mal ganz abgesehen- keinen Händler gefunden habe, der mir Boxen zur Probe überlassen, oder wenigstens unkomplizierten Umtauch im Falle krasser Fehlanpassung an den Wohnraum angeboten hätte.

Für Lautsprecher, denke ich, ein klares Ausschlusskriterium. Von daher war schnell klar, wer den Zuschlag kriegt...

Verfasst: Mi 19. Apr 2006, 21:15
von Ronin
Der gute Händler scheint ja von seinen Cambridge-Teilen schwerstens überzeugt zu sein. Schade, daß Sleepyjoe nicht mehr hier rumkommt, der könnte dir ein Lied von Cambridge singen. SJ hatte mal einen zum Testen von einem Händler zu Hause. Kaum hatte er den Receiver aus der Verpackung draussen, ist ihm erst schonmal der Lautstärkeregler entgegen gefallen. :lol:
Klanglich muß er wohl auch nicht der Bringer gewesen sein (muß wohl nur laue Luft geliefert haben), aber das ist Geschmackssache. bvg

Verfasst: Mi 19. Apr 2006, 21:17
von Bravado
Wenn ein Händler andere Produkte schlechtmacht, sollten die Alarmglocken läuten.
Völlig inakzeptabel IMHO.

Ein Händler, der mir was verkaufen will, muss sich zunächst mal die Mühe machen, herauszufinden, was mir wichtig ist (was sich keinesfalls mit dem decken muss, was ihm wichtig ist).
Und wenn er mir nicht die Möglichkeit gibt, ein Gerät auch zu Hause zu hören, dann kann sein Verkaufsinteresse nicht allzu ausgeprägt sein.

@24hours
Zur Frage der klanglichen Relevanz von CD-Spielern und Verstärkern habe ich meine eigene Meinung, die sich nicht mit der hier vorherrschenden deckt. Ist nicht weiter schlimm, da ich mich nach den Kriterien entscheide, die mir wichtig sind (was sich keinesfalls mit dem decken muss, was anderen wichtig ist).
Von daher mein Rat: vertraue Deinen Ohren. Das zählt.

Verfasst: Mi 19. Apr 2006, 22:16
von Zweck0r
vertraue Deinen Ohren
... , aber kenne ihre Grenzen. Genau wie die eines Messgerätes.

Grüße,

Zweck